Wohnungsnot in Düsseldorf - der Kampf um bezahlbaren Wohnraum #35 Fluti
Shownotes
Was passiert, wenn jemand mit einer Sozialarbeiter-Ausbildung und dem Herz am rechten Fleck beschließt, wohnungslosen Menschen ein Zuhause zu geben? Genau das hat Fluti gemacht, und in dieser Episode erzählt er seine bewegende Geschichte: Von der Erbschaft kleiner Eigentumswohnungen in Düsseldorf bis zur Entscheidung, Wohnungslose als Mieter aufzunehmen – ohne Trägerorganisation, ganz privat.
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Transkript anzeigen
0:00:00Stell dir vor, du kommst in einen Raum, vor dir sitzt ein Mensch und du hast keine Ahnung, wer das ist. Das passiert mir in jeder Folge bei unserem Podcast von Bohne zu Bohne. Mein Name ist Charlotte und ich weiß vorher nichts über unsere Gäste. Kein Name, keine Information, keine Themen. Also werden meine Fragen auch deine Fragen sein.
0:00:20Ich bin Sanja und ich suche die Gäste. Hier achte ich darauf, dass es Menschen mit spannenden Persönlichkeiten und faszinierenden Erlebnissen sind. Und genau die wollen wir mit euch teilen. Bist du bereit, gemeinsam mit Charlotte neue Geschichten kennenzulernen? Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge. Mein Name ist Charlotte.
0:00:38Mein Name ist Sanja. Und ich bin der Fluthi und ich vermiete Eigentumswohnungen an Wohnungslose. Hi Fluti, sehr sehr spannend. Damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Du wohnst sehr schön, das konnte ich schon mal feststellen, hat aber erst mal nichts mit dem zu tun, was du beruflich machst. Was würdest du sagen, wo fängt deine Geschichte an? In deiner Karriere war es schon? Nein, also die Geschichte fängt eigentlich damit an, dass 2001, als mein Vater verstorben ist, ich mit meinem Bruder halt eben geerbt habe.
0:01:18Und da haben wir sieben kleine Eigentumswohnungen in Oberbürg gekauft. Wo ist das genau? Oberbürg ist ein Stadtteil in Düsseldorf hinterm Hauptbahnhof, wo auch meine Großeltern oder ich auch groß geworden bin. Und dadurch hatten wir den Bezug zu dem Stadtteil und deshalb waren wir auch in diesem Stadtteil eigentlich dann da, dass wir dann da Wohnungen gekauft haben. Okay, das bedeutet aber, das kam erst mit dem Tod deines Vaters, dass du darüber nachgedacht hast, dass das eine Möglichkeit wäre. Ja, es gibt zwei Sachen, die halten, das ist Gold und Immobilien.
0:02:05Und dadurch kam das. Okay, und wie alt warst du da? Ich bin 1980, da war ich sieben mit meinem Vater nach Stattlung gezogen, aus Düsseldorf oder aus Solingen, wo wir dann gewohnt haben zuerst, und bin 1996 zum Studieren wieder zurück. Da war ich 23 und ich habe bis 2001 Diplom Sozialarbeit studiert.
0:02:29Ein staatlich anerkannter Diplom Sozialarbeiter. Okay, also haben wir doch einen gewissen Bezug. Der ist schon da. Genau, richtig. Okay, und dann war aber für dich direkt klar, du hast den Gedanken oder den initialen Gedanken, ich möchte die Wohnungen vermieten an Wohnungslose.
0:02:44Ne, der Gedanke war noch gar nicht da. Ich habe dann erst 2001 mein Anerkennungsjahr gemacht in der EduCon, das war in der Heimerziehung. Da hatte ich dann auch schon Kontakt in der Intensivgruppe mit Kindern, 11, 12, auch sozial Schwächeren und habe dann die Möglichkeit gehabt, nach der WM 2006 im April 2007 einen Job bei der Caritas anzufangen. Ich arbeite seit April 2007 bei der Caritas im wohnungslosen Sektor, in dem Caritas Haus
0:03:15Zombosco, wo die Leute wohnen. Daraufhin habe ich die dann sozusagen kennengelernt und habe sonst ja Wohnungen, die wir 2001 hatten, an normalen Leuten vermietet, damit man ja da auch Mieteinnahmen hat. Okay und wie funktioniert dann dieser Prozess? Weil du bist ja erstmal im klassischen Angestelltenverhältnis. Richtig.
0:03:37Und wie bringst du diese Immobilien in dein klassisches Angestelltenverhältnis? Genau, ich bin 2007 auch nicht als Sozialarbeiter dort angefangen, sondern als Ergotherapeut. Dadurch, dass ich eine Tischlerlehre in Stadtlohn gemacht habe und staatlich anerkannter Diplom-Sozialarbeiter bin, hatte ich die Qualifikation dazu, um als Ergotherapeut zu arbeiten. Ich habe 2007 angefangen bei der Caritas mit einer halben Stelle, also mit 19,5 Stunden
0:04:05als Ergotherapeut. Das heißt, ich habe die Obdachlosen, die dort wohnen, werden da verpflegt, kriegen Frühstück, Mittagessen, Abendessen und machen tagesstrukturierende Maßnahmen. Das heißt, sie kommen dann morgens zu mir zum Ergotherapeuten und der eine malt Mandelas, der andere puzzelt. Am Anfang hat man noch was mit Pelletschor oder hat Aschenbecher gemacht.
0:04:28Und da habe ich dann diese Leute sozusagen kennengelernt und beruflich mit denen zu tun gehabt. Okay. Wann kam dann für dich der initiale Gedanke, dass du diesen Weg einschlagen möchtest? Der Gedanke hat sich dann so ja dann vermittelt, weil ich ja auch die Lebensgeschichten und die Sachen der Menschen und auch gesehen habe, wie sie wohnen. Die haben ja alle dann ein Zimmer bekommen. Bei uns gibt es Einzelzimmer, Doppelzimmer und war ja durch Scheidung oder durch schwierige Situation, dass sie dann ins Obdachlosenwohnheim, dass sie dort
0:05:00gelandet sind. Zuerst dachte ich mir so, ja unterste Stufe und was machen die Leute jetzt? Und dann sagte ich, hör mal zu, ich habe hier eine kleine Wohnung frei, hättest du nicht Interesse? Und dann habe ich immer mir die Leute sozusagen herausgesucht oder gefragt und dann bin ich angefangen und habe diesen Leuten Wohnraum vermittelt. Okay und ist über den Zeitraum sind da Immobilien mit dazugekommen oder hast du gesagt du bleibst bei dem was du bisher hast? Na ich habe schon dann nachher in dem Zeitraum noch mal geschaut ob ich noch irgendwo kleine Immobilien erwerben kann oder noch irgendwas ist und letztendlich dann ist auch ein Netzwerk entstanden, wenn
0:05:40man ja durch Freunden oder auch jetzt durch meine Mutter war das, sie hat in einem Mietswohnungen, als mein Vater verstorben ist, ist sie 2004 auch nach Düsseldorf gezogen, in diesem Haus waren dann vier, fünf kleine Wohnungen und wenn
0:06:06da Wohnungen frei waren, habe ich dann auch gesagt, hör mal zu, ich hätte da jemand, kann ich da nicht jemand reinsetzen und habe auch probiert, halt eben in anderen Wohnraum nicht in meinem, sondern auch Eigentümern davon zu überzeugen, dass sie doch Wohnungslose nehmen sollen.
0:06:07Okay und läuft das jetzt offiziell über die Caritas oder läuft das jetzt immer noch über deine Selbstständigkeit im Prinzip als Unternehmer? Ich bin ja auch nicht selbstständig, das ist ja einfach alles privat. Also das hat jetzt nichts damit zu tun. Ich bin angestellt bei der Caritas und habe privat Wohnungen, die ich ja dann an diese Leuten vermiete. Okay das heißt das trennst du komplett voneinander? Ja. Ich verstehe. Weil wenn er ja in einer Wohnung einzieht, ist ja
0:06:34auch der Hilfebedarf nicht mehr da. Er muss dann auch selbstständig oder wird dann auch selbstständig und muss dann sehen, ob es von der Arge ist oder Leute die arbeitslos waren, haben ja dann auch wieder einen Job bekommen und zahlen mir dann ganz normal Miete. Okay. Würdest du sagen, dass sich etwas verändert hat über die Jahre?
0:06:54Weil so wie du beschrieben hast, machst du das ja jetzt schon ein paar Jahre. Ich habe jetzt in den 17 Jahren, die ich bei der Caritas bin, habe ich elf Leute sozusagen in meinem Wohnraum oder in anderen Leuten vermittelt. Das ist doch schon einiges. Was sich natürlich jetzt verändert, was natürlich ganz stark geworden ist, dass es natürlich erst mal zu wenig
0:07:17Wohnungen gibt. Viele Eigentümer ja auch nicht an Wohnungslose vermieten wollen, weil sie natürlich auch ein schlechtes Bild da haben, wo ich immer probiere gegenzuwirken, um zu sagen, es ist nicht damit getan, dass die Miete von
0:07:44der Aage oder vom Jobcenter oder sonst was da bezahlt werden, sondern es geht auch darum, man kann auch betreutes Wohnen einrichten, so dass wir von der Caritas einmal die Woche dort gucken und natürlich auch den Papierkram machen oder hauswirtschaftlich dort helfen oder was da anliegt, da unterstützt man dann auch schon,
0:07:48dass da nichts passiert. Aber es gibt immer weniger Wohnraum und es wird immer schwieriger und der wird natürlich auch immer teurer. Das ist ja das, was man auch sagt, wenn man sagt, wie hier in so einem Neubaugebiet vermietet man Quadratmeter für 20 Euro. Und das Jobcenter, wenn Leute, eine einzelne Person eine Wohnung sucht, die darf nur bis 45 Quadratmeter sein, 517 Euro plus Heizkosten.
0:08:18Und wenn man dann jetzt schon rechnet, eine Wohnung, die dann 20, 25 Quadratmeter hat, die setzt man dann schön mal eben auf 550 Euro kalt, dann fliegen diese ganzen Leute sozusagen raus. Dann kommt das ja gar nicht für die in Frage. Und wenn man so eine kleine Wohnung in Büsseldorf hat und setzt die einmal rein, hat man über 150 Bewerber. Da weiß man auch, dass es immer schlimmer wird. Dann gibt es Besichtigungstermine. Da müssen Sie sich vorstellen, wenn man dann eine 30 Quadratmeter Wohnung hat, man sagt um 14 Uhr,
0:08:47dann kommen dann auf 30 Quadratmeter stehen dann sozusagen eng an eng 60 Leute, die alle irgendwas ausfüllen sollen und man soll sich als Vermieter dann einen aussuchen. Da macht es natürlich Sinn, solchen Eigentümern zu sagen oder mitzuteilen, meldet euch doch bei uns. Es gibt die Landesinitiative Düsseldorf. Dort habe ich auch schon ein Interview geführt und dann da gemacht, um den Eigentümern halt
0:09:12eben auch zu sagen, hört mal zu, ihr habt kleine Wohnungen, gibt doch solchen Leuten wieder eine Chance. Okay, was bedeutet denn kleine Wohnung genau? Das ist halt für eine Person, wie gesagt, das wird ja festgelegt bis 45 Quadratmeter und bis 517 Euro. Es gibt ja viele kleine Apartments in Düsseldorf. Dadurch, dass Düsseldorf auch eine Studentenstadt ist, hat man natürlich auch Wohnraum haben, die sind auch mit 500 Euro dabei.
0:09:42Unter denen kriegt man im SWIFT auch nichts mehr. Aber wäre es denn möglich, dann auch irgendwann eine Partnerin oder einen Partner mit dazu zu holen? Je nachdem, wie das ist. Man muss es ja dann nur anmelden. Nur wenn man dann zu zweit auf 45 Quadratmeter ist es natürlich relativ eng.
0:09:58Aber das kommt natürlich auch vor. Also rein rechtlich gibt es da keine Schwierigkeiten oder Probleme, dass man sagt, okay, Abnahme. Genau, es geht nur daran, wenn jetzt zum Beispiel Mieter kommt und sagt, ich habe jetzt eine Freundin, die soll jetzt bei mir einziehen, dann würde ich einfach die Nebenkosten halt, weil man ja dann mehr Wasser verbraucht und sonst was, will man das mit anmelden. Und dann wäre in der Jahresabrechnung in den Nebenkosten, wären dann zwei Personen, nicht eine Person. Was verstehe ich denn unter wohnungslosen Menschen, weiß ich das so, das ist nach dem Sozialgesetzbuch 12 nach Paragraf 67 sind das Menschen mit besonderen schwierigen Lebenslagen, die halt eben dann in Schieflage gerutscht sind.
0:10:41in ihrem Leben wohnungslos geworden sind aus irgendwelchen Sachen oder man hat ein Haus gekauft und muss es wieder zwangsverkaufen, weil man auf einmal wohnungslos wird, hat man schon mal oder Leute, eine Familie, die sich dann
0:11:11getrennt haben, da muss irgendeiner ausziehen, dann bleibt meistens die Mutter mit den Kindern wohnen und dann der Vater zieht dann aus und findet dann keine Wohnung oder auch arbeitslos, wenn man halt eben einen Job hatte und wird dann arbeitslos und kann die Wohnung dann nicht mehr bezahlen, weil man dann in einer zu großen Wohnung
0:11:21wohnt, da hat man natürlich dann auch das Problem. Also es gibt viele Schwierigkeiten in besonders schwierigen Lebenslagen und dieses Caritas Haus Sambosco ist eigentlich ein Übergangswohnheim für 18 Monate. Und nach 18 Monaten sollte man eigentlich weitervermittelt werden in eine andere Einrichtung oder wieder in eine eigene Wohnung. Das ist natürlich in Düsseldorf sehr schwer. Wir haben natürlich Leute, die sind teilweise drei, vier, fünf Jahre dann auch bei uns, weil es keine Anschlussperspektive gibt. Dann haben wir natürlich auch noch Leute, Suchterkrankungen, psychische Erkrankungen,
0:11:58das hat man natürlich auch noch, kommt hinzu. Gibt es denn gewisse Voraussetzungen an die wohnungslosen Menschen, die sie erfüllen müssen, damit sie einen Mietvertrag mit dir oder jemand anderem vereinbaren können? Genau, das ist zum Beispiel eins, ist natürlich Schulden ist natürlich was, das gibt ja diesen Schufa-Eintrag, da haben natürlich auch viele Probleme, weil viele Eigentümer hätten natürlich als die erstes gerne drei Monatsgehälter nachgewiesen von dem Arbeitsplatz, einen schufa oder schufa
0:12:30freien Eintrag, dass man da keine Schulden hat. Viele, die ja auch mit Schulden und in Schieflage kommen, landen bei uns und man muss natürlich die hauswirtschaftlichen Fähigkeiten auch bringen. Man muss mietvertragsfähig sein, um dann mit einem Eigentümer ja so einen Mietvertrag zu unterschreiben und dann sind wir dann auch bereit und ich habe das Glück, in dem Caritas Haus Dombosco zu sehen, wie sich die Leute verhalten und wer dann da eine Möglichkeit hat und wen man dann auch gut vermitteln kann. Was meint denn genau Mietvertragsfähigkeit?
0:13:02und zu sehen, dass der Vermieter weiß, dass die Wohnung in guten Händen ist. Das was viele ja auch bei uns wie die Landen, da kommt natürlich ein Gerichtsvollzieher, die haben irgendwann mal es nicht mehr geschafft, überhaupt die Miete zu überweisen. Da wird der Vermieter natürlich hellhörig oder die Wohnung ist total verwahrlost, weil man es halt eben nicht hinbekommt. Dann hat man natürlich die Problematik und muss natürlich dann da sehr viele Renovierungskosten
0:13:41reinstecken und solche Eigentümer würden dann nie wieder sozusagen an Wohnungslose vermieten. Weil wenn sie sagen, ich habe einmal eine schlechte Erfahrung gemacht, dann mache ich das nicht. Deshalb leisten wir oder stellen sicher von der Caritas ja dann auch, wenn man an Wohnungslose vermietet, dass wir genau die Mietvertragsfähigkeit bekommen durch betreute Wohnen, dass man dann den
0:14:05Papierkram geregelt hat. Wenn man eine Pflegestufe hat, das hat man natürlich dann auch, Pflegestufe 1 oder hauswirtschaftlich, dass dann einmal die Woche jemand kommt, um dann diesen Haushalt zu machen, damit die Wohnung für den Eigentümer weiter nicht verwahrlost ist oder weiter dann halt eben bestehen bleibt. Das bedeutet, man muss sich das gar nicht per se so vorstellen, dass man dieses klassische Klischee von einer Person, die obdachlos ist, bedient, sondern es kann
0:14:33tatsächlich einfach jeder Mensch sein, der in Düsseldorf letztendlich einfach gerade keine Wohnung hat. Und das ist ja gar nicht so unwahrscheinlich, dass das am Ende des Tages passiert, weil einfach die Kosten exponentiell immer weiter hoch gehen und der Wohnraum immer geringer wird. Richtig und dazu kommen natürlich auch hinzu, wir hatten ja dann die Inflation, Wirtschaftskrise, Krieg, Ukraine, Russland. Viele Investoren oder Bauherren haben sich dann übernommen, die Materialkosten werden immer größer.
0:15:02Man kann durch Düsseldorf fahren und sieht so viele Bauroinen, auch mittlerweile jetzt Neubauten, wie es eigentlich im Süden Europas ist, da steht ein Betonklotz und da wird einfach nicht mehr weitergebaut. Dann hat die Firma gesagt, der Investor ist pleite, der kann uns nicht mehr bezahlen. Dann kommt dann die Baufirma, holt dann die Maschinen ab und dann steht da jetzt fünf, sechs Jahre ein Betonklotz. Genau, und passiert nichts mehr. Und letztendlich muss man ja auch sagen, es geht ja in allen Geschichten,
0:15:33wenn ja oben die Leute ja keinen neuen Wohnraum haben, die sich es ja dann leisten können, machen die auch keine Wohnung frei. Es geht ja von oben nach unten. Es geht dann immer weiter, dass man Wohnung sucht und mittlerweile kriegt man nur noch über Vitamin B Wohnungen. Mittlerweile habe ich natürlich ein kleines Netzwerk, aber jeder, der bei mir in der Wohnung wohnt oder dann bei Bekannten oder die ich kenne, die wohnen ja gerne und gut da und natürlich auch noch preisgünstig. Weil wenn man jedes Mal umzieht, wird ja die Miete auch immer teurer.
0:16:04Also das ist natürlich auch so eine Spirale. Wir Deutschen sind, glaube ich, in Europa die Umzugsmeisten, die Leute, die am meisten umgezogen sind. Man muss mal gucken im Freundeskreis und muss mal danach sehen. Wir beide sind in den letzten fünf Jahren jeweils jedes Jahr einmal umgezogen. Und meistens war die Miete dann auch immer teurer. Immer teurer.
0:16:24Und es ist nicht umgezogen, dass die Miete irgendwo günstiger war. Sie ist immer teurer geworden. Aber wir mussten beide. Das ist auch so schön, dass ich das hier gefunden habe, hier im Eigentum oder wie auch immer, zur Miete, dass ich weiß, dass ich hier wohnen bleibe,
0:16:38dass ich jetzt hier nicht mehr wegziehen werde. Und so wird es auch sein. Ich bekomme einmal die Woche, meistens alle zwei Wochen, sag mal Fluti, kennst du nicht noch irgendeinen, der eine Wohnung zu vermieten hat? Ich suche noch.
0:16:50Oder jetzt geht es ja los, meine Tochter aus Stadtlohn oder Münsterland möchte gehen in den Abisseldorf zum Studieren. Wo kann die denn hin? Das ist so schwer, hier auch noch bezahlbaren Wohnraum zu bekommen. Das ist natürlich auch noch... Wie oft sind denn Mieter bei dir ausgezogen, wieder seitdem du das machst? Selten. Also meistens sind alle zufrieden. Es gibt private Situationen oder wie du auch sagst, ich hatte jetzt eine Freundin, hör mal zu, wir haben jetzt hier ein
0:17:17halbes Jahr zusammen, wir haben jetzt nach einem Jahr zusammen eine größere Wohnung gefunden, können wir auch leisten und dann ist die Wohnung ja wieder frei und dann überlege ich natürlich, wenn ich da reinsetze. Aber generell sind die Leute eher gewillt, noch länger zu bleiben, weil sie wissen, was sie haben. Genau und sie wissen eigentlich, bei mir wird es auch keine Mieterhöhung geben, es sei denn, jetzt war es ja mit der Inflation und mit den Nebenkosten, mit den Gaspreisen, da habe ich zu jedem Mieter gesagt, hör mal zu, mit
0:17:43deinen 50 Euro Nebenkosten im Monat kommst du nicht aus. Wenn du nicht am Ende des Jahres 1000 Euro nachzahlen willst, erhöhen wir die Nebenkosten auf 100 Euro, damit man am Ende dann halt eben damit halt eben dann auskommt. Wie machst du das denn mit der Instandhaltung? Weil auch gerade, ich weiß nicht wie alt die Gebäude sind, aber ich nehme mal an, dass du auch das mit berücksichtigen musst. Kannst du das bei den geringen Mieteinnahmen oder bei den Kosten, weil du hälst ja relativ gering?
0:18:08Geht das? Ja, das reicht. Also in Oberbilk nehme ich also grundsätzlich, egal was für eine Wohnung, 10 Euro kalt, Meter für einen Quadratmeter. Und man hat ja dann überall Hausverwaltung. Das heißt, ich gebe im Jahr zu 10, 15 Eigentümer auf Versammlung, wo dann eine Hausverwaltung ist. Deshalb muss ich mich auch nicht so viel
0:18:28darum kümmern. Wenn man so ein komplettes Haus hat, muss man sich ja schon viel mehr darum kümmern. Und in den Rücklagen und in den Nebenkosten sind ja dann auch von mir halt eben die Instandheizungskosten mit drin. Deshalb ist es kein Problem. Ich musste ein, zwei Mal eine Sonderumlage machen. Man musste das Dach halt eben komplett erneuert werden. Wenn mir zwei Wohnungen in einem Haus gehören und das Dach kostet 100.000, hatte ich dann eine
0:19:03Sonderumlage von 2.000, 3.000 Euro. Das ist nicht so viel, deshalb ist das Risiko geringer, wenn ich in mehr Objekten immer nur eine Wohnung habe. Das Schöne ist halt eben dann dadurch, wenn man in der Eigentümerversammlung ist und da kommt
0:19:31dann ein Eigentümer an und sagt dann, ja ich hätte hier noch eine Wohnung, dann würde ich mich gerne von trennen. Da wäre ich natürlich dann immer hellhörig und sage, wie groß ist die Wohnung denn, was möchtest du denn dafür haben? Bevor die dann auf den freien Markt kommt, habe ich jetzt so auch schon zwei, drei Objekte wieder dazu gekauft. Das ist natürlich dann auch der
0:19:29Vorteil davon. Was ist denn das Maximale, was du innerhalb eines Baukomplexes an Immobilien haben möchtest? Denn der Prozentsatz, der steigt ja. Ja, umso mehr Immobilien. Wir haben in einem Objekt, das ist aber auch, sind zwei Häuser, ich glaube links sind 14 Einheiten und rechts sind 16 Einheiten und da habe ich jetzt noch zwei hinzugekauft, da haben wir fünf Einheiten.
0:19:53Also das war jetzt so, das ist ja nur, wenn sich so ergibt und einer hat eben gesagt, er sagte, er würde die Wohnung oben in der vierten Etage, wollte er verkaufen, die hatte aber 110 Quadratmeter. Wo ich sage, die ist natürlich dann nicht interessant für mich. Und daneben war halt eben die Dame, die wohnt auf 50 Quadratmeter und sagt dann, oh super, die nehme ich dann jetzt dazu. Dann habe ich auch schon gesagt, dann nehmen Sie doch die große und verkaufen Sie mir die kleine.
0:20:18Also man probiert schon immer da so ein bisschen zu tricksen und halt eben dann da auch zu handeln und dann zu schauen, wie es ist. Ich habe jetzt im Februar auch noch angefangen, an einer halben Stelle als Streetworker zu arbeiten. Das war die Kollegin, die hat eine halbe Stelle abgegeben und es wurde sozusagen keinen gefunden,
0:20:39der das machen soll. Und dann bin ich im Februar jetzt auch angefangen und fahre mit dem Fahrrad durch Stadtteile und bin in den Obdachlosen. Jetzt bei dieser Hitze verteile ich Wasser oder auch dann ja Essenstüten und Suppen und Kaffee dann abends für diese Leute. Das ist dann noch mal eine Stufe unter den
0:21:05Leuten, die ja dann im Obdachlosenwohnheim leben. Die leben dann ja lieber auf der Straße, also so im Obdachlosenwohnheim. Gibt es in Düsseldorf auch noch die Notschlafstellen, weil eigentlich habe ich immer gesagt, es muss in Düsseldorf
0:21:31keiner auf der Straße oder in Deutschland auf der Straße leben, aber die Notschlafstellen sind überfüllt. Viele wollen auch nicht da rein, wenn du natürlich Zimmer hast, wo dann sechs, acht Betten sind. Bei uns ist es schon problematisch im Don Bosco Haus mit Doppelzimmern, muss man ja schon zwei haben, die sich gut verstehen. Da sehe ich dann noch mal jetzt nach 17 Jahren dann noch mal eine andere Seite
0:21:34der Obdachlosen in Düsseldorf. Hast du schon mal darüber nachgedacht, da jemanden mit aufzunehmen? Das ist bisher noch schwer. Man probiert ja erstmal die Sicherung. Die Leute, die auf der Straße sind, die haben alle eine Postadresse, bekommen ja alle das Bürgergeld, 553 Euro per Check dahin. Deshalb sträuben sich auch viele in einen obdachlosen Wohnheim zu gehen, weil da kriegen sie ja nur ein Taschengeld und müssen natürlich ihr Einkommen einsetzen. Das ist schon mal das erste. Und die Leute kenne ich ja auch noch gar nicht. Und da hat man natürlich auch noch viel Sucht, Alkohol und Drogenpotenzial.
0:22:16Da kann man ja noch nicht einwirken. Wenn man im Obdachlosenwohnheim bei uns wohnt, gibt es ja auch noch die Chance der Entgiftung oder trocken zu werden und daran zu arbeiten. Da hat man ja schon mehr einen Eingriff, ob sie, kommen wir wieder darauf zurück, ob sie wohnfähig, mietvertragsfähig halt eben dafür sind, um einen Wohnraum. Aber letztendlich probiert man natürlich jeden in Wohnraum zu vermitteln.
0:22:39Da hat man noch die Stelle in Düsseldorf, ich weiß nicht, ich weiß jetzt nicht genau, wo das herkommt, noch nicht so fast, aber dieses Housing First ist die letzten Jahre auch gut entstanden und die 50-50-Verkäufer, das sind die Obdachlosen, die auf der Straße halt eben die Straßenmagazin verkaufen. Da bin ich jetzt noch nicht so involviert, aber da denke ich mal jetzt in den nächsten Jahren gucke ich mal, ob ich da ein so Netzwerk aufbauen kann. Abgesehen von einer vielleicht negativen Schufa, was könnte die Vermieter davon abhalten, wohnungslose Menschen an freien Wohnraum zu vermitteln? Weshalb die das abhalten, weiß ich nicht.
0:23:25Man hat ja genug Angebote, die wir ja eigentlich geben, wenn man solche Leute aufnimmt. Die Eigentümer, die schlechte Erfahrungen gemacht haben, die wollen es natürlich nicht mehr. hieß es ja immer, war so ein Standardspruch, ja die Miete zahlt ja das Jobcenter oder damals die ARGE oder wie auch immer, dass man da ja dann Miete, aber der Obdachlose oder der Mieter kann sich aber auch die Miete auf sein Konto überweisen lassen und bezahlt es dann nicht dem Vermieter. Also deshalb ist dieser Grundsatz eigentlich schon mal nicht gegeben. Deshalb sagen wir,
0:23:59wenn man ein betreutes Wohnen hat, um den Papierkram, um die Sachen zu machen, ist es natürlich dann eben viele Eigentümer, die ja dann auch irgendwo Wohnung teuer gekauft haben oder sich auch einen Kredit aufnehmen müssen, wollen den ja abbezahlen und machen die Mieten ja dann so teuer, dass es für die Leute ja gar nicht infrage kommt, dass sie ja gar nicht da einziehen können, weil sie wollen ja den höchstgrößten Profit. Und um das dann auch zu gehen mit unserer tollen Mietpreisbremse und was dann alles ist, werden
0:24:28jetzt in Düsseldorf viele Wohnungen möbliert vermietet. Da macht man natürlich dann schön auch mal 20, 25 Euro warm, haut natürlich die Nebenkosten mit raus, die natürlich auch höher sind als sie verbrauchen. Also hat man dann irgendwie eine 50 Quadratmeter Wohnung für 25 Euro warm, dann ist man dann irgendwie bei 1400 Euro mit Nebenkosten. Und das ist natürlich auch frech, aber ist legitim. Und deshalb gibt es immer weniger, da es immer weniger Wohnraum gibt,
0:25:02können die Eigentümer sich ja aussuchen, wen sie als Mieter nehmen. Und der, der dann diese 1400 Euro bezahlen kann für so eine 50 Quadratmeter Wohnung, bekommt sie dann. Das hört sich an wie wie mein Leben in Berlin. Berlin war ja vom Osten dann glaube ich, aber ist jetzt auch Prenzlauer Berg und alles hatte ich dann auch Freunde. Das ist jetzt die Gentrifizierung, das hat sich natürlich dann auch dann gewandelt. Wäre clever gewesen, man wäre dann 30 Jahre wohnen geblieben, dann hätte man immer noch eine günstige Miete. So ist es.
0:25:31Jetzt ist es aber zu spät. Wenn man fünfmal in fünf Jahren umzieht. So ist es, dann ist es nicht so wirklich. Was würdest du denn Vermietern empfehlen? Vermietern würde ich genau empfehlen die Landesinitiative Düsseldorf oder halt eben sich zu melden bei der Caritas. Zu sagen, ich habe hier Wohnraum, kleine Wohnungen, die werden für solche Leute geeignet. Da muss ja auch kein Luxus sein, das reicht, wenn man dann eine renovierte Standardwohnung dann da hat, weil wir kümmern uns da auch für die Einrichtungen, weil ich sage mal, wir leben so in der Überflussgesellschaft. Möbel, Küchen, wir haben in der
0:26:08Haafstraße haben wir auch sozusagen Möbel und da kann man dann auch für kleines Geld, sozial Schwache auch Geschirr und alle Haushaltswaren kann man dann auch bekommen. Meistens kriegt man auch einen Laufschein, dann kann man noch zu den sozialen Einrichtungen gehen, um dann noch günstig Möbel zu kaufen. Aber am meisten hat ja jeder so viel über. Ich hatte jetzt dann ein Pärchen bei uns im Don Bosco Haus, da hat auch eine Vermieterin, hat sogar auf Miete verzichtet, damit die beide dort einziehen können.
0:26:40Das waren dann auch knapp 60 Quadratmeter, zu zweit darf man glaube ich bis 67 Quadratmeter haben. Ich habe denen die Wohnung komplett eingerichtet. Da war dann irgendwo eine Entrümpelung oder Wohnungsräumung, dann durften sie sogar dahin, waren dann in dieser Wohnung, die geräumt wird, sind dann da lang gegangen, das und das und das und das hätten wir gerne, dann habe ich das eingeladen und habe das dann in die neue Wohnung gefahren. Ach verrückt und diese Entrümpelung passiert dann meistens, wenn eine Person verstirbt und dann gibt es niemanden, der das... Genau,
0:27:12das hat man auch viele, die sich dann melden, die dann auch sagen, da sind noch gute Sachen in der Wohnung, mein Mieter ist verstorben und ich möchte die Wohnung ja leer haben, möchte renovieren und dann wieder vermieten. Und wenn da gute Möbel drin sind, kann man sich melden und dann kann man dann dorthin fahren und kann dann halt eben die Wohnung dann ausräumen. Viele Männer, die dann verstorben sind, wir haben mehr Männer als Frauen, wir haben 5,
0:27:317 Frauen und halt eben über 50 Männer bei uns. Und die sagen, wir würden gerne eine Kleiderspende machen. In dem Obdachlosenwohnheim ist ja ganz einfach das Brauchplan. Man braucht Geschirr für die Leute, weil sie dort Essen bekommen. Man braucht Bettwäsche, man braucht Matratzen und wir haben unten halt eben so eine eigene Kleiderkammer und dann gehen die Textilien dann immer alle hin und werden
0:27:51dann an die Leute verteilt. Wie muss man das initiieren, um am Ende des Tages zu sagen, hey ich habe ganz viele Möbel, ich habe ganz viel Zeug, könnt ihr das gebrauchen? Das ist ein bisschen komplizierter, weil viele, die auch meinen, was eigentlich Müll ist oder nicht mehr zu gebrauchen ist, dann auch noch meinen, noch was Gutes zu tun. Da wir in der Überflussgesellschaft liegen, gibt es halt eben eine Telefonnummer oder eine WhatsApp von der Caritas.
0:28:18Da kann man dann anrufen, ich habe hier Möbel. Dann sagen die erstmal, machen Sie da bitte erstmal Fotos von. Wir gucken uns das an, ob wir das gebrauchen können für die Leute und dann kommen die auch mit dem LKW vorbei und holen die Sachen ab. Und viele Sachen, weil man dann so überfordert ist, weil wir so in der Überflussgesellschaft sind, sagen wir, tut mir leid, wir haben gar keine Termine, wir haben gar keine Zeit und wir haben
0:28:39gar nicht so viel Lagerfläche, um dann so viel aufzunehmen. Deshalb wird der auch schon gut sortiert. Ich kann mich mal daran erinnern, ich hatte mal als Studentin auch eine Wohnung, also wir waren in einer WG und dann haben wir die Wohnung leer geräumt und diese Wohnung war als WG schon über zehn Jahre immer genutzt. Und das war das erste Mal, dass einmal aufgeräumt wurde und die leer geräumt wurde. Und dann hatten wir auch Möbel, wo ich gesagt habe, die
0:29:03sind noch super, wir können sie nicht mitnehmen, aber wir würden sie sehr gerne spenden. Da sind wir auch zu Caritas und haben gesagt, hier, die und die und die Möbel würden wir gerne spenden. Und da war so ein ganz kleiner in so einem Lederstuhl, ein ganz kleiner Riss. Ne, das kauft keiner. Nimmt keiner mit. Da hab ich gesagt, das sind super Stühle, die stehen da seit 10 Jahren.
0:29:21Wir haben da drauf jeden Tag gesessen und gegessen, es hat funktioniert. Ne. Und dann mussten die am Ende des Tages weggeschmissen werden. Ärgere ich mich bis heute drüber. Sie machen das auch, viele mailen sich ja direkt im Obdachlosenwohnheim und fragen dann, was haben sie denn dann?
0:29:34Oder bringen sie vorbei, Kleider sowieso, was man mit dem Auto fahren kann. Ich habe mir jetzt Ostern einen gelben Postbus gekauft und wenn das dann immer ist und sagt dann ist irgendwo ein großes Möbel, dann komme ich dann privat vorbei mit dem Bus und ich finde schon irgendjemand den es gebrauchen kann. Also da würde ich eher fast sagen, also im Nachhinein hat für mich Ebay Kleinanzeigen und ähnliches besser funktioniert, als es zur Caritas oder ähnliches zu bringen. umsonst reinstellen, meldet sich auch keiner. Man muss mindestens 5 Euro oder 10 Euro nehmen, damit dann überhaupt Leute
0:30:10sich melden. Das ist dann auch noch so interessant. Fludi, du sagtest, du arbeitest auch als Streetworker. Welchen Herausforderungen begegnest du im Alltag? Ja, ich bin jetzt seit einem halben Jahr als Streetworker dabei und
0:30:42habe festgestellt, dass ja doch getrennt wird und das Schlimme ist, dass die Leute, die auf der Straße leben, alle keine Papiere haben. Also es ist sehr schwer überhaupt für solche Leute Personalausweis und Papiere zu bekommen, weil die Leute, die auch alle hier sind, sei es Flüchtlinge, sei es aus der EU, Romanen oder Sonstiges, die haben erst alle keine Ausweise und es ist schwer mit den Behörden überhaupt Termine zu bekommen oder auch erstmal rauszufinden,
0:30:58welche Möglichkeit gibt es denn, um für ihn überhaupt eine Identität zu bekommen. Und da wird natürlich dann auch noch, wir haben ja einmal den deutschen Staatsbürger, wenn der aber seit 20, 30 Jahren keinen
0:31:24Personalausweis mehr hat, weil er seit 15 Jahren auf der Straße lebt, gibt es ein Personenermittlungsverfahren, was ich mit ihm dann durchmachen muss. Das ist aber noch relativ einfach, weil da erreiche ich noch Leute bei den Behörden, bei der Anmeldung oder sonst was, die mir sagen, was ich machen muss. Dann haben wir die Ausländerbehörde, die natürlich dann auch sagt, wenn es groß in der Politik ist, jemand auszuweisen, alles. Ich habe jetzt einen
0:31:35Klienten, der möchte jetzt gerne wieder zurück. Dabei sagt man, ist doch super, der hängt uns dann nicht auf der Tasche, er möchte wieder zurück in sein Heimatland. Ich habe schon drei, vier E-Mails geschrieben, es gibt einfach keine Reaktion. Ich weiß auch gar nicht, was ich machen muss, weil er hat ja auch gar keinen Ausweis. Er braucht ja erstmal von diesem Land, wo er gerne wieder zurück möchte, eine Identität, einen Personalausweis, dass er dann in den Flieger steigen kann, in das Land, damit er auch in dem Land ja wieder einreisen darf. Da stoße ich an meinen Grenzen, wo ich dachte, wie mache ich das denn? Dann hat man auf der anderen Seite ja noch die EU-Bürger, da ist es natürlich dann wieder einfacher,
0:32:15weil durch die EU können wir die in die Notstaffstellen setzen. Es wird jetzt hier in Düsseldorf sozusagen getrennt, einmal EU, einmal Rest der Welt ist alles Isolanten und Flüchtlinge mit Aufnahmeverfahren oder Migration. Das ist eine eigene Stelle und alle EU-Bürger haben dann sozusagen eine andere Stelle. Das ist das, wo ich dann denke, was schwierig ist. Das Gute ist, dass wir auch Hilfsmittel haben für diese Leute, die auf der Straße sind, dass man die erstmal versorgen kann.
0:32:46Dass man sagen kann, wir haben Zelte, wir haben Spenden als Schlafsäcke. Jetzt mit der Hitze, wir müssen jetzt auch immer weiter damit aussetzen, dass sie extreme Hitze hier bekommen, dass sie Käppi bekommen, Sonnencreme bekommen, viel Wasser bekommen, dass man dann morgens und abends fährt, dass sie dann auch kühle Räume aussuchen können. Viele Geschäfte machen jetzt auch mit Trinkwasser, dass man da rein kann. Das haben wir so Trinkflaschen.
0:33:11Aber die lassen die meisten stehen, verlieren die. Man muss dann immer schauen, wie man diesen Leuten nicht nur im Winter, es gibt Winterhilfe, es gibt Wärmeräume, es werden Zelte ausgestellt für die Leute. Wir kümmern uns immer weiterhin auch im Sommer, dass man da die Herausforderungen hat, dass die Leute, wenn sie alkoholisiert sind oder Drogen, liegen die in der prallen Sonne und wissen nicht mehr deshalb darum zu fahren, zu sagen,
0:33:38hier, lege dich wenigstens im Schatten, zieh wenigstens eine Käppi auf, trink viel und kräme dich ein. Also das sind jetzt so die neuen Herausforderungen, die ich jetzt so in dem halben Jahr mitbekommen habe als Streetworker. Ich habe in der Vergangenheit das jetzt schon ein paar Mal organisiert, dass ich mit Bekannten und Freunden auch rumgelaufen bin
0:33:59und letztendlich Spenden verteilt hatte. Und das im Winter und im Sommer. Und das Spannende, oder ich sag mal das erste Mal, als wir das gemacht haben, wollten die Leute einfach keinen Kaffee und keinen Tee. Und ich habe dann irgendwann gefragt, warum wollt ihr keinen Kaffee und keinen Tee? Und dann haben sie mir verraten, weil wir dann ständig auf Toilette müssen und
0:34:18wir haben hier keine. Also gibt uns das nicht, sondern gibt uns ganz viel Zucker. Und dann hatten wir auch, also wir hatten zwei Kilo Zucker oder so dabei und das war innerhalb von 20 Minuten leer, weil die Leute ganz viel Zucker einfach genommen haben, weil sie dadurch ihr Energiepegel hochhalten wollten. Und im Sommer wollten sie kein Wasser oder sehr wenig Wasser, sondern sie wollten sehr viel Cola, weil sie durch die Cola auch ganz viel Zucker bekommen.
0:34:42Und dann haben wir auch gelernt, dass eben letztendlich durch die Cola sie weniger auf Toilette müssen. Das heißt, auch da gab es Optimierungsbedarf und auch da hatten wir dann darauf geachtet, viel weniger Wasser zu kaufen und viel mehr Cola. Ist natürlich auch nicht das Beste, aber wenn du halt gar keine Ernährung hast oder wenig und dann kriegst du dadurch noch mal mehr Energie. Das hatte tatsächlich noch mal
0:35:01einen Einfluss und wir hatten verstanden, keine Bananen. Weil die am Ende des Tages nur für Verstopfung sorgen und weil die zermatschen nur. Weil wenn sie immer unterwegs sind, matschen die, bringt nicht viel. Deswegen hatten wir dann ein hartes Obst immer genommen. Und so haben wir dann auch immer mehr optimiert, was wir gemacht haben. Nur ganz zum Schluss hatten wir noch gelernt, Mundwasser ohne Alkohol. Das ist ja natürlich, wenn jemand dann...
0:35:24Das Desinfektionsmittel in der Corona-Zeit war auch ganz schlimm. Da war Alkohol drin. Die Leute haben das Desinfektionsmittel getrunken, weil da Alkohol drin war. Deshalb haben wir danach auch nur noch Desinfektionsmittel ohne Alkohol gehabt. Ja und das ist immer so ein Learning by doing. Da denkt man ja gar nicht drüber nach, was es da dann noch für kleine Schnittstellen gibt. Das war so das größte Learning für uns und immer Unterhosenmangel und immer Sockenmangel.
0:35:51Das war immer die zwei großen Dinge. Das heißt also für alle Leute, die spenden wollen, im besten Fall immer nochmal extra Unterhosen und Socken kaufen und die dann mit abgeben. Das Gute ist, im Obdachlosenwohnheim gibt es auch ein Bekleidungsbudget. Dann können die Leute sich auch neue Sachen kaufen, weil gerade Unterhosen oder auch Schuhe hat man ungern als Second Hand. Und das nutzen wir auch viel mit den Bewohnern, dann einkaufen wir bei C&A, H&M und dort Bekleidungsgeld, halt eben da genau solche Sachen zu kaufen.
0:36:24Habt ihr denn auch Sonderkonditionen mit ähnlichen Kaufhäusern? Wir leben von den Spenden. Es gibt hier jetzt auch, Bilkan nennt sich das, auch für Kinder und sozial Schwache, wo es dann halt eben eine Kleiderkammer gibt. Aber wir haben so viel, wir müssen eigentlich auch schon, können wir ja überflussgleich aussortieren und letztendlich jeder, der auf der Straße lebt oder sonstiges und Klamotten braucht, der kriegt von mir, sag mir was du brauchst,
0:36:53ich bringe dir das beim nächsten Mal mit dem Fahrrad mit. Ich frag dann auch mal, was kann ich für dich tun, was brauchst du denn noch und was kann man dann halt eben da machen und viele sagen dann auch, was sie brauchen. Dann sag ich, alles klar, ich bin am Montag wieder hier und dann besorge ich dir das und dann bringe ich das vorbei. Das ist meistens auch Spenden so viel, da kommen wir zu dieser Überflussgesellschaft halt eben drauf zurück. Was interessant ist noch von dem Sonderbudget als Ergotherapeut habe ich
0:37:21dann auch immer mache ich Freizeitaktionen mit meinen Leuten. Ich probiere auch, dass sie an dem sozialen Leben ja ein bisschen teilhaben. Wir haben jetzt zum Beispiel auch Gutscheine und eine Spende von Fortuna Düsseldorf bekommen, dass ich mit den Leuten ins Stadion gehen kann. Ich habe Kinogutscheine bekommen, davon, dass ich mit den Leuten ins Kino gehen kann. Dann habe ich auch ein Budget.
0:37:40Wir haben jetzt auch schon vier, in den 17 habe ich jetzt vier oder fünf Ferienfreizeiten gemacht. Da haben wir von der Arbeit aus einen neuen Sitzer, haben dann von den Franz-Freunden, gibt es dann für 10 Euro pro Person die Nacht, gibt es dann Zimmer in der Eifel, dann sind wir dann zur Eifel gefahren und haben von da aus Touren gemacht, sind wir meistens Montags hin, Donnerstags oder Freitags dann wieder zurück, je nachdem, damit die Leute auch mal was anderes sehen.
0:38:05Und probiert auch, wenn ihr wollt, dann gehen wir auch mal Bowling oder haben wir noch mal Minigolf gespielt. Ich probiere mit den Leuten, damit sie auch an dem sozialen Leben und an den Sachen dann teilhaben. Jetzt bei der Europameisterschaft hatten wir natürlich Angst. Ich glaube in Berlin und in Hamburg war es ja, da haben die ganz viel die Platten geräumt und die Leute sozusagen verscheucht. Da muss ich sagen, da konnten wir gut argumentieren. In Düsseldorf gab es zwar nur fünf Spiele, aber wir hatten auch eher die Befürchtung,
0:38:36aber das Ordnungsamt und die Stadt, also die Befürchtung ist zum Glück nicht aufgegangen. Wir haben sozusagen nichts gemacht, es war alles friedlich und sie gehören halt eben dazu. Ich denke zu unserem Gesellschaftsbild, dass das passieren kann in besonderen schwierigen Lebenslagen oder wie auch immer. Man muss immer den Hintergrund sehen und deshalb bin ich eigentlich auch froh, dass es in Düsseldorf bei der Europameisterschaft
0:38:59nicht war, weil man löst ja nicht, wenn man die Leute vertreibt. Oft ist es Menschen ja unangenehm, obdachlosen Menschen Geld zu spenden. Die gehen dann eher lieber einkaufen oder fragen menschlich will zu dm oder zu rossmann brauchst du irgendetwas und dann kaufen sie lieber den obdachlosen etwas was hältst du davon weil ich oft gehört habe und so mache ich das auch dass die obdachlosen oder wohnungslosen menschen durch einen entzug tatsächlich
0:39:33auch sich in lebensgefahr bringen und dass man den menschen wenn man den einfach so, ohne vielleicht zu fragen, etwas zu essen bringt, dann übernimmt man ja quasi die Entscheidung für den Obdachlosen, was dieser Mensch isst. Was hältst du davon? Also ich würde sagen, seitdem ich auch als Student, der 96 wieder zurückbringt nach Düsseldorf, habe ich es auch so gemacht. Es hat von mir noch keiner Geld bekommen, sondern habe dann gefragt, was brauchst du denn, wofür brauchst du denn das Geld, ja
0:40:03für was zu essen. Dann gehen wir in die Bäckerei, dann kommen wir wieder zum Zucker, dann kannst du dir ein Stück Torte aussuchen, wo natürlich auch viel Zucker drin ist, was gut ist. Für zwei, drei Euro ist mir egal. Weil auf der einen Seite möchte ich ja auch nicht den Drogen- und Alkoholkonsum sozusagen fördern der Leute.
0:40:21Natürlich gibt es ein Risiko, wenn man jahrelang Alkohol und Drogen wüchtig ist, aber dann muss er natürlich auch die Einsicht haben, was wir auch haben. Es gibt ja auch bei uns in Landeskliniken, wenn es bei uns im Haus nicht mehr weiter geht, wir sind eine nasse Einrichtung bei der Caritas, dann kann man eine Entgiftung machen. Ja, man kann auch, wir haben jetzt zum Beispiel auch einen Klienten, der hat es wirklich geschafft, der ist jetzt schon seit über einem Jahr trocken und diesen Klienten habe ich aus der Wohnung geholt, war
0:40:50Klick machen, um dann zu sagen, so ich möchte mein Leben ändern, ich möchte so was haben. Ich sehe natürlich auch Leute, die seit 15, 20 Jahren auf der Straße leben, die möchten ja gar kein anderes Leben mehr führen. Das hat man natürlich dann auch. Also das ist auch so ein Zwiespalt, was dann ist. Aber eigentlich vertritt ich genauso viel von der Arbeit, wie ich es in der Arbeit habe.
0:41:12Und das ist auch so ein Zwiespalt, was dann ist. Aber eigentlich vertritt ich genauso wie du das gesagt hast, den Leuten kein Geld zu geben, sondern zu sagen, was braucht ihr denn? Such dir was aus. Brauchst du was zu essen? Möchtest du gern Salami haben? Möchtest du Milch haben? Möchtest du sonst was haben? Damit die auch was essen. Wenn du ihnen Geld gibst und die sich nur Alkohol davon kaufen, ist denen ja sozusagen auch nicht geholfen,
0:41:39weil man merkt ja selber, wenn man viel Drogen konsumiert und trinkt, isst man ja viel weniger und das ist natürlich nicht gut für den Körper. Deshalb braucht der Körper ja genau dann auch Nahrung. Bei mir bin ich angefangen als Ergotherapeut
0:42:10morgens von 9 bis 12 Uhr und habe gesagt, hör auf mit dem Saufen, kommst du von 9 bis 12 Uhr zu mir, dann gehst du schön Mittagessen und dann kannst du bis 6 Uhr gerne die Haken zusaufen, aber ich hätte dich dann gerne morgens um neun Uhr wieder bei der Arbeit gesehen. Das war dann immer so mein Standardspruch,
0:42:07weil ich weiß, ich kann die Leute nicht ändern, wenn sie halt eben trinken wollen. Aber dann muss man sehen, dass man das wenigstens kontrolliert dann hinbekommt. Und dann, wenn es ausatmet, kriegen sie es ja auch nicht mehr hin, sozusagen das Zimmer in Ordnung zu halten. Meistens da ist das Bett natürlich dann auch nass, es riecht natürlich ungemein. Dann wenn sie das Essen haben, das Essen nicht essen, bei 30, 40 Grad hast du die Frucht fliegen. Also ich habe schon in Zimmern Schränke aufgemacht, da kamen mir die Maden entgegen. Also es sind schon Sachen in den 17 Jahren passiert, wo ich auch so dachte, das muss nicht sein.
0:42:45Aber man muss damit leben und muss halt eben schauen, dass man das sozusagen dann hinbekommt. Und einige Klienten kriegen dann auch den Dreh und das ist halt eben so, wo ich dann denke, das ist ein Erfolg, wenn ich ihn doch vermittelt habe und denke, ich höre nichts mehr von denen und denen geht es dann gut. Welche Geschichte oder welches Schicksal ist dir am meisten in Erinnerung geblieben in den 17 Jahren?
0:43:092019 habe ich ein Messi-Seminar gemacht. Also ich habe schon viele, weil es ist ja schwer zu nachzuvollziehen, wie die Leute alles horten und sammeln, was für ein ja eigentlich Müll ist und nicht loslassen können. Und wir hatten einen Klienten, lange Jahre,
0:43:40der hat sich dann auch immer schön Essen geholt, hat dann auch Stofftiere gesammelt und hat natürlich das Essen dann in den Stofftieren und in den Taschen sozusagen versteckt. Und irgendwann mal bin ich dann dahinter gekommen, was hast du denn alles da, mach mal die Taschen auf und sonst was. Da war
0:44:13natürlich dann so eine schöne Mettwurst, keine Ahnung, vielleicht ein halbes Jahr, ja. Also die Eier waren dann, irgendwie habe ich die Eier rausgeholt, wo er dann natürlich noch sauer war, dass ich sein Zimmer da auf links gedreht hat und er hat mir dann ein Ei hinterher geworfen. Zum Glück bin ich zur Seite gegangen, das Ei ist auf der Tür gegenüber zerschlagen oder kaputt gegangen. Das Eigelb war lila, der Gestank war über drei Wochen Flur. Ich war kurz davor, mich zu übergeben. Also es war echt, ich bin da
0:44:29weggegangen, wir haben alle Fenster, alle Türen aufgemacht. Du hast diesen Eiergeruch, wenn du ein Jahr irgendwie so ein Ei hast, das möchte ich keinem wünschen. Aber auf der anderen Seite krieg ich dann auch, habe ich jetzt letztens noch einen Kühlschrank ausgeräumt, gab es dann drei Wochen kein Strom, der Kühlschrank war drei Wochen zu. Das Essen ist natürlich in dem Kühlschrank schön drei Wochen vergammelt. Dann macht man dann auf, man hat eine Maske, man hat Handschuhe, nimmt natürlich dann eine große Mülltüte und dann einer schmeißt die Sachen da rein, der andere bringt die
0:45:06schnell raus. Dann ist natürlich alles schwarz und verschimmelt. Da musste ich dann auch schon mal wieder würgen. Dann hieß es nur, ja Flutkampf, Sie sind aber sehr empfindlich. Wo ich dann auch so denke, bitte. Also da war schon, war auch schon so nah an der Grenze.
0:45:21Hat sich denn der Herr bei dir entschuldigt, der das eingeworfen hat? Nein, nein, nein, nein, nein, nie. Ich war der böse Wicht. Machen dann oft gerne dann auch guter Kopf, böser Kopf. Einer muss ja da aufräumen und du merkst ja, die Einsicht ist ja gar nicht da. Man will ihnen ja was wegnehmen. Man kann ja noch alles
0:45:39gebrauchen. Das ist ja auch das Symptom eines Messis, der immer sagt, ah nee, die Gläser kann ich ja noch ausspülen und das kann man ja noch gebrauchen und stapelt das alles. Wir hatten einen Klienten, der hat Bücher gesammelt. Gibt es ja immer schön diese Bücher, man hat dann Bücher gesammelt. Der hat auf einem Feldbett in seiner Wohnung geschlafen und drumherum waren über 20.000 Bücher gestapelt. Jetzt musste natürlich aus dieser Wohnung raus. Wir haben einen 30 Kubikmeter Container dahin gestellt und haben
0:46:11dann natürlich die ganzen Bücher da reingeschmissen. Das Schöne ist, Bücher sind keine Lebensmittel, das kann man natürlich schon machen. Dann ist er bei uns eingezogen. In einem halben Jahr hat er 100 Bananenkartons Bücher gesammelt. Wow, das ist ja eine riesige Brandgefahr. Das ist natürlich dann auch was, aber das Gute ist, dass das da, wenn man Müll hat und hat da Lebensmittel oder sonst irgendwas da drin, wir haben ihn dann immer, jede Woche habe ich dann wieder einen neuen Bananenkarton besorgt, hab gesagt, ja guck mal, jetzt musst du aussortieren. Ich glaube, er war auch beruflich
0:46:44mal Bibliothekar oder irgendwas hat er auf jeden Fall mit zu tun gehabt und hat immer gesagt, die Bücher kann er noch gebrauchen. Und dann haben wir immer jede Woche, einmal die Woche gibt es dann Hausrundgang. Und dann habe ich immer jede Woche immer einen Bananenkarton wieder rausgeholt. Aber in der Woche hat er locker wieder zwei Bananenkartons wieder reingestellt. Also deshalb war es immer so ein Kreislauf. Da hatten wir zum Glück noch eine Garage und dann hatten wir noch Stauraum und dann konnte man das machen. Bietet ihr denn noch psychologische Betreuung parallel an? Ne, haben wir nicht. Die müssen sich dann extern irgendwo melden, wenn sie es wollen.
0:47:18Aber letztendlich ist ja bei uns, die da sind, die Tagesstruktur und der Alltag steht ja dann im Vordergrund. Und dann zu schauen, wie man ihn einbinden kann, wie man Sozialarbeiter, wie man dort helfen kann. Letztendlich ist ja die Einsicht auch nicht da. Meistens haben wir ja mit psychisch Kranken und Suchterkranken, die dann bei uns sind, schauen wir halt eben, wie wir sie
0:47:45aufpäppeln können. Natürlich können sie sich dann auch Hilfe suchen. Mittlerweile geht es dann so mit Regenerations-WG haben wir auch. Wir haben auch Krankenbetten und es sind jetzt immer ältere Leute. Die Pflegeheime sind überfüllt. Viele denken auch, wir werden jetzt ein Pflegeheim und dann haben wir natürlich mit immer mehr älteren Leuten und Demenzleuten und sonstigen zu tun. Da hat sich in den Jahren natürlich auch das Klientel gewandelt. Was wünschst du dir für deine Zukunft?
0:48:15Gute Frage. Also ich habe eigentlich irgendwie ja keine Wünsche. Letztendlich muss ich sagen, für mich mache ich das ja, um sozusagen Teil auch dieser Gesellschaft zu sein und den Leuten zu helfen. Ich habe jetzt irgendwie letztens, wo ich halt eben angefangen habe, auch als Streetworker und wo es dann so einige Probleme dann gab mit der Personalabteilung
0:48:49und sonst was, die Regeln, wie machen wir das, wo ich gesagt habe, was ich letztendlich mache, um den Leuten zu helfen, ist mir egal, ob ich überall Löcher stopfe oder sonstiges, Personalmangel ist überall für die Zukunft. Wir waren vorher auf der Schützenstraße, mussten da raus, weil es halt eben total alt war und sollte abgerissen werden, neu gebaut werden.
0:49:03Das hat die Caritas oder irgendwie konnte man nicht umsetzen, weil man Angst hatte, dass man die Gebäude daneben mit zerstört, wenn man es abreißt. Dann haben sich die Brandschutzverordnung geändert. Jetzt sind wir dahin gegangen, dass wir das Haus komplett entkernen und halt eben dann kernsanieren und dann werden wir wieder rüberziehen. Das ist die Sache mit dem Personalmangel. Unser Chef hat groß in der RP erzählt, er geht mit 30 Fachkräften, geht ja dann rüber. Wo wir die hernehmen sollen, weiß ich nicht, weil viele, die ich auch kenne in meinem Freundeskreis oder sonst was alles, die dann immer so sagen, ja, ich bin Privatier, ich muss ja nicht arbeiten.
0:49:47Ich möchte gerne ja arbeiten, um in dieser Gesellschaft, um solchen Leuten dann zu helfen. Und was ich da letztendlich mache und sie, ist mir dann nun eigentlich auch egal. Danke dir, danke dir, dass du deine wirklich spannende Geschichte mit uns geteilt hast. Danke und wir wünschen dir alles Liebe und alles Gute für dich, deine Familie und deine Zukunft. Herzlichen Dank. Du willst selbst bei uns dabei sein? Dann melde dich auf unserer Website oder unserer Social Media. Untertitel von Stephanie Geiges
Transcribed with Cockatoo
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