Vom sexuellen Missbrauch zur Nekrophilie und Täterprävention #49 Sasha
Shownotes
In dieser Episode sprechen wir mit Sasha über ein Thema, das oft verschwiegen wird – Missbrauch, Trauma und die tiefen Spuren, die es hinterlässt. Sasha wurde bereits als Kind Opfer von familiärem Missbrauch und fand jahrelang keinen Ausweg aus der Gewalt. Die Folgen reichten von tiefen Vertrauensproblemen über Wut und Gewaltfantasien bis hin zu nekrophilen Fantasien und einer schweren Essstörung.
Doch Sasha kämpfte sich Schritt für Schritt aus dem Dunkel, suchte sich therapeutische Hilfe und setzt sich heute aktiv für Aufklärung und Prävention ein. In einem offenen und schonungslosen Gespräch erzählt Sasha von der Vergangenheit, dem langen Weg zur Therapie und dem Wunsch, mit der eigenen Geschichte anderen Betroffenen Mut zu machen.
Zeitstempel: 00:00 - 02:56: Missbrauch in der Kindheit 02:57 - 05:50: Fehlende Unterstützung der Eltern 05:51 - 10:52: Wut, Aggression und Tötungsfantasien 10:53 - 13:45: Entwicklung nekrophiler Fantasien 13:46 - 16:53: Die Konfrontation mit der Mutter 16:54 - 19:40: Der abwesende Vater und der Kontaktabbruch 19:41 - 25:18: Der lange Weg zur Erkenntnis 25:19 - 29:09: Der Umgang mit der Gesellschaft 29:10 - 32:49: Therapie und Täterprävention 32:50 - 37:27: Der Umgang mit Sexualität 37:28 - 41:58: Die Essstörung 41:59 - 50:41: Folgen des jahrelangen Erbrechens 50:42 - Ende: Reflexion und Zukunft
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Transcribed with Cockatoo
0:00:00Hab ich immer meine Eltern angeschaut und gesagt, weil ich die umbringen werde, ich töte die einfach. Und ich hab das gegobt. Und ich fand das wahnsinnig erregend. Und war total begeistert davon. Aber dann würd ich's, glaub ich, ziemlich brutal sagen.
0:00:13Dass er spürt, was er jedes Mal gemacht hat, wenn er gesagt hat, das ist von mir. Wenn, dann würd ich's immer mit ihr tun wollen. Aber meiner Fantasie schneid ich die... Fuck! Triggerwarnung! Bevor wir beginnen, möchten wir dich auf etwas Wichtiges hinweisen. Uns sind deine
0:00:32Sicherheit und Gefühle wichtig. Wir möchten gewährleisten, dass du dich während des Hörens unseres Podcasts wohlfühlst und keine unerwarteten Auslöser erlebst. In dieser Episode werden wir Themen ansprechen, die für einige Hörende verstörend sein könnten. Zu Beginn der Folge stellen wir das Thema vor. Falls du denkst, dass das genannte Thema für dich persönlich belastend sein könnte, dann möchten wir dich bitten, die Folge direkt zu beenden. Stell dir vor, du kommst in einen Raum, vor dir sitzt ein Mensch und du hast keine Ahnung, wer das ist. Das passiert mir in jeder Folge bei
0:01:04unserem Podcast von Bohne zu Bohne. Mein Name ist Charlotte und ich weiß vorher nichts über unsere Gäste. Kein Name, keine Information, keine Themen. Also werden meine Fragen auch deine Fragen sein. Ich bin Sanja und ich suche die Gäste. Hier achte ich darauf, dass es Menschen mit spannenden Persönlichkeiten und faszinierenden Erlebnissen sind. Und genau die wollen wir mit euch teilen.
0:01:29Bist du bereit, gemeinsam mit Charlotte neue Geschichten kennenzulernen? Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge. Mein Name ist Charlotte. Mein Name ist Sonja. Mein Name ist Sascha und ich kenne sie seit Jahren mit Nekrophilie, Essstörungen und Missbrauch aus der Vergangenheit. Hi Sascha, das sind sehr viele Themen, die du jetzt gerade eben angesprochen hast. Ja.
0:01:53Da musst du uns jetzt mal eben einzeln mitnehmen. Wo sagst du, sollten wir mit welchem Bereich starten? Mit dem Missbrauch. Okay, wann war das ungefähr? Es hat ungefähr angefangen, da war ich drei Jahre alt. Vielleicht auch vorher, weiß ich nicht. Meine ersten Erinnerungen sind aus dem dritten Lebensjahr. Und es waren Verwandte von mir, mehrere Personen auch.
0:02:12Es war auch nicht nur sexueller Missbrauch, sondern auch körperlich und emotional. Und wie lang ging das Ganze? Zehn Jahre. Oh, das ist eine ganz lange Zeit. Wie hat das Ganze angefangen? Also ich habe einzelne Erinnerungen davon, dass ich einfach mal so in den Arm genommen wurde
0:02:28und dann angefasst, so in den Tientz und angefasst wurde, so reingegriffen und dann mal drüber gestreichelt, so ganz nebenbei, als wäre es so das normalste der Welt, aber es hat sich auch nicht so angefühlt, weil ich habe meine Verwandten gar nicht so häufig gesehen, nur ja, so ein paar Mal, zum Geburtstag mal feiert haben und ich habe die aber nie als Familie wahrgenommen. Das waren für mich immer Fremde. Wir sind immer zu Fremden gegangen. Und ich wollte da auch nie hingehen, so von Anfang an. Und entsprechend hat sich das auch
0:02:56sehr freischande fühlt, aber ich konnte nicht irgendwie was sagen, weil ich nicht wusste, wie ich es sagen soll. So, mit welchen Worten soll man das ansprechen bei den Eltern? Weil das Dinge sind, die man nicht kennt, die einen noch nie jemand irgendwie erklärt hat. Und ja, als ich dann Jahre später angefangen habe, meinen Eltern zu sagen, dass da was passiert, zu sagen, so, hier, die tun mir weh, hat es angefangen mit dem Satz, das ist Familie. So, du bist hier sicher und das ist Familie. Ich durfte die nicht haffen, ich durfte nichts dagegen sagen, wie sie sich benehmen. Ich habe es trotzdem gemacht,
0:03:35weil ich kann es nicht leiden. Für mich war das ganz, ganz glücklicher Person, sonst bis heute. Aber mir wurde nie zugehört. Und du hast diese Ablehnung von mehreren Seiten deiner Familie dann erfahren, als du es geäußert hast? Ja, von allen. Also niemand hat mir zugehört. Ich bin auch der Überzeugung, dass man es gesehen hätte, hätte man die ganzen Puzzle zusammengesetzt. zusammengesetzt, weil ich hatte super viele Anzeichen, so ganz typische Anzeichen, die Kinder zeigen, wenn sie sexuell missbraucht werden.
0:04:09Und es wurde aber immer nur als einzelnes Ding angeguckt. Oh, wir haben das Problem, da haben wir noch dieses Problem. Aber nie als Ganzes, weil einzelne Probleme sind nicht ungewöhnlich. Ich habe zum Beispiel Kinder, die ganz, ganz viel masturbieren, Das ist gar nicht so unüblich. Das machen sehr viele Kinder, gerade Kleinkinder auch, auch Babys teilweise, die sich in der Windel reiben. Aber mit den ganzen anderen Anzeichen, zum Beispiel selektiver Mutismus, also ich konnte
0:04:36nur mit wenigen Leuten reden und da auch nicht vollends hätte man drauf kommen müssen, dass da was ganz so richtig nicht stimmt. Das wird immer so über die Seite geschoben von wegen, ja, du bist halt schüchtern, aber ich habe mich nie als schüchtern empfunden, weil Schüchtern halt bedeutet, dass man ängstlich ist und das war Kyi. Hattest du denn das Gefühl, dass du grundsätzlich in deiner Kernfamilie gerne zu Hause warst und dass du gerne ein Mitglied der Familie warst? Nein.
0:05:04Woran dachtest du? Für mich hat Familie, so wie es immer Kyi ist, wir haben eine Familie und wir haben uns gern, hat nie was Schönes bedeutet. Es hat immer Übergriffe bedeutet, es hat immer bedeutet, dass man nicht über das reden darf, was man findet, was man denkt. Das war alles verboten. Wenn mal ein Problem angehört wurde, dann hat das zwei Wochen gehalten,
0:05:27dass sich's geändert hat in der Familie. Und dann ging's wieder zurück zum normalen Zustand. Und es haben auch später dann zehn Jahre Therapie nicht geändert. Also das ist einfach das Ding meiner Familie, Totschweigen. Hast du denn eine Schwester? Ich habe eine große Schwester. Okay, wie war denn die Beziehung zu ihr? Sehr schlecht. Also das kam aber auch von außen tatsächlich. Meine Schwester hat
0:05:50ihre ganze Kindheit über gesagt bekommen, dass sie das hässliche Kind ist und ich habe gesagt bekommen, dass ich schön bin. Und das macht natürlich extrem viel mit dem Selbstwert, hat sehr viel auch bei ihr kaputt gemacht. Und mir wurde immer gesagt, ja deine Schwester ist sehr viel schneller, die ist viel sportlicher, die kann voll gut klettern und du kannst das alles gar nicht. Ich wurde immer so als klein, schwach dargestellt und fand das überhaupt nicht zutreffend. Ich wollte nie so einfach nur
0:06:18der Schöne sein, wie es immer dargestellt wurde und sie die Coole, wie dafür hässlich ist oder wie so. Das wurde immer so an uns eingetragen. Und dadurch hat man eben auch dafür gesorgt, dass wir uns nicht leiden konnten. Weil klar, ich wollte die Attribute haben, die sie bekommen haben von außen. Und sie wollte meine. Sie wollte die kleine Prinzessin sein.
0:06:38Was würdest du denn sagen, woran lag es, dass deine bzw. eure Eltern euch so unterschwellig erzogen haben? Es waren weniger meine Eltern als deren Eltern. Die haben das ganz viel gesagt und es wurde halt nicht irgendwie groß was dagegen gesprochen. Ja sie ist halt besser in Sport als du, sie hat auch da besser Not und alles. Solche Dinge waren das. Wurdet ihr nur vom Äußerlichsten her miteinander verbrichen oder auch von eurer sozialen Intelligenz oder eurer Entwicklung?
0:07:09Es war auch zum Teil Entwicklung dabei. Fokus war auf Äußerlichkeiten und so Attribute wie schnell laufen können und solche Dinge. Aber der Fokus war definitiv auf dem Aussehen. Ich weiß, dass ich sehr früh angefangen habe zu laufen. Ich konnte laufen, da haben die Ärzte erwartet, dass ich gerade anfange mich in Sitzen oben halten zu können.
0:07:31Ich hatte schon teilweise Entwicklungen, die sehr schnell waren, was auch relativ typisch ist für traumatisierte Kinder, dass sie am Anfang sehr schnell sich entwickeln und wenn es dann ins Erwachsenealter übergeht, ist dann sehr viel Rückstand ergeben, oder langsam, einfach im Vergleich zu anderen Menschen. Man ist auf einem ganz anderen Lebensstand, weil man schon vom Nervensystem her ganz anders funktioniert und vom Denken her. Man hat ja ganz andere Punkte gehabt, denen man schnell wachsen musste und andere, die
0:08:00überhaupt nicht wachsen konnten, weil ich das Umfeld dafür besorgte, dass es nicht geht. Das war nicht wichtig genug, um es zu entwickeln, sage ich jetzt mal. Genau. Wie war die Bindung zu deinen Eltern? Schwierig, würde ich sagen. Ich hatte eine etwas bessere Bindung zu meinem Papa, aber das lag mit daran, dass meine Schwester einmal, ich weiß gar nicht, wie alt ich da war, vielleicht drei, vier, da hat sie gesagt, das ist meine Mama, ich war zuerst da.
0:08:27Wenn du zu jemandem möchtest, dann musst du zum Papa gehen. Also die Mama ist besetzt und das ist auch so ein ganz häufiges Ding von Geschwistern. Und ja, dann bin ich zu meinem Papa gegangen. Problem war, dass mein Papa sehr viel Arbeit hingegangen ist, weil er wollte ja die Familie ernähren, er wollte mehr Geld verdienen, entsprechend hat er Überstunden gemacht und
0:08:46ja, ist öfters mal auf Geschäftsfeste gegangen. Das heißt, die Person, die als meine Bindungsperson vorgeschrieben wurde, war gar nicht da. Als du den Missbrauch geäußert hast, wem hast du das zuerst anvertraut in der Familie? Ich habe das immer wieder meinem Papa gesagt. Ich habe immer wieder gesagt, dass die mir wehtun. Und dass die Sachen machen, die ich nicht okay finde.
0:09:06Und er hat dann direkt mit der Ablehnung reagiert. Wie war das für dich? Es hat mir gezeigt, nicht dass es okay wäre, was da passiert, sondern es hat mir gezeigt, dass man niemandem vertrauen kann und ich mein eigener Richter sein muss, ich mir selber helfen muss. Das hat es mir immer wieder gezeigt. Wenn ich es nicht mache, dann macht es keiner.
0:09:28Es ist auch tatsächlich so, dass ich kein Urvertrauen habe. Urvertrauen entwickelt ein Kind in den ersten vier Lebensmonaten und wenn das nicht passiert, dann wird es nie wieder möglich sein. Also ein Mensch ohne Urvertrauen kann niemandem zu 100% vertrauen. Das geht gar nicht. Das heißt, auch heute würdest du sagen, fehlt dir diese Eigenschaft? Ja.
0:09:50Das hätte ich niemals lernen können. Ich bin mir darüber bewusst, dass ich mich niemals zu 100% bei einem Menschen fallen lassen kann. Wie ging es dann für dich weiter? Wie bist du denn da rausgekommen aus dieser Situation? Ich bin immer aggressiver geworden.
0:10:05Ich war ein sehr wütendes Kind, gerade wenn es um die Verwandten ging. Ich habe dann auch angefangen mit vier, fünf Messern und so mitzunehmen. Und wenn ich gefragt wurde, warum ich das Messer mit mir rumtrage, in den Obersen Tasche oder so eine Axt mit mir rumschwerpen möchte, habe ich immer meine Eltern angucken gesagt, weil ich die umbringen werde. Ich töte die einfach.
0:10:31Wie haben die darauf reagiert? Die haben es einfach weggenommen, haben es totgespielt und das wurde nicht mehr erfahrt. Wie hast du dich dabei gefühlt? Unverstanden. Es hat mich wütend gemacht, dass die meine Pläne kaputt gemacht haben, weil es mir sehr, sehr wichtig war, dass sie sterben. Ich hatte sehr, sehr heftige Gewaltfantasien, Tötungsfantasien als kleines Kind.
0:10:53Und ich habe mich dann auch, je älter ich wurde, immer mehr mit dem Gesetz auseinandergesetzt, dass ich genau wusste, bis zu welchem Alter ich noch die Möglichkeit habe, die umzubringen, ohne richtige rechtliche Konsequenzen zu haben von den Gefängnissen. Hast du dich da irgendwem anvertraut mit deinen Gedanken? Nein. Ich habe da schon über Jahre gelernt, dass mir niemand zuhört, dass es niemand hören möchte. Deswegen habe ich das so für mich gehabt und habe meinen Pädel geschrieben.
0:11:16Ich habe ganze Tage Bücher voll geschrieben von irgendwie, wie ich sie töten möchte und wie sich das anfühlen wird und wie das aussehen wird. Hat deine Familie mal deinen Tagebuch an die Hände bekommen? Ne, die haben mich da nicht so verinteressiert. Außer meine Schwester, die es einmal gelesen hat, aber da hat sie auch nur gelesen, dass ich geschrieben habe, dass ich sie hasse. Du hast jetzt davon berichtet, dass du ganz viele Fantasien hattest. Wie ging es denn dann weiter für dich? Als ich 14 war und diese Gewaltfantasien so ziemlich abgeerbt waren, sie waren irgendwo noch da, aber nicht mehr so,
0:11:57das Töten war nicht mehr der Fokus, weil ich war einfach nur noch auf dem Stand, dass ich gesagt habe, ich wünsche mir, dass sie sterben, aber nicht mehr so, dass ich das jetzt unbedingt machen muss, sondern sie sollen einfach sterben. Sie sollen sehr krank werden und qualvoll sterben. Und als ich so 14 Jahre alt war, haben sich andere Fantastien in meinem Kopf ausgebreitet, die dann sexueller Natur waren. Und das habe ich damit geneigt, dass zur selbsten Zeit ganz viele Leute
0:12:25einen Splatter-Film geguckt haben in meinem Alter. Was sind denn Splatterfilme? Keine Horrorfilme, sondern mehr darauf gerichtet, dass es sehr brutal ist und alles so. Zum Beispiel Saw. Das ist ein Splatterfilm. Und ich hab das geguckt und ich fand das wahnsinnig erregend.
0:12:42Und war total begeistert davon. Und ihr habt auch immer davon gesprochen, von wegen, dass die Filme so geil sind, überhaupt generell. Und ich habe das völlig falsch interpretiert. Ich dachte, denen geht das ein. Und ich dachte, die finden das alle irgendwie erregend halt. Bis ich ein Ding so angeschnitten hatte in der Schule und dann meintest du, ja, es ist
0:13:04halt schon geil, wie das aussieht. Und ich dann kurz komisch angeguckt wurde und hab so, ja geil, weil es halt voll krass ist und voll ekelhaft und so. Und da ist mir bewusst geworden, okay, das stimmt hier irgendwie nicht. Irgendwie meinen die das nicht dasselbe geil wie ich. Und habe das dann für mich behalten.
0:13:23Ich habe das dann nie wieder auf eine andere Weise angesprochen und das Ganze zwölf Jahre lang. Wurdest du in dieser Zeit denn dort immer noch angefasst? Er hat es aufgehört. Also ich bin jetzt ungefähr 30. Es war ein Vorfall, dass meine eine Tante mich angeschrien hat. Und da hat sie dann meine Mutter mitbekommen, dass ich überhaupt erst angeschrien wurde.
0:13:46Und da sie dann in Tränen ausgebrochen hat, hat sie gesagt, es tut mir leid, dass ich dir nicht geglaubt habe. Das heißt, deine Mutter hat erst dann so richtig verstanden, was eigentlich passiert ist? Ja, das ist schon seit Jahren geht. Aber sie dachte bis vor ein paar Jahren auch, dass es eben nur dieses Anschreien war, dieses Unfreundlichsein, dieses Drohnen. Meine Tante hat mir gedroht, mich zu schlagen.
0:14:07Okay. Und dann hat sie aber mit einmal alles geglaubt, was du vorher gesagt hattest? Sie wusste ja nicht, dass es auch sexuell war. Ach so, ich dachte, du hättest sie eher... Ich hatte die Worte gar nicht dafür. Ich wusste gar nicht, was ich sage. Und dann war irgendwo auch die Chance zu sagen, dass ich angefasst wurde, weil es ja immer hieß, das ist meine Schwester, meine Brüder.
0:14:26Okay, das heißt also bis dato hatte sie das nicht geahnt. Sie dachte immer es geht hier um körperliche Gewalt im Sinne von sie schlägt dich, aber nicht um sexuelle Gewalt. Okay, dann hat sie es aber auch damit nicht verstanden, sondern sie dachte auch da reden wir nur von körperlicher Gewalt. Ja, da durfte ich dann auch den Kontakt abbrechen. Also da musste ich nicht mehr mitgehen. Sie hat den Kontakt gehalten, macht sie bis heute und ich nehme das auch in Rühe.
0:14:52Sie weiß aber heute, dass du auch sexuell missbraucht wurdest? Ja. Okay, wann hast du ihr das denn gesagt? Das war 2021. Das ist noch gar nicht so lange her. Ja.
0:15:04Ich habe es gesagt, weil ich da traumatisiert wurde, weil eine der Täter Personen auf der Arbeit, ich habe zu der Zeit im selben Laden gearbeitet wie meine Mutter. Und da stand plötzlich hinter mir und hat so an meine Schulter gegriffen. Und da hatte ich dann so richtig dicke Flashbacks. Da kam eine große, große Erinnerung hoch.
0:15:27Da habe ich dann wieder ganz stark angefangen, aggressiv zu werden und zu drohen und auch immer noch dazu zu sagen, der darf nicht mehr kommen, der darf auf keinen Fall mehr kommen. Und dann gab es die Situation, dass seine Frau, also die Tante, die ich damals angeschrien hatte, in die Küche kam von der Arbeit und hat mich angeschaut, hat mich angelächelt und gesagt, wenn du schon da stehst, kannst du noch einen Kaffee machen.
0:15:49Ja. Und da war es dann für mich vorbei. Dann bin ich gegangen. Also ich bin rausgerannt, jetzt angestiegen, ich bin rausgerannt, ich bin über den Zaun geklettert und bin in die Wehr zur Arbeit gegangen. Verrückt.
0:16:03Und danach hast du deiner Mutter erzählt, was eigentlich wirklich passierte. Sie ist dann nach Hause gefahren. Ich habe dann nämlich gerade meine Sachen gepackt, weil ich ja zu meiner damaligen Partnerin gehen wollte. Und sie hat dann gesagt, was ist denn los, wieso reagierst du so heftig, was ist passiert? Und dann habe ich mich umgedreht zu ihr und habe gesagt, dass ich das Kind vergewaltigt wurde. Wie war ihre Werkzeug? Sie hat geweint, sie wollte mich in den Darm nehmen.
0:16:28Wollte? Das heißt also, du wolltest nicht? Ich wollte nicht in den Raum nehmen, ich wollte das nicht. Habt ihr danach nochmal darüber gesprochen? Nein. Das heißt sie kennt das Ausmaß der Situation nicht wirklich? Nein.
0:16:40Hat sie es dann nochmal versucht zu initiieren, das Gespräch mit dir? Nein, sie ist dann zu einer Schwester gefahren und hat mit ihr darüber geredet. Oh. Und seitdem redet niemand mehr mit mir über dieses Thema. Und was wusste deine Schwester bis dato darüber? Nichts.
0:16:54Das heißt also im Prinzip weiß deine Familie gar nicht wirklich, was die hier wieder wollen? Ja. Meine Mutter folgt mir auf Instagram, aber da rede ich ja gar nicht so viel darüber. Nicht so von wegen Werber als einzig dabei, aber da kriegst du ja immer so ihre Informationen her. Ich denke auch, dass es so das Maximum ist von dem, was sie erträgt. Ich glaube, sie würde mich ansprechen. Ich glaube, das, was ich auf Social Media bespreche, öffentlich, ist schon schlimm genug für sie. Und ich glaube, sie hat eines davor, zu hören, was da noch alles war. Würdest du es denn gerne mit ihr genauer besprechen?
0:17:34mit der Voraussicht, dass sie anfängt zu weinen mit irgendwo der Erwartungshaltung, dass ich sie tröste. Ich möchte sie nicht trösten. Aber du gehst direkt davon aus, dass du sie trösten müsstest. Ja, weil sie auch geweint hat und diese Umarmung war kein Oh mein names King, diese Umarmung war Halt mich fest. Wo war dein Vater in all dieser Konstellation? Wann hat er davon erfahren?
0:18:05Wie ist er damit umgegangen? Er hat es gar nicht erfahren. Der weiß es bis heute nicht. Wie, der weiß das bis heute nicht? Vor ein paar Jahren, das war 2019, hat er den Kontakt zu mir abgebrochen, weil er neue Partnerin gefunden hat.
0:18:20Und da ist das auch super viel dann passiert. Und dann hat er den Kontakt abgebrochen, hat gesagt, er möchte nichts mehr von mir wissen. Und über ein Jahr später hat er dann über seine Geschäfts-Mail dann Kontakt gesucht wieder und seitdem ist das so. Also ab und zu alle paar Wochen kriege ich ein E-Mail von wegen, hi, wie geht's? Mir geht's ganz gut, was ist bei dir so? Und das war's. Wie geht's dir damit?
0:18:45Die Geschäfts-Mail. Ich finde es nicht schön, ich finde es nicht okay, als meine Schwester geheiratet hat und ihm einfach nur gesagt hat, dass sie heiraten wird, ihn nicht eingeladen hat oder so, hat er auch geantwortet, dass er nicht bereit ist, uns zu verzeihen. Weil er der Auffassung ist, wir hätten seine neue Frau verstoßen, was wir nie getan haben. So, wir haben ihm gesagt, dass wir es schuld hätten, dass er jemanden gefunden hat, Anderen Seiten so auch von deinen Geschwistern, von deiner Hälfte, von der Verwandtschaft.
0:19:16Und eben auch von ihr selbst hingedreht, dass wir gegen sie wären. Mit Kleinigkeiten. So dass sie bei uns zu Hause war und wir hatten Taschen auf dem Esszimmertisch stehen. Da hat sie sich versimmt nicht angegriffen gefühlt. Würdest du deinem Vater gerne davon erzählen? Ich weiß nicht. Ich glaube, ich hätte zu groß Angst, davor wie er reagieren würde.
0:19:40Ob er sagen würde, dass es nicht stimmt oder dass er das Mitblick bekommen hätte, wenn es stimmen würde. Wenn du die Möglichkeit hättest, ihm das zu sagen, ohne seine Reaktion zu sehen, würdest du es ihm dann gern sagen? Ich glaube schon, aber dann würde ich es, glaube ich, ziemlich brutal sagen. was er jedes mal gemacht hat und er gesagt hat, das ist von mir. So wenn, dann würde ich ihn damit wehtun wollen. Warum?
0:20:05Weil ich ihn miterschuldigen sehe, weil er einfach sich auf eine Seite gestellt hat, anstatt die Seite seines Kindes. Der hat sich auf die Seite von fremden Menschen gestellt, das waren einfach nur die Geschwister seiner Frau. Mehr war das nicht. Das ist ziemlich wertlos. Ich bin der Auffassung, dass ein Elternteil, egal was ist, wenn er sein Kind zu stehen hat, sonst ist es Hochverrat. Und das hat er getan. Das heißt aber, du hast deinem Vater auch zu dem Zeitpunkt, als du es ihm gesagt hast,
0:20:46auch in Anführungszeichen nur von den Schlägen geschildert? Ich habe einfach nur gesagt, dass die mir wehtun, dass die grausam sind. Und er hat mich gefragt, was, dann hat er einfach nur gesagt, dass das Familien ist, das machen die nicht. Du hast gerade davon berichtet, dass du, als du drei, schon 14 Jahre alt warst, gemerkt hast, dass du eine Neigung hast. So nenne ich das jetzt einfach mal. Wie hat sich deine Fantasie oder deine Neigung auf deine Sexualität aufgewirkt? Ich hatte zu der Zeit keine andere Sexualität als das.
0:21:18Wahrscheinlich ist es traumhaft, dass jahrelang meine Sexualität quasi nicht rauskam. Ich habe mich für niemanden sexuell interessiert, also weder für Frauen noch Männer, für niemanden. Das habe ich gar nicht. Ich habe auch keinen Bezug dafür. Ich habe mich nie jemandem verliebt. Das erste Mal verliebt habe ich mich mit 21 und dann mit 23, mit der Frau, mit der ich damals zusammengekommen bin. Ich hatte nichts anderes. Ich hatte nur diese Fantasien. Deine Fantasien und deine Vergangenheit, wie hat sich das auf dein Körpergefühl ausgewirkt?
0:21:55Ich glaube, dass dieses Sexualisieren und dieses Masturbieren in meiner Kindheit schon zum Satz Nummer 1 Überwältigungsstrategie aus meiner Psyche und dass das letztlich auch irgendwo mein Körpergefühl geformt hat, aber auch gerettet hat. Ich hatte im Endeffekt die perfekte Mischung von ich werde grausam behandelt und abgewertet und jeder findet mich wunderschön und toll. Jeder möge mit mir verfreundet sein.
0:22:29Und das ist auch der Grund, warum mein Selbstwert nicht zerstört hat. Also ich habe tatsächlich einen ziemlich guten Selbstwert. Ich wurde auch schon oft als arrogant bezeichnet, aber meine Therapeutin sagt, das ist gesund. Das will ich ihr mal eingeworfen haben. Es wurde getestet.
0:22:48Es ist gesund. Genau. Ja, ich habe eigentlich die perfekte Mischung. Ich habe Sexualität damit irgendwo kennengelernt, meinen Körper kennengelernt mit meinen Fantasien zusammen, bis ich dann gemerkt habe, andere Leute sind ganz cool eigentlich
0:23:09und ganz interessant, auch auf sexueller Basis, und da mich dann neu zu entdecken. Ich habe das auch zulassen können tatsächlich. Das können nicht viele. Also gerade wenn die Nein, sage ich jetzt mal, vor der eigentlich gesunden Sexualität entsteht, ist es oftmals so, dass es eben keine gesunde Sexualität gibt oder man sie sich aktiv aneignen muss mit einem therapeutischen Setting.
0:23:31Und ich weiß auch, dass ich darauf achten muss, dass ich die gesunde Sexualität von mir pflege. Auch wenn sie für mich bei weitem nicht so befriedigend ist wie die anderen Fantasien, ist es wichtig, dass ich es dennoch benutze. Und sei es, dass ich ihn nur für den Höhepunkt der Fantasien nutze. Und das ist wichtig.
0:23:53Was sind das denn für andere Fantasien? Also kannst du uns die deutlicher beschreiben? Die nekrophilen Phantasien. Im Endeffekt ist die Phantasie, dass ich meinen toten Körper vor mir habe. Das Geschlecht ist da auch überhaupt nicht relevant. Der Schritt interessiert mich auch gar nicht. Deswegen bin ich auch sehr lange Zeit gar nicht darauf gekommen, dass das als Nekrophilie gelten könnte überhaupt oder überhaupt eben nicht wie ein sexueller
0:24:20Übergriff. Aber meiner Phantasie schneide ich... Hattest du jemals das Gefühl, dass du anders bist? Unter der Prämisse der Gefühle, die du hast oder der Neigungen. Ich wusste es, aber ich hatte mich nicht so gefühlt. Also nicht paraphile Störungen, das ist ja der Oberbegriff für Störungen wie die Nekrophilie. Sind ich Symptomstörungen?
0:24:44Das bedeutet, die fühlen sich nicht fremd an. Die fühlen sich genauso an wie jede andere sexuelle Fantasie, die man so hat, nur eben, dass sie als krankhaft gelten. Aber man leidet klar nicht unter diesen Gedanken. Man leidet unter den Konsequenzen davon. So zum Beispiel sozialer Ausschluss. Hast du das Gefühl, dass du sozial ausgeschlossen bist? Hatte ich sehr lange. Bis ich in der Therapiezimmer gesprochen habe und darauf gefangen wurde, habe ich sehr lange das Gefühl gehabt, dass ich damit komplett allein bin.
0:25:19Ich habe mich sehr, sehr vereinsamt. Ich meine, wir sind ähnlich alt, das Internet ist groß. Hast du nicht einmal nach Möglichkeit gesucht, um Menschen zu finden, die ähnlich fühlen wie du? Nicht nach Menschen. Ich habe generell versucht herauszufinden, was ich da habe. Vielleicht mehr nicht. Ich hatte in den Begriff Necrophilie bekommen. Ich dachte, wenn man necrophilie ist, dann hat man Sex mit einem Toten, wie man Sex mit einem lebendigen Menschen haben würde.
0:25:46Das war mein Bild von necrophilie jahrelang. Ich habe dann versucht zu googeln, wie meine Fantasien aussehen, und habe halt nichts gefunden. Ich habe mich dann auch mit der Telefonseelsorge auseinander gesessen, hab die gefragt und die wussten auch nicht was ich hab. Das war dann ganz interessant, dass niemand auf diesen Begriff gekommen ist. Und als ich dann bei der Täterprävention war, weil ich ja sämtliche Abzahlen von Therapeuten bekommen hab, ich war ja in den Freibahnen jahrelang, als ich dann bei der Täterprävention saß,
0:26:21dachte ich so, ja, Mikrophonie. Und der erste Moment, wo der Begriff mir dann schon hergekommen ist, so okay, das könnte tatsächlich das sein, war dann, so blöd wie es auch klingen mag, die Dokumentation von Jeffrey Dahmer. Oh. Ja. Das ist recht markant.
0:26:45Das war der einzige Begrüßungspunkt dann, so wie seine Fantasien aussahen, dass es eben auch nicht mit den Gelitalien war, der Sex, den er hatte, ist es mir so ein bisschen wie Schuppen von den Augen gefallen, so okay, ich habe auch kein Interesse am Schritt. Meine Fantasien sind nicht so wie die von Dharma, aber er wird als Nekrophil betitelt, das heißt es könnte sehr gut sein, dass ich Nekrophil bin. Und dann haben natürlich die Dann haben die natürlich direkt geguckt, wie kriegt man das wieder weg. Und ja, im Endeffekt kann man sagen, wenn es ganz am Anfang steht, dann kann man auch
0:27:23einiges tun, was die vielleicht sogar verschwinden. Aber zu dem Zeitpunkt hatte ich das ja schon zwölf Jahre. Die Klappe war leider zu. Wie hast du dich dabei gefühlt, als dir gesagt wurde, in welche Richtung es geht? Es war schon hart, vor allem weil man nicht wirklich die Möglichkeit hat, selber so groß zu recherchieren. Ich bin so ein Mensch, ich möchte mich ja auch wissenschaftlich verstehen und gehe mir Studien durch und alles und ich habe so eine Necrophilie nicht in diesem Ausmaß. Du liest
0:27:55dann eine Tragödie nach der anderen, da wurde jemand getötet und da kannst du übergriffen und du bist so, ja aber das bin ich gar nicht, das möchte ich ja gar nicht, ich möchte das ja gar nicht ausleben. Und dann fühlst du dich so total missverstanden, weil alles, was du über diese Störung liest, es sind ja Leistungsänderungen und nicht die Nekrophilen selbst. Weil ich finde es wichtig, das zu differenzieren, sonst es stigmatisiert so nur. Und gibt es denn Leute, die haben eigentlich die Möglichkeit, jemals bereit dafür zu sein, wirklich Hilfe anzunehmen oder noch prädetiv zu sein?
0:28:40Es sind so viele Übergriffe, egal welche Paraphilestörung da genannt ist, die passieren, schlicht und ergreifend, weil die Gesellschaft so sehr diese Menschen hasst, dass die sich gar nicht trauen, mal Hilfe zu bitten. Weil sie denken, wenn sie das tun, dann werden sie eben nur fertig, dann werden sie angeschrien, dann kriegen sie gesagt, das sind Monster, sie sind ekelhaft, sie müssen weggesperrt werden. Und deswegen machen die Leute das gar nicht. Und daran ist die Gesellschaft schuld.
0:29:10Und das müssen sie auch verstehen lernen, dass das, was sie tun, eigentlich Täterschutz ist. Du hast jetzt gesagt, du saßt bei der Täterprävention und es war schwierig für dich einen Therapieplatz zu finden oder letztendlich eine therapeutische Unterstützung. Woran lag es, dass es so schwierig war für dich, therapeutische Unterstützung zu finden? Weil alle meine psychischen Erkrankungen eigentlich ziemlich stigmatisiert werden. Ich habe ja auch die Diagnose der sozialen Persönlichkeitsstörung.
0:29:40Das ist leider ein Fakt, dass die meisten, die in Therapie sind mit dieser Störung, auch Straftäter sind. Die haben Therapie, weil sie im Gefängnis sitzen und dann müssen oder dann ein bisschen therapeutisch angebunden werden zum ersten Mal. Und der Arzt traut sich vielen Therapeuten einfach nicht zu. Und bei der Täterprävention, da sitzt du halt einfach bei einer Person, die
0:30:04in der Forensik vertraut ist. Da ist auch ein ganzes Team immer dahinter. Also du redest mit einer Person, aber die weiß, das ganze Team weiß Bescheid. Die kennen alle deine Akten. Und das ist aber ein großer Vorteil. Du wirst auf vielen verschiedenen Ebenen analysiert und verstanden auch. Du wirst super, super viel abgefangen. Man kriegt immer wieder gesagt, dass man nicht bewertet wird, dass es nicht darum geht, ob man ein schlechter oder ein guter Mensch ist, sondern man ist ein Mensch, der hilfsbedürftig ist und der jetzt auch Hilfe bekommt. Also das macht einen großen Unterschied, wie die Therapeuten in der Täterprävention mit einem umgehen,
0:30:45im Vergleich dazu, was man so bei einer regulären Chemotherapie kennt, leider. Bist du eigenständig auf die Täterprävention gekommen oder wie ist der Weg für dich dorthin gewesen? 2021 wollte ich in die Klinik gehen wegen der Retraumatisierung und ich wurde abgelehnt nach fünf Stunden. Also ich hatte mein Gespräch und hatte eine Bräutigam, die dann auch meinte, sie könnte sich vorstellen, mich zu behandeln in der Klinik dann, so die sechs bis sieben Wochen. Und ich so, okay, cool, hab mich eigentlich von Ruhe gefühlt. Es war eine Sennet, ich hatte auch nicht die Fantasien angesprochen.
0:31:17Da war ich gar nicht so bereit. Aber eben das ganze dissoziale Verhalten und mein Traumacher, ganz viel mit meinem Trauma gesprochen. Und fünf Stunden nach dem Termin hab ich einen Anruf bekommen von der Klinik. Ja, ich hab mit der Leitung besprochen, du wirst nicht auf unsere Station kommen. Wir sind nicht für dich zuständig. So mit deinen Problematiken, das behandeln wir gar nicht und wir geben
0:31:43dir jetzt eine Nummer und die googelst du bitte nicht, du rufst da nur an, die wissen Bescheid, dass du da anrufst. Ich habe da natürlich direkt erstmal gebügelt. Das ist der psychologische Pfeil von, denk nicht an den blauen Elefanten, warum sagt man das selbst wieder rückwärts? Also ich habe auch, ich habe natürlich auch gepetzt. Tja, natürlich, es heißt ja, Täterprävention, da saß. Die waren komplett entsetzt, also wie kann man nur, so, du musst einem Menschen erst mal erklären, was das bedeutet.
0:32:10So, hier, das ist Täterprävention, hören Sie mir bitte zu. Das läuft so und so ab und es geht nicht davon, dass man sie als Straftäter sieht, sondern dass es Programm ist, das auf bestimmte Punkte eingeht, die sie brauchen. Gucken Sie sich das vielleicht einfach mal an, die ersten, so erste Stunde gegen 90 Minuten. Vielleicht ist es ja dann doch ganz nett bei denen. Und das hatte ich ja gar nicht.
0:32:32Ich habe gesagt, warum das so zählt, habe ich nicht gehört. Und dann bin ich in meine Trotzhaltung gekommen. Ich neige extrem zu Trotz. Ganz, ganz schlimm. Das ist ein ganz großer Punkt in der Therapie. Da sind auch einige Situationen entstanden durch den Trotz, die mir richtig unangenehm waren.
0:32:49Als ich damit konfrontiert wurde von der Therapeutin. Aber ja, ich habe über ein Jahr gebraucht, bis ich den letzten Einsatz angerufen habe und gesagt habe, okay, ich brauche Hilfe, weil ich tatsächlich dann immer noch niemanden gefunden habe, der mich behandeln würde. Ich hatte zwar erste Sprecher, aber das ist nichts geworden. So.
0:33:07Lebst du heute in einer festen Partnerschaft? Ja, seit Kurzem. Okay. Hast du das Gefühl, dass du dich da offen mitteilen kannst, was alle deine sexuellen Bedürfnisse angeht? Ich lerne es nach und nach, weil sie das wissen möchte, aber nicht im Sinne von purer Neugierde, sondern es geht ja darum, dass Sexualität für uns beide schön ist.
0:33:30Das ist sehr, sehr wichtig. Sie hat auch Sozialpädagogik studiert, also sie weiß auch irgendwo, wie es auf mich eingehen muss. Sie macht es auch beruflich, mit traumatisierten Kindern zu arbeiten und Kenner, die ein oder andere Verhalten zweifeln, die sich dann auch in meinem Verhalten widerspiegelt. Aber das ist eigentlich ganz praktisch, sag ich jetzt mal.
0:33:52Auch wenn es immer wichtig ist, zu sagen, sie hat ihre Arbeit mit mir nicht nach Hause genommen. Sie behandelt mich, sie ist nicht meine Therapeutin. Ja, es war ihnen auch sehr wichtig, dass ich überhaupt therapeutisch angebunden bin, sonst hätte sie sich nicht auf mich reingelassen. Du hast vorhin davon berichtet, dass du mehr oder minder findest, dass die Gesellschaft das ganze Thema ablehnt und sagt, es wird in eine Schublade gesteckt. Bist du denn in solche Situationen gekommen, dass man dich das ganz knallhart spüren hat lassen, dass du nicht willkommen bist. Ja, definitiv. Also vor allem online, klar, da
0:34:29habe ich die meisten Hörungspunkte mit, dann ist es auch Thema, da spreche ich ja darüber. Da habe ich die meisten Kommentare, die ich da bekomme, berühre ich jetzt gar nicht, eben nicht so im Augenverträgen und okay, gut, dann blockiere ich dich halt, weil ich so schlimm bin, dass du jetzt nicht drauf klarkommst. Es gibt aber auch Leute, die wissen ganz genau, welche Knöpfe sie drücken müssen. Und ich weiß, sie drücken sie explizit deswegen, weil sie es nicht okay finden,
0:34:58dass ich dieses Thema Nikrophilie enttabuisieren möchte. Und dann kommen halt Sprüche wie, du hättest als Kind härter gefickt werden müssen. Das ist dann schon hart. Das zittert sich auch schon immer ein paar Tage weg, damit klarzukommen. Und ich habe das dann auch bei der Polizei gemeldet, wenn so was kam. Wie gehst du damit um emotional? Ich glaube einfach damit, dass ich weiß, dass die Leute selbst oftmals getriggert sind,
0:35:33durch eigene Traumata, durch den eigenen sexuellen Missbrauch, auch in denen sie sich teilweise gar nicht erinnern können und dann so heftige emotionale Flashbacks haben, dass sie halt so ausbrechen. Aber ja, zum einen bin ich therapeutisch angebunden und zum anderen habe ich meine Freunde, bei denen ich dann lästern kann, was ich auch brauche. Ich sage auch immer den Leuten, lästern ist nicht negativ, es muss raus. Man soll auch mal Leute hassen dürfen, auch Fremde hassen dürfen. So wie die mich hassen und
0:36:04vielleicht brauchen die das in dem Moment, muss ich sie auch hassen. Das ist okay. Wer hasst uns? Das ist auch wieder eine Verbindung. Würdest du denn sagen, mit der therapeutischen Unterstützung haben sich auch deine sexuellen Fantasien verändert? Ne. Die sind gleich geblieben?
0:36:22Die sind gleich geblieben. Es ist ein bisschen weniger geworden, aber es liegt daran, dass es auch mein Therapieziel ist, dass die ein bisschen weniger Platz kriegen und die gesunde Sexualität ein bisschen mehr Platz bekommt. Das ist auch sehr anstrengend, weil das ist eine Unkonditionierung, die man da machen muss. Aber vom Inhalt her hat sich da nichts verändert. Also es gibt natürlich auch andere Sachen, die mit Nikrofilie zu tun haben, die ich eigentlich finde. Das ist nicht immer explizit dieses Szenario, das ist halt einfach nur das beste Szenario. Aber da hat sich nichts geändert,
0:37:01das war alles genauso wie vorher. Du hattest vorhin davon gesprochen, dass du ganz große Vertrauensprobleme hast. Wie lange hat es gedauert, bis du dich tatsächlich zu der Necrophilie bekannt hast von Therapeuten? Dass ich das Wort ausgesprochen habe, ganz schwindelig. Ich glaube acht oder mal Monate. Und wie hast du dich dann gefühlt, als du es dann ausgesprochen hast?
0:37:27Es war so eine Erleichterung und so ein Druck gleichzeitig. Es war ein ganz merkwürdiges Gefühl. Ich stand die ganze Zeit im Raum und es wurde einmal schon ausgesprochen von der Therapeutin damals, aber es war dann auch so ein ganz, ganz befremdliches Gefühl. Ich habe auch lange gebraucht, explizit über meine Fantasien zu sprechen. Ich habe sehr lange mit Männerhelfen frei gesprochen, aber es war okay. Also meine Therapeutin hat gesagt, ich soll ja meine Fantasien schindern, soweit es mir möglich ist.
0:37:58Wenn ich gar nicht kann, das ist auch in Ordnung. Ich soll nur sagen, ob ich das Gefühl habe, ich könnte gefährlich werden. Weil klar, jeder Psychotherapeut muss jeden Patienten einschätzen, ob er selbst- oder fremdgefährdend ist. Das kriegt man in der regulären Psychotherapie oftmals gar nicht so mit. In der Theaterprävention, zum Beispiel, ja. Weil wir das schonmal angesprochen haben, weil es wichtig ist.
0:38:22Da wird das Team dann sagen, so wie Sie einen selbst einschätzen, der Psychotherapeuten entspricht, der schätzt einen ein und noch mal die eigene Einschätzung, das alles wieder zusammen betrachtet und ausgewertet, wenn dann irgendwas sein sollte, das muss man auch unterschreiben, dann werden sie rechtliche Schritte einleiten. Du sprichst ja öffentlich über dieses Thema. Ja. Gibt es denn auch Betroffene, die sich bei dir schon gemeldet haben?
0:38:49Viele. Die kommen zum Großteil über die Direktnachrichtendamen. Am Anfang waren es sehr, sehr viele, die gefragt haben, wo kann ich hingehen, zu welcher Täterprävention, weil die sind irgendwie alle nur für Pädophilie und ich habe keine Ahnung, wo ich hingehen soll. Dann habe ich auch mein Projekt gestartet, eine kleine Linksammlung, die ich ungehört
0:39:10getauft habe, wo ich sämtliche, also ich gehe davon weit, dass jeder, der mir etwas schickt, die fülle ich da hinzu, sämtliche Telepräventionsstellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz eingesammelt habe. Und das schicke ich denen dann. Und da habe ich auch schon einige Nachrichten bekommen, dass die jetzt therapeutisch eingebunden sind, dass sie jetzt Hilfe bekommen und dass es ihnen viel, viel besser geht. Also viele, die aufgeschrieben haben, so hier, ich habe Phantasien und ich weiß nicht wohin damit,
0:39:40ich weiß auch gar nicht, ob ich bei dir jetzt damit richtig bin und da ja ganz ganz viel Scham, die mich dann auch gefragt haben, so wie war das mit dich und wie sind die da eigentlich genau, wie läuft das genauer ab? Und deswegen spreche ich da auch sehr viel jetzt darüber, wie das da abläuft, wie man sich dabei fühlt, wie die mit einem umgehen, weil ich einfach weiß, dass wenn ich mir erlaube, offen darüber zu sprechen und zu sagen, ja, es ist beängstigend, aber die sind total nett und so und so, war das dann tatsächlich.
0:40:12Das war meine, ja, was ich mir vorgestellt habe und das ist, was tatsächlich passiert ist. Damit erlaube ich dann auch den Leuten dasselbe zu tun. Ich sehe das immer wieder in verschiedenen Lebensbereichen, wenn man sich selbst erlaubt, sich zu lieben und sich in sich zu kümmern und Dinge zu tun, wie in Therapie zu gehen, dann macht es dein Umfeld auch. Dann fangen wir auch an, weil es Normalität wird und weil die Scham wegfällt und diese Hürde wegfällt. Beschäftigt sich Nikrophilie immer mit einer weiteren Person oder könnte es auch sein,
0:40:47dass es dich erregt, wenn du dich verletzt. Also verstehst du die Frage? Ich verstehe was du meinst, ich wüsste jetzt nichts davon. Ich weiß nur, dass es immer um so ein Fremde geht. Ich glaube, wenn es um eigene Verletzungen geht, hat es wieder einen anderen Namen. Es geht definitiv um paraphysische Störungen, die sehr selbstgefährdend sind. Es ist auch so, dass jetzt im ICD-11 einige auch rausgestrichen wurden, also Zartismus und Massochismus, das rausgestrichen worden.
0:41:16Auch Transvestiten, also Menschen die einfach so sich gerne an zum Beispiel Männer, die sich in Frauunterwäsche kleiden und das alle empfinden, ist rausgestrichen. Bis zu dem Punkt, dass man sagt, dass es ein- oder fremdgefährdend oder es ist ein sehr großer Leidensdruck, dass es medizinisch relevant ist, das zu behandeln. Und darunter wurde auch zum Beispiel der King-Community sehr viel frei geordnet, weil es ja sehr viele Menschen gibt, die zum Beispiel BDSM praktizieren, was ja immer dem Konsens passiert und immer in einem gesicherten Rahmen, sonst ist es kein BDSM, die jetzt endlich nicht mal so krass verurteilt werden, weil es nicht mal das Krankheitsbild zählt. Du hast vorhin gesagt, dass du dich häufig alleine
0:41:59mit deinen Gedanken oder mit all dem, was dir sexuell gefällt. Hast du das Gefühl, dass sich das heute verändert hat? Auf gar keine Weise schon. Also es ist mir nicht wichtig, mit anderen Betroffenen der Troi zu reden. Da habe ich nicht so ein Interesse dran. Es hat für mich eigentlich tatsächlich gereicht,
0:42:18dass meine Therapeutin mich verstanden hat. Dass sie gesagt hat, okay, es ist in Ordnung, es sind Fantasien, es sind keine Taten. Im Kopf darfst du alles ausleben, was du ausleben möchtest, es tut niemandem weh, du darfst das genießen. Und ich hab's meinen Freunden gesagt und ihre Reaktion hat sehr, sehr viel mit mir gemacht. So dieses Selbstverständliche, das ist es, was mir am meisten morgens öffnet.
0:42:54So dieses Limpich, ich bin ganz so der Freak. So jeder hat seine gruppischen Fantasien. Meine wären jetzt illegal, wenn ich hier außen lebe würde und deswegen sehen sie als Störung. Aber es ist okay, dass ich diese Gedanken habe. Sie sind jetzt ein Teil von mir und sie dürfen auch ein Teil von mir sein. Wenn es irgendwann die Wissenschaft sagt, oh wir haben ja so wenigstens doch eine Heilung, dann würde ich die tatsächlich auch annehmen.
0:43:20Aber es ist soweit okay, dass sie da sind. Deine Mama oder deine Schwester, wissen die von deinen Fantasien? Ja, eigentlich nur, weil sie mich auf Social Media folgen, als wenn die persönlich gefragt. Okay, weißt du wie sie darüber denken? Ich habe keine Ahnung. Haben sie auch nie angesprochen? Nein.
0:43:41Ich sage ja, zu einer Familie ist sie totgeschmiert. Ach verrückt. Okay. Hat es zu Beginn erzählt, dass du unter anderem auch in einer Essstörung gelitten hast oder immer noch leidest? Also offiziell habe ich keine Essstörung mehr. Ich habe noch essbestreites Verhalten und es kann auch sein, dass es für immer so bleibt, dass immer wieder so Gedanken da sind, immer wieder so ein bisschen Verhaltensweisen davon, aber offiziell erfülle ich nicht genug Kriterien, um zu
0:44:08sagen, okay, ich habe eine Essstörung. Aber ja, es hat so ungefähr in meinem zehnten Lebensjahr angefangen, dass ich Bulimie hatte. Und das ging so bis 22, der zuletzt vier Jahre weniger aktiv, so mit 19 hat er ihn. Und wurde es dann besser, weil ich dann auch therapeutisch angebunden war. Also ich hatte einen Therapeut explizit für meine Erzstörung. Das war auch ein Privater, ich habe den selber bezahlt, der war so teuer.
0:44:37Aber er war grandios, er war wirklich gut. Weil ich bin da hingekommen, hab mich hingesetzt und dann hat er erst mal auch von sich selber erzählt. Und er hatte 25 Jahre dann Bulimie, bevor er sich Hilfe gesucht hat. Er hat einem ersten Mal erzählt, wie sein Leben jetzt aussieht und was er erst gemacht hat. Das hat mir sehr viel gegeben, weil ich dann auch angefangen habe von mir zu reden. Die haben das erst da sogar am Anfang sehr freundschaftlich und witzelnd erzählt,
0:45:05um die Sache auch aufzulockern und zu sagen, oh ja, dann habe ich die und die Sachen geklaut, habe es so aus mich reingedrückt und habe einen Quarrel in der Party veranstaltet, dass wir eben essen, kotzen, essen, kotzen. Und so, dann gab es schon diesen Stürz im Moment, wo wir gelacht haben und dann haben wir uns eingeguckt, den Kopf schiefgelegt und gesagt, merken Sie eigentlich, wie gestürzt Sie sind, wie krank Sie sind? Und ich habe den Eingang gehocht, erst ein totaler Klecks, weil ich habe immer gesagt, bekommst du.
0:45:34Ja, andere haben ein schöneres Sturm als ich. Und ich hätte die Würfe dann verdient, weil ich bin nicht dünn genug, ich bin nicht krank genug. Und einer hat mich in der Abreut gesehen und gesagt, du bist krank genug. Und du hast diesen Platz hier verdient, du brauchst diesen Platz, wenn du das möchtest. Wie kann ich hier denn deine Essstörung vorstellen? Seit zweites Bodemilie hast du ständig übergeben über jetzt, wenn ich richtig gerechnet habe, zwölf Jahre.
0:46:04Wie war der Tagsablauf, welche Mahlzeiten hast du beibehalten, wie hast du deine Mahlzeiten überhaupt geplant? Ich habe gar nichts geplant, ich habe auch keine Kalorien gezählt. Ich habe es schon mal versucht, weil Therapeuten meinten, es geschleift zehn Jahre Kalorien und es ist total wichtig und du musst dir ja Zeitschritten angucken und sagen, so willst du aussehen und du musst ein Zielgewicht haben, von wegen wie dünn willst du werden.
0:46:31Das hatte ich eigentlich nie. Ich habe schon angefangen, weil das so erwartet wurde und weil ich ernst nach werden wollte, habe ich mich so ein bisschen angepasst. Aber letzten Endes, weil meine Beststoppung nicht von wegen, ich möchte dünn sein oder so, darum ging es mir nie. Ich habe es einfach gefühlt zu kotzen.
0:46:49Das klingt so absurd, aber als ich 10 war, hab ich es einfach mal ausprobiert. Ich wusste, es gibt Bulli, ich wusste, es gibt Essstoffe. Ich war da aufgeklärt. Und ich hab das gemacht, weil ich wissen wollte, wie sich das anfühlt. Und ich fand es total toll, ich fand es total befreiend. Es hat so viel Druck von mir genommen, dass ich sofort süchtig danach war. Ich habe gegessen und getroben, damit ich es wieder auskotzen kann.
0:47:15Ich hatte immer wieder meine Phasen, in denen ich noch nichts anderes getan habe. Es gab auch keinen Tag-und-Nacht-Rhythmus mehr. Ich schlafe, weil ich erschöpft davon bin, gegessen und gekotzt zu haben. Ich hatte dann auch eine Zeit lang einen Schrank im Keller, den ich abschließen konnte und da drin habe ich mal so eine rolle mülltüten gesammelt dann hätte ich nachts nicht ständig die klopapier spülung betätigen muss man bin statt also runtergegangen in den keller habt dann die mülltüten gekotzt
0:47:49hab die zurück geknudelt und hab in den schrank gelegt und am ende der woche musste ich die muss den schrank ausräumen war ja voll nur hat das umfeld von dir das nicht mitbekommen doch aber die könnten nichts machen ich habe vorhin gekotzt. Es war mir egal. Ich war so in meinem Film drin, dass ich gesagt habe, das ist mein Körper. Es ist meine Hand. Ob ich jetzt mir eine Finger in den Arsch stecke oder andere welche erbreche,
0:48:13weil es gibt ja verschiedene Arten Weißen zu erbrechen, ist meine Sache. Das geht niemandem anders an. Und ich war auch, weil mich niemand sonst ernst genommen hat in dem Bezug auf die Essstörung, ganz weinend in der Community online. Und da wurde ich dafür voll in Frage gehalten. Voll autoritär.
0:48:30Und ich habe dann nur mit sehr vielen, sehr vielen kranken Menschen darüber gesprochen. Ich war ja auch mal mit viersten in der Klinik. Da war ich ganz frisch in der Community drin. Und... ich wurde von der...
0:48:47also bei der Einweisung auf die Waage gestellt. Die wussten, okay, er ist stöbernd. Zu der Zeit dachten alle noch, ich wäre malpersüchtig, weil ich nicht wollte, dass sie wissen, dass ich erbreche. Und sie guckt auf die Waage und hat gesagt, so, auch wer hat ein Schuhschuh, der macht das eigentlich wohl auch schon auch das Gewicht. Und ich hatte ein Gewicht,
0:49:05dass wenn man nach dem DMI jährlich mit dem Klav, man sollte sich jetzt nicht so daran festhalten, dann DMI, aber wenn es um ein Höchstgewicht geht, noch so ein niedriges Gewicht, dann sollten die Alarmglocken läuten. Und ich hätte eigentlich ein Gewicht, man hätte sagen müssen, dass ich ins Krankenhaus gebracht werden sollte und zwar als Ernährter. Und das ist nun passiert. Ich habe auch in dieser Klinik keine Hilfe dafür bekommen, es wurde nicht ernst genommen,
0:49:32weil es gibt ja noch schlimmere, noch dünnere Leute, die noch weniger essen als ich. Und ja, ich hatte in dieser Zeit keine einzige Therapiestunde, ich habe keinen Essensplan, gekriegt nichts. Boah, sag mir, ich krieg sowas zu hören.
0:49:48Boah. Das ist furchtbar, furchtbar, Alter. Ich habe nicht das Bild entsprochen, das sie von Essstörungen hatten. Die waren so veraltet in ihrem Denken,
0:50:00von wegen, ja, du willst halt aussehen wie die Model im Fernsehen, Hund aufstehen und sowas. Und ich war so, nein. Ist die Psychiatrie noch offen? Ja, die gibt es noch. Oh, die ist auch gehäult zogen.
0:50:11Die ist umgezogen, kurz nachdem ich entlassen wurde. Ich wurde entlassen mit der Aussage, du warst jetzt sieben Wochen da, jetzt ist dein nächster Traum. Ne, das macht mich richtig sauer. Das ist, also, das mangt daran Dingen,
0:50:23wo ich arbeite. Ich arbeite in einer Psychiatrie für Kinder und Jugendliche. Und genau solche Jugendlichen behandeln wir. Und nee, das macht mich sauer, das ist so unprofessionell. Furchtbar. Wie ist denn deine Beziehung zum Essen heute?
0:50:41Oder darf ich dich anders fragen, wie ist deine Beziehung zum Kotzen heute? Ich vermisse es. Ich vermisse es definitiv. Ich gebe mir am größten Mühe, es nicht zu tun, weil ich mich immer wieder daran erinnere, was es bedeutet, was für Schmerzen ich eigentlich hatte. Das war mir zu der Zeit selbst gar nicht so bewusst. Erst im Nachhinein dann, als ich erst mal in einem stabilen Gewicht war und nicht mehr so einen Nährwertmangel hatte, ist mir bewusst geworden, wie viel Schmerzen ich die ganze Zeit eigentlich immer so ein bisschen leicht blau angelaufen, weil Sauerstoff wird ja viel viel schlechter transportiert. Und ich hatte wunde Füße, die Fußsohlen waren teilweise offen.
0:51:26Ich hatte immer eigentlich Blasen an den Fußsohlen, an den Schulterblättern, zwischen den Knien. Und ich bin zu der Zeit noch geritten. Und deswegen habe ich bis heute Lagenarme an den Hintern, weil ich natürlich alles aufgegangen habe, und auf dem Feld sitzen. Danach blute ich ja immer so zur Blutdecke. Wie hat das das... also ich kenne dich ja ein bisschen aus. Magensäure zerstört ja auch die Speiseröhre und die Stimmbänder. Inwiefern hat das eine Ausdruck, wie hast du das gehabt?
0:51:58Also meinen Zähnen geht es erstaunlich gut. Ich glaube das liegt daran, dass ich so viel erbrochen habe, dass da gar nicht so viel machen soll wie drin war. Das hat sich selten nach einem erbrochenen Geschmack, so dass so Bitterworte und sowas selten, so manchmal mal eher, aber es hat einfach nach dem ersten Geschmack, das ich gegessen habe, durchgekaut. Meine Stimmbänder waren so vorher schon ziemlich herzlich verkümmert, also ich hatte ganz selektiven Autismus, weil ich ja nur mit wenigen Leuten reden konnte und dann auch nur wenig reden konnte.
0:52:31Auch immer gebraucht habe, so eine halbe Stunde, Stunde, bis ich überhaupt reden konnte. Und ich glaub's, sie haben meine Stimme gelassen und waren einfach am Arsch. Ich weiß nicht, wenn ich eine längere Zeit lauter rede, dann ist es sehr anstrengend für mich. Ich kriege dann auch Halsschmerzen, vor allem Schreien. Wenn jemand mich anschreit, passiert das selten. Aber wenn es passiert, dann tut mir das weh beim Schreien.
0:52:58Und auch danach, wo ich ein bisschen hart stehe. Ich bin mittlerweile ein bisschen überzeugt davon, dass ich auch ein bisschen eine Atemstörung gekriegt habe, weil ich sehr, sehr dazu neige, zu hyperventilieren, vor allem, wenn ich versuche lauter zu reden. Ich merke das dadurch, dass ich mehrfach am Tag eigentlich Symptome davon habe, dass ich überventiliere.
0:53:22Dass ich dann kribbige Hände kriege und kribbige Füße. Irgendwann fängt es an zu krampfen oder mir geht es schwindelig. Ich glaube, es kommt mit davon, dass ich einfach falsch atme. Wenn du auf all das zurückblickst, was du schon geschafft hast. Was würdest du sagen, wie geht es dir heute? Also mittlerweile tatsächlich würde ich sagen, gut.
0:53:44Ich habe super viel erreicht. Ich habe mehr erreicht, als ich je dachte. Ich bin eigentlich davon ausgegangen, okay, du wirst so mit 16, 18 sterben. Und dann war es das halt. Ich habe mir entsprechend auch nie Gedanken über die Zukunft gemacht. Das hat mich ja gar nicht interessiert.
0:54:00Ich war ja nie um jetzt in meiner Bubble gefahren. Aber ich würde mittlerweile sagen, dass ich schon ein Leben habe, worauf ich auf eine Art und Weise stolz sein kann, vor allem im Hinblick auf meine Vergangenheit, dass ich sehr viel erreicht habe und mir auch darüber bewusst bin, dass ich das alles überlebt habe. Und ich mir auch bewusst bin, dass es alles nicht hätte sein lassen. Es muss nicht passieren, damit ich stark werde, damit ich der Mensch bin, der ich jetzt bin.
0:54:33Ich bin dieser Mensch, trotz all diesen Dingen. Aber sie mussten nicht sein. Darüber bin ich mir bewusst. Ich habe es nicht verdient, dass das passiert ist. Ich habe es nicht verdient, dass mir diese Dinge angetan wurden. Aber ich habe sie überlebt.
0:54:52Das zeigt eigentlich so, dass ich mich sehr viel häufiger für das Leben entschieden habe, als mir das an der Zeit bewusst war. Was würdest du Menschen empfehlen, die in der Situation sind, in der du nahe warst, bezogen auf deine Erstörung oder den Missbrauch? Wir sind nicht schuld daran. Wir müssen da nicht leben, weil andere Menschen uns das angetan haben, weil unser Nervensystem einfach auf das reagiert hat, was passiert ist. Also wir sind ja in einem Mechanismus gefangen vom Überleben.
0:55:29Also alles was wir tun ist überleben. Jeder psychische Erkrankung ist dafür da, dass wir überleben. Und sie erfüllt erstmal in dem Moment einen Zweck. Ich war lange Zeit nicht bereit, ordentlich an meiner Erstellung zu arbeiten, deswegen habe ich es auch erst sehr später getan. Ich meine, neun Jahre später ist, dass ich aktiv etwas dagegen getan habe. Ich habe gelernt, das Wasser wird nicht wärmer, nur weil man später springt.
0:56:03Das sind sehr stehende Aussagen. Was wünschst du dir für deine Zukunft? Ich wünsche mir, dass es so weitergeht. Ich wünsche mir, dass ich weiterheile, dass ich weiter lerne, Liebe anzunehmen und Liebe zu geben und
0:56:19meinem Leben einen neuen Sinn gebe. Das wünsche ich mir auch. Danke dir, danke dir, dass du dich geöffnet hast uns gegenüber und deine Geschichte mit uns geteilt hast. Gerne. Dankeschön und wir wünschen dir alles Gute für die Internet Zukunft.
0:56:34Danke. Hier noch eine Anmerkung. Wenn du von den besprochenen Themen betroffen bist oder Unterstützung benötigst, bitte zögere nicht Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hol dir Unterstützung bei professionellen Hilfseinrichtungen oder dir vertrauten Personen. Bis zum nächsten Mal bei Von Bohne zu Bohne.
0:56:52Du willst selbst bei uns dabei sein? Dann melde dich auf unserer Website oder unserer Social Media.
Transcribed with Cockatoo
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