#4 Stella: Zwischen den Geschlechtern

Shownotes

Stella ist Trans und erzählt von ihrer 20-jährigen Reise der Selbstfindung und Identitätsentwicklung. Sie spricht über die Komplexität der Geschlechtsdysphorie, wie sie mit einem männlichen Körper in einer weiblichen Gedankenwelt lebte und wie sich diese Identität im Laufe der Zeit entwickelte.


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Transkript anzeigen

0: 00:00Stell dir vor, du kommst in einen Raum, vor dir sitzt ein Mensch und du hast keine Ahnung, wer das ist. Das passiert mir in jeder Folge bei unserem Podcast von Bohne zu Bohne. Mein Name ist Charlotte und ich weiß vorher nichts über unsere Gäste. Kein Name, keine Information, keine Themen. Also werden meine Fragen auch deine Fragen sein. Ich bin Sanja und ich suche die Gäste. Hier achte ich darauf, dass es Menschen mit spannenden Persönlichkeiten und faszinierenden Erlebnissen sind. Und genau die wollen wir mit euch teilen. Bist du bereit, gemeinsam mit Charlotte neue Geschichten kennenzulernen? Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge. Mein Name ist Charlotte. Mein Name ist Sanja.

0: 00:40Und mein Name ist Stella. Ich bin eine Transfrau und ich arbeite seit 20 Jahren im Bereich der Aufklärung und stehe seit 14 Jahren auf der Bühne. Schön, dass du uns besuchst in unserem Podcast. Magst du uns etwas von dir erzählen? Wer bist du und was machst du genau beruflich? Woher kommst du? Also ich komme aus Dresden. Wie gesagt, eine Transfrau. Habe mich vor über 20 Jahren inzwischen geoutet. Auch wenn das im Laufe der Zeit etwas unterschiedlicher war. Zu meinen Anfängen war das dann noch eher so eine zeitweise Variante. Das hat sich dann im Laufe der Zeit etwas gewandelt, indem man sich etwas besser selbst kennengelernt hat. Aber es ist eben eine Sache, die schon ein kleines bisschen mehr auf die Kindheit. Okay, wenn du sagst seit über 20 Jahren, lebst du jetzt seit über 20 Jahren so oder wie kann ich das genau verstehen? Nein, also vor 20 Jahren hatte ich mein offenes Outing, an dem ich das meiner damaligen Partnerin erzählt habe, in dem ich meiner Familie das erzählt habe und gesagt habe, hör zu, das ist so und so. Das ist keine Sache, die von heute auf morgen weggeht, weil bei vielen ist es dann immer, wenn es zum Thema trans kommt, gerade in unserer heutigen Zeit, wo das sehr medial ist, wird es ja auch immer mit einem Trend verbunden und es wird auch immer zu einer Entscheidung verbunden, also dass man sagt, ja, du kannst entscheiden, ob du das oder das bist. Und gerade bei mir, oder wenn man das so sagt, es geht so in die Richtung Transsexualität oder viele bevorzugen lieber Transidentität.

0: 02:36Es ist eine Sache, die nie weggeht, die immer bleibt, die immer in einem drin ist und die je nachdem in welchem Umfeld man aufwächst unterschiedlich sich ausprägt. Normalerweise sagt man, das ist eine Geschlechtsdysphorie, das heißt also man kommt der Kopf kommt nicht mit dem Körper klar. Das heißt also, von der Gedankenwelt ist man weiblich, aber in einem männlichen Körper müsste man das ändern und je nachdem in welchem Umfeld man aufwächst, hat man die Möglichkeit damit ziemlich früh anzufangen oder versucht das erst zu entdecken und irgendwie so ein bisschen zeitweise auszuprobieren. Bei mir war das eben dieses zeitweise ausprobieren. Ich hatte zum Glück eine eine Freundin gehabt, die sehr tolerant dem Thema umgegangen ist, wo ich das eben ausleben konnte, wo ich eben, wo wir am Wochenende unseren Mädelstag hatten, wo dann als ich als Mädchen dann einen Tag erleben konnte, wo wir Kinobesuche gemacht haben, wo wir Ausflüge unternommen haben und so eine Sache einfach, wo das für mich war, die, also da wirklich dieses Gefühl zu bekommen und dann das auszuleben.

0: 03:42Und später ist dann bei mir noch die Bühne dazugekommen. Eine Sekunde, wie alt warst du da, als du das ausprobiert hattest? Als ich das ausprobiert habe, da war ich 21. Okay und wie lange ging das dann, so das Ausprobieren an für sich? Also das Ausprobieren ging ziemlich lange, weil das dann immer so eine, es war immer bei uns Gesprächsthema, ob das mehr ist. Und bei mir war es immer so, ich war froh, dass ich eine Freundin hatte.

0: 04:06Wir waren auch 16 oder 17 Jahre zusammen. Das Ganze. Und ich war da super froh und ich wusste das aber auch immer, dass es ein schwieriges Thema wird, wenn sich das in eine andere Richtung entwickeln würde. Und bei mir kam dann zum Glück die Bühne dazu. Ich habe in einer Travestit-Arbeit gearbeitet. Das heißt, ich konnte es dann noch zusätzlich zu den Mädchentagen, zusätzlich noch auf der Bühne ausleben, das Ganze. Und es war für mich okay, auch wenn ich immer gesagt habe, Bühne ist für mich immer eine Rolle.

0: 04:44Das ist dann immer ein schneller Kleiderwechsel. Ich schlüpfe dann verschiedene Persönlichkeiten. Bühne ist dann immer eine Rolle und dann eben die Mädchentage sind dann wirklich für mich die Erholung und dieses Urlaub vom Mann sein. Das Ganze. Weil bei mir waren viele Sachen, es ist viele, viele Dinge gab, die für mich eher an der Verkleidung gleich kamen. Also viele würden sagen, ja auf der Bühne, das ist eine Verkleidung. Ich habe als Fotograf gearbeitet, wenn wir auf eine Hochzeit mussten, dann eben ordentlich gekleidet mit Anzug und allem dran. Das war für mich die größte Verkleidung aller Zeiten. Ich habe es gemacht. Es gab nicht viele Jungs-Klamotten bei mir im Kleiderschrank.

0: 05:27Meine Freundin musste mich dazu immer überreden, dass wir irgendwas holen und einkaufen gehen. Es gab dann wirklich die Zeit, wo ich dann mehr Mädchen-Klamotten hatte als Jugendklamotten. Die Jungsklamotten, die waren mir im Prinzip absolut egal, weil es war mir egal. Das war nichts für mich. Wie hat deine Familie darauf reagiert, dass du gesagt hast, du möchtest eine Frau sein? Bei meiner Familie war das ja so, es ging bei mir in der Kindheit schon los. Mit zehn, elf habe ich das entdeckt und habe mich an dem Kleiderschrank meiner Mutter bedient. Einfach weil ich selber hatte es nie mehr als 10, 11-Jähriger hat man nicht das Geld, um sich selbst irgendwas verkaufen zu können.

0: 06:19Ich musste mich damit immer bedienen, was meine Mutter nie verpasst hat. Natürlich ist es auch ein Teil ihrer Privatsphäre, wo man reingreift und das ganze Ding. Aber für mich war das die einzige Möglichkeit, das überhaupt in der Richtung auszuleben. Und da gab es viele Diskussionen und das Ganze und von daher haben meine Eltern es schon mitgekriegt, habe mich auch zum Psychologen geschafft und gemacht und die hat mich abgeklopft. Und meine Mutter hat mir Jahre später erzählt, dass die Psychologin zu ihr gesagt hat, dass nicht ich das Problem habe, sondern haben das weiter so laufen lassen, wie es dann war.

0: 06:54Also für mich war der größte Erfolg, dass ich meine Mutter überreden konnte, in der 10. Klasse als Frau zum Fasching zu gehen. Also das war für mich wirklich das Größte. Aber es musste dann eben nach ihren Regeln gehen. Sie hat ja entschieden, was wie aussieht und was ich anziehen durfte. Das heißt, du hattest auch früh erkannt, dass du für dich gemerkt hast, okay, eigentlich möchte ich gar nicht so leben und mit dem Kleidungsstil leben und vielleicht auch ganz anders. Es gibt immer viele, die behaupten, dass, und ich will das niemandem abstreiten, das Ganze, also dass Kinder schon früh für sich genau sagen können, ja, ich bin jetzt das und ich möchte lieber ein Mädchen sein, das ganze Ding. Und es kann sein, dass das schon so ist. Aber für die meisten ist gerade die Kindheit eine Entdeckungsphase, wo man sich selbst ausprobiert, wo man macht, wo man sich über solche Dinge überhaupt keine Gedanken macht. Also man dürfte mit diesen Themen überhaupt nicht in Berührung kommen, weil es ist absolut egal, das ganze Thema. Gerade wie viele Jungs standen in ihrer Kindheit mit den Schuhen ihrer Mutter vom Spiegel oder haben sich geschminkt oder mit anderen mit Puppen gespielt oder wie viele Mädchen haben mit Fußball gespielt und so ein Zeug. Also gerade bei Kindern, wenn sie nicht von den Eltern geprägt sind, ist das überhaupt gar kein Thema.

0: 08:04Das Ganze. Und für mich war das genauso eine Entdeckungsreise. Ich hatte meine Lieblingsprinzessin, wo ich unbedingt genauso sein wollte wie sie. Welche war das? Das war Belle von der schönen Spieß. War auch meine. Ja. Und der Film kam, glaube ich, genau noch, ich glaube, sogar selbst in der Zeit raus. Das sind so meine Phasen waren, das war auch, glaube ich, so die Anfänge von meiner Pubertät, wo es dann eben wirklich los geht, wo man anfängt, sich zu hinterfragen und diese ganzen Sachen und wo dieses Thema das erste Mal eigentlich wirklich präsent wird. Okay, du hast schon erwähnt, dass du seit über 20 Jahren schon in der Aufklärung bist. Wie kann ich mir das vorstellen? Bei mir war das Ganze einfach so, als ich dann mich geoutet habe, als ich gesagt habe, hör zu, das ist so und so. Wann war das? Das war 2001. Es war sozusagen zu einer Zeit, in der Internet noch nicht so publik war, in der es da noch nie riesige Netzwerke gab.

0: 09:17Es gab vorhin die ersten Zeiten, MySpace war da noch beliebt und bekannt, Google war in seinen Anfängen, Wikipedia gab es glaube ich zu der Zeit noch gar nicht. Man hatte in der Zeit nie wirklich die Möglichkeit nachzuforschen, mit einem was war. Jedes Mal, wenn man geguckt hatte, wenn irgendwas mit mit Trans geguckt hat oder der einfachste Suchbegriff war Männer und Frauenkleidern.

0: 09:39Wie sollte man sonst suchen, wenn man das nicht weiß? Ich kam auf einschlägige Seiten, die nun gar nichts mit dem Thema zu tun hatten. Es war sehr schwer in der Zeit, irgendwie was zu finden. Selbst die Foren, die sich mit dem Thema beschaffen haben, standen noch sehr in ihren Anfangszeiten. Für mich war das so ein Ding, wo ich mir gesagt habe, ich würde das gerne ändern.

0: 10:24Ich würde da gerne irgendwas dagegen tun. Weil mich das gestört hat, dass es immer so mit dieser sexuellen Schiene in Verbindung gebracht wurde, habe ich gesagt, das möchte ich anders machen als andere angehen oder als andere denken über das Thema. Dann habe ich 2002 im Dezember mit meiner Webseite angefangen. Wie heißt die? Jessica-Spirit.de Tessica Spirit war mein damaliger Mädchenname, für Zeitreise und Spirit. Es ist dann so eine Art Künstlername draus geworden, den ich dann auf der Bühne genutzt habe. Deswegen habe ich 2002 angefangen, die ganze Seite ein bisschen anders aufzuziehen, ein bisschen zu erzählen, wie das Leben ist, andere zu Wort kommen zu lassen.

0: 11:13Meine Freundin hat einen Text draufgeschrieben, meine Mutter hat einen Text draufgeschrieben, meine Freunde haben darauf geschrieben und ihre Sichtweise erzählt. Es gab natürlich Fotos, so wie das heute überall total üblich ist. Aber gerade wir haben versucht, das alles auf so eine normale Schiene zu ziehen. Wir wollten das aus der Schmuddel-Ecke rausholen und einfach zeigen, es ist die normalste Sache der Welt.

0: 11:16Es ist nichts Anstößiges, man braucht davor keine Angst haben, es ist nichts Verwährstes. Es sollte einfach dazu gehören. Da habe ich eben vor 20 Jahren angefangen. Damals, in den Anfängen, war es noch eine einfache Seite. Es hat sich dann im Laufe der Zeit zu einem Block entwickelt, der leider, weil ich einfach zu perfektionistisch veranlagt bin, nie das volle Ausmaß erreicht hat, was ich mir immer vorgestellt hatte. Ich wollte immer Make-up-Tipps geben, ich wollte immer die Geschichte beleuchten und aufzeigen, dass dieses Thema nie erst jetzt seit 20 Jahren oder eine Neuerfindung unserer Neuzeit ist, sondern es begleitet uns schon seit tausenden von Jahren. Das war damals in verschiedenen Kulturen kein Problem. Es gibt es in Märchen, Erzählungen und in Sagen.

0: 12:05Das wollte ich eben immer mit rüberbringen und zeigen, weil ich immer finde, wenn man zeigt, wie vielseitig dieses Thema ist und was alles dazu gehört, ist es leichter, etwas zu erklären und an die Leute näher heranzubringen, als wenn man nur sagt, es ist so und du musst es jetzt hinnehmen und akzeptieren. Hast du ein Beispiel für ein Märchen? Ein Beispiel für ein Märchen? Ja, jetzt so einfach aus dem Stegreich. Also es gibt ja unterschiedliche Märchen in der Richtung. Also wenn man zum Beispiel jetzt in die griechische Mythologie geht, da hat man zum Beispiel Herrn Aphroditos, also der Jüngling, der absolut sich selbst verliebt war und eine Nixe abgelehnt hat und die Nixe dann eben aus, aber die Nixe, die sich verliebt hatte, ihn dann aus voller Liebe sich um ihn verschlungen hat und ihn verwünscht hat.

0: 12:55Damit sind die Körper zusammengeflossen und es entstand ein Zwitterwesen daraus. Man hat ganz viele Cross-Dressing-Geschichten. Wenn man sich verkleidet in das andere Geschlecht, haben wir als harmloses Beispiel Rotkäppchen, wo der Wolf sich als Großmutter verkleidet. Wir haben die Zwölfjägerinnen, wo die Prinzessin sich als Jäger verkleidet und dann eben noch elf andere Mädchen mitnimmt und zu den Prinzen geht und versucht, den zu erobern. Es gibt indianische Geschichten, wo das ganz typisch ist. Die indische Mythologie ist voll damit davon, gerade wenn man Griechen hat, der das auch nie so ganz ernst nimmt mit der männlichen Gestalt und auch mal die weiblichen Gestalt hat.

0: 13:36Und du hast es dann auch thematisiert bei dir auf deiner Website, Blog, was auch immer? Oder war das eher Randgestalt? Das mit den Märchen. Also es sind jetzt, ich glaube es sind zwölf oder vierzehn Märchen sind bei mir auf der Webseite drauf, die ich mit meinen eigenen Worten neu erzählt habe, die ich teilweise aus dem Englischen übersetzt habe, weil es die im Deutschen überhaupt nie gibt. Viele Geschichten neu zusammengefasst habe, weil es gibt zum Beispiel aus dem Mittelalter in Deutschland einen Ritter, der als fahrende Jungfrau durchs Land gezogen ist und die Männer herausgefordert hat zu Ritterskämpfen. So etwas, wo alle gesagt haben, ja, gegen eine Frau kämpfe ich nicht und so etwas. Es gibt ja die verschiedensten Geschichten. Die sind teilweise auf meiner Webseite zu finden.

0: 14:18Ich habe aber auch im Rahmen des CSDs fünf Jahre lang an einem Abend eine Märchenvorlesung gemacht. Das heißt, wir haben da Märchen vorgelesen, wir haben jemanden, der Musik dazu gemacht hat und das Ganze untermalt hat. Wir haben dann immer Leute gehabt, über die wir Märchen diskutiert haben, wo wir auch ein bisschen erzählt haben, wie der Ursprung der Märchen ist, wie Grenzkultur damit zusammenhängt.

0: 15:00Teilweise hatten wir auch das Glück, dass wir Leute hatten, die das so cool fanden, dass wir es auch auf normalen Stadtfesten gemacht haben und dadurch ganz andere Zielgruppen wieder erreicht haben. Damit ganz andere Leute wieder in Berührung gekommen sind und wieder anderen zeigen konnten, dass das Thema gar nicht so ist, wie man denkt. Man muss dann immer auf Angriffshaltung gehen. Obwohl ich sagen muss, vor zehn Jahren, auch wenn es viele nicht glauben wollen, war es noch nicht so verbissen und noch nicht so schlimm, wie langsam die Entwicklung kommt. Wie drückt sich das aus? Also woran machst du das aus oder woran merkst du das? Das Problem momentan ist so, dass der Umgangsturm, wenn jemand nur das Thema Trans erwähnt, dass es ziemlich aggressiv wird und das von beiden Seiten.

0: 15:35Mich würde interessieren, was müssten wir dann tun, damit wir dem entgegenwirken? Also wie müssten sich deine Ansichten nach beide Parteien verhalten, um da mehr Aufklärung zu schaffen oder mehr Frieden zwischen beiden Seiten zu schaffen? Aufklärung müsste mehr geschaffen werden, indem man sachlicher mit den Themen umgeht. Also das große Problem ist, es ist super, dass die Jugend inzwischen so mobil ist und sich für viele Sachen einsetzen macht, aber das große Problem bei der Sache ist, weder interessieren sie sich für die Vergangenheit, noch was da geschehen ist, wie Dinge zusammenhängen und sie versuchen alle Dinge mit der Holzhammer-Methodik an die Mann zu bringen. Also durchzusetzen, sagen du musst es jetzt akzeptieren, das ist jetzt so, Punkt aus, ansonsten bist du gegen mich.

0: 16:27Das müssen die lernen. Die müssen lernen, wirklich einfach sachlich damit umzugehen, ohne Beleidigung, weil das ist auch noch ein großes Problem, dass so gleich geschossen wird und alle wirklich aufs tiefste beleidigt werden und beschimpft werden und gemacht werden. Aber das ist von beiden Seiten. Ich kann auch die andere Seite verstehen, sozusagen die nie betroffen sind, die einfach nur genervt sind, dass dauernd dieses Thema publik gemacht wird und dass viele sich eher in den Vordergrund spielen und das Thema zu etwas Besonderem machen und sich zu etwas Besonderem machen, also sich selbst so darstellen, als wären sie was Besonderes, weil es gibt doch Aussagen und das ist das krasse Beispiel, wo Transfrauen eben von sich behaupten, dass sie besser sind als richtige Frauen, wo sie dann eben wieder andere Runde setzen und machen und tun und das sind jetzt negativ Beispiele und das werden die alle so machen, aber das sind leider die Sachen, die am häufigsten weitergeteilt werden, die geklickt werden und die am Ende dann das Bild prägen, solche Aussagen. Total schade, so was.

0: 18:08Also naja, aber die Sache ist die, warum wird das gemacht? Also zu sagen total schade, also die haben ja auch irgendeinen Beweggrund so und die Frage ist, was ist deren Beweggrund, um so zu handeln? Wahrscheinlich, weil sie selber stigmatisiert werden, um sich damit vielleicht zu stärken, von der Seite zu betrachten. Würde ich nicht unbedingt sagen. Also was man auf jeden Fall sagen kann, es geht sehr viel um Selbstliebe und geliebt werden. Also ich glaube, es sind sehr viele Menschen dabei, gerade aus dem Trans-Spektrum, die einfach nur um Anerkennung kämpfen, um Liebe kämpfen, aber das auf die vollkommen falsche Art und Weise machen.

0: 18:27Genau, also im Prinzip sie wollen Anerkennung, aber versuchen es mit einer extremen Art. Würdest du noch ein bisschen von dir erzählen wollen? Wie war denn dein Weg? Also du hast gesagt, du hast die Website veröffentlicht, die hat sich dann ein bisschen gewandelt. Wie ist der Name von der Website heute, wenn damals ein anderer war? Also es gibt immer, sie ist immer noch unter jessica- ministerium.de zu finden. Genau, ich habe die Webseite gemacht, damit viel Aufklärung gemacht. Ich hatte das Glück, dass selbst meine alten Lehrer, wenn die an andere Schulen gegangen sind, gesagt haben, hast du nicht Lust vorbeizukommen und für der Klasse zu sprechen, erzählen, ein bisschen Aufklärung zu betreiben, so eine Sachen.

0: 19:21Hier für Dresden bin ich immer noch eingetragen als eine Ansprechpartnerin zum Thema Trans, wenn es darum geht, also wenn irgendjemand Probleme hat, dass man sich bei mir melden kann und so. Da gibt es eben auch Psychologen und andere Leute, die da anrufen und sagen, hör mal zu, ich bin noch nicht so gewandt an dem Thema, kannst du mir ein bisschen helfen? Nachhilfe geben sozusagen, weil das ja wirklich schwierig ist, das Thema. Eltern, die zu mir kommen und sagen, hör mal zu, wir haben ein Problem mit unserem Kind, kannst du den mal ein bisschen auf dem Zahnfleisch fühlen oder mal gucken, was da ist?

0: 19:59Es ist jetzt wirklich trans. Gerade bei Kindern ist es immer die Schwierigkeit, dass wir jetzt sehr viele Eltern haben, die etwas übereifrig sind, wenn es um das Thema geht. Also es wird nicht mehr danach gegangen, nach dem Motto, das Mädchen liebt Hosen oder Jungsachen einfach und es bleibt trotzdem Mädchen, sondern es wird immer so gesagt, als Gefühl, als Erleichterung, dass man sagt, nee, die ist trans, die will eigentlich ein Junge sein und fertig. Was genau meinst du jetzt mit diesen Worten Gefühl der Erleichterung? Weil das Thema jetzt trans eben so publik ist und für jeden präsent ist. Das Mädchen ist natürlich ein einfaches Beispiel, andersrum schwieriger wäre es, wenn es ein Junge ist, der jetzt gerne in Mädchenkleidung wäre. Weil für die Eltern ist es gefühlt schwieriger zu sagen, ja das ist ein Junge und er liebt einfach Mädchenkleider.

0: 20:23Es ist inzwischen einfacher, weil sie wissen, dass dieses Thema bekannt ist. Sie sagen, ja das ist trans und das ist einfach so. Sie gehen den einfachen Weg, also sie nehmen da so eine einfache Entschuldigung dafür, anstatt einfach das Kind auf der einen Seite Dinge ausleben zu lassen und ich glaube, es ist auch so ein bisschen Selbstschutz, sich davor immer erklären zu müssen. Also wenn man Wenn man einfach sagt und behauptet, das Kind ist trans, schafft man auch ein kleines bisschen Selbstschutz, was inzwischen auch bekannt ist. Man darf nichts gegen trans sagen, dann gilt man sofort als transfeindlich.

0: 21:01Wenn man sagt, da ist ja ein Junge und er lebt nur einfach mal Mädchenkleid und wir gucken mal, was da passiert und so. Da würden die Leute wahrscheinlich ganz anders drauf reagieren. Im Prinzip meinst du, dass es für die Eltern dann leichter ist, zu sagen, hey, mein Kind ist trans, dann habe ich wenigstens einen Namen für das, was mein Kind ist und dann weiß ich, in welche Richtung wir laufen. Das heißt also, du gehst davon aus oder du meinst, dass die Eltern sich den einfachen Weg raussuchen, in Anführungszeichen, weil sie schon klar definieren, was das Kind hat und dementsprechend dann gemeinsam darauf hingearbeitet wird. Nein, also es wird sicherlich Eltern geben, die das machen. Es gibt eben auch viele Eltern, die das einfach mit nutzen, weil sie es einfach nie anders wissen. Das ist eben das große Problem der Aufklärung, dass dort mit mit sehr vielen Dingen um sich geworfen wird, egal ob es Fachbegriffe sind oder Wörter sind, wo die meisten sich nicht auskennen und diese auch nie hinterfragen. Viele kennen eben nur die Dinge, die sie irgendwo schon mal gehört haben und benutzen das von daher geben falsch. Es gibt Eltern, die sind oft geklärt, die merken, dass das Kind in eine bestimmte Richtung gehen will, aber es gibt eben viele Eltern, die das dann einfach so, es klingt jetzt bestimmt ein bisschen unfair, wenn man sagt, es als hip ansehen ein Pranzkind zu haben. Nehmen wir jetzt mal an, ich hätte ein Kind und dann nehmen wir ein Beispiel von vorher. Ich habe einen Sohn und der trägt gerne Mädchenkleidung. Mein Kind ist acht Jahre alt und ich weiß gar nicht, wie ich damit umgehen soll. Was wäre für dich, was meinst du, was wäre der optimale Weg, um zu analysieren und herauszufinden, was das Kind hat beziehungsweise was das Kind sich wünscht?

0: 22:38Als erstes für den Anfang einfach das Kind machen lassen und es ausprobieren lassen und versuchen zu schützen vor den äußeren Einflüssen und zu gucken, dass man es so wenig wie möglich beeinflusst, sondern es einfach wirklich, dass es aus der eigenen Entscheidung rausgeht. Man kann mit dem Kind reden, so ein bisschen fragen, warum der Junge nun Kleider mag, warum er das mag und so, ein bisschen zu fragen, aber man sollte nie versuchen, es irgendwie in Richtung zu drücken und zu pressen, weil das ist meistens so, die Eltern haben ja schon einen gewissen Einfluss auf die Erziehung, wie sich ein Kind entwickelt. Was würdest du sagen, wie lange sollte ich mein Kind denn erstmal ausprobieren lassen und versuchen, dass es nicht zu extrem beeinflusst wird? Wie lange, bis zu welchem Alter? Sobald es ans Internet ran kann. Dann ist schon das große Problem mit der Beeinflussung. Im Prinzip sollte man noch vor der Pubertät, wenn man wirklich das Gefühl hat, das entwickelt sich in eine Transrichtung, das könnte sein, wirklich zum Psychologen gehen, das von dem abklopfen zu lassen, weil es wirklich so ist und die ganze Sache in die Transrichtung geht, ist es natürlich für das Kind später einfacher, wenn es die Möglichkeit bekommt, noch vor der einsetzenden Pubertät der späteren Entwicklung entgegenzuwirken.

0: 24:04Es gibt ja dann die Möglichkeit für Pubertätsblocker, andere Dinge und dann einfach bestimmte Dinge einzuschränken und zu verhindern, damit es sich nie so entwickelt, weil es so neben später die Probleme hat. Das sollte man aber wirklich nicht selbst entscheiden und sagen, ja das ist nun einfach so, sondern es wirklich von jemandem abchecken lassen, der sich damit auskennt, der dann einfach sich die Zeit nimmt, mit dem Kind sich unterhält und dann einfach guckt, dass es dann nie wirklich durch andere Einflüsse kommt.

0: 24:35Weil wie gesagt, das Internet ist ein riesengroßer Einflussbereich. Ich hatte mit einem Kind zu tun gehabt, das ihre Erfahrung aus dem Internet hatte und dort eben schon für Jugendesalter mitbegriffen um die Gegend gehauen hat, wo ich einfach nur dachte, okay, was es damit zu tun hat. Die aber auch sofort zugemacht hatte, wenn sie das Gefühl bekam, dass man ihr irgendetwas ausreden wollte. Das ist eben dann ein riesengroßer, also das ist dann sehr gefährlich, wenn die dann eben Hilfe im Internet suchen, wo man dann eben sehr genau aufpassen muss, woher die ihre Hilfe bekommen oder wem die die Fragen stellen und wie die auf die einwirken, ist es eben wirklich ein sehr schwieriges Thema.

0: 25:39Würdest du sagen, es gibt viele schwarze Schafe draußen, also wenn es um die Repräsentation geht und um die Aufklärung? Also wenn es um die Repräsentation und die Aufklärung geht, gibt es definitiv sehr viele schwarze Schafe. Gerade die, die versuchen etwas dagegen zu tun oder die Dinge auch etwas kritischer sehen, werden sehr schnell teilweise mundtot gemacht oder bekommen nie so eine große Reichweite. Also gerade alles, was so bunt ist, schrill ist und sagt, ja und das ist alles lustig und tralalala. Die kriegen die meisten Klicks oder was ein bisschen so in die Extreme geht und schrill und bunt ist, das kriegt die Klicks, wird meist gesehen und dadurch gehen eben viele Sachen sehr schnell unter.

0: 26:16Die Sachen, die dann halt etwas seriöser sind. Genau, die dann etwas seriöser sind. Ich will verschiedenen Leuten nichts absprechen, deswegen versuche ich selbst, wenn ich irgendwelche Sachen kritisch beäußere, keine Namen zu nennen oder die direkt auf irgendwelche Sachen einzugehen, weil es immer sehr schwierig ist und man ganz genau aufpassen muss, über wen man redet oder was man sagt. Aber es gibt eben schwarze Schafe, die Anleitungen geben, wie kommt man leicht an Hormone an, was erzählt man dem Psychologen, damit er einen so und so einschätzt. Und das ist heutzutage noch schlimmer und einfacher zu verbreiten, als in meinen damaligen Zeiten, als ich angefangen hatte, da war es auch schon das Ding, was du eben in den vorheren Gruppen hattest, wo eben sich ausgetauscht wurde. Was sagt man dem Psychologen, was muss man ihm erzählen, damit man eben die Hormone bekommt. Und jetzt ist eben alles noch viel schneller, also verbreitet sich noch viel schneller. Gerade Kinder und Jugendliche kommen viel schneller an die Informationen dran und die wenigsten, die mit diesen Informationen handeln oder die diese Sachen verbreiten, klären über die Risiken auf.

0: 27:20Gibt es eine Art von Blacklist, die auf diese Person aufmerksam machen? Nein, weil das das große Problem ist, dass die Personen so eine große Reichweite haben, dass wenn man ihnen Dinge angreift, man sofort auf die Blacklist kommt und sofort die Gewalt gegen Power bekommt. Ach so, also du sagst, jemand der in der Öffentlichkeit steht, empfiehlt jungen Leuten, Mensch, das und das sagst du einem Psychologen und dort und dort kannst du deutlich schneller Hormone kriegen. Aber das sind dann Personen, die auf Social Media die Reichweite bekommen und genau deswegen das tun. Und nicht im Sinne von ich möchte dir helfen, sondern im Sinne von dadurch kriege ich mehr Klicks. Ihnen ist das egal. Sie machen das natürlich auf den Klicks und Ihnen ist das auch egal. Sie sehen das als Hilfe an. Wenn man dir sagt, ja, hier guck mal, du kannst das machen und ich habe das geschafft und du kannst das auch schaffen.

0: 28:32Deswegen hasse ich diese Aussage, du kannst alles sein, was du willst. Es stimmt schon, aber hat mit dem ganzen Thema nichts zu tun, weil du bist es oder du bist es nicht. Es ist keine Frageentscheidung. Und dieses, dass du kannst alles sein, was du willst, gibt ein völlig falsches Bild von den Sachen wieder. Und das sind eben gerade auch TikTok-Sachen, die dort sehr an das jugendliche Publikum schnell herangebracht wird und vermittelt wird und und man merkt es selbst, wenn man mit diesen jungen Leuten argumentiert, dass so viel Wissen fehlt, so viel Hintergrundinformation.

0: 29:33Die Aufklärung, die du betreibst, betreibst du aber auch wahrscheinlich dann über Social Media, oder? Unter anderem? Nein. Warum? Ich habe mit meiner Webseite angefangen, das Ganze da sehr kritische Texte zu machen. Gerade wenn man so ein bisschen, ich hatte jetzt auch eine ein Jahr oder zwei Jahre Pause mit meiner Webseite gemacht und fange jetzt langsam wieder an da aktiver zu werden, weil ich einfach, weil es mich nervt, was da draußen passiert und das auch so ein bisschen in mein eigenes Leben mit rein schnappt, das Ganze, weil was gerade erreicht wird ist, dass man Transmenschen nicht mehr so für ernst nimmt.

0: 29:40Ich will für mich nie das Gefühl haben, dass mein Gegenüber mir irgendwas anderes sieht als was ich bin. Aber wenn du gerade sagst, dass damit die junge Zielgruppe erreicht wird, und die sind ja mit am beeinflussbarsten, und die sollen ja am Ende des Tages auch relativ früh die Entscheidung haben können, ist das jetzt das Richtige für mich oder nicht? Wäre es nicht dann gerade da wichtig anzusetzen, weil die finden nur auf Social Media statt? Ja, na klar wäre es da einfach anzusetzen. Aber wie ich von meiner Webseite gesagt habe, ich bin Perfektionistin. Das steht mir dauernd im Weg, das Ganze. Also wer auf meine Webseite guckt und da einfach einen Beitrag anklickt und den aufmacht, der wird von einer Textflut erschlagen und sie dann so, zehn Minuten Lesezeit, ne mache ich wieder zu, ich möchte gerne ein kurzes 30 Sekunden TikTok Video haben, aber das kannst du nicht machen.

0: 30:38Du kannst die Themen nicht in einem 30 Sekunden TikTok Video verpacken. Aber kannst du es nicht in einem Mehrteiler machen? Also was ich vorhabe, ist jetzt ab Oktober wieder anfangen mit YouTube, aber dieses Thema ist so komplex, man kann es nicht einfach in 30 Sekunden abhandeln, um wirklich ein Verständnis dafür zu kriegen und auch zu verstehen, das Ganze, weil es ist nie einfach. Es hängen so viele Faktoren mit in der ganzen Sache drin, es geht schon los.

0: 31:03Bei diesem ganzen Kuddelmuddel mit den Bezeichnungen, die wir inzwischen haben, für trans, was inzwischen alles reingehört, und was sehr vieles kaputt macht, wo viele nicht mal wissen, was die Begriffe eigentlich ursprünglich mal bedeutet haben. Oder wie die ganze Geschichte ist, wie ein CSD entstanden ist. Was heutzutage auf einem CSD passiert und was so gemacht wird, hat mit dem eigentlichen CSD nichts mehr zu tun.

0: 31:47Das wissen viele niemanden. Sie interessieren sich auch nicht mehr dafür. Es ist auch sehr schwer, die jungen Leute dafür zu interessieren und daran zu kriegen. Mich wurmt die ganze Zeit noch eine Frage. Hast du mal versucht, den Leuten, die bei Social Media aktiv sind und diese furchtbar schlechten und nicht richtigen Informationen weitergeben, hast du mal versucht, die anzusprechen oder die anzuschreiben und zu sagen, hey, mach das mal bitte anders. Du vermittelst hier ein ganz, ganz falsches Bild über das Thema?

0: 32:04Kommst du nie ran. Nein? Nein. Warum? Die wollen es auch nicht hören, weil das das Problem ist bei der ganzen Sache ist wirklich, dass viele der Meinung sind und die kriegen teilweise wirklich viel Gegenwind, dass aber diese Gefolgschaft, die das gut findet und die Klicks und Likes, die sie kriegen, sie bestätigen, dass sie das Richtige machen. Und da ist es ganz schwer, irgendwie gegenzuschießen und dagegen anzukommen.

0: 32:51Aber kannst du nicht gerade mit Wissen brillieren? Also du kannst, du sagst ja, du hast das Hintergrundwissen, was es eigentlich braucht. Und die richtige Gruppe von Menschen, in Anführungszeichen, die sich aktiv dafür interessiert und wirklich verstehen will, was passiert hier gerade mit mir, wird ja auch ein Grundinteresse am Wissen haben, an den Fakten, an den harten Fakten. Und dann ist es da nicht strategisch schlau, diese Argumente, die herangezogen werden, de facto zu belegen, mit deinem Fachwissen? Ja, aber es ist trotzdem schwer, die Leute zu kriegen. Ich merke das alleine bei meinen Sachen schon. Gerade Facebook. Okay, Facebook sind nie viele Leute aktiv. Das Ganze, das ist so ein aussterbendes Medium, aber dort habe ich wenigstens die Chance, ein bisschen mehr als ein paar Zeichen zu schreiben. Instagram probiere ich immer wieder, aber da sind die meisten Leute da, weil die meine Fotos toll finden, die wollen keine Texte lesen. Da bleibt dann wirklich dann am Ende bloß noch YouTube. Da muss ich schauen. Also wie gesagt, es ist jetzt wirklich gedacht, dass ich im Oktober damit starte und das erste Video probiere da hochzuladen, zu gucken, ob es ankommt, ob ich da vielleicht irgendwie den Nerv treffe.

0: 33:41Ich weiß, was ich von Hintergrundwissen habe und was ich zu diesem Thema vermitteln kann. Wie man das alles beleuchten kann und wie man auch Streitthemen, die vorherrschen, absolut auseinandernehmen kann und einfach auch von beiden Seiten beleuchten kann. Das ist ja wirklich das große Problem bei den ganzen Streitthemen, dass es für viele nur schwarz und weiß gibt und dass die wenigsten da wirklich in der Mitte sind und versuchen auf beide Gruppen einzugehen und zu sagen, ja für die Gruppe ist das wichtig, aber die Gruppe möchte auch gerne das und man muss da gucken, was man da irgendwelche Kompromisse findet.

0: 34:15Man muss aber auch dazu sagen, es gibt ja eigentlich nicht zwei Gruppen, es gibt ja eigentlich drei Gruppen. Es gibt ja noch die D-Trans-Gruppe, weil die wird ja auch immer lauter und immer stärker und macht auf das Thema aufmerksam, oder sehe ich das falsch? Meistens die, die jenen Weg zurückgegangen sind. Genau, ich glaube das heißt D-Transfer. Also wäre das dann nicht in diesem Fall eine Gruppe von Dreien, die zu betrachten ist? Also einmal die, die dafür sprechen, die dagegen sprechen und die, die sagen, hey, ich dachte es sei mein Weg, aber es ist nicht mein Weg? Doch nicht?

0: 34:44Da rennen aber wieder andere kommen und sagen, das ist ja so eine kleine Minderheit. Wir haben ja das Problem, dass immer die Leute damit argumentieren, dass es eine Minderheit ist. Also das sind einmal die einen, die sagen ja, aber die trans Menschen und das ist so eine kleine Minderheit, das sind weltweit nur 0,01 Prozent. Dann gibt es wieder, dann gibt es die anderen, die nicht binären, die sich dann eben jetzt auch inzwischen zu trans rein dazugehörig fühlen, die sagen ja, aber wir leiden schlimmer als ihr und das Ganze, wo ich dann sage, ja, ihr seid, es gibt noch keine festen Zahlen dafür, aber man geht davon aus, dass es ungefähr das Siebenfache von den wirklichen Leuten, die trans sind, sind.

0: 35:23Also, dass es eine viel größere Gruppe ist und die momentan eben so ein bisschen das Bild beherrschen und uns dann sozusagen die Sichtbarkeit wegnehmen, die dann da wieder vorstreiten. Es geht denen immer um Zahlen. Gerade die, die den Weg wieder zurückgehen, sind da wirklich so eine kleine Minderheit. Es gibt die. Es wird wahrscheinlich auch die Zeit kommen, dass es noch viel mehr geben wird. Gerade in den Zeiten, wo es immer leichter wird, an Medikamente ranzukommen, wo du die Anleitung kriegst, wo wir jetzt so eine Sache haben, ohne den schwarzen Peel an die Wand zu malen, das Selbstbestimmungsgesetz, was kommen soll, wo dann eben jeder selbst entscheiden kann, was er ist und dann einfach aufs Standesamt geht und dann sagt, hier, ich bin das und dann einen kleinen Betrag zahlt und fertig. Wo also kein Psychologe mehr drüber guckt und schaut, was sind die Hintergründe, könnte es irgendwas anderes sein, muss es unbedingt dran sein, weil es gibt bei vielen Sachen unterschiedliche Gründe.

0: 36:24Bei der ganzen Sache hat es auch sehr viel mit Selbstehrlichkeit zu tun. Und es war bei mir genauso. Ich bin seit 20 Jahren an dem ganzen Ding dran. Als ich damit angefangen habe, für mich dann zu entscheiden und nachzuhaken, wie sieht es nun aus, ist es nun wirklich so. Ich bin oft mit meinem Psychologen hingegangen und habe nie gesagt, hier hören Sie zu, das ist so und so. Sondern ich bin zu ihm hingegangen und habe gesagt, ich möchte gerne herausfinden, wie es mit mir ist. Ist es wirklich so?

0: 36:49Täuschen mich da meine Gefühle und meine Gedanken irgendwie. Oder ist es da einfach diese Auszeit, wo man sagt, okay, als Mann ist das alles scheiße und ich will jetzt einfach dieses Leben führen. Und genau mit diesem Gedanken bin ich zu ihm hingegangen. Und es hat sich dann eben über die Zeit dann eben für mich dann auch diese Selbstsicherheit dazu gemacht. Weil wenn es dann erst mal wirklich an die Sachen rangeht, dass man sagt, okay, ich will eine OP haben, ich möchte eine Hormonbehandlung haben. Das sind alles Sachen, die nicht mehr so einfach rückgängig zu machen sind und teilweise gar nicht mehr rückgängig zu machen. Es sollte keine Entscheidung sein, die auf die leichte Schulter genommen wird, wo man einfach sagt, ich probiere es mal aus, wie es ist und wenn es nie ist, dann lasse ich es wieder sein.

0: 37:30Das ist ein kleines bisschen, was viele bemängeln, wenn dieses Selbstbestimmungsgesetz kommen sollte, dass es dann wirklich zu erst mal zu so einem Thema gemacht wird, dass es wirklich so ein Ding ist nach dem Motto, testen wir es mal. Weil du kannst es nach einem Jahr wieder alles zurück ändern, du kannst wieder einen alten Personenstand annehmen, du kannst wieder einen anderen Namen annehmen, das ganze Ding. Was dann irgendwie gefühlt, ich will nicht sagen, dass es wirklich so ist, aber gefühlt den Leidensdruck von den Leuten, die wirklich unter einer Geschlechtshysterie leiden, denen das abspricht.

0: 38:02Das Ganze. Weil sie haben lange darum gekämpft, dass es nie mehr so ist nach dem Motto, ihr seid alle geistig krank und das ganze Ding. Und jetzt wird es eben, kommen wir wieder auf so eine Schiene, wo es heißt, ja aber im Prinzip ist es ja deine Entscheidung, das ganze Ding. Das heißt aber im Prinzip appellierst du daran, dass es mehr um Selbstreflektion in erster Instanz geht und offen und ehrlich zu sich selbst zu sein und das zu hinterfragen, wieso hat man eigentlich per se diese Gedanken und dann aufgrund dessen auf dieser Basis dann für sich in psychologische Behandlung erst mal geht und sich versucht von dem, was in Social Media so stattfindet, erst mal fernzuhalten. Aber ich stelle mir so ein bisschen die Frage, wie kannst du vielleicht aus seinem Wissen, du scheinst ein sehr großes Wissen zu haben. Wie kannst du da aktiv beitragen, damit ich sozusagen davor geschützt bin?

0: 38:54Oder siehst du dich gar nicht darin, dass das ein Auftrag für dich ist? Also sagen wir mal so, es war mal ein Auftrag und ich habe den gerne gemacht und es gibt heute noch Leute, die wirklich so mich aus meinen Anfangszeiten kennen und sagen, ja, du warst mir eine große Hilfe und auf meinen ersten Schritten und gerade weil ich einen anderen Weg gegangen bin, und ich hasse das von irgendwelchen Leuten als Vorbild bezeichnet zu werden, sondern ich mache das einfach wirklich, weil ich glaube, es ist wichtig, das ganze Ding, es ist wirklich eine Mammutaufgabe, das zu machen, wenn man es richtig machen möchte. Ich würde es gerne, deswegen der Versuch mit den YouTube-Videos. Zweimal im Monat ist der erste Versuch, zu gucken, dass man zweimal im Monat ein Video rausmacht, weil ich vieles weiß und ich kann auch vieles erzählen, aber es ist trotzdem auch für mich, ich möchte, wenn ich Dinge erzähle, dann auch kein Quatsch erzählen. Ich möchte dann auch selbst für mich nochmal nachrecherchieren und nochmal gucken, dass man wirklich die richtigen Dinge erzählt. Weil ich bin seit 20 Jahren in den ganzen Sachen drin und da sind viele Dinge, die ich im Kopf habe, aber die Frage ist immer noch, habe ich die richtig im Kopf?

0: 40:24Oder vermengen sich da schon wieder Dinge? Wenn ich wirklich daran denke, an meine Anfangszeiten, da war das alles noch nie wichtig. Da hatte man den Austausch, da ging es darum, wie helfe ich? Da hat man sich wirklich gegenseitig geholfen. Da kam jemand mit anderen Tipps und hat gesagt, ja probier mal das und das und das. Hast du nicht mehr. Heute hast du die Leute, du guckst bloß und da, der hat eine Million Klicks, das muss ja wohl stimmen.

0: 41:06Aber ich meine, wer hat denn heute nie als Lieblingsberuf Influencer, weil es ist ja einfach Geld zu verdienen. Aber warum reden wir die ganze Zeit von der Art, warum reden wir nicht davon, dass es eine Art von Aufklärungsseite gibt? Also warum nehmen wir nicht die Bundesregierung damit rein? Also die hat auch die Verantwortung, eine gewisse Art von Aufklärung zu schaffen. Dafür gibt es ja diverse Seiten. Also wäre doch die Idee dahinter, da mehr Druck aufzubauen, in Richtung Regierung gegebenenfalls, gar nicht in Richtung Publikum, weil das scheint ja nicht ganz einfach zu sein, aber in Richtung Regierung und zu sagen, wir brauchen eine Aufklärungsseite, wir brauchen Leute, die aktiv darüber aufklären, die sich darüber, die sich stark machen und dann eine Plattform zu bieten und alles, was dort stattfindet, ist wissenschaftlich fundiert. Das wäre ja eigentlich die Basis, von der wir hier sprechen.

0: 41:31Das auf jeden Fall und es gibt ja diese Ansätze, wie mit dem Selbstbestimmungsgesetz, was da kommen soll und es hat ja seine Gründe, warum dieses Gesetz seit ich weiß gar nicht, wann ich das erste Mal darüber geschrieben habe, vor vier oder fünf Jahren, also wirklich schon seit Ewigkeiten im Gespräch ist, jetzt durchgewunken wurde und wenn es jetzt angenommen wird, dann wahrscheinlich nächstes Jahr kommen soll. Trotzdem eben noch sehr viel Spielraum offen lässt für schwarze Schafe und für Missbrauch, wo man das Gefühl hat bei vielen Dingen, es geht den Leuten darum, dass sie mitbekommen haben, dass man mit diesem Thema Stimmfang hat und dass man sich nicht mit denen verscherzen will. Stella, du sagst es vorhin, dass du ein bisschen auf der Bühne stehst. Magst du dazu nochmal etwas erklären? Also ein bisschen auf der Bühne stehen ist gut. Ich habe ja 2009 angefangen in einem Travestietheater zu arbeiten. Ich habe mich da sozusagen von einer Praktikantin, die im Hintergrund ab und zu mal mittanzen darf, im Laufe der Jahre dann zur künstlerischen Leitung hochgearbeitet. Ich habe dann drei Jahre lang die künstlerische Leitung gehabt, habe im Travestietheater neun Jahre lang gearbeitet und sehr viele Positionen durchgelaufen, sehr viele Rollen getanzt und gemacht. Eine meiner Hauptrollen war, für die ich lange gekämpft habe, aber auf die ich besonders stolz war, war Katy Perry. Ich habe da wirklich fünf Jahre lang als Katy Perry auf der Bühne gestanden und sie sozusagen gedupelt. Das war im Gegensatz zum Rest der Travestie, Travestie ist inzwischen ja schon ein bisschen festgefahren und eingefahren. Das ist ja schon ein sehr altes Ding. Es war für das junge Publikum eine sehr poppige Abwechslung, eine sehr bunte Abwechslung. Ich habe das fünf Jahre lang gemacht und mag auch Katy Perry absolut. Deswegen war das für mich das absolut größte Erlebnis, dass ich Katy Perry gesessen haben durfte. Das Lustige ist eben, dass durch dieses Ding Amerika auf mich aufmerksam geworden ist.

0: 43:41Da gibt es das Billboard-Magazin, das größte Musikmagazin, das es gibt. Die haben dort so ein Ding gemacht zum CSD, die Musikerinnen und die berühmten Trackqueen-Doubles. Da gab es acht Trackqueens aus Amerika, eine aus Spanien oder so was und mich dann eben aus Deutschland, die da drin mit aufgeführt waren. Verrückt. Als sie du bist. Genau. Haben sie dich dann auch porträtiert oder war das dann tatsächlich mit Namen benannt? Erstmal mit Foto und einem kurzen Text und den ganzen Sachen. Und ja, das war das Gute. In welchem Jahr war das?

0: 44:19Boah. Ja, für die Leute, die das gerne nachgoogeln. Ich könnte es auf meiner Webseite sehen. Da sind die ganzen Fotos und die ganzen Verlinkungen. Wir haben jetzt so viel geredet. Wie können die Menschen, die sich jetzt den Podcast anhören, Kontakt zu dir aufnehmen, wenn sie irgendwelche Fragen haben zu einem transsexuellen Thema? Die einfachste Sache ist wirklich bei mir über meine Website, also jessica-spirit.de oder einfach meinen Namen bei Google Suche eingeben, da gibt es nicht so viele und da ist sowieso immer das erste Rantrei auf Instagram, bin ich sehr aktiv, Facebook jetzt wieder und bald YouTube. Und bald YouTube.

0: 45:05Danke dir. Danke für deine Zeit, es war sehr schön dich kennenzulernen und ich bin sehr gespannt, wie dein Weg weitergeht. Danke, ich habe mich sehr gefreut für die Einladung, dass ich hier sein durfte. Hier noch eine Anmerkung, wenn du von den besprochenen Themen betroffen bist oder Unterstützung benötigst, bitte zögere nicht Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hole dir Unterstützung bei professionellen Hilfeeinrichtungen oder dir vertrauten Personen. Bis zum nächsten Mal bei von Bohne zu Bohne. Du wirst selbst bei uns dabei sein? Dann melde dich auf unserer Website oder unserer Social Media.

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