Wohnungsbrand: Sie verlor ihren Bruder und überlebte das Feuer mit 70% verbranntem Körper #55 Torina

Shownotes

Torina war sechs Jahre alt, als sie einen schweren Wohnungsbrand überlebte. Ausgelöst durch kindliches Spiel mit Feuer, veränderte dieser Tag ihr Leben für immer: 70 % ihrer Haut sind verbrannt, ihr Bruder stirbt noch am Unfallort – und Torina kämpft seither mit Trauma, Depression und Essstörung. In dieser Folge erzählt sie von Schmerz, Schuldgefühlen, familiärem Schweigen, dem Weg in die Selbstständigkeit und ihrer Hoffnung auf ein freies, selbstbestimmtes Leben.

Zeitstempel: 00:00 – 01:25 - Triggerwarnung & Intro 01:26 – 04:45 - Der Wohnungsbrand 04:46 – 07:28 - Klinikaufenthalt, Koma & erste Erinnerungen 07:29 – 10:11 - Schulzeit, Ängste & psychische Folgen 10:12 – 13:41 - Soziale Isolation & familiäre Spannungen 13:42 – 17:12 - Klinik, Essstörung & der Weg zurück 17:13 – 20:10 - Ausbildungssuche, Rückschläge & erste Erfolge 20:11 – 23:40 - Vertrauen, Weinen & verdrängte Trauer 23:41 – 27:13 - Social Media als Zufluchtsort & Mutmacher 27:14 – 31:05 - Leben mit Blicken, Selbsthilfegruppen & Isolation 31:06 – 33:42 - Zukunftswünsche & Abschied

Kontaktinformationen Torina: Instagram: https://www.instagram.com/torina.friedrich/

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Transkript anzeigen

Transcribed with Cockatoo

0:00:00Er wollte das Feuerzeug haben, da war im Kinderzimmer. Dann hat er mit dem rumgespielt und mit der Matrize angezündet. Ich weiß auch noch, dass das Feuer immer ausgegangen ist, weil wir mit der Decke das versucht haben auszumachen. Dann weiß ich auch nicht mehr, warum es wieder angegangen ist. Dann ist es halt mehr Richtung Tür gegangen.

0:00:23Ich weiß noch, dass wir geschrien haben. Da hat auch mein Denner ich weiß noch, dass wir halt geschrien haben. Da hat auch mein Dennerch gerufen, dass wir rauskommen sollen, aber das haben wir halt nicht mehr geschafft und dann bin ich ohnmächtig geworden. Triggerwarnung. Bevor wir beginnen, möchten wir dich auf etwas Wichtiges hinweisen.

0:00:37Uns sind deine Sicherheit und Gefühle wichtig. Wir möchten gewährleisten, dass du dich während des Hörens unseres Podcasts wohlfühlst und keine unerwarteten Auslöser erlebst. In dieser Episode werden wir Themen ansprechen, die für einige Hörende verstörend sein könnten. Zu Beginn der Folge stellen wir das Thema vor.

0:00:55Falls du denkst, dass das genannte Thema für dich persönlich belastend sein könnte, dann möchten wir dich bitten, die Folge direkt zu beenden. Stell dir vor, du kommst in einen Raum, vor dir sitzt ein Mensch und du hast keine Ahnung, wer das ist. Das passiert mir in jeder Folge bei unserem Podcast von Bohne zu Bohne. Mein Name ist Charlotte und ich weiß vorher nichts über unsere Gäste. Kein Name, keine Information, keine Themen. Also werden meine Fragen auch deine Fragen sein. Ich bin Sanja und ich suche die Gäste.

0:01:26Hier achte ich darauf, dass es Menschen mit spannenden Persönlichkeiten und faszinierenden Erlebnissen sind. Und genau die wollen wir mit euch teilen. Bist du bereit, gemeinsam mit Charlotte neue Geschichten kennenzulernen? Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge. Mein Name ist Charlotte. Mein Name ist Sanja. Mein Name ist Torina und ich habe einen schweren Wohnungsbrand überlebt und über die Folge möchte ich heute sprechen. Hi Torina, freut mich dich kennenzulernen. Okay, du hast gesagt,

0:02:00es geht um einen Wohnungsbrand. Wo fangen wir da am besten an? Wie alt warst du da? Ich war sechs Jahre alt. Okay, wie ist es dazu gekommen? Mein großer Bruder, der hat mit Feuer rum gespielt und hat seine Matratze angezündet und dann ist das Feuer halt so schnell ausgebreitet. Wie alt war dein Bruder da? Er war sieben. Okay, wart ihr denn alleine zu Hause? Nein, also mein Werder hat in dem Nebenraum geschlafen. Der war Taxifahrer zu dem Zeitpunkt und hatte Nachtschicht, deswegen hat er geschlafen. Ah, okay, das war dann tagsüber? Ja, in der Früh war das.

0:02:33Und ich hab noch einen anderen Bruder, der hat auch Verbrennungen. Ah, okay, das heißt, du viel jünger um einiges. Wie war die Situation? Kannst du uns die im Detail schildern? Ich kann mich noch erinnern, er wollte das Feuerzeug kaufen. Wir hatten eine Trese in der Küche, er kam nicht ran. Ich wusste nicht, warum er das wollte, hab ich ihm geholfen.

0:02:58Und dann war ich auch nicht mehr so genau, da waren wir im Kinderzimmer. Dann hat er mit dem rumgespielt und mit der Matratze hat er angezündet. Ich weiß auch noch, dass es immer ausgegangen ist, das Feuer, weil wir mit der Decke das versucht haben auszumachen. Dann war ich auch nicht mehr, warum es dann wieder angegangen ist. Dann ist es halt mehr Richtung die Tür gegangen. Und ich weiß noch, dass wir halt geschrien haben. Da hat auch mein Dennerl gerufen, dass wir rauskommen sollen.

0:03:26Aber das haben wir halt nicht mehr geschafft. Und dann bin ich ohnmächtig geworden. Das heißt aber, das Bett war so in der Ecke, sodass ihr nicht mehr zur Tür kommtet? Weil das Feuer in die Richtung Tür gegangen ist erst. Ah, okay. War das im ersten Stockwerk?

0:03:40Ja, also ganz unten im Erdgeschoss. Okay und wie ging es dann weiter? Du hast gesagt, du warst dann weg. Weißt du aus der Erzählung deines Vaters, wie es dann weitergeht? Also von meiner Mom und von meinem Dad weiß ich das ein bisschen. Und ich weiß, also meine Mom war halt einkaufen mit dem Hund und der hat halt die ganze Theater gemacht. Ach krass, im Supermarkt? Vor dem Supermarkt, wo die Hunde angeleint sind. Meine Mama hat sich die ganze Zeit gewundert, ob sie so ist. Die war schneller zu Hause als sonst, weil sie übelst gezogen hat.

0:04:13Sie hat gespürt, dass da nichts stimmt. Dann weiß ich, dass meine Mom, weil die Tür zugeknallt ist, mein Dad den Schlüssel für Angst vergessen hat. Er hat sie mit einem Feuerlöscher das Fenster aufgeschlagen und hat uns dann rausgeholt. Okay. In welchem Zustand wart ihr in dem Fall?

0:04:32Wart ihr alle drei bewusstlos? Ja, wir waren alle bewusstlos. Wie viel Feuer war da? Kann man das näher beschreiben? Das weiß ich nicht. Okay. Aber er ist dann reingeklattert und hat euch alle drei rausgeholt? Ja, zu meiner Mom, ja.

0:04:45Okay, alles klar. Wie ging es dann weiter? Wir wurden dann ins Krankenhaus gebracht. Ich war damals in der Uniklinik in Leipzig, mein Bruder in Halle. Ja, und dann war ich halt eine Weile im Koma und dann irgendwann, ja, also ca. 6 Monate war ich im Krankenhaus und hab mich halt ein bisschen aufgepäppelt.

0:05:06Dann war ich so korre mit meinem Bruder. Weil der andere, der ist dabei verstorben. Also der 7-Jährige. Okay, d.h. der älteste Bruder ist dabei dann verstorben? Ja. Man sieht dir ja an, dass du Verbrennungen hast.

0:05:21Magst du uns sagen, wie viel Grad oder wie viel Prozent deiner Körperoberfläche verbrannt sind? Um 70 Prozent so, also schon sehr viel. Und wie hoch ist da eigentlich die Überlebenswahrscheinlichkeit? 50-50 halt. Und bei deinem Bruder, dem Jüngeren? Der hat 60 Prozent. Du hast jetzt davon berichtet, dass du im Koma warst. Wurde das künstlich erzeugt? Oder ist das durch den Unfall dann per se passiert?

0:05:51Ich glaube, das war künstlich. Okay. Jetzt hast du erzählt, dass du im Krankenhaus warst. Konnte man direkt schon vor Ort mit den Ersthelfern sagen, wie es dir ging? Oder war das schon schwierig einzuordnen?

0:06:06Weißt du da was von? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich 50-50-Chancen hatte. Okay. Und dein Bruder ist wie lange im Krankenhaus geblieben? Auch so lange, ungefähr wie ich. Wart ihr zusammen in einem Zimmer? Nee, er war in einem anderen Krankenhaus.

0:06:21Weißt du, warum ihr getrennt wurde? Nee, damals war das noch nicht so ausgebreitet mit den Verbrennungen. Also für Kinder auch. Und in Leipzig, das Georg, dass man halt als Kleinkind erst ab 14 oder so aufgenommen wird. Und in der Uni hatten die halt nur ein Bett frei. Okay.

0:06:40Okay. Dann warst du da ungefähr ein halbes Jahr. Mhm. Wie war die Zeit da für dich? Also wo ich dann da war, war ganz okay, glaube ich. Ich kann mich nicht mehr so ganz daran erinnern, wirklich, aber an ein paar Dinge kann ich mich erinnern.

0:06:56Also ich weiß, wo ich noch auf der ETS lag, kamen auch meine Eltern natürlich mich besuchen und die haben mir Faxen gemacht, dass ich einfach viel lache und so. Und dann, wo ich auf der Normalstation war, habe ich ganz laut auch Hörbücher gehört und so. Ja, aber so richtig kann ich mich auch nicht mehr so dran erinnern. Okay, kannst du dich denn, also ich kann nur so ein bisschen von meiner Perspektive jetzt erzählen, Ich war als Kind, als kleines Kind auch krank und auch schwer krank und kann mich mitunter sogar teilweise an die Schmerzen noch erinnern

0:07:29und an einzelne Bilder. Kannst du dich da an Bilder und an Schmerzen erinnern? Also an Schmerzen halt, wo es passiert ist. Das war halt schlimm. Und ja, vereinzelt nur die Bilder, was ich schon davor gesagt habe. Nee, ich meine, sorry, im Krankenhaus.

0:07:47Kannst du dich da an ... Bei mir war's viel mit Wunden, die Mulden, die gewechselt wurden. Kannst du dich an so was erinnern? Es geht, ich kann mich noch dran erinnern, dass ich, wo ich wieder essen sollte, halt so ein paar Probleme hatte und so. Und so, das war eine Schwester, die war sehr streng, die hat immer zu mir gesagt, ich soll das in mir behalten,

0:08:06obwohl ich ja erst mal das Essen wieder lernen musste. Warum musstest du das Essen wieder lernen? Durch das Koma und dann wieder normales Essen zu bekommen, ist halt für den Markt nicht so schön. Mir war halt immer auch sehr oft übel deswegen. Mhm, okay.

0:08:21Aber hast du denn das Gefühl gehabt, dass du auch Bezugspersonen außerhalb deiner Familie Okay. Aber hast du denn das Gefühl gehabt, dass du auch Bezugspersonen außerhalb deiner Familie im Krankenhaus hattest? Ich kann mich nicht dran erinnern, aber von der Erzählung weiß ich, dass ich eine Bezugsschwester hatte. Die hab ich auch, wo ich in der Klinik, in der Chiatrie war,

0:08:38auch wieder getroffen. Wie hast du dich denn gefühlt, als du mit sechs, sieben, acht Jahren, als dir das Ausmaß deiner Verletzung bewusst wurde? Also, ich war ein fröhliches Kind trotzdem. Und ich hab dann auch viel gelacht und so. Und viel gemacht.

0:08:56Bis halt zur Jugend. In der Jugend hat's dann richtig angefangen, dass ich Schüchtern geworden bin und zurückhaltender. Und mich auch versteckt habe. Okay, magst du davon ein bisschen erzählen? Naja, es hat so glaube ich, also mit 14, 15 angefangen, so ein bisschen. Ich hatte auch immer Angst, dann auch in die Schule zu gehen,

0:09:15weil ich immer Angst hatte, dass sie denken, dass ich nicht krank war, weil ich, wenn ich immer krank geschrieben bin, war es immer eine Woche oder zwei Wochen. Und da hat's halt angefangen, dass ich mich auch kaum rausgetraut hab. Und irgendwann war ich halt auch in der Klinik deswegen. Ähm, ja ...

0:09:34Meinst du, du warst in der Klinik wegen sozialen Ängsten? Mir wurde gesagt, Schulschwänzen auch, aber da hab ich ja auch Diagnostik gemacht und alles. Da kam halt noch Depression und so was raus. Ja, und da hab ich halt ein bisschen versucht, mich aufzupäppen.

0:09:50Es war ... schwierig gewesen. Und nach zehn oder sieben Monaten hab ich mich auch wieder freiwillig entlassen, weil ich das irgendwie unfair fand, dass immer alle, die ich bin, ja, kamen und dann schon weg waren. Und da hab ich halt auch dann auch Probleme mit meinem Essen bekommen. Ja, und das wollte meine Mom halt auch nicht mehr so unterstützen. Deswegen haben wir entschieden, mich einfach rauszuholen.

0:10:12Ja, dann war ich halt wieder zu Hause. Du hast jetzt davon berichtet, dass du Schwierigkeiten in der Schule hattest, weil die dich im Prinzip gemobbt haben, gehänselt haben oder ähnliches? Nee, nicht gemobbt, aber ich hatte Angst, da reinzugehen. Weil ich immer so viele Gedanken gehabt hatte, dass sie denken, dass ich nicht krank war. Okay.

0:10:30Allgemein einfach so. Ich wurde halt ruhiger, und dann hatte ich auch nicht so wirklich Bezugspersonen. Und am Ende hat jeder immer gesagt, dass ich die Freunde klaue, keine Ahnung, weil viele mich dennoch mehr gemocht haben. Ja, und es gibt ein paar Lehrer, also es gab auch Lehrer, die haben zu meiner Mom ein paar Dinge gesagt,

0:10:48aber mir nicht ins Gesicht. Kannst du uns genauer erklären, was du damit meintest? Na, ich hab angefangen, mich zu schminken, aber nicht dolle. Hatte eine Wimperntusche und Foundation und halt auch ein Zimmer hohe Schuhe.

0:11:00Und dann hat die eine Lehrerin gesagt, dass ich halt ne Dings bin. Ich will das Wort nicht sagen. Obwohl ich würde denken, ich hätte noch ne andere Klassenkameradin, die hätte ich mehr geschminkt und so, da hat die keine Beschwerden gemacht. Ich hab davon nix gehört, dass die so was gesagt hat.

0:11:19Okay, das heißt, das war eher ein Konstrukt von Lehrern und auch von dem Bild, was du vielleicht selbst nach außen dir getragen hast und dir dachtest, ich finde nicht wirklich Anschluss. Okay, jetzt verstehe ich das. Wie lange bist du denn insgesamt zur Schule gegangen?

0:11:3610 Jahre, glaube ich. Ich war in der Lernförderklasse. Da hatten wir so ein Dehnungsjahr. Da war ich noch bis zur 9unten, aber das waren insgesamt zehn Jahre. Okay, was ist denn dein Schulabschluss? Lernförderabschluss halt.

0:11:52Okay. Aber ich hatte die Chance, den Hauptschulabschluss zu machen, aber ich war naiv und in eine andere Klasse. Da für eine Woche, um zu gucken, ob ich das auch könnte. Die haben gesagt, ich könnte das, aber ich hab mich auch dort nicht wohlgefühlt in der Klasse.

0:12:15Weil ich nicht länger in der Schule bleiben wollte. Weil ich hätte dann eine Klasse zurückgesetzt. Mhm. Jetzt hat dein Bruder, dein Jüngerer Jan, ein ähnliches Schicksal. Würdest du sagen, dass euch das verbunden hat zu dem Zeitpunkt der Schule und auch heute noch? Ich denke schon, aber wir sind halt beide so kompliziert, so charakterlich.

0:12:37Also er ist offener als ich. Ja, der macht auch gerne Stress. Mein Gedanke war, konnte er dich in dem Sinne etwas beruhigen von deinen Sorgen und Ängsten, die du vielleicht in der Jugend hattest und er vielleicht eine ganz andere Dynamik hatte, die er an dich übertragen konnte? Schwierig, weil er ist halt, glaub ich, sehr früh in eine WG gegangen. Dann hat er nicht so viel Kontakt. Okay, alles klar, ich verstehe.

0:13:06Wie hast du das denn wahrgenommen als Kind oder auch als Teenager? Wie war die Unterstützung von der Gesellschaft auf dich und dein Schicksal? Wurde darauf Rücksicht genommen? Ich frag jetzt speziell, weil die Lehrer angefangen haben, sich was auszudenken.

0:13:23Wie hast du das wahrgenommen? Hast du da Unterstützung gefunden? Nicht wirklich. Keine Ahnung. Manchmal hab ich das Gefühl, viele machen es aus Mitleid auch, und das mag ich halt auch nicht. Aber nee, ich muss so vieles irgendwie selber auch ausmachen. Woran machst du aus, dass Menschen aus Mitleid

0:13:42dir mit dir interagieren oder dir etwas zusprechen? Manche sagen es mir ja auch, dass es aus Mitleid ist. Also ... ja. Du hattest jetzt schon zwei-, dreimal gesagt, dass du Probleme mit dem Essen hattest. Kam das alles durch die Zeit nach dem Koma?

0:14:02Nee, also ich hatte schon ... Ich denke schon, dass ich schon immer was mit dem Essen hatte. Ich war halt ein bisschen dicker, also ein bisschen mobblig. Und ich wollte schon immer abnehmen. Dann hab ich das irgendwie genutzt in der Klinik, weil wir ja einmal in der Woche Rügen hatten.

0:14:20Und dann hab ich halt immer gesehen, dass es immer runtergegangen ist. Mir hat das gefallen und dann wurde es immer weniger. Okay, was hast du denn gemacht? Ich hab, glaub ich, mehr Bewegung auch gehabt, und ich hab weniger gegessen. Und es gab auch Tage, da hab ich gar nichts mehr gegessen.

0:14:37Ja. Haben deine Eltern euch mal gezeigt, wie es ihnen in dem ganzen Prozess ging? Also, wie sie mit all dem fertig werden. Denn Sie hatten ja nicht nur euch beiden Kinder, die Sie begleitet haben, sondern Sie haben ja auch ein Kind verloren auf dem Weg.

0:14:52Es geht so, wir haben halt als Familie auch nicht so wirklich darüber geredet. Also, ich weiß von Mama aus, dass sie richtig fertig macht so. Bei meinem Dad weiß ich nicht so, der ist halt auch so zurückhaltend wie ich, und wenn wir immer zusammen sind, dann ist es ein bisschen still. Okay.

0:15:09Okay. Wenn du einfach weniger gegessen hast, wann hast du für dich gemerkt, dass du Hunger hast? Naja, mein Bauch hat schon öfters geknallt, aber ich hab's dann immer ignoriert. Und so, und ich hab jetzt ja immer noch die Probleme,

0:15:24ich weiß nicht, wann ich hab jetzt ja immer noch die Probleme. Ich weiß nicht, wann ich essen soll und wie. Und ich fühl mich halt immer schlecht nach dem Essen und alles. Das heißt, das Thema Essen nimmt schon einen großen ... Ja, sehr großen. Genau, einen großen Punkt in deinem Leben ein.

0:15:40Was tust du denn dagegen? Na ja, ich versuch dennoch, stark zu zu sein und was zu essen. Ich mache Sport dennoch. Ich merke, dass es manchmal auch sehr viel Zwang ist. Eigentlich habe ich keinen Bock, Sport zu machen. Wurde dir da schon ein gestörtes Essverhalten diagnostiziert? Es wurde schon gesagt. Ich war vor Kurzem auch in der Klinik, da steht das auch drin. Aber ich mag das Thema eigentlich auch gar nicht so wirklich, aber ich weiß, dass

0:16:11man damit nicht alleine ist. Wie alt warst du denn, als du in der Psychiatrie warst oder als du dort entlassen wurdest? Da war ich 16, glaube ich. Ja, also dann war ich halt, wie gesagt, zu Hause. Und dann war's für mich dennoch komisch irgendwie, ich hab mich dennoch schuldig gefühlt, dass ich mich entlassen hab. Ja, dann war ich irgendwie ...

0:16:34Also, das Jugendamt wollte halt, dass ich in die WG gehe. Da war ich, glaub, drei Wochen oder so. Weil ... da war ich, glaub ich, fast 17 oder so. Oder 18, keine Ahnung. Und da haben die halt gesagt, wenn ich mich nicht da wohlfühle und nach Hause gehen möchte, ist es okay. Und das Gericht kann mich jetzt einfach nicht ...

0:16:53Also, das braucht lange, um mich dann gerichtlich in eine WG zu stecken. Deswegen bin ich dann wieder nach Hause gegangen. Kennst du den Grund, warum man dich in eine WG setzen wollte? Das Jugendamt ist halt überfordert mit vielen und sucht weg, also machen Ausnahmekönnen, Elefanten und ja, die wollten halt, dass ich zu Hause bin.

0:17:13Okay, und du hast dich aber dann aktiv dagegen gewährt? Also mit meiner Mama auch. Ja, weil ich halt zu Hause muss erst mal ein bisschen ankommen. Ich bin dennoch in die Schule gegangen, hab meinen Abschluss versucht zu machen. Ähm, ja.

0:17:28Aber das war ein bisschen schwierig, da hatte ich auch ein bisschen Stressmomente. Dass ich dann auch eine Nacht in der Klinik wieder sein musste. Und hab dann nachgeholt meine Prüfung, es war ja so eine Kochprüfung. Ja, und hab's dann auch bestanden. Dann hab ich halt immer versucht, eine Arbeit zu finden,

0:17:46also eine Ausbildung, weil ich erst mal nicht wollte, erst mal nur arbeiten oder ein FSJ machen. Aber durch, wegen meinem Essen und so, hatte ich halt, also ich hatte zwei Probetagen beim FSJ, also beim FSJ, in der Kita. Und ich war halt so rückhaltend, und mir ging's halt echt körperlich gar nicht gut und dann habe ich aufgehört Bewerbung zu schreiben und wollte erst mal ein bisschen auf mich

0:18:08achten eine weile und dann habe ich auch eine Maßnahme gemacht. Ja und ging es dir echt, du hast ja gesagt, dir ging es echt nicht gut. War das auf Basis deines Hungergefühls und dessen deines Essverhaltens? Ja. Hauptsächlich. Okay. Mhm. Ja, dann sind ein paar Jahre rum, und ... dann hab ich halt so eine Maßnahme ... Also, nee, wir sind umgezogen.

0:18:32Dann hab ich schon so eine Maßnahme gemacht. Ja. Was ist das für eine Maßnahme? So eine BVB-Maßnahme, also eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme. Und da war ich auch fast zwei Jahre, glaub ich. Aber in den zwei Jahren kam ja auch dann der Arzt auf mich zu.

0:18:49Und dann haben wir halt das erst mal wieder abgebrochen. Ja, und seitdem bin ich eigentlich wieder nur zu Hause. Und zwischendurch hatte ich mal eine Arbeit oder verschiedene Praktikums. Aber, ja ... schwierig. Wie geht's dir damit, wenn du das heute so sagst?

0:19:06Ich kann schon stolz auf mich sein, dass ich so weit gekommen bin. Und klar, es ist nicht immer einfach, aber ich gebe mein Bestes. Das ist doch schön. Was treibt dich denn an jeden Tag? Grad eigentlich wieder meine Katzen, weil ich hatte eigentlich eine Katze. Die hatte ich zwölf Jahre bei mir oder elf Jahre und die musste ich letztes Jahr einschläfern, leider. Das war halt mein ein und alles.

0:19:30Eigentlich wollte ich so schnell keine Katzen mehr haben und dann hat meine Mama mir ein Bild von einer Katze geschickt. Sie weiß eigentlich, dass ich bei jedem eine Katze sie ist, Die tun mich ein bisschen motivieren, aufzustehen und alles. Ich würd gern noch mal auf den Brandunfall zurückkommen. Weißt du, ne, klar, du warst ein Kind, aber weißt du, wie sich die Beziehung innerhalb deiner Familie verändert haben?

0:19:58Im Brand, also da, wo es war, oder? Allgemein. Nach dem Unfall. Nach dem Brand. Genau. Wie hat deine Familie, als Familie, wie ist die damit umgegangen?

0:20:10Ich glaube, wir sind eine Familie, die ganz viel wegsteckt und irgendwie damit klarkommt. Und in der Nähe sieht es halt anders aus. Meine Täter, meine Mama und ich sind halt nicht mehr zusammen,

0:20:22wir sind auch geschieden, aber erst seit 2017. Aber davor war es eigentlich ständig, wir sind als Familie stark. Ich hatte das Gefühl, dass wir stark sind als Familie. Hattet ihr gemeinsam auch den Tod deines Bruders und des Kindes gemeinsam verarbeitet?

0:20:41Also, verarbeitet, glaub ich, nicht. Wir hatten auch keinen Psychologen deswegen oder sonst was. Auch meine Eltern nicht wirklich. Habt ihr mal über all das gesprochen? Mhm. Habe ich nicht. Würdest du's dir wünschen?

0:20:55Einerseits ja, weil ich weiß, klar, es ist menschlich, dass man weint, aber irgendwie ... Ich mag's bei mir nicht, wenn ich weine, ich fühl mich komisch. Warum fühlst du dich komisch? Keine Ahnung, ich sag immer, du bist erwachsen, lass nicht weinen. Warum hast du das Gefühl, als Erwachsene nicht weinen zu dürfen? Keine Ahnung.

0:21:13Klar, es gibt manchmal Momente, wenn ich zu Hause bin, alleine bin, dann kommen schon mal Tränen, ich hab immer so ein Druckgefühl, aber irgendwie ... Das Fünf-Minuten-Gefühl, dann hör ich immer noch den Kloß im Hals. Eigentlich ist es auch gut für einen, das mal rauszulassen, aber ich weiß nicht, ob ich das nicht richtig kann. Jetzt ist ja dein jüngerer Bruder dürfte, mein ich oder behaupte ich mal, nicht so viele Erinnerungen an deinen älteren Bruder haben. Mit drei. Da wirst eher du höchstwahrscheinlich die Erinnerungen an ihn haben. an ihnen aufrecht. Die Postlieferung, dass er auch im Freistaat war, der war halt, also wir hatten 11 Monate

0:21:48Unterschied und das war schon mein Lieblingspool, also mit und ja, einfach die schönen Dinge und so. Der hat halt viele Plötze gemacht, aber es war lustig. Das heißt also, du erinnerst dich immer an die schönen gemeinsamen Momente, die ihr hattet. Im Vorgespräch hatte ich dir ja gesagt, wo ich arbeite. Erinnerst du dich noch dran? Und wir sagen auf der Arbeit immer, Gefühle sind zum Fühlen da.

0:22:13Und wenn man die Gefühle nicht fühlt, dann bleiben sie im Körper stecken. Und weinen ist ja einfach nur ein Mechanismus, Gefühle zu zeigen, genauso wie Lachen ein Mechanismus ist oder eine Reaktion des Körpers, um Gefühle zu zeigen. Meinst du, du verdrängst dadurch, dass du nicht weinst, deine Gefühle zu deiner Vergangenheit? Ich glaube schon. Ich denke schon, dass es damit zu tun hat.

0:22:39Und was bräuchtest du, damit du dich mit dieser Vergangenheit auseinandersetzt? Ich glaube, sehr viel, viel Vertrauen. Ich habe sehr viel schon Enttäuschungen erleben müssen. Da bin ich sehr zurückgehalten, was mich betrifft. Ich habe dann kein Vertrauen mehr so wirklich in die Menschheit.

0:23:02Wenn du sagst, dass du eher für dich weinst und sagst, du hast kein Vertrauen, wem kannst du so wirklich vertrauen? Niemandem so wirklich, weil ich einfach die Angst dazu habe. Was brauchst du, um Vertrauen aufzubauen? Was fehlt dir da? Mir einfach zu zeigen, dass ich reden kann, ohne mich blöd zu führen. Und halt nicht, dass dann die Person auch anfängt,

0:23:27irgendwie mit sich ... also über sich zu reden. Weil ich hör ja auch immer gerne zu und sag dann auch nix. Außer halt Verständnis und so. Ähm ... Und das hatte ich leider bis jetzt noch nicht so. Das heißt, dir fehlt so eine Bezugsperson,

0:23:41die dir bedingungslos zuhört? Mhm. Okay, das heißt, du hattest auch keine Freundin derartig, die dich da unterstützt hatte? Ja, schon ein paar Freundinnen, aber die sind dann auch umgegangen. Okay. Das heißt, eine Konstante für dich fehlt.

0:23:56Mhm. Du hattest ja gesagt, dass du nach dem Brandunfall keine psychologische Unterstützung bekommen hast. Hab ich das richtig verstanden? wo du nach dem Brandunfall keine psychologische Unterstützung bekommen hast. Hab ich das richtig verstanden? Also, so was wie Erinnerungen.

0:24:12Also, ich hab erst ... ja, in der Pubertät mir Hilfe gesucht. Genau. War der Brand an sich auch Thema davon? Ja, mit ja. Mhm. Okay, okay. Hast du nach den stationären Therapien dir eine ambulante Therapeutin oder einen ambulanten Therapeuten geholt?

0:24:27Ja, hab ich. Glaub ich. Ich kann mich gar nicht mehr dran erinnern. Ich bin aktuell auch wieder in Behandlung, schon seit drei Jahren oder so. Aber das sind Verhaltenstherapeuten. Wir haben festgestellt, dass es nicht funktioniert,

0:24:41also irgendwie nicht weiterkommen. Und jetzt such ich aktuell eine Psychologin, aber die intensiver arbeitet. Tiefenpsycholog, meinst du? Okay. Du hattest ja jetzt schon gesagt, dass sich bestimmte Lebensbereiche in deinem Leben

0:24:57seit dem Unfall verändert haben. Und zwar Essen, Nahrungsaufnahme und die Familie auf irgendeine Art und Weise. Welche Lebensbereiche haben sich noch für dich verändert? Ich bin schon selbstständiger geworden, in vielen Dingen. Ich hab auch eine eigene Wohnung.

0:25:14Ja, ich kann schon für mich ein bisschen entscheiden, was ich mag, was ich nicht mag. Aber es ist noch nicht das, was ich möchte. Ich möchte halt noch ein bisschen mehr rein mit mir sein. Was bedeutet das genau? Na ja, dass ich halt wirklich alles zulasse auch und ...

0:25:29mich nicht mehr wieder raustraue, weil ich am Punkt bin, dass ich nicht so viel rausgehe. Woran machst du das fest, dass du das Gefühl hast, nicht rauszugehen? Ja, ich fühl mich nicht mehr so wohl in meiner Haut. Ähm ...

0:25:45Und sehr unsicher und fühl mich schnell beobachtet von allem. Und ist ja auch kein Geheimnis, dass mich keiner anguckt. Aber es gibt auch so Menschen, die grafen halt immer. Und das fühle ich, wenn ich alleine unterwegs bin, sehr unangenehm. Da fühle ich mich immer eingeengt. Hast du, also wir hatten schon mal ein Interview mit jemandem,

0:26:03die hat einen behinderten Bruder. Und sie hat gesagt, dass er als Behinderter sehr oft solche Kommentare bekommt wie, iiih, oder geh da weg, der ist ansteckend und so. Hast du so was auch mal mitbekommen müssen? Ja, ich wurde schon ausgelacht.

0:26:22Und ein Kind wollte eigentlich, glaub ich, mich was fragen oder sonst was. Aber der hat halt ein bisschen doof zu dem Kind. Also, zu dem Kind hat er gesagt, guck dir nicht so an, obwohl ich mir denke, bei Kindern ist das ja ganz normal so. Und als Erwachsener hätt ich halt auch gesagt,

0:26:38dann frag sie oder so, aber nicht so in der Art einfach. Das fand ich halt nicht passend. Was wünschst du dir denn, was denn die Reaktion wäre, wenn jetzt ein Kind zum Beispiel auf dich zukommt? Was würdest du dir da wünschen, wie man reagiert? Na ja, Kinder sind eigentlich eher offener, find ich. Das hab ich auch in der Kida gemerkt.

0:26:56Und die fragen halt auch, und das find ich auch in Ordnung. Anstatt halt, wenn die Eltern irgendwas Doofes sagen, einfach dann ... Vergleichst du dich oft mit anderen Menschen? Leider ja. Und ich möchte nicht, dass du das falsch verstehst, aber welche Rolle spielt Social Media in deinem Leben? Na, eigentlich schon eine große,

0:27:14weil, also, das ist trotzdem so mein Safe Place ein bisschen, weil ich hab mit 16 angefangen, da war es noch Musical.ly und dadurch, also ich geb den anderen halt einfach Mut halt, mich zu zeigen, so wie ich bin.

0:27:27Ähm, ja, und halt so Tipps, was sie ändern können. Also nicht ändern, aber halt, wie sie, wenn die Augen was auch durchhalten, wie die damit klarkommen können und so. Ah, das heißt, du hast einen eigenen Account und positionierst dich da, um Mut zu machen

0:27:43und dich als starke Persönlichkeit zu positionieren. Okay, verstehe. Aber trotzdem ein bisschen paradox. Ich weiß, ich bin auch live öfters. Und da sag ich auch immer, dass vieles auch nicht echt... Man bekommt ja auch mit Sozialmedien das gezeigt, was man zeigen möchte. Ich zeig aber auch manchmal, dass die Tage nicht sonnig sind.

0:28:06Das sag ich auch immer in meinen Lives. Ich sag auch immer, dass es grade schwierig ist. Ich bin nicht so selbstbewusst. Gleich sitz ich vor der Kamera, aber ich versteck mich wieder. Die wissen schon, dass es nicht ... Also, das mit der Persönlichkeitsstärke,

0:28:20das passt schon noch zu mir. Ich hab mir so ein bisschen die Frage gestellt, wenn es dir schwerfällt, vor die Tür zu gehen und dich dann dort zu zeigen, es fällt dir aber nicht schwer, virtuell dich zu zeigen. Woran machst du den Unterschied?

0:28:35Weil du die Menschen nicht siehst? Ich glaub auch, das hab ich mit meinem Therapeut mal besprochen. Der hat auch gesagt, es liegt daran, dass es in meinem Raum ist. Und ich mich da geschützt fühle. Okay. Hast du auch schon so was wie Anfeindungen im Internet erlebt? Ja, schon sehr oft.

0:28:52Aber es geht da rein und wieder raus. Da sind für mich Menschen, die mit sich unzufrieden sind und halt einfach ... so einfach Aufmerksamkeit suchen. Sehr gute Einstellung. Aber warum hast du die nicht draußen, wenn du auf die Straße gehst?

0:29:06Ich weiß es nicht, keine Ahnung. Okay, das heißt, du machst da für dich einen Unterschied aus, ob du die Menschen dann siehst und nicht. Du hast ja jetzt super, super viele verschiedene Aspekte von deinem Leben berichtet, davon erzählt, wie es dir gegangen ist. Wie geht es dir heute, wenn du rückblickend auf dein Leben schaust

0:29:26und ... na ja, jetzt keine fertige Ausbildung hast und Schwierigkeiten hast, auf die Straße zu gehen? Wie geht es dir damit? Nee, ich hasse mich schon dafür ein bisschen, weil ich möchte ja gern das Leben genießen und leben

0:29:41und einfach glücklich sein und so Dinge machen, die mir sehr Spaß machen. Hast du so ein starkes Wort? Warum nimmst du genau das Wort? Ja, weil ich einfach nicht das so bin, was ich gern sein möchte. Was möchtest du denn gern sein? Schon rausgehen, die Welt sehen und ich sein, ohne mich halt zu verstecken.

0:30:03Und was hält dich so richtig davon ab? Ich glaub, schon die Angst, einfach rauszugehen. Vor den Menschen und so. Ja, das mach ich ja leider. Ich muss es manchmal schon so oft sagen, weil wenn ich Arzttermin nur so hab,

0:30:18mach ich ja auch alleine meistens dorthin. Ich habs ja auch, und dann bin ich am Ende auch stolz auf mich. Aber ich bin auch immer erleichtert, wieder zu Hause zu sein, weil ich fühl mich dann auch immer so richtig k.o. Was sind denn deine Pläne als Nächstes, um deine Angst zu überwinden? Eigentlich will ich schon eine Arbeit wiederfinden.

0:30:39Und ich will eigentlich auch gerne mal reisen. Das hab ich auch noch nie gemacht. Ja. Darf ich noch mal zurück auf deinen Bruder kommen? Den jüngeren? Wie ist die Beziehung heute zu deinem jüngeren Bruder?

0:30:53Schwierig, glaub ich. Wir reden zu abends so oder schreiben mal, aber ... wir reden auch nicht so viel miteinander, glaub ich. Kannst du uns davon berichten, wie er sein Leben so ungefähr meistert? Der versteckt sich auch. Okay.

0:31:07Klar, der ist jetzt bei einer Freundin irgendwo. Aber der geht mit Kapuze raus und alles. Das heißt also, auch er fühlt sich sozial an der einen oder anderen Stelle ausgeschlossen eher? Ich denke schon. Okay. Verbündet euch das nicht eigentlich?

0:31:22Eigentlich schon. Und würde das vielleicht nicht sogar unterstützen oder helfen, wenn ihr zusammen rausgeht? Also machen wir manchmal auch, wir gehen auch zusammen einkaufen oder so, aber ja, das war's dann auch wieder. Du warst ja jetzt noch sehr jung, als du diesen Brandunfall hattest. Erinnerst du dich noch an irgendwelche Unterstützungen, die du von der Stadt, vom Staat oder sonstwas

0:31:43bekommen hast? Nein, leider nicht. Irgendwelche Unterstützungen, die du vom Staat oder sonst was bekommen hast? Nein, leider nicht. Okay. Hast du mal überlegt, in eine Selbsthilfegruppe für Brandopfer zu gehen?

0:31:51Ach so, das haben wir schon gemacht. Das ist so ein Verein, da war ich auch einmal mit Mama und meinem Bruder. Damals, das war halt so ein Wochenende. Dann war ich auch ... Ich glaub, einmal war so ein Jugendwochenende alleine halt. Aber ich bin halt so ruhighaltender.

0:32:07Und ich find mich dann immer so komisch, dort zu sein, weil ich hatt gar nicht so wirklich viel Rede. Und ... ja. Hattest du das Gefühl, aber in einer Gemeinschaft zu sein, in der du verstanden wirst? Also, damals ... leider nicht, weil ...

0:32:22ich hab mich halt verglichen, Und da war eins oder zwei Jungs, die hatten auch was so im Gesicht. Der Rest hatte halt Verprügungen, dass man verstecken konnte. Und da hab ich mich halt dumm gefühlt irgendwie. Und hast du aktiv dich mit den beiden Jungs ausgetauscht, die Ähnliches erfahren hatten im Gesicht? Das weiß ich nicht mehr so ganz genau.

0:32:42Könntest du dir vorstellen, das heute noch mal zu machen? Eigentlich schon, weil ich denke, ich bin jetzt schon ein bisschen aufmerksam geworden als sonst. Also ich denke schon. Naja, du sitzt hier, also das zeigt schon von einer sehr großen Offenheit und sehr, sehr viel Mut. Ja.

0:32:57Jetzt hast du ja schon von deinen Wünschen erzählt und deinen Träumen in Richtung Reisen und mehr rausgehen. Was wünschst du dir konkret für deine persönliche Zukunft? Ja, dass ich wirklich glücklich bin und im Reinen so und ... Noch mehr Katzen. Ja, noch mehr. Ich würd auch gern auswandern und ... ja.

0:33:17Dann vielen lieben Dank dir, dass du dir die Zeit genommen hast, so offen und ehrlich und mutig bist und das Gespräch mit uns gesucht hast. Ich danke dir und ich wünsche dir wirklich von Herzen alles Gute für deine Zukunft und dass jeder deiner Wünsche in Erfüllung geht. Danke, ich danke auch, dass ich mit ihr reden durfte. Hier noch eine Anmerkung. Wenn du von den besprochenen Themen betroffen bist oder

0:33:42Unterstützung benötigst, bitte zögere nicht Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hol dir Unterstützung bei professionellen Hilfseinrichtungen oder dir vertrauten Personen. Bis zum nächsten Mal bei Von Bohne zu Bohne. Du willst selbst bei uns dabei sein? Dann melde dich auf unserer Website oder unserer Social Media.

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