#8 Samuel: Ich würde es wieder tun

Shownotes

In dieser emotionalen Podcast-Folge berichtet Samuel, ein 28-jähriger Altenpfleger aus einer streng gläubigen Familie, von seinem Leben als Homosexueller. Er berichtet von seinem Weg der Akzeptanz in einer Gemeinschaft, die sie ablehnt. Dabei gewährt Samuel einen tiefen Einblick in seine Welt, geprägt von Selbstfindung, Mut und dem Wunsch nach Harmonie.


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Transkript anzeigen

0: 00:00Stell dir vor, du kommst in einen Raum, vor dir sitzt ein Mensch und du hast keine Ahnung, wer das ist. Das passiert mir in jeder Folge bei unserem Podcast von Bohne zu Bohne. Mein Name ist Charlotte und ich weiß vorher nichts über unsere Gäste. Kein Name, keine Information, keine Themen. Also werden meine Fragen auch deine Fragen sein. Ich bin Sanja und ich suche die Gäste. Hier achte ich darauf, dass es Menschen mit spannenden Persönlichkeiten und faszinierenden Erlebnissen sind. Und genau die wollen wir mit euch teilen. Bist du bereit, gemeinsam mit Charlotte neue Geschichten kennenzulernen? Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge. Mein Name ist Charlotte. Mein Name ist Sanja.

0: 00:40Mein Name ist Samuel. Ich bin 28 Jahre alt, ich bin homosexuell und ich komme aus einer sehr gläubigen Familie. Hallo Samuel, schön, dass du deine Geschichte mit uns teilen möchtest. Gerne, gerne. Magst du erstmal ein paar Details über dich verraten? Wo kommst du her? Ich komme ursprünglich aus Salzgitter-Lebenstedt und bin dann durch meinen Partner vor acht Acht Jahre bin ich dann nach *** gezogen und seitdem wohne ich eigentlich hier. Ich bin examenter Altenpfleger, arbeite jetzt auch noch in Salzgitter Lebensstädt und fühle mich da sehr wohl und das ist mein Leben und ich liebe meinen Beruf.

0: 01:23Sehr schön. Was magst du zu deiner Geschichte erzählen? Wo fängt deine Geschichte an? Ja, eigentlich schon als kleines Kind, würde ich sagen, wo ich halt echt gemerkt habe, dass ich anders bin als andere oder irgendwas an mir habe, was halt laut meinem Glauben, den ich halt hatte und habe, halt nicht richtig ist und ich da irgendwie versuchen musste, mit mir irgendwie im Reinen zu kommen oder versuchen, dass ich da mein Leben halt irgendwie mit bestreiten kann. Welchen Glauben hast du oder hattest du? Also wir haben eigentlich keine Bezeichnung für den Glauben. Also es ist nicht evangelisch, nicht katholisch. Wir sind eigentlich echt nur eine Gemeinde, die sich versammelt und versucht, nach der Bibel einfach alles so umzusetzen, wie es halt dort steht.

0: 02:24Wir machen keinen Namen, wir tun uns nicht groß machen, also eigentlich ganz unspektakulär. Eigentlich so freikirchlich, kann man so sagen. Wie groß war denn da die Gemeinde? Also die Gemeinde bei uns besteht eigentlich hauptsächlich gerade in der Gitterlebensstadt so viel aus der ganzen Verwandtschaft, alles in der Gemeinde drin. Und natürlich kann auch immer von außen was dazukommen, aber hauptsächlich ist es echt so Verwandtschaft, die da drin ist. Und hast du irgendwie eine Menge an Personen, die da sind? Ich kann mir das jetzt schwer vorstellen, wenn du sagst Gemeinde und Familie gleichzeitig. Das ist ja dann eine... Ja, wir sind ja auch eine sehr, sehr große Verwandtschaft. Die sind echt überall. Wir haben auch eine Amerika-Verwandtschaft, also echt eigentlich weltweit fast. Und lass mich lügen, aber ich weiß nicht, ob es schon um die zwischen 50 und 100 Leute sind. Jetzt wahrscheinlich noch ein bisschen mehr, weil ich mitgekriegt habe, viele kriegen jetzt Kinder und so. Da kommt auch ein bisschen was nach. Aber ja, schon eigentlich, wir haben halt eine sehr große Verwandtschaft.

0: 03:40Das heißt, die Idee dahinter ist auch, dass man in sich, in seiner Gruppe bleibt, in seiner Peergroup und nichts außerhalb dessen geht, richtig? Man versucht es halt, weil man eigentlich versuchen sollte, die äußeren Einflüsse nicht auf sich einwirken zu lassen, damit man sich auf das Wesentliche konzentriert. Achso, was ist denn das Wesentliche? Halt der Glauben, dass man sich viel damit beschäftigt und sich nicht so doll von anderen Sachen ablenken lässt. Man wird eigentlich so ein bisschen versucht, dass man nicht so auf Festivals geht. So eigentlich schon die Kleinigkeiten. Manchmal so Fernseher.

0: 04:23Natürlich, meine Familie war in gewissen Sachen immer ein bisschen lockerer. Also die war schon ein bisschen entspannter, aber manche, die es vielleicht ein bisschen ernster genommen haben, die hatten auch keinen Fernsehen und haben sich wirklich nur auf das Wesentliche konzentriert, was halt in der Bibel steht. Nur für sich mit der Bibel beschäftigt. Dann gibt es auch immer gewisse Konferenzen, wo auch, es gibt nämlich verschiedene Gemeinden in verschiedenen Stadtteilen oder so. Und dann gibt es immer gewisse Tage oder Veranstaltungen, wo man sich an einem Ort von den verschiedenen Städten zusammentrifft und dann auch vom Glauben her bestimmte Sachen erarbeitet oder zusammen betet oder mit sich aus den Bibeltexten irgendwas rauszieht und darüber spricht.

0: 05:08So Gemeinde, Projekt, Tag, Gemeinde. Genau. Oder auch, wir hatten auch Sonntagsschule zusammen, war immer sonntags von den Kleinen, wo wir halt auch immer Nachhagemeinde kamen wir dann auch zusammen und wurden halt auch von der Bibel so unterrichtet, so da gab es immer so Lehrer bei uns. Und wie war das jetzt in Kombination mit der Digitalisierung? Ich meine Social Media spielt eine immer größere Rolle, wenn du sagst, dass ihr schon zum Teil gar keine Fernseher hattet, deine Familie jetzt so etwas mehr. Aber wie war das jetzt mit Social Media, mit sozialen Kontakten? Ich denke mal, das hat sich jetzt auch alles so ein bisschen nach und nach ein bisschen verändert. Ich kann jetzt auch nicht mehr so viel erzählen, weil bei mir war ja, glaube ich, auch so der Bruch, auch so mit Social Media, wo alles so angefangen hat. Und ich bin ja jetzt acht, neun Jahre raus. Von daher weiß ich jetzt halt auch nicht mehr, wie es dort läuft. Aber ich weiß, bei mir hat es angefangen und da hat man halt auch schon gemerkt, dass so meine Cousins und so in meinem Alter, dass wir halt alle schon so ein bisschen, wie vielleicht die älteren Leute jetzt in unserer Verwandtschaft sagen, so ein bisschen ausgebrochen sind. Also so ein bisschen die schwarzen Schafe, die dann schon so ein bisschen mehr Mist gemacht haben oder anders als die, die halt schon ein bisschen älter sind und vielleicht diese Einflüsse nicht hatten. Gab es Konsequenzen, wenn man im Endeffekt sich gegen etwas gestellt hat oder anders verhalten hat als gewünscht? Konsequenzen würde ich eigentlich, also bei uns jedenfalls nicht, in meiner Familie. Ich denke mal, es gab dann wirklich schon strengere Familien, wo dann gesagt worden ist, hier gibt ein Handy oder es gibt kein Fernsehen mehr oder so. Aber bei meiner Familie war das immer schon so, dass war es eigentlich mehr mein Vater, dass man mit uns geredet hat, dass man gesagt bekommen hat, das war nicht gut und so ist es vielleicht besser. Und es wurde bei uns auf eine lieben Art und Weise gemacht. Also da wurde nicht so knallscharf da irgendwas gemacht und also das war bei uns immer sehr entspannt würde ich sagen.

0: 07:22Moralische Konsequenzen gab es die? Also dass man die Moral geholt bekommen hat und dann erklärt wurde wieso, weshalb was nicht gut ist? Eigentlich schon, gerade vom Glauben her. Da wurde halt gesagt hier es steht eigentlich so und so in der Bibel und du machst es so und so, das ist nicht schön. Der Gott, der ist da nicht eins mit dem und ist traurig und willst du das? Und ja, so in der Art. Und hast du so was wie Ausgrenzung erfahren? Nee, gar nicht. Zu Beginn, als sowas mit Social Media anfing? Du meinst seitens deiner Freunde, Bekannten und Schule, oder? Nee, seitens deiner Familie.

0: 07:58Dass sie das als Konsequenz, dass sie so enttäuscht von dir waren? Dass sie dich da irgendwie damit ausgriffen wollte? Ja, ja. Nee, natürlich bei meinen Eltern so Unverständnis, die kennen das halt nicht. Aber eigentlich in dem Bezug gar nicht. Nee, die fanden es halt immer nicht gut, aber man konnte es trotzdem immer noch weitermachen. Aber die haben halt immer einen so ein bisschen gezeigt, ja eigentlich finden wir das nicht toll, aber die haben jetzt nicht gesagt, hör auf mit damit. Also immer nur so ein bisschen gezeigt, na eigentlich gefällt uns das nicht so und ja, aber eigentlich konnten wir halt dann trotzdem irgendwie in dem Bezug selber entscheiden, ob wir das jetzt weitermachen und ja. Wie viele Geschwister. Also ich habe drei Schwestern und einen Bruder. Ich bin der Jüngste. Ah ja.

0: 08:54Der schwarze Schaf. Der ist nett. Genau. Und wie war die Verbindung zu deinen Geschwistern? Sehr gut. Also ich muss sagen, meine Familie, wir haben eigentlich einen sehr großen Zusammenhalt. Also deswegen hätte ich auch nie gedacht, dass ich jetzt eigentlich so den Weg gehe, den ich gehe, weil ich für mich war Familie das Wichtigste und das, was ich immer nur brauchte. Und ich hab gedacht, wenn ich die nicht mehr habe, dann läuft mein Leben nicht mehr. Aber ich denke mal, das war halt einfach das, weil man in seinem Kosmos war.

0: 09:27Das war halt das, was man kannte, was für einen in dem erstmal normal war. Und hätte ich halt nie gedacht, dass ich das mal so machen kann, wie ich jetzt halt lebe. Aber wie gesagt, wir waren sehr eng. Wir haben immer viel zusammen gemacht, wir haben eigentlich über alles geredet, viel gelacht. Also es war sehr liebevoll und harmonisch. Und wie viele Freunde hattest du, also feste Partner? Ich hatte drei. Also Enno ist mein dritter und jetzt auch der letzte, und da fuhrte ich halt zwei. Der eine war halt in meiner Ausbildung, hat das halt erst angefangen, dass ich so ein bisschen rausgelassen habe meine Neigung.

0: 10:12Und das hat aber nicht lange gehalten. Dann hatte ich meinen zweiten, der mich dann, was nicht so schön war, auch eigentlich ein bisschen dazu gedrängt hat, dass ich das öffentlich mache, dass ich sage, dass ich homosexuell bin, was mich auch so ein bisschen gestresst hat eigentlich. Dann hatte ich es halt auch gemacht, hatte ich dann am Anfang erst mal meinen Eltern nur gesagt, dass ich homosexuell bin. Das hatten sie auch erst mal akzeptiert, aber haben dann so ein bisschen versucht, dass sie mir das erklären, dass es nicht so sein kann.

0: 10:45Man muss es halt nicht ausleben. Man kann diese Art von Liebe, die man vielleicht empfindet, auch anders kompensieren, indem man irgendwie in der Gemeinde älteren Menschen hilft, dass man das anders aufgreift und verarbeitet. Kam daher auch deine Jobwahl? Nee, eigentlich nicht. Also das habe ich von mir aus gemacht, weil ich einfach schon gemerkt habe, ich muss irgendwas mit Menschen machen, ich liebe das und hatte dann eigentlich erst angefangen, wo man ein Praktikum machen muss in der Schule, mit Kindergarten. Aber da ich ja schon eine sehr große Verwandtschaft habe und da schon sehr viele Kinder, habe ich gedacht, wenn ich das mein Leben lang mache, wirkt, glaube ich, ein bisschen viel.

0: 11:28Und dann hatte meine Schwester, die ist nämlich auch Altenvickerin gewesen, gesagt, probier das doch mal, mach doch mal ein soziales Jahr. Und das habe ich dann halt gemacht und wusste nach zwei Wochen schon, das ist voll mein Ding und das will ich mein Leben lang machen. Wie hast du das gemerkt? Also wann hast du gemerkt, du bist vielleicht anders als deine Geschwister oder die Menschen, die um dich herum sind? Ich habe das schon, jetzt vom Alter her würde ich schon sagen, wo man eigentlich wirklich so anfängt zurückzudenken, so mit 10, 11, 12, wo man vielleicht dann auch langsam irgendwann mal für irgendeinen Menschen Gefühle findet, habe ich halt gemerkt, dass ich das mehr zu Männern habe und ich halt mitgekriegt habe, die anderen interessieren sich halt für Frauen und man hat ja auch durch die Gemeinde mitgekriegt, dass das ja auch, dass so was gibt, aber halt nicht gut ist. Und deshalb wusste ich dann halt auch mal oder hab gedacht, ist halt besser nichts zu sagen, weil ich ja nicht wusste, wie die da drauf reagieren, weil es bis dato ja eigentlich auch nie öffentlich so einen Fall bei uns gab, dass man irgendwie mal sagen konnte, okay, wenn sowas passiert, dann weißt du, vielleicht kommt das und das. Das war halt nicht, weil sowas gab es bei uns noch nicht. Wie hast du dich dabei gefühlt?

0: 12:42Schlecht. Also ich muss sagen, es gab viele, viele Arme, viele, viele Nächte, die ich im Bett lag und geheult habe und eigentlich gebetet habe, dass ich das nicht habe, dass ich so nicht bin, dass er das wegnehmen soll. Das war schon sehr schwer für mich. Und du hast dann im Teenageralter das so für dich behalten. Wann hast du für dich denn den Schluss gefasst, okay, ich möchte mal meine Sexualität ausprobieren? Das Ausprobieren, das kam eigentlich ein bisschen später. Das drüber reden, das hat eigentlich so in der Realschule angefangen. Wo man wirklich angefangen hat, dann irgendwann auch Freunde zu bekommen. Und dann gemerkt hat, dass die halt anders darüber denken. Sehr positiv. Und dann hat man halt auch geschafft, sich zu öffnen.

0: 13:31Das war echt dann die ersten Freunde in der Realschule, wo ich mich geöffnet habe. Und zu etwas Älteren, das war dann, glaube ich, echt im sozialen Jahr, da habe ich mich, glaube ich, das erste Mal so richtig bei meiner Praxsanleiterin echt geoutet. Weil es da nämlich wirklich in der Ausbildung mit meinem ersten Freund Stress gab und ich dann, glaube ich, so fertig mit den Nerven war, dass ich halt einfach zusammengebrochen bin. Und das war, denke ich mal, so auch mein Knackpunkt, wo dann der Tropfen geplatzt ist. Wo es dann auch erstmal nicht mehr so weiterging, wie es dann vorher lief. Hattest du Sorge, dass in gleicher Instanz deine Familie davon erfährt? Weil es ist ja relativ dörflich bei dir gesehen.

0: 14:15Das war für mich nämlich immer die Angst, weil ich gedacht habe, ja, es sind zwar nur Freunde, aber man hat sich ja Szenarien immer ausgedacht. Dann redet der vielleicht mit dem oder man trifft den irgendwie beim Einkaufen, ach du bist doch der Schulkollege von Samuel und natürlich hatte ich hatte immer Angst, dass es rauskommt, aber ich habe es halt gehofft, dass es nicht rauskommt. Aber gerechnet habe ich damit, weil ich immer gedacht habe, es kann immer irgendwie einen Weg geben, wie es vielleicht rauskommt. Deswegen eigentlich, wenn man es so nimmt, habe ich ja immer mit Angst gelebt. Du hast schon erzählt, wie deine Eltern darauf reagiert haben. Wie haben deine Geschwister darauf reagiert, dass du schwul bist und dass du dich geoutet hast?

0: 14:57Eigentlich, also die waren geschockt. Also wo ich eigentlich sehr überrascht war, meine Eltern haben auch gesagt, die haben sich das schon gedacht. Und eigentlich meine Geschwister, wo ich mal denke, dass man da so ein bisschen enger ist und lockerer und man redet ja mit den Geschwistern ein bisschen mehr als mit den Eltern. Die waren sehr verwundert. Also das hat mich halt auch selber gewundert, weil ich gedacht habe, dass das meine Geschwister eher merken als meine Eltern. Aber da hatten meine Eltern irgendwie bessere Fühler. Oder ich weiß nicht, mein Bruder zum Beispiel, der ist eigentlich wie ich. Und ich denke mal, vielleicht dadurch haben sie es nicht so gemerkt, weil so wie wir waren, war es halt normal und nicht schlimm. Wie alt warst du, als du dich dann geoutet hast vor deinen Geschwistern und deinen Enkeln? Da war ich glaube ich 13, 14. Und waren deine Geschwister enttäuscht, dass du erst in Anführungszeichen so spät das Ding gesagt hast?

0: 15:53Direkt darüber geredet haben sie glaube ich gar nicht. Also nur weil die hatten mal gefragt, warum ich es nicht eher gemacht habe. Und da habe ich halt auch gesagt, ich hatte halt Angst, dass ich euch verliere, wenn ich sage, dass ihr alles abbrecht und nichts mit mir zu tun haben wollt. Und dann haben die auch gesagt, wie kannst du so was denken? Natürlich, vom Glauben her haben sie ja oder sagen sie halt immer noch, ist es nicht okay, aber ich bin deren Sohn und das wird immer so bleiben und die lieben mich halt. Und da war ich dann halt schon sehr erleichtert. Ja.

0: 16:26Ja, das ist ein schöner Gedanke, dass du weißt, dass egal was kommt, du auf deine Eltern in dem Fall auch spielen kannst. Ja. Weil nach dem ersten Outing, wo ich nur gesagt habe, dass ich homosexuell bin, hatte ich ja erst versucht, das so ein bisschen zu unterdrücken. Und als ich ja dann wirklich Enno kennengelernt hatte und er einen ja wirklich mit mir ausgehalten hat, mit Lügen und so zu leben und dass ich nicht immer Zeit habe oder zeitig begrenzt war, weil ich nur zu einer gewissen Uhrzeit zu Hause sein musste. Und Enno war halt auch immer nicht der, der mich gedrängt hat. Der hat mir immer so Freiraum gelassen, dass ich mich wohlfühle und er hat gesagt, mach wie du denkst, nur du musst dich wohlfühlen.

0: 17:15Und bei mir war das dann halt irgendwann echt ein Punkt. Das weiß ich wie heute noch. Da saßen wir im Garten und es hat bei mir einfach Klick gemacht. Und ich wusste, ich sag's heute meinen Eltern, weil ich will so nicht mehr weiterleben. Und ich habs den Abend auch gesagt und hab dann eigentlich sozusagen auch wirklich... bin dann ausgezogen und dann gleich zu meinem Partner. Und der war selber überrascht, weil ich abends um 22 Uhr dann vor der Tür stand und gesagt habe, ich habe es meinen Eltern gesagt, ich bleibe jetzt erstmal bei dir. Das heißt, du hast ihnen von der Beziehung erzählt, in diesem Fall?

0: 17:52Ja, ich habe dann auch gesagt, so, ich muss euch wieder was erzählen, da wussten sie schon, oh scheiße. Und dann habe ich halt auch gesagt, ich habe jetzt einen Partner und ich bleib mit dem zusammen. Und das wird so bleiben, egal was sie sagt. Wie haben sie das aufgenommen? Waren erstmal schon wieder trotzdem schockiert und halt auch traurig, weil ich dann halt auch gegangen bin. Ich denke mal, das war für die halt auch nicht einfach. Aber war es notwendig, dass du gehst, weil du diese Entfernung gebraucht hast oder weil deine Eltern dich gerade nicht fühlen konnten im Sinne von mein Sohn ist homosexuell und hat einen Partner? Nee, ich denke mal von meinen Eltern aus nicht. Also ich brauchte das, weil ich mir dann wirklich erstmal klar werden musste, ob das wirklich so richtig war und das vielleicht vorstelle.

0: 18:50Wie alt warst du da? Da müsste ich glaube ich schon 19 oder 20 gewesen sein. Ich glaube 20, 21 war ich da. Das ist ein mutiger Schritt für 20. Ja, deswegen für viele, die sagen halt ein bisschen spät, für manche ist es halt früher, weil bei jedem ist es ja echt unterschiedlich, wie die sich outen. Und deswegen ist es ja auch immer gut, wenn man wirklich jemanden hat, der eigentlich drängt, dass man es wirklich von sich aus macht. Und jetzt um mich mal abzuholen, wann wäre es normal, in Anführungszeichen, gewesen, dass du ausziehst, so in dieser religiösen Gruppe?

0: 19:30Oder bleibt man dort wohnen, bis man eine Partnerin hat? Genau, eigentlich so, dass du dich irgendwann wirklich umguckst und dir eine Partnerin suchst und dann verlobst du dich und nach der Heirat sozusagen dann ausziehst und mit deiner Frau dann zusammenziehst. Sehr interessant. Ja, ja. Und deswegen wollte ich halt auch immer raus, weil ich immer wusste, oder ich musste denen das sagen, weil es wird ja dann nach irgendeiner Zeit eine gemeine gewisse Sachen wirklich nicht eingefordert, die man halt macht, aber dass man halt gewisse Aufgaben übernimmt und da habe ich auch schon immer gemerkt, da sehe ich mich halt nicht.

0: 20:25Was meinst du mit Aufgaben? Dass man halt, wenn die Gemeinde ist, man halt auch spricht. Es gibt halt immer so Sprecher, die, wenn man halt immer in der Bibel so gewisse Texte halt betrachtet und darüber redet, dann kann halt immer jeder was sagen. Ich würde immer so ein bisschen erwarten, ab gewissem Alter oder so, dass man das halt auch irgendwann macht. Und da habe ich mich halt auch irgendwie nicht gesehen. Und ich fand es halt auch immer nicht gut, dass ich immer noch dort war, weil ich halt gedacht habe, so ein bisschen heucheln ist es ja auch.

0: 20:47Ich lebe eigentlich ganz anders, aber setze mich da hin und tue so, ich bin der Beste. Und da habe ich immer gedacht, nee, irgendwie willst du das halt auch nicht. Wie hat die Gemeinde das aufgenommen? Weißt du das? So grob kann ich das eigentlich gar nicht sagen. Ich weiß, dass es manche wissen, aber wie die darüber denken, kann ich dir gar nicht sagen. Weil ich halt dadurch, dass ich nicht mehr in die Gemeinde gehe, auch zu meiner Verwandtschaft, an sich auch keinen Kontakt mehr habe. Also ich habe jetzt nur noch meine Familie und meine Freunde und meinen Partner. Also ich kenne es von anderen Gemeinden, dass dann tatsächlich auch die Familie, die direkte Familie, auch teilweise stigmatisiert und ausgegrenzt wird. Hat deine Familie das erlebt? Nein. Also bei uns ist es eigentlich auch so, wenn jemand aus der Familie einen Weg geht, der nicht richtig ist.

0: 21:39Die Familie kann trotzdem immer noch Kontakt halten, weil es ist halt die Familie. Aber der Rest an sich von der Verwandtschaft versucht halt, den Kontakt nicht mehr so aufrechtzuhalten. Weil wenn du den Kontakt suchst, ist es für dich halt immer so, dann tun die das so ein bisschen... bestätigen oder zeigen, dass es vielleicht richtig ist. Und durch den Kontaktabbruch zeigen sie halt auch so physisch und optisch, wir finden das halt nicht gut. Und wie haben deine Geschwister darauf reagiert, dass du jetzt einfach so ausgezogen bist? Natürlich, da wir halt wirklich sehr eng sind und auch gerade wir Geschwister uns sehr gut verstehen, war es für die halt auch nicht schön.

0: 22:20Ich bin halt auch einer in einer Familie, ich mache halt auch ein bisschen gefehlt. Aber ja, an sich, so meine Schwestern, die gehen gut damit um, meine zwei Jüngsten. Meine Älteste, die ist nämlich auch schon ausgezogen. Die Familie, die ist auch ein bisschen sehr streng, glaube ich, würde ich jetzt sagen. Die versucht eigentlich auch, den Kontakt so gut wie es geht, minimal zu halten. Also ich kann trotzdem mit ihr noch mal reden, aber es muss halt auch nur das Nötigste sein. Und jetzt vor einem Vierteljahr hat mein Bruder auch gesagt, dass er versucht, wirklich nur auf das Minimum den Kontakt zu halten. Ich kann trotzdem immer zu ihm kommen, wann ich will, aber ich will mir halt wirklich mit dem Kontakt nicht das Gefühl geben, dass er es gut findet. Deswegen versuchte er, so gut wie es geht, den Kontakt zu minimieren.

0: 23:21Wie hast du dich dabei gefühlt? Schon ein doofes Gefühl. Die Geschwister sind das Ängste für mich von der Familie. Aber ich hatte es schon die letzten Jahre immer gemerkt von ihm, dass er nur auf das Minimum achtet. Und von daher hatte ich, glaube ich, schon auch immer so ein bisschen damit gerechnet, dass es irgendwann so kommt, weil ich auch schon gemerkt habe, was ich so mitbekommen habe, dass er wirklich auch sehr streng, glaube ich, jetzt ist und sich wirklich viel oder viel mehr damit beschäftigt. Und deswegen hatte ich schon damit gerechnet, dass es wirklich auch kurz solange darauf zukommt. Haben deine Eltern oder deine Familie Enno kennengelernt? Ja. Und wie haben sie reagiert? Wie war dieses Zusammentreffen? Komischerweise, gruseligerweise sehr gut.

0: 24:14Ich habe zu ihm auch schon ganz oft gesagt, der passt perfekt in unsere Familie. Auch das erste Treffen, als wäre er schon eigentlich immer da gewesen. Da hätte ich schon fast heulen können, weil das so schön ist, so ein schönes Gefühl. Und die haben auch immer gesagt, die würden ihm auch kein doofes Gefühl geben wollen, weil er kann ja dafür nichts. Das ist ja meine Entscheidung gewesen, das ist unser Glauben. Und die haben auch immer gesagt, irgendwie tun die ihm so ein bisschen leid, weil er kennt das nicht und findet gewisse Sachen, wie meine Eltern oder Geschwister reagieren, vielleicht blöd. Aber bei aber bei uns ist das halt so, aber für ihn halt unverständlich. Und deswegen haben sie auch gesagt, es tut ihnen immer so ein bisschen leid, aber so läuft es halt bei denen.

0: 25:00Aber die tun ihn total akzeptieren. Meine Schwestern, die lieben ihn über alles. Also wir sind ab und zu mal dahin und quatschen mit denen und lachen. Und es ist eigentlich alles gut. Haben Sie dann außerhalb von dir auch Kontakt mit ihm? Das heißt, also rufen Sie ihn manchmal an, kommunizieren Sie so? Meine Eltern gar nicht, aber zum Beispiel meine zwei jüngsten Schwestern, die haben auch so eine Nummer über WhatsApp. Mit dem schreiben sie auch mal, wenn irgendwas ist. Also, das läuft eigentlich auch ganz normal.

0: 25:32Richtig schön. Ja, und da bin ich halt auch mal sehr froh und glücklich, weil ich jetzt ein Leben, wo ich immer für mich gedacht habe, das war mal wie so ein Märchen. Das ist eine schöne Geschichte, aber das passiert nie. Und so was gibts nicht. Weil ich ganz oft, wie ich erzählt habe, damals, wo ich im Bett lag und geheult habe, mir immer gewünscht habe, neben einem Mann einzuschlafen. Hab ich gedacht, das wirst du nie erleben.

0: 25:57Deswegen genieße ich diese Momente jetzt so sehr. Und auch noch nach, jetzt sind wir im achten Jahr zusammen, lege ich immer noch jeden Abend neben mir und sag wie schön das ist und wie glücklich ich bin. Und auch das Haus hier, wo wir hier wohnen, ich genieße das jeden Tag. Und für mich wird das nie selbstverständlich sein. Schön, richtig richtig schön. Ja, deswegen bin ich auch froh, dass ich so einen Partner habe, der mich nicht gedrängt hat, aber ich selber halt irgendwann gemerkt habe, jetzt ist der Punkt, wo ich mich öffnen muss und ich denke mal, das wird wahrscheinlich auch jeder haben. Deswegen lasst euch nicht drängen. Irgendwann merkt man das von alleine und dann findet man auch einen Weg, wie man es schafft, entweder alleine oder halt mit Freunden oder Familie. Und du hattest von einem deiner Partner erzählt, deiner Ex-Partner, der hat dich sehr gedrängt dazu, dich zu outen und so weiter. Inwiefern hast du gemerkt, hat das was mit dir gemacht? Ja, es hat mich noch mehr unter Druck gesetzt. Ich hatte an sich ja schon immer Stress, weil ich ja lügen musste, irgendwelche Freunde mussten für mich lügen, dass ich da bin, damit ich dann zu meinem Partner gehen konnte. Also ich war in der Ausbildung und musste nebenbei mein Zweitleben noch managen.

0: 27:21Das war halt nicht einfach. Und dann, wenn er noch so etwas gesagt bekommt, jetzt mach doch mal und es wird mal langsam Zeit. Das ist halt sehr, sehr viel Stress. Und ich bin sowieso ein Kopfmensch, also das macht für mich nicht alles noch einfacher. Und warum denkst du, hat er dich so gedrängt? Wollte er, dass du dich an ihn bindest? Oder hat er das so gedacht im Sinne von, ich möchte, dass du das machst, damit es dir damit besser geht? Damit du zu dir stehen kannst? Ich denke, beides ein bisschen.

0: 27:50Damit ich mich besser fühle und damit er endlich ein Leben mit mir fühlen konnte. Er wollte dann eigentlich auch wegziehen und wollte mich dann auch mitnehmen. Was für mich in dem Moment auch schon zu früh war. Da fühlte ich mich noch zu jung dafür. Wie alt warst du da? Da war ich, glaube ich, auch 16, 17. Wie alt war er? Der war dann, glaube ich, auch Anfang 20, ich glaube, der war 23 irgendwie, also ein paar Jahre auch schon wieder älter. Und für andere ist es halt auch immer wieder nicht so verständlich, die nicht in so einem Glauben leben, weil für ihn war es halt normal, hat er es seinen Eltern gesagt und konnte so weiterleben. Und ich denke mal, er konnte es dann wahrscheinlich auch nicht so gut verstehen, dass ich das einfach nicht machen konnte, weil er sich gedacht habe, dann sagst du es doch einfach und dann ist alles gut. Aber dass das für mich nicht alles so einfach ist, weil meine Familie und Verwandtschaft da drin steckt, das ist halt alles ein bisschen verzwickt.

0: 28:43Das hat bei dir halt einen massiven Rattenschwanz gehabt. Ja, das ist es ja. Bei manchen ist es manchmal nur so die Familie, aber da die Verwandtschaft in der Gemeinde ist. Und deswegen war es auch der Punkt bei Enno, wo ich dann gesagt habe, ich sag's denen jetzt und mir ist alles egal. Weil ich mir zu dem Zeitpunkt, nach dem einen Jahr, auch sicher war, mit dem werde ich alt und den verlehe ich nicht. Mich halt in der Beziehung sicher gefühlt und konnte deswegen auch sagen, falls ich meine Familie verliere, geht es mir trotzdem gut, weil ich meinen Traummann habe. Und ich glücklich bin und ich brauche auch nur den, falls ich nur ihn habe. Aber deswegen, ich habe mich dann geoutet und gesagt, ich lebe jetzt dieses Leben und hatte dann trotzdem meine Familie. Also ich war dann überglücklich. Also es hat sich dann gefühlt eigentlich nichts geändert. Und ich habe mir vorher eigentlich so einen Stress oder so schlimme Gedanken gemacht. Aber schön. Ja. Wie hat denn Enon die ganze Situation wahrgenommen? Also auch deine persönliche Weiterentwicklung? Ich meine, du hast dich ja total verändert. Wie war der Prozess für ihn? Also gerade das Outing und dass ich wirklich dann sozusagen bei ihm dann spontan eingezogen bin, das war für ihn, glaube ich, ein bisschen weil er hat sogar, wo ich dann abends vor der Tür stand, gesagt, so, jetzt habe ich es gesagt, jetzt lebe ich mein Leben und gut ist.

0: 30:08Da ging es den nächsten Tag schlechter als mir. Ich war erst mal erleichtert und er hatte Bauchschmerzen und Übelkeit. Also dem hat das richtig mitgenommen, weil er, glaube ich, auch durch das eine Jahr halt auch verstanden hat, was da wirklich drum und dran hängt. Deswegen hat er mir auch wirklich keinen Druck gemacht. Und ich denke mal, der wusste halt, dass das schon schwierig ist oder schwer für mich war. Aber ich verstehe doch nicht so ganz, warum ging es ihm dann schlecht? Warum kam nicht das Gefühl von Erleichterung für ihn? Gute Frage eigentlich. Ja, weil er glaube ich auch wusste, wie ich vielleicht emotional reagieren könnte. Und hat glaube ich vielleicht so reagiert, wie er gedacht hätte, dass ich reagiere. Aber dass es mir dann dadurch wirklich besser ging, hätte er vielleicht erst mal nicht gedacht.

0: 30:56Weil er halt, denke ich mal, auch wusste, wie sehr ich halt meine Familie liebe. Und dass ich die dann eigentlich abhake und erst mal sage, nee, so, jetzt ist mir erst mal alles egal, hätte er wahrscheinlich auch nicht gedacht. Und hat wahrscheinlich so empfunden, dass es mir wahrscheinlich hätte echt schlecht gehen können. Hätte es auch ein schlechtes Gewissen von seiner Seite aus sein können? Im Sinne von, du hast jetzt deiner Familie quasi den Rücken zugekehrt und wohnst jetzt bei ihm? Das glaube ich würde ich jetzt eigentlich nicht sagen, weil er hat mir wie gesagt nie Stress gemacht. Also da war er sowieso mal sehr entspannt und da bin ich auch sehr dankbar für. Und er wusste, dass es meine Entscheidung ist und deswegen war alles gut. Und wie sieht es jetzt aus mit deinem Glaube? Bist du noch religiös? Ich glaube, das hast du vorhin so ein bisschen angedeutet.

0: 31:51Ich glaube noch an Gott. Also ich weiß, dass es einen Gott gibt und ja, ich glaube noch dran, aber ich lebe jetzt halt mein Leben so, wie ich denke, dass es für mich halt richtig ist. Ich weiß zwar, es ist halt nicht gut, aber ich denke mir halt auch, ich habe es ja auch nicht ohne Grund. Also ich habe es mir ja auch nicht ausgesucht. Also hätte ich es mir aussuchen können, wäre ich dann vielleicht damals, hätte ich gesagt, würde ich nicht so werden. Das heißt aber, du hast grundsätzlich schon noch die Einstellung, in Anführungszeichen, wie du sagst, dass es nicht gut ist. Also ich weiß vom Glauben her, es ist nicht gut. Laut Bibel ist es halt so. Es ist halt wirklich bestimmt, dass Mann und Frau zusammenkommt. Und auch nur das.

0: 32:39Aber ich sage mir jetzt halt so, was ich gelernt habe, Gott ist Liebe. Und Gott liebt ja jenen. Und ich denke mal, deshalb ja auch mich. Weil ich tue ja eigentlich, wenn man es so nimmt, ja auch keinem was böses. Ich tue kein Umbringen oder so. Also ich tue ja eigentlich Liebe, was ja schön ist, einfach nur anderen Menschen geben. Und ich denke mal, das kann doch nicht eigentlich schlimm sein. Es ist eigentlich was Gutes, Liebe zu schenken, ob es jetzt die Person ist oder die Person. Das heißt aber auch, du würdest dich immer noch der Gemeinde zuordnen und nicht generell sagen, du bist religiös, sondern schon religiös und der Gemeinde zugeordnet?

0: 33:26Ja, das ist eine schwierige Frage. Also ich würde halt sagen, ich bin halt gläubig, aber ob ich wirklich meiner Gemeinde zugeordnet bin, weil ich halt gewisse Sachen, wie die die halt sehen, ich jetzt nicht mehr so sehe. Damals schon, aber da war man halt in dem Kreis und hat die Sachen halt nur so gesehen, wie die die gesehen haben. Jetzt kam ich mal aus dem Kreis heraus und dann sieht man ja mal so ein bisschen das Drumherum und man hat andere Meinungen und dann entwickelt man ja auch so seine eigenen Gedanken.

0: 33:49Findet dein Glaube im Alltag noch statt? Nicht mehr so sehr. Also ich denke noch viel dran und versuche ein guter Mensch zu sein, aber wie jetzt so das Beten oder in der Bibel lesen, das mache ich jetzt auch nicht mehr so. Also so richtig Glaube an sich findet nicht mehr so viel statt. Was würdest du sagen, was hast du für Wünsche und Träume für die Zukunft, wenn du sagst, du bist so wie du jetzt bist, führst du dein Traumleben? Boah, eigentlich habe ich gar keine, nicht mehr viele Wünsche, weil ich muss sagen, mein Wunsch ist schon in Erfüllung gegangen. Also so wie ich jetzt lebe momentan, ich habe alles, was ich mir je gewünscht habe, habe ich jetzt erreicht. Ich habe meinen Traummann, ich habe ein kleines Baby, also unseren Hund und wir haben ein kleines Häuschen zur Miete und ich habe einen Job, wo ich mich wohl fühle. Also wenn man es so nimmt, ich habe alles, was ich je haben wollte. Also ich habe eigentlich keine Wünsche mehr, außer dass alles so bleibt und man wirklich immer so glücklich bleibt, wovon ich auch ausgehe. Was ich mir vielleicht nur wünsche, dass man wirklich schafft zu heiraten. Dass man es dann auch wirklich schriftlich hat. Und ansonsten bin ich wirklich wunschlos glücklich eigentlich. Siehst du deine Familie noch an Feiertagen wie Weihnachten oder so? Ja, aber dann versuchen wir das halt, dass ich halt auch, wenn dann, sowas alleine mache.

0: 35:17Ohne Enno? Genau, ohne Enno. Da die halt, wenn man wieder zusammensitzt und feiert, würden die das halt wieder ein bisschen bestärken. Ach so. Und unterstützen und das wollen die halt nicht. Und deswegen so Feierlichkeiten, da bin ich dann meistens alleine. Und was macht das mit Enno? Trifft ihn das? So Weihnachten?

0: 35:38Ich weiß ja, du bist ein Mensch, der gerne Weihnachten fährt. Also man muss sagen, es geht eigentlich. Wir tun nicht zusammen sitzen und essen, aber wir fahren mal kurz hin. Wir tun dann frohe Weihnachtenwünsche und bringen auch Geschenke hin. Das machen wir schon. Wir haben an den Feiertagen schon Kontakt zur Familie, aber halt auch nur begrenzt, nur kurz. Dass man sagt, hier sind wir und vor Weihnachten ein Geschenk. Also eigentlich ist es trotzdem harmonisch, würde ich sagen. Also ich bin so, wie es jetzt läuft, sehr zufrieden. Schön. Wie ist der Kontakt zu deiner Schwiegerfamilie? Sehr... Ja, eigentlich nicht viel Kontakt, da mein Partner halt zusammen mit seiner Familie auch nicht so guten Kontakt hat und die halt auch im Osten wohnen, also auch sehr weit entfernt und dadurch haben wir eigentlich sehr wenig Kontakt. Also da ist der Kontakt wirklich sehr, sehr, sehr, sehr gering. Und was macht das mit Enno, dass er zu seiner eigenen Familie wenig Kontakt hat und zu deiner Familie dann auch eher weniger Kontakt hat? Also man muss sagen, eigentlich dafür hat er wirklich sehr viel Kontakt mit meiner Familie und das genießt er eigentlich auch. Und für ihn ist es so seine Entscheidung, wie der Kontakt zu seiner Familie ist. So wie es jetzt ist, ist es für ihn eigentlich gut. Also er fühlt sich da mit ihm rein und ich denke mal, er genießt es halt trotzdem, dass es mit meiner anders läuft, doch so ein bisschen inniger. Schön. Was würdest du anderen Menschen sagen, die in deiner Situation sind oder in der Situation sind, wo du vor ein paar Jahren warst? Macht euch keinen Stress. Das kann ich nur empfehlen, weil, wie ich vorhin schon gesagt habe, es gibt denke ich mal bei jedem irgendwann einen Punkt, wo der sagt, so kann ich nicht mehr leben. Und dann kann man in Ruhe gucken, um den richtigen Menschen, wie man das versucht, wirklich umzusetzen. Und nicht aufbiegen und brechen, weil es andere wollen. Ihr müsst euch wohl fühlen und ihr sollt es auch echt so machen, wenn sie merken, so will ich jetzt leben, jetzt will ich alles ändern. Und dann kann man weitersehen, wie man das halt wirklich versucht, harmonisch umzusetzen.

0: 38:05Natürlich ist es bei jedem nicht immer einfach, weil manche haben ja noch strengere Religionen. Also ich denke mal, da lief es bei mir echt noch sehr harmlos eigentlich. Und ja. Also macht euch keinen Stress. Nee. Okay. Danke dir. Gerne, gerne. Danke dir, dass du deine Geschichte mit uns geteilt hast und dass du da so offen darüber gesprochen hast. Vielen Dank, dass ich das teilen durfte.

0: 38:29Dankeschön. Hier noch eine Anmerkung. Wenn du von den besprochenen Themen betroffen bist oder Unterstützung benötigst, bitte zögere nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hole dir Unterstützung bei professionellen Hilfeeinrichtungen oder dir vertrauten Personen. Bis zum nächsten Mal bei Von Bohne zu Bohne. Du willst selbst bei uns dabei sein? Dann melde dich auf unserer Website oder unserer Social Media.

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