3 Organtransplantationen, 2 Paralympics-Medaillen, 1 Weltrecord #57 Franziska Liebhardt

Shownotes

Franziska Liebhardt ist Paralympics-Siegerin – und lebt mit einer Spenderlunge und einer Spenderniere. In dieser Folge erzählt sie ihre unglaubliche Geschichte: Von einer lebensbedrohlichen Autoimmunerkrankung, über zwei Transplantationen, Dialyse, Schlaganfälle und künstliches Koma – bis hin zu internationalem Spitzensport. Mitten aus der Intensivstation heraus kämpft sie sich zurück ins Leben, beginnt wieder zu trainieren, wird Weltrekordhalterin im Kugelstoßen – und gewinnt in Rio 2016 nicht nur Gold, sondern auch noch Silber im Weitsprung.

Doch diese Geschichte ist viel mehr als sportlicher Erfolg: Franzi spricht offen über Ängste, Schmerzen und die Hoffnung, dass irgendwo ein Organ kommt, das ihr das Leben retten kann. Sie erzählt vom Moment, in dem sie zum ersten Mal wieder richtig Luft holen konnte – und von der Verantwortung, die sie heute spürt, um über Organspende aufzuklären. Denn ohne Organspende gäbe es ihr Leben in dieser Form nicht.

Zeitstempel: 0:00 – 0:31 – Partnerhinweis & Intro 0:31 – 2:26 - Begrüßung & Vorstellung 2:26 – 6:25 - Diagnose Autoimmunerkrankung 6:25 – 9:25 - Zerplatzte Lebensplanung 9:25 – 14:32 - Lungentransplantation I 14:32 – 20:10 - Leben mit neuer Lunge 20:10 – 26:28 - Rückkehr ins Leben 26:28 – 32:46 - Neuer Lebensfokus & Rückschläge 32:46 – 36:19 - Dialyse & Lebensspende 36:19 – 42:11 - Sportliche Umorientierung 42:11 – 47:08 - Weg zu den Paralympics 47:08 – 52:13 - Professionelles Training & Herausforderungen 52:13 – 57:17 - Paralympics in Rio 2016 57:17 – 1:03:55 - Wettkampf & Goldmedaille 1:03:55 – 1:09:47 - Weitsprung & Silber 1:09:47 – 1:16:14 - Karriereende & Alltag danach 1:16:14 – 1:23:50 - Lungentransplantation II 1:23:50 – 1:28:35 - Wartezeit, Isolation & politische Aufklärung 1:28:35 – 1:29:49 - Abschied & Wünsche für die Zukunft

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Transkript anzeigen

Transcribed with Cockatoo

0:00:00Diese Folge wird unterstützt vom BDO e.V., dem Bundesverband der Organtransplantierten. Seit fast 40 Jahren setzt sich der BDO für Menschen mit Spenderorganen ein. Mit Aufklärung, Selbsthilfegruppen und politischem Engagement. Denn ein neues Organ verändert das Leben. Und der BDO begleitet diesen Weg mit Erfahrung und Herz. Mehr erfährst du unter bdo-ev.de. Ich war dann aber irgendwann so krank,

0:00:31dass ich nicht mehr zu Hause warten konnte. Weil klar war, ich muss an ein Beatmungsgerät. Das kann man nur, wenn man in der Klinik auf einer Intensivstation ist. Weil ich nicht mehr genug Kraft hatte, selber genug zu atmen. Ich konnte am Ende auch nicht mehr essen, schwärzt krank rein in die Klinik und fit wie ein Turnschuh wieder rausgekommen. Du bist dabei. Und das war natürlich auch nochmal extrem cool dann, dieser Moment. Und dann kamen mir meine Trainerin

0:00:54direkt entgegen und wir sind uns halt direkt so in die Arme gefallen und haben beide erstmal geheult und also geheult, gefreut, alles gleichzeitig. Stell dir vor, du kommst in einen Raum, vor dir sitzt ein Mensch und du hast keine Ahnung, wer das ist. Das passiert mir in jeder Folge bei unserem Podcast von Bohne zu Bohne. Mein Name ist Charlotte und ich weiß vorher nichts über unsere Gäste. Kein Name, keine Information, keine Themen. Also werden meine Fragen auch deine Fragen sein. Ich bin Sanja und ich suche die Gäste.

0:01:26Hier achte ich darauf, dass es Menschen mit spannenden Persönlichkeiten und faszinierenden Erlebnissen sind. Und genau die wollen wir mit euch teilen. Bist du bereit, gemeinsam mit Charlotte neue Geschichten kennenzulernen? Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge. Mein Name ist Charlotte. Mein Name ist Sanja. Mein Name ist Franziska Liebhardt und ich bin mit zwei Spenderorganen Paralympics Siegerin geworden.

0:01:53Wow, das ist jetzt sehr viel. Nicht nur Paralympics, sondern wir haben auch noch jemanden, der zwei Organe bekommen hat. Ja. Okay, also ich darf dich Franzi nennen? Sehr gern. Welche Organe hast du bekommen? Eine Spenderlunge und eine Spenderniere. Wow, also Lunge ist ja auch nochmal spannend, weil das für mich jetzt ein komplett neues Feld ist. Wir hatten schon Niere, wir hatten jetzt schon Herz. Lunge ist mir gänzlich neu tatsächlich. Und auch Paralympics, Lunge kommt für mich dann direkt zusammen. Man muss viel Sport machen, man braucht Ausdauer. Das ist ja auch nochmal ein spannendes Feld.

0:02:26Wo würdest du sagen, wo in diesem ganzen Gebiet fangen wir da an in deiner Geschichte? Im Prinzip wie du möchtest. Ich kann dir gerne einfach mal meine Geschichte erzählen und dann fragst du einfach, was dich interessiert. So machen wir es. Ich bin Franzi Liebhardt, ich bin 1982 geboren in Berlin. War zunächst ganz gesund oder dachte jedenfalls, dass ich ganz gesund bin. Und hab eine normale Jugend gehabt.

0:02:52Als ich jung erwachsen war, hab ich gemerkt beim Volleyballtraining, ich war früher Volleyballerin, dass ich schnell außer Puste gekommen bin. Und hab am Anfang gedacht, meine Ausdauer ist schlecht. Ich hab an nix Schlimmes gedacht. Hab aber relativ bald die Diagnose bekommen,

0:03:08dass ich eine systemische Autoimmunerkrankung habe. Was ist das genau? Das Immunsystem ist blind. Es kann nicht unterscheiden zwischen Viren, Bakterien oder kranken Zellen, die in den Körper kommen. Und meinen eigenen, ganz gesunden Körperzellen und greift sozusagen alles an. Also zerstört auch meine eigenen ganz gesunden Körperzellen und das hat bei mir dazu

0:03:28geführt, eben dass erst die Lunge versagt hat, die Nieren und ich habe noch an verschiedenen anderen Stellen am Körper verschiedenste Probleme, die eben durch mein eigenes Immunsystem sozusagen bedingt sind. Okay, du hast jetzt gerade eben gesagt, du hast ein paar Belange noch zusätzlich. Was hast du noch für Einschränkungen? Ich hab Probleme mit dem Schlucken, weil meine Speisebäume nicht richtig funktionieren.

0:03:50Ich hab Probleme mit der Blutgerinnung. Mein Blut gerinnt zu schnell, ist zu dick. Dadurch hatte ich Komplikationen. Ich hatte zwei Schlaganfälle, z.B. zwei Lungenembolien. Das kommt durch die Blutgerinnungsstörung. Mein zentrales Nervensystem ist von der Erkrankung angegriffen. Dadurch habe ich eine leichte spastische Lähmung

0:04:10auf der rechten Körperseite und ein paar neurologische Probleme. Du hast gesagt, dass du, als du in Berlin warst und dort Volleyball gespielt hast, da hast du gemerkt, dass du schlechter wurdest in der Ausdauer. Wie alt warst, gespielt hast. Da hast du das so ein bisschen gemerkt, dass du schlechter wurdest in der in der Kondition, in der Ausdauer. Wie alt warst du da? Da war ich schon jung, also jugendlich, jung erwachsen, als ich das gemerkt habe. Also ich bin in Berlin geboren. Ich bin aufgewachsen, aber in der Nähe

0:04:34von Ulm. Also da war ich schon nicht mehr in Berlin zu der Zeit. Da war ich, das ging los so mit 19, 20 erst. Vorher hatte ich auch schon Volleyball gespielt, da war aber alles normal. Ich hab dann im Training gemerkt, dass ich schneller außer Puste gekommen bin als vorher. Am Anfang denkt man sich noch nicht so viel dabei. Auch die Ärzte denken sich am Anfang noch nicht so viel.

0:04:58Man denkt, eine junge Frau, da wird schon nicht viel sein. Nachdem das dann aber immer mehr wurde und meine Haut hat sich verändert, hat man geguckt, was da sein könnte. Man hat ein Bild gemacht von der Lunge, also ein CT-Bild. Man hat dann gesehen, dass die Lunge schon sehr stark vorgeschädigt ist. Dass das schon länger bestanden haben muss,

0:05:17die Erkrankung, ohne dass ich davon was bemerkt hatte. Ist das vererbbar, die Krankheit? Nein, tatsächlich nicht. Autoimmunerkrankungen sind meistens ... Man weiß nicht genau, was die Ursache ist. Kann umweltbedingt sein, kann auch mal vererbt sein.

0:05:31Aber es ist eher die Ausnahme. Normalerweise ist der Grund irgendwo anders. Man weiß nicht genau, warum Menschen Autoimmunerkrankungen kriegen. Wie hat sich deine Haut verändert? Die hat sich angefühlt wie Beton. Es fing an an den Unterschenkeln, erst auf der einen Seite, erst rechte Seite, dann linke Seite.

0:05:48Die Haut wurde richtig fest. Wenn man da draufgedrückt hat, war das wie Stein. Fühlte sich das an, also ganz hart. Die Ärzte konnten damit am Anfang nicht richtig was anfangen. Man hat gedacht, das ist eine chronische Entzündung der Haut. Hat auch lang behandelt auf chronische Entzündung der Haut hat auch lang behandelt. Hat aber keinen Effekt gehabt mit der Therapie.

0:06:07Irgendwann hat man eine tiefe Biopsie genommen, also Haut-, Muskel-Gewebe. Dann hat man festgestellt, dass mehr dahinter steckt als eine reine Hauterkrankung. Als man dir das gesagt hatte, was du hast, wie ging es dir damit? Es war schlimm, weil man hat mir nicht nur die Diagnose gesagt,

0:06:25dass es eine systemische Autoimmunerkrankung ist. Systemisch heißt, dass es nicht auf ein Organ begrenzt bleibt. Es gibt Autoimmunerkrankungen, die nur die Niere oder nur die Leber betreffen. Mir wurde gesagt, es ist systemisch, betrifft den ganzen Körper. Mir konnte keiner sagen, wie es weitergeht.

0:06:45Mir wurde gesagt, dass die Prognose bei dieser Erkrankung nicht besonders gut ist. Man hat mir gesagt, im Durchschnitt lebt man zehn Jahre mit so einer Erkrankung. Ich war Anfang 20. Da fällt der Lebensentwurf in sich zusammen,

0:07:00wenn man in dem Alter so eine Diagnose kriegt. Total. Ich würde mir auch die ... Ich stell mir vor, ich würde mir auch Gedanken machen, wie geht es nicht nur familiär weiter, möchte ich eine Familie, möchte ich keine,

0:07:16sondern auch der Gedanke, das schränkt mich auch beruflich ein. Und wenn du grade schon da sehr sportlich warst und viel Sport gemacht hast, dann ist das ja noch mal einen sehr krassen Einschnitt in deine Persönlichkeit und in deine Identität? Ja, das hat mein Leben komplett über den Haufen geworfen. Wie du schon gesagt hast, im privaten Bereich, Familiengründung ist ein Thema mit Anfang 20.

0:07:34Die ganze Lebensplanung, was will ich aus meinem Leben machen? Was will ich beruflich machen? Man hat Ziele, man hat Ideen für sein Leben. Das ist alles über den Haufen, weil man nicht weiß, geht es überhaupt weiter, Wie geht's weiter? Und es war ja auch klar, dass diese zehn Jahre, die prognostiziert waren, keine zehn guten Jahre mehr sein würden.

0:07:55Sondern es war klar, die Lunge versagt ihren Dienst mehr und mehr. Das heißt, man ist ja auch nicht mehr voll belastbar. Man kann auch nicht einfach zehn Jahre so weitermachen wie bisher. Ich hatte das Gefühl, ich bin so auf null gesetzt und muss irgendwie nochmal komplett von vorn anfangen mit meinem Leben oder meinen Ideen für mein Leben. Wie hast du dann deinen Weg gefunden? Ja, gute Frage. Also man ist natürlich erstmal ziemlich down am Anfang, das war bei mir auch nicht anders. Und ich habe aber irgendwie relativ schnell gemerkt, dass dieser innerliche Kampf, den man führt, dass man sagt, ich will unbedingt mein altes Leben wieder,

0:08:27das ist relativ normal, dass man es am Anfang hat, dass der mich nicht weiterbringt, sondern dass der mir nur Kraft kostet, die ich unbedingt anderweitig brauchte in der Situation. Ich hab mir gesagt, okay, es hilft nix, ich kann die Situation nicht ändern, wie sie ist. Ich muss gucken, wie ich's Beste draus mache. Dann hab ich versucht, wieder nach vorn zu gucken und weiterzumachen.

0:08:49Es wurde relativ dramatisch in der folgenden Zeit, weil die Lunge zunehmend mehr ihren Dienst eingestellt hat. Und so ein Lungenversagen könnt ihr euch vorstellen. Ich konnte am Anfang erst mal keinen Sport mehr machen. Das war lästig, war aber noch keine richtig große Katastrophe. Irgendwann konnte ich meine Tasche nicht mehr tragen, konnte keine Treppen mehr steigen.

0:09:08Irgendwann konnte ich nicht mehr auf der Ebene gehen. Dann konnte ich nicht mehr sitzen, sprechen, essen. Die Erkrankung hat mir innerhalb ganz kurzer Zeit meine komplette Autonomie geraubt. Und hat mich letztlich zum Pflegefall gemacht. Am Ende lag ich voll beatmet auf einer Intensivstation.

0:09:25Mir ist gesagt worden, nur eine Spenderlunge kann mein Leben retten. Und dann liegt man und wartet und hofft jeden Tag, dass das Organ kommt. Und weiß es aber nicht, ob's kommen wird. Man weiß dann einfach nicht, erlebt man den nächsten Tag noch, die nächste Woche noch?

0:09:40Oder geht's irgendwie zu Ende? Man ist sozusagen abhängig von Menschen, die bereit sind, ihre Organe zu spenden nach ihrem Tod. Wie alt warst du da? Da war ich 27. Also ja, wie ich auf die Warteliste kam, war ich 26. Genau. Und als ich transplantiert wurde, dann war ich 27.

0:09:59Genau. Als du dann ins Krankenhaus gekommen bist, war das der erste Moment, wo man mit dir über eine Lungentransplantation gesprochen hat? Nee, das war vorher schon. Man hat ganz viele Therapieversuche gemacht mit der Lunge und hat versucht, die eigene Lunge zu retten. Ich hab auch eine Art Chemotherapie gemacht,

0:10:16wie man das bei Krebserkrankungen auch macht, in der Hoffnung, dass man mein eigenes Immunsystem so bremsen kann durch die Chemo, dass es aufhört, meine Lunge anzugreifen. Hat aber leider alles nicht funktioniert. Irgendwann hat man mir nach dem Therapieversuchen, nachdem nichts mehr blieb, was man hätte probieren können,

0:10:36gesagt, es bleibt nur die Option Lungentransplantation. Oder alternativ, sich palliativ begleiten zu lassen, um zu sterben sozusagen. Und ich konnte mich tatsächlich auch gar nicht richtig direkt für die Transplantation entscheiden, weil man mir gesagt hat, 5 bis 7 Jahre ist das langfristige Überleben sozusagen nach einer erfolgreichen Lungentransplantation. Also war jetzt auch nicht so, dass man gedacht hat, man macht die Transplantation

0:11:01und hat danach ein ganz normales Leben. Und ich habe mir dann schon überlegt, ob es mein Weg sein kann, jetzt viele Schmerzen auf sich zu nehmen. Eine große Operation, lange Krankenhausaufenthalte, um dann 5 bis 7 Jahre länger dadurch zu leben. Oder ob man nicht wirklich sagt, ich sterbe in Frieden, dann ist gut.

0:11:20Zum Glück hatte ich Freunde und Familie, die mir gesagt haben, es gibt kein Sterben in Frieden mit Anfang 20. Man redet sich das ja irgendwie dann auch schön. Die haben mich dann überzeugt, mich auf die Liste setzen zu lassen. Heute bin ich natürlich auch superfroh, dass ich das gemacht hab. Aber es war ...

0:11:37Wie ich ins Krankenhaus kam, stand ich schon auf der Liste für Ich war dann aber so krank, dass ich nicht mehr zu Hause warten konnte. Ich musste an ein Beatmungsgerät. Das kann man nur, wenn man in der Klinik auf einer Intensivstation ist. Ich hatte nicht mehr genug Kraft, selber genug zu atmen. Ich konnte am Ende auch nicht mehr essen.

0:12:02Man ist sich dessen nicht bewusst, wofür man überall Luft braucht. Es ist aber die Koordination Atmen-Sprechen oder die Koordination Atmen-Essen eben auch. Das funktioniert gut, wenn die Lunge gut funktioniert. Wenn die Lunge aber so an der Grenze ist, geht das alles nicht mehr. Nachdem ich nicht mehr selber essen konnte,

0:12:21keine drei Worte mehr sprechen konnte, war klar, ich muss in die Klinik, sonst überlebe ich das auch nicht. Dann bin ich in die Klinik und bin schnell auf Intensivstationen gekommen. Ich bekam einen Luftröhrenschnitt, wurde über den beatmet. So konnte ich auch wach sein.

0:12:37Ich habe dann da gewartet auf das Spenderorgan. Du hast eben gesagt, dass im Durchschnitt die Zeit bei fünf bis sieben Jahren liegt, die man damit verbringen kann mit der neuen Lunge. Habe ich das richtig verstanden? Warum ist die so kurz? Die Lunge ist recht empfindlich als Spenderorgan.

0:12:56Es gibt eine Niere, ein Herz oder auch eine Leber. Ein Spenderorgan kann sehr lang funktionieren, 30, 40 Jahre. Bei der Lunge ist es so, die Lunge hat eine sehr große Fläche als Organ. Die Lunge ist das einzige Organ, was mit der Außenwelt in Verbindung steht durch die Atemwege. Alle anderen Organe sind im Bauch geschützt, kommt von außen nicht direkt was ran.

0:13:17Die Lunge ist über die Atemwege direkt mit der Außenwelt verbunden und dadurch wahrscheinlich auch empfindlicher. Und die Lunge ist einfach empfindlicher für Abstoßungsreaktionen als andere Organe. Warum das so ist, weiß man, glaub ich, noch nicht so genau. Aber es ist statistisch eben einfach so, dass die Lunge das empfindlichste Organ ist von den Spenderorganen.

0:13:36Und dass das eben noch nicht so lange funktioniert. Inzwischen haben sich die Zahlen verbessert. Meine erste Lungentransplantation war 2009, also ist jetzt 16 Jahre her. Da hieß es 5 bis 7 Jahre. Inzwischen haben sich die Zahlen da schon deutlich verbessert. Aber es ist eben schon nicht selbstverständlich,

0:13:54dass man jetzt 16 Jahre, so wie ich, mit so einer Spenderlunge lebt. D.h. du hast noch dein 1. Organ, was dir gespendet wurde? Nee, leider nicht. Ich hab die zweite Spenderlunge inzwischen schon. Meine erste Spenderlunge hat elf Jahre funktioniert, also auch deutlich über der Statistik.

0:14:14Ich hatte dann aber nach elf Jahren ein sogenanntes chronisches Transplantatversagen. So nennt sich das dann, wenn die Lunge chronisch abgestoßen wird vom Körper. Das Immunsystem erkennt die Lunge als fremd und versucht, die abzustoßen. Man nimmt zwar Medikamente, die das verhindern sollen. Aber ganz unterdrücken kann man diese Abstoßung nicht.

0:14:32Im Lauf der Jahre führt es dazu, dass das Organ vom Körper wieder abgestoßen wird und seine Funktion wieder verliert. Ich habe 2009 die erste Lunge bekommen und 2020 die zweite. Du hast gesagt, dass deine Familie dich im Prinzip nicht mehr letztlich wieder verliert. Und ich habe dann 2009 die erste Lunge bekommen und 2020 dann die zweite. Du hast jetzt gesagt, dass deine Familie dich im Prinzip ermuntert hat, dich auf die Warteliste

0:14:52zu setzen für ein Spenderorgan. Wie hat deine Familie das grundsätzlich erstmal aufgenommen? Die waren natürlich genauso schockiert wie ich oder ist auch heute noch manchmal das Gefühl, dass es für die Familie manchmal sogar schwieriger ist, als für mich selber. Weil die sehen es von außen oder die leiden von außen mit und können nichts wirklich dazu beitragen,

0:15:12dass es mir besser geht und leiden natürlich entsprechend mit. Ich glaube, die Familie war natürlich schon auch froh, dass ich mich für das Spenderorgan entschieden hab. Weil ja klar war, ohne das Spenderorgan würde ich auf jeden Fall sterben. Aber es ist für die Familie ein Riesenschock.

0:15:29Wenn jemand in der Familie, egal ob Geschwister oder Eltern, das eigene Kind, wenn so eine Diagnose auftaucht. Bei der Lunge ist eine Lebensspende möglich, richtig? Nee, bei der Lunge tatsächlich nicht. Es gibt eine einzige Lungen-Lebensspende in Europa. Den Empfänger kenne ich, Marius. Der hat von beiden Elternteilen jeweils einen Lungenlappen bekommen.

0:15:55Also gar keine Lungenflügel komplett, sondern nur einen Teil des Lungenflügels. Und jeweils von beiden Eltern. Der hat von Mama und Papa eine Lebensspende bekommen. Das ist aber was, was in Europa nicht gemacht wird. Er ist auch der Einzige in Europa, wo das überhaupt mal gemacht wurde.

0:16:13Das war der absolute Notfall, weil kein Spenderorgan in Sicht war für ihn. Ein Spenderorgan von einem verstorbenen Spender. Lebensspenden sind nur für Nieren, für Leber möglich. Nieren hat man zwei, kann man eine spenden, weil man mit einer Niere sehr gut leben kann.

0:16:32Bei der Leber kann man auch einen Teil der Leber spenden. Die Leber ist ein Organ, was sich regeneriert, was nachwächst, wenn man einen Teil gespendet hat. Bei den Lungenlappen ist es nicht so, dass zusätzlich noch etwas dazukommt oder wächst, ähnlich wie bei der Niere? Nee, genau.

0:16:50Die Niere wächst auch nicht nach. Wenn ich von 2 Nieren eine entnehme, ist die weg. Aber die verbliebene Niere übernimmt die Funktion von der fehlenden Niere. Bei der Leber ist es so, die wächst tatsächlich nach. Bei allen anderen Organen ist es so, Herz oder Lunge oder auch Darm z.B., die kann man eigentlich nur postmortal spenden.

0:17:12Nach dem Tod, weil das alles Organe sind, die man nur einmal hat. Und die man auch nicht abgeben kann, weil man sonst der Spender ja auch nicht überleben könnte. Weißt du, ob man die, also ein Flügel, die hätte nur spenden können und der zweite Flügel kann jemand anders bekommen oder muss das eine Person bekommen? Nee, es gibt es tatsächlich.

0:17:33Es gibt sogenannte Single-Lungen-Transplantationen, wo nur ein Lungenflügel transplantiert wird. Das hängt ein bisschen von der Grunderkrankung ab, die derjenige hat, und auch vom Alter. Wenn es jüngere Empfänger sind, kriegen die beide Lungenflügel. Man ist mit zwei Lungenflügeln anders belastbar als mit einem. Aber man kann nur mit einem Lungenflügel gut leben.

0:17:53Das wird auch gemacht in Deutschland. Wenn man eine infektiöse Grunderkrankung hat, dann geht das nicht. Dann muss man die Lunge komplett entfernen, weil sonst der verbliebene Lungenflügel eine Gefahr für den neuen Lungenflügel.

0:18:08Aber wenn man eine Lungenfibrose hat, wo keine Infektion dabei ist, kann man einen Lungenflügel neu machen. Den alten Lungenflügel belassen den anderen. Dann können die Leute damit gut leben. Das heißt, es ist wie bei der Niere, wo du die verkommenen Nierenreste drinnen lässt und die dann andockst. So würde man das auch bei der Lunge machen,

0:18:29dass man den einen drin lässt und den anderen austauscht. Genau. Wie hast du dich gefühlt, als du im Krankenhaus gelegen hast mit deinen jungen Jahren und völlig abhängig von anderen Menschen warst? Das ist superschwierig.

0:18:45Also bei mir war es so, gerade auf Intensivstationen ist mir irgendwann auch angeboten worden, ob man mich ins künstliche Koma verlegen soll. Also so einen künstlichen Tiefschlaf. Weil es natürlich auch schwer auszuhalten ist, auf so einer Intensivstation zu liegen, nichts mehr selber zu können. Ich konnte noch nicht mal mehr meinen Arm selber heben,

0:19:05ohne völlig aus der Puste zu kommen. Man wird ja komplett gewaschen, man kann ja auch nicht auf Toilette. Das ist alles irgendwie ... Wird alles durch Pflegekräfte übernommen. Und das fühlt sich natürlich ganz blöd an. Mir ist dann irgendwann angeboten worden,

0:19:20wir könnten Sie ins künstliche Koma verlegen. Dann schlafen Sie, kriegen sie das nicht mit. Ich wollte das aber tatsächlich nicht. Weil wenn man auf ein Spenderorgan wartet, in Deutschland auf einer Warteliste, dann weiß man, dass Menschen auf den Wartelisten sterben,

0:19:36weil es nicht genug Organe gibt. Ich wusste nicht, wenn die mich jetzt schlafen legen, ob ich überhaupt jemals wieder wach werden würde. Deswegen war es für mich total wichtig, wach zu bleiben. Und irgendwie dabei zu bleiben. Deswegen habe ich das abgelehnt. Aber es fühlt sich natürlich blöd an.

0:19:53Ich bin sehr gut betreut worden in der Klinik, wo ich war. Und hatte ganz liebe Pflegekräfte um mich rum. Trotzdem ist es natürlich super schlimm. Es fällt einem auch die Decke auf den Kopf, wenn man wirklich nur da liegen kann. Mir hat die Kraft gefehlt, was zu lesen oder was Vernünftiges zu machen. Man liegt nur da.

0:20:10Dann hat der Kopf viel Zeit, nachzudenken. Das ist nicht immer so gut. Wie viel Zeit ist im Krankenhaus vergangen, während du auf der Intensiv lagst, bis du die Nachricht bekamen, dass du ein Spenderorgan bekommst? Ich hatte Glück, es ging relativ schnell.

0:20:30Ich weiß es nicht mehr genau. Aber es waren einige Wochen, die ich gewartet habe. Ich bin, wie ich auf Intensivstationen kam, hochdringlich gelistet worden. Ich kam auf die höchste Stufe auf der Warteliste. Und hab dann so rund sechs Wochen ungefähr noch gewartet, was natürlich super schnell ist.

0:20:51Kannst du uns beschreiben, wie das Gefühl war, als dir gesagt wurde, wir haben ein Organ für dich und das passt tatsächlich auch? Tatsächlich war es so, dass ich dann bei der ersten Lungentransplantation, ich habe ja gerade erzählt, ich wollte nicht ins künstliche Koma. Ich hatte drei, vier Tage, bevor das Spenderorgan kam, eine Infektion von einem der Katheter. Man hat ja zentrale Venenkatheter am Hals liegen. Der hatte sich entzündet.

0:21:16Dann war ich so schwer krank, dass ich doch im Koma war. Das war aber nur die letzten drei, vier Tage. Deswegen habe ich diesen Anruf gar nicht mitbekommen. dass ich dann sozusagen doch im Koma war. Das war aber nur die letzten drei, vier Tage. Deswegen hab ich diesen Anruf leider gar nicht mitbekommen bei der ersten Spenderlunge. Sondern bin quasi einfach nur aufgewacht nach der Transplantation

0:21:33und hab diesen Anruf selber gar nicht erlebt. Und tatsächlich ist das auch was, was ich ein bisschen schade finde. Weil viele Spendenempfänger das so toll erzählen, wenn sie eben diesen Anruf bekommen und sich freuen. Das fehlt mir bei der ersten Lunge.

0:21:49Bei der zweiten Lunge hatte ich das dann auch, aber bei der ersten Lunge hatte ich das tatsächlich nicht. Was mich jetzt noch interessieren würde, wenn du dann tatsächlich ins Koma versetzt worden bist, wie war das Gefühl, als man dir gesagt hat, sorry, aber es geht jetzt nicht anders? Ich weiß es tatsächlich gar nicht mehr genau, weil da war ich wirklich so schwer krank,

0:22:06da war ich gar nicht mehr richtig bei mir sozusagen. Also, das kann ich gar nicht mehr genau sagen. Okay. Also, ich weiß es von meinen Geschwistern so ein bisschen, die das erzählt haben, dass es einfach dann so war, dass man das so entscheiden musste, weil einfach auch der Körper

0:22:22ja mehr Ruhe hat und mehr Erholung, wenn er eben in diesem künstlichen Tiefschlaf ist, als wenn man wach ist. Und das hab ich sozusagen gar nicht mehr mitentschieden dann am Ende, sondern das ist einfach gemacht worden, weil's nicht mehr anders ging. Und ich hab auch keine Erinnerung mehr an die Momente vorher.

0:22:37Dann lass uns doch gerne zu dem Moment kommen, wo du dann aufgewacht bist und du hattest dann die Lunge. Was war der erste Moment, wie war der erste Gedanke bei dir? Also, im ersten Moment, dadurch, dass ich vorher so schwer krank war, also, man ist erst mal ja noch ein bisschen wirr durch die Medikamente und so. Und im ersten Moment checkt man das ja erst mal gar nicht, was ist.

0:23:00Ich weiß, ich bin wach geworden. Ich hatte auch Halluzinationen, kann ich mich gut erinnern. Allerdings ganz nette. Ich hab Märchenfiguren durch mein Zimmer laufen sehen. Schneewittchen und die sieben Zwerge, die an meinem Bett standen. Oder Goofy, der so Hallo gesagt hat am Bett. Es war lustig, nur Comic- und Märchenfiguren, witzigerweise.

0:23:18Und dann war natürlich die Familie auch ganz schnell da. Die haben dann einfach gesagt, hey, du hast ein Organ und so. Und dann kommt natürlich dieses Bewusstsein. Und dann freut man sich einfach wahnsinnig. Ich war dann noch weiterhin an der Beatmung für zwei Wochen ungefähr. Weil eben die Atemmuskulatur durch die Beatmung vorher natürlich entsprechend abgebaut hatte.

0:23:40Man kann dann nicht, wenn die Lunge wieder funktioniert, das Beatmungsgerät abbauen und sagen, jetzt kannst du wieder selber atmen. Die Muskulatur muss erst wieder auftrainiert werden. Mir ging's aber dann schon relativ schnell besser. Ich hab dann recht zügig gelernt,

0:23:56vom Beatmungsgerät wieder loszukommen. Das ist schon toll, wenn man stundenweise ohne Beatmungsgerät ist. Dann guckt man auf den Monitor, der überm Bett hängt. Der zeigt die Sauerstoffsättigung an und den Puls. Dann hat man auf einmal eine Sauerstoffsättigung von 99 Prozent. Mit ganz wenig Sauerstoff oder gar keinem Sauerstoff mehr.

0:24:18Da hab ich trotz und Wasser geheult. Das hatte ich vorher ewig nicht mehr. Vorher war ich beatmet und mit höchsten Sauerstoffdosen und hatte trotzdem irgendwie nur eine Sättigung von 80 oder so, obwohl alles auf Maximum war. Und auf einmal funktioniert alles wieder. Also das ist wirklich so ein Gefühl wie ein Wunder tatsächlich. Also man hat das Gefühl Wahnsinn und ein Pfleger auf Intensiv hat auch zu mir gesagt, ja mir gesagt, bei uns ist das wie in der Autowerkstatt. Alter Motor raus, neuer Motor rein, dann läuft alles wieder.

0:24:48So ähnlich hat es sich tatsächlich ein bisschen angefühlt. Es war wirklich wie ein Wunder. Man geht schwerstkrank in so eine OP und kommt aus dieser OP raus. Auf einmal ist irgendwie alles gut, so gefühlt. Man kriegt wieder Luft. Das war schon auch toll.

0:25:02Ich hatte vorher immer das Gefühl, als hätte ich so ein Gymnastikband um den um den Brustkorb rum, was mir den Brustkorb immer so zusammen schnürt. Und ich musste immer gegen so einen Widerstand anatmen. Und dieser Widerstand war halt auf einmal weg. Also ich konnte einfach ganz normal Luft holen. Und das war natürlich schon toll.

0:25:17Ja, jetzt hat es natürlich auch deine anderen Körperteile beeinträchtigt, sei es das Armheben oder was auch immer. Ist dir das zu Beginn schwergefallen oder ging das schnell wieder? Nee, tatsächlich, die ersten Tage konnte ich mich nicht bewegen. Es war interessant, weil man nicht mal den Kopf halten kann am Anfang. Man wird ja dann einfach von Pflegekräften oder Physiotherapie, da wird man an die Bettkante gesetzt. Ist ja auch wichtig, dass der Kreislauf in Schwung kommt. Und man sitzt dann wie ein nasser Sack.

0:25:45Und irgendwie stehen zehn Leute um einen rum, die einen festhalten müssen oder den Kopf auch, weil der sonst irgendwo hinfällt. Weil man es einfach gar noch nicht selber halten kann, weil die Muskulatur komplett weg ist. Das hat dann einfach ein paar Tage gedauert.

0:26:00Man hat dann trainiert und jeden Tag drei, vier Mal eben an die Bettkante oder dann mal stehen vor dem Bett und dann die ersten Schritte wieder machen. Aber man muss es so nach und nach sozusagen wieder lernen. Also man wird nicht einfach wach und steht irgendwie auf und läuft los, sondern das dauert schon ein bisschen. Auch unter der Prämisse super beeindruckend, dass du dann tatsächlich so ein Paralympics gegabst. Also total krass, wenn ich so drüber nachdenke. Ja, ja, es gab auch so witzige Anekdoten irgendwie,

0:26:28wenn man dann auf intensiv das erste Mal über den Flur gelaufen ist und so. Da hab ich so Scherze immer gemacht und hab gesagt, ich glaub, euer Boden ist uneben, weil ich bin halt so rumgeschwankt noch am Anfang und so. Und ich mein, das fühlt sich natürlich total toll an, wenn man auf einmal über so einen Flur laufen kann, ohne Luftnot, ohne irgendwie ...

0:26:48Also, ohne sich Gedanken machen zu müssen. Und das war natürlich ein Riesenglücksgefühl am Anfang. Alles, was man dann irgendwie neu konnte. In der Reha das erste Mal auf dem Fahrradergometer sitzen oder so. Das war der absolute Wahnsinn. Also, es war irgendwie Endorphinausstoß ohne Ende. Weil man irgendwie denkt, ich bin wieder im Leben zurück.

0:27:06Also, es war richtig toll. Erinnere ich mich auch noch gut an diese Gefühle, wie gut das tat. Dass man einfach gedacht hat, jetzt geht's wieder aufwärts. Nachdem es vorher ja eigentlich nur bergab ging. Und man hatte dann auch tatsächlich das Gefühl, ja, jetzt kann ich vielleicht fürs Leben auch wieder planen. Hattest du denn da auch mal so einen Moment, wo du drüber nachgedacht hast,

0:27:26das hält jetzt aber nur vielleicht fünf bis sieben Jahre? Gab's das zwischendrin in diesem Prozess, wo du eigentlich so viel Freude in dir gespürt hattest? Ich hatte das glücklicherweise nie. Ich hab das bis heute eigentlich auch nie, dass ich so drüber nachdenke. Also, es ist so, mit Spenderorgan weiß man, dass man jetzt wahrscheinlich keine 100 Jahre alt wird.

0:27:45Aber ich denk da eigentlich nicht drüber nach. Weil Prognosen haben immer ... Oder Statistiken vor allem sagen für den Einzelnen ja letztlich nix aus. Die haben für die Allgemeinheit irgendeine Bedeutung. Aber für mich als Einzelnen haben die keine Bedeutung. Weil selbst wenn die Statistik sagt, 90 Prozent sterben nach fünf Jahren, und ich gehöre aber zu den zehn Prozent, wo es nicht so ist,

0:28:06dann umso besser. Und ich versuch auch, da nicht so drüber nachzudenken. Ich glaub schon, dass sich meine Lebenseinstellung insgesamt geändert hat. Also, dass man bewusster lebt, dass man auch dankbar ist für die Jahre, die man hat.

0:28:19Oder dass man auch nicht mehr das zeitnah zu machen. Aber ich denke nicht jeden Tag drüber nach, dass ich denke, hoffentlich lebe ich nächste Woche noch. Weil ich glaube, das würde mir die Energie für mein Leben jetzt auch nehmen und würde ja auch gar nichts ändern. Also, wenn es so ist, dass ich morgen tot umfalle,

0:28:40ist es so, dann kann ich es nicht ändern. Und ich versuche eben sozusagen meinen Kopf auch frei zu haben davon, dass ich eben das Leben, was ich jetzt habe und die Jahre, die ich jetzt habe und die Zeit, die ich jetzt geschenkt bekommen habe, dass ich die eben wirklich auch nutzen kann. Wann konntest du dann nach Hause gehen? Total schnell tatsächlich.

0:29:00Also man hat mir gesagt, auf Intensivstationen, jeder Tag am Beatmungsgerät muss man hinterher eine Woche rechnen, die man braucht, bis man sozusagen nach der OP wieder so fit ist, dass man nach Hause kann. Und ich war ja doch eine längere Zeit auch beatmet. Und wenn es danach gegangen wäre, wäre ich wochenlang irgendwie noch oder monatelang noch in der Klinik gewesen.

0:29:21Und tatsächlich war ich nach sechs Wochen zu Hause wieder. Also ich war drei Wochen in der Klinik noch, also in der chirurgischen Klinik, wo ich operiert worden bin. Und nach drei Wochen war ich schon so fit, dass ich in die Reha konnte. Und dann bin ich in die Reha und sechs Wochen insgesamt später bin ich nach Hause und war wirklich fit wie ein Turnschuh. Also, ich war noch sehr dünn damals. Und die Muskeln haben halt noch so ein bisschen gefehlt.

0:29:47Aber mir ging's gut. Ich bin nach sechs Wochen nach Hause. Schwerstkrank rein in die Klinik und fit wie ein Turnschuh wieder rausgekommen. Also, es war wirklich wie ein Wunder. Und ging auch superschnell. Die Ärzte haben auch gesagt, es ist wirklich erstaunlich, dass man nach so einer Vorgeschichte und so einer extrem schweren Erkrankung vorher

0:30:06so schnell wieder fit ist. Das war schon toll. Das hat, glaub ich, auch mit meiner sportlichen Sozialisierung zu tun. Wenn man so im Sport aufgewachsen ist und natürlich auch weiß, man muss eben auch ein bisschen was selber dafür tun, dass man wieder schneller auf die Beine kommt.

0:30:21Das hab ich von Anfang an auch getan, dass ich wirklich mit Physio, mit allem, was ich dann angeboten hatte, trainiert habe ohne Ende. Und genau, es hat sich dann ausgezahlt. Als du dann nach Hause durftest, dann hast du ja natürlich nicht nur die Energie im Körper gespürt, sondern für dich war ja auch klar, da ist ein Leben möglich. Wie hast du dann dein Leben aufgebaut oder strukturiert? Also ich habe erstmal ungefähr Ich hab erst mal ein Vierteljahr nach der Transplantation wieder mit dem Sport angefangen. Sport ist für mich ein Teil meines Lebens. Damit bin ich aufgewachsen.

0:30:50Das ist mir immer wichtig, bis heute auch noch. Für mich war wichtig, wieder Themen in mein Leben zu bringen, die nichts mit der Erkrankung zu tun haben. Es ist für mich heute auch noch ganz wichtig, dass ich diese Erkrankung habe und ich lebe damit. Aber auch noch ganz wichtig, dass ... Klar, ich hab diese Erkrankung und ich lebe damit, ich übernehme Verantwortung dafür.

0:31:07Aber für mich ist wichtig, dass mein Leben nicht nur um die Erkrankung kreist. Weil ich auch glaube, dass das für den Kopf wichtig ist, dass man sich auch mit anderen Themen beschäftigt. Und in meinem Leben gibt's auch viele andere schöne Themen. Und genau, hab also ein Vierteljahr nach der Transplantation Ich hab nach sechs Monaten wieder angefangen zu arbeiten. Ich bin gelernte Kinderphysiotherapeutin.

0:31:27Ich hatte einen tollen Chef damals, der mir während der Krankheit die Stelle freigehalten hat. Wie ich fit genug war, konnte ich langsam wieder einsteigen. Ich hab versucht, ein möglichst normales Leben zu führen. Ich war Ende 20 zu dem Zeitpunkt. Ich hab versucht, ein möglichst normales Leben zu führen. Ich war Ende 20 zu dem Zeitpunkt.

0:31:45Und habe einfach versucht, ein Leben wieder zu gestalten. Ohne drüber nachzudenken, ob das noch 5 Jahre, 7 Jahre oder wie auch immer funktioniert. Sondern möglichst normal zu leben, wie man mit Ende 20 lebt und plant. Nun hast du eine Grunderkrankung, die sich nicht nur auf die Lunge beschränkt.

0:32:05Wie hat sie sich weiter in deinem Körper ausgebreitet? Ich hab gemerkt, die Lunge war neu. Aber das hat nicht dazu geführt, dass die Grunderkrankung zum Stillstand gekommen ist. Das ist eine Erkrankung, die man nicht grundsätzlich behandeln kann. Die immunsuppressiven Medikamente, die die Spoßung der Spenderorgane unterdrücken,

0:32:25helfen auch gegen die Grunderkrankung. Es ist ja letztlich auch ein Problem des Immunsystems. Aber man kann die nicht heilen, die Grunderkrankung verläuft weiter. Bei mir hat die im nächsten Schritt dazu geführt ... Einmal hatte ich einen Schlaganfall 2010. Das war der nächste große Rückschlag. Dadurch kam die spastische Lähmung auf der rechten Seite.

0:32:46Ein bisschen Probleme mit dem Sehen auf einem Auge. Die hat mich dann zum paralympischen Sport gebracht. Ein Jahr später, im gleichen Zeitraum fast, kam es dazu, dass die Nieren nicht mehr richtig gearbeitet haben. Das war eine Kombination Grunderkrankung, diese schwere Zeit auf Intensivstation.

0:33:09Das hat der Niere auch geschadet, sie ist recht empfindlich. Dann wurde ich auch dialysepflichtig. Das war ein Jahr nach dem Schlaganfall 2011. Wie alt warst du da? 282, wie alt war ich da? 2011, 82.

0:33:26Das war so um die 30. Genau, 29, 30. Das heißt, das ist gar nicht so lang zwischen Transplantation und letztendlich dann Nierenversagen.

0:33:382009 war die Transplantation. Genau, und dann 2 Jahre später oder 2,5 Jahre später kam die Dialysepflicht tatsächlich. Das hatte sich natürlich schon so ein bisschen angebahnt. Man wird ja nicht von heute auf morgen dialysepflichtig,

0:33:52sondern es war klar, die Nieren haben schon länger nicht mehr richtig gut gearbeitet. Und irgendwann war das so, dass es mir einfach auch so schlecht ging, körperlich, also ständig Übelkeit, Müdigkeit und so, dass dann klar war, okay, der Körper ist so vergiftet durch die schlechte Nierenfunktion, dass man die eben durch eine Dialyse ersetzen muss.

0:34:10Dann hab ich angefangen mit Dialyse, hatte Glück, weil ich so einen sogenannten Nacht-Dialyse-Platz bekommen hab. Das heißt, Dialyse bedeutet dreimal die Woche, mehrere Stunden an der Maschine zu sitzen oder zu liegen, die das Blut reinigt. Einmal komplett das Blutvonoben wird durch die Maschine geschickt, wird von Giftstoffen gereinigt und dem Körper wieder zugeführt.

0:34:32Das ist für den Körper auch super anstrengend. Flüssigkeit wird entzogen, weil die Niere Flüssigkeit selber nicht mehr ausscheiden kann. Wenn man das tagsüber machen muss, sind drei Tage in der Woche mit Dialyse weg. Dann kann man sich auch vorstellen, wie das das Leben einschränkt,

0:34:48grad wenn man noch jung ist. Ich hatte eben Glück, ich hab so einen Nachtdialyseplatz bekommen. Das heißt, ich konnte dreimal die Woche spätabends, bin immer so 22 Uhr ins Dialysezentrum, hab dann an der Dialyse geschlafen bis morgens um sechs und konnte dann duschen und konnte einen ganz normalen Alltag sozusagen haben.

0:35:08Also das war dann einfach Glück, weil diese Dialyse Plätze nachts natürlich sehr begehrt sind, gerade bei jungen Leuten. Hattest du so spezielle Wünsche oder ähnliches, dass du dir abends, bevor du wusstest, du gehst an die Dialyse, dass du dir nochmal ordentlich was gegessen hast, getrunken hast? Ja, ja. Es machen viele, und ich hab's auch gemacht. Also Sachen, die man gerne isst, die man aber eigentlich nicht essen darf, wenn man dialysepflichtig ist.

0:35:35Ich hab's meistens entweder an der Dialyse selber dann gegessen, also grad so Bananen zum Beispiel. Oder auch anderes Obst oder so, was man nicht essen soll. Alles, was viel Kalium hat oder so, ist verboten. Das war bei mir auch immer ein großes Problem mit den Kaliumwerten. Und ich hab das dann entweder kurz vor der Dialyse oder an der Dialyse selber, konnte man das dann alles essen und trinken.

0:35:59Genau, die Dialyse hat es ja direkt sozusagen wieder rausgefiltert. Und ich kenn tatsächlich auch viele, die das so machen, die sagen, wenn ich irgendwelche Gelüste habe auf Sachen, die ich eben eigentlich nicht essen darf, dann mache ich das kurz vor der Dialyse oder direkt an der Dialyse. Wie lange warst du denn in der Nachtdialyse? Zum Glück nicht so lang, ungefähr sechs Monate.

0:36:19Ich habe dann im Februar 2012 von meinem Papa eine Niere geschenkt bekommen, sogenannte Lebensspende. Und danach, die hat so gut funktioniert, die Niere, und funktioniert bis heute so gut, dass ich eben keine Dialyse mehr gebraucht habe. Okay, und dann hast du die Niere von deinem Vater bekommen. Wie ging es ihm danach?

0:36:38Gut, Gott sei Dank. Tatsächlich ist es ja interessant, man macht sich ja um sich selber eigentlich nicht viele Sorgen. Aber ich hab mir so viel Sorgen um meinen Papa gemacht. Hab mir auch echt schwer getan mit diesem eigentlich ja total tollen Angebot von ihm, dass er gesagt hat, ich schenk dir einen von meinen Nieren.

0:36:55Aber man kann sich gar nicht richtig freuen, sondern ich hab echt gedacht, oh Gott, und was ist, wenn mit ihm was passiert? Was ist, wenn er im schlimmsten Fall stirbt bei der OP? Ist extrem unwahrscheinlich, aber es ist nie ausgeschlossen. Oder was ist, wenn er hinterher an die Dialyse muss, weil mit seiner verbliebenen Niere irgendwas nicht funktioniert? Oder grad jetzt, jetzt sind ja 13 Jahre vergangen seitdem,

0:37:16dass ich denke, was ist, wenn jetzt mit seiner verbliebenen Niere irgendwas ist und er jetzt noch an die Dialyse käme? Also damit könnte ich ich nicht gut leben. Zum Glück läuft es wunderbar bis jetzt. Aber das fällt mir bis heute schwer oder ist eine große Sorge. Ich denke, hoffentlich geht es mit ihm auch in Zukunft noch alles gut. Aber zum Glück ging es ihm sehr schnell nach der OP sehr gut.

0:37:40Er ist drei oder vier Tage nach der Operation schon wieder nach Hause. Seine Niere hat ungefähr ein halbes Jahr gebraucht. Und dann hatte seine verbliebene Niere die Funktion der Niere, die er mir geschenkt hat, sozusagen mit übernommen. Also er hat jetzt wieder ganz normale Nierenwerte auch.

0:37:58Das heißt, er ist jetzt auch komplett medikamentenfrei? Ja, er nimmt Medikamente gegen erhöhten Blutdruck. Wobei nicht ganz klar ist, ob das mit der Niere was zu tun hat. Oder ob er die vielleicht jetzt auch so nehmen müsste. Der ist jetzt Mitte 70. Es kann einfach auch sein, dass man da so einen hohen Blutdruck hat. Und bei dir, wie lange hat das gedauert,

0:38:17bis du wieder bei Kräften warst? Nach der Niere ging mir relativ gut. Ich hab die Dialyse immer gut vertragen. Ich war anderthalb Wochen in der Klinik auch nur. Es ging sehr schnell. Dann haben die Ärzte in der Klinik mich gefragt,

0:38:37ob ich eine Reha machen will, ich sei so fit. Dann hab ich gesagt, wenn ich keine brauche, dann bin ich auch nicht böse, wenn ich direkt nach Hause gehe. Dann war ich anderthalb Wochen nach der OP zu Hause und hab sechs Wochen später wieder trainiert mit dem Sport. Also, das ging superschnell und supergut. Und die Niere hat auch superdirekt von Anfang an gearbeitet.

0:38:58Der Chirurg hat mir gesagt, die Niere hat schon im OP noch losgepinkelt. Hat er zu mir gesagt. Genau. Die Nieren-OP, das war wirklich ... Im Vergleich zur Lungengeschichte war das relativ harmlos. Dadurch, dass es auch eine Lebensspende war,

0:39:14das macht das alles unkomplizierter. Ich bin relativ fit in die OP rein, schnell hinterher wieder fit war. Zum Glück bis heute, dass auch alles gut funktioniert. Das war dann 2012 die Transplantation? Genau. D.h. die ist jetzt auch schon 13 Jahre alt.

0:39:31Das ist ja auch recht lang für die Niere. Das stimmt. Nieren können sehr lang funktionieren. Ich kenne Leute, die schon 30 oder 40 Jahre mit einer Spenderniere leben. Aber es ist trotzdem gut. Es gibt immer auch Leute, wo so ein Spenderorgan nur ein Jahr oder nur 5 Jahre funktioniert.

0:39:48Man darf sich immer glücklich schätzen, wenn man so viele Jahre so gut damit lebt. Ich war auch gerade zu großen Jahreskontrolle von der Niere. Die Niere arbeitet auch sehr gut nach wie vor. Kann es mitunter daran liegen, dass sie von deinem Vater ist und dementsprechend eine höhere Kompatibilität gegeben ist?

0:40:06Auf jeden Fall, ja. Die Niere entspricht zur Hälfte genetisch mir. Das ist, was Abstoßungsreaktionen betrifft, schon eine große Hilfe. Das Immunsystem erkennt auch, dass die Niere nicht so fremd ist, wie wenn sie von jemand komplett anderem wäre.

0:40:22Sie ist nicht genetisch gleich, aber immerhin halb genetisch gleich sozusagen. Von daher, das ist schon ein großer Vorteil bei so einer Lebensspende, wenn die aus einer genetischen, von einem Verwandten stammt. Du hattest gerade gesagt, dass du schon nach 6 Wochen, wenn ich mich richtig erinnere, mit dem Sport wieder angefangen hast.

0:40:44Jetzt ist es so, wenn man eine Niere bekommt, dann soll man nicht so Kontaktsport machen oder Sportarten, wo man die Niere oder den eigenen Körper verletzen könnte durch Bälle oder Schläge, Tritte, was auch immer. Ja. Für welchen Sport hast du dich denn entschieden?

0:40:59Ich wäre natürlich gern wieder zurück zum Volleyball gegangen. Das wollte ich aber eben nicht machen. Aus dem Grund, Volleyball ist recht verletzungsträchtig, ist kein direkter Kontaktsport, aber man verletzt sich da leicht. Genau. Und dann bin ich zur Leichtathletik gegangen. Das hatte ich vorher auch schon immer gerne

0:41:16und auch ein bisschen mitgemacht, aber nie leistungssportlich oder ambitioniert, sondern eher so nebenbei. Mir ist gesagt worden, mach lieber eine Einzelsportart, wo eben kein Gegner direkt dabei ist und wo man sich auch nicht so leicht verletzt. Genau, und dann bin ich zur Leichtathletik

0:41:32und hab das dann auch richtig ambitioniert gemacht irgendwann. Das heißt, zur Leichtathletik gehört welche Disziplin? Also, ich hab Kugelstoßen vor allem gemacht, genau. Und ich hatte ein bisschen witzige Kombinationen. Ich habe noch Weitsprung nämlich gemacht. Weitsprung und Kugelstoßen ist eigentlich eine sehr ungewöhnliche Kombination. Der Weitsprung, das kam noch so aus meiner Volleyballerzeit,

0:41:52weil ich war, ich habe im Mittelblock gespielt im Volleyball. Und im Mittelblock spielen normal die großen Spielerinnen. Und ich bin nicht besonders groß. Also ich bin 1,72. Und wenn man so auf einem höheren Niveau Volleyball spielt, also ich sag mal ab der dritten Liga oder so, das sind dann die Mittelblockerinnen 1,80, 1,90 groß. Und ich konnte mit meiner Größe nie mithalten

0:42:11und hatte aber eine gute Sprungkraft und war recht schnell und konnte eben über meine Sprungkraft dann viel Wettmachen. Und wenn man schnell laufen kann und gut springen, dann ist man auch automatisch eine gute Weitspringerin. Also, ich hatte nie eine besonders gute Technik im Weitsprung, aber ich konnte schnell laufen und konnte gut springen. Dadurch war ich im Weitsprung dann auch immer

0:42:31auch ohne gute Technik recht gut. Deswegen hab ich das immer auch so ein bisschen nebenbei mitgemacht. Aber meine Hauptdisziplin war tatsächlich das Kugelstoßen. Ich kenn's jetzt nur so ein bisschen aus meiner Zeit und im Leichtathletik war es immer so, ich war sehr sehr gut im Rennen und im Springen, aber im Werfen war ich nicht die stärkste, deswegen war ich gerade sehr verwundert. Ich dachte mir, wow, das ist eine ungewöhnliche Kombination. Tatsächlich ist es auch so, die meisten, genau, entweder kann man gut rennen und springen oder

0:42:54man kann gut werfen, die meisten können nicht beides, das heißt ja stoßen, also werfen ist verboten beim Kugelstoßen. Also ich kann zum Beispiel gar nicht Speer werfen oder so. Also ich kann auch ganz gut Diskus werfen, aber ich kann zum Beispiel überhaupt nicht Speer werfen. Also ich kann auch nicht alle Wurfdisziplinen gut. Bist du zum Sport gegangen mit der Intention zu den Paralympics zu gehen oder wie können wir uns das vorstellen? Die Intention war überhaupt nicht Paralympics oder auch gar nicht Leistungssport am Anfang. Also die Intention war am Anfang wirklich nur, wieder zurück ins normale Leben kommen,

0:43:33eine gute Belastbarkeit erreichen, dass man im Alltag gut klarkommt, wieder Spaß am Sport haben, an der Bewegung, Kontakt mit anderen Leuten haben, die nichts mit Krankheit zu tun haben. Das war eigentlich die Intention am Anfang. Und dann war in der ersten Gruppe, wo ich war, das war zufällig ein Leichtathletikverein. Da hat man so ein bisschen Gymnastik gemacht und eben unterschiedliche Sachen in der Leichtathletik ausprobiert.

0:43:55Und da hab ich meinen ersten späteren Kugelstoßtrainer kennengelernt in der Gruppe. Und der hat einfach, glaube ich, gemerkt, da ist jemand, die hat schon ein bisschen leistungssportliche Vorerfahrungen und man ist ja dann irgendwie auch immer ehrgeizig. Also ich bin auch so, wenn ich irgendwas mache, dann muss es immer 100 Prozent sein. Der hatte dann einfach auch Spaß dran. Der hat gemerkt, die will vielleicht ein bisschen mehr machen. Und der hat mich natürlich auch mal so ein bisschen gekitzelt. Na komm, wir trainieren mal noch eine Woche, einmal in der Woche mehr. Und so steigerte sich das dann.

0:44:28Ja, und das hat sich dann irgendwie so von alleine entwickelt. Also es war nie die Idee, irgendwie mal Leistungssport zu machen oder gar zu den Paralympics zu kommen, sondern das ist einfach so gewachsen dann im Laufe der Zeit. Wie wurde dir denn gesagt, dass du Potenzial hast, bei den Paralympics dabei zu sein? Tja, muss ich selber mal nachdenken, wie das eigentlich war. Also es war in dieser Trainingsgruppe.

0:44:48Wir haben dann irgendwann, das ging so, dass wir eben erst einmal die Woche trainiert haben. Dann war es zweimal, dann war es dreimal, viermal, fünfmal, sechsmal. Und dann habe ich natürlich auch angefangen, Wettkämpfe zu machen. Dann stößt man gewisse Weiten in den Wettkämpfen, dann gibt es ja Normen. Also es gibt Listen vom Verband, wo dann drinsteht, welche Normen man erfüllen muss, um zum Beispiel zu einer Meisterschaft zu dürfen, international oder so. Und so hat sich das entwickelt, dass wir gemerkt haben, hey,

0:45:16ich kann ja eine Norm erfüllen für eine Europameisterschaft zum Beispiel. Oder wir waren dicht dran, dann haben wir natürlich, war der Ehrgeiz natürlich noch größer, noch mehr trainiert und man musste es dann bei bestimmten Wettkämpfen auch nachweisen, diese Norm. Und da habe ich dann mit diesem ersten Kugelstoß-Trainer, haben wir da dran einfach gearbeitet. Und irgendwann war diese erste Norm mal für eine Europameisterschaft erfüllt. Es war, glaube ich, für 2014, wenn ich mich recht entsinne. Und dann ist das natürlich so, wenn der Verband dann sieht, oh, da gibt's eine Athletin, die kann eine Norm erfüllen

0:45:48für eine internationale Meisterschaft, dann kommt natürlich der Verband, also der Deutsche Behindertensportverband, ist dann auf mich zugekommen, hat mich eingeladen zu einem Lehrgang. Und bei diesem Lehrgang hab ich dann Steffierius kennengelernt, meine spätere Erfolgstrainerin. Steffi hat mir damals, ich weiß das noch genau, im ersten Lehrgang gesagt,

0:46:08du hast richtig viel Talent, du hast richtig Potenzial, aber du musst mal ordentlich trainieren. Das hat sie mir gesagt, zu dem Zeitpunkt, wo wir schon sechsmal in der Woche trainiert haben, wo ich dachte, ey, wir machen das schon richtig gut. Und irgendwie bin ich dann nach diesem Lehrgang nach Hause gefahren und hab dann, ja, sie hat mich irgendwie ins Grübeln gebracht und hab gedacht, ja, irgendwie,

0:46:30und es wäre ja schon schön, mal zu Paralympics und so. Ja, und da hab ich ein bisschen drüber nachgedacht und ein paar Wochen später hab ich Steffi dann angerufen und hab gesagt, also, du hast gesagt, ich muss mal ordentlich trainieren, ob sie meine neue Trainerin wird. Dann hat es noch mal ein bisschen gedauert. Dann hat sich das so ergeben.

0:46:49Ich habe meine Sachen in Würzburg gepackt, mein Leben hier auf Eis gelegt. Und bin umgezogen nach Leverkusen. Steffi war in Leverkusen oder ist es immer noch. Dort gibt es auch einen Verein, Bayer 04 Leverkusen. Kennt man vielleicht vom Fußball. Die sind auch im Behindertensport sehr weit vorne dabei.

0:47:08Da gibt es auch einen Leistungsstützpunkt, Olympiastützpunkt. Dann bin ich da hingezogen und hab angefangen, wirklich professionell zu trainieren. Als ich bei Steffi war, hab ich gemerkt, was sie meint mit, du musst mal ordentlich trainieren. Was hat sie denn gemeint?

0:47:24Einmal die Trainingsumfänge. Also ich habe dann wirklich bei Steffi, wir haben Montag bis Samstag immer zweimal am Tag, also morgens eine Einheit, zwei, drei Stunden, nachmittags eine Einheit, zwei, drei Stunden. Dazwischen hat man Physiotherapie,

0:47:39hat man Sportpsychologie, Ernährungsberatung, also auch alles, was so drum rum ist. Das hatte ich natürlich hier in Würzburg gar nicht. Und auch die Art des Trainings, also dass man wirklich, also viel mehr Krafttraining, viel mehr Athletiktraining, also einfach auch die Vielfalt des Trainings.

0:47:55Hier in Würzburg haben wir oft eben mit der Kugel dann trainiert, Technik trainiert, aber wenig so diese sogenannten Zubringerleistungen, so nennt sich das trainiert. Also wirklich Kraft, Schnellkraft, was man dann gar nicht mit der Kugel trainiert, sondern auf eine andere Art und Weise. Und das habe ich eben dann erst in Leverkusen gelernt, dass man wirklich oder man kriegt dann einen Trainingsplan für die nächsten drei Wochen. Und da steht dann genau drauf, so und so viele Läufe in der und der Länge. Also da war genau aufgeschrieben, was ich machen muss.

0:48:26Und Techniktraining, also mit der Kugel, haben wir dann noch ein- oder zweimal in der Woche mal eine Einheit gemacht. Und alles andere war was anderes. Und die Entwicklung war dann einfach der Wahnsinn. Also ich war in Leverkusen und hatte,

0:48:39ich bin, glaube ich, mit einer Bestleistung von rund zehn Metern mit der Kugel nach Leverkusen umgezogen und habe dann schon innerhalb von einem Vierteljahr so zugelegt mit meiner Leistung und habe ja dann in Rio fast 14 Meter gestoßen. Und innerhalb von drei, vier Jahren hat sich das und ein Meter ist beim Kugelstoßen schon richtig, richtig viel. Also die Entwicklung war richtig gigantisch, auch die Leistungsentwicklung dann in Leverkusen. Also man hat schon gemerkt, was der Unterschied ist, ob man richtig professionell trainiert oder ob man eben hier in Würzburg, wo der Trainer auch super engagiert war und so, aber

0:49:13wo einfach nicht das Know-how da ist, wie man richtig professionell trainiert. Du hast gerade gesagt, du hattest diesen Trainingsplan, wo wirklich drin stand, wann du was machst und wie viel du da stemmen musst. Wurde da auch Rücksicht genommen auf deine persönlichen Bedürfnisse, wie zum Beispiel ein bisschen Ruhe oder etwas Kraftlosigkeit oder so? Am Anfang zu viel. Also am Anfang war es echt so, dass Steffi immer Angst hatte.

0:49:41Oder das ganze Team, da ist ja so ein großes Team im Hintergrund, wenn man so an Olympiastützpunkt trainiert. Da gibt es Athletik-Trainer, Physios, die Trainerin selber und auch Ärzte im Hintergrund. Das ist ein großes Team, mit dem man das macht. Am Anfang waren viele Bedenken, weil es keine Erfahrung gab

0:49:58mit Sport auf so einem Niveau, mit Spenderlunge und Spenderniere. Keiner wusste, wie man das macht. Es waren natürlich auch viele Ängste da, dass man da irgendeinen Schaden anrichtet. Das war klar, die Spenderorgane haben immer die höchste Priorität. Man darf nicht, um sportlichen Erfolg zu haben, gesundheitlich irgendwas in Gefahr bringen.

0:50:17Steffi war aber so, die war einfach bereit, sich auch zu belesen, wie macht man das und sich viel zu beraten auch mit den Ärzten und so. Und dann ist so im Laufe der Zeit eben immer mehr Vertrauen gewachsen. Am Anfang war es oft so, oh, lass uns das mal weglassen, vielleicht ist das zu viel, zu anstrengend. Und wir haben dann im Laufe der Zeit gemerkt, nee, es geht eigentlich alles irgendwie. Und wir haben uns dann irgendwann drauf geeinigt, dass wir auch nie mehr von vornherein vor einer Trainingseinheit sagen, das lassen wir weg, weil es könnte vielleicht nicht gehen. Sondern dass wir gesagt haben, wir probieren immer alles aus.

0:50:52Und wenn's dann nicht geht, kann man immer noch sagen, wir lassen's weg. Ganz oft war's aber so, dass das schon funktioniert hat, dass man nur Dinge dann ein bisschen verändern musste, ein bisschen rumtüfteln musste. Und fast alles hat irgendwie geklappt. Dadurch haben wir in der Zeit auch echt viel erreichen können. Aber das musste wachsen. Am Anfang war da viel Vorsicht und viel Zurückhaltung mit dem Training.

0:51:11Weil man eben gedacht hat, ich bräuchte viel mehr Pausen oder viel mehr Anpassung. Und man hat aber festgestellt, es geht fast alles irgendwie. Und am Ende haben jetzt im Vergleich auch mit anderen Athleten, auch aus der Trainingsgruppe oder so, war der Unterschied nicht so groß. Das Einzige, was ich immer merke, das merke ich auch heute noch, dass die Regenerationsfähigkeit so ein bisschen schlechter ist bei mir.

0:51:36Also, dass ich, wenn ich eine harte Trainingseinheit hatte oder wenn ich jetzt heute mit dem Fahrrad irgendwie eine Tour mache, Kilometer am Tag oder so, dass ich halt einfach dann am Tag später eine Pause brauche oder einfach länger brauche, bis ich mich erhole davon. Muskulatur braucht länger, der Körper braucht länger. Das ist aber tatsächlich die einzige Einschränkung, die ich auch während meiner sportlichen Karriere so gespürt habe, dass die Regenerationsfähigkeit einfach schlechter war. Aber alles andere hat hat wunderbar funktioniert. Und das war auch was, was eigentlich nur bei so Sachen wie Trainingslager, wenn man wirklich eine Woche ganz intensiv im Trainingslager trainiert, dann war das mit der Regeneration manchmal schwierig, weil man gesagt hat,

0:52:13okay, ich muss jetzt wirklich mal einen halben Tag mal Pause machen, wo andere dann einfach voll durchziehen konnten. Aber das war letztendlich alles. Also sonst gab es eigentlich keine großen Einschränkungen. Wie finanziert man sich in diesem Stadium, in dem du da warst? Ich hatte Glück. Ich hatte einen Profivertrag sozusagen mit dem Verein, wo ich war. Da kriegt man dann im Monat, das sind keine großen Beträge, aber ein bisschen was. Die Stiftung Deutsche Sporthilfe unterstützt einen, ist man im höchsten Kader. Da kriegt man dann eben auch ein bisschen Geld. Man hat den einen oder anderen Sponsor, der das mitfinanziert.

0:52:49Und ich hatte wirklich Glück. Die Zeit in Leverkusen konnte ich komplett sozusagen ohne arbeiten zu müssen nebenbei finanzieren. Konnte sozusagen als Vollprofi trainieren, mich vorbereiten auf die Paralympics. Aber das ist was, was nicht jeder Parasportler kann oder auch nicht jeder olympische Sportler. Weil es eben manchmal finanziell dann einfach nicht reicht. Ich hatte Glück, dass ich dann ... Man kriegt ein paar Hundert Euro da und ein paar Hundert da.

0:53:14Am Ende läppert sich das so zusammen, dass man irgendwie über die Runden kommt. Aber es ist jetzt nicht so, dass man als Sportler auch nicht auf ganz hohem Niveau irgendwie viel Geld verdient. Also man kann auch in der Zeit dann nichts zurücklegen, nichts ansparen, sondern man lebt ein paar Jahre so einfach. Genau, man kommt über die Runden, sag ich mal. Genau und ist froh, dass man Sport machen kann,

0:53:36ohne noch nebenbei arbeiten zu müssen. Wann bist du dann zu den Paralympics gekommen? 2016. Das heißt also, das waren ungefähr um die fünf, sechs Jahre? Nee, fünf Jahre, ne? In Leverkusen? Ja. Ja, also es, ja, ja, nicht ganz, aber ja, fast, ja. Okay, und wie war das? War dann schon klar, okay, du möchtest jetzt dahin, muss man sich darauf bewerben? Wie ist da der

0:53:58Prozess? Also es war klar, ich möchte dahin. Das war sozusagen auch das Ziel, mit dem ich nach Leverkusen gegangen bin, dass ich gesagt habe, in den Jahren, die jetzt bleiben bis 2016, möchte ich so gut werden, dass ich die Qualifikationen schaffe für Rio. Man muss Normen erfüllen, also man muss bestimmte Leistungen bringen, dass man die Chance hat, nominiert zu werden. Und ich war zu dem Zeitpunkt, wie ich nach Leverkusen kam, noch nicht so stark von meiner Leistungsfähigkeit, dass ich mich qualifizierend hätte können für die Paralympics. Da war ich noch ein Stück von weg. Und die Idee war aber jetzt so professionell trainieren, dass man es eben schafft. Und die Idee war aber nur wirklich nur die Qualifikation zu schaffen. Also das war

0:54:39das Ziel. Einmal dabei sein bei Paralympics. Also es ging überhaupt noch nicht um irgendwas Größeres. Dann bin ich über die Jahre immer fitter geworden. Dann hat man macht man natürlich Europameisterschaften mit. Man macht Weltmeisterschaften mit, wenn man sich qualifiziert. Und dann sieht der Verband natürlich auch, dass es da Chancen gibt, bei den Paralympics irgendwie unter die Top Ten zu kommen.

0:55:01Und genau. Und dann war das so, dass ich dann vor Rio in dem Jahr vorher geht's dann drum. Man kriegt Normen vorgegeben. Der Verband sagt so und so weit musst du stoßen, um nominiert werden zu können. Und aber auch wenn man dann die Qualifikation geschafft hat, ist es nicht unbedingt gesagt, dass man auch mitgenommen wird, weil es gibt manchmal mehr Athleten, die die Qualifikation schaffen und

0:55:25letztendlich entscheidet der Verband, wer dann mitfahren darf. Das heißt also, wenn man einen schlechten Jahrgang hat und wo es einfach sehr viele gute Sportler gibt, dann kann man schneller ausgesiebt werden als in einem Jahr, wo es weniger Gute gibt. Genau, also in der Regel ist so, dass man pro Sport, also pro Disziplin und Startklasse bei den Paralympics dürfen in der Regel nur drei Athleten einer Nation antreten. Das sind auch die internationalen Regeln. Das heißt, wenn es aus Deutschland jetzt mehr als drei Kugelstoßerinnen gegeben hätte für Rio in meiner Startklasse, die eben die Norm erfüllen können, dann entscheidet sozusagen der Deutsche Verband, wer von den dreien,

0:55:58also welche drei sozusagen dann tatsächlich nach Rio mitfahren durften. Wir hatten das jetzt bei uns nicht. Wir waren nicht so viele deutsche Kugelstoßerinnen auf dem Niveau. Aber theoretisch wäre das möglich gewesen. Ja. Und dann ist natürlich spannend. Dann weiß man, ich hab die Norm erfüllt. Im besten Fall hat man sie vielleicht auch mehrfach erfüllt.

0:56:19Und man weiß, okay, man steht jetzt auf dieser Liste. Und dann ist aber trotzdem, es gibt dann ein Datum, wo die Nominierungen bekannt gegeben werden. Und da fiebert man natürlich dann trotzdem drauf hin, dass man's sozusagen schwarz auf weiß hat. Du bist dabei. Und das war natürlich auch noch mal extrem cool dann, dieser Moment.

0:56:34Kannst du dieses Gefühl genauer beschreiben? Es war so ein gemischtes Gefühl tatsächlich. Also erst mal natürlich Riesenmeilenstein, auf den hat man so lang hingearbeitet. Und es war natürlich auch emotional für mich ein großer Wunsch, einmal da dabei zu sein bei diesen Spielen. Also, da war Riesenfreude und Emotion. Und gleichzeitig hab ich gedacht,

0:56:54oh Gott, jetzt bloß kein gesundheitliches Problem mehr kriegen, keine Komplikation mehr kriegen. Weil die Nominierung, die war, ich weiß gar nicht mehr genau, die ist so ein Vierteljahr oder drei, vier, fünf Monate vor den Spielen. Und hab ich gedacht, okay, und jetzt bloß nix mehr kriegen. Ich hatte in der Zeit davor, ich hatte eben Lungenembolien dann auch in der Zeit, wo ich in Leverkusen war und so.

0:57:17Das war zum Glück alles noch rechtzeitig vorher, dass man sich wieder erholt hat dann. Das war wirklich dann auch so die Angst, dass ich gedacht hab, jetzt bleibt bloß gesund diese fünf Monate oder keine Komplikationen, die dieses Ziel dann doch noch zunichte macht. Und es war ganz spannend,

0:57:33weil Steffi hat mir das nie erzählt vor den Spielen. Und wir haben aber dann nach den Spielen oder direkt nach dem großen Erfolg in Rio haben wir uns umarmt. Und den ersten Satz, den Steffi zu mir gesagt hat, war, ich hatte so Angst, dass noch irgendwas dazwischenkommt. Also, sie hatte genau den gleichen Gedanken wie ich. Und sie hat ihn aber nicht ausgesprochen,

0:57:54mir gegenüber, um mich zu schützen. Und ich hab ihn auch nicht ausgesprochen, ihr gegenüber, um sie zu schützen. Weil wir beide wussten, es ist für uns beide so wichtig, dieses Ziel zu erreichen. Und keiner wollte dem anderen irgendwie da, glaube ich, irgendwelche Sorgen aufdrücken. Und das fand ich so spannend auch hinterher, dass sie dann das direkt auch so gesagt hat. Ich bin so froh, dass wir irgendwie bis hierhin gekommen sind und dass das alles geklappt hat.

0:58:16Nachdem die Nominierung bekannt war, wie hat sich dein Trainingsplan danach verändert? Erstmal eigentlich gar nicht. Der Trainingsplan ändert sich dann immer je näher man einem Wettkampf kommt, weil man direkt vor dem Wettkampf dann nicht mehr ganz intensiv trainiert. Also es ist so, dass der Körper dann so zwei Wochen vor dem Wettkampf ein bisschen Erholung kriegt, dass man dann eben im Wettkampf wirklich so diese Spitze hat, Belastungs-, also dass man ganz fit ist sozusagen am wichtigsten Punkt. Und Steffi war da unheimlich gut als Trainerin.

0:58:47Die hat das sehr gut immer abschätzen können, dass man wirklich beim wichtigsten Wettkampf des Jahres, also es war dann in den Jahren vor Rio, waren das eben Weltmeisterschaften oder Europameisterschaften. Man setzt sich immer so einen Schwerpunkt im Jahr, wo man sagt, an dem Punkt wollen wir auf der 100-prozentigen Leistungsfähigkeit sein.

0:59:05Und das hat Steffi als Trainer immer super hingekriegt, dass ich dann bei der EM, bei der WM oder dann eben bei den Paralympics immer absolut auf dem Punkt war von der Fitness. Und so zwei Wochen vor den Spielen macht man wirklich gar nicht mehr viel Training. Also man macht so ein bisschen Lockerung, man macht nur mal ein bisschen die Muskeln aktivieren und so, aber man macht jetzt nicht mehr richtig Krafttraining oder so. Also, genau, dass der Körper sozusagen dann ... am Wettkampftag voll fit ist.

0:59:30Aber letztendlich, olympische Spiele, paralympische Spiele, das sind ... ist alle vier Jahre sozusagen ein Tag, an dem man dann voll fit sein muss. Und da gehört natürlich auch immer viel Glück dazu. Hat man in der Nacht vorher gut geschlafen, ist man infektfrei. Es kann so viel sein an dem Tag, was dann noch dazwischenkommt.

0:59:50In so einem Wettkampf sind in der Regel zehn Athletinnen oder mehr. Die sind alle zehn super auf den Punkt und fit. Vom Trainingszustand alle gleich. Am Ende ist der der Beste, der vielleicht auch Glück hat an dem Tag. Und an diesem Tag der oder die Fitteste ist. Also ich weiß jetzt nur, wie es bei mir ist, wenn ich viel Sport mache,

1:00:11dann ist es auch, dass der Zyklus das nochmal komplett beeinflusst und entscheidet, wie viel Energie und wie viel Kraft habe ich heute. Und ich auch demnach auch trainiere. Ich kann mir vorstellen, dass es da ja auch noch mal ein riesiger Einschnitt in der ... in dem Trainingsvorbereitung ist. Habt ihr versucht, den so ein bisschen zu kontrollieren durch die Pille oder so?

1:00:30Also, ich nehm so eine Dauerpille quasi. Also, die nehm ich durchgehend, sodass ich gar keine Blutung hab. Das hat aber nix mit dem Sport zu tun eigentlich. Das ist auch eher aus gesundheitlichen Gründen bei mir. Deswegen war das jetzt bei mir persönlich nicht so ein Thema. Aber es ist natürlich im Frauensport ganz allgemein auf jeden Fall ein Thema. Ja, also wir haben das Training jetzt so in der Sicht nicht irgendwie groß angepasst.

1:00:54Aber ich glaube, die Tendenz, also ich bin ja jetzt auch schon eine Weile raus aus dem Leistungssport, aber man merkt schon, dass die letzten Jahre da auch sich forschungsmäßig ganz viel tut und ich glaube, dass heute die Leistungssportlerin heute, dass da schon mehr darauf geachtet wird im Training. Bei uns damals war es noch nicht, noch nicht so, aber ich glaube, da hat sich schon auch viel verändert. Kannst du uns dann berichten, wie es dann letztendlich war in Rio für dich? Ja, es war genial. Also es war gar nicht nur Rio selber, sondern es waren alles drum rum. Also man wird am Flughafen verabschiedet vom Bundespräsidenten.

1:01:25Es war damals noch Herr Gauck, der kam mit seiner Frau und war auch wirklich ganz nahbar. Also, man konnte sich wirklich mit ihm unterhalten, ganz persönlich. Also, das fand ich total schön. Der kam nach Frankfurt zum Flughafen. Dann sind wir mit dem TUI-Siegerflieger Lufthansa

1:01:41nach Rio geflogen worden und der Käpt'n natürlich, ja, ich bin so stolz, sie nach Rio fliegen zu dürfen und so. Also es ist ja alles irgendwie was Besonderes. Die Einkleidung, also wenn man die Klamotten kriegt für Rio, da waren wir in der Bundeswehrkaserne in Hannover und das war auch so toll, weil die war gegenseitig dann. Man fand sich gegenseitig so toll. Die fanden uns toll und wir fanden es irgendwie toll. Genau, und dann kriegt man da zig Klamotten, wo ich denk, in zwei Wochen, wann soll ich das alles anziehen?

1:02:13Also bergeweise. Und dann kriegt man so einen Katalog, quasi so ein kleines Heft, wo drinsteht, zu welcher, dann muss man das anziehen. Oder wenn man im deutschen Haus irgendwas hat, dann muss man das anziehen. Man hat da so eine klare Vorgabe.

1:02:32Das waren alles so ganz interessante Erfahrungen einfach. Rio selber war toll, die Spiele, klar. Das war natürlich das Highlight. Im Olympischen Dorf, da ist man einfach ... Das ist wie eine kleine Stadt. Also lauter Hochhäuser letztendlich, wo die Nationen wohnen. Also jede Nation hat so ein eigenes Haus gehabt.

1:02:50Oder die Kleineren haben sich dann auch mal geteilt. Und dann gab es so eine Plaza, wie so eine Fußgängerzone mit allem drum und dran. Mit Friseur, mit Café, wo man sich dann getroffen hat nachmittags, wenn man nicht trainiert hat oder keinen Wettkampf hatte. Und man trifft sich halt auch mit Sportlern aus allen Nationen. Und was auch schön ist, auch aus allen Sportarten. Weil wenn man in der Leichtathletik ist,

1:03:13dann trifft man bei Europa- oder Weltmeisterschaften auch internationale Athleten, aber halt nur aus der Leichtathletik. Und das Schöne bei Paralympics ist ja, dass alle Sportarten zusammenkommen. Das heißt, man trifft alle Sportarten da und eben aus aller Welt Athleten und Trainer. Und ja, das ist eine tolle Erfahrung. Und auch in der Mensa, eine riesen Mensa, wo dann 5000 Leute gleichzeitig essen oder ein riesen Gym, wo dann, wo man eben dann Krafttraining

1:03:39noch machen konnte im Olympischen Dorf. Und ja, die ganze Stimmung da, das ist natürlich total toll. Das kann man gar nicht so in Worte fassen. Also das ist echt ein Erlebnis, was, was man, glaube ich, nie vergisst. Und das ist vor allem auch was, wovon ich, glaube ich, immer zehren kann. Auch wenn irgendwie mal wieder Rückschläge kommen.

1:03:55Das sind so Erinnerungen. Da kann man sich immer toll dran zurückerinnern. Und ich mein, der Wettkampf war natürlich dann auch mega. Aber auch dieses Ganze drumrum war toll. Wie war denn dann der Wettkampf für dich? Also, der Druck war riesengroß vorher, weil ich bin tatsächlich als Weltranglisten Erste und auch als aktuelle Weltrekordhalterin nach Rio geflogen. Den Weltrekord hatte ich ein paar Wochen vorher

1:04:18selber sozusagen noch mal verbessert. Und dann fliegt man natürlich mit einem großen Druck hin, weil natürlich alle Medien alle um einen rum irgendwie sagen, okay, jetzt musst du die Medaille auch machen, wenn du so dahin fährst. Und das ist natürlich für den Athleten ein Riesendruck, wenn ich weiß, okay, wenn ich jetzt keine Medaille mache, dann kriege ich irgendwie blöden Sprüche oder sind alle enttäuscht oder wird man in den Medien dann zerrissen und so, weil in den Medien zählt ja auch nix, dass man bei Paralympics dabei ist oder bei olympischen Spielen, obwohl das ja schon eine Wahnsinnsleistung ist. Also man muss immer

1:04:48überlegen, Athleten, die es dahin schaffen, das sind schon die allerbesten der Welt. Ja, und selbst wenn ich Zehnter werde bei Olympia oder 20. oder 50. ist es schon eine mega tolle Leistung. Und es wird aber bei uns natürlich nicht anerkannt, sondern bei uns wird halt die Medaille anerkannt. Ja und dann bin ich in diesen Wettkampf rein. Es ist einfach von Anfang an super gut gelaufen. Also erstmal war es ein schöner Abend, weil es war warm. Das ist so für einen Spastiker immer gut. Also wenn man so spastische Muskeln hat, da ist Wärme immer gut. Und das war schon mal eine schon alles so super geklappt. Ich hab mich schon beim Einstoßen so gefreut, weil es einfach so gut ...

1:05:28Man spürt sofort, wie bin ich heute drauf und so. Ich hab mich schon so gefreut. Steffi, hinterher hab ich einen Anschiss von ihr gekriegt, weil ich mich schon beim Einstoßen offensichtlich so ... Man hat mir das auch angesehen, dass man sich's bei einem Stuhlschirm vorlegt. Ja, ja, das war ganz witzig.

1:05:47Und es war auch so, man ist in der Leichtathletik, oder im Sport allgemein, in so einem Callroom vorher. Das heißt, man sitzt eine Stunde vor dem Wettkampf, kommt vom Aufwärmbereich in ein Zelt, da sammeln sich die Athleten alle, dann wird kontrolliert, auf dem Trikot, ob alle Regeln eingehalten sind. Man darf ja keine Handys oder so was haben. Es wird alles, Taschen werden kontrolliert und so.

1:06:07Dann wird man eine halbe Stunde vorm Wettkampf ins Stadion reingeführt. Und in diesem Callroom, da waren natürlich die ganzen Konkurrenten. Die kannte man natürlich auch, so von Europaweltmeisterschaften vorher schon. Da war eine Chinesin, das war immer so meine stärkste Konkurrentin. Und die hatte ich noch nie geschlagen zu dem Zeitpunkt. Also, die hat immer ...

1:06:28Im letzten Versuch hat die mich dann immer noch geschlagen bei WM und so. Die war dann am Ende immer vorne. Und die war aber tierisch nervös. Also, die tigerte dann im Callroom so hin und her. Und dann hab ich ganz entspannt, also scheinbar ganz entspannt, auf diesen Stuhl gesetzt.

1:06:48Und hab der Chinesen so ein bisschen so ... bedeutet sozusagen, dass ich entspannt bin und dass das heute mein Tag ist und so. Ja, und genau, dann sind wir raus, und dann ist es einfach ... Ja, der erste Versuch war schon super. Und dann ist es einfach, ja, der erste Versuch war schon super. Und dann zitt... Ich war vom ersten Versuch an dann auch vorne.

1:07:08Man hat sechs Versuche oder man hat erst mal drei Versuche. Dann wird sozusagen werden die besten acht, dürfen noch mal drei Versuche machen. Und ich war schon nach dem ersten Versuch direkt vorne. Und dann zittert man natürlich mit jedem Versuch, gerade mit der Chinesen immer. Ich dachte, okay, die und die haut beim letzten Versuch wieder einen raus. Dann haben wir die Situation wie immer,

1:07:29dass ich fünf Versuche vorne war und im sechsten gewinnt sie dann doch. Und so war's dann aber eben nicht. Also, der erste Versuch war direkt auch der Gewinnerversuch quasi. War auch neuer Weltrekord wieder, genau. Und ... Wie weit war das dann? 13,96.

1:07:45Wow. Genau, mit 13,82 war ich angereist. Weltrekord 13,82, genau. Und 13,96 war dann der erste Versuch. Wow, das ist ein riesiger Sprung. Ja.

1:07:57Und genau, da kamen die Chinesen dann auch nicht mehr ran, ja. Und das war krass, und man checkt das ja erst mal gar nicht. Also es war wirklich, man macht diesen Wettkampf und die Medien haben auch hinterher so ein bisschen gelacht, weil sie gesagt haben, du hast dich gar nicht so richtig gefreut da im Stadion. Und das war auch wirklich so, weil man rafft das irgendwie überhaupt noch nicht. Und ja, dann geht man raus aus dem Stadion, geht man durch diese Mixzone, wo die ganzen Medien stehen. Dann gibt man 100 Interviews. Klar, wenn man dann gewonnen hat, dann kommen natürlich auch alle deutschen Medien vor allem natürlich, gibt da 100 Interviews, dann rennt dauernd der Dopingkontrolleur hinter

1:08:29einem her und sagt, ja, wir müssen hier Dopingkontrolle machen und so. Ja, da macht man Dopingkontrolle und dann auch direkt zur Siegerehrung. Also es war dann alles so zack, zack, zack. Und ich konnte meine Trainerin gar nicht sprechen. Also die war auf der Tribüne, aber wir konnten uns ja nicht wirklich irgendwie nach dem Sieg mal unterhalten oder sprechen so richtig. Und es hat irgendwie drei, vier Stunden gedauert, bis ich nach dem Wettkampf aus dem Stadion raus war, aus dem Innenraum, mit Doping Kontrollen und Siegerehrung und allem. Und das war eigentlich die schönste Situation, aus dem Stadion

1:09:01raus. Und dann kamen mir meine Trainerin direkt entgegen. Wir sind uns direkt in die Arme gefallen und haben beide erst mal geheult, gefreut, alles gleichzeitig. Und das war einfach supergenial, ja. Wann hast du das erste Mal deine Familie gesprochen? Meine Schwester war tatsächlich vor Ort in Rio. Die war auch auf der Tribüne.

1:09:21Die hab ich dann ... Jetzt muss ich grad überlegen, war das an dem Abend? Nee, das war nicht an dem Abend, weil ich nämlich am nächsten Tag noch Weitsprungwettkampf hatte. Also das war vom Timing auch echt schwierig. Ich hatte an dem einen Abend Kugelstoßen und am nächsten Vormittag direkt Weitsprungwettkampf. Deswegen konnte ich an dem Kugelstoßabend auch Was natürlich ein bisschen schade war. Meine Schwester war aber im Stadion dabei, auch mit einer Freundin. Die haben direkt live zugeguckt.

1:09:47Wir haben uns aber an dem Abend nicht mehr gesehen, weil ich bin direkt dann, es war eh recht spät, hab noch was gegessen, bin ins Bett, um am nächsten Tag fit zu sein. Dann haben wir aber am nächsten Tag auch im deutschen Haus abends gefeiert. Da war meine eine Schwester war auch dabei, sonst war aus der Familie niemand vor Ort. Aber man hat natürlich telefoniert. Die waren stolz über alle.

1:10:07Ja, wohl, ja, klar. Du hast jetzt gesagt, dass am nächsten Tag dann Weitsprung für dich dran war. Ja. Ist das nicht ein bisschen herausfordernd? Du versuchst ja, deine komplette Energie an diesem Tag abzuladen.

1:10:21Am nächsten Tag musst du ja noch mal so viel Energie aufbringen. Ist das nicht schwierig? Doch, es war schwierig. Und man hat's auch gemerkt, dass die Spannung raus war beim Weitsprung. Also, es war interessant, weil eigentlich, ich hatte mit diesem Kugelstoß, mit dieser Goldmedaille,

1:10:37ich hatte alles erreicht, was ich erreichen wollte. Und dann ist natürlich einfach, man merkt, die Spannung ist raus, man denkt, scheißegal, was jetzt noch kommt so ungefähr. Und das war schon echt auch schwierig, das dann noch mal so aufzubauen am nächsten Tag. Andererseits war's natürlich auch ein Vorteil, dass man sagt, okay, ich hab alles erreicht, es kann jetzt nur noch was obendrauf kommen, es kann nur besser werden.

1:10:58Also, der Druck war auch komplett weg, den ich so vorm Kugelstoßen hatte. Bei dem Weitsprung waren die Erwartungshaltungen auch nicht so groß von anderen. Deswegen konnte ich da einfach frei reingehen und sagen, ich hab alles erreicht, ich hab den fetten Erfolg jetzt gehabt. Ich kann einfach jetzt Spaß haben und den Wettkampf machen. Und so hab ich's auch gemacht. Und letztendlich ist ja im Weitsprung

1:11:19tatsächlich auch noch Silber dann rausgesprungen. Wow. Ja, also, das war da natürlich noch so dieses Sahnehäubchen oben drauf. Das ist die Kirsche auf der Sahne. Ja, das war tatsächlich ... Also, im Weitsprung hab ich mir gar nix ausgerechnet. Man sieht's ja einfach an der Weltrangliste, auch wo man ungefähr steht.

1:11:38Ich war da schon relativ weit oben auch dabei. Aber ich hab mir da gar nix vorgenommen. Da hab ich tatsächlich gedacht, wenn's eine Medaille wird, ist schön, aber ich hab nicht geplant, beim Kugelstoßen war das anders. Da ist man schon die eigene Erwartung, dass man denkt, na ja, da hätt ich schon gern eine Medaille. Dann hat's im Waldsprung auch noch geklappt.

1:11:56Und das war natürlich dann superperfekt, ja. Würdest du sagen, dass das Gefühl, was du dir vorher ausgemalt hast, dass das auch so eingetroffen ist, dass du danach hattest? Ich glaube, es war viel besser, als ich es mir vorher... Ich glaube, man kann sich das vorher gar nicht vorstellen. Also mit dieser Medaille, vor allem nach dem Kugelstoßen, ich weiß, man wird ja mit so Shuttle-Bussen vom Stadion zum Olympischen Dorf gefahren. Ich weiß an dem Abend, wie ich zurückgefahren bin von dem Kugelstoßwettkampf zurück ins Olympische Dorf,

1:12:27dass man dann erst so richtig anfing, nachzudenken, was bedeutet das jetzt eigentlich. Und, ähm ... Und es hat auch dann noch Tage gedauert, bis sich das richtig auch setzt im Kopf, was das bedeutet. Und wie sich das ...

1:12:40Also, man kann noch gar nicht richtig fühlen. Weil natürlich auch so viele Leute auf einmal was von einem wollen. Jeder fragt einen, wie fühlt sich das grad an, und man fühlt irgendwie grad gar nix, weil man denkt, oh Gott, ich bin grad nur im Stress, man rennt hin und her, Interview da und Interview hier. Das kommt dann erst wirklich später,

1:12:58dass man das Gefühl hat, ich hab hier grad was richtig Großes geschafft. Und es war ja einfach auch für mich persönlich so ein großes Ziel. Oder für mich persönlich so wichtig, das zu schaffen, einmal nach Rio zu kommen. Und für mich war allein schon die Reise dahin ja schon gigantisch. Und dann einfach auch noch sagen, ich hab das so gekrönt jetzt für mich noch.

1:13:18Und für mich war auch klar, ich hör nach Rio auf mit dem Leistungssport. Das war vorher schon klar. Und dann ist es natürlich einfach super, wenn man mit so einem Erfolg aufhören kann, sozusagen am absoluten Erfolgshöhepunkt. Also mehr kann man nicht erreichen im Sport als die olympische oder paralympische Goldmedaille. Und dann zu sagen, okay, und jetzt kann ich aufhören. Und das ist bis heute irgendwie noch ein schönes Gefühl. Ich denke total gerne daran zurück. Und es war auch nach Rio dann noch, wen man alles kennenlernt.

1:13:47Dann schüttelt man Angela Merkel die Hand und Herr Demizier war damals noch Innenminister. Genau, also man lernt unheimlich viele Leute kennen, die man sonst natürlich niemals irgendwie kennenlernen würde. Dann kriegt man so ... Hab ich dann auch vom Bundespräsidenten

1:14:01dieses Silberne-Lorbeer-Blatt bekommen. Das ist quasi die höchste Auszeichnung des Landes Deutschland. Also vom Bund sozusagen für Erfolg im Sport, also für erfolgreiche deutsche Sportler. Und das sind natürlich dann auch Ehrungen, das ist schon was Tolles. Also das kriegen nicht viele Leute. Und also da war so auch das Jahr nach Rio,

1:14:18da ist noch so viel passiert an solchen Dingen, genau, die einfach auch toll sind. Es ist gar nicht nur die Spiele selber. Wenn du heute jetzt so darüber nachdenkst oder wenn du jetzt so darüber sprichst, vermisst du auch dieses Gefühl, was du da hattest? Ich merk manchmal, wenn ich heute so Sport im Fernsehen angucke,

1:14:35oder grad auch Paralympics oder so, jetzt Paris zum Beispiel, und ich guck mir das an, dann merk ich schon, das kribbelt. Ich denk, ich hätt schon Lust, da auch noch mal dabei zu sein. Ist schon cool. Grad jetzt Paris, wo einfach auch so eine tolle Stimmung war. Man denkt, wär schon noch mal cool. Aber ich denk immer, ich hätt Lust, so einen Wettkampf noch mal mitzumachen,

1:14:56aber ich hätt keine Lust mehr, diesen Aufwand zu betreiben. Also wirklich diesen Trainingsaufwand und so. Da hätte ich keine Lust mehr drauf. Genau, und deswegen, ich bin mir einfach dessen bewusst, dass es ohne großen Aufwand nicht geht. Aber ja, so diesen Wettkampf, da hätte ich schon noch mal Bock, da irgendwie dabei zu sein. Wobei ich guck's mir einfach auch gern an,

1:15:14entweder im Fernsehen oder ich war in Paris auch live dann vor Ort. Und das ist dann schon auch schön. Man kriegt das natürlich nicht so ganz direkt mit, aber man kriegt dann schon die Stimmung trotzdem auch ganz schön mit. Als du denn zurück in Deutschland warst, wie war das mit deiner körperlichen Verfassung, als du denn aufgehört hast, den Sport zu machen? Erstmal war alles gut. Also man muss ja ein bisschen abtrainieren, wenn man so aus dem Leistungssport kommt. Man kann jetzt nicht von heute auf morgen sagen, ich habe gestern noch oder die letzte Woche noch 30 Stunden trainiert und nächste Woche gar nichts mehr, sondern ich hatte dann über drei Monate noch so einen Trainingsplan.

1:15:49Also Rio war im September und ich habe dann noch so bis Anfang Januar oder Mitte Januar 2017 sozusagen einen Trainingsplan gehabt, wo ich eben wirklich so nach und nach immer weniger gemacht habe. Also dass man nicht wirklich gleich bei Null ist, sondern dass dass man nach und nach abtrainiert. Das hab ich auch gemacht. Danach einfach wie jeder, der gerne Sport treibt. Ich mach auch heute noch viel Sport, drei-, viermal die Woche.

1:16:14Aber nur noch das, worauf ich Lust hab. Nicht mehr nach Plan oder keine Wettkämpfe mehr. Sondern nur, wenn ich Bock hab, Fahrrad zu fahren oder in die Berge zu wandern, dann mache ich das. Wie ging es deinen Organen, also den Organen, die du bekommen hast?

1:16:31Hast du da einen Unterschied gemerkt? Mir ging es gut die ersten Jahre nach Rio. Habe ich einen Unterschied gemerkt? Das ist eine gute Frage. Klar, die Lunge war schon, als ich voll im Training war, noch besser von der Lungenfunktion, als sie jetzt ist. Aber es war keine große Einschränkung. Die Lungenfunktion war auch danach nach wie vor gut.

1:16:53Aber klar, wenn man voll trainiert ist, ist die Belastungsfähigkeit schon besser, als wenn man nicht mehr so voll im Training ist. Aber es war nix, was mich im Alltag beeinträchtigt hätte. Es ging mir schon erst mal nach Rio gut. Wann kam die zweite Transplantation ins Spiel? Das ging 2019 los, wo ich gemerkt hab,

1:17:13ich hab so einen kleinen Computer hier zu Hause. Da puste ich immer einmal am Tag rein. Der misst die Lungenfunktion. Der zeigt mit einem empfindlichen Wert an, wenn eine Abstoßung beginnt oder an der Lunge was nicht stimmt. Dann wird der Wert schnell auffällig.

1:17:30So ging das los, dass ich gepustet habe und gemerkt habe, immer mal wieder wird der Wert schlecht. Mir ging es sonst gut, ich habe sonst nichts gemerkt. Aber ich habe gemerkt, die Werte sind nicht so ganz gut. Dann muss man sich mit dem Transplantationszentrum in Verbindung setzen.

1:17:48Die machen weiterführende Untersuchungen. Die haben ausgeschlossen, dass was anderes mit der Lunge nicht in Ordnung ist. Dass man keine Infektion hat oder einen Pilz in der Lunge. Die haben gesagt, an der Lunge ist sonst nichts. Dann sagt man, wenn man nichts anderes findet, ist es die Abstoßung, wenn sich die Werte verschlechtern.

1:18:07Dann hat man wieder versucht, wie vor der ersten Lunge, mit verschiedenen Therapiemöglichkeiten das aufzuhalten, die Abstoßung. Das hat aber leider auch nicht funktioniert. Dann war es innerhalb eines Jahres, es ging relativ schnell, dass von einer Abstoßung, von der ich erst noch gar nix gemerkt hab, außer an den Werten, die man sehen konnte,

1:18:26zunehmend wieder schlechter belastbar wurde. Wieder nicht mehr gut Treppen steigen konnte, nicht mehr gut laufen konnte. Irgendwann auch wieder Sauerstoff gebraucht hab, 24 Stunden am Tag. Und dann eben 2019 wieder auf die Warteliste kam für eine Retransplantation, so nennt sich das dann. Und zwar bin ich am 13. September 2019

1:18:46wieder auf die Warteliste gekommen. Und am 13. September 2016 war der Sieg in Rio. Also genau drei Jahre später. Und ich hab's aber als gutes Omen irgendwie betrachtet. Ich hab gesagt, 13. September ist ein guter Tag für mich. Und bin da wieder auf die Warteliste gekommen.

1:19:05Ich war aber zum Glück nicht so schwer krank wie vor der ersten Lungentransplantation. Ich konnte zu Hause warten. Ich saß dann hier zu Hause. Wie wir alle wissen, kam Anfang 2020 Corona. Das war natürlich ein großes Problem.

1:19:21Du wusstest ja nun, wie dieser Zustand ist, wenn du wirklich einfach nichts mehr kannst. Hattest du große Sorge, dass du wieder in diesen Zustand fällst? Ja, klar. Ich hatte auch große Sorge, dass es wieder so extrem wird wie beim ersten Mal.

1:19:37Wieder mit dieser Intensivsituation. Da war die Angst schon groß. Wie Corona kam, war die Angst groß, dass man sich Corona einfängt. Es gab noch keine Impfungen, wenig Schutzkleidung. Es war ein Riesenproblem. Ich hatte schon Sauerstoff zu der Zeit. Es war klar, wenn ich mir das einfange,

1:19:56dass ich das nicht überleben würde. Das waren große Ängste. Ich saß sieben Monate hier zu Hause. Irgendwann kam der Anruf vom Transplantationszentrum, wie das mit Corona akuter wurde. Die haben gesagt, niemanden mehr reinlassen in die Wohnung.

1:20:12Ich hatte dann Schutzquarantäne. Der Pflegedienst kam einmal am Tag zum Duschen. Der Sauerstofflieferant kam einmal die Woche. Alle anderen durften nicht mehr rein, auch die Familien nicht mehr. Wir haben dann wirklich Abendessen per Skype am Laptop gemacht. Zum Glück gab es ja diese Möglichkeiten dann auch vermehrt durch Corona, dass man viel digital machen konnte.

1:20:34Aber ich hatte wirklich sieben Monate eigentlich mit ganz wenig Menschen nur Kontakt. Vor lauter Angst, dass irgendeiner dann mit Corona hier reinkommt. Ich weiß auch noch, es gab Situationen, da kam der Pflegedienst hier rein morgens und hat gesagt, ja, ich komme gerade hier von der Omi mit Fieber. Und ich meine, der Pflegedienst, der konnte ja auch kein Sicherheitsabstand halten oder so. Klar, also die kamen natürlich näher als anderthalb

1:20:55oder zwei Meter an mich ran, hatten keine vernünftige Schutzkleidung am Anfang. Das war echt die Vollkatastrophe eigentlich. Ja, und so hab ich dann sieben Monate gewartet. Und nach sieben Monaten kam dann der entscheidende Anruf. Und wie war da das Gefühl? Ja, jetzt hab ich das Gefühl endlich auch gehabt, genau. Also, es war auch schräg, weil ich ... Ich war schon umgezogen, so zum Ins-Bettgehen,

1:21:18es war so halb elf abends. Dann hab ich die Nummer gesehen vom Transplantationszentrum auf dem Handy und es war klar, wenn die mich nachts um halb elf anrufen, es gibt nur den einen Grund, warum die anrufen um die Uhrzeit. Ich konnte erst mal nicht rangehen, ich war wie erstarrt. Ich hab diese Nummer gesehen und wusste genau, was die mir gleich sagen, und ich konnte nicht rangehen.

1:21:38Es war echt so, jetzt Drück auf annehmen. Na ja, und dann hab ich's aber doch geschafft. Dann war die erste Frage vom Arzt am anderen Ende, dass er gesagt hat, geht's Ihnen gut? Hatten Sie Fieber? Hatten Sie Kontakt mit jemandem, der Corona hat? Das waren die ersten Fragen,

1:21:55weil das die Transplantation ausgeschlossen hätte. Ich sagte, nein, alles gut. Dann hat er gesagt, wir haben ein Organ, was auf dem Papier aussieht, als ob es passen könnte. Ich schicke ihn einen Transport. Das Transplant ist in Hannover,

1:22:10also von hier aus so dreieinhalb, vier Stunden weg im Auto. Ich schicke ihn in einer halben Stunde in den Transport. Dann habe ich nur gesagt, okay, aufgelegt. Dann habe ich die Family kurz angerufen, hab gesagt, geht jetzt los. Und hab irgendwie ein Täschchen gepackt. Und genau, dann sind wir losgefahren.

1:22:31Und zu meinen Family, meinen Geschwistern, hab ich dann nur gesagt, ich ruf dann aus dem Auto aus noch mal an. Weil ja dann zum Packen und so auch nicht so viel Zeit war. Und dann hab ich gesagt, ich pack jetzt, dann ruf ich euch im Auto noch mal an. So haben wir es dann auch gemacht. Dann war halt Corona, es durfte niemand in die Klinik mit rein. Was schwer war, vor allem nach der Transplantation,

1:22:53wenn man doch wieder auf intensiv wach wird. Und gerne jemand hätte, der einem das Händchen hält. Das war alles nicht, es durfte niemand rein in der Zeit. Es durfte kein Besuch rein. Man war da komplett alleine. Ich war froh, dass überhaupt transplantiert wurde zu Corona-Zeiten.

1:23:10Das war am Anfang auch nicht klar. Es hat letztlich alles gut geklappt. Man war da zwar sehr alleine in der Zeit, aber ich bin froh, dass es geklappt hat. Konntest du genauso schnell regenerieren wie beim ersten Mal? Ja, fast noch schneller, weil ich eben auch fitter in die OP reingegangen bin. Also ich war wieder nach sechs Wochen wieder zu Hause.

1:23:31Das Gleiche eigentlich, drei Wochen Akutklinik, drei Wochen Reha und dann auch wieder nach Hause. Und mir ging es auch super schnell wieder gut. Ich habe aber glücklicherweise auch wirklich die Transplantation ohne größere Komplikationen geschafft. Ich hatte nie irgendwas, was die Zeit verlängert hätte.

1:23:50Du hattest mehrere Transplantationen. Gerade bei deinen beiden Lungentransplantationen hattest du Wartezeiten. Wie war die Wartezeit von der ersten Transplantation auf der Intensivklinik, wo du nichts machen konntest? Im Gegenteil zu der Wartezeit von der 2. Lungentransplantation,

1:24:10wo du zu Hause warst, aber komplett isoliert warst. Was war da der Unterschied? Bei der 1. Wartezeit war es viel existenzieller, die ganze Situation. Oder viel klarer, dass es auf den Tag ankommt mit dem Organ. Dass man nicht weiß, überlebe ich den nächsten Tag,

1:24:30überlebe ich die nächste Woche. Eben kommt eine Infektion, die mich dann umbringt, bevor das Organ da ist. Also das war so von den Gefühlen oder Ängsten viel existenzieller. Aber die Zeit war natürlich kürzer. Andererseits kam einem die Zeit natürlich

1:24:45auch vielleicht länger vor, weil man halt wirklich so gar nichts machen konnte. Aber das kann ich ehrlich gesagt gar nicht mehr so genau, kann ich euch gar nicht mehr so genau sagen, wie da das Gefühl war. Das weiß ich gar nicht mehr so ganz genau. Beim zweiten Mal waren die Ängste mit Corona sehr stark. Das erinnere ich mich schon, weil man ja auch das überhaupt noch nicht dass man das nicht einschätzen könnte. Was bedeutet Corona? Was die Lunge angreift? Keiner wusste so richtig. Da war die Isolation zu Hause auch krass,

1:25:10dass man Freunde, Familie nicht sehen durfte. Oder nur digital sehen durfte. Aber da war die existenzielle Angst um das Leben nicht so extrem. Mir ging's schon schlecht. Aber es war klar, ich würde jetzt nicht von heute auf morgen sozusagen, also ich halte schon noch ein bisschen durch,

1:25:28ich sterbe jetzt nicht von heute auf morgen da an diesem Problem. Insofern war es einfach komplett anders, würde ich sagen, so die Wartezeit. Jetzt ist es ja so, dass es viele Menschen gibt, die auf ein Organ warten und teilweise auch mehrere Jahre. Was würdest du diesen Menschen empfehlen? Haltet durch, es lohnt sich. Man darf nicht aufgeben.

1:25:50Die Menschen, die auf eine Niere warten, warten zum Teil acht bis zehn Jahre auf so eine Niere. Das ist hart, gerade wenn man dialysieren muss. Ich kann nur sagen, es lohnt sich, durchzuhalten, zu kämpfen. Weil es hinterher wirklich besser ist und die Lebensqualität sich so erhöht durch ein Spenderorgan.

1:26:10Ich versuche alle Menschen zu ermutigen, durchzuhalten und ich versuche auch dafür zu kämpfen, dass sich die Wartezeiten verkürzen in Deutschland und politisch was zu verändern, dass es eben besser wird, die Organspindelsituation. Wie machst du das denn? Ich versuche aufzuklären. Ich erzähle meine Geschichte, weil ich glaube, meine Geschichte ist eine

1:26:31Erfolgsgeschichte beim Thema Transplantation. Viele Menschen glauben, Transplantation ist sinnlos, weil die Menschen hinterher auch nicht gesünder sind als vorher, was einfach nicht stimmt. Ich bin natürlich nicht gesund, das ist klar. Aber ich habe eine so viel bessere Lebensqualität. Mir sind 16 Jahre geschenkt worden durch die Spenderorgane, die so prall gefüllt waren mit Leben, für die ich super dankbar bin.

1:26:54Und die ich nie gehabt hätte, wenn ich diese Organe nicht bekommen hätte. Deswegen versuche ich aufzuklären, zu zeigen, was für eine gute Sache Organspende ist. Ich versuche, den Leuten zu erklären, dass es nicht immer darum geht, dass jeder Organspender sein muss. Aber es ist wichtig, dass jeder sich einmal im Leben mit dem Thema beschäftigt.

1:27:15Die Entscheidung kann auch Nein sein. Man kann auf dem Organspendeausweis auch ein Nein ankreuzen. Ich möchte kein Organspende-Register das vermerken. Oder mit den Angehörigen besprechen, ist auch wichtig. Aber es ist wichtig, dass man eine Entscheidung trifft. Schön ist, wenn man ein Ja ankreuzt. Man sollte sich bewusst sein, dass es jeden treffen kann.

1:27:36Jeder Mensch kann morgen mit dem Thema Organspende in Berührung kommen. Entweder als potenzieller Spender oder als potenzieller Empfänger. Man kann durch einen Unfall morgen eine Niere verlieren, die Leber so schwer verletzt haben, dass man ein neues Organ braucht. Das muss man sich bewusst machen, dass es jeden betreffen kann. Wenn ich sage, ich würde für mich oder meine Lieben

1:28:00ein Organ annehmen wollen, dann sollte ich auch auf dem Organspendeausweis ein Ja ankreuzen. Ich würde auch geben, wenn ich es bräuchte. Ich wollte noch mal auf Kio hinaus. Magst du dazu noch mal einen Satz sagen?

1:28:16Ich selber habe großes Glück gehabt. Ich habe drei Spendeorgane bekommen. Das ist in Deutschland nicht selbstverständlich. Mir geht es heute auch so gut, bin da sehr dankbar für. Mir ist aber bewusst, dass nicht alle Menschen so viel Glück haben. Um was von meinem Glück zurückzugeben, engagiere ich mich beim Verein.

1:28:35Der nennt sich Kinderhilfe Organtransplantation. Das ist ein Verein der Familienhilfe, die ein organtransplantiertes Kind haben. Oder ein Kind, was noch auf der Warteliste steht. Wir unterstützen mit finanziellen Hilfen, mit Freizeitangeboten, mit Beratung und wir freuen uns über jede Unterstützung, weil wir von Spendengeldern leben und wer sich dafür interessiert www.kio-hilfe.de freuen wir uns, wenn ihr mal vorbeischaut.

1:28:55Steht in der Videobeschreibung. Was wünschst du dir denn für deine Zukunft? Für meine persönliche Zukunft wünsche ich mir, dass ich noch ganz viele gute Jahre hab, in denen ich beim Thema Organspende viel bewegen kann, viel für Kio bewegen kann, persönlich noch viel erleben kann. Und ganz allgemein für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir in Deutschland eine bessere Kultur der Organspende kriegen.

1:29:17Organspende sollte was Selbstverständliches werden. Und auch dafür werde ich weiter kämpfen. Wir drücken dir ganz fest die Daumen. Danke. Danke dir, dass du deine Geschichte mit uns geteilt hast. Und wirklich, ich bin jetzt gespannt, ich würde gerne noch deine Medaille sehen.

1:29:31Die zeige ich euch. Fände ich noch toll. Danke dir, danke dir, dass du deine Geschichte mit uns geteilt hast. Danke euch. Dankeschön und wir wünschen dir und Kio alles Liebe und alles Gute für Eure Zukunft. Dankeschön. Hier noch eine Anmerkung. Wenn Du von den besprochenen Themen betroffen bist oder Unterstützung benötigst,

1:29:49bitte zögere nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hol Dir Unterstützung bei professionellen Hilfseinrichtungen oder Dir vertrauten Personen. Bis zum nächsten Mal bei Von Bohne zu Bohne. Du willst selbst bei uns dabei sein? Dann melde Dich auf unserer Website oder unserer Social Media.

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