Über 30 Jahre Alkoholabhängigkeit - sein Weg aus der Sucht #52 Fred
Shownotes
Fred hatte seinen ersten Vollrausch mit zwölf. Aufgewachsen in einem alkoholbelasteten Elternhaus, führte sein Weg unaufhaltsam in die eigene Sucht – trotz der erschütternden Erfahrung, seinen Vater an den Alkohol zu verlieren. Jahrzehnte lang bestimmte der Alkohol sein Leben: in der Familie, im Beruf, in seinem Alltag. Bis nichts mehr ging.
In dieser Folge erzählt Fred, wie er ganz unten ankam – und sich ein neues Leben aufbaute. Heute ist er seit über 14 Jahren trocken und engagiert sich in der Selbsthilfe. Seine Geschichte ist schmerzhaft ehrlich und zeigt: Hilfe ist möglich. Und Veränderung auch.
Kontaktinformationen Fred: Website: http://www.gemeinsam-gegen-sucht.de/
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Transcribed with Cockatoo
0:00:00Meinen ersten Vollrausch hatte ich mit zwölf. Da haben wir als Kinder in der Küche gesessen und die Alkoholika zusammengekippt. Ich hatte eine niedrige Hemmschwelle. Ich hatte auch kein Maß, leider. Ich konnte unheimlich viel ab.
0:00:15Und Kater kannte ich gar nicht. Ich bin mit dem Auto nach Hause und stand vor meiner Stammkneipe. Ich hatte den Türgriff schon in der Hand. Und Kater kannte ich gar nicht. Ich bin mit dem Auto nach Hause und stand vor meiner Stammkneipe und hatte den Türgriff schon in der Hand. Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017 Triggerwarnung.
0:00:32Bevor wir beginnen, möchten wir dich auf etwas Wichtiges hinweisen. Uns sind deine Sicherheit und Gefühle wichtig. Wir möchten gewährleisten, dass du dich während des Hörens unseres Podcasts wohlfühlst und keine unerwarteten Auslöser erlebst. In dieser Episode werden wir Themen ansprechen, die für einige Hörende verstörend sein
0:00:52könnten. Zu Beginn der Folge stellen wir das Thema vor. Falls du denkst, dass das genannte Thema für dich persönlich belastend sein könnte, dann möchten wir dich bitten, die Folge direkt zu beenden. Stell dir vor, du kommst in einen Raum, vor dir sitzt ein Mensch und du hast keine Ahnung, wer das ist. Das passiert mir in jeder Folge bei unserem Podcast von Bohne zu Bohne. Mein Name ist Charlotte und ich weiß vorher nichts über unsere Gäste. Kein Name, keine Information,
0:01:20keine Themen. Also werden meine Fragen auch deine Fragen sein. Ich bin Sanja und ich suche die Gäste. Hier achte ich darauf, dass es Menschen mit spannenden Persönlichkeiten und faszinierenden Erlebnissen sind. Und genau die wollen wir mit euch teilen. Bist du bereit, gemeinsam mit Charlotte neue Geschichten kennenzulernen? Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge. Mein Name ist Charlotte.
0:01:48Mein Name ist Sanja. Mein Name ist Fred. Ich möchte über meine Alkoholsucht sprechen. Hi Fred. Hallo. Unerwartet.
0:01:58Wir haben uns vorhin ein bisschen kennengelernt. Unerwartet. Ich wusste nicht, dass wir heute in die Richtung gehen. Ja. Aber ich bin gespannt. Wo fängt deine Geschichte an? Ganz früh. Die fängt eigentlich in meiner Kindheit an. Ich bin in einem Alkoholikerhaushalt groß geworden. Mein Vater ist im 36. Lebensjahr an den Folgen seiner Alkoholsucht gestorben. Oh.
0:02:25Hat einen ganz schlimmen Trinkertod gehabt. Was bedeutet das genau? Das ist ziemlich heftig. Wir haben das als Kinder Gott sei Dank nicht mitgekriegt. Eine Krampfader ist in seinem Hals geplatzt und er ist ausgeblutet. Also das haben wir nicht mitgekriegt, Gott sei Dank.
0:02:45Ich war zwölf, als er gestorben ist. Ich bin mit Gewalt groß geworden. Meine Mutter, die war zu schwach, die konnte sich nicht durchsetzen und hat ihren Frust an mir ausgelassen. Ich bin also viel geschlagen worden. Mein kleinere Bruder, den habe ich immer beschützt.
0:03:09Also ich bin ziemlich, ich habe eine ziemlich krasse Kindheit gehabt. Als mein Vater starb, hat mich das gar nicht so bewegt. Eigentlich war ich froh, weil es war ziemlich heftig. Wurde die Gewalt auch von deinem Vater ausgeübt? Ja, nicht so. Das ist ja eine physische und psychische Gewalt, weil du weißt nie, wie so ein Alkoholiker reagiert. Wenn also kein Nachschub da ist, dann kommt Entzug und dann kann das schon mal heftig werden also direkt verwackelt bin
0:03:46ich nicht worden ich bin auch geschlagen worden aber das hat eher meine mutter gemacht weil sie mit der ganzen situation nicht klarkam ja und mein onkel mütterlicherseits alkoholiker mein opa väterlicherseits alkoholiker. Mein Opa Vierteiligerseits Alkoholiker. Cousin Vierteiligerseits ist ganz früh gestorben, mit Anfang 40. Mein Vater ist ja nur 36 geworden. Und das zieht sich also so durch die ganze Familie. Ja und ich bin da auch reingeraten. Also obwohl ich ja das Elend gesehen habe, bin ich trotzdem in diese Alkoholsucht reingekommen. Und das fing halt ganz harmlos an. Mein ersten Vollrausch hatte ich mit zwölf.
0:04:36Da haben wir als Kinder, die Erwachsenen haben gefeiert. Alkohol war immer präsent, bei Feierlichkeiten, eigentlich zu jeder Gelegenheit. Und da haben wir als Kinder in der Küche gesessen und haben die ganze Alkoholika so ein bisschen zusammen gekippt und ich habe was dran getrunken, weil die Erwachsenen haben das ja auch gemacht und dann war ich völlig stramm. Wie haben deine Eltern reagiert? Die fanden das, glaub ich, auch zunächst erstmal lustig, dass der da rumtorkelt, der kleine Kerl, war ich ja in der Hinten auch nicht, aber.
0:05:15Und dann ging das weiter. Also meine Konfirmation, da hab ich auch ziemlich viel Alkohol getrunken. Es hieß dann, so nach dem Motto, konformiert bist du jetzt, dann kannst du auch schon mal einen kleinen trinken. Das war so fast schon normal. Was bedeutet denn ein kleiner in diesem Kontext? Ein kleinen Trinken?
0:05:38Ja. Ja, was weiß ich, darfst schon mal ein Bier trinken, jetzt wo du konformiert bist, und vielleicht auch schon mal einen Schnaps. Ich bin auch sehr früh in die Lehre gegangen, mit 14 schon. Da wurde dann schon mal gesagt, so jetzt bist du ja in so einem Alter, wo du auch schon mal ein Bier trinken darfst. Obwohl das ja mit 14
0:05:54viel zu früh ist. Also da hat keiner an die Folgen, obwohl das ja durch meinen Vater vorgelebt war, der elendig an Alkohol, an seiner Alkoholsucht gestorben ist und noch viele andere Menschen, wurde das aber, ja, das wurde irgendwie hingenommen. Ist das in derselben Zeitspanne dann gewesen, wie dein Vater gestorben ist? Ja, in etwa. Ich war zwölf, als er gestorben ist. Und dann hatten wir eine Zeit lang Ruhe zu Hause. Also meine Schwester, meine Halbschwester, ist nicht bei uns aufgewachsen.
0:06:32Die ist Gott sei Dank bei meiner Oma groß geworden. Und mein Bruder und ich, wir haben natürlich total gelitten unter der Alkoholsoff, weil immer Streit,, Gewalt war auch. Da waren wir froh, dass endlich mal Ruhe herrscht. Aber dann kam der nächste an den Start. Also meine Mutter war, ich weiß nicht, die war sehr schwach.
0:06:57Die hat sich immer wieder an die gleichen Typen gehängt. Alkoholiker. Und gut, ich bin noch ziemlich lange, ich habe noch ziemlich lange zu Hause gewohnt. Ich weiß heute warum. Weil ich meine Mutter beschützen wollte. Also, das habe ich aber erst viel später selber gemerkt, erfahren. Also das wusste ich dann, das ging immer weiter. Ich ging dann in die
0:07:26Lehre und da war das auch normal. Also Alkohol war vor, ich bin 65 Jahre alt. Ich würde wahrscheinlich heute hier nicht mehr sitzen, wenn ich nicht vor 15 Jahren etwa die Notbremse gezogen hätte. Das war, das gehörte zum täglichen Leben fast dazu. Bis zu welchem Alter hast du bei deiner Mutter noch gewohnt? 22. Das ist schon recht lang, wenn du deine Lehre mit 14 gemacht hast. Ja, genau. Das ist schon lang. Und wie gesagt, das nahm so seinen Lauf. Also obwohl ich, wie gesagt, ja die, das Elend erlebt habe in meiner Kindheit,
0:08:08habe ich mir da überhaupt keine Gedanken drüber gemacht. Weil meine Freunde, meine Clique, die, das war mit, das ging dann los, 14, 15, 16, da wurde also Alkohol konsumiert, ne? Wochenende. Und ich habe eine ganz niedrige Hemmschwelle gehabt. Also ich habe auch kein Maß gehabt, leider. Und ich konnte unheimlich viel ab. Und Kater kannte ich gar nicht. Also wir haben teilweise das ganze Wochenende von
0:08:38morgens bis abends durchgetrunken und montags ging es dann wieder zur Arbeit. Also da war ich völlig schmerzfrei. Wie war es denn mit deinem kleinen Bruder? Ist er dann auch in ein ähnliches Verhalten gefallen, ein ähnliches Muster? Ich kann da im Moment, möchte ich da nichts zu sagen, weil da ist im Moment ein bisschen was los bei uns.
0:08:58Wir tragen alle die Narben unserer Kindheit, meine Schwester, mein Bruder und ich. Und im Moment ist da ja ein bisschen was los, wo ich im Moment nicht drüber reden möchte. Das ist zu akut. Was hast du denn beruflich gemacht? Ich habe eine Lehre als Kfz-Mechaniker gemacht und bin da durch einen ziemlichen Steuersack gegangen. Also eine ziemlich harte lehre und da war eben auch
0:09:25schon alkohol was die meine gesellen die haben gesagt jetzt bist du ja im zweiten lehrgarten dass wir schon mal jeden zweiten mit trinken so ungefähr also es wurde auch da während der arbeitszeit auch getrunken das habe ich allerdings nicht gemacht aber nach feierabend wurde schon mal Alkohol getrunken. Die Ausbildung ging drei Jahre. Dreieinhalb tatsächlich, ja. Und dann habe ich als Geselle noch eine ganze Zeit in einer Werkstatt gearbeitet.
0:10:00Und da wurde eben halt, ich habe ja eine Arbeitszeit nicht getrunken. Zu dem Zeitpunkt, jeweils noch nicht. Da wurde eben am Wochenende viel Alkohol getrunken. Ich war in so einer Clique drin, wir hatten eine Stammkneipe. Das ging also Freitagsabends los bis, keine Ahnung, Sonntag, Frühschoppen endete dann irgendwann nachmittags. Also es war schon heftig. Wir haben da uns immer ordentlich die Kante gegeben.
0:10:25Wenn du sagst, dass du viel abkant... abkontest? Abkontest, ja. Abkontest und vertragen hast, kannst du uns das ungefähr beschreiben, wie viel? Ich bin mal gefragt worden, ich hab ja, da kommen wir ja noch gleich dazu, ich hab ja dann eine Therapie gemacht. Also, grad spät ist. Ich hab teilweise einen Kasten Bier getrunken.
0:10:49Also einen ganzen Kasten, wirklich. Und dann auch, keine Ahnung, das zog sich über den Abend hin. Das waren also Unmengen. Ich hab eine Zeit lang viel Bier getrunken. Im Prinzip ist es egal, ob du einen Kasten Bier trinkst oder eine Flasche Schnaps. Der Alkoholgehalt ist ja immer irgendwo das Entscheidende.
0:11:08Und dann gingen wir auch zu härteren Sachen über, also Wodka und alles, was halt ordentlich gedröhnt hat. Also ich konnte da schon eine ziemliche Menge ab. Du sagtest jetzt einen Kasten Bier plus noch Schnaps oder Wein oder was auch immer. Inwiefern hat sich das denn im Verlauf der Jahre verändert? Gab es auch einen Zeitpunkt, wo du zwei Kästen Bier getrunken hast?
0:11:33Das schafft man kaum. Also das war sogar so, dass ich mit zunehmendem Alkoholkonsum, das zog sich bei mir über Jahrzehnte hin. Ich habe viel gearbeitet. Ich bin dann anschließend in den Verkauf gegangen. Ich habe also meinen Job in der Werkstatt an den Nagel gehängt. Das hatte auch gesundheitliche Gründe. Mein Rücken war kaputt.
0:11:56Ich bin als 14-Jähriger, ich war noch gar nicht ausgewachsen in der Werkstatt. Heute gibt es da gab es die Mittel noch gar nicht. Also immer in krummer Haltung und auf Knien und so. War mein Rücken kaputt. Bin dann in den Verkauf gekommen und das ist ja nun, da war ich, Moment, wie alt war ich da? Mitte 20. Ich habe also Autos verkauft, bis zu dem Rest meiner beruflichen Tätigkeit. Und da war auch immer am Schreibtisch oftmals eine Flasche, wenn die Kunden dann unterzeichnet haben.
0:12:35Oder ich habe damals auch viel noch zu Hause bei den Kunden verkauft. Da war das üblich, dass man bei denen auf dem Sofa saß und hat da den Vertrag gemacht. Und das wurde dann begossen. Also da war auch ja Alkohol im Spiel, oft. Aber mit zunehmendem Alkoholkonsum wurde das sogar weniger. Also ich konnte dann nicht mehr so viel ab und irgendwann kamen die Blackouts dazu. Also ich bin durch die Gegend gelaufen, wusste gar nicht mehr, wo ich war. Und das zog sich so weit hin, dass ich also mit immer weniger Alkohol immer mehr Blackouts hatte.
0:13:16Wie lang war dein längster Blackout? Ach, das war schon mal ein paar Stunden. Also ich war bekannt seinerzeit wie ein bunter Hund hier in der Gegend, in sämtlichen Kneipen. War ziemlich erfolgreich in meinem Job unterwegs. Hab auch ganz gut Geld verdient und ja, der Tag, ich hatte einen 10-12-Stunden-Tag. Und er endete fast jeden Tag in der kneipe ich kannte also etliche kneipe ich bin aus der einen raus da war ich in der nächsten so ging
0:13:51das das zog sich also hin bis die ersten körperlichen ich habe auch geraucht dabei wie ein schlot also was weiß ich so eine, da gingen dann auch mal zwei Schachtel Zigaretten durch. Also Alkohol und Nikotin im höchsten Maße, dass ich hier überhaupt noch sitze. Ich habe keine großartigen Schäden davon getragen. Mein Arzt hat gesagt, ich bin ein Streber, weil ich habe Werte wie ein Säugling. Also ist jetzt wirklich nicht übertrieben. Der Mensch kann einiges ab. Also wenn einer sagt, ich saufe mich jetzt tot, das ist manchmal gar nicht so einfach.
0:14:29Also der Körper kann wirklich einiges vertragen. Aber dann kamen so die ersten, ja, morgens, ich kann mir gar nicht mehr in Gang. Ich wusste auch mit mir gar nichts anzufangen. Meine Ehe ist dann zerbrochen. Auch wegen des Alkohols. Ich hab meinen Sohn verloren.
0:14:52Der hat den Kontakt seiner Zeit abgebrochen. War da auch Gewalt mit im Spiel? Nein. Auch nicht emotionale Gewalt? Das wird wahrscheinlich so gewesen sein. Du kannst einen alkoholkranken Menschen
0:15:08kannst du nicht taxieren. Du weißt nie wie der reagiert. Das ist so Jekyll and Hyde mäßig. Und es war natürlich Theater zu Hause. Meine Exfrau die hat darunter gelitten, mein Sohn total darunter gelitten. Also, ja, das war der Preis, den ich dafür gezahlt habe. Hat es da dir langsam gedämmert, was da eigentlich um dich herum passiert? Ja, klar. Ich wusste ja, mein Onkel, der jetzt kürzlich gerade leider gestorben ist, der Gründervater der GGS-Gruppe in der ich seit 14 1,5 Jahren Mitglied bin.
0:15:48Also mir hat diese Selbsthilfegruppe, hilft mir immer noch sehr viel. Das war der Gründervater und der wusste, was mit mir los ist. Der hat, mein Onkel hat drei Anläufe gebraucht. Der war ziemlich, also der war richtig fertig. Der war im Delirium und war ganz schlimm. Ich wusste ja, was mit mir los war, aber ich hab's mir nicht eingestanden.
0:16:14Und er, nachdem er zehn Jahre trocken war, der hat mich natürlich im Blick gehabt. Und sagte, du wirst eines Tages bei mir auf dem Sofa sitzen. Dann gebe ich dir einen grünen Zettel. Also grüner Zettel ist das sind unsere Flyer von der Gruppe. Ja, ja, hab ich gesagt Quatsch. Also es war bei mir keine Einsicht. Die Einsicht das ist ja das größte, der
0:16:43größte Schritt eines Suchtkranken. Wir haben bei uns in der Gruppe nicht nur Alkoholkranke, wir haben auch Drogen, Spieler. Also wir behandeln alle Formen von Sucht. Und wenn wir bei meiner Oma saßen, meine Oma war mein großer Anker, wenn die nicht gewesen wäre, dann weiß ich nicht, was mit mir passiert wäre. Und die hatte immer so Sammeltassen,
0:17:09und die konnte ich aber nicht anfassen, weil ich einen Flattermann hatte. Ich habe dann da gesessen, gib mir mal lieber so einen Pott Kaffee, den habe ich besser. Ich hatte auch natürlich Entzugserscheinungen, wobei das bei mir nicht so gravierend war. Also ich konnte das immer ganz gut verkraften. Was weiß ich. Das hat bei mir lange gedauert bis ich der Meinung war,
0:17:36dass ich Alkoholiker bin. Wie haben sich denn deine Entzugserscheinungen gezeigt? gezeigt? Ja, Fahrtlichkeit, morgens flattern. Ich habe es immer noch tagsüber geschafft, meinen Job zu machen. Ich war dann, wie gesagt, bin ich jahrelang im Verkauf gewesen, PKW-Verkauf. Hab gewerbliche Kunden besuchen müssen und musste auch ein gewisses Standing haben. Das hat immer noch ganz gut geklappt aber ich merkte immer je weiter das fortschritt mit dem alkoholkonsum und im laufe der jahre war das schwierig den tag über zu gestehen also um den ersten drink zu nehmen ich bin dann nach feierabend das war der
0:18:22erste weg schnurstark an meine kneipe. Und da kam ich da rein, da hat der Wirt da schon diverse Getränke stehen und dann habe ich mir da innerhalb kürzester Zeit die Bier und Schnaps reingetan, bis ich dann ruhiger wurde. Also ich merkte richtig beim Fahren, dass ich, ich muss jetzt schnell an die Tränke. Ich habe nochmal eine Frage bezüglich deiner exfrau und deinem sohn in welchem alter war das ungefähr als du deine familie in anfangszeichen
0:18:52verlassen musstest mein sohn war 16 16 17 und du warst ungefähr wie alt ich Ich bin jetzt 65, mein Sohn ist 34, vor 20, 18 Jahren ungefähr. Also da war ich 47, sowas in der Gegend. Ja, irgendwie Ende 40, Anfang 50. Ich bin dann gegangen. Ja. Ich bin gegangen, weil ich gemerkt habe, das eskaliert. Also es sind noch ein paar andere Sachen dabei gewesen, aber da gehe ich jetzt nicht näher drauf ein. Meine Frau, meine Ex-Frau hat da runter gelitten unter meiner Alkoholsucht, natürlich. Und mein Sohn, der hat, ich merkte, dass er Angst vor mir hat. Und ich bin dann gegangen.
0:19:39Das war natürlich eine total beschissene Zeit. Aber da war ich immer noch nicht so weit zu sagen, ich höre jetzt auf. Da habe ich nochmal richtig Gas gegeben. Was hat das mit dir gemacht, dass du gemerkt hast, dass dein eigenes Kind Angst vor dir hat? Hast du das wahrnehmen können? Ja, ich habe es wahrgenommen, aber habe es dann auch verdrängt. Okay, also nicht emotional angenommen? Schon, aber ich habe es runtergespült. Ich habe dann noch mehr getrunken. Dann war ich eine Zeit lang, ging es mir gar nicht gut.
0:20:14Ich hatte so ein paar schräge Beziehungen noch hinter mir. War völlig rastlos und habe eine Zeit im Wohnwagen gewohnt. Da war ich richtig fertig. Ein Freund besuchte mich und sagte, was ist mit los mit dir? Ich sag hau ab, ich trink mich jetzt tot. Verschwinde.
0:20:35Da war ich ziemlich fertig. War ne ganze Zeit krank geschrieben, weil mir ging's richtig dreckig. Ich hatte Leberwerte, die waren so dramatisch, dass der Arzt mich anrief, wenn du so weitermachst, kannst du gleich eine Kiste bestellen. Dann habe ich Schiss gekriegt,
0:20:55dann habe ich eine Zeit lang nichts getrunken. Das war aber auch nur kurzer Zeitraum. Das sagte ich ja schon, der Körper kann einiges ab. Meine Leberwerte haben sich wieder erholt und dann habe ich wieder zugeschlagen. Und ich habe dann wirklich da in so einem, ich war in so einem Paddelverein mit meiner damaligen Familie und da stand noch ein Wohnwagen, den wir noch gemeinsam hatten.
0:21:21Oder ich hatte den übernommen, genau. Da habe ich nur geträumt. Tag und Nacht. Und war also wie gesagt fertig auch. Wie hast du dir das alles finanzieren können? Ich habe ja noch einen Job gehabt, war krank geschrieben und das Geld ist ja weiter. Ich musste natürlich Unterhalt bezahlen und und und. Das war nicht üppig, aber ich bin ja dann nicht auch nicht mehr so in Kneipen gegangen, weil Kneipen sind natürlich teurer. Hab dann mehr im Vereinsheim
0:21:55getrunken, da war das ziemlich günstig. Also das ging immer noch. Hat dein Umfeld außerhalb deines einen Freundes, von dem du berichtet hast, dich nochmal darauf aufmerksam gemacht, was mit dir eigentlich gerade passiert? Ne, ich hab mich ja nur noch mit in einem Umfeld bewegt, wo getrunken wurde. Also ich hab, ich konnte mir nie vorstellen, dass es Leute gibt, die nichts trinken. Ich hab gesagt, wieso?
0:22:20Trinken doch alle. Und hab das natürlich immer runtergespielt. War nur noch umgeben von Leuten, die auch Alkohol konsumiert haben. Das war so... Das hab ich gar nicht gemerkt. Es gibt ja so viele Menschen, die keinen Alkohol trinken.
0:22:38Aber das kam in meinem Kopf gar nicht vor, dass das so ist. Wie hast du in dem Moment gewohnt? Warst du noch im Wohnwagen? Nee. Ich habe, nachdem ich in dem Wohnwagen mehr oder weniger gehaust habe, habe ich mir eine Wohnung genommen. Eine kleine Wohnung. Hab die auch ziemlich schnell gekriegt. Ich hatte noch einen Job. Das haben wir natürlich erstmal gebührt und gefeiert. Da war ich noch richtig im Fahrwasser. Ich habe eine Zeit lang bei einem Freund gewohnt, der sich freute, dass ich da war, weil der hat auch gerne getrunken und auch viel. Mit dem habe ich sehr viel getrunken.
0:23:14Und wir waren also ständig am Feiern. Am Feiern, Quatsch. hatten ständig Alkoholbetrunk und dann habe ich irgendwann gedacht du musst jetzt hier weg, du musst jetzt in eine eigene Wohnung ja, hab dann auch eine Wohnung gefunden, ziemlich schnell hab mir die eingerichtet und hab dann da aber auch munter weiter gemacht auf keine Fasende war ich ständig unter Strom. Habe es aber immer irgendwie noch geschafft einen Job zu haben. Bis dann eines Tages ich vor meinem Bildschirm saß
0:23:54und dachte was ist denn jetzt? Ich konnte vom Computerbildschirm nichts mehr sehen. Das drehte sich alles. Dann habe ich fürchterliche Kreislaufprobleme gekriegt. Das waren Entzüge, also durch dieses ständige Alkoholtrinken. Ich habe meinen Arzt angerufen und bin da hingefahren. Er sagte, wie bist denn du hier?
0:24:15Ich sage, mit dem Auto. So sagte er, Ende, raus. Ich ziehe dich jetzt aus dem Verkehr. Der hat also gesehen, was mit mir los war. Und das war der Punkt, wo ich dann längere Zeit krank geschrieben war, weil ich auch einfach nicht mehr konnte. Ich war körperlich kaputt durch diese, durch den jahrzehntelangen Alkoholkonsum und
0:24:37natürlich auch Nikotin noch dabei. Also ich hab, war fertig. Ja und da war ich aber immer noch nicht so weit. Da habe ich dann, als ich längere Zeit krankgeschworen war, auch völlig getrunken. Ich habe einen Magengeschwür gehabt, habe trotzdem getrunken. Ich habe Leberwälde gehabt, die waren so alarmierend und habe das, habe so weiter gemacht. In dieser ganzen Zeit hat deine Mutter das doch mitbekommen, oder? Nein, meine Mutter ist, ja das war ziemlich schlimm. Ich geh jetzt mal ein bisschen weiter.
0:25:15Als ich mich dann entschieden habe aufzuhören, das war vor knapp 15 Jahren, da bin ich zu meinem Onkel gegangen, der mittlerweile fast 20 Jahre trocken war und hab gesagt, ich brauch jetzt Hilfe. Und da sagt er, ich wusste, dass du jetzt demnächst hier bei mir aufläufst. Und dann hat er gesagt, pass auf, ich wusste auch ungefähr, was auf mich zukommt, du musst
0:25:43jetzt das volle Programm machen. Du musst eine Entgiftung machen und du musst eine Langzeittherapie machen. Das hat natürlich für mich erstmal eine Überwindung gekostet. Ich habe gesagt, okay, ich mache das jetzt. Dann starb unser Motto. Für viele wäre das ein Grund gewesen zu sagen, ich trinke jetzt weiter. Ich habe gesagt nein, ich will nicht mehr, ich höre auf. Da bin ich nach Bremen Ost gegangen in die Entgiftung. Da hatte ich noch so ein Schlüsselerlebnis. Ich bin also nüchtern dahin gegangen. Ich habe mich selber
0:26:23entzogen sozusagen, obwohl das gefährlich ist. Das wusste ich aber zu dem Zeitpunkt oder habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht. Ein kalter Entzug kann tödlich sein. Ich habe es also hingekriegt. Ich war stockernüchtern. Drei, vier Tage nichts getrunken.
0:26:41Dann bin ich mit der Straßenbahn und meiner Tasche nach Bremen-Ost gefahren und bin in Seversbrück wieder ausgestiegen. Ich habe gesagt, nee, das mache ich nicht. Ich brauche das nicht. Und stand da und die Straßenbahn fuhren an mir vorbei. Und dann hat er gesagt, nee, du musst das jetzt machen, sonst gehst du vor die Hunde. Steig also wieder in die Straßenbahn und sitz da und da kommt ein Obdachloser mit so Tüten voller Alkohol und der war völlig, ziemlich unten. Da hab ich gedacht, nee und ich will so nicht werden und bin dann nach ost
0:27:28gefahren war unangemeldet und bin hat gesagt hallo ich bin hier und ich brauche hilfe und das geht da ziemlich ruppig teilweise ab weil die haben natürlich mit den sogenannten drehpatienten dre Drehtürpatienten zu tun, die da ständig auflaufen oder oft. Ja, nur setz dich da mal hin und ach nee, wir haben heute gar keine Zeit, siehst ja, was hier los ist. Na, dann komm mal in den Übermorgen wieder.
0:27:56Nö, ich bleib jetzt so lange hier sitzen, bis ich ein Bett kriege. Ja, da wurde ich ziemlich rabiat auf ein Zimmer gebeten und die obere Abteilung, die Entgiftungsabteilung, da wirst du praktisch eingeschlossen. Ich wusste schon ungefähr was mich erwartet, aber da sind auch teilweise Härtefälle, die im Delirium sind, die werden fixiert und so weiter. Ich hatte dann das Glück, dass ich erstmal ein Zimmer alleine hatte für mich. Da hatte ich so ein bisschen Schiss vor und
0:28:30kriegte dann einen Mitpatienten, der aber auch schon ziemlich, ja, sein Gehirn, seine Gehirnzellen waren schon, diverse waren schon weg und hat auch schon rumgesponnen und so. Und ich habe das drei Tage gemacht. Und dann bin ich zum... man musste immer morgens da stehen, ob man noch einen Flattermann hat und so. Ich habe auch gesagt, ich will keinen Diazepan haben.
0:28:59Das ist so ein Mittel bei Alkoholkranken, damit die ruhig gestellt werden. Ich sag, ich muss hier von dieser Station runter, ich will auf die Wohlfühlstation, hab ich immer gesagt, das heißt anders. Und dann haben die sich beratschlagt und gesagt, ja, okay. Ich war also insgesamt drei Wochen da. Bin aber von dieser oberen Abteilung weg auf die normale Station,
0:29:28sag ich mal. Ja, hab da dann drei Wochen verbracht. Da wurde schon angeleiert eine Langzeittherapie. Ich wollte so schnell wie möglich im Anschluss in diese Langzeittherapie. Das klappte auch, die waren schwer, aber ich hatte einen tollen Halt in meiner Familie und vor allen Dingen mein Onkel, das war mein großes Vorbild, der es geschafft hat.
0:29:56Der hat mir sehr viel geholfen in der Zeit. Wobei er immer sagte, du hast dir selbst geholfen. Du hast den Entschluss gefasst und du hast dir eingestanden, dass du was tun musst. Aber ich bin ganz viel mit dem zusammen gewesen seinerzeit. Wir haben ständig geangelt. Ich habe mit dem an der Weser gesessen. Wir haben nur geangelt, haben gequatscht und gequatscht.
0:30:19Manchmal haben wir gar nichts gesagt. Das hat mir ganz viel geholfen, meine Geschwister. Und dann kam der Zeitpunkt, wo ich dann in die Therapie gegangen bin. Die Langzeittherapie? Ja, drei Monate. Ich bin in einer Therapieeinrichtung für Männer gewesen. Das ist Dammerberge, im Marienstift. Total tolle Klinik. Ich war da in der Klinik und nachdem ich dann noch mehr oder weniger den Tod meiner Mutter abgewickelt habe,
0:30:56und da waren noch so ein paar schlimme Sachen, gehe ich jetzt nicht näher drauf ein, war ich völlig fertig. Mein Körper, der hat... Ich bin da angekommen und da kam alles Mögliche zu Tage. Ich kriegte eine Gürtelrose, ich hab Kopfschmerzattacken gehabt, ich hab...
0:31:12Mir ging's so dreckig. Aber die haben mich erstmal in Ruhe gelassen. Also... Die werden sämtliche Tabletten abgenommen. Ich hab gar nicht so viel tabletten genommen doch magentabletten weil ich ständig magenprobleme hatte und die haben mich erst mal in ruhe gelassen ich hatte ein einzelzimmer und ich war völlig platt also ich glaube ich habe zwei warum nur geschlafen habe mich dann so langsam
0:31:36wieder aufgerappelt körperlich ja dann ging das halt los mit der therapie Therapiestunden, Einzelgespräche. Ich bin nicht gläubig, aber ich habe mit einem Pastor gesprochen, der selber auch betroffen ist. Und es waren natürlich die Gespräche mit den Betroffenen selbst, die auch viel geholfen haben. Nach ungefähr, ich weiß nicht mehr, sechs Wochen, vier, fünf Wochen, da ist bei mir irgendwie der Groschen gefallen. Also da hat das irgendwie Klick in meinem Gehirn gemacht. Und da habe ich gesagt, ja, du bist ein Alkoholiker.
0:32:15Ich habe bis dahin immer noch so ein bisschen gedacht, na ja, vielleicht ist das alles gar nicht so schlimm. Ich wusste natürlich, dass es schlimm ist. Und nachdem ich da diverse Einzelgespräche hatte und mit Therapeuten, habe ich gewusst, dass ich es bin. Dass ich alkoholkrank bin.
0:32:37Und habe mir das auch eingestellt. Hab gesagt, das ist so. Weil ich ja nun auch einiges, wie gesagt, in meiner Vergangenheit mitgekriegt habe. Mein Onkel hat diverse Anläufe gebraucht. Ich hab da drei Monate verbracht und das... Da hab ich ein neues Leben gekriegt.
0:32:59Tja. Genau. Du hast jetzt gesagt, dass du mit der Therapie ein neues Leben geschenkt bekommen hast. Wenn man ja dann da rauskommt, ist ja alles um einen herum trotzdem noch ein Scherbenhaufen. Wie bist du damit umgegangen? Die schwere Zeit beginnt erst, wenn du da entlassen wirst. Weil du bist in so einem geschützten Raum.
0:33:28Auch da haben Leute getrunken. Die sind da natürlich entlassen worden. Wenn die Therapeuten dahinter gekommen sind. Ich wusste von Anfang an, dass da einige das nicht schaffen. Das Problem ist ja auch, dass viele nicht schaffen. Viele werden dahin gedrängt, von ihrem Ehepartner, von dem Chef, was weiß ich,
0:33:48du musst jetzt eine Therapie machen, haben aber die Einsicht gar nicht. Die schwere Zeit begann nach der Therapie. Ich habe eine Wiedereingliederung gehabt in meinen Job und habe nach kurzer Zeit gemerkt, oder anders gesagt, es hieß da lasst du mal dass das langsam angehen aber ich war ganz schnell wieder an diesem flow drin
0:34:11weil ich auch gerne im verkauf war und das ist auch so ein ganz gefährliches ding mit diesem belohnung strinken so nach dem motto mensch jetzt hast du heute wieder richtig was gerissen und der Körper belohnt sich dann beziehungsweise der Ganskasten da oben gerne mit irgendwelchen guten Sachen. Bei mir war das ja immer Alkohol und ich hatte ein ich bin da ganz schnell wieder ach du mach du mal weil du hast das ja drauf und so und war hat das gar nicht gemerkt wie schnell ich da wieder in diesem in diesem fahrwasser war und habe dann ein ein erlebnis gehabt ich bin mit dem auto nach
0:34:51hause und stand vor meiner stammkneipe und hatte den türgriff schon in der hand und das war wie so eine glühende kohle ich bin dann schnell weg ich hatte eine eine Wohnung. Hab gedacht, nee, da darfst du nicht wieder landen. Also das war eine ganz schwere Zeit. Ich bin teilweise abends durch die Straßen getigert wie so ein einsamer Wolf. Ich habe mich von allem verabschiedet. Ich hab gewusst, du musst dich von allem trennen, was mitohol in verbindung steht stammtisch segelfreien keine
0:35:28ahnung ich war in zig communities wo immer ständig getrunken war und das war auch ein ding was ich natürlich aus meiner therapie mitgekriegt habe du musst dein leben ändern sonst wird das nix und das habe ich mir auf die fahnen geschrieben und ja dann fing ich an und musste erst mal selber klar kommen ich musste meine freizeit gestalten und dabei hat mir die gruppe geholfen wir haben auch in der gruppe freizeit aktivitäten ich habe mich dann auch
0:35:59ziemlich stark engagiert da damit leute die ja so wie ich mit ihrer freizeit nichts an fangt wissen damit die inhalt haben in der gruppe und da wurden also verschiedene sachen gemacht ausflüge etc das hat mir sehr geholfen also ich bin nicht rückfällig geworden das ist manchmal so dass das passieren kann aber ich habe mir gesagt ich will das nicht ich will nicht rückfällig werden egal was kommt es gab situationen dabei ich da hat mein suchtgedächtnis vorgespielt und zitternde weise stand ich da und das sind so Sachen, wo der Körper nach Alkohol schreit.
0:36:48Ich hab's geschafft. Ich hab mir, keine Ahnung, ich hab mir Beschäftigung gesucht. Ich hab, wie gesagt, viel Zeit mit meinem Onkel verbracht. Und die Zeit, mit der Zeit wurde es immer leichter, damit umzugehen. Aber die erste Zeit ist natürlich schwierig weil man sieht dann erst wo über alkohol im spiel ist aber ich habe dann auch menschen gefunden die eben halt auch keinen alkohol getrunken
0:37:16haben wo ich früher dachte die gibt es gar nicht wie soll ich trinken doch alle dann habe ich vor zehn jahren meine frau kennengelernt meine meine jetzige Frau. Ich musste also Mitte 50 werden, um dann nochmal neu anzufangen. Und ich bin so froh, weil meine jetzige Frau, die hätte mich wahrscheinlich mit dem Hinternicht angeguckt, so wie ich unterwegs war.
0:37:40In dem Umfeld meiner Frau wird wenig Alkohol getrunken. Wir haben uns gesucht und gefunden. Wir sind seit drei Jahren verheiratet. Wir haben tatsächlich in Las Vegas geheiratet, auf einer großen Reise. Und ich habe das Leben neu entdeckt neu mir wurde neues leben geschenkt hast du und deine ehefrau denn früh von
0:38:13deiner alkoholsohn berichtet sofort noch beim ersten date ich glaube sogar beim ersten date oder beim zweiten weil für mich spielt eine ganz große Rolle oder ganz wichtig ist für mich Offenheit. Offenheit, Ehrlichkeit. Und ich habe da sogar noch geraucht zu dem Zeitpunkt, weil in der Therapieeinrichtung wurden wir oder hat man uns angeboten so einen Raucherentwöhnungskurs zu machen und ich habe dann viel geraucht, weil das ist eine art ersatzdroge dann auf kaffee
0:38:48und zigaretten mein onkel hat immer gesagt alles ist besser als saufen du kannst über zehn liter kaffee trinken und 20 schachteln zigaretten rauchen das ist jetzt übertrieben aber meine frau sagte du kannst ruhig weiter rauchen. Und äh, nee. Ich sag, ich will nicht mehr rauchen. Ich will mit dir alt werden. So.
0:39:11Und dann hab ich aufgehört zu rauchen. Auch wieder mit Hilfe. Ich hab mir ne Hilfe genommen. Eine, ne, wie sagt man? Keine Ärztin, sondern Heilpraktikerin. Hat mir, äh, mir mit Akupunktur, ich wusste auch, was ich machen muss als trockener Alkoholiker,
0:39:31wie man sich verhält. Und hab seitdem keine Zigarette mehr angefasst. Hab mein Leben umgestellt. Ich hab auch total ungesund gelebt. Ich hab ganz schlecht gegessen, habe in der Kneipe meine Frikadelle gegeben und dann so ungefähr. Wir ernähren uns bewusst. Wir wollen halt zusammen alt werden.
0:39:55Und das ist das Leben, was ich heute führe. Für mich ist das Leben eine Droge. Und das ist immer das, was ich sage, auch in der Gruppe. Ich will von nichts mehr abhängig sein. Weder von Zigaretten, noch von Alkohol, noch von irgendwelchen Drogen. Ich habe es bis jetzt geschafft, aber ich muss immer hellewach sein. Und da hilft mir die Gruppe. Wir führen viele Gespräche, aber gespräche in der ich jetzt 14 über 14 jahre her das wird immer geht immer weiter weg aber trotzdem muss ich
0:40:49immer bin ich immer am ball ich habe diese krankheit jetzt wenn du einen gebrochenen arm hast der wächst wieder zu und dann ist er wieder gut aber die alkoholkrankheit bleibt das heißt du musst immer ich denke das immer zu ende und ich brauche immer einen rückzugsraum wenn wir mal tatsächlich auf einer feier sind oder so dann wissen die in meinem umfeld wenn ich dann nicht mehr da bin dann mache ich auch nicht viel film von dann bin ich weg meine frau bleibt dann zum teil noch da und ich brauche immer so ein rückzugs. Ich muss sagen können, ich
0:41:25muss jetzt hier weg, weil da kann ich manchmal nicht mehr mit umgehen, wenn Leute betrunken sind. Wie gesagt, in unserem Umfeld findet das kaum statt. Ja und so bin ich jetzt seit über 14 1,5 Jahren trockener Alkoholiker. Wie ist denn die Verbindung zu deinem Sohn heute? Ich habe keine Verbindung, leider nicht. Hast du es noch mal versucht den Kontakt und seit 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 hat sich da tätowieren lassen und hat noch meine Telefonnummer gefragt. Und sie hat mich dann gefragt, ob sie die weitergeben kann. Klar, warum nicht?
0:42:11Und wir hatten tatsächlich ein Treffen. Das war jetzt auch schon wieder ein paar Jahre her. Und leider hat das zu keinem Ergebnis geführt. Ich weiß jetzt nicht warum. Ich hab ne... das muss ich auch nochmal sagen, mich hat das nach der Therapie nochmal richtig eingeholt mit meinem Sohn, sodass ich nochmal eine Therapie gemacht habe. Und in dieser Therapie ist
0:42:38mir klar geworden, dass ich da anders mit umgehen muss. Ich kann da jetzt nicht mehr hinterherlaufen. Das klingt vielleicht hart, aber ich jederzeit bin ich für ihn da, aber der Kontakt ist leider nicht zustande gekommen. Weißt du, was er sich erhofft hatte von dem Treffen? Ich weiß es nicht. Ich kann es nicht sagen. Hattest du dich entschuldigt an dem Tag? Nein. Okay.
0:43:01Ich habe ihm versucht zu erklären. Er war sogar informiert, hat sich mit dem Thema beschäftigt. Ich habe mich aber nicht entschuldigt. Ich habe gesagt, klar, es tut mir leid, also doch eine Form von Entschuldigung. Nur ich konnte nicht anders. Und ich weiß nicht, ob das noch jemals was wird. Im Moment stehe ich auf dem Standpunkt, er lebt sein Leben, ich meins.
0:43:29Ich musste so damit umgehen, um mich zu schützen. Weil es keimte wieder Hoffnung auf, der Gehirnskasten ging wieder los. Und ja. Hast du dir selbst vergeben? Ja. Wann? Und ja. Hast du dir selbst vergeben? Ja.
0:43:46Wann? Kurz, nee, innerhalb der Therapie. Ich habe mir selber einen Brief geschrieben. Und ich habe meiner Mutter und meinem Vater vergeben. Ich habe gesagt, ihr konntet nicht anders. Obwohl ich so viel eingesteckt habe, Ich habe gesagt, ihr konntet nicht anders.
0:44:05Obwohl ich so viel eingesteckt habe, ich hatte zwei Bilder von den beiden, habe das da hingestellt und habe gesagt, okay, ich bin nicht gläubig, aber ich vergebe euch. Und innerhalb der Therapie habe ich mir auch selber vergeben. Das war für mich auch Bestandteil meiner, meines Weiterkommens.
0:44:30Also man lernt ja auch in dieser Therapie, wie man, was man für Wege beschreiten kann, um damit gut klarzukommen. Da waren tolle Therapeuten und ich habe eben alles aufgesorgt, was ich kriegen konnte. Und da war auch Bestandteil, dass ich mir selber einen Brief geschrieben habe. Den habe ich auch noch. Ja. Wofür bist du heute dankbar? Ich bin dankbar, alle die mich unterstützt haben.
0:45:01Ich bin der Therapieeinrichtungzt haben. Ich bin ... der Therapieeinrichtung dankbar. Ich hab also vor, bevor wir auf Weltreise gingen, vor viereinhalb Jahren, hab ich noch mal eine Nachtherapie gemacht. Das ist, wenn du eine gewisse ... Zeit der Abstinenz hast, nachweisen kannst,
0:45:23dann kannst du also eine Nachtherapie machen. Die ging über drei Wochen. Ich habe meinen alten Gruppentherapeut wieder getroffen, der hatte mich schon auf dem Zettel. Er sagt, ich habe extra eine Stunde für dich hier. Die freuen sich, dass es Menschen gibt, die das schaffen. Und die Akuten, die in der Therapieeinrichtung sind, denen kann ich was geben.
0:45:45Und ich kann natürlich auch was von denen nehmen. Also für mich ist heute ganz wichtig, auch was zu geben. Und das waren drei Wochen, die waren toll. Ich habe tolle Menschen kennengelernt, die auch teilweise rückfällig waren. Das war für mich auch wichtig, das zu machen. Und ich werde das wahrscheinlich nächstes Jahr nochmal machen.
0:46:09Also man kann das wiederholen. Leider machen das zu wenig, wie ich da in der Therapieeinrichtung erfahren habe, weil das ist wichtig für die Therapeuten auch und für die Erfahrungen, die trockene Alkoholiker mit sich bringen. Das werde ich also nächstes Jahr denke ich noch mal anschieben. Was würdest du Betroffenen raten, betroffenen Familien jetzt im Kontext? Wir haben in unserer Gruppe auch, die ist auch offen für Familienangehörige.
0:46:39Wir haben bei uns ab und zu Familienangehörige, die unter der Alkoholsucht ihres Familienmitglieds leiden und die können sich bei uns halt Rat holen. Was kann man machen? Wir haben erfahrene, also es ist eine Gruppe, die wird leider immer kleiner und es sind viele schon über einen langen Zeitraum trocken. Wir haben sozusagen Nachwuchsprobleme. Aber die, das hat andere Gründe auch. Das sind neue Therapieansätze und das mit der Gruppe wird nicht mehr so stark bewertet.
0:47:22Leider. Ich weiß nicht warum, aber ich finde es wichtig und die Leute, die in meiner Gruppe wird nicht mehr so stark bewertet, leider. Ich weiß nicht warum, aber ich finde es wichtig. Und die Leute, die in meiner Gruppe sind, die finden es auch wichtig. Und ich würde raten, eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen. Es ist schwierig, einem alkoholkranken Menschen, dass du ihm sagst, du musst das jetzt machen.
0:47:45Du kannst nur aufklären, du kannst sagen, komm mal mit in die Gruppe. Das ist aber ein Weg oder ein Schritt, den viele wollen, aber nicht schaffen. Ich habe ab und zu mal Anfragen, ich bin ja da bei uns gelistet auf der Seite, von Betroffenen, die sagen, ja, ich habe ein Problem, aber meine Freundin auch und was kann man machen und dann kommt aber nichts mehr. Also der Schritt muss im Prinzip von alleine kommen. Es gibt so viel Hilfen, gerade hier in Bremen, das ist total gut vernetzt mit etlichen Hilfestationen,
0:48:22aber man muss den ersten Schritt machen. Und diesen Schritt, ja, kann ich nur jedem raten zu machen, sich das einzugestehen und einfach auch mal eine Gruppe zu besuchen. Wir haben bei uns Betroffene, die sind noch, ich sag mal, im Fahrwasser, kommen dann ein paar Mal und denken dann vielleicht anders darüber, dass wir was machen müssen. Mit seinem Arzt darüber reden, das habe ich auch gemacht seinerzeit.
0:48:56Und sich einfach Hilfe nehmen. Also Hilfe nehmen, Hilfe annehmen. Was wünschst du dir für deine Zukunft? Ich wünsche mir eine trockene Zukunft und dass ich gesund bleibe. Ich bin jetzt Rentner, meine Frau arbeitet noch drei Jahre. Wir werden noch viele Reisen machen.
0:49:19Und dass ich ein trockenes Altwerden ein in Würde habe. Danke dir, danke dir, dass du deine Geschichte mit uns geteilt hast. Gerne, sehr gerne. Dankeschön und wir wünschen dir alles Liebe und alles Gute für dich und deine Zukunft. Hier noch eine Anmerkung. Wenn du von den besprochenen Themen betroffen bist oder Unterstützung benötigst,
0:49:43bitte zögere nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hol dir Unterstützung bei professionellen Hilfseinrichtungen oder dir vertrauten Personen. Bis zum nächsten Mal bei Von Bohne zu Bohne. Du willst selbst bei uns dabei sein? Dann melde dich auf unserer Website oder unserer Social Media.
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