Zwei Eltern, zwei Krebserkrankungen und ein fehlendes Grab - Sie kämpft um ihr Recht #54 Meryem

Shownotes

Brustkrebs bei ihr. Lymphdrüsenkrebs im Endstadium bei ihm. Meryem und ihr Mann erkranken nahezu zeitgleich an Krebs – während sie gemeinsam fünf Kinder großziehen, drei davon Pflegekinder. In dieser Folge erzählt Meryem von der gemeinsamen Chemo, von Nächten auf der Intensivstation, von Hoffnung, Koma, Rückfällen – und vom Tod ihres Mannes.

Doch selbst nach dem Tod ihres Partners nimmt die Tragödie kein Ende. Denn Meryem wird das Doppelgrab, das sie rechtmäßig erworben hat, durch einen Behördenfehler genommen. Sie muss mit ansehen, wie eine andere Frau in das Grab gelegt wird, das für sie bestimmt war – trotz ihrer lauten Proteste vor Ort. Seitdem kämpft sie für ihr Recht auf Trauer und Würde.

Eine zutiefst bewegende Geschichte über Verlust, Liebe, Ungerechtigkeit – und über den unerschütterlichen Willen, für das Richtige einzustehen.

Zeitstempel: 00:00 – 01:47 – Triggerwarnung & Intro 01:48 – 06:08 – Diagnose Brustkrebs & parallele Krebserkrankung beim Ehemann 06:09 – 10:50 – Gemeinsame Chemo & fünf Kinder zu Hause 10:51 – 15:02 – Rückschläge, Therapien & Koma 15:03 – 20:06 – Der letzte Geburtstag & Abschied in der Türkei 20:07 – 25:00 – Der Tod & die Rückführung nach Deutschland 25:01 – 30:00 – Das gekaufte Doppelgrab – und die Beerdigung einer Fremden 30:01 – 35:00 – Behördenversagen, Ignoranz & Erpressungsversuche 35:01 – 40:00 – Totenruhe, neue Urkunde & juristischer Kampf 40:01 – Ende – Medien, Ohnmacht & Wunsch nach Gerechtigkeit

Kontaktinformationen Meryem: Petition: https://www.change.org/p/%C3%BCberarbeitung-des-gesetzes-f%C3%BCr-die-totenruhe

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Krebs #Brustkrebs #Krebserkrankung #Pflegealltag #Trauer #Verlust #Sterbebegleitung #TodUndTrauer #Doppelgrab #Friedhofskonflikt


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Transcribed with Cockatoo

0:00:00Ganz genau am 24. Dezember, an Weihnachten, hat er seine erste Chemo bekommen. Und die wollten ihn entlassen. Ich hatte so Angst, dass er wieder Schmerzen bekommt. Er war dann 14 Tage lang im Koma. Kam der Oberarzt und hat zu meinem Mann gesagt,

0:00:20Sie sind ein ganz besonderer Mensch, aber wir können für sie nichts mehr machen. Sie werden sterben. Mir wurde das Recht in Ruhe zu trauern weggenommen. Triggerwarnung. Bevor wir beginnen, möchten wir dich auf etwas Wichtiges hinweisen. Uns sind deine Sicherheit und Gefühle wichtig. Wir möchten gewährleisten, dass du dich während des Hörens unseres Podcasts wohlfühlst und keine

0:00:45unerwarteten Auslöser erlebst. In dieser Episode werden wir Themen ansprechen, die für einige Hörende verstörend sein könnten. Zu Beginn der Folge stellen wir das Thema vor. Falls du denkst, dass das genannte Thema für dich persönlich belastend sein könnte, dann möchten wir dich bitten, die Folge direkt zu beenden. Stell dir vor, du kommst in einen Raum, vor dir sitzt ein Mensch und du hast keine Ahnung, wer das ist. Das passiert mir in jeder Folge bei unserem Podcast von Bohne zu Bohne. Mein Name ist Charlotte und ich weiß

0:01:15vorher nichts über unsere Gäste. Kein Name, keine Information, keine Themen. Also werden meine Fragen auch deine Fragen sein. Ich bin Sanja und ich suche die Gäste. Hier achte ich darauf, dass es Menschen Keine Themen. Also werden meine Fragen auch deine Fragen sein. Ich bin Sanja und ich suche die Gäste. Hier achte ich darauf, dass es Menschen mit spannenden Persönlichkeiten und faszinierenden Erlebnissen sind. Und genau die wollen wir mit euch teilen. Bist du bereit, gemeinsam mit Charlotte neue Geschichten kennenzulernen?

0:01:44Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge. Mein Name ist Charlotte. Mein Name ist Sanja. Mein Name ist Meriem und ich möchte über die Erfahrung sprechen, wie mein Mann und ich zeitgleich Krebs hatten und aktuell mir die Möglichkeit sogar in Ruhe, um einen Mann zu trauern, weggenommen wird. Oh, das ist ein sehr starkes Thema heute, über das wir sprechen. Du sagst, ihr beide seid ja in Krebs erkrankt. War das ungefähr zum selben Zeitpunkt? Also 2020 Dezember hatte ich Brustkrebsdiagnose bekommen. Natürlich, der Boden wird unter deinen Füßen weggenommen.

0:02:37Und dann haben wir mit der Behandlung angefangen. Wir dachten, wir haben es jetzt Das sind so drei Krebsarten zusammen. Das ist auch was sehr sehr Aggressives. Und er hatte im September Schmerzen bekommen. Ich habe Krankenwagen angerufen, er wurde mitgenommen. Leider halbe Stunde später wieder nach Hause geschickt worden. Mit der Begründung, er hat eine Hexenschuss oder mit der Diagnose, er hat Hexenschuss.

0:03:23Aber die Schmerzen wurden von Tag zu Tag schlimmer. Und irgendwann mal waren wir dann in Tübingen im Krankenhaus, Universitätskrankenhaus, da haben die CT gemacht im Dezember. Dann haben die festgestellt, dass er schon fast im vierten Stadium war. Das heißt also, das war das war auch sehr zeitnah zwischen dem Schmerz, der dann auftrat, bis der letztendlich... Sehr, sehr. Okay, wo hat man das denn genau überall festgestellt, die Krebszellen?

0:03:58Also wir haben ja überall Lymphknoten und da sind die Lymphknoten befallen. Okay, das heißt also eigentlich waren alle Lymphknoten... Nicht alle, aber er hatte am Rücken sehr, sehr viele, an der Leiste. So halt. Also er hat wirklich in kurzer Zeit sehr viel abgenommen, Nachtschweiß gehabt, ich nenne mal, damit man wirklich auch vorbereitet oder vorsichtig wird. Wenn so etwas kommt, muss man genauer checken lassen.

0:04:31Und ja, dann war der im Krankenhaus in Tübingen. Ganz genau am 24. Dezember, am Weihnachten, hat er seine erste Chemo bekommen. Und die wollten ihn entlassen. Ich hatte so Angst, dass er wieder Schmerzen bekommt. Er hat Gott sei Dank keine Schmerzen mehr bekommen, weil Chemo hat Krebs schon, wie soll ich sagen, gedämmt.

0:04:58Mhm. Hattest du zu selben Zeitpunkt noch immer Krebs? Meiner Meinung nach. Oder wir haben gedacht, ich hab keins mehr. Aber ich war leider so traurig über die Diagnose von meinem Mann und dass er gleich Viertelstadium ist.

0:05:18Deswegen hab ich einen Monat später ... bei meiner Nachsorgeuntersuchung auch die Diagnose bekommen. Die Lymphknoten sind befallen. Das heißt, du hattest erst mal Brustkrebs, warst davon geheilt und ... Das ist immer noch Brustkrebs, Entschuldigung, wenn ich unterbreche.

0:05:39Das ist immer noch Brustkrebs, nur das ist dann wie Metastasen. Also, das strahlt dann aus. Okay. Das strahlt dann aus. An der rechten Seite hat man dann die Lymphknoten entfernt. Ich darf nicht heiß baden, heiß duschen. Und darf nicht schwer heben mit der Hand. Sonst kriegt man Schwellungen. Lymphödem.

0:05:57Und die tritt dann in der Hand auf, wenn du das zu sehr belastest? Die ganze Arm. Da muss man aufpassen. Und die tritt dann in der Hand auf, wenn du das zu sehr belastest? Die ganze Arm. Ah. Die ganze Arm. Okay. Okay.

0:06:08Da muss man aufpassen. Und ja, dann haben die, also beim ersten Mal wollte ich kein Chemo machen und da haben die gesagt, okay, ich brauch's auch nicht. Leider beim zweiten Mal musste ich auch Chemo machen und die Bestrahlung auch noch durchziehen lassen. Also ich und mein Mann hatten dann gleichzeitig Chemotherapie gehabt, beide fix und fertig. Ich habe eine Zwischenfrage. Habt ihr Kinder?

0:06:39Wir haben zwei leibliche Kinder und 2019 haben wir auch noch zwei Pflegekinder aufgenommen, Zwillinge. Und 2020 noch ein Geschwister, also von den Zwillingen, weil er nicht allein sein sollte, haben wir ihn auch noch aufgenommen. Also wir hatten auch noch drei Pflegekinder und zwei leibliche, insgesamt fünf Kinder daheim. Wie habt ihr das gemacht? Wenn ich jetzt rückblicke, dann frage ich mich das auch,

0:07:14wie wir das gemacht haben. Einmal kann ich mich erinnern, wir wollten kochen. Ich habe Zwiebeln geschnitten, natürlich Schweiß. Aus allen Poren. Und dann musste ich mich wieder hinsetzen, sogar hinlegen. Dann hat er die ... Tomaten geschnitten.

0:07:38Also immer so, also wirklich was ganz, ganz, ganz Normales. Soße, die man vielleicht in 20 Minuten hinbekommt, hat es über zwei Stunden gedauert. Jajaja. Hattet ihr familiären Rückhalt, der euch da unterstützt hat in der Situation? Ja, das stimmt. Das haben wir.

0:07:50Also meine Familie, meine vier Brüder wohnen hier in der Umgebung und die haben uns geholfen. Die Frauen, also meine Schwerhörigerinnen haben uns geholfen, unsere Freunde haben uns geholfen. Wir haben auch sehr viel Hilfe gehabt. Also wenn man die Kinder vom Kindergarten abholen müsste oder mein Mann müsste nach Krankenhaus gefahren werden.

0:08:13Also da haben wir wirklich sehr viel Hilfe gekriegt. Wie alt waren die Kinder zu dem Zeitpunkt? Die waren fünf. Ja, die waren fünf. Und der Jüngste war noch drei Jahre alt. Habt ihr denen das beigebracht?

0:08:31Wir haben denen eigentlich nichts gesagt gehabt. Meine leiblichen Kinder, die sind ein bisschen älter. Wie alt sind die? Damals waren die 15 und 18. Wir haben denen gesagt. Und meine Tochter hat auch gleich Schule abgebrochen, hat uns geholfen,

0:08:48hat uns unter die Arme gegriffen, muss ich sagen. Sie hat uns auch überall hingefahren, sie hat eingekauft, sie hat quasi den Haushalt auch geschmissen. Ich konnte wirklich nicht, also Chemo ist wirklich was sehr, sehr Schlimmes. Ich weiß nicht, wie andere erleben, aber wir haben es wirklich sehr schlimm empfunden. Das heißt, du hattest deine erste Chemotherapie, während dein Ehemann dann auch schon eine Chemotherapie, die erste aber hinter sich schon hatte?

0:09:19Nein, nein, der hatte schon vier Zyklen hinter sich. Er hätte sechs kriegen sollen. Ach du meine Güte, ja. Ja, er hatte noch zwei. Und bei mir war es viel, viel länger. Man kriegt zuerst immer drei Wochen Zickeln und dann zuletzt dann zwölf Wochen. Also pro Woche einmal.

0:09:37Dazwischen habe ich nochmal eine Lungenembolie bekommen. Und bei meinem Mann war Komplettremission, das heißt, er war geheilt oder er galt als geheilt. Zwei Monate später haben wir nochmal gesehen, dass er wieder an der gleichen Stelle nochmal eine Beule gekriegt hat. Und der Krebs war leider wieder da. Nur zwei Monate später. Wie ging es dann weiter? Dann haben wir uns in Tübingen vorgestellt.

0:10:13Sie meinten, wir können KT-Zelltherapie machen. Das ist eine ganz neue Therapie. Man bekommt seine eigenen Zellen bearbeitet wieder zurück. Die kämpfen dann mit Krebszellen, die erkennen dann die Krebszellen. Das durften wir aber nicht. Die Krankenkasse hat das nicht genehmigt.

0:10:32Dann hat man entschieden, dass er eigene Stammzellen bekommen soll. Und danach war leider überall Krebs. Das ist dann ausgestreut im ganzen Körper. Warum habt ihr die Ablehnung bekommen von der Krankenkasse? Weißt du das? Das war damals so.

0:10:49Jetzt kriegt man auch in der Zweite, also wenn es zweimal zurückkommt oder innerhalb von sechs Monaten zurückkommt. Aber damals, das war zu teuer. Ach du meine Güte. Okay, dann hat der überall gestreut, der Krebs.

0:11:04Und dann? Ja. Dann musste man aber zwischen dieser Stammzellentherapie und Karteizellentherapie drei Monate warten. Der hatte ja jetzt das dritte Mal Krebs, deswegen durfte man ihm diese Karteizellentherapie geben. Und ...

0:11:20ähm ... dann hat er diese KarteizZell-Therapie bekommen. Er war dann im Koma. Er lag dann im Koma. Aber die haben mir schon vorher gesagt, ob, wenn er wirklich ... Wenn es ihm nicht so gut gehen sollte,

0:11:42ob die dann sagen dürfen, er hat jetzt genug gelitten, er darf gehen, oder ob die noch weiterhin um ihn kümmern sollen. Ich hab natürlich geschrien, ich hab fünf Kinder, ich brauch ihn. Natürlich müsst ihr euch um ihn kümmern. Er war dann 14 Tage lang im Koma.

0:12:04Fast 14 Tage, genau, weiß ich nicht mehr. Wir waren dreimal am Tag bei ihm. Wir haben gesprochen. Ich weiß nicht, ob er was mitbekommen hat. Und dann ist er wirklich aufgewacht. Er konnte weder sprechen noch essen, noch sitzen, noch laufen, gar nichts. Und von Tag zu Tag ging es ihm besser.

0:12:38Und uns wurde gesagt, im Körper findet man keine Krebszellen, komplett Remission, aber der Körper bildet kein Blut. Aber das ist nicht schlimm, Er kann das immer wieder bekommen, also Bluttransfusionen bekommen und dann kann man wirklich so lange leben. Leider, zwei Monate später, hat Leber nicht mehr mitgemacht und da waren lauter Steine, Gallensteine. Jedes Mal, wo man gesammelt hat, kam es wieder und Leber hat nicht mehr mitgespielt.

0:13:16Mariem, ich habe einmal eine Zwischenfrage. Von dem Zeitpunkt, wo ihr zum ersten Mal eure Diagnose bekommen habt, also du deine erste Diagnose, wie lange oder wie viel Zeit ist vergangen bis zu dem Zeitpunkt, wo seine Leber nicht mehr funktioniert hat? Oh je, also bei meinem Mann war das nicht mal anderthalb Jahre und bei mir zweieinhalb, weil ich ja fast den Tag genau ein Jahr davor hatte.

0:13:48Und dann waren inzwischen auch bei mir die Tumormarker zu hoch. Dann habe ich mit meinem Frauenarzt ausgemacht, dass wir vorsorglich die Eierstöcke entfernen müssen. Haben wir gemacht. Zwei Tage später bin ich wieder zu meinem Mann. Ich durfte dann auch bei ihm im Zimmer übernachten inzwischen. Die haben uns das wirklich ermöglicht, ja. Und am 19.07. hatte er Geburtstag gehabt.

0:14:21Ich habe gar nicht gemerkt, wir haben wirklich immer Hoffnung gehabt. Meine Tochter haben wir nach Türkei geschickt, damit sie von meiner Schwägerin und meinem Schwager noch mal Stammzellen oder Blutproben mitbringt. Ob das passt, ob er das annehmen kann. Meine Tochter war nur zwei Tage lang in der Türkei.

0:14:42Als sie zurückgekommen ist, war sein Zustand schon so schlecht, dass er die nicht mal nehmen durfte oder konnte. Habt ihr vom Krankenhaus die Möglichkeit gehabt, ihn für ein oder zwei Tage mit nach Hause zu nehmen? Ja, am 19. Juli, wo er Geburtstag hat, durften wir ihn mit nach Hause nehmen.

0:15:03Aber er hatte so starke Schmerzen, er konnte nicht mal 3 h bleiben. Ich hab meinem Bruder gebeten. Wir sind dann wieder zusammen zur Krankenhaus zurückgefahren. Am nächsten Tag haben die gesagt, sieht nicht gut aus. Warum durfte er für die 2 Tage nach Hause, weil er Geburtstag hatte? War das die Intention?

0:15:23Nur eine Nacht. Zu uns hat man gesagt, er Geburtstag hatte? War das die Intention? Nur eine Nacht. Also zu uns hat man gesagt wegen Geburtstag. Ja, okay. Damals dachten wir wegen Geburtstag. Aber jetzt, wenn ich nach hinein denke, war das wahrscheinlich zum Abschied zu nehmen. Entschuldigung.

0:15:40Alles gut, nimm dir die Zeit. Diesen Tag kann ich auch nicht vergessen. Ja, das ist verständlich. Wir waren alle auf der Terrasse, also ... Mein Mann konnte nicht mehr die Treppen hochsteigen, deswegen hab ich ihn auf der Terrasse gefahren.

0:15:57Also, dann sind unsere Kinder aus dem Kindergarten gekommen. Die haben sich gefreut, Papa, Papa. Mein Mann hat angefangen zu heulen. Ich, die Kinder, alle, sogar die Nachbarn. Dann hab ich ihn zurückgefahren, wie gesagt. Und am nächsten Tag...

0:16:24...haben wir erfahren, dass es nicht so gut um ihn steht. Dann hat meine Schwägerin angefangen, andere Universitätskliniken zu recherchieren, damit die auch sich unterhalten, ob man da vielleicht noch was machen kann. Die in Tübingen haben wirklich alles versucht, aber ging nicht mehr. Bis dahin hat mein Mann zu seiner Familie gar nichts gesagt gehabt.

0:16:56Die wussten gar nicht, damit sie nicht leiden, damit seine Mutter nicht leidet. Wo wohnt ihr diese Familie? In der Türkei, in Izmir. damit seine Mutter nicht leidet. Wo wohnt er, diese Familie? In der Türkei, in Izmir. Das heißt also, erst durch deine Tochter, die hingegangen ist, um die Stammzellen herauszufinden oder sie einzunehmen

0:17:15oder die Proben abzugleichen bis dato? Da haben wir auch nichts gesagt. Da haben wir gesagt, weil ich Krebs hatte, ob das erblich bedingt ist, möchten wir das untersuchen lassen. Deswegen möchten wir die Blutproben. Haben wir gesagt. Er wollte nicht, er wollte wirklich nicht.

0:17:29Weil er im Koma lag, da habe ich mir wirklich sehr, sehr viel Angst gehabt. Also warum wir nicht gesagt haben, warum ich auf ihn gehört habe. Aber das war halt seine Meinung und müssten wir halt respektieren. Haben wir auch gemacht. Also... und müssten wir halt respektieren. Haben wir auch gemacht. Also. Ich habe ihn dann überredet.

0:17:52Ich habe gesagt Du musst jetzt wirklich mit deiner Familie sprechen. Er konnte nicht. Er wollte auch nicht. Aber er hat mir gesagt Ich darf seine Mutter anrufen. Dann habe ich auch seine Mutter angerufen. Ich habe gesagt Hör mal seine Mutter anrufen. Dann habe ich auch seine Mutter angerufen. Ich habe gesagt, hör mal zu, du bist eine Mama.

0:18:09Du musst stark sein. Umgehen geht, steht es nicht so gut. Du musst kommen. Wie war ihre Reaktion? Die ist natürlich aus allen Balken gefallen. Die hat so etwas nicht erwartet. Die haben gewusst, dass ich krank bin, aber die haben nichts von ihm gewusst.

0:18:32Sie hat auch so schwer Visum bekommen. Wir haben auch von Tübingen Briefe bekommen und, und, und. Naja, sie hat es dann endlich geschafft. Sie war da. Um acht Tage später kam der Oberarzt und hat zu meinem Mann gesagt, sie sind ein ganz besonderer Mensch, aber wir können für sie nichts mehr machen. Sie werden sterben. Wollen sie langsam sterben oder schnell sterben?

0:19:05Wenn Sie langsam sagen, dann möchten wir jeden Tag ein Medikament absetzen. Wenn Sie schnell sagen, dann setzen wir alles jetzt ab." Er hat mich angeschaut, gedreht und angeschaut, und er hat gesagt, so langsam wie möglich. Halbe Stunde später kamen die Ärzte rein. Aus medizinischer Sicht möchten wir aber alles heute absetzen. Ich habe meine Brüder angerufen, die waren im Krankenhaus alle zusammen und

0:19:44da hat eine Bekannte, die mit denen gekommen ist, gesagt, wir können ihn vielleicht nach Türkei transportieren. Dann kann er auch Abschied von seinen Geschwistern nehmen. Und wir können ihn vielleicht auch mal in der Türkei zeigen, ob man noch was machen kann. Dann habe ich jemanden kennengelernt.

0:20:07Die haben mit dem türkischen Gesundheitsministerium Kontakt aufgenommen. Die haben uns ein Krankentransportflugzeug geschickt. Er wurde nach Türkei transportiert. Elf Tage später leider. Er hat es nicht überlebt. Er hat es leider nicht geschafft.

0:20:48Mit 48 Jahren war er weg. Er hat... Und... Also... Wir haben besprochen, dass ich und er hier beerdigt werden möchten, weil während der Pandemie hat er seinen Vater verloren,

0:21:07konnte niemals besuchen, auch nicht bei der Beerdigung dabei sein. Und ich habe 2010 meinen Vater verloren über Nacht. Ich konnte ihn auch noch nicht zehnmal besuchen. Und er hat es auch zu den Kindern gesagt gehabt. Ich habe denen auch versprochen, dass ich ihn wieder zurückbringe. Aber sein Pass war leider am 11. August abgelaufen.

0:21:32Da habe ich dann auch riesige Probleme gehabt, wie ich ihn jetzt wieder nach Deutschland zurückbringe. Er kriegt keinen Pass, die haben zu mir gesagt, also während er dort lag, habe ich verstanden, okay, der geht. Da war ich dann bei, so wie soll ich sagen, für die Pässe muss man ja diese Fingerabdrücke geben. Da war ich in dieser Stelle in der Türkei. Ich habe gesagt, mein Mann liegt im Koma. Bitte kommt und nimmt seinen Fingerabdruck im Krankenhaus. Ich werde für Taxi bezahlen, ich werde wirklich alles übernehmen, bitte.

0:22:08Die haben gesagt, das geht nicht, ich muss vor Gericht und mich als Frommund eintragen lassen. Erst dann kann ich für ihn Pass beantragen. Und ich und mein Bruder waren im Gerichtsgebäude, wir wollten diese, wie sagt man das das Formular ausfüllen. Währenddessen habe ich Anruf bekommen, dass es ihm schlechter geht. Auf der Rückfahrt haben die angerufen, dass er schuldig ist.

0:22:40Da habe ich dann auch gedacht, Mensch, was mache ich jetzt? Wie kriege ich ihn wieder nach Deutschland? Wie kann ich ihn wieder zurück transportieren? Dann haben wir hin und her telefoniert, haben zufällig erfahren, also wirklich sehr viel telefoniert. Ich war fix und fertig.

0:23:01Sterbeurkunde reicht, man kann ihn mit Sterbeurkunde auch hierher bringen. Und dann haben wir ihn mit Sterbeurkunde hergebracht. Wir waren da unten, ich war oben im Flugzeug. Ich konnte eigentlich schon an dem Abend zurückfliegen, aber ich konnte ihn auch nicht dort allein lassen. Ich wollte einerseits bei meinen Kindern sein hier, andererseits ihn auch nicht

0:23:31allein lassen. Das waren die Momente, die möchte ich nicht noch mal erleben und die möchte ich auch nicht, dass jemand noch mal erlebt. Es war so schwierig, so schmerzhaft. Wie hast du das deinen Kindern gesagt? Ich habe meinen Bruder angerufen. Ich habe gesagt, dass er zu denen gehen soll. Er ist dann gegangen und er hat es gesagt.

0:24:01Wie haben die das aufgenommen? Geschrien, geweint. Wir haben dann nicht telefoniert, weil wir uns nicht gegenseitig noch mehr wehtun wollten. Meine Tote hat so stark geschrien, dass die Nachbarn mitbekommen haben und auch gefragt haben, was er jetzt tut. Ich vermute, dass deine älteren Kinder schon damit gerechnet haben,

0:24:45dass das früher oder später passiert. Aber bei den Kleinen? Die Kleinen, für die haben wir ein Buch ausgeliehen aus dem Kindergarten. Wir haben es so erzählt. Die sind auch immer noch traurig. Die sagen, Papa ist im Mond.

0:25:00Der Jüngste habe ich mit 4, 5 Monaten aufgenommen. Der war für ihn eine kleine Schnauze. Die sind auch immer noch traurig. Die sagen, Papa ist im Mond. Der Jüngste habe ich mit 4, 5 Monaten aufgenommen. Und der war für ihn wirklich der Vater. Die Zylinder haben wir mit 1,5 Jahren aufgenommen gehabt. Und ich muss sagen, meine beiden Leiblichen haben auch nicht dran geglaubt.

0:25:23Wir haben wirklich bis zur letzten Minute nicht geglaubt. Wir haben immer gedacht, es geschieht ein Wunder, er schafft es. Man sieht es, aber man kann es irgendwie nicht, wie soll ich es jetzt sagen, man kann es wirklich nicht annehmen. Man denkt, man hofft bis zuletzt. Man will es nicht wahrhaben.

0:25:45Du hast gerade eben davon berichtet, dass du dann mit ihm zusammen geflogen bist, zurück nach Deutschland geflogen bist. Ja, mein Mann war unten im Sarg. Und ich oben mit meinem Bruder. In dem gleichen Flugzeug.

0:26:03Du hattest mir im Vorfeld erzählt, dass du gerne mit ihm zusammen begraben werden wolltest. Das hast du ja auch gerade gesagt, dass ihr ein Doppelgrab haben wolltet. Wie hat das alles funktioniert? Das ist auch noch ein größeres Leid. Also während wir in der Türkei sind, habe ich meine Schwägerin angerufen. Die hat in der Stadt Nagold ein Grab organisiert.

0:26:29Und eine Woche später habe ich dann Doppelgrab erworben, also Nutzungsrechte erworben auf ein Doppelgrab für die nächsten 30 Jahre. Rechtmäßig, ganz normal erworben. Und ich war beruhigt. Ich habe gedacht, okay, wir liegen zusammen später und unsere Kinder können uns auch jederzeit besuchen.

0:26:53Das ist nur acht Kilometer entfernt. Ich war wirklich beruhigt, wo ich ihn sowieso nach Deutschland bringen konnte und dass ich ihn hier beerdigen durfte und wirklich auch geschafft habe, diese Grabstelle zu erwerben, war ich wirklich beruhigt. Und ich habe auch nicht gedacht, dass irgendwie was schief gehen könnte.

0:27:19Sechs Monate später. Also sechs Monate, nachdem dein Mann begraben wurde. Ja, ja. Also sechs Monate, nachdem ich meinem Mann ... beigesetzt habe, hab ich erfahren, dass eine andere Frau, die ich vom Krankenhaus Tübingen kennengelernt habe,

0:27:35auch verstorben ist, auch wegen Krebs. Die war leider auch erst 43. Hat mir auch sehr leidgetan. Wir haben gleichaltrige Kinder gehabt und wollte ich bei der Beerdigung dabei sein. Dann bin ich zu der Beerdigung hin und wir machen immer vorher so, also wir sind muhammedanisch und die Frau war auch muhammedanisch.

0:27:58Und da haben wir so ein Gebet vorher, vor der Beisetzung. Und das habenetzung gemacht. Danach geht zuerst der Sarg mit Angehörigen. Hinterher läuft man auch, damit man während der Beisetzung dabei ist. Innerlich habe ich etwas gespürt. Ich habe alle überholt, bevor der Sarg am Boden war.

0:28:25Ich habe geschrien, halt, stopp, das ist mein Doppelgrab, stopp, das ist mein Doppelgrab. Mein Mann ist vor sechs Monaten verstorben. Da war auch so ein Bild, wo mein Mann drauf ist. Und mein Mann hat dort seinen Imbisswagen gehabt, deswegen war der auch dort bekannt, also in der Stadt Nagold. Und ich weiß es nicht warum. Ein Mann, der wirklich vielleicht 1,90, vielleicht 1,95 groß war, Der ist mit gehobenem Faust auf mich zugelaufen und versucht mich wegzuscheuchen.

0:29:11Also geh jetzt, klär mit denen, geh, klär. Also die haben mich nicht ernst genommen, die haben mich einfach ignoriert. Die haben mir nicht geglaubt. Das heißt also, dass die Frau in dem Grab, was eigentlich deins war, beigesetzt wurde? Noch nicht. Also die war noch nicht mal drin. Okay.

0:29:30Das Sarg war noch oben, wo ich geschrien habe. Der Imam hat auch gesagt später, die haben mich zwar gehört, aber die konnten nicht stoppen. Es hat noch geregnet. Aber jetzt liegt die Frau in meinem Platz und ich habe so ein Leid, die ich gar nicht beschreiben kann. Das heißt also man hat sie dann auch tatsächlich dort beigesetzt und du konntest da nichts machen in dem Moment? Ich konnte da nichts machen in dem Moment. Ich verstehe auch nicht, warum die

0:30:03Bestattungsmänner, Angehörige, warum die nichts gemacht haben. Das kann ich auch nicht verstehen. Warum die anderen Leute nichts gemacht haben. Weil die haben wirklich gleich gecheckt, okay, ich sage, ich lüge nicht. Das ist mein Grab. Die haben die ganze Zeit versucht. Bitte bleibt ruhig, bitte bleibt ruhig.

0:30:20Wir werden es nachher umbetten oder wir werden nachher verschieben. Die haben mir die ganze Zeit das gesagt. Ich weiß es nicht mehr. Ich habe anscheinend noch geschrien, halt, stopp. Ich habe eine Urkunde, ich lasse es aufmachen. Bitte ruft Polizei. Aber das habe ich erst später von den Erzählern gehört.

0:30:43Das weißt du nicht mehr? Das weiß ich nicht mehr? Das weiß ich nicht mehr. Wie gesagt, ich weiß nur, halt, stopp, mein Mann ist vor sechs Monaten gestorben, das ist mein Grab. Ich habe einen Doppelgrab erworben.

0:30:55Ich weiß nur das. Und dann hat meine Freundin gefragt, welche Nummer hast du? Ich habe mein Handy gegeben, das weiß ich noch. Die ist dann anscheinend zu den Bestattungsfirmenangehörigen gegangen und hat gefragt, welche Nummer. Die haben gesagt 27.

0:31:15Und dann ist sie zu mir gekommen, du hast doch 25 und 26, die haben doch 27 aufgehoben. Was machst du für ein Theater? Dann habe ich gesagt, da ist aber nicht dieser Platz. Da ist aber nicht dieser Platz. Das weiß ich noch.

0:31:28Dann hat sie geguckt. Dann ist die noch mal zu denen rüber. Dann hat sie gefragt, wo ist dann 26? Die haben einfach mit dem Schultern gezuckt. Das heißt also, die 26 gab es nie. Die 26, also die 26 in der Nummer 26 liegt jetzt die Frau.

0:31:45Die haben irgendwie sich verzählt. Oder die haben bei der Planung der Friedhof irgendwie einen Fehler gemacht. Ich weiß nicht warum, weil später wurde mir eine Einzelurkunde geschickt. Da steht auch Grabnummer 25. Die Frau liegt definitiv auf Nummer 26. Und auf deiner Urkunde steht 25 und 26 gehören dir.

0:32:08Und das heißt also, dass man der Frau die gleiche Urkunde gegeben hat? Nein, nein. Die Frau hat, also der Mann hat auch Doppelgrab erworben. Ja, ach so, die haben das Doppelgrab. Die haben auch Doppelgrab erworben. Ja, ach so, die haben das Doppelgrab. Die haben auch Doppelgrab erworben. Ich und mein Mann hätten 25, 26 oder haben 25, 26. Die hätten 27, 28 kriegen sollen, aber durch einen Fehler. Ich weiß es nicht. Ich habe auch Aufsichtsbeschwerde eingelegt bei der Stadt Karlsruhe. Und da stand, also ich habe zurückbekommen, menschliche Fehler, ja kann sein, aber

0:32:51man muss wieder gerade biegen. Also die haben 27, 28, aber die Frau liegt trotzdem in meinem Grab, Nummer 26. Und noch bei der Beerdigung hast du die Menschen, die Angestellten von Bestattungsinstitut und die Trauernden darauf hingewiesen, dass das ein Fehler ist.

0:33:11Ja. Und dann wurdest du bedroht. Ja. Von? Von der Schwager von der verstorbenen Frau. Ich meine, ich verstehe in erster Instanz,

0:33:21dass Sie natürlich traurig sind und dass das für sie auch eine leidvolle Situation war. Aber ich stelle mir eher die Frage, die wollen ja auch diese Situation auflösen, denn auch bei ihnen tritt ja dieser Fall ein, dass die zweite Hälfte des Grabes nun mal jetzt nicht besetzbar ist. Also das wird nicht so gemacht, sondern das sind jetzt Einzelgräber. Ja.

0:33:46Am Anfang, und wenn der Dazugehörige stirbt, werden dann als Doppelgrab eingezäunt. Und deswegen sieht das bei meinem Mann als Einzelgrab aus und bei der Frau auch noch Einzelgrab aus. Wenn der Mann stirbt, dann wird es für die beiden als Doppelgrab gemacht. Genau, aber man kann ihn jetzt theoretisch,

0:34:06den Partner der Frau, nebendran nicht beerdigen. Doch. Ah, da ist nebendran noch ein Platz. Da ist frei. Da ist frei. Aber mein Mann liegt hier. Also Nummer 25, 26, 27 ist jetzt frei.

0:34:20Okay, das heißt also, theoretisch müsste für dich die 24 frei sein, damit es für dich noch funktionieren würde. Da liegt aber schon vor meinem Mann, da lag schon jemand drin. Okay. Vor meinem Mann schon. Okay.

0:34:34Wie bist du dann damit umgegangen danach? Wie ich damit umgegangen bin, ich bin nach Hause gekommen, also zuerst haben die mich dort wirklich ignoriert, das habe ich, Gott sei Dank habe ich meine Freundin dabei gehabt, die mich auch dort hingefahren ist. Und dann bin ich nach Hause gekommen.

0:34:52Ich habe gleich meine Urkunde genommen und dann bin ich gleich zur Rathaus. Ich habe auch dort angerufen gehabt, aber Rathaus war vormittags. Also das war Donnerstag, Donnerstagvormittags geschlossen. Und dann bin ich gleich zum Friedhofsamt. Donnerstag, Donnerstagvormittag geschlossen. Dann hat mir der Chef von der Friedhofsverwaltung gesagt, sie haben eine Urkunde mit uns, sie entscheiden was passiert, sie haben die

0:35:22Nutzungsurkunde. Zwei Tage später wollte niemand davon was passiert. Sie haben die Nutzungsurkunde und zwei Tage später wollte niemand davon was wissen. Das heißt also, die haben sich selbst widersprochen, indem sie dann nach zwei Tagen gesagt haben... Ja, ja. In Deutschland gibt es Totenruhegesetze. Das heißt? Hat es geheißen. Also das heißt, wenn die Frau jetzt schon drin liegt, kann man gar nichts mehr machen. Die liegt drin, sie hat ihre Totenruhe und dann kann man sie nicht mehr rausholen,

0:35:55wenn die Familienangehörige nicht unterschreiben. Das heißt also, die Familie der Frau müsste damit einverstanden sein, dass die Totenruhe gestört wird. Und Totenruhe tritt in unserem Religion erst auf, wenn ich mein Segen gebe, weil dieser Platz mir ja vorher gehört hat. Hattest du nach der Beerdigung, wo du bedroht wurdest und weggescheucht wurdest, noch mal Kontakt mit der Familie der verstorbenen Frau? Ich habe es nicht aufnehmen wollen, aber der Imam, der hat mit meinem Bruder gesprochen, die haben uns dann im Moschee treffen lassen.

0:36:30Und ich muss sagen, der Imam war sogar auch so unverschämt, dass er mir gesagt hat, zum Schluss, warum ich nicht einen Tag vorher oder paar Stunden vorher gegangen bin und kontrolliert habe, wo aufgehoben wurde. Das kannst du doch nicht wissen. Ich habe gesagt, ist das meine Pflicht? Ist das wirklich meine Pflicht?

0:36:49Ich habe durch Zufall mitbekommen, dass die Frau gestorben ist. Es könnte ja auch jeder beliebige sein. Also da müsste man ja täglich zum Friedhof gehen und prüfen, ob da jetzt jemand beerdigt werden soll. Ja, das ist es ja. Der andere Schwager, der hat gesagt, wir müssen Ihnen Recht geben. Sie haben geschrien, Sie haben sich rechtzeitig gemeldet. Wir haben es ignoriert.

0:37:08Mein Schwager ist auf Sie losgestürmt. Das haben wir alle gesehen. Und dann wurde er wieder von den anderen, wie soll ich sagen, damit er wieder ruhig wird, unterbrochen. Also das war für mich auch sehr emotional. Ich konnte nachts nicht schlafen. Jedes Mal, wo ich dorthin gegangen bin, habe ich das gesehen. Vor meinen Augen.

0:37:32Das ist, könnt ihr mein Ohnmacht verstehen, das ist vor meinen Augen passiert. Und du meldest dich, du meldest alles rechtzeitig. Anscheinend hat sogar, also meine Schwägerin hat die Tochter von einem Bestattungsunternehmen angerufen und sie hat zu den Familienangehörigen gesagt, sofort stoppen. Das wurde auch ignoriert. Jetzt wollte niemand was davon wissen. Ich weiß gar nicht, wenn ich so manchmal denke im Rückblick, wo habe ich einen Fehler gemacht?

0:38:06Du hast rechtzeitig erworben, rechtsmäßig erworben. Mein einziger Fehler kann sein, dass ich nicht vor der Frau verstorben bin und da drin liege. Das ist mein einziger Fehler. Und jetzt, ich verstehe nicht, der Stadt Nagold möchte mir meine Rechte auf das Doppelgrab wegnehmen, wegen öffentlicher Interesse. Ich verstehe nicht, wo diese öffentliche Interesse liegt und diesen Konfliktsituation so lösen.

0:38:41Ich verstehe nicht, wie kann man diesen Konfliktsituation so lösen. Ich verstehe nicht, wie kann man diese Konfliktsituation so lösen. Ich bin hier die unschuldigste Person. Ich habe es gekauft oder Nutzungsrechte erworben. Ich habe mich rechtzeitig bemerkbar gemacht. Ich war gleich an dem Tag im Rathaus, habe gesagt, das ist mein Platz. Die haben auch zugestimmt. Und im Nachhinein, jetzt wollen sie, also da gibt es immer diese Konfliktsituation im Friedhof, und jetzt wollen sie diese Konfliktsituation so lösen, indem die von dem Unschuldigsten das Recht wegnimmt.

0:39:17Was bedeutet das genau, das Recht wegnehmen? Das bedeutet, dass dein Grab nicht mehr dort wäre? Ja. Und deinen Mann würde man aber weiterhin dort liegen lassen? Ich erzähle mal so. Am Anfang wurde mir angeboten, bzw. ich wurde erpresst. Ich soll zwischen der Frau und meinem Mann, die sagen, da ist 85 cm,

0:39:41und wenn ich rechne, wenn ich selber messe, komme ich auf 45 Zentimeter für normale Pflastersteine dazwischen. Ich soll zwischen dieser Frau und meinem Mann beigesetzt werden, aber da habe ich diesen Platz nicht gesehen. Ich habe gesagt, okay wir gehen raus und wir messen. Hast du gar keinen Respekt vor den Toten? Ich habe gesagt, da ist aber dieser Platz nicht. Und dann hat es geheißen, da können Sie rein, da können Sie vielleicht so ein bisschen seitlich rein, zu ihrem Mann rüber. Und dieses Angebot gilt nur jetzt und hier. Wenn Sie den nicht annehmen, dann kriegen Sie den auch nicht. Das wurde mindestens dreimal zu mir gesagt. Dieses Angebot gilt nur jetzt und hier. Wenn Sie den nicht annehmen, dann kriegen Sie den auch nicht.

0:40:26Das wurde mindestens dreimal zu mir gesagt. Daraufhin ging es mir so schlecht, dass ich wirklich runter musste. Ich habe keine Luft mehr gekriegt. Und dann bin ich zum Rechtsanwalt gegangen. Dann hat es geheißen, ich kann ja meinen Mann umbetten. Und was ich nicht verstehe, gilt diese Totenruhe-Gesetze nur für diese Frau?

0:40:48Hat mein Mann keine? Todenruhe? Mein Mann lag ja schon vor sechs Monate vor dieser Frau drin. Ich, ich, ich, manchmal komme ich mir vor, echt, das kann nicht sein, ich bin im falschen Film. Oder wie sagt man das? Ich träume. Das ist ein Albtraum. Hast du noch mal Kontakt mit der Familie dieser verstorbenen Frau gehabt? Nein, wir haben uns ja einmal in dieser Moschee abend getroffen

0:41:12und zweimal im Friedhofsamt. Mhm. Und da hab ich diesen Mann auch gefragt, angenommen, Ihre Frau war vor sechs Monaten verstorben und mein Mann wurde gestern beerdigt. Was hätten Sie denn gemacht? Sofort raus, sofort raus.

0:41:27Dann verstehen Sie mich doch, bitte. Dann nehmen Sie es auch raus. Nein, dann hätten Sie auch so reagiert, Sie nehmen es nicht raus. Und dann eskaliert die Sache natürlich. Inwiefern eskalierte die Sache? Also dann bin ich zuerst zum Rechtsanwalt gegangen.

0:41:46Ich war am Freitag beim Rechtsanwalt und der Oberbürgermeister hat anschreiend gesagt, laut meinem Rechtsanwalt, bis Mittwoch möchte er die Sache aus der Welt schaffen. Mir wurde ja angeboten, dass ich meinen Mann umbetten soll. Und dann habe ich natürlich nicht zugestimmt. Dann muss ich sagen, ich bin auch zur Presse gegangen. Weil ich musste mich auch irgendwie bemerkbar machen.

0:42:09Mein Rechtsanwalt und der Oberbürgermeister keimten sich. Der hätte eigentlich die Mandantschaft auch ablehnen müssen. Und... Ach so, das heißt also, wenn die in einer Beziehung stehen, dann hätte er dich gar nicht vertreten dürfen. Und wieso hat er das dir nicht gesagt?

0:42:26Weiß ich nicht. Durch Zufall. Also, ich hab ja gesagt, ich war bei der Presse, und da war von der SWR, da hat die Reporterin ... Also, wir haben uns getroffen, wir wollten dann im Friedhof drehen. Und dann ... war aber schon die Familie dort, die Mama und die Schwester. Und dann hat sie gesagt, darf ich auch mit denen sprechen?

0:42:47Ich hab gesagt, ich hab kein Problem damit, können Sie sprechen. Und dann hat sie gefragt, wie die dazustehen. Wir haben keinen Fehler gemacht, war ja Rathaus, hat's geheißen. Aber die haben gleich gesimst. Dann kamen gleich 10, 12 Männer. Und dann hat sie gesagt, okay, sie wollen uns ein bisschen wegjagen, dann sind wir einfach zur Seite gegangen, dann habe ich mit der SWR-Reporterin

0:43:09gesprochen und ich habe gesagt, ich habe so ein mulmiges Gefühl, obwohl ich ihn verboten habe, mein Rechtsanwalt telefoniert mit dem Oberbürgermeister und da hat sie gemeint, ach deswegen. Ich habe gefragt, was ist weswegen? Mein Rechtsanwalt hat anscheinend gesagt, der Stadt Nagold ist sehr kompromissbereit, aber meine Mandantin stellt sich quer.

0:43:32Und die haben sich dann Gedanken gemacht, warum sagt ein Rechtsanwalt über seinen Mandant so was? Mhm. Und ich hab sowieso ein mulmiges Gefühl gehabt. Ich hab dann gleich zu meiner Tochter gesagt, sofort Mandantschaft kündigen, bevor er da was macht.

0:43:47Weil er hat mich öfters angerufen, ja, jetzt warst du bei der ... Dreiviertelseite, passiert doch nix. Wir machen jetzt den Vorschlag, wir nehmen ein Grab. Okay, du bettest auch deinen Mann nicht um. Oder sie betten auch ihren Mann nicht um. Aber wir machen so einen Stein, wie wenn er neben mir liegen würde. Ich habe gesagt, okay, dann meine Familie wohnt in, seine Familie wohnt in Izmir, da machen wir dann auch einen Stein. Er hat in Australien einen Bruder, da machen

0:44:14wir dann auch einen Stein. Ich habe ihm dann gesagt, sie haben mich überhaupt nicht verstanden, wenn sie mir das anbieten. Wenn du heute zu deinem Grab gehen möchtest, kannst du trauern? Ich kann nicht mehr, deswegen möchte ich ja eigentlich meine Geschichte erzählen, weil mir wurde das Recht in Ruhe zu trauern weggenommen. Und drei Tage später habe ich eine neue Urkunde bekommen. Aus meinem Doppelgrab wird Einzelgrab gemacht und Urkunde

0:44:49Nummer 25. Können die einfach so, weil du hast es ja rechtlich erworben, du hast ja den Beleg dafür, können die aber einfach so das verändern? Das können sie nicht. Deshalb möchte ich auch eine Bitte an den Zuhörer. Sie sollen bitte in den Kommentaren schreiben, die begründen diese Wegnahme mit der öffentlichen Interesse. Aber das ist ja auch dein öffentliches Interesse, dass du beide Gräber bekommst, weil sie dir rein rechtlich zustehen. Ja, das ist es ja. Ich möchte wirklich wissen, was Gerechtigkeit ist.

0:45:29Warum haben die dann das mir verkauft? Verstehen Sie, was ich meine? Warum kauft man dann für die 30 Jahre? Weil ich bin ja noch nicht tot. Ich könnte dann sagen, okay, dann können die ja gucken. Weil wird ja umsonst bezahlt, die Jahre, bevor man tot ist. Haben sie dir denn dann jetzt rein theoretisch eine Summe erstattet, weil du hast ja auch zwei erworben? Das ist auch lächerlich, das ist auch lächerlich. Die, also ich habe so um 6.700, 800, 600, ich weiß es nicht mehr genau, habe ich für Doppelgrab bezahlt und Sie haben, ohne mir was zu sagen, 2.600 Euro zurück überwiesen. Diese Differenz. Einzelgrab kostet über 4.500 oder so um den Drehraum und Sie

0:46:17haben mir wirklich die Differenz um die 2.600 Euro zurück überwiesen, ohne mir was zu sagen. Wenn ich nicht gemerkt hätte oder wenn ich das Geld anderweitig gebraucht hätte, nach zwei Wochen würde das, als dass ich dieses Angebot angenommen heißen. Hast du das wieder zurückgeschickt? Ich habe morgens um 5.30 Uhr gesehen, das war Samstag,

0:46:41und ich habe Gott sei Dank online bänken. 5.35 Uhr habe ich zurück überwiesen und ich habe bei der Verwendungszweck geschrieben, ich bestehe auf mein Doppelgrab, ich bestehe auf mein Recht. Wie sieht die Rechtslage jetzt gerade aus? Also wo befindest du dich da gerade? Das ist leider auch ein großes Problem. Ich habe einen Rechtsanwalt, aber davor möchte ich zum Beispiel das erzählen. Ich habe gleich Widerspruch eingelegt, wo die mir diese einzelnen Nutzungsurkunde

0:47:10geschickt haben und dann haben die mir eine Anhörung geschickt. Normalerweise hat man bei so einer Anhörung mindestens vier Wochen Zeit, bis man wirklich antwortet. Ich hatte nicht mal zehn Tage. Ich habe mir den nächsten Anwalt genommen, der hat einen Brief geschrieben und dann haben die nochmal mit so einem, diese amtliche gelbe, mit... Amtliche Zustellung. Zustellung haben die nochmal geschickt, Dann habe ich noch mal Widerspruch eingelegt.

0:47:48Mein Anwalt sagt, das war jetzt wieder ein paar Monate her, seit einem Jahr habe ich meinen Anwalt, wir müssen warten. Ich weiß nicht, warum wir warten müssen. Er sagt, wir müssen warten. Die antworten uns, aber die antworten nicht. Ich darf nicht mal zehn Tage Zeit haben, aber die haben unendlich Zeit. Ich weiß nicht warum, das weiß ich auch nicht.

0:48:11Wir warten. Ich habe auch zu meinem Anwalt gesagt, ich glaube nicht mehr an Gerechtigkeit. Ich möchte wirklich verklagen. Der meint, vielleicht können wir verlieren. Ich habe gesagt, okay, ich möchte in Deutschland alle Instanzen verlieren. Dann gehe ich halt europäische Gerichte für Menschenrechte. Weil, okay, Tote haben Rechte, sollen auch haben,

0:48:39aber Lebendige haben doch auch Rechte. Oder ich war vor Ort, ich hab versucht zu stoppen. Ich hab wirklich alles versucht. Ich hab geschrien ohne Ende. Also, erstens versteh ich nicht, warum der Stadt Nagold Partei ergreift, meiner Meinung nach.

0:49:00Weil zu denen ... Ich weiß jetzt nicht, was denen angeboten wurde. Aber warum soll ich meinen Mann umbetten? Mein Mann liegt ja in seinem Grab, nicht in dem falschen Grab. Und zweitens, meine Kinder und ich überlegen, sprechen manchmal, wenn uns das passiert wäre, wir hätten wirklich sofort unsere Zustimmung gegeben, damit nicht noch jemand mehr leidet. Also wir haben genug gelitten. Ich sag's ja, die

0:49:24haben fast die gleichen Schmerzen. Ich dachte am Anfang, du brauchst nicht mal zum Rechtsanwalt gehen, weil die müssen dich verstehen, die verstehen dich bestimmt. Es ist wirklich sehr schmerzhaft. Ich hab ja meinen Mann hierher überführen lassen, damit ich so oft wie ich will bei ihm sein kann, mit ihm reden

0:49:49kann, ihm alles erzählen kann. Es ist nämlich so, es passiert was und bis jetzt habe ich immer ihm erzählt. Er war wirklich ein sehr toller Mensch, sehr charmant, immer Bitte, Danke und sehr liebevoll. Du kannst nicht mal beruhigt zu ihm gehen. Was wünschst du dir für deine Zukunft? Dass diese Situation natürlich gelöst wird und ich und meine Kinder wirklich in Ruhe zum Briedhof gehen dürfen und dort wirklich in Ruhe trauern dürfen. Was wünschst du dir für die Zukunft der Familie der verstorbenen Frau?

0:50:35Dass sie ein bisschen mehr Verständnis zeigen. Ich verstehe nicht, ich verstehe nicht. Ich habe gleich am ersten Tag gesagt, am zweiten Tag habe ich denen gebettelt, bitte, bitte trägt keine Knochen, weil bei uns wird man ja ohne Sagt beerdigt, bitte, weil ich gebe mein Segen nie im Leben, ich habe meinem Mann versprochen. Und ich weiß nicht, ich möchte wirklich wissen, ob die mich überhaupt verstehen können. Was hätten die denn gemacht, wenn andere Leute oder zum Beispiel die Mitarbeiter von der Stadt so etwas selber erlebt hätten? Hätten die das wirklich ohne Kampf angenommen?

0:51:14Die sind jetzt wirklich böse auf mich, aber ich muss um meinen Platz kämpfen. Ich muss das, ich habe meinem Mann versprochen und ich habe wirklich hier eine innere Lehre. Jedes Mal, wenn ich dahin gehe, ich weiß, dass ich ihm diesen Wunsch, wenn ich nichtorthin gehe, denke ich, ohne meine Schuld, ich kann ihm diesen Wunsch nicht erfüllen. Wir wünschen dir, dass du diese Situation so schnell wie möglich lösen kannst für dich und deine Familie und natürlich auch für die Familie der Frau.

0:52:01Danke dir, danke dir, dass du dich uns geöffnet hast und deine Geschichte erzählt hast. Vielen Dank, ich danke euch auch, dass ihr mir Gehör geschenkt habt. Dankeschön und wir wünschen dir alles Liebe für deine Zukunft. Vielen Dank. Wenn euch Meriams Geschichte berührt hat, dann helft ihr, indem ihr ihre Petition unterschreibt. Den Link findet ihr in den Shownotes.

0:52:22Hier noch eine Anmerkung. Wenn du von den besprochenen Themen betroffen bist oder Unterstützung benötigst, bitte zögere nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hol dir Unterstützung bei professionellen Hilfseinrichtungen oder dir vertrauten Personen. Bis zum nächsten Mal bei Von Bohne zu Bohne. Du willst selbst bei uns dabei sein?

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