#7 Katharina: Mein genetisches Geheimnis

Shownotes

In dieser Podcast-Folge nimmt uns Katharina mit auf ihre persönliche Reise als Spenderkind. Die Enthüllung ihrer Herkunft durch eine anonyme Samenspende wirft nicht nur Fragen auf, sondern führt zu einer emotionalen Achterbahnfahrt in ihrer Familie. Der Höhepunkt kommt, als Katharina erfährt, dass auch ihre Schwester ein Spenderkind ist. Die Beziehung zu ihrem sozialen Vater gerät ins schwanken. Dabei ringt Katharina zwischen Lügen und Verschweigen mit ihrer Identität.


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Transkript anzeigen

0: 00:00Stell dir vor, du kommst in einen Raum, vor dir sitzt ein Mensch und du hast keine Ahnung, wer das ist. Das passiert mir in jeder Folge bei unserem Podcast von Bohne zu Bohne. Mein Name ist Charlotte und ich weiß vorher nichts über unsere Gäste. Kein Name, keine Information, keine Themen. Also werden meine Fragen auch deine Fragen sein. Ich bin Sanja und ich suche die Gäste. Hier achte ich darauf, dass es Menschen mit spannenden Persönlichkeiten und faszinierenden Erlebnissen sind. Und genau die wollen wir mit euch teilen. Bist du bereit, gemeinsam mit Charlotte neue Geschichten kennenzulernen? Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge. Mein Name ist Charlotte. Mein Name ist Sanja.

0: 00:40Und mein Name ist Katharina. Ich bin ein Spenderkind und möchte heute mit euch in meine Gefühlswelt als Spenderkind eintauchen. Hi Katharina, du bist ein Spenderkind. Was bedeutet genau ein Spenderkind zu sein? Also das bedeutet, dass ich durch eine damals anonyme Samenspende gezeugt wurde. Das heißt, also meine Eltern, mein damaliger sozialer Vater war zeugungsunfähig. Meine Eltern haben sich ein Kind gewünscht und dann haben sie versucht einen Weg zu finden, wie sie sich ihren Wunsch ein Kind zu kriegen erfüllen können. Und dann war der Weg über eine anonyme Samenspende. Also die Samen wurden meiner Mutter quasi verabreicht und so bin ich dann entstanden quasi. Spannend. Wusstest du schon immer, dass du so gezeigt wurdest? Nein, ich wusste das, mit 12 habe ich das erfahren. Das wusste ich nicht schon immer. Wie hast du es erfahren?

0: 01:38Ja, also es war gar nicht so einfach. Es war eigentlich immer ein lang gehütetes Geheimnis. Meine Mutter hat mir immer damals gesagt, sie hat immer überlegt, ob sie es mit ins Grab nimmt. Und dann war es damals so, das erste Mal, dass ich davon so ein bisschen Wind gekriegt habe, da hatte ich meine Mutter und meine Oma belauscht an der Tür. Und sie haben über meinen sozialen Vater gesprochen und damals war das Verhältnis zwischen meinen Eltern nicht mehr so gut und auch unser Verhältnis zu unserem sozialen Vater war nicht gut. Es gab viel Streit, es wurde schwierig in unserer Familie und da haben meine Oma und meine Mutter eben über ihn geredet und da hat meine Mutter dann auch so eine Sätze fallen lassen, wie naja er hat sie ja großgezogen und das habe ich damals natürlich mit zwölf merkwürdig gefunden und hatte meine Mutter danach auch darauf angesprochen, was das eigentlich bedeutet.

0: 02:32Und sie hat mir dann aber gesagt, dass ich das gar nicht, dass sie das nie gesagt hat und dass ich mich verhört habe. Und lustigerweise, obwohl ich genau wusste, dass sie lügt, war mir aber innerlich, dachte ich, nee, es muss aber stimmen. Wenn Mutti das so sagt, dann ist das richtig so. Genau. war es das erste Mal, dass ich es mitgekriegt habe. Und ein paar Wochen später gab es dann quasi einen großen Streit zwischen uns allen. Und da wäre es dann einmal fast rausgerutscht. Und da hat meine Mutter uns beide dann aber beiseite genommen. Meine Schwester und mich. Meine Schwester ist auch ein Spenderkind. Meine große Schwester und so. Vom selben Erzeuger nennt man das dann auch so? Ja, vom selben Erzeuger oder Spender. Ja, nicht vom selben Erzeuger. Meine Schwester ist auch noch in der DDR entstanden. Ich in den 90er Jahren, 94. Ich bin in Dresden gestanden, meine Schwester in Berlin.

0: 03:18So haben wir das damals quasi erfahren aus einem Streit heraus. Aber war der Streit zwischen wem? Deiner Mutter und deinem sozialen Vater? Zwischen uns allen eigentlich. Und wie alt war deine Schwester da? 17. Meine Schwester ist fünf Jahre älter als ich. Und was war der Auslöser war eigentlich, dass es sowieso schon immer die letzten Monate, bevor dieser Streit überhaupt war, immer schon Schwierigkeiten gab. Meine Eltern hatten sich sowieso immer viel gestritten und unser Verhältnis wurde dann auch eher schwieriger immer und schlechter auch zu unserem sozialen Vater und das war eigentlich ein Streit, wie wir sie öfter geführt haben. Also da gab es keinen speziellen Auslöser.

0: 04:00Du nennst ihn sozialen Vater. Würdest du ihn nicht leiblich, also er ist ja nicht dein leiblicher Vater, aber würdest du ihn nicht als Vater bezeichnen? Also da muss man jetzt glaube ich differenzieren. Also bei uns, es gibt ja auch den Spenderkinderverein, wo ich auch Mitglied bin und wir unterscheiden quasi an den Begrifflichkeiten, dass man weiß, was gemeint ist. Es ist einmal der soziale Vater, der ihn großgezogen hat und der leibliche Vater, also der Spender. Und ich würde ihn aber auch sowieso nicht als meinen Vater bezeichnen, weil danach wurde es alles nur noch schwieriger und ich habe auch keinen Kontakt mehr zu ihm. Also deswegen ist das für mich keine Vaterfigur mehr, schon seitdem ich zwölf bin quasi nicht mehr. Also das war sozusagen der große Krach oder der Punkt, an dem es dann auseinanderging zwischen euch? Nein, es wurde danach eher nur noch schlimmer. Die Streitereien und das Verhältnis wurde einfach immer schlechter und wir wollten dann auch einfach keinen Kontakt mehr haben. Also meine Eltern haben sich auch getrennt und wir wollten dann keinen Kontakt mehr haben.

0: 05:03Hast du schon mal versucht Kontakt zu deinem leiblichen Vater zu finden? Ja, das erste Mal so mit 16, 17, 18. Ich weiß nicht mehr genau welches Alter. Da habe ich an die Klinik geschrieben, wo ich entstanden bin, wo meine Mutter behandelt wurde. Da wurde mir dann damals gesagt, nee, sie haben nichts mehr. Das war in Dresden. In Dresden war 2002 Hochwasser, wie vielleicht der eine oder andere weiß. Die haben gesagt, da ist nichts mehr und die Unterlagen sind alle vernichtet. Dann kam ein paar Jahre später heraus, dass meine Mutter sich ein bisschen geirrt hat. Ich bin nicht direkt in der Klinik entstanden, sondern bei einem Arzt, der dort praktiziert hat in der Klinik, aber danach eigentlich quasi ausgezogen ist und seine Praxis mitgenommen hat. Und dann hatte ich wieder Hoffnung, als ich dann herausgefunden habe, dass die Unterlagen niemals in der Klinik verblieben waren, sondern bei dem Arzt in seiner Praxis.

0: 05:56Und bei dem habe ich dann vor vielen Jahren einmal angerufen schon, der mich aber dann gleich abgewimmelt hat und von mir eigentlich gar nichts wissen wollte. Wie hat er das gemacht? Also im Sinne von, nee, es ist nie passiert oder gibt es nicht die Unterlagen? Naja, also tatsächlich hat er mir damals dann erstmal so erzählt, dass ich ja gar nicht wissen könnte, ob ich ein Spenderkind bin. Vielleicht ist meine Mutter einfach fremd gegangen. Also so ging das schon los. Aber damals war ich 21, als ich mit dem telefoniert habe, da wusste ich überhaupt nichts darauf zu sagen. Also da war das Telefonat quasi vorbei. Das ist aber nett. Aber wie ging es dann weiter? Ja, dann ist erstmal gar nichts mehr passiert. Es ist auch immer, ich glaube, das geht allen Spenderkindern so, das Thema ist mal mehr präsent und mal weniger präsent. Je nachdem, was man auch selber so für in seinem Leben gerade so los ist.

0: 06:46Und dann hat es mich erstmal eine Weile nicht beschäftigt. Dann war aber irgendwann die Erkenntnis, der Arzt wird nicht jünger. Er ist jetzt auch 80. Ich wusste aber schon vor ein paar Jahren, dass er nicht mehr der Jüngste ist. Also habe ich mir gedacht, ich muss noch mal Kontakt mit ihm aufnehmen, weil wenn er stirbt, dann ist alles verloren. Dann habe ich noch mal Kontakt mit ihm aufgenommen, aber schriftlich. Ich habe ihn gebeten, mir die Unterlagen zu geben oder Auskunft eben und darauf hat er aber quasi eigentlich gar nicht richtig reagiert, sondern hat nur mit zurückgeschrieben, dass er davon ausgeht, dass ich dankbar bin, dass er und der Spender zu meiner Erzeugung beigetragen haben.

0: 07:29Aber steht dir das rechtlich zu, dass du die Unterlagen siehst? Also das ist Gott sei Dank mittlerweile rechtlich klar geregelt. Das gehört zum verfassungsrechtlich geschützten Persönlichkeitsrecht, die Kenntnis auf Abstimmung. Die habe ich, die Adidas Spenderkind, und die steht auch rechtlich tatsächlich über der Anonymität der Spender. Die Anonymität der Spender gibt es seit 2018 sowieso nicht mehr, weil es seitdem ein Spenderregister gibt. Und auch diese Anonymität, die damals den Spendern zugesichert wurde, vor 30, 40 Jahren, das war auch eher immer so eine Grauzone. Also war immer schon ein schwieriges Thema.

0: 08:09Eigentlich durften die nie anonym bleiben, aber rechtlich ist es jetzt Gott sei Dank seit ein paar Jahren geregelt. Aber krass, also fünf Jahre, das ist jetzt wirklich nicht so lang. Also du hast gesagt, es war 2018, dass es klar geregelt wurde. Seitdem gibt es in Deutschland ein offizielles Spenderregister. Ja, das ist schon krass. Also relativ spät, ganz ehrlich. Also wundert mich. Ich glaube, der erste Fall, der gerichtlich gewonnen wurde vom Spenderkind, das war 2013. Naja, die Kinder, die entstanden sind damals, die sind eben jetzt erwachsen und die fragen jetzt nach und die kümmern sich.

0: 08:52Deswegen wundert es mich eigentlich nicht so sehr, dass das alles erst so spät eingeleitet wurde, weil diese Spender- kinder, die haben natürlich vor vielen Jahren noch keine Fragen gestellt, beziehungsweise wissen es viele wahrscheinlich noch gar nicht. Also es wird geschätzt, dass die, die damals entstanden sind, so in den 70er, 80er, 90er Jahren, dass nur, ich glaube, fünf oder zehn Prozent wissen, dass sie überhaupt ein Spenderkind sind. Gibt es denn keine, ich sag mal, älteren Spenderkinder, wenn du sagst, so ab den 70er, 80er Jahren? Also ich kenne mich mit dem Thema halt einfach gar nicht aus. Gab es das vorher nicht, weißt du das?

0: 09:10Ich meine nicht, ich weiß nicht so richtig, wie es in der BRD damals war. Meine Schwester ist ja, wie gesagt, in der DDR entstanden und ich kenne auch eher Spenderkinder aus der DDR. Ich glaube, in den 60er Jahren war das noch nicht so populär. Die Spenderkinder aus dem Verein, die ältesten sind eigentlich aus den 70er Jahren, soweit ich weiß. Also ob es das davor schon gab in Deutschland, das kann ich so nicht sagen. Okay. Gehen wir mal wieder zurück zu dir. Also im Prinzip, du hast es jetzt versucht über den Brief und dann hast du zurückbekommen, ja schön, nett, dass ich dabei helfen durfte, aber du hast nicht mehr Informationen bekommen. Wie ging es dann weiter?

0: 09:44Also er hat eben auch gesagt in dem Brief, dass er nichts mehr hat, weil die Flut es vernichtet hat. Aber es ist eben rechtlich auch so, dass selbst wenn der Arzt nachweisen kann, dass er die Unterlagen nicht mehr hat, muss er alles in seiner Macht Stehende tun, um irgendwie mir noch Auskunft geben zu können. Und das habe ich dann noch versucht. Ich habe ihn also daran erinnert, habe ihm zurückgeschrieben, er solle doch bitte sagen, wie viel, wie ist das damals abgelaufen, wie liefen die Samenspenden ab, woher kamen die Spender, waren das Studenten, was waren das für Leute eben. Also die Fragen, auf die er mir eine Antwort geben muss. Er hat dann nicht darauf geantwortet, also bis ich dann eine Anwältin eingeschaltet habe, die hat noch mal konkretere Fragen gestellt, worauf er auch nicht geantwortet hat. Also es wurde eher immer kurioser. Wir glauben, er wollte sich eher so, er fühlte sich wahrscheinlich sehr angegriffen, dass wir ihn als tollen Arzt da jetzt angreifen und er hat uns beispielsweise einen Orden eingereicht als Fluthelfer, weil er 2002 Fluthelfer war und wollte so zum, ich glaube, zum Ausdruck bringen, was für ein guter Mensch er doch eigentlich ist.

0: 10:55Es war ganz seltsam. Die Briefe waren wirklich immer kurioser, bis wir dann geklagt haben. Also bis es dann, weil wir haben ja nichts Vernünftiges von ihm rausgekriegt und dann haben wir geklagt, es ging vor Gericht. Dann hat er sich auch einen Anwalt genommen und der Anwalt hat ihm wahrscheinlich ins Gewissen geredet, weil dann kam mal ein elfseitiger Brief, wo diverse Sachen drin standen. Aber eher, wie die Spende so ablief und wie viel Vorräte er immer so da hatte und so weiter. Aber ja, er hat sich trotzdem immer mal wieder widersprochen. Er sagte nämlich, er würde sich an meine Mutter erinnern und er würde auch sich daran erinnern, dass sie mehrfach da war. Und das stimmte auch. Beim vierten Versuch bin ich. Er hat es erst geklappt. Und ja, naja, also einerseits hat er gesagt, er würde sich an nichts erinnern, konnte sich aber an meine Mutter erinnern. Also seine Aussagen haben nicht so ganz zusammengepasst. Und dann war ihm der Gerichtstermin. Aber das Ergebnis war letzten Endes nur, dass er eine eidesstattliche Versicherung abgegeben hat, dass er keine Unterlagen mehr hat und auch, dass er sich an nichts mehr erinnert. Und mehr habe ich dabei nicht gekriegt. Das war es dann.

0: 12:03Und das ist auch dein Wissensstand bis heute? Das war erst Anfang dieses Jahres. Der letzte Termin ist noch nicht so lange her. Ja, also mehr rechtlich habe ich da keine Möglichkeiten mehr. Ich habe mit meiner Anwältin auch viel gesprochen. War eine ganz tolle Anwältin, muss ich sagen, die da auch viel Erfahrung mit hatte. Ich hätte noch die Möglichkeit gehabt, über einen zweiten Gerichtstermin mir noch per Zeugen bestätigen zu lassen, dass die Praxis unter Wasser war. Das brauchte ich aber nicht, weil ich hatte schon so viel recherchiert, dass ich wusste, dass die Praxis unter Wasser stand. Hast du dich in so einer Datenbank angemeldet, sodass du da mögliche Schwester und Brüder finden kannst?

0: 12:43Ja, habe ich in vier oder fünf verschiedenen, aber da ist noch nichts daraus gekommen. Vermutest du, dass du Geschwister hast oder ist es für dich eher so ein Gedanke, könnte es sein oder verdrängst du den Gedanken? Früher ging ich mehr davon aus, dass ich vielleicht noch anderthalb Geschwister habe, allerdings hat der Arzt mitgeteilt, dass in den 90er Jahren das pro Spender maximal vier Kinder bei raus kamen. Wenn überhaupt, so hat das gesagt. Also er hatte wohl genug Interessenten, genug Spender, dass er dafür gesorgt hat, dass ein Spender möglichst wenig Kinder hat. Also wenn ich überhaupt Halbgeschwister habe, dann maximal drei. Aber er hat sich so ausgedrückt, dass er das nicht mal glaubt. Keine Ahnung. Wie hast du dich dabei gefühlt, als du so auf der Suche nach deinem Vater warst? Naja, also der Gerichtsprozess insgesamt, der ging also, was heißt der Gericht, der vom ersten Brief an den Arzt bis zum Gerichtsprozess. Das waren anderthalb Jahre. Das war schon nicht so eine einfache Zeit. Da musste ich mich, weil man ja immer wieder daran erinnert wird, von der Anwältin, vom Gericht, wie auch immer, musste ich mich zwangsweise immer wieder damit auseinandersetzen, mit dem ganzen Thema. Ich musste immer wieder darüber nachdenken und war immer wieder gezwungen, mich da so reinzufühlen.

0: 14:03Was es eben bedeutet, dass ich meinen leiblichen Vater nicht kenne. Was das mit meinen Gefühlen eigentlich macht? Bin ich traurig? Bin ich wütend? Was da alles dabei rauskommt? Und so habe ich mich eigentlich in dieser Zeit quasi gefühlt. Wie war das für dich als Teenager? Also du bist ja mit dem dann groß geworden, mit dem Wissen. Ich kann mir vorstellen, dass das auch eine schwierige Zeit war, auch als du dann tatsächlich deinen Ziehvater verloren hast. Wie war da die Gefühlswelt für dich?

0: 14:28Als Teenager, naja, also ich habe ja gesagt, mit 16 oder 17 habe ich dir einen Brief damals fälschlicherweise an die Klinik geschickt. Aber vorher, also als ich es erfahren habe mit 12, war es erstmal so, dass ich mich als etwas ganz Besonderes gefühlt habe. Danach hat es mich nicht mehr so tangiert. Meine Mutter hatte dann einen neuen Mann, meinen Stiefvater, mit dem ich mich dann auch gut verstanden habe. Der kann eigentlich auch gut mit Kindern. Und deswegen hat mir erstmal nicht so eine Vaterfigur gefehlt. Deswegen hat mich das erstmal nicht so weiter interessiert, bis ich dann 16, 17 Jahre alt war. Und was war der ausschlaggebende Grund? Was würdest du sagen, wieso hast du dann gesagt, okay, jetzt will ich's wissen? Ja, der ausschlaggebende Grund war, dass ich dann mit den Jahren noch ein bisschen auseinandergesetzt habe und mit 17, 18.

0: 15:18Damals kam ich dann schon zu der Erkenntnis, ich habe einen leiblichen Vater, der sich nicht für mich interessiert. Schon noch nie. Und der damals Samen gespendet hat, in dem Wissen, dass dabei Kinder rauskommen, er nicht sein Auto verkauft oder seinen Hund abgibt oder was auch immer, sondern echte Kinder, seine Kinder. Und dass er das absichtlich gemacht hat, mit unter vollem Bewusstsein, anders ging es ja gar nicht. Und dass ihm klar war, dass er diese Kinder niemals kennenlernen wird, sie nicht aufwachsen sieht. Aber ich finde es spannend, dass du das so negativ kondiziert siehst. Weil man könnte es ja auch positiv sehen, im Sinne von, er hat dazu beigetragen, dass eine Familie eine Familie wurde. Oder siehst du das nicht so? Gut, dass du das so ansprichst, interessant.

0: 16:05Ja, ich stehe, also erstmal stehe ich dem durchaus kritisch entgegen, aber ja, er hat dazu beigetragen, dass meine Eltern, meine Mutter und mein Ziehvater Eltern werden konnten. Damit hat er ihnen einen Wunsch erfüllt, aber mit meinen Wünschen und meinen Bedürfnissen hatte das nichts zu tun. Und das ist der große Knackpunkt bei dem ganzen Thema Samenspende. Ein Paar, ein Pärchen, ein Ehepaar, wie auch immer, kriegt den Wunsch erfüllt, aber nach den Wünschen des Kindes, das dabei entsteht, wird vorher nicht gefragt. Und ich weiß auch, heutzutage leider ist es immer noch so, dass wenn Wunscheltern sich entscheiden für eine Samenspende, dann gibt es zwar ein psychologisches Vorgespräch, wo aber, natürlich ist ja auch logisch, wenn es nur ein Gespräch gibt, wird da überhaupt nicht auf die Gefühlswelt eines Spenderkindes eingegangen oder was es bedeutet eigentlich ein Spenderkind zu sein. Da wird vorrangig darüber geredet, wie die Eltern mit der Situation gut umgehen können und sowas und das Thema Offenheit, eben dass es wichtig ist, dass man das dem Kind nicht verheimlicht.

0: 17:18Und das ist es auch. Es ist sehr wichtig, das dem Kind nicht zu verheimlichen. Aber das ist nur ein Teil von ganz vielem, was dazu kommt. Nämlich, dass ich einen leiblichen Vater habe, der sich für mich nicht interessiert. Und aber auch, dass meine Eltern bzw. meine Mutter das so entschieden haben, dass mein leiblicher Vater nie Teil meines Lebens sein wird. Machst du deine Mutter Verwürfe? Schwierig. Es gab immer mal Phasen, wo ich wütend auf sie war, aber ich habe auch immer mal mit ihr darüber gesprochen. Ich habe sehr großes Glück, meine Mutter ist in der Hinsicht sehr reflektiert und tut für uns beide alles, was sie kann. Es tut ihr auch wahnsinnig leid, dass ich mich so fühle, wie ich mich fühle und dass es jetzt einfach so ist. Das tut ihr leid und es tut ihr auch weh.

0: 18:13Und da ist es dann schwierig, um noch Vorwürfe zu machen, weil sie es auch versteht und sie sieht es auch ein. Tatsächlich hat sie einmal zu mir auch gesagt, ja die Entscheidung war damals irgendwie auch eben egoistisch. Sie hatte einen Wunsch, ein Kind zu kriegen. Und ich muss damit jetzt leben. Mit dem, wie es ist. Aber Ihre Entscheidung hat sie mit Sicherheit nie bereut, weil sonst hätte sie euch ja nicht bekommen. Das denke ich auch nicht, dass sie ihre Entscheidung bereut hat. Sie wünscht... Also was heißt... Naja, da muss man auch wieder differenzieren. Weil...

0: 18:46Natürlich wünscht sie sich jetzt nicht mehr, dass wir weg wären, um Gottes Willen. Also meine Mutter liebt uns über alles, aber ich denke Wunscheltern, die noch kein Kind haben, wenn sie genauer Bescheid wüssten darüber, was es für Spenderkinder eigentlich bedeutet, ein Spenderkind zu sein, würden sie vielleicht differenzierter noch mal an das Thema rangehen und sich vielleicht bewusster machen darüber, dass sie bei ihrer eigenen Wunscherfüllung nun mal, dass es große Auswirkungen hat auf einen anderen Menschen dann später. Man kann ja auf der Welt sich, jeder kann sich ja was wünschen, jeder kann tolle Sachen machen, aber das beeinflusst jemand anderen auch noch eben, und das ist das Schwierige daran. Kannst du einmal differenzieren, was du damit meinst? Also inwiefern sollen sich Eltern da mehr Gedanken machen drüber? Naja, also ich meine damit tatsächlich, erstmal würde ich mir wünschen, dass die Eltern das wissen. Dass die Eltern wissen, dass wenn man ein Spenderkind ist, dass viele negative Emotionen mit sich bringen kann, nicht muss. Nicht jeder ist ja gleich. Ja und ich kann auch nicht für alle Spenderkinder reden.

0: 20:02Aber erst mal würde ich mir wünschen, dass sie sich damit näher befassen und nicht glauben, dass wenn nur, weil sie es ihrem Kind von Anfang an sagen, dass dann alles in Ordnung ist. Weil das reicht nicht aus. Sie müssen, wenn es für dieses Spenderkind eines Tages dann Thema wird und es sich näher damit auseinandersetzt, müssen sie dem auch Stand halten und das Kind darin bestärken können, dass es den leiblichen Vater suchen möchte und aber auch mit den negativen Emotionen umgehen können. Das müssen die Eltern auch hinkriegen dann einfach und vor allen Dingen empathisch sein. Aber vielleicht wäre es auch so, wenn einige Wunscheltern sich damit näher auseinandersetzen würden und das mehr verstehen würden, was es bedeutet ein Spenderkind zu sein. Vielleicht würden sie dann ihren Wunsch noch anders erfüllen, beispielsweise durch eine Adoption oder versuchen irgendeinen anderen Weg zu finden oder sich noch anders informieren. Wünschst du dir mehr gesellschaftliche Aufklärung zu dem Thema, also mehr Sensibilisierung, sodass man in diesem Fall auch klarer dann darüber nachdenkt, wenn man diesen Schritt geht? Na für die Wunscheltern auf jeden Fall. Ich denke, was wichtig ist, ist mehr als ein psychologisches Gespräch.

0: 21:20Das ist lächerlich. Eine Stunde ist viel zu wenig. Und gesellschaftliche Aufklärung. Ich weiß nicht, ob jeder da gezwungen werden muss, sich direkt mit auseinander zu besetzen, wenn er gar nicht davon betroffen ist. Also ich würde mir eher wünschen, dass das in den Kinderwunschkliniken darüber mehr aufgeklärt wird bei den Wunscheltern. Das finde ich eben wichtig. Was würdest du gerne noch in den psychologischen Vorgesprächen enthalten haben? Abgesehen davon, wie sich ein Spenderkind fühlt, wenn es mal da ist. Naja, also ich denke in den psychologischen Gesprächen wird ja tatsächlich heutzutage dazu geraten, das dem Kind zu sagen und nicht geheim zu halten, obwohl es einige Eltern immer noch machen, dass sie es geheim halten, was eben gar nicht geht. Ich denke darauf, ich weiß zum Beispiel auch, also wenn sie darüber reden, dass das Thema nicht geheim gehalten werden soll, wird eher so unter anderem in die Richtung gegangen, naja, wenn die Eltern das geheim halten und das Spenderkind das dann durch Zufall erfährt oder so, dann ist es ein Vertrauensbruch. Aber das ist ja auch nur wieder eine Angelegenheit. Also wenn ein Spenderkind erst viel zu spät rausfindet, dass der Vater da gar nicht der leibliche Vater ist, dann ist das nicht einfach nur ein Vertrauensbruch, sondern es kann zu einer Identitätskrise eines Menschen auch einfach führen.

0: 22:51Und ja, also das ist dann natürlich auch schwierig. Man muss sich dann gegebenenfalls neu ordnen. Man hat ein Interesse an einem fremden Menschen, weiß gar nicht, wo der jetzt ist, wie man an den erstmal rankommt. Also da geht es ja nicht nur um Vertrauen, sondern da wird, also ich bin der Meinung, die Eltern, die ihren Kindern das nicht sagen, offen, die verletzen das Persönlichkeitsrecht des Kindes. Weil es gehört zur Persönlichkeit dazu, dass es ein Spenderkind ist und wenn es das nicht weiß, dann wird es verletzt. Außerdem würde ich mir auch wünschen, dass mehr darauf eingegangen wird, wenn die Kinder ihren leiblichen Vater suchen, muss das ja nicht immer unbedingt ein Happy End sein.

0: 23:39Sie können auf einen Mann stoßen, der gar kein Interesse hat, was zu einer Verletzung führen kann. Das muss den Eltern auch bewusst sein. Es ist aber kein Grund, das vor dem Kind zu verheimlichen. Aber da würde ich zum Beispiel auch gut finden, wenn den Eltern geraten wird, weil es gibt ja in Deutschland verschiedene Samenbanken und es gibt sogar Samenbanken mit sogenannten Yes-Spendern. Also die von Anfang an, wo die Spender von Anfang an sich bereit erklären und sagen, sie sind offen für eine eventuelle, falls das Kind mal Kontakt haben möchte, sind sie offen und sind interessiert daran.

0: 24:14So was könnte den Eltern auch geraten werden, dass sie bewusst Samenbanken wählen, wo diese Offenheit eben auch gelebt wird und das Kind später nicht eine Enttäuschung denn erleben muss. Kann man die auch zurückziehen, weißt du das? Also könnte der Samenspender auch dieses Yes im Prinzip zurückziehen und später sagen, nein, eigentlich jetzt doch nicht mehr? Das weiß ich in der Tat nicht. Kann ich jetzt vorsichtig nicht sagen. Wir haben jetzt sehr viel über dich gesprochen, lass uns mal über deine Schwester sprechen. Die ist ja eine ähnliche oder hat eine ähnliche Erfahrung gemacht wie du. Würdest du sagen, es war von Vorteil, dass ihr sozusagen beide so entstanden seid, weil ihr euch so austauschen konntet? Also ob das jetzt ein Vor- oder Nachteil war, darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Kann ich dir nicht beantworten, weil nachdem ich es erfahren habe, hat sich grundsätzlich für mich nichts geändert.

0: 25:04Meine Schwester ist meine Schwester und nicht meine Halbschwester oder was auch immer. Und ich konnte mit ihr darüber reden und wir konnten gemeinsam auch mal zu Spenderkindertreffen beispielsweise gehen und dann darüber reden. Aber ich habe es ja nicht anders. Also weiß ich nicht. Würdest du sagen, ihr konntet euch so gegenseitig mehr unterstützen, weil ihr eben euer Wissen gegenseitig erweitern konntet und ebenso gemeinsam auf die Suche gehen konntet? Das würde ich schon sagen. Ja, doch, das würde ich auf jeden Fall sagen. Wenn gerade in dem Gerichtsprozess, wenn da mal was war, da hat meine Schwester mir, glaube ich, hin und wieder auch mal einen Hinweis gegeben, aber auch vorher. Aber es ist eben auch immer, wir sind ja unterschiedliche Menschen und wie ich vorhin sagte, jeder hat mal in seinem Leben eine Phase, wo es ihn mehr interessiert und mal weniger. Und das ist ja nicht gleich bei uns beiden. Ja und genau so hat meine Schwester auch Phasen gehabt, wo sie davon eher nicht so viel wissen wollte und dann tauscht man sich da beispielsweise auch nicht so viel aus. Kennen Sie ihren leiblichen Vater? Nein.

0: 26:08Möchte sie ihn kennenlernen? Grundsätzlich schon, aber da ist es noch schwieriger, so wird es ebenfalls immer kommuniziert, weil sie in der DDR entstanden ist. Und es hieß immer, wohl, ich hoffe ich sage jetzt nichts Falsches, aber gerade in der DDR die Spenderkinder, die entstanden sind, dass die Unterlagen da gerade zur Wende auch unter anderem vernichtet wurden und so weiter. Also ja, das ist nicht so einfach. Du hattest gesagt, du bist in einem Spenderverein tätig. Magst du uns mal erklären, was du da genau machst? Naja, machen tue ich da jetzt nichts Aktives. Also wenn ich mal Lust habe, so was wie hier mache ich dann mal. Ansonsten gibt es manchmal Vereinstreffen, wo ich unregelmäßig hingehe, wie gesagt, je nachdem, wie sehr das Thema einen aktuell beeinflusst oder man sich dafür gerade interessiert. Ja, ansonsten gibt es in einem Verein wie in allen anderen Vereinen unterschiedliche Arbeiten, Öffentlichkeitsarbeit, aber auch Wunschelternberatung und sowas. Aber da muss ich zugeben, bin ich nicht so aktiv.

0: 27:18Weil ja, für mich ist es tatsächlich schwierig, mich dauerhaft mit diesem Thema so intensiv auseinanderzusetzen. Ich brauche davon auch manchmal Ruhe, weil es mich einfach wirklich traurig macht, zu wissen, nächstes Jahr werde ich 30. Und immer wieder zu wissen und zu fühlen, dass mein leiblicher Vater sich einfach überhaupt nicht für mich interessiert. Und auch jetzt ja offensichtlich nicht, denn ich bin in unterschiedlichen DNA-Datenbanken. Da sind auch die bekanntesten dabei, die es so gibt. Wenn man googelt, DNA-Datenbank, findet man die auch. Und er könnte sich ziemlich einfach dort registrieren. Was er ja aber offensichtlich nicht tut. Es kostet doch keine Unsumme, es sind 60 oder 80 Euro, sich dort zu registrieren und er tut es einfach nicht. Also scheint er ja kein Interesse zu haben.

0: 28:12Ich denke, die meisten Spender verdrängen das aber auch gerne einfach. Ich glaube nicht, dass sie es vergessen haben, dass sie mal gespendet haben, aber ich denke, sie verdrängen es und haben Angst davor, dass jemand sich in ihre Familie hineindrängt, die sie ja gegebenenfalls schon haben. Oder vielleicht auch Angst haben auf Unterhaltsansprüche oder Unterhaltsforderungen oder was auch immer. Aber darum geht es uns ja gar nicht. Aber ich denke, davor haben sie Angst. Macht es für mich aber zugegebenermaßen nicht besser. Denn ich sehe das ganz klar so. Dieser Mann hat zu meiner Entstehung beigetragen, ganz maßgeblich. Und ich bin ein denkender und fühlender Mensch. Und sich vor mir zu entziehen, weil er ist immerhin mein leiblicher Vater, ist nicht richtig. Also sich vor mir zu verstecken, mich nicht kennenlernen zu wollen oder mit mir keinen Kontakt haben zu wollen, das sehe ich nicht als richtig an.

0: 29:08Hast du mal darüber nachgedacht, dass es ihn vielleicht gar nicht mehr gibt? Ja, darüber habe ich natürlich auch schon mal nachgedacht. Kommt auch vor, dass Spender schon verstorben sind. Allerdings muss ich dazu sagen, wenn ich darüber nachdenke über meinen leiblichen Vater, bin ich erst mal eher wütend. Wie man jetzt ja vielleicht schon gemerkt hat. Das mildert meine Wut nicht unbedingt, ehrlich gesagt, wenn es ihn nicht mehr geben sollte. Denn die Entscheidung hat er ja trotzdem damals getroffen, dass er Kinder in diese Welt setzt, die er niemals kennenlernen wird und die er auch niemals kennenlernen will. Damals war es ja noch so, dass den Spendern gesagt wurde, ihr seid anonym, ihr müsst euch um nichts kümmern, ist alles prima.

0: 29:56Und die sind ja mit dem Wissen da reingegangen, dass sie ihre eigenen Kinder niemals in ihrem Leben haben werden. Wenn jetzt ein Mann in Deutschland spendet, weiß er ja, dass er sich im Spenderregister eintragen muss und dass die Kinder die Daten kriegen werden. Aber damals dieser Glaube und dieses bewusste Anonyme, ich möchte gar nicht mit meinem Kind Kontakt haben, allein diese Entscheidung finde ich wirklich schlimm. Ich kenne ja diverse andere Geschichten von Spenderkindern. Es gab auch Spender, die schon Kinder hatten und sich dann noch mal für eine Samenspende entschieden haben. Damals zu DDR-Zeiten beispielsweise, oft war ja auf der Grund auch Geld. Sie wollten Geld zu verdienen und übrigens auch sehr verletzend. Mich gibt es nur, weil mein leiblicher Vater Geld haben wollte.

0: 30:56Das Schlimmste, was ich bisher gehört habe, war Männer, die wirklich sowas machen, um ich zitiere, evolutionär erfolgreich zu sein. Finde ich ganz schlimm. Woher hast du das gehört? Ich war schon zweimal in der Zeitung und einmal davon habe ich die Kommentare hier unten durchgelesen, die sind also auf meinen Artikeln. Da hat das einer gesagt. Ich habe es aber auch an anderer Stelle gehört, weil auch in Samenbanken, also jede Samenbank ist unterschiedlich, ist ja ein bisschen anders auch und in einigen Samenbanken geben die Männer auch ihren Grund an, warum sie spenden.

0: 31:33Und das habe ich auch einmal gehört, dass dort der Grund unter anderem war, weil sie gerne ihre Gene möglichst breit weitergeben möchten. Und abgesehen davon, dass es ja ein bisschen narzisstisch ist oder vielleicht sehr narzisstisch, ist es wahnsinnig verletzend, weil ich fühle mich denn wie so ein Prestigeobjekt, sage ich mal. Ich wurde, mich gibt es also, weil mein leiblicher Vater ganz viele Pokale haben wollte oder so. So fühlt man sich dann. Aber auch auf die... Also das ist das Schlimmste, aber das Geld, das sie eben Geld haben wollten, ist auch ziemlich schlimm. Und da muss ich sagen, finde ich auch so verletzend, wenn sie, wie gesagt, schon Kinder hatten. Und dann war beispielsweise... Da kenne ich auch unterschiedliche Geschichten. Und wenn sie dort Geld brauchten, unter anderem für ihre Kinder, die sie schon haben, entscheiden sie sich für eine Samenspendung, um an das Geld zu kommen.

0: 32:33Und da fühlt man sich auch, oder ich fühle mich bei so etwas denn bei der Vorstellung, dieser Mann hatte schon Kinder und holt sich für diese Kinder, die er schon hat, holt er sich jetzt Geld durch eine Samenspende und zeugt noch andere Kinder. Also ich bin der Preis, oder ich könnte der Preis sein für seine Familie. Weißt du, ob die psychologische Tests machen müssen, die Spender? Früher war das so. Ob das jetzt so ist, kann ich nicht sagen. Das weiß ich nicht. Weißt du, wie viel die Männer bekommen an Geld für eine Spender? Ja, es ist glaube ich auch ein bisschen unterschiedlich. Es sind glaube ich so 80, 100 oder auch teilweise 150 Euro. Also nicht so viel. Und es ist in Deutschland eigentlich auch geregelt, soweit ich jetzt, ich hoffe ich sage wieder nichts Falsches, aber dass ein Spender nur maximal zehn Kinder haben darf. Also danach darf er eigentlich nicht mehr spenden. Die Mütter müssen ja das auch anmelden, wenn das Kind dann geboren ist. So wird das kontrolliert. Und deswegen... Ich glaube auch vor Angst vor Inzest.

0: 33:38Ganz genau, ja, ja, genau. Aber ich will damit sagen, ich finde, es ist nicht sonderlich lukrativ. Also man wird nicht reich davon. Und diesen Tribut dafür zu zahlen, dass denn die eigenen Kinder in Deutschland rumlaufen und die Männer aber ihre Kinder nicht kennen, ist für das bisschen Geld, oder dass es überhaupt für Geld ist, ist wirklich schlimm. Und ich finde das sehr entwürdigend, muss ich auch sagen, und sehr abwertend, dass mein Einer-Eltern-Teil mich nur gemacht hat, um Geld zu verdienen. Also, genau so sehe ich das und genau so deswegen bin ich wütend und traurig und enttäuscht darüber. Was würdest du machen, wenn sich dein leiblicher Vater jetzt melden würde?

0: 34:24Wie wäre da dein Vorgehen? Wie würdest du reagieren? Was denkst du? Also ich wäre natürlich erstmal gespannt. Natürlich bin ich auch neugierig und würde ihn gerne kennenlernen. Aber ich müsste erstmal abwarten, was er mir jetzt eigentlich zu sagen hat. Es gibt bei uns im Verein tatsächlich einen Spender, der ist so ein Vorzeigespender, der hat sich damals gemeldet bei uns im Verein und hat gesagt, nach vielen Jahren der Spender hat das alles reflektiert und ihm ist bewusst, oh Gott, er hat Kinder und er möchte sich für ihn nicht verbergen und sie sollen und dürfen ihn kennenlernen und hat sich richtig aktiv gekümmert. Er ist also aufgewacht und übernimmt jetzt Verantwortung für das, was er getan hat. Wenn mein Spender diese selbe Einstellung hätte, dass er jetzt nach vielen Jahren verstanden hätte, was er dort eigentlich getan hat. Ja, ich glaube, dann wäre ich sehr froh darüber, wenn er so denken würde. Wenn er andere Gedanken hat, weiß ich nicht, wie ich darauf reagieren würde. Also, weil die Wut ist grundsätzlich, solange ich ihn nicht kenne, ist die Wut da, vor allen Dingen. Wenn sich das positiv entwickeln würde, wärst du daran interessiert, eine Beziehung zu ihm aufzubauen?

0: 35:42Kann ich nicht sagen. Also positiv, was heißt positiv? Er müsste mir ja, selbst wenn er reflektiert, auf mich zukommt und sagt, er hat das alles jetzt nochmal durchleuchtet, er müsste mir als Mensch ja auch sympathisch sein, sag ich mal. Und wenn er das nicht ist, also ich denke nicht, dass ich da eine Beziehung erzwingen würde. Aber gehst du nicht davon aus, allein wegen der Tatsache, dass da dein Vater ist, dass da so eine Grund-Biochemie besteht, dass man... Nein. Okay. Da gehe ich nicht davon aus, weil es gibt ja auch, unabhängig wie man entstanden ist, Samenspende oder was auch immer, es gibt ja auch genug Menschen auf der Welt, die sich mit ihren Eltern überhaupt nicht verstehen.

0: 36:21Ja, natürlich, das ist richtig, aber dass erst mal so eine Grundsympathie da ist im ersten Moment im Sinne von hey das ist mein Vater, das ist meine Mutter und sich erstmal an einen Tisch setzt und dann sich austauscht und mit der Zeit dann merkt, okay wir kommen gar nicht miteinander aus, klar. Aber dass man erstmal grundsätzlich versucht an einen Tisch zu kommen und dann zu gucken, könnte das funktionieren? Ja dazu wäre ich bereit, aber ich gehe nicht grundsätzlich von der Grundsympathie aus, weil ich ihn nicht kenne. Wie empfindest du, wenn du andere Spender siehst? Bist du da auch wütend? Naja, Spender kenne ich nicht so viele, muss ich sagen.

0: 36:56Also ich kenne eher nur so aus Videos und von unserer Vereinsseite unseren, ich sag immer Vorzeigespender. Ich bin, aber ja, ich bin wütend, wenn ich die Geschichten höre. Es gibt ja diverse Spenderkinder, die ihre leiblichen Väter auf irgendeine Art und Weise gefunden haben. Und über die Geschichten bin ich dann immer meistens maßlos enttäuscht, maßlos traurig oder wütend. Sei es, weil dann eben beispielsweise so was rauskommt, dass schon Kinder da waren und dass noch Geld dazu verdient werden musste. Oder dass der leibliche Vater dann sich erstmal zurückzieht und Abstand halten will von dem Spenderkind. Und dieses Spenderkind wartet dann monatelang oder wochenlang, bis sich der leibliche Vater dann irgendwann mal aus seiner Deckung begibt und sagt, okay, wir können uns doch mal treffen. Also ich habe bisher meistens nur die Erfahrung gemacht, dass die alle irgendwie Angst davor haben beziehungsweise das nicht wollen und ja kann ich nicht beschreiben was in denen also ich glaube ich glaube sie verdrängen das einfach sie haben das verdrängt nachdem sie es getan haben ihre spende abgegeben ihre samenspende und ja und wenn dann auf einmal so ein kind um die ecke kommt werden sie natürlich völlig erschlagen wenn sie darüber die letzten 30 jahre nicht nachgedacht haben, aber es ist eben nicht schön, wenn sie darüber nicht nachgedacht haben. Hast du den Eindruck, andere Spenderkinder sind auch so wütend wie du?

0: 38:32Jein, also es ist unterschiedlich. Also einmal im Jahr bin ich so Dresden und da treffen wir Dresdner uns, sage ich mal, also Dresdner Spenderkinder. Da habe ich schon den Eindruck, dass ich viel Verständnis kriege. Ich habe aber auch beispielsweise den Eindruck, dass die Wut herrscht bei anderen, aber an anderen Stellen. Beispielsweise die Industrie, die dahinter steckt. Kinderwunschkliniken machen Geld. Das ist ein Wirtschaftsunternehmen, darf man ja mal nicht vergessen. Am Ende ist das auch eine, könnte man auch sagen, es ist eine Entwürdigung des Menschen, der dabei rauskommt, dass er durch so eine Wirtschaftsmaschinerie eigentlich nur entstanden ist, dass da zum Beispiel Wut drauf herrscht. Ich kann das verstehen, dass man so fühlt, das beschäftigt mich persönlich aber nicht so sehr. Und ja, andere haben zum Beispiel ihren Spender mal kennengelernt, das reicht denen dann auch. Andere wollen eben lieber mehr Kontakt mit dem haben, es ist unterschiedlich. Also, aber ja, ich habe auch schon wahrgenommen, dass durchaus unter anderem auch Wut herrscht, aber nicht immer.

0: 39:43Du hast erzählt, dass du zweimal in der Zeitung warst. Warum direkt? Also war das direkt zu diesem Thema und weil du einen offenen Aufruf gestartet hast oder was war die Idee dahinter? Also einen offenen Aufruf, um deinen Vater zu finden, deinen Leiblichen? Das erste Mal ja, also das war beides mal über den Verein, weil wir ja dort Anfragen immer mal kriegen. Und bei der ersten Anfrage war es eine Zeitung aus Sachsen. Dort habe ich dann auch meine Geschichte erzählt, aber eben auch im Aufruf gestartet. Das ist aber schon zehn Jahre her. Und dann war ich dieses Jahr noch mal in der Zeitung. Und da habe ich mich dann aber bewusst an dieselbe Reporterin gewandt, die bei einer anderen Zeitung mittlerweile arbeitete.

0: 40:28Und so hat die nochmal meine Geschichte eher mit dem Gericht dargestellt. Also das war kein Aufruf, sondern eher Aufklärung. Was hast du dir dadurch erhofft? Also beim ersten Mal vor zehn Jahren, dass sich wirklich vielleicht jemand meldet. Und beim zweiten Mal habe ich mir erhofft, dass viele Menschen das lesen und vielleicht, so wie ich jetzt auch hier bin, darüber aufgeklärt werden. Dass es eben vor allen Dingen auch Wunscheltern erreicht, dass sie sich darüber bewusst sind, was es eben bedeutet, auch über ihre eigene Rolle dabei. Denn ich habe ja vorhin gesagt, es ist 50-50.

0: 41:08Es ist einerseits, bin ich wütend auf meinen Spender, ehrlich gesagt, aber andererseits haben meine Eltern oder beziehungsweise die Wunscheltern auch die Rolle dabei, denn sie entscheiden sich ja dazu und sie nehmen die Samenspende eben an. Ihr Wunsch wird erfüllt, aber wie gesagt, es hat nichts mit dem Wunsch des Kindes am Ende zu tun. Aber dann hat es ja dann schon doch noch mal was mit gesellschaftlicher Aufklärung zu tun. Dann sind wir schon wieder beim punkt von von vorhin dass es ja dann doch schon ein gesellschaftliches grund aufklären ist wenn du in die zeitung gehst um grundsätzlich erst mal über die thematik zu berichten oder ja natürlich kann man das so sehen also ich ich sag mal so ich glaube die meisten eltern entscheiden sich ja nicht einfach so für eine samenspende also das sind ja die die irgendwie probleme haben aus welchen gründen auch immer. Aber ja, natürlich wünsche ich mir eine Grundaufklärung.

0: 42:04Ich hoffe aber, dass ich bei den Wunscheltern vielleicht noch ein paar zusätzliche Gedanken mitgeben kann. Als meine Mutter das damals zu mir gesagt hat, und das ist noch gar nicht so lange her, Ich habe übrigens auch mal gehört, es ist eigentlich kein Kinderwunsch, weil das Kind hat sich nichts gewünscht, es ist ein Elternwunsch. Das habe ich mal gehört, das fand ich so passend. Und als meine Mutti damals zu mir gesagt hat, ja, irgendwie ist es egoistisch, das fand ich ganz interessant, dass sie das selber so gesagt hat, weil jeder Wunsch nach einem Kind ist egoistisch, weil wir werden alle, alle werden nicht gefragt, ob wir auf der Welt leben wollen. Ja und jedes Kind, was heutzutage geboren wird, denke ich, da können sich alle Eltern fragen oder jeder Mensch kann sich fragen, möchte ich, möchte ich ein Kind haben, weil mein Kind wird sich ja mit dieser Welt auseinandersetzen müssen. Mit all den Schwierigkeiten, die auf uns zukommen, sei es der Klimawandel, irgendwelche Kriege, was auch immer, da kann man sich Gedanken sogar machen, ob man das möchte oder nicht. Und das Kind muss damit leben. Ich sehe es aber schon so, dass zusätzlich zu dem allen, womit wir alle leben müssen, muss ein Spenderkind dann eben auch noch damit leben, dass es eigentlich drei Eltern hat und der leibliche Vater nicht Bestandteil des Lebens ist. Und das finde ich eben nicht richtig.

0: 43:39Ich kenne auch andere Modelle. Ich habe sowas in beide Richtungen. Ich habe sowas zum Beispiel mal in Kanada gesehen. Eine kleine Familie hat sich vorgestellt, ein schwules Pärchen und eine Frau, eine befreundete Dame, die sich entschieden haben, zu dritten Kind zu kriegen. Und das Kind hatte zwei Papas und eine Mama. Und das ist auch schön und das ist auch in Ordnung, aber so hat das Kind eben zu allen elternteilen, zu allen leiblichen elternteilen Kontakt. Und ich kenne das auch in andere Richtung, also mit einem lesbischen Pärchen und einem Vater.

0: 44:14Also auf unserer Spenderkinder Seite steht drin, wenn Wunscheltern sich für eine Samenspende entscheiden, muss ihnen klar sein, dass sie eine Elternschaft zu dritt eingehen. Aber das ist es ja am Ende nicht, weil der Spender hat ja nicht Einfluss auf sein Kind. Der Spender ist nicht beim Leben seines Kindes dabei. Es ist auf dem Papier eine Elternschaft zu dritt, die aber nicht umgesetzt wird. Kann man das auch mitentscheiden? Also kann ein Spender angeben, hey, ich möchte Elternschaft zu dritt? Ich glaube, bei dem Konzept Saabspende und über Samenbanken, glaube ich, funktioniert das nicht. Ich denke, das muss man individuell miteinander vereinbaren. Und ich denke auch, das ist ja das Problem an der Sache. Wer wie Wunscheltern, die wollen ja, ich meine, warum geht man in eine Zusammenbank? Man geht in eine Zusammenbank, weil man natürlich ein gesundes Kind haben möchte, die Spender sind da durchgecheckt, alles ist prima. Ansonsten, wenn sie sich darauf einlassen wollen würden, dass der leibliche Vater Bestandteil des Lebens des Kindes ist, dann müssten sie ja jemanden haben, den sie ganz genau kennen, mit dem sie am besten gut befreundet sind, damit das funktionieren könnte. Nicht zwingend, sie könnten ja auch jemanden aktiv suchen und auch mit dem Wissen, hey das wird jetzt ein Spender, aber wir möchten, dass er gesund ist und er kann ja dann auch Teil vom Leben des Kindes sein. Ja, das wäre eine Möglichkeit, aber ehrlich gesagt habe ich noch nie von Wunscheltern gehört, die grundsätzlich bereit sind, in ihre kleine Familie einen fremden Menschen mit reinzulassen, den sie nicht kennen. Okay, aber dann ist ja die Schnittstelle tatsächlich auch die Überlegung, wie kann man die Eltern vielleicht dahingehend aufklären oder da vielleicht die Schnittstelle ändern, dass den Eltern bewusster wird, eigentlich ist es das zu dritt und nur so sollte es sein? Ja, da könnte man aufklären.

0: 46:04Ich habe noch, darüber habe ich mir so in dem Sinne noch nicht so Gedanken, nicht so viel Gedanken gemacht zugegebenermaßen, weil ich denke, dass es, dass die meisten Wunscheltern davon erstmal gefühlsmäßig Abstand nehmen wollen, weil sie ja den Menschen nicht kennen. Das ist ein fremder Mann, die kennen seine Werte nicht, seine Vorstellungen nicht und der würde das Kind miterziehen, um Gottes Willen. Aber ja, man könnte da aufklären, wie viel Erfolg das dann hätte, wie viel Wunscheltern das in Anspruch nehmen, müsste man dann sehen. Wäre vielleicht eine ganz andere Art von Samenspende, wenn man tatsächlich sich erst mal kennenlernen muss. So haben wir die gleichen Werte, so haben wir die gleiche Idee von Lebensstil, die wir führen wollen.

0: 46:45Und dann vielleicht die Art von Samenspende sich zu überlegen? Naja, ich glaube, Problem dabei könnte auch eben werden, der soziale Vater, der ist ja in einer ganz anderen Position als die Mutter. Die Mutter ist die alleinige Mutter vom Kind und auch die leibliche Mutter. Und der soziale Vater muss sich dann natürlich ein Verstand erklären damit, dass ein anderer Mensch, ein anderer Mann auch Mitteilschaft hat an dieser Elternschaft. Und ich glaube, soziale Väter haben sowieso schon Ängste, befürchte ich, denke ich, dass sie Angst haben, das Kind könnte sie nicht akzeptieren oder nicht genug akzeptieren, was auch immer. Und wenn dann noch der leibliche Vater Bestandteil des Lebens des Kindes ist, kann ich mir gut vorstellen, dass die sozialen Väter dann auch viel Angst haben, dass das Kind sich dann viel besser mit dem leiblichen Vater versteht.

0: 47:39Was wäre im schlimmsten Fall, wenn das Kind dann ein bisschen älter ist und sagt, ich möchte aber bei meinem anderen Papa leben. Ja, also dann müssen ja die Eltern ihr Kind abgeben an einen anderen Menschen. Also deswegen... Nicht zwingend, weil also wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, geben Sie es voran, dass Sie der leibliche Vater sind, aber haben keine Teilhabe an der Erziehung des Kindes und haben somit auch keine Rechte am Kind. Das ist das Rechtliche und jetzt müssen wir aber zum Emotionalen. Was ist, wenn das Kind sich das mit elf oder zwölf wünscht? Das Kind wünscht sich, bei dem leiblichen Papa zu leben. Dann kann man dem Kind ja nicht erklären, du hast kein Recht dazu und dein leiblicher Papa hat auch kein Recht dazu. Also die Elternschaft zu dritt, die muss so erfüllt sein, denke ich, dass die Wünsche des Kindes dabei auch berücksichtigt werden.

0: 48:28Vor allem, wie einigt man sich dann auch? Wie oft darf das Kind da hin? Wie gehen die Wunscheltern damit um, wenn das Kind, wenn geregelt ist, das Kind darf einmal in der Woche zum leiblichen Papa und das Kind wünscht sich dann, ich möchte jetzt aber dreimal und ich möchte nächstes Wochenende auch und ich möchte das übernächste Wochenende auch. Also es geht ja, ich verstehe, was du meinst, das Rechtliche, aber das allein Rechtliche dahinter wird dem Kind ja nicht gerecht. Es geht ja vor allen Dingen auch darum, wie das Kind damit umgeht und was sich das Kind da wünscht. Tatsächlich ist ein guter Punkt, aber da stelle ich mir direkt die Frage, weil es gibt ja schon Role Models dafür und irgendwie muss es dort ja auch umgesetzt werden und die sind ja mit genau diesen Fakten müssen sich auseinandersetzen. Würde mich jetzt interessieren. Hast du da Einblicke?

0: 49:27Naja, also die beiden Beispiele, die ich kenne, die sind tatsächlich eben so, dass alle drei Menschen gut miteinander befreundet sind und von Anfang an ganz bewusst diese Entscheidung getroffen haben, Regeln festgelegt haben, dann ist es ja eine ganz andere Konstellation, als wenn man, wie du vorhin vorgeschlagen hast, das mit einem fremden Menschen probiert. Naja, aber dann sind wir ja trotzdem an dem gleichen Punkt, weil die Emotionalität des Kindes wird da ja auch außer Acht gelassen. Man eignet sich, oder man sagt ja dann rechtlich gesehen, du nimmst das Kind da, oder wir einigen uns auf die und die Fakten, was auch immer. Aber die Emotionalität des Kindes wird ja auch komplett außen vor gelassen. Ja, also ja, wenn das Kind klein ist, hat man erstmal ein bestimmtes Konzept.

0: 50:14Aber da, wo ich das kenne, auch in meinem, ich sag mal, weiteren Bekanntenkreis, da wird da schon drauf eingegangen, was das Kind sich auch wünscht. Also das Kind kann ja dann auch ab einem bestimmten Alter, wie jedes Kind, hat es dann bestimmte Wünsche und wenn es dann sagt, ja, ich möchte aber jetzt lieber auch noch morgen und übermorgen eben zu meiner leiblichen Mama oder zu meinem leiblichen Papa, wird darauf eingegangen. Du musst mal überlegen, du hast ja zwei Menschen, die sich unglaublich gut kennen, die sich eine Familie wünschen und dann gibt es dann noch diesen fremden Menschen. Das ist ja nochmal was ganz anderes, als da ist drei Freunde. Ja, ja, genau. Aber meine Idee war ja nicht, dass du es mit einer komplett fremden Person machst. Meine Idee war, dass du diese Person kennenlernst.

0: 50:56Schau, haben wir die gleichen moralischen Werte? Haben wir den gleichen Lebensstil, den wir führen? Das heißt, man geht eine Beziehung aktiv erst mit diesem Menschen ein, bevor man sich dazu entscheidet, ein Kind dazu zu holen. Das heißt, also du führst eine Beziehung zu dritt, und wenn das funktioniert, dann kommt das Kind dazu. Genau. Ja, da müssen die beiden Eltern alle drei Personen reflektiert genug sein, das so anzunehmen. Ja, genau. Aber das war die Basis meines Gedankengangs. Also nicht, dass man komplett mit Fremden... weil das widerspricht ja dem Gedankengang.

0: 51:26Also eher, man schafft die Basis einer Beziehung, einer Freundschaft, was auch immer. Und darauf beruht dann diese Art von Samenspende. Weil dann ist es kein herkömmlicher Weg, sondern eben... Genau, wenn man nicht schon jemanden hat, wo ich das aus Kanada kenne, beziehungsweise noch woanders, da kannten sich die drei Leute eben schon. Aber in deinem Fall müsste man, so wie du es erklärst, müssten diese drei Menschen natürlich erst mal eine Beziehung aufbauen und sehen, ob das miteinander funktioniert. Vielleicht bin ich zu pessimistisch, aber da würde mich interessieren, welche Wunscheltern was möchten.

0: 51:59Aber es ist der richtige Weg aus meiner Sicht, der einzig richtige für das Kind. Und das ist wichtig, denke ich. Damit die Eltern sich eines Tages auch keine Vorwürfe machen müssen. Oder das Kind den Eltern keine Vorwürfe macht. Warum hast du dich so entschieden mit der Samenspende? Und du wusstest doch, dass ich meinen leiblichen Vater nicht kennenlernen werde. Du wusstest das und du hast es ja gemacht. Beispielsweise. Was würdest du denn einer Mutter empfehlen, die vor zwölf Jahren eine Samenspende durchgeführt hat, jetzt ein Kind hat und dem Kind aber nie gesagt hat, dass es durch eine Samenspende entstanden ist?

0: 52:46Welchen Ratschlag würdest du der Mutter oder auch dem sozialen Vater geben? Sofort sagen. Also nicht im nächsten passenden Augenblick, weil das zieht sich dann immer ewig hinaus. Dann hat der Augenblick nicht gepasst, der auch nicht und der auch nicht, sondern sofort sagen. Also sich dafür entschuldigen, dass man es nicht vorher gemacht hat. Man kann sich als Eltern natürlich auch erklären. Man kann ja erklären, ich hatte Angst es dir zu sagen, ich hatte die und die Bedenken, aber ich weiß jetzt, dass das nicht richtig war und es tut mir leid. Einfach, man muss empathisch sein, man muss sich als Eltern in der und das finde ich, also in dieser Situation muss man, finde ich, als Eltern einfach auch Einsicht zeigen. Einsicht, dass man in dem Beispiel, was du gerade gegeben hast, einen Fehler gemacht hat. Und das muss man dem Kind auch zugestehen und ihm das so sagen. Würdest du sagen, die Eltern sollten auch schon in Vorrecherche gehen?

0: 53:46Auf jeden Fall. Also ich wäre ja sowieso dafür, also du meinst, bevor ein Kind da ist? Ja. Ja, auf jeden Fall. Ich wäre ja, der Grundstein wird dort ja gelegt, wenn beispielsweise diese psychologischen Beratungen erweitert werden und man nicht nur ein gespräch hat sondern vielleicht vier oder fünf wo viel mehr sachen noch eingegangen wird oder eingegangen werden kann denn es ist leider auch so dass wunscheltern völlig weiß ich auch das wund das einige wunscheltern völlig vollkommen uninformiert zu sowas hingehen und dort eben in dieser psychologischen beratung das erste Mal überhaupt aufgeklärt werden. Und dann gibt es ja wie gesagt einige, die sich dennoch dafür entscheiden, das ihrem Kind nicht zu sagen. Und damit, wie ich vorhin schon sagte, die Rechte des Kindes einfach nicht berücksichtigen. Weil es ist die Identität. Und die Identität sollte man den Menschen wahren. Es ist ein Persönlichkeitsrecht und Ihnen das nicht vorenthalten.

0: 54:51Was wünschst du dir für die Zukunft? Also für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass die Wunscheltern einfach viel informierter und reflektierter an so eine Entscheidung rangehen, bevor sie ein Spenderkind kriegen. Dass sie sich auch vielleicht nicht einfach nur psychologisch beraten lassen. Also selbst wenn es vier oder fünf Gespräche geben würde, reden sie da mit einer Psychologin. Sie sollten vielleicht auch einfach mit Betroffenen sprechen. Da kann man sich beispielsweise an den Spenderkinderverein wenden. Es gibt dort ja Wunschelternberatung, hatte ich vorhin kurz gesagt, dass sie sowas auch tun. Weil natürlich wissen Wunscheltern nicht, was in einem Spenderkind vorgeht. Wie soll man wissen, wie es einem anderen Menschen geht, wenn man so eine Situation nicht kennt, noch nie von Freunden gehört hat und überhaupt. Natürlich kommt man auf all diese Gedanken nicht, wie auch, ist ja verständlich. Aber man könnte sich diese Informationen einholen und ich finde es eben schade, wenn das nicht getan wird. Aber das kann ja getan werden und das ist nicht schwierig, muss ich auch dazu sagen. Das würde ich mir wünschen.

0: 56:01Und was wünschst du dir für dich und deine Zukunft? Tja, für mich und meine Zukunft würde ich mir wünschen, dass vielleicht doch irgendwann ich meinen biologischen Vater irgendwie kennenlernen kann. Ich hoffentlich einem reflektierten Menschen gegenüberstehen kann. Ja, und dann würde ich mir wünschen, dass das Thema... Aber ich glaube, das ist nicht so realistisch, weil solange ich meinen biologischen Vater nicht kenne, so geht es auch anderen Spenderkindern, ist da immer so etwas Unbekanntes in einem. Ich sage mal so ein schwarzes Loch. Und damit kann das Thema nie so richtig abgeschlossen werden. Und ja, ich würde mir wünschen, dass ich es abschließen kann. Wenn ich es nicht abschließen kann, dass es vielleicht doch immer mehr zur Ruhe kommt, sage ich mal irgendwie. Danke dir. Danke dir, dass du deine Geschichte mit uns geteilt hast und so offen darüber gesprochen hast. Gerne. Dankeschön und dir und deiner Zukunft noch alles, alles Liebe und alles Gute. Hier noch eine Anmerkung, wenn du von den besprochenen Themen betroffen bist oder Unterstützung benötigst, bitte zögere nicht Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hole dir Unterstützung bei professionellen Hilfeeinrichtungen oder dir vertrauten Personen. Bis zum nächsten Mal bei von Bohne zu Bohne.

0: 57:17Du wirst selbst bei uns dabei sein? Dann melde dich auf unserer Website oder unsere Social Media.

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