Weltreise mit bipolarer Störung - Was kann da schon schiefgehen? #64 Sue
Shownotes
Triggerwarnung: In dieser Folge sprechen wir über Depression, Manie, Essstörungen, Suizidgedanken und Klinikaufenthalte. Bitte höre sie nur, wenn du dich emotional stabil genug fühlst.
Sue war erst neun Jahre alt, als ihre Mutter schwer erkrankte. Von einem Tag auf den anderen übernahm sie Verantwortung für die Familie – und verlor damit ihre Kindheit. Früh erlebte sie Depressionen, Ängste und später auch eine Essstörung. Mit der Zeit kam die Diagnose: bipolare Störung.
Heute blickt Sue auf einen langen Weg zurück – geprägt von Extremen zwischen dunkler Depression und manischer Hochstimmung. Sie erzählt, wie es war, jahrelang alles hinter einer Maske zu verstecken, wie sie schließlich in die Klinik kam, Medikamente annahm und dort zum ersten Mal „Frieden im Kopf“ spürte. Sue gibt Einblicke in ihre Entscheidung, trotz aller Vorbehalte, eine Weltreise zu starten. Seit über zweieinhalb Jahren lebt sie diesen Traum – mit Routinen, Notfallplänen, Rückschlägen und neuen Freiheiten.
Zeitstempel: 0:00 - 1:45: Triggerwarnung & Intro 1:45 - 3:12: Erste Depression & Kindheit mit kranker Mutter 3:12 - 7:01: Verantwortung mit zehn Jahren 7:01 - 17:09: Jugend: Angststörung, Essstörung & Masking 17:09 - 21:23: Erste Manien & Leben im Extrem 21:23 - 25:33: Der Weg in die Klinik 25:33 - 31:32: Klinikalltag, Medikamente & erste Erleichterung 31:32 - 39:42: Routinen, Werkzeugkoffer & Leben mit der „Krake“ 39:42 - 46:16: Trotz Diagnose auf Weltreise gehen 46:16 - 50:59: Alltag unterwegs 50:59 - Ende: Sues Botschaft
BipolareStörung #Depression #Manie #MentalHealth #PsychischeGesundheit #Weltreise #Selbstakzeptanz #Therapie #mutmacher
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Transkript anzeigen
00:00:01: Und da hatte ich so mit neun, halb, zehn Jahren auch Depressionen bekommen.
00:00:05: Ich traue mich darüber zu reden.
00:00:06: Ich habe mich auch endlich getraut, wirklich Hilfe anzunehmen, auch in Form von Medikamenten.
00:00:10: Ich hatte niemals vorher Medikamente akzeptiert, weil ich immer dachte, ich muss alle alleine hinbekommen.
00:00:15: Und dann dort wurde ich Medikamenttös eingestellt und auf einmal war Frieden in meinem Kopf auf einmal.
00:00:19: Wie so ein Schalter, den man umlegt.
00:00:21: Das war das erste Mal, dass Frieden da drin war.
00:00:25: Und ich konnte mal meine Gedanken treiben lassen.
00:00:27: Da war nichts mehr, was ich leisten muss, was ich tun muss.
00:00:30: Da war keine komischen, ich nenn's immer so mein Bullshit-Bingo.
00:00:52: die für einige Hören der Verstöhren sein könnten.
00:00:54: Zu Beginn der Folge stellen wir das Thema vor.
00:00:57: Falls du denkst, dass das genannte Thema für dich persönlich belastend sein könnte, dann möchten wir dich bitten, die Folge direkt zu beenden.
00:01:06: Stell dir vor, du kommst in einen Raum, vor dir sitzt ein Mensch und du hast keine Ahnung, wer das ist.
00:01:11: Das
00:01:12: passiert mir in jeder Folge bei unserem Podcast von Bohne zu Bohne.
00:01:16: Mein Name ist Charlotte und ich weiß vorher nichts über unsere Gäste.
00:01:19: Kein Name,
00:01:20: keine Information, keine Themen.
00:01:23: Also werden meine Fragen auch deine Fragen sein.
00:01:27: Ich bin Zanya und ich suche die Gäste.
00:01:29: Hier achte ich darauf, dass es Menschen
00:01:31: mit spannenden
00:01:32: Persönlichkeiten und faszinierenden Erlebnissen sind.
00:01:35: Und genau die wollen wir mit euch teilen.
00:01:37: Bist du bereit, gemeinsam mit Charlotte neue Geschichten kennenzulernen?
00:01:46: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge.
00:01:48: Mein Name ist Charlotte.
00:01:49: Mein Name ist Zanya.
00:01:51: Und mein Name ist Sue.
00:01:52: Ich habe eine bipolarische Störung und bin seit zweieinhalb Jahren auf Feldreise.
00:01:56: Du bist auf Weltreise und bist hier gerade zu Hause.
00:01:58: Genau,
00:01:59: Heimaturlaub.
00:01:59: Ah,
00:02:00: okay.
00:02:01: Ich dachte, du wurdest hier fest.
00:02:02: Nein, tatsächlich nicht.
00:02:03: Ach, verrückt, das siehst du mal.
00:02:05: Du hast gesagt, du hast eine bipolarische Störung.
00:02:08: Das ist natürlich mit Weltreise dann nochmal sehr, sehr spannend.
00:02:11: Das macht einiges auf.
00:02:13: Aber magst du, bevor wir starten, erst mal für die, die nicht genau wissen, dass es heißt, Bipolar zu sein?
00:02:18: Magst du das erst mal erklären?
00:02:19: Ja, sehr gern.
00:02:20: Ich meine, die meisten Leute kennen eine unipolare Depression, also eine reine Depression.
00:02:24: Und eine Bipolare Störung bedeutet, dass man nicht nur diese ganz tiefen Tiefen hat, sondern man hat auch sehr krasse Höhen, das Gegenteil von der Depression, das nennt man man nie.
00:02:32: Und man schwankt als bipolarer Mensch eben zwischen diesen beiden Extremen so hin und her.
00:02:36: Also ich sag immer, es ist wie so eine schlecht gewartete Achterwahn.
00:02:39: Es geht hoch und runter und es ist natürlich sehr, sehr anstrengend.
00:02:42: Das
00:02:42: heißt also du hast alles fairen der Emotionalität in allen Extremen?
00:02:47: Genau, in allen Extremen, ja.
00:02:48: Okay.
00:02:49: Wo würdest du sagen, wo beginnt deine Geschichte?
00:02:52: Meine Geschichte beginnt eigentlich, als ich neun Jahre alt war tatsächlich.
00:02:55: Also ich bin schon sehr lange psychisch krank und als ich neun war, als meine Mutter von heute auf morgen krank geworden, hat eine Depression gehabt und eine Schizophrenie und ist damit uns ausgezogen mit uns Kindern.
00:03:06: Und diese ganze Situation, dass auf einmal ein Elternteil sehr krank ist, sie konnte sich nicht mehr um uns kümmern und mich wie meine Schwester, das war, hat mich sehr getroffen damals.
00:03:14: Und da hatte ich so mit neun, halb, zehn Jahren auch Depressionen bekommen damals.
00:03:18: Okay, und war für dich dann auch relativ schnell klar, was das ist, oder hast du dich erst mal gefragt, wie du dich da fühlst und woher das kommt?
00:03:25: Ja, also damals wurde ja nicht so offen darüber geredet.
00:03:28: Das war Ende der Neunziger.
00:03:30: Da hat niemand gesagt, ja, ich habe Depressionen, also man hat nicht öffentlich darüber gesprochen und mir war auch klar, dass mit meiner Mama etwas nicht stimmt, aber niemand hat es benannt.
00:03:37: Das hat man damals einfach nicht so gemacht.
00:03:39: Da war auch das Thema Therapie nicht so groß.
00:03:42: Da wurden Psychiatrien noch so als Klapsen, sag ich mal, beschimpft.
00:03:45: Also es war, ich sag mal, eine ganz andere Zeit als heute.
00:03:47: Ich hab nur gemerkt, ich wollte nicht mehr spielen, ich wollte nicht mehr rausgehen.
00:03:51: Ich hab nichts mehr getan, was ich früher geliebt hatte.
00:03:53: Ich hab mich sehr so... in mich gekehrt.
00:03:56: und ja, irgendwie, wenn ich Bilder aussehe, merkt man, dass mir das Strahlen so abhandengekommen ist.
00:04:01: Und für mich damals war auch so klar, dass meine Kindheit jetzt zu Ende sein muss, weil ich mich eben meine Mutter kümmern musste.
00:04:07: Das war dann meine Aufgabe gewesen.
00:04:08: Ach krass, bist du die Älteste?
00:04:10: Genau, ich bin zwei Jahre älter, ja.
00:04:12: Okay, und dann war für dich klar, ich übernehme jetzt hier die Führungsposition.
00:04:15: Ja, okay.
00:04:16: Weil ich hatte eben Angst, wer soll es sonst tun?
00:04:18: Und ich wollte natürlich, dass unser Leben irgendwie weitergeht.
00:04:20: und ja, deswegen bin ich da eingesprungen.
00:04:23: Du hast jetzt gerade gesagt, dass du entschieden hast, dass deine Kindheit vorbei sein muss.
00:04:28: Du hast aber zehn Jahre alt.
00:04:30: Kannst du das ein bisschen besser erklären?
00:04:33: Das Gefühl ist so schwierig zu beschreiben, wenn man weiß, dass es in einem auf einmal hängt.
00:04:37: Weil als Kind ist man ja eher gewohnt, man darf spielen, man darf Freunde besuchen, man hat noch keine so richtigen Verantwortlichkeiten.
00:04:43: Aber für mich war das so ein Gefühl, diese Situation entkleidet uns allen.
00:04:47: Also es gab keine Kontrolle mehr.
00:04:48: Es war chaotisch.
00:04:51: Und ich weiß nur, dass ich an einem Tag meine Spielsachen eingepackt habe in eine Kiste und habe gesagt, dass es das jetzt quasi war mit meiner Kindheit.
00:04:58: Dass ich einfach jetzt, ich will Verantwortung übernehmen, ich will mich meine Mama kümmern, ich will mich meine Schwester kümmern.
00:05:03: Und ich hätte auch das Gefühl, es muss jetzt an mir hängen bleiben.
00:05:07: Ich glaube, es hat auch viel mit meiner Persönlichkeit zu tun.
00:05:09: Ich bin halt so, ich kümmere mich gerne um andere.
00:05:11: Ich denke auch meistens eher an andere, bevor ich an mich denke.
00:05:13: Und irgendwie war das so, natürlich da so reingerutscht zu sein.
00:05:18: Also ich bin auch in Therapie gegangen als Kind schon, aber ich konnte auch vor dieser Therapeutin das gar nicht so benennen, warum ich diesen Druck da gespürt hatte oder wie es mir auch ging.
00:05:27: Ich konnte das damals bei ihr gar nicht in Worte zusammenfassen.
00:05:30: Hast du das deiner Mutter oder deiner Schwester auch so signalisiert und klargemacht?
00:05:34: so, ich bin jetzt hier und ich bin für alle da?
00:05:37: Ja, hatte ich tatsächlich.
00:05:38: Aber ich sag mal, meine Schwester war ja noch zwei Jahre junger, meine Mama war schwer krank, ich glaub, das hat niemand so wahrgenommen.
00:05:45: Also auch, als ich später viele Erinnerungen geteilt hab, ich hab sehr viel aufgearbeitet, da hab ich gemerkt, dass meine Mama z.B.
00:05:50: die war in einer ganz anderen Welt.
00:05:52: Die hatte die Sachen ganz anders erlebt als wir, die konnte sich an sehr viel Sachen gar nicht mehr erinnern.
00:05:57: Und sie hatte sich auch später die Schuld daran gegeben.
00:06:00: Aber ich konnte das nie so sehen, weil ... Für mich war sie nicht dran Schuld, sondern ihre Krankheit war Schuld.
00:06:05: Und es kam mir unvervor, auf sie wütend zu sein, wo sie nichts dafür konnte, sag ich mal.
00:06:10: Machst du anderen Familienmitgliedern Vorwürfe?
00:06:12: Weil sie hätten ja auch da vielleicht für euch da sein können und das Ausmaß erkennen können.
00:06:17: Hatte ich.
00:06:17: Ich habe lange meinen Papa zum Beispiel Vorwürfe gemacht.
00:06:20: Aber er hat mir erzählt, er wollte uns Kinder nehmen damals, aber das hat man nicht gemacht.
00:06:24: Man hatte die Kinder bei der Mama gelassen.
00:06:26: Es war, wie gesagt, Ende der Neunziger, der wär niemand hingegangen, hätte gesagt, wir geben den Papa die Kinder.
00:06:30: Das war damals einfach nicht so gewesen.
00:06:32: Er hatte sich informiert, er hatte auch so ein bisschen darum gekämpft gehabt, aber er wusste, er würde nix erreichen, außer dass er meine Mama wirklich sehr verletzt dadurch.
00:06:40: Und wir haben das auch beide total gut aufgearbeitet.
00:06:42: Und heute hab ich auch mit ihm wirklich eine sehr starke Bindung.
00:06:46: Aber es hat gedauert, natürlich.
00:06:49: Wenn du sagst, dass du jetzt zehnjährige die Verantwortung für eine, ich sag mal, dreiköpfige Familie übernehmen musstest.
00:06:56: Da gehört ja unglaublich viel zu.
00:06:58: Nicht nur Wäsche waschen oder kochen, sondern viel, viel mehr.
00:07:01: Gerade auch mit einer kranken Mutter.
00:07:03: Kannst du uns da mal ein bisschen mitnehmen, was genau du alles gemacht hast?
00:07:07: Also zu sagen, ich habe den Haushalt wirklich geschmissen.
00:07:10: Es ist natürlich groß dafür, dass ich so jung war.
00:07:13: Also es war jetzt natürlich nicht so, dass ich wusste, was dazugehört.
00:07:16: Ich habe beide geguckt, dass es ordentlich war.
00:07:18: Ich habe geschaut, dass wir was zu essen hatten.
00:07:21: Die Sachen waren schnell schimmelig.
00:07:23: Meine Mutter konnte nicht gut einkaufen gehen, aber z.B.
00:07:26: auch so was wie, ich wusste noch, ich hab teilweise Arzttermine abgemacht, was sehr, sehr verrückt für mich war.
00:07:31: Hab da meine Schwester z.B.
00:07:32: zum Hausarzt mal bekleidet.
00:07:34: Oder ja, meine Mutter an so was erinnert wie, wir brauchen neue Wäsche, ich hab nichts mehr zum Anziehen.
00:07:40: Aber auch so dieses emotionale, sag ich mal, ich wollte für meine Schwester wirklich da sein.
00:07:44: Ich wollte, dass ihre Kindheit weitergehen kann.
00:07:46: Und hab mich da wirklich sehr aufgeopfert.
00:07:49: Wo ich auch im Nachhinein denke, ich hätte das gar nicht so stark tun müssen, glaube ich, sondern ... Ich sag mal, es war schwer.
00:07:54: Also, ich glaub, der Hauptanteil, den ich geleistet hatte, war auch Hilfe anzufordern.
00:07:58: Und für mich, das bis heute unerklärlich, dass keine Hilfe kam.
00:08:02: Ich war sogar beim Jugendamt gewesen, hab unsere Situation geschildert.
00:08:05: Ich weiß noch, ich bin extra hingefahren im Bus und war dann bei der Frauen, hab ihr erklärt, was es geht.
00:08:10: Da zieh natürlich auch gemeint, das ist nicht okay so, das soll nicht so sein.
00:08:14: Aber es wurde im Prinzip nichts gemacht.
00:08:16: Ich hatte in der Schule Lehrer darauf aufmerksam gemacht und hab gesagt, wie schlecht es mir geht.
00:08:21: Da wurde beim Elterngespräch gefragt, was ist da los, aber es wurde eigentlich nichts getan.
00:08:25: Wir waren dann ein Jahr quasi, haben wir dort gewohnt, dann sind wir später zurückgezogen, weil ich mit den Eltern noch mal vertragen haben.
00:08:31: Aber dieses Jahr war wirklich ... Das ist sehr, sehr hart für mich dann.
00:08:36: Das heißt, also niemand wollte so richtig die Verantwortung da in dem Moment übernehmen und zu sagen, okay, wir schauen jetzt, wie wir diesen beiden Mädchen helfen.
00:08:43: Wie lange hielt deine Depression da an oder deine depressive Phase?
00:08:47: Bis heute.
00:08:49: Okay, also war das dann ab da dann ein stetiger Begleiter und du hast es auch permanent gespürt.
00:08:55: oder gab es Momente, wo es dann auch weg war?
00:08:57: Nein, das hat mich begleitet.
00:08:58: Also wie gesagt, ich konnte es damals nicht so benennen.
00:09:01: Und als ich dann später versucht habe, Wörter zu viel zu finden, war irgendwann klar, dass es eben eine Depression ist.
00:09:06: Und ich habe einfach so eine Wolke in meinem Kopf gehabt.
00:09:08: Ich hatte das Gefühl, ich würde so unter einer Schneedecke begraben liegen.
00:09:12: Es hat sich alles sehr kompliziert angefühlt, sehr schwer.
00:09:14: Und da habe ich andere Kinder in der Schule gesehen, denen das so leicht gefallen ist.
00:09:17: Die, ich weiß, in Spielen konnten, Hausaufgaben machen konnten, sich bei Klassenarbeiten konzentrieren konnten.
00:09:22: Und ich habe halt gemerkt, dass ich da raus bin und es auch kompliziert zu benennen, warum fällt mir alles so schwer.
00:09:28: Aber diese Depression hat mich nie wieder losgelassen.
00:09:30: Sie ist genauso heute da, wie sie mit zehn Jahren da war.
00:09:34: Das Einzige, was sich verändert hat, ist natürlich, also ich, wie ich damit umgehe und was für eine Einstellung ich auch dazu habe mittlerweile.
00:09:41: Du hast ja gesagt, du hast therapeutisch Unterstützung schon als Kind gehabt.
00:09:44: Wurde dir das dort schon diagnostiziert und erklärt?
00:09:48: Ich sag mal, sie ... Sie hat es, glaube ich, nicht hinbekommen, zu mir in Kontakt aufzubauen.
00:09:52: Weil sie hatte mir Sachen erklärten.
00:09:54: Sie hat mir auch noch mal versucht zu erklären, was genau mit meiner Mama los ist, was gerade mit mir los ist, was man tun kann.
00:09:59: Aber ich war auch damals so in so einem... Ich habe mich sehr verschlossen.
00:10:03: Und immer, wenn sie was gesagt hat, war ich im Angriffsmodus, weil ich dachte, sie will meine Mutter für irgendwas verantwortlich machen.
00:10:08: Also immer, wenn jemand kam und hat irgendwas gegen sie gesagt oder hat gesagt, eine Mutter kümmert sich nicht, die sollte mehr Verantwortung übernehmen, da wurde ich richtig wütend darauf.
00:10:17: Z.B.
00:10:17: wenn meine Mutter hatte, wenn wir geweint haben als Kinder dann, die war so überfordert damit, dass sie sich halt im Bad eingesperrt hat.
00:10:23: Und das hatte später diese Therapeutin ihr sehr übel genommen.
00:10:26: Also sie hat gesagt, was für eine Mutter sperrt sich denn im Bad ein, wenn die Kinder weinen?
00:10:30: Und mich hat das so wütend... gemacht, weil ich ja wusste, meine Mutter ist nicht daran Schuld.
00:10:34: Meine Mutter ist krank, da ist irgendwas, was ich nicht benennen kann, aber irgendetwas ist mit ihr, sie ist ja nicht mehr wie vorher, nicht weiß, wie liebevoll sie immer war und wie sie sich gekümmert hat.
00:10:43: Und ich glaube, ich habe auch die Therapie da irgendwie so ein bisschen aufgehalten, weil ich gar nicht darüber reden wollte oder weil ich gar nicht wollte, dass jemand ihr Schuld daran gibt.
00:10:52: Es ist aber auch eine sehr wertende Perspektive, die die Therapeutin da eignen hat, muss man schon auch ganz klar so sagen.
00:10:58: Ich glaube, sie wollte mich aus der Reserve locken mit irgendwas.
00:11:01: Weil ich auch nie, Wut ist kein Thema für mich, ich bin gar kein wütender Mensch.
00:11:05: Und ich glaube, sie dachte, vielleicht hilft sie mir dabei, selber wütend zu sein.
00:11:09: Weil man hat gemerkt, dass da in mir drin viel gekocht hat, aber ich konnte es nicht rauslassen.
00:11:13: Und ich weiß nicht, vielleicht bin ich auch zu nett, ich versuche immer, bei Leuten nachzuvollziehen, warum sie irgendwas gesagt oder getan haben.
00:11:19: Aber ich glaube, vielleicht kann das sein, dass sie da wollte, dass ich mal loslasse und mal Wut rauslasse irgendwie.
00:11:25: Was ist in dir abgesehen von der Depression passiert, als du entschieden hast, einfach kein Kind mehr sein zu wollen.
00:11:34: Es ist super viel passiert, also das erste was war, aber das war auch schon, ich sag mal, da war ich vielleicht schon so zwölf, dreizehn, da fing es irgendwie so damit an, dass ich halt sehr viel Ängste hatte, also eine wirkliche Angststörung hatte und alles hat mir Angst gemacht.
00:11:48: Also, gefühlt jede Tätigkeit in meinem Leben war mit Angst verbunden, ob das zur Schule gehen war.
00:11:54: dass später einfach nur war, Bankgeschäfte auch zu machen zum Beispiel oder mit Leuten zu reden, überhaupt Hilfe anzufordern, bei zum Beispiel auch bei einem Arzt, wenn jemand gesagt, er tut dir irgendwas weh, ich hab immer nur Nein gesagt, weil ich hatte so Panik auch davor, dass irgendjemand merkt, dass mit mir irgendwas passiert oder mit mir irgendwas nicht stimmt.
00:12:10: Und ich hatte halt dann auch in meiner Jugend später auch andere Psychi-Erkrankungen entwickelt, zum Beispiel eine Magersucht später.
00:12:18: Ich glaube einfach, dass ich versucht hatte irgendwie auf welcher Art und Weise auch immer so die Kontrolle zurückzugewinnen über mein Leben.
00:12:25: Und zum Beispiel das Essen war mit das einzige, was ich kontrollieren konnte.
00:12:28: Aber ich durfte ja entscheiden, was nehme ich zu mir.
00:12:30: Und ich, viele Leute denken ja, Essstörungen haben mit Essen zu tun, weil das natürlich sehr nahe liegt, aber im Prinzip... ging es mir gar nicht darum, möglich stünd zu sein.
00:12:40: Klar, das kam natürlich hinzu.
00:12:41: Da kam später diese Angst dazu.
00:12:43: Ich könnte wieder zunehmen, dick werden.
00:12:45: Ich hatte Angst vor Kalorien und so weiter.
00:12:47: Aber ich glaub, die größte Angst dahinter war, wir die Kontrolle über irgendetwas zu verlieren.
00:12:52: Und deswegen, wenn mein Jugend sehr, sehr kompliziert und sehr geprägt eben, wie gesagt, vor dieser Angst und vor dem Essen, dass ich einfach auch, ich sag mal, andere Prioritäten hatte als andere in ihrer Jugend.
00:13:03: Hattest du das Gefühl, dass du dich da auch ... ganz klar von den Mitschülern und Mitschülern unterscheidest?
00:13:10: Also ich konnte Geschichten nicht nachvollziehen, die andere Kinder erzählt haben, die sich aufgeregt haben, weil sie irgendwie mal Ärger bekommen haben oder dass die Eltern wollten nicht, dass sie länger als zwanzig aus dem Haus gehen oder so.
00:13:21: Das waren halt nicht die Probleme, die ich in meinem Leben hatte.
00:13:24: Und ich hatte auch gar nicht diese Gedanken gehabt, die andere Kinder hatten.
00:13:27: Zum Beispiel hatte ich schon sehr früh lebensmüde Gedanken.
00:13:30: Das ging schon so mit zwölf, dreizehn, vierzenlos, also die ersten Male, wie ich mich daran erinnern kann.
00:13:34: Und keiner um mich rum, hatte ja an so was gedacht.
00:13:38: Also andere Kinder, da ging es eher darum, vielleicht was will ich später werden, was will ich in meiner Zukunft machen.
00:13:43: So dieses, das meine Vorstellungen hatte, von der Perspektive, von der wunderschönen Zukunft, die man haben wird.
00:13:47: Und das hatte ich gar nicht gehabt.
00:13:49: Sondern ich wollte einfach nur einen Tag nach dem anderen rumkriegen, mich um meine Schwester, meine Mama kümmern.
00:13:55: Und das war alles, um was es mir ging.
00:13:57: Also es ging gar nicht mehr darum, ob ich eigene Träume hatte, ob ich eigene Ziele hatte.
00:14:01: Ich hatte immer mal wieder coole Ideen, so, oh mein Gott, was könnte ich in meinem Leben anfangen?
00:14:05: und so weiter.
00:14:06: Aber am nächsten Tag war das wieder weg.
00:14:08: Also diese Lebensmüdigkeit, die hab ich von Anantinja schon halt gar nicht so gesehen, sondern eher dieses Rausgehen, Spaß haben, sich mal aus dem Haus schleichen, irgendwelche Leute knutschen auf dem Parkplatz.
00:14:18: Also so was halt in der Art, das war für mich einfach gar nicht relevant.
00:14:22: Hast du dieses Verhalten mit den Jahren auch bei deiner Schwester identifizieren können, dass sie diese Sorglosigkeit hatte?
00:14:29: Also mein Schwester ist leider auch psychisch krank, ist auch schon sehr früh auch mit mir quasi krank geworden.
00:14:34: Aber sie klammer ich immer so ein bisschen aus, wenn ich meine Geschichte erzähle, weil das ist meine Geschichte und das ist ihre.
00:14:38: Also sie darf selber entscheiden, wie sie darüber redet.
00:14:41: Aber ja, ihr ging es auch nicht natürlich gut in der Zeit.
00:14:44: Ich meine, sie hätte sich natürlich auch einen anderen Ansprechpartner gewünscht, als ihre zwei Jahre ältere Schwester.
00:14:49: Und ich habe mir auch lange Vorwürfe gemacht.
00:14:51: Also... Mein Leben war auch davon geprägt, ich glaube, diese Lebensmüdigkeit war davon geprägt, dass ich mir so Vorwürfe gemacht habe.
00:14:58: Ich hätte sie retten müssen, ich hätte was tun müssen.
00:15:01: Warum habe ich es nicht geschafft, meine Mutter aus dieser Dunkelheit rauszuziehen und habe mir sehr viel Vorwürfe gemacht, auch wenn die Wohnung treckig war und so weiter.
00:15:09: Und ich glaube, das war auch der Grund, warum ich auch mit so Lebensmüde war.
00:15:13: Weil ich das Gefühl hatte, ich bin einfach in allem Schuld und ich hätte Dinge anders lösen müssen oder hätte Menschen irgendwie retten müssen.
00:15:19: Ist natürlich nicht gerade dazu beigetragen, dass ich eine gute Zeit hatte, sag ich mal.
00:15:23: Du hast ja jetzt recht gut beschrieben, dass du sehr viel verdrängt hast.
00:15:27: Deine Kindheit, deine potenzielle Zukunft, die du haben könntest, die du aber nicht gesehen hast.
00:15:34: Wie weit ging dieses Verdrängen?
00:15:37: Ich habe gar nicht so begriffen, dass ich überhaupt etwas verdränge, weil ich dachte immer so, ich komme ja ganz gut eigentlich klar.
00:15:44: Bis mir irgendwann auch so klar wurde, wie sehr ... andere unterschätzt haben, wie es mir ging.
00:15:50: Also, ich glaube, das war für mich auf einmal dieser Teil, wo ich gemerkt hatte, andere Leute wussten gar nicht, dass es mir schlecht ging.
00:15:56: Also, wenn man mich gesehen hatte, hat man mich eher gefragt, wie es meiner Mama ging, wie geht es meiner Schwester, aber nach mir hat eigentlich wenig jemand geguckt.
00:16:03: Ich glaube, mit der Essstörung, das war die erste Zeit, wo jemand dann an meinem Körper gesehen hat, wie schlecht es mir geht, und dann kamen die Fragen.
00:16:09: Und jetzt später habe ich das sehr viel aufgearbeitet und habe auch gemerkt, welcher aktiv dieses Masking betrieben hat.
00:16:13: Also dieses, ich darf nicht zeigen, wie es mir geht.
00:16:16: Ich will keine Schwäche zugeben.
00:16:18: Ich will nicht irgendwie, wie sagt von anderen Leuten, nicht mehr so wahrgenommen werden wie vorher.
00:16:21: Also meine größte Angst war, dass jemand denkt, ich wäre ein Opfer oder ich hätte mein Leben nicht im Griff oder aus mir wird nichts mehr.
00:16:29: Und genau dieses Masking habe ich jetzt gelernt, erst mit der Zeit, dass es halt auch sehr typisch ist für mein Krankheitsbild.
00:16:36: Man hat jetzt auch erst festgestellt, dass ich auf dem Autismus-Spektrum bin, weil ich hatte immer das Gefühl, ich war auch als Kind vor der Depression schon anders als andere Kinder.
00:16:44: Und dass ich dieses Masking so aktiv betrieben hab, also wie gesagt nicht gezeigt hab, wie es mir geht, das war natürlich auch schwierig, wenn ich an Hilfe brauchte.
00:16:52: Weil wenn ich an Hilfe brauchte, hatte ich Angst gehabt, na ja, wenn ich jetzt Hilfe einfordere, dann sagt jemand, es geht jedoch gar nicht so schlecht.
00:16:58: oder jemand versucht irgendwie das zu relativieren und sagt anderen Leuten, geht's ja schlechter.
00:17:03: Und ich glaube auch, dass da ... viel auch die Gesellschaft damit mitzutun hatte, dass man eben psychische Erkrankungen auch nicht so ernst genommen hat.
00:17:11: Also ich denke, wenn ich jetzt etwas Schwerwiegendes Körperliches gehabt hätte, dann wäre es leichter gewesen für mich Hilfe in Anspruch zu nehmen oder auch zu zeigen, wo es weh tut.
00:17:18: Aber wenn der psychischen Erkrankung ist, auch so schwierig bei einer Bipolastörung, zum Beispiel auch bei der Depression, wo zeige ich hin, wenn ich sage, es tut schrecklich weh.
00:17:25: Ich kann in die Lehre in mir zeigen, ich kann mit den Schmerz zeigen, aber für andere Leute ist da halt nichts zu sehen.
00:17:31: Andere Leute sehen es quasi nicht.
00:17:33: Und zu dem Zeitpunkt kam dann auch später die ersten Manien hinzu, wo ich dann gemerkt habe, ach krass, es kommen so Hochphasen, wo es mir richtig gut geht, ich bin aktiv, ich kann noch mal essen, ich mache irgendwie tolle Sachen und war endlich mal auf Partys und hab mal tinnischer Sachen gemacht, sag ich mal.
00:17:49: Und dachte auch, wow, ich werd gesund, aber es war halt einfach nur ein Zeichen dafür, dass halt die nächste psychische Erkrankung eben quasi da war.
00:17:56: dass die nächste Welle im Prinzip startet.
00:17:59: Also, dass das erste Mal diese Manie hattest.
00:18:02: Wie hast du dich da gefühlt?
00:18:03: Wie hast du das genau eingeordnet, diese Gefühle?
00:18:07: Ich kann es eigentlich nur wie ein Drogenrausch bezeichnen.
00:18:09: Also, wie ich mir vorstellen würde, wirklich harte Drogen zu nehmen.
00:18:12: Ich bin morgens aufgewacht, bin fast aus dem Bett gesprungen, mein Körper prummt vor Energie und ich kann keinen langen Gedanken fassen.
00:18:19: Ich habe Zehntausend Ideen und ich merke auch, dass ich halte mich viel risikoreicher.
00:18:25: Ich sehe keine Konsequenzen mehr hinter meinem Verhalten.
00:18:28: Also ich habe das typische, was sehr viele Leute mit bipolarer Störung haben, wie so eine Art Gottkomplex, dass man das Gefühl hat, ich kann auf einmal alles.
00:18:35: Und wenn ich jetzt mit dem Auto irgendwo dagegen fahre, dann wird mir das gar nichts tun.
00:18:39: also diese Phasen.
00:18:40: Und während diesen Phasen fühlt man sich so heil, sage ich mal, dass man auch gar nicht denkt, dass es gerade etwas Schlechtes für einer ist.
00:18:47: Also damals, wie gesagt, habe ich eher gemerkt, dass ich herausgehe, ich habe dann mehr mit Algoma ein bisschen übertrieben, bin dann viel Party machen gegangen, habe wenig geschlafen und ich habe z.B.
00:18:55: auch in der Zeit, ich habe mein Abi dann gemacht und aber auch dann in der Zeit angefangen zu studieren, wo ich dann gemerkt habe, ach cool, ich kann jetzt zwölf, vierzehn Stunden am Tag lernen.
00:19:03: Also ich habe das damals gar nicht so negativ empfunden.
00:19:05: weil mir aber auch niemand den Spiegel vorgehalten hat und auch wirklich gesagt hat, ich glaube, das hier ist auch nicht gut für dich.
00:19:11: Also das Gegenteil von der Depression ist natürlich auch nicht gut.
00:19:15: Und das hat so ein bisschen auch sehr vieles aufgesprengt bei mir.
00:19:18: Wenn du das zeitlich einordnen müsstest, wie lang diese Hochphasen bei dir sind, gibt es da ein Spektrum, was du benennen kannst?
00:19:26: Ja, tatsächlich.
00:19:26: Also früher waren es eher Tage oder Wochen.
00:19:30: Und heute sind es wirklich teilweise Monate.
00:19:32: Und das ist für Leute mit einer bipolaren Störung gar nicht so typisch.
00:19:35: Also die meisten haben zum Beispiel monatelang eine Depression, mal ein, zwei Wochen eine Manie und dann wieder monatelang Depression, also es läuft, sag ich mir sehr langsam ab.
00:19:44: Und bei mir, ich habe das nennt sich Rapid Cycling, das heißt die Phasenwechsel sind sehr schnell.
00:19:48: Und das bedeutet, dass ich in einem Monat kann ich alle Ausprägungen einmal haben.
00:19:52: Also ich hatte teilweise Phasen, da hatte ich dreimal im Monat wieder eine Manie von drei, vier Tagen, dann wieder runter die Depression.
00:19:58: Momentan zum Beispiel, ich habe seit ungefähr sechs Wochen eine leichte Manie.
00:20:02: Das ist bei mir normal.
00:20:03: Also ich hab dann auch irgendwann gelernt, dass es halt eben verschiedene Leute gibt, die eine bipolarische Störung haben.
00:20:08: Es gibt nicht die eine bipolarische Störung.
00:20:10: Und ich bin halt eben da auch so, sag ich, mein Extremfall.
00:20:12: Also es ist nicht typisch so, wie ich bin, es ist nicht typisch, dass andere Leute mit bühelacher Störung das genauso empfinden.
00:20:19: Wann hast du dann so richtig bemerkt oder realisiert, dass du Hilfe brauchst, dass diese Manie auch nicht normal ist?
00:20:27: Lange?
00:20:28: Ich hab lange damit ausgeharrt.
00:20:30: weil ich eher so der Typ Mensch bin, der denkt, er muss alles alleine können und alleine schaffen.
00:20:34: Das heißt Jahre.
00:20:36: Wenn man überlegt, dass ich mit siebzehn, achtzehn so die erste manische Phase hatte und mit dreißig in die Klinik gekommen bin, ist natürlich ein sehr langer Zeitraum dazwischen vergangen.
00:20:46: Und weil es einfach daran lag, man lernt ja, mit Dingen umzugehen.
00:20:50: Und wenn man lang genug in einer extremen Situation ist, dann pendelt das sich ja so ein.
00:20:55: Also für mich war das irgendwann normal.
00:20:58: Ich habe gemerkt, zum Beispiel jetzt beim Studieren, gut, wenn ich eine Depression habe, dann ruhe ich mich aus, weil die nächste Manie kommt sowieso, wenn die nächste Manie kommt, dann arbeite ich halt alles auf.
00:21:08: Also ich habe wirklich teilweise Sachen für die Leute Monate gebraucht und habe mich in zwei Wochen gemacht, weil ich halt gerade mal nicht war.
00:21:15: Und was war der ausschlaggebende Punkt, dass du dir tatsächlich Hilfe geholt hast, dass du in die Klinik gegangen bist?
00:21:21: Ich habe jahrelang mir sehr gute Techniken überlegt, wie kann ich besser damit umgehen, generell auch mit der Angststörung.
00:21:26: Die Essstörung war auch immer mal wieder sehr präsent.
00:21:29: Und zum einen, also ich glaube, warum ich so lange nicht in der Klinik war, war, weil ich meinen Mann kennengelernt habe, mein heutigen.
00:21:35: Und er hat mir sehr dabei geholfen, mich zu regulieren.
00:21:37: Wir haben wie so eine Art Werkzeugkofferarbeit mit Instrumenten, die ich nutzen kann.
00:21:42: Ich weiß, ah, gut, wenn ich mal nicht bin, dann packe ich mir meine Kopfhörer auf und geh in den Wald erst mal für drei Stunden und renne da mal ein bisschen rum.
00:21:48: Dann komme ich wieder zurück.
00:21:50: Wenn ich depressiv war, hat er mir Sachen abgenommen, eingekauft, den Haushalt gemacht.
00:21:53: Wir haben uns da so eingekrooft.
00:21:55: Wir haben alles gemacht, was man tun kann.
00:21:58: Und ich hab mir ein sehr gutes Leben aufgebaut.
00:22:00: Wir sind sehr viel gereist.
00:22:02: Wir haben sehr viele Freunde kennengelernt.
00:22:05: Ich hab mir so einen richtigen Rhythmus aufgebaut.
00:22:07: Zweimal die Woche schwimmen mit der Freundin.
00:22:08: Wir sind zur Tanzschule gegangen.
00:22:10: Es war richtig gut.
00:22:11: Für meine Verhältnisse hatte ich ein gutes Leben.
00:22:13: Bis eben auf die Erkrankungen.
00:22:15: Und dann mit dreißig.
00:22:17: Es kam Corona zuerst.
00:22:19: Und Corona hat mir so den Boden unter den Füßen weggerissen.
00:22:23: Ich konnte nicht mehr schwimmen gehen, die Tanzschule war zu.
00:22:25: Ich musste heimbleiben im Homeoffice.
00:22:28: Mein Mann ist aber weitergefahren, weil er am Außendienst war.
00:22:31: Das heißt, ich war auf einmal alleine, ohne meine Mechanismen, die ich nutzen kann, ohne Menschen an meiner Seite.
00:22:38: Und das war für mich irgendwann der Moment, wo ich gemerkt habe, ich kann gar nicht alleine leben.
00:22:41: Ich kann nicht ohne all das Leben, was ich mir aufgebaut habe.
00:22:44: Und ich wurde wirklich sehr schwer depressiv.
00:22:46: Ich hatte, ich glaube, einmal wirklich ein halbes Jahr ganz schwere Depressionen, wo ich nicht mehr aus dem Bett kam, die Körperhygiene hat gelitten, ich habe nichts mehr essen können, ich konnte nicht mehr aus dem Haus alleine gehen.
00:22:56: Es war wirklich richtig schwierig.
00:22:58: Und zu der Zeit war das erste Mal, wo ich gemerkt habe, wenn ich Lebensmüde Gedanken habe, dann hält mich eigentlich nichts mehr ab.
00:23:04: Weil früher war es so, ich hab immer gedacht, ich muss mich für meine Schwester kümmern.
00:23:08: Ich muss mich für meine Mutter kümmern.
00:23:10: Ich schulde anderen Leuten, dass ich weiterlebe.
00:23:12: Ich schulde es anderen Leuten, dass ich so tue, als würde es mir gutgehen.
00:23:15: Und was schön und schrecklich natürlich so gleichbar war, dass mein Mann mich so glücklich gemacht hat auf eine Art und Weise, dass ich wusste, ich schulde ihm nichts.
00:23:23: Ich schulde ihm keine gute Laune.
00:23:25: Ich schulde ihm keine Gesundheit.
00:23:26: Ich schulde ihm gar nichts.
00:23:27: Und irgendwann dachte ich so, vielleicht ist er auch besser dran, wenn es mich nicht gibt.
00:23:31: Und vielleicht ist meine Familie erleichtert, wenn es mich nicht mehr gibt.
00:23:34: Ja, ich nicht mehr so leide und man mich vielleicht auch unterstützen muss.
00:23:39: Und irgendwann wurden die lebensmühlen Gedanken halt wirklich so schwer.
00:23:44: Ich habe keinen Grund mehr gefunden weiterzumachen.
00:23:46: Immer, wenn ich dachte, ich habe einen Grund.
00:23:48: Ich bin die Weltreise, vor der haben wir so lange geträumt.
00:23:51: Wir haben zehn Jahre lang darauf hingearbeitet und gespart und gemacht und studiert und Weiterbildung gemacht.
00:23:56: Und selbst die hat mir einfach nichts mehr gegeben.
00:23:58: Weil ich gedacht habe, ich werde eh nie auf Weltreise gehen und das wird eh nicht passieren.
00:24:02: Und ... Irgendwann war es wirklich so schwer wiegen, dass ich tatsächlich darüber gesprochen habe und habe meine Mann, der am Bodensee war, während ich hier in Saarbrücken war, dem habe ich dann irgendwann gesagt abends, ja, ich will nicht mehr leben.
00:24:14: Und er hat gefragt, ob er heimfahren soll oder ob wir morgen reden.
00:24:17: Und ich habe gesagt, ich tu mir nix, wenn du morgen kommst, sprechen wir.
00:24:21: Und an dem Tag habe ich ihm all das noch mal gesagt.
00:24:24: Was ja schwer ist, einer Person zu sagen, die man wirklich liebt, zu sagen, mir reicht das hier nicht.
00:24:29: Ich bin nicht glücklich.
00:24:30: Weil ich Angst hatte, er denkt es lege an ihm oder meine Familie, meine Freunde, die wirklich toll sind.
00:24:35: Ich hab Angst gehabt, dass die denken, sie hätten mehr tun müssen.
00:24:37: Und jemandem zu sagen, den man liebt, ich seh keinen Grund mehr, weiterzumachen.
00:24:42: Und ich hasse mich gerade so selbst und ich verabscheue mich und ich seh das Leben nicht mehr, ich seh keine Zukunft nicht mehr, das war echt hart.
00:24:49: Aber ich hab's ausgesprochen, Gott sei Dank.
00:24:51: Er hat's ernst genommen, wir sind zu meinen Eltern rüber.
00:24:53: Der hat meinen Papa auch sehr ernst genommen.
00:24:55: Und am nächsten Tag seh mir zur Hausärztin und sie hat gesagt, wir können das so nicht mehr.
00:24:59: Tragen, verantworten und da bin ich quasi notfallmäßig in der Klinik.
00:25:03: Das war so ein bisschen der Ablauf, warum ich überhaupt in die Psychiatrie gegangen bin.
00:25:06: Weil ich hatte mich jahrelang gewehrt, Hilfe anzunehmen.
00:25:10: Und da warst du dreißig?
00:25:12: Und das war noch während Corona, als du dann eingewiesen wurdest?
00:25:16: Genau.
00:25:17: Okay, wie lange warst du dort?
00:25:19: Genau, zehn Wochen.
00:25:21: Ja.
00:25:21: War das für dich wie so ein Befreiungsschlag?
00:25:24: Ich stelle mir das Bild, wie so ein Korken vor, den du ziehst, dann kommt ganz viel Wasser raus und dann kommt ganz viel und du hast plötzlich die Möglichkeit, alles den ganzen Druck loszuwerden.
00:25:32: War das für dich so ein bisschen?
00:25:33: Es war hart.
00:25:35: Also ich kam wirklich dort an und ich war auch noch der Meinung, als ich ankram, dass man mich wegschickt.
00:25:40: Dass Leute mich sehen und sagen, naja, so schlimm ist es ja nicht.
00:25:42: Oder du nimmst anderen Leuten den Platz weg, die es viel dringender brauchen.
00:25:46: Und als dann auf einmal die Ärzte mich ernst genommen haben und jemand hat sich zu mir hingesetzt und hat gesagt, Das ist ernst, also das hier ist eine ernsthafte Erkrankung.
00:25:53: Wir nehmen das hier alle ernst.
00:25:54: Wir sind alle glücklich, dass sie da sind.
00:25:57: Das war ganz eigenartig.
00:25:58: Vor allem, weil meine Familie, meine Freunde auch mich so unterstützt haben und haben gesagt, bleib doch da und jetzt lass mal los.
00:26:05: Meld dich bei keinem von uns und lass einfach mal alle Erwartungen auch an dich los und guck einfach mal, wie es dir wirklich geht.
00:26:12: Und ich habe die ersten zwei Wochen nicht nur geheult, geheult und geschlafen und geheult und konnte mit mir selber nichts mehr anfangen.
00:26:18: Ich hatte alles kam so hoch.
00:26:20: wo ich gemerkt habe, ich habe nichts verarbeitet.
00:26:22: Ich habe in meinem ganzen Leben keine einzige Sache verarbeitet.
00:26:24: Ich habe alles nur in mir drin behalten und habe da wie so einen Korken drauf gemacht.
00:26:29: Und egal, wie sehr ich unter Strom stand, ich konnte nicht loslassen.
00:26:34: Zum Beispiel eine Sache, die ich in der Klinik erst aufgearbeitet hatte, war, dass meine Mama nach zehn Jahren der Depression gesund geworden ist, war dann wirklich eine sehr, sehr gute Freundin von mir und hat dann von heute auf morgen Krebs im Endstadium bekommen und ist gestorben.
00:26:47: Und das Einzige, was ich währenddessen denken konnte, war, ich muss die Beerdigung organisieren, ich muss meine Bachelorarbeit schreiben, ich muss im Master die gute Noten schreiben, ich habe drei Tage nach der Beerdigung, bin ich in der mittelche Prüfung mit einer Eins Null wieder rausgegangen, das war diese Art von Leben, das ich geführt hatte.
00:27:01: Weil ich nicht zugeben wollte, wie schlimm alles ist.
00:27:04: Und dort war es einfach so, dass alle Gefühle auf einmal da waren, wie so eine Box, die so aufspringt.
00:27:09: Anstrengend.
00:27:10: Also es war natürlich die Hölle.
00:27:12: Und mir wurde klar, wie sehr ich auch... darunter gelitten habe unter meiner eigenen Gedankenwelt, dass ich immer alles können muss, immer funktionieren muss, dass ich an allem Schuld bin und dass ich eben auch für andere vielleicht gar nicht so liebenswert bin oder viel zu anstrengend bin.
00:27:26: Und das kam dort alles irgendwie raus innerhalb von den ersten zwei Wochen.
00:27:29: Und danach hatte ich, und das ist traurig, aber die schönste Zeit, die ich hier hatte.
00:27:34: Und wieso ist das traurig?
00:27:35: Weil andere Leute denken, na ja, wenn du in der Psychiatrie die schönste Zeit deines Lebens hattest, die schrecklich muss dein Leben davor gewesen sein.
00:27:41: Das war immer so mein Gedankengang dabei.
00:27:44: Aber wenn ich überlege, wie davor es während Corona für mich war, ich weiß noch in der Klinik, hatte ich eine Pfleger gesprochen, habe gesagt, mir geht's pläntend.
00:27:52: Ich bekomme dreimal am Tag was zu essen.
00:27:55: Ich kann schlafen, wenn ich müde bin.
00:27:57: Ich fühl mich zunächst gezwungen.
00:27:58: Ich muss nicht vor die Haustür gehen.
00:28:00: Ich habe nie die Klingel benutzt.
00:28:02: Die Pfleger haben immer gemeint, der Klingel doch, wenn irgendwas ist.
00:28:04: Ich habe das nie gemacht.
00:28:04: Ich bin immer vorne hingelaufen.
00:28:06: Weil ich gedacht habe, ich muss das tun.
00:28:07: Ich muss immer mehr leisten als alle anderen.
00:28:10: Und ich darf keine Schwäche zeigen.
00:28:12: Und die haben mir zum ersten Mal gesagt, Nee, kannst du.
00:28:15: Wir sind da.
00:28:16: Der hat zu mir wirklich so gesagt, ich werde dafür bezahlt.
00:28:18: Ist Klingel die verdammte Klingel?
00:28:20: Wenn du was brauchst, dann komm ich vorbei.
00:28:22: Der musste mich dazu wirklich zwingen.
00:28:24: Und das war für mich wie so ein Befreiungsschlag zu wissen, ich darf anderen zur Last fallen und ich darf Raum einnehmen.
00:28:31: Weil davor hatte ich immer das Gefühl, meine Krankheit ist zu... allgegenwärtig und ich will ja auch anderen Leuten nicht den Raum wegnehmen.
00:28:39: Ich habe immer gedacht, wenn meine Krankheit zu viel Raum eindämmt, zu viel Platz, was ist denn mit meinem Mann zum Beispiel?
00:28:43: Wann darf der schwach sein?
00:28:44: Wann darf der einen schlechten Tag haben?
00:28:46: Wann darf es mal um ihn gehen?
00:28:48: Und dort war es auf einmal so, ne, ich darf das alles.
00:28:51: Ich darf jetzt schwierig sein und kompliziert sein und rauslassen.
00:28:56: Es war komplett ein neues Konzept für mich.
00:28:59: Wenn du zurückblickst auf genau diese Situation, wo du realisiert hast, du darfst schwach sein.
00:29:05: Wie hat sich das angefühlt?
00:29:08: Was war so für dein inneres, gerade auch in Bezug auf dieses Masking?
00:29:13: Wie war das für dich?
00:29:15: Es war seltsam, eine Maske zu lockern und loszulassen, die man all die Jahre getragen hat.
00:29:19: Es war wirklich komisch.
00:29:21: Und ich hatte mir am Anfang Sorgen gemacht, wie andere Menschen reagieren.
00:29:25: Das war, glaube ich, meine allergrößte Sorge tatsächlich.
00:29:28: Ich glaube, das Schönste war, als ich gemerkt habe, wie die Leute reagieren.
00:29:34: Meine ganze Familie, mein Umfeld, meine Freunde.
00:29:37: Ich habe die liebsten Nachrichten bekommen, Sprachnachrichten, Anrufe.
00:29:40: Wenn Freunde sich miteinander getroffen haben, haben sie mich angerufen.
00:29:44: Also für mich, es war hervorschersterreißend, wie schön andere Leute reagiert haben.
00:29:49: Weil ich konnte mir gar nicht ausmalen, wie ich mir überhaupt eine Reaktion gewünscht hatte, weil ich mir es nie vorstellen konnte.
00:29:55: Und auf einmal bekam ich... Die liebsten Nachrichten, Sprachnachrichten, wenn Leute sich getroffen haben, haben die mich mit dem Videokoll dazu geholt, damit ich dabei sein kann.
00:30:04: Meine Arbeitskollegen haben mir einen Blumenstrauß geschickt.
00:30:06: Die haben gesagt, wenn ich wiederkomme, werden sie alle darauf achten, dass ich nicht mehr so gestresst bin während der Arbeit und mir mehr Sachen abnehmen.
00:30:12: Ich habe damals auch irgendwann angefangen aus der Klinik raus, Doris bei Instagram hochzuladen, weil ich einfach gesagt habe, ich will darüber reden.
00:30:18: Ich will jetzt anfangen, darüber zu reden.
00:30:20: Und die Reaktionen waren unfassbar.
00:30:22: Also ... Als Leute gesagt haben, das macht ihnen gerade Mut, dass ich mich traue, in der Klinik zu gehen, ich traue mich darüber zu reden.
00:30:29: Ich habe mich auch endlich getraut, wirklich Hilfe anzunehmen, auch in Form von Medikamenten.
00:30:32: Ich habe niemals vorher Medikamente akzeptiert, weil ich immer dachte, ich muss alle alleine hinbekommen.
00:30:38: Und dann dort wurde ich Medikamentös eingestellt und auf einmal war Frieden in meinem Kopf auf einmal.
00:30:42: Wie so ein Schalter, den man umlegt.
00:30:44: Ich hatte das nach der Klinik, ich kaufe ein halbes Jahr danach.
00:30:48: Da bin ich Auto gefahren und musste die Musik ausmachen, weil ich zum ersten Mal in meinem Kopf Ruhe hatte.
00:30:54: Das war das erste Mal, dass Frieden da drin war.
00:30:57: Und ich konnte mal meine Gedanken treiben lassen.
00:30:59: Da war nichts mehr, was ich leisten muss, was ich tun muss.
00:31:02: Da war keine komischen... Ich nennt es immer so mein Bullshit-Bingo.
00:31:06: So irgendwie mein Kopf Ratter zu und da bleiben wir irgendwo stehen von wegen.
00:31:09: Weißt du noch damals in der Schule, als jemand gesagt hat, du bist scheiße?
00:31:13: Weißt du noch?
00:31:14: Damals bei der Magersucht, du wolltest die zunehmen, guck dich mal an.
00:31:17: Also dieses Bullshit-Bingo und dieses schreckliche Glücksrad war auf einmal weg.
00:31:22: Und ich konnte auf einmal Energien Sachen investieren, die schön waren.
00:31:26: Das war für mich ein gänzlich neues Konzept.
00:31:28: Und als die Leute gesagt haben, so fühlt sich das Leben für psychisch gesunde Menschen an, ich wollte das gar nicht glauben.
00:31:34: Es war für mich wirklich neu.
00:31:36: Also ganz verrückt.
00:31:37: Wenn ich mich richtig entsinne, ist es ja auch wichtig, Routine zu haben.
00:31:41: Stimmt das?
00:31:41: Ja.
00:31:43: Du hast ja ganz viele Routinen, wie du schon beschrieben hast, verloren bzw.
00:31:46: musstest sie aufgeben.
00:31:48: Jetzt hast du natürlich in Therapie eine ganz andere Routine, als du es dann zu Hause wieder hast.
00:31:54: Hat dir das so ein bisschen Angst gemacht, zu wissen, dass du zu Hause dir wieder alles neu aufbauen musst?
00:31:58: Ja.
00:31:59: Also ich hatte, man bekommt in der Klinik halt wirklich ein Stunden, wie so ein Stundenplan.
00:32:02: Und ich kann man füllen, wie man möchte.
00:32:04: Und meiner war randvoll.
00:32:06: Ich habe jeden Tag Sport gemacht, ich war eine Ergotherapie.
00:32:08: Ich habe alles ausprobiert an Therapieansätzen, die es da so gibt.
00:32:12: Und als ich dann daheim war, habe ich halt versucht, das weiterzuführen.
00:32:15: Wo ich gesagt habe, ja, ich gehe jetzt, ich hole mir eine... Fitbit und geht zehntausend Schritte am Tag oder ich habe mir Sachen zum Basteln und zum Malen besorgt, weil ich dort gelernt habe in der Ergotherapie, dass ich habe immer gedacht, ich bin nicht begabt genug, um kreativ zu sein.
00:32:28: Und dort wurde mir mal gezeigt, naja, du kannst ja auch einfach nur zum Spaß kreativ sein.
00:32:32: Ich habe mir Sachen für Kreditivität besorgt, zu bewegen.
00:32:35: Ich habe dann so Doku jeden Tag gemacht.
00:32:37: Ich habe mich daran orientiert und habe das umgesetzt.
00:32:40: Was natürlich nicht mal gut, mal schlecht funktioniert, je nach Phase, weil ich sage mal durch die Medikamente und durch die Therapie diese, ich sag mal ... Diese großen Wellen werden nur ein kleines bisschen gedämpft.
00:32:52: Also die großen Spitzen nach oben und nach unten, die sind weg.
00:32:55: Aber alles andere ist immer noch da, ich bin immer noch bipolar.
00:32:58: Weil eine bipolarische Störung ist halt nicht heilbar, sie ist nur medikamentös behandelbar.
00:33:02: Das heißt, das war für mich so ein bisschen schwierig zu wissen, na okay, du bist halt dein Leben lang jetzt krank, also musst du halt gucken, wie das läuft.
00:33:09: Und klar, in der Mani läuft es super, in der Depression, wenn dann morgens mein Mann kommt und sagt, na ja, du wolltest ja jetzt einen Sudoku machen, danach eine Wald, dann denk ich so, du spinnst ja.
00:33:16: Also ich krieg mit meiner Hose angezogen, wie soll ich dann in der Wald gehen?
00:33:21: Das ist halt schwierig, wenn man depressiv ist, aber ich bekomme es durchschnittlich ganz gut hin.
00:33:25: Tatsächlich.
00:33:27: Wenn du in deiner depressiven Phase bist oder wenn du merkst, oh Scheiße, die kommt jetzt wieder, Gibt es dann Mechanismus oder irgendwas, wo du sagst, hey, mit dem versuche ich da wieder rauszukommen?
00:33:39: Also ich glaube, das Wichtigste für mich ist zu wissen, ich komme wieder raus und zwar meistens einfach, wenn es passiert.
00:33:46: Weil bei einer Bipolarenstörung schwanken wir die Neurotransmitter.
00:33:50: Und wenn diese Neurustrinz miterschwanken, ich denke immer so, wenn es nach unten geschwankt, das wird es wieder nach oben schwanken.
00:33:55: Also früher habe ich gedacht, ich muss jetzt, wenn ich nach Depression bin, ganz hart arbeiten, damit es wieder rausgeht.
00:34:00: Und mittlerweile denke ich einfach so, nee, ich muss aushalten.
00:34:03: Und aushalten bedeutet auch, dass ich krank bin.
00:34:06: Ich melde mich krank.
00:34:07: Also wir sind jetzt mittlerweile selbstständig, aber auch vorher bei der Arbeit, wenn es nicht ging, habe ich mich dann nach der Klinik krank gemeldet.
00:34:13: Weil da war ich auch krank.
00:34:14: Ich habe ja im Bett gelegen, ich konnte nichts machen.
00:34:16: Und das war für mich ein ganz neues Konzept.
00:34:18: Also nicht, dass ich laufend arbeiten musste, mit mir Struggle musste, immer gedacht habe, ja, ich muss jetzt andere Lebensentscheidungen treffen, damit es eben noch mal besser wird und einfach nur zu sagen, auch manchmal muss man einfach Dinge aushalten.
00:34:29: Einfach ausharren bis wieder vorbei geht.
00:34:31: Und klar haben wir wie gesagt diesen Werkzeugkoffer und dann versuchen wir auch Dinge zu tun, die mir gut tun, aber in der ganz schweren Depression kann ich nichts mehr tun.
00:34:37: Und dann, statt mich hilflos sage ich mal zu fühlen, versuche ich dann so ein bisschen diese Hoffnung zu haben, dass dann wieder besser wird.
00:34:43: Wie hast du deinen Mann dann mit auf die Reise genommen?
00:34:45: Denn klar, er kannte deines Fähren, deine emotionalen Reisen, aber jetzt auch gerade nach der Klinik, da hast du ja einiges gelernt, aber das heißt erstmal du gelernt.
00:34:55: Wie hast du ihn damit ins Boot geholt?
00:34:58: Er war während der Klinikzeit sehr viel da, also er ist mich fast jeden Tag besuchen gegangen und hat dann sich auch bei von mir mal abgeholt, hey, was haben wir jetzt heute gelernt?
00:35:05: Ich habe ihm damals, also ich wusste, dass ich mal nicht depressiv bin, aber dass ich wirklich eine bipolarische Störung habe, das wurde der Kliniker erst festgestellt und dann habe ich angefangen, mich einzulesen in verschiedene Paper und habe die ihm dann immer geschickt.
00:35:17: und da haben wir das gelesen, haben diskutiert.
00:35:19: Was bedeutet das jetzt für uns?
00:35:21: Ah, wir haben jetzt, es gibt ein neuer Erkenntnis.
00:35:23: Dass das und das hilft oder dass man eventuell noch, z.B.
00:35:25: ich hab nur einen Stimmungsstabilisierer bekommen.
00:35:28: Irgendwann war klar, wir haben gelesen, ah, man kann doch ein Andi-Depressive um einen Top geben.
00:35:31: Dann haben wir gemeinsam überlegt, wie kann man das machen?
00:35:34: Für was kann man sich da entscheiden?
00:35:35: Also wir haben gemeinsam viel gemacht und damit den Ärzten wiedergesprochen.
00:35:38: Also er war auch der Liebling von den ganzen Pflegern.
00:35:40: Weil er war immer da, hat immer gute Fragen gestellt, der hat dann immer auch für alle anderen, wie er halt so ist.
00:35:46: dafür gesagt, dass wir eine gute Zeit hatten.
00:35:49: Ich hab tatsächlich in der Klinik alle aneinander versucht zu animieren.
00:35:51: Ich hab alle Spiele, die wir zu Hause haben, hab ich besorgt, hab die in der Klinik untergebracht, hab abends Spieleabende organisiert, er hat Snacks mitgebracht für alle.
00:35:59: Ich glaub, das hat mir auch geholfen zu sehen, dass wir beide so an einem Strang sehen.
00:36:03: Dass er da ist.
00:36:04: Und mich hat das mitgenommen, weil in der Bipolargruppe, in der Gruppentherapie, da war keiner da.
00:36:10: Da waren Leute, die am Wochenlang keinen Besuch bekommen.
00:36:13: Die haben erzählt, der Partner hat sich scheinen lassen oder die Partnerin hat es einfach nicht mehr ausgehalten mit der Person.
00:36:19: Weil es ist halt eben eine sehr schwerwiegende Psycherkrankung.
00:36:22: Und ich verstehe auch, dass jemand nicht bleiben kann oder dass auch jemand sage, ich entziehe mich dem Ganzen, weil es mir zu sehr zusetzt.
00:36:29: Und deswegen war ich dankbar, dass er geblieben ist.
00:36:32: Und einen Tipp, den er mal anderen Angehörigen mit gibt, ist auch zu sagen, du musst erst mal dein eigenes Glas füllen, guck, dass dir gut geht und dann hilfst du der Person.
00:36:41: Und er sagt doch immer erst nur dann für mich da, wenn er es kann.
00:36:44: Wenn er es nicht kann, muss er auch nicht.
00:36:46: Und das ist super wichtig, weil ich will ja auch nicht, dass er irgendwann einknickt und dass ihm selber sehr schlecht geht.
00:36:52: Als du dann tatsächlich diese Diagnose gestellt bekommen hast, was war das für ein Gefühl für dich, dass du das, was du hast, diese Hochs und Tiefs, dass du das endlich benennen kannst und weißt, was mit dir los ist?
00:37:04: Was war das für dich?
00:37:05: Verrückt.
00:37:07: Niswa.
00:37:08: Es war so komisch, dass jemand auch, dass ich das Gefühl hatte, jetzt habe ich auch das Recht, das Recht dazu ernst damit umzugehen.
00:37:14: Weil wenn es, wenn man es benennen kann, wenn es eine Diagnose gibt, wenn jemand auch zu dir kommt und der Chefarzt hat mir das gesagt, habe ich wirklich zu mir hingesetzt und gesagt, das ist eine sehr ernsthafte psychische Erkrankung.
00:37:23: Ich hoffe, dass Ihnen klar, dass es nicht halber ist.
00:37:25: Und ich habe mich darüber gefreut, dass er da nicht nachvollziehen kann.
00:37:28: Ich habe mich so darüber gefreut, weil ich wusste, was es ist.
00:37:31: Ich wusste, es ist wirklich so schwerwiegend, wie ich mich auch fühle damit.
00:37:35: Und es gibt mir die Erlaubnis, wie gesagt, Schwäche auch mal zuzugeben.
00:37:38: Ich kann Medikamente nutzen, ich kann eigentlich Therapienanspruch nehmen, weil ich habe mich damit auch gar nicht so getraut, weil ich immer gedacht habe, na ja, wenn jetzt jemand kommt und sagt, na ja, so schlimm ist es nicht, das hätte mich sehr verletzt.
00:37:48: Weil für mich war es ja sehr, sehr schlimm.
00:37:50: Und dieses, diese Rückmeldung zu haben, ja, das ist was Schweres wegen des, aber wir kriegen das hin.
00:37:55: Wir machen Medikamente, wir haben Therapieansätze.
00:37:58: Und ich musste so lachen, als er mir die Diagnose gestellt hat in der großen Visite.
00:38:03: Alle.
00:38:04: Ärzte und alle saßen da um einen Ruhm.
00:38:05: Man sitzt auf diesem Stuhl, ist wirklich schrecklich.
00:38:07: Und dann sagt jemand zu dir, na ja, die bipolarische Störung haben wir jetzt alle festgestellt.
00:38:11: Das ist jetzt ihre Diagnose.
00:38:12: Und ich muss lachen.
00:38:13: Da hat er gesagt, na ja, ich glaub, sie verstehen halt die ernste Lage nicht.
00:38:16: Das ist nicht halber.
00:38:18: Und ich sag, das ist doch fantastisch.
00:38:19: Das bedeutet doch, ich hab all die Jahre gekämpft, mich auf den Kopf gestellt, gute Lebensentscheidungen getroffen.
00:38:25: Ich hab alles versucht und es wurde nicht besser.
00:38:27: Und jetzt wurde mir klar, es wird auch nicht besser werden.
00:38:30: Sondern ich muss damit leben lernen.
00:38:32: Weil für mich in meinem Kopf Ich habe diese Vielzahl an psychischen Erkrankungen immer meine Krake getauft.
00:38:37: Ich hatte das Gefühl, ich kämpfe die Krake den ganzen Tag.
00:38:40: Ich schlag in den Zentakel ab.
00:38:41: Am nächsten Tag kommen drei neue.
00:38:43: Und ich frag mich, was soll denn das?
00:38:45: Und ich habe all die Jahre damit verschwendet im Prinzip, diese Krake zu bekämpfen.
00:38:49: Und heute lebe ich mit der Krake ganz liebevoll zusammen.
00:38:53: Wir sind wie so ein Team.
00:38:54: Ich wusste, naja, wenn ich halt jetzt ... Auf Weltreise gehe, dann geht die Krake mit auf Weltreise.
00:38:58: Was bedeutet das für die Krake?
00:39:00: Was braucht die Krake, wenn wir auf Weltreise sind?
00:39:02: Ah, Medikamentenvorrat.
00:39:04: Ah, Notfallpläne.
00:39:05: Super.
00:39:06: Ich muss mir eine Routine dort aufbauen, das tut der Krake gut.
00:39:08: Also ich hab ein ganz anderes Verhältnis zu meiner psychischen Erkrankung gefunden und auch zu mir selbst.
00:39:12: Also ich hatte früher immer gedacht, ich kämpfe und mach und tue und nix wird besser, also bin ich dran schuld, dass es mir schlecht geht.
00:39:19: und mittlerweile weiß ich, nee.
00:39:20: Die Krakke ist halt so, die ist so groß, die wird immer so groß bleiben.
00:39:23: Die erscheint mir mit jedem Tag einfach nur kleiner, weil ich sie so akzeptiert habe als Teil davon, dass sie einfach zu mir gehört.
00:39:29: Und das war für mich sehr wichtig, ja.
00:39:31: Bipolar zu sein bedeutet, Routine zu haben, wie wir jetzt alle nochmal gehört haben.
00:39:37: Aber das Vorhaben auf Weltreise zu gehen, das ist ja,
00:39:40: ich
00:39:41: weiß jetzt nicht, wie ich mir da Routinen vorstellen kann.
00:39:44: Wie haben deine Ärzte auf deinen oder euren Plan, eurem Traum reagiert?
00:39:50: Schwierig, würde ich sagen.
00:39:52: Der Chef war zwar gar kein Fan davon.
00:39:54: Ich fand es verwirrend, also verwirrend für mich war, dass man ja dort eine Klinik wollte, dass man Lebensträume hat.
00:39:59: Die wollten ja, dass ich mir eine gute Zukunft ausmahle.
00:40:02: Und meine Zukunft war, dass wir auf Weltreise gehen.
00:40:05: Und zuerst war so ein bisschen der Gedanke da, na ja, die Frau ist halt manisch, vielleicht bildet die sich das alles halt ein.
00:40:10: Und als ein Axel auch dazu kam, hat gesagt, nee, wir haben beide diese Weltreise geplant.
00:40:14: Wir arbeiten da schon lange hinzu.
00:40:16: Wir haben die Selbstständigkeit geplant, wir haben genug Geld gespart und so.
00:40:19: Da waren sehr viele mit an Bord.
00:40:20: Die haben dann gesagt, das klingt ja nach einem Plan.
00:40:22: Es klingt ja nach keinem verrückten Lebenstraum, sondern nach einem wirklich guten Plan mit einzelnen Schritten.
00:40:27: Und der Chefarzt fand es nicht doll.
00:40:30: Also der hat Wortwörtlich so zu mir gesagt, das ist unverantwortlich, wer von mir, der ist strikt dagegen, eben weil diese Routinen bestehen sollen.
00:40:37: Also man soll mit einer Bipolarenstörung auch gar keine Schichtarbeit machen.
00:40:40: Man soll am besten immer zur gleichen Uhrzeit schlafen und aufwachen.
00:40:43: Man sollte wirklich diese Routine beibehalten, auch weil er hat immer gesagt, dieses Job haben, treiben am Tag essen.
00:40:50: Also er hat dieses Leben gehabt, was für mich der Horror war.
00:40:53: Das war für mich die Horrorvorstellung, was er von mir wollte.
00:40:56: Und es war schwierig auch dann zu sagen, trotzdem will ich es.
00:41:01: Weil für meinen Mann war es dann so, er hat mich gefragt, na ja, da machen wir keine Weltreise.
00:41:06: Es geht um dich, es geht um dein Wohlbefinden, dann reisen wir weiterhin ganz viel.
00:41:10: Wir können das ja neben dem Job auch machen, wir müssen es auch eine Selbstständigkeit machen.
00:41:13: und ich habe irgendwann gesagt zu ihm, ne, jetzt erst recht, wir machen das auf jeden Fall und wir finden einen Weg und befinden Ärzte, die dahinter stehen.
00:41:21: Und genau das haben wir gemacht.
00:41:23: Ich bin nach der Klinik zurück quasi zu meiner Hausärztin.
00:41:26: Die hatte ich mittens Boot geholt.
00:41:27: Ich hatte einen Psychiater gefunden, der hat gesagt, es hat er noch nie gehört, dass jemand mit einer psychischen Erkrankung auf Weltreise gehen will.
00:41:33: Er findet das total toll, er unterstützt das.
00:41:35: Und dann habe ich auch eine gute Therapeutin gefunden und habe auch gesagt, worauf ich hier arbeite.
00:41:39: Ich habe zu dir gesagt, naja, ich will in... vielleicht einem Jahr auf Weltreise gehen, ob wir gemeinsam bis dorthin uns was erarbeiten können, wie das für mich möglich ist.
00:41:47: Und da, dann hatte ich die im Boot quasi gehabt und dann mit, konnte ich auch gut planen.
00:41:51: Aber der Chefarzt, der war strikt dagegen.
00:41:54: Also, kann ich auch, wie sagt heute, nachvollziehen, weil er meine Akte gelesen hat.
00:41:58: Er hat nur meine Akte gesehen, er hat die Fakten gesehen und er hat mich als Mensch nicht gekannt.
00:42:03: Und ich glaube, dann fällt es schwer auch manchmal zu verstehen, dass keine Weltreise zu machen für mich viel schlimmer gewesen wäre.
00:42:10: In diesem ein Jahr, was ihr euch Zeit gegeben habt, um alles aufzubauen oder vorzubereiten für die Weltreise.
00:42:16: Welche Mechanismen habt ihr euch überlegt, mit denen du arbeiten kannst auf Weltreise?
00:42:21: Sie haben uns zum einen überlegt, was hilft mir dabei, so ein bisschen Druck rauszulassen aus meinem Körper?
00:42:26: Und da haben wir jetzt, hab ich Stimmingtool zu mich entdeckt, weil da meine Therapeutin auch meinte, die war die, die festgestellt hat, dass ich auf dem Autismus-Spektrum bin.
00:42:33: Und jetzt sie gesagt, na ja, was ist mit Neus-Känsel in Kopfhörern?
00:42:36: Oder was ist so mit Stimmingtool, die man so drücken kann?
00:42:38: Vielleicht entspannt mich das?
00:42:39: Und ich hab mir dann ganzen Kasten bestellten, hab gemerkt, das hilft mir.
00:42:42: Ist doch ganz verrückt, weil ich noch gemeinte, na ja, was sollen so ein bisschen geknaut, schon mir helfen, mich zu entspannen, aber das bringt wirklich viel.
00:42:49: Wir haben auch immer sehr viel vorgeplant.
00:42:50: Ich wusste, was wir in dem Land machen wollen.
00:42:52: Wir haben Routen uns vorher überlegt.
00:42:54: Wir wussten dann zum Beispiel auch, naja, wenn wir dort sind, ich habe vorher geguckt, Akku, da ist ein Supermarkt direkt neben Trandegin, jeden Morgen dort einkaufen.
00:43:01: Also solche Routinen dann wieder aufzubauen.
00:43:03: Und auch bei der Selbstständigkeit, dass wir wie so Meetings miteinander haben.
00:43:07: Ich meine, wir sind zu zweit.
00:43:08: Durch ein Meeting ist das sehr überschaubar.
00:43:10: Aber dann haben wir zum Beispiel immer sonntags ein Meeting gehabt, wo wir geguckt haben, was steht nächste Woche an, die to do's.
00:43:15: Also im Endeffekt habe ich das gleiche Leben wie hier nur unterwegs.
00:43:19: Jetzt hast du ja gesagt, dass ihr euch die Routen schon vorher überlegt habt.
00:43:22: Das ist jetzt auch sehr weit in der Zukunft alles gewesen.
00:43:25: Das tritt ja dann auch nicht immer alles so ein, weil das Leben kommt ja nun mal, wie es kommt.
00:43:30: Gibt's da auch Momente, da gab's da Momente, wo du sagst, da wurd's dann schwierig für mich?
00:43:36: Also die Weltreise ist pures Chaos.
00:43:38: Also wir sagen immer, wenn man denkt, man hat einen Plan, hat man keinen, hundertprozent nicht.
00:43:43: Das erste halbe Jahr hab ich wirklich durchgeplant.
00:43:46: Wir hatten mehrere Länder gehabt, ich hab bei jedem Land die Route durchgeplant.
00:43:49: Wir haben überall geplant, was wir sehen wollen, was wir machen wollen.
00:43:51: Ich hab Tickets teilweise im Vorfeld bestellt.
00:43:53: Wir planen Mountain manchmal gar nicht, wo wir morgen schlafen.
00:43:57: Also ist ganz oft so, wir haben gar keinen Rückflug, wir haben gar keinen Weiterflug, wir wissen gar nichts.
00:44:00: Wir kommen momentan manchmal irgendwo an und merken vor Ort, uns hat zum Visum irgendwas gefehlt.
00:44:05: Also diese Entspannung kam irgendwann.
00:44:07: Weil alles ist passiert, wovor ich Angst hatte und man merkt so, naja, ich bin nicht gestorben dran.
00:44:14: Also wir hatten Unfälle gehabt mit Autos, wir hatten Visums abgelaufen, wir mussten Strafe zahlen, da waren Flüge, die nicht gegangen sind.
00:44:22: ein Gully gefallen, was schon ein Podcast für sich ist.
00:44:25: Also ich habe mir so oft weh getan auf Weltreise.
00:44:28: Ich bin wirklich in ein Gully gefallen, was bescheuert.
00:44:31: Ich musste in Japan zum Augenarzt, wo die kein Wort Englisch gesprochen hat.
00:44:35: Ich hatte eine Binderhautenzündung, musste englisch-japanischen Schriftzeichen vom Ding ablesen.
00:44:38: Also alles läuft schief.
00:44:41: Jeden einzelnen Tag.
00:44:43: Und ich liebe es.
00:44:44: Ich könnte nicht mehr ohne.
00:44:46: Und ich finde es so fantastisch, dass ich auch so ein anderes Bild mittlerweile von mir selber habe und von meinem Körper.
00:44:51: Weil mein Früher hatte ich immer im Gedanken, mein Körper muss ästhetisch aussehen oder so.
00:44:57: Mittlerweile, ich habe meinen Tauchschein wieder gemacht, ich gehe tauchen, ich gehe wandern, ich war mit Heil in dem Wasser, ich war Helikopterfliegen, ich habe Parakleiden, ich habe so viel verrückten Kram gemacht.
00:45:11: Ich hab immer dadurch auch mehr Selbstbewusstsein bekommen und gemerkt auch mit Krankheit.
00:45:15: Ja, klar, ich bin depressiv.
00:45:16: Ich bin depressiv im Wänden Australien, ich bin depressiv in Thailand am Strand, aber ich bin doch lieber dort depressiv als dir depressiv.
00:45:23: Also, allein dass man merkt, es geht alle schief, aber es bringt einen nicht um.
00:45:28: Und weil ich gemerkt habe, ich kann immer auf Sachen zurückgreifen.
00:45:31: Meine Therapeutien bietet jederzeit Online-Sprechstunden für mich an.
00:45:35: Ich kann die von überall aus anrufen.
00:45:37: Ich könnte auch irgendwo anders in eine Psychiatrie gehen, wenn es sein muss.
00:45:40: Ich habe immer meinen Vorrat an Medikamenten dabei.
00:45:42: Wir kommen immer so alle halb Jahre heim und dann machen wir hier so einen Checkup.
00:45:45: Ich gehe zu allen Ärzten.
00:45:47: Ich lasse mir nochmal alles untersuchen, weil es auf die Leber schlägt und so, als ich mache wirklich einen kompletten Checkup.
00:45:51: Ich bekomme neue Medikamente mit.
00:45:52: Die Therapeutin sagt, super, weiter gehts.
00:45:54: Also, man hat so das Gefühl mit diesen Boxenstops auch, man wird jedes Mal entspannter.
00:45:59: Und ich glaube, das ist jetzt der fünfte.
00:46:01: Reiltreise Abschnitt quasi oder das fünfte Kapitel und mit jedem Kapitel ich pack auch weniger ein.
00:46:06: Man wird entspannt, weil man einfach weiß passiert nix.
00:46:09: Das heißt zweieinhalb Jahre ungefähr sind das jetzt schon.
00:46:11: Ach, crazy.
00:46:12: Verrückt, das ist schon eine ganz lange Zeit.
00:46:14: Habt ihr denn für euch festgelegt, wie lang ihr das so machen wollt?
00:46:18: So lang wir wollen.
00:46:22: Wir haben damals einen Ticket nach Karpstadt gekauft und danach nie wieder was groß geplant, wann wir heimkommen.
00:46:28: Also... Es läuft immer noch super gut, weil wir haben auch immer gesagt, vielleicht geht uns ja das Geld irgendwann aus oder die Selbstständigkeit läuft nicht, kann ja alles passieren und dann kommen wir halt heim.
00:46:36: Aber es funktioniert.
00:46:37: Selbstständigkeit funktioniert, das Reisen funktioniert, ich hätte mir das niemals vorstellen können.
00:46:41: Das erste halbe Jahr auch auf der Weltreise, ich bin gereist, als wäre ich auf der Flucht, weil ich halt dachte, was ist, wenn du morgen schwer depressiv bist, was ist, wenn das Medikament nicht mehr wirkt, was ist, wenn das und das eintritt?
00:46:51: und mittlerweile ist man ganz entspannt.
00:46:54: Also weil man einfach weiß, alles funktioniert, man hat dieses Vertrauen auch da drin jetzt.
00:46:58: Was, wenn ich dir das so unterstellen kann, was hast du während deiner Weltreise gefunden?
00:47:04: Gefunden?
00:47:06: Ich glaube, ein Teil von mir, der mir gar nicht so bewusst war, auf jeden Fall.
00:47:10: Weil wir haben immer so schön gesagt, wenn mich früher gesehen hat, ich war nicht der entspannteste, also untertrieben, ich war nicht der entspannteste Mensch aller Zeiten.
00:47:17: Also Freunde haben auch immer gesagt, man hat immer das Gefühl, ich bin so ein richtiges System.
00:47:22: Ich kontrolliere alles, ich weiß alles.
00:47:25: Ich hab den Kalender immer im Kopf, wenn du du's immer im Kopf, ich hab immer zehntausend, so wie so Bildschirme, dann man sagt immer so, Gott, wir können alle froh sein, dass du nicht die Weltherrschaft an dich reißen willst.
00:47:34: Und ich war sehr konzentriert und fokussiert, einfach darauf zu überleben.
00:47:38: Und mittlerweile geht's nicht mehr ums Überleben, es geht darum wirklich zu leben, jeden Tag.
00:47:42: Und das bedeutet für mich, wie sagt mittlerweile auch, ich hab diese Essstörung überwunden, weil ich einfach erst sehe, auf was ich Lust hab, das ist neu für mich.
00:47:50: Ich steh auf.
00:47:51: wie es mir passt.
00:47:52: Wenn ich schlafen will, schlafe ich, wenn ich Hunger habe, esse ich.
00:47:55: Und dass ich mir auch nicht mehr von anderen Leuten was vorschreiben lasse.
00:47:57: Weil man lässt sich ja immer von der Schule, vom Studium, vom Arbeitgeber vorschreiben, wie der Tag auszusehen hat.
00:48:02: Und jetzt spüre ich einfach, was macht mir Spaß, was erfüllt mich, wir leben nach Bauchgefühl, der arbeitet gerne morgens, ich arbeite gerne nachts, jeder kann machen, was er will.
00:48:11: Und ich glaube, dass ich mich so sehr kennengelernt habe, wie ich mich noch nie gekannt habe.
00:48:15: Und ich hatte immer Angst, was ist, wenn du dich kennenlernt, auf einmal, und du kannst dich selber nicht leiden.
00:48:20: Ich habe mich kennengelernt und denke, boah, krasse Frau.
00:48:23: Das hätte ich nie gedacht, dass ich auf einmal so einen liebevollen Blick habe.
00:48:27: Krass, dass du damals für andere Leute da warst, obwohl sie selber schlecht ging.
00:48:30: Und du hast ein Studium gemacht, als Notenbeste übrigens.
00:48:33: Da muss ich mich immer noch auf die Schulter kommen.
00:48:34: Ich habe wirklich als Notenbeste abgeschlossen.
00:48:37: Ich habe einen super Job gemacht.
00:48:38: Ich gehe auf Weltrat.
00:48:39: Ich habe eine super tolle Ehre.
00:48:40: Ich habe super tolle Familienfreunde.
00:48:42: Und auf einmal kommt das Gefühl so, mein Leben ist gut und ich bin auch gut so, wie ich bin.
00:48:46: Das hatte ich nie gehabt früher.
00:48:48: Ich hatte immer nur mich mit einem ganz wütenden Blick angesehen, den ich nie für jemand anderes aufgewendet hätte.
00:48:55: Und jetzt liebe ich mich selbst und es gibt mir ein gutes Gefühl.
00:48:58: Welche Verantwortung trägst du heute für dich im Vergleich zu früher?
00:49:02: Ich würde sagen dieselbe.
00:49:04: Aber es fühlt sich halt anders an.
00:49:07: Ich glaub, früher dachte ich immer, Verantwortung für mein Leben oder für meine Krankheitsübernehmen bedeutet, wie sagt, zu kämpfen.
00:49:12: Und jetzt weiß ich, Verantwortung für mich meine Krankheitsübernehmen bedeutet, die Krankheit liebevoll zu sehen.
00:49:18: zu verstehen, dass sie einfach, also wie gesagt, zu verstehen, dass sie da ist.
00:49:21: Und ich habe einen ganz herdlichen Blick mittlerweile dafür.
00:49:25: Alleiner, wie gesagt, dass ich das früher so verheimenlicht habe und wollte nicht, dass jemand das sieht.
00:49:29: Und heute sitze ich hier ganz im Spannten, erzähle euch davon.
00:49:31: Das ist ein Riesenunterschied, finde ich.
00:49:34: Und auch die Verantwortung, die ich jetzt übernehme für andere Leute, die auch eine Erkrankung haben.
00:49:37: Ich habe auch gerade online, wir reden viel bei Instagram über meine Erkrankungen und teilen sehr viele Geschichten.
00:49:43: Und auch das Gefühl, ich denke, ich kann was Gutes bewirken sogar.
00:49:48: psychisch krank zu sein.
00:49:49: Es ist scheiße.
00:49:50: Es wird auch nicht besser.
00:49:50: Es wird nicht weniger scheiße.
00:49:52: Aber es fühlt sich anders an.
00:49:53: Dass ich jetzt auch weiß, ich inspiriere Leute dazu.
00:49:56: Da gab es wirklich Leute, die haben gesagt, hey, zum ersten Mal habe ich verstanden, dass man mit einer psychischen Erkrankung auch Sachen tun kann, die einem Spaß machen, dass ich meinen Lebensträumen nicht aufgeben muss, dass es besser wird.
00:50:06: Und dass, wenn jemand in einer dunklen Phase ist und es lebensmüde nicht sagen kann, ja, war ich auch, ich wollte nicht mehr leben.
00:50:11: Also, ich hatte damals ... Ich wurde ja gefragt in der Klinik, ob ich konkrete Pläne hätte, weil sie wissen wollten, ob ich in den geschützten Bereich muss oder nicht.
00:50:19: Und ich hab gesagt, ich hatte keine, aber ich hatte welche.
00:50:22: Ich hab nur darauf fokussiert, dass ich irgendwann einfach sterben kann.
00:50:25: Einfach sterben und das alles hinter mir lasse.
00:50:27: Wenn ich halt heute überlegt, was ich verpasst hätte.
00:50:30: Das hier alles hätte ich verpasst, wenn ich aufgegeben hätte.
00:50:33: Und dass ich auch mittlerweile Leuten sagen kann, dass man loslassen darf.
00:50:37: Man darf loslassen.
00:50:37: Man darf Erwartungen loslassen.
00:50:39: Man darf dem, wie gesagt, der Krankheit Raum geben.
00:50:41: Das heißt nicht, dass man aufgibt oder so, sondern dass man einfach den Blickwinkel ändert dazu.
00:50:46: Und irgendwie das finde ich fantastisch.
00:50:47: Allein dafür, dass es mit anderen Leuten hilft.
00:50:50: Das hat sich für mich schon sehr viel geändert.
00:50:52: Wenn du jetzt hier heute dein Teenager-Ich gegenüber sitzen würdest, würdest du dir mitgeben?
00:50:58: Erst mal Hilfe suchen.
00:51:01: Such dir Hilfe.
00:51:02: Red mit irgendjemandem da drüber.
00:51:04: Es ist nicht peinlich, dass es dir nicht gut geht.
00:51:06: Und es ist auch gerade die Angststörung.
00:51:07: Wie gesagt, die hat auch viel damit reingewirkt, dass ich auch diese Angst hatte.
00:51:11: wenn jemand sieht, wer ich wirklich bin, dass Leute mich dafür hassen oder verabscheuen oder denken, ich bin zu schwach oder ich bin halt ein Opfer.
00:51:18: Und ich glaube, wenn ich mir noch mal, wenn ich einfach in die Zeit zurückkreisen könnte, ich würde diesem Mädchen wirklich einfach auch mal sagen so, absolut okay, du darfst dir Hilfe anfordern, du darfst sagen, dass dir nicht gut geht und du darfst auch, wie gesagt, abgeben.
00:51:31: Es hätte ja auch jemand anderes sich vielleicht um Dinge kümmern mal können oder ich hätte vielleicht auf andere Art und Weise später noch mal Hilfe anfordern können, auch für meine Mutter zum Beispiel.
00:51:39: Und ich glaube, ich würde die wirklich fett drücken.
00:51:42: Also in der Therapie-Sitzung ging es darum mit diesem inneren Kind, was man seinem Kind sagen würde oder wie man das behandeln würde.
00:51:50: Und ich kann wirklich sagen, ich bin heute der Erwachsene, die ich damals diesen Menschen ganz dringend gebraucht.
00:51:55: Jemand, gerade als ich neu hin wurde und man hatte über Psycherkrankungen ja gar nicht geredet.
00:52:00: Es gab die einzigen Psychkrankungen, die ich kannte, waren ... Irgendwelche in den Horrorfilmen, irgendwelche Leute, die Leute abgemurxt haben, weil sie irgendwie die Tote gegrobt mit ist, die sich wieder so eine Großmutter unterhalten oder da waren einfach psychkranke Leute durchgedreht sind, die waren unerfolgreich im Leben, die haben ihre Träume hingeschmissen, das war mein Bild, was ich davon hatte.
00:52:16: Und ich glaube, ich würde so gern diesen Menschen erzählen, was damit alles möglich ist.
00:52:20: Und auch eben sagen, dass sich das lohnt auch.
00:52:24: Damals habe ich immer gedacht, was ist, wenn ich so lange durchschalte und es lohnt sich nicht.
00:52:27: Deswegen war auch diese dreißig so eine magische Zahl, weil ich damals so mit neun oder zehn dachte, mit dreißig hast du dein Leben im Griff.
00:52:33: Die ist typisch.
00:52:35: Du hast ein Job, du hast ein Mann und Kinder, du hast ein Haus oder was auch immer.
00:52:38: Und dann kannst du entscheiden, ob sich das Kämpfen gelohnt hat.
00:52:41: Und es verrückt euch jetzt sagen kann, du hast es gegenteil von denen gemacht, was du tun wolltest, aber es hat sich dermaßen gelohnt.
00:52:47: Wenn du jetzt eine Person vor dir stehen hast, die gerade erste Diagnose bekommt, ob es mit achtzehn ist, ob es mit dreißig ist, was würdest du diesen Menschen in dem Moment auch mitgeben wollen?
00:53:00: Weil die Diagnose ist unheilbar.
00:53:03: So, es ist eine Erkrankung, eine schlimme Erkrankung.
00:53:06: Was würdest du diesen Menschen noch mitgeben?
00:53:09: Ich denke, dass man zuerst mal überhaupt auch wütend und traurig darüber sein darf.
00:53:13: Also man darf immer so eine Diagnose bekommt, auch einfach zusammenbrechen.
00:53:16: Das ist vollkommen okay.
00:53:17: Bin ich auch, wie sagt am Anfang in der Klinik, ne?
00:53:20: Und dass man auch nicht, dann kommen andere Leute und wollen einem irgendwas auf, so aufdrücken, so Optimismus aufdrücken.
00:53:26: Brauchst du nicht.
00:53:27: Du musst nicht optimistisch sein, du musst nicht an deine Zukunft glauben oder du musst nicht denken, oh mein Gott, ich werde so eine inspirierende, kranke Person.
00:53:34: Sondern man darf auch einfach mal, wie sagt, sich nicht gut damit fühlen.
00:53:37: Man darf auch ruhig mal zweifeln.
00:53:39: Ich finde das Einzige, was man behalten soll, ist wie so eine Neugier, wie es weitergeht.
00:53:42: Weil ich hatte teilweise keine Hoffnungen mehr, aber ich hatte so eine komische Neugier, sowas.
00:53:47: Und was ist, wenn ich doch auf Weltreise gehe?
00:53:50: Oder was ist, wenn es doch irgendwann okay ist?
00:53:52: Und ich denke, dass man daran arbeiten sollte.
00:53:54: Ich sage nicht, dass man Großhoffnungen hat oder dass man sich eine Zukunft ausmalen, in der man gesund ist, sondern dass man einfach sagt, ja, vielleicht wird es ja besser, als ich gerade denke.
00:54:03: Und dass man sich, wie gesagt, einfach traut, Hilfe zuzulassen.
00:54:06: Es gibt Medikamente, die man nutzen kann.
00:54:08: Wenn ich keine bipolarische Störungen hätte, sondern Diabetes.
00:54:11: dann würde ich doch auch Hilfe anfordern.
00:54:13: Ich würde doch auch irgendwo hingehen.
00:54:15: Ich würde doch auch sagen, Medikamente sind fein, Therapien sind fein, Lypsychiatrie ist ein ganz normales Krankenhaus.
00:54:21: Es ist keine Clubs, das ist keine, wir haben es immer Baller, Ballerburg zum Spaß genannt.
00:54:26: Es ist ein ganz normales Krankenhaus für Leute, die wirklich krank sind und Hilfe brauchen.
00:54:30: Und da darf man auch hingehen.
00:54:31: Und es ist nicht so schlimm dort, wie man denkt.
00:54:33: Medikamente zu nehmen ist kein Zeichen von Schwäche, Therapie anzunehmen ist kein Zeichen von Schwäche.
00:54:39: Und vor allem ... Man ist keine Belastung.
00:54:42: Man darf den Raum einnehmen.
00:54:44: Und man, klar, man macht sich darüber Gedanken, was ist, wenn andere Leute mich als Belastung empfinden?
00:54:49: Oder bin ich gerade anstrengend?
00:54:51: Bin ich komplizierter als ein gesunder Mensch?
00:54:53: Aber bist du nicht?
00:54:55: Du bist unfassbar wertvoll.
00:54:56: Es ist so schön, dass es dich gibt und es soll dich weiterhin geben.
00:54:58: Deswegen gibt es diese Therapieangebote.
00:55:01: Was wünscht du dir für deine persönliche Zukunft?
00:55:04: Weiterzureisen?
00:55:07: Ich denke mittlerweile gar nicht mehr so viel grad aus, weil früher war ja so ein Mensch ja den Plan, ne?
00:55:11: Fünf Jahre aufs Plan, zehn Jahresplan.
00:55:13: Mittlerweile, wir fliegen jetzt bald nach Südamerika und machen mal einen neuen Kontinent.
00:55:19: Und das ist die zukünftig grad Plan.
00:55:20: Ich will einfach weiter reisen, ich will weiter selbstständig sein und eigentlich überhaupt nichts groß an meinem Leben ändern, weil ich bin super gespannt, wo es hingeht.
00:55:30: Und ich hab keine Ahnung, wohin.
00:55:31: Das ist total aufregend.
00:55:33: Wir wünschen dir ganz viel Erfolg dabei und vielen dem Dank, dass du dich uns geöffnet hast und wirklich so breit alles fairen deiner Krankheit mit uns geteilt
00:55:43: hast.
00:55:43: Gerne.
00:55:44: Danke schön und wir wünschen euch ganz, ganz, ganz viel Spaß auf dem neuen Kontinent und dass ihr wirklich wieder neue Länder kennenlernen könnt, neue Kulturen erkennt oder seht oder erfahren dürft.
00:55:55: und natürlich alles Gute für dich und deine Zukunft.
00:55:58: Danke schön.
00:56:00: Hier noch eine Anmerkung.
00:56:02: Wenn du von den besprochenen Themen betroffen bist oder Unterstützung benötigst, bitte zügere nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
00:56:09: Wohl die Unterstützung bei professionellen Hilfeinrichtungen oder dir vertrauten Personen.
00:56:14: Bis zum nächsten Mal bei
00:56:15: Von Bohne zu Bohne.
00:56:18: Du willst
00:56:19: selbst bei uns dabei sein?
00:56:20: Denn melde dich auf unserer Website oder unsere Social Media.
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