#29 Christine: Grenzerfahrung in der Stille
Shownotes
Stell dir vor, du bist hochschwanger, der Geburtstermin deines ersten Kindes steht bevor, und plötzlich stehst du am Rande des Todes. Genau das ist Christine vor 20 Jahren passiert, und in dieser Podcast-Folge nimmt sie uns mit auf ihre emotionale Nahtoderfahrung, die ihr Leben für immer verändert hat.
Kontakt zu Christine: Webseite: www.christine-brekenfeld.de YouTube: https://www.youtube.com/channel/UC-wYLiI7HYAVJ8dVFylJcEA
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Transkript anzeigen
0:00:00Triggerwarnung! Bevor wir beginnen, möchten wir dich auf etwas Wichtiges hinweisen. Uns sind deine Sicherheit und Gefühle wichtig. Wir möchten gewährleisten, dass du dich während des Hörens unseres Podcasts wohlfühlst und keine unerwarteten Auslöser erlebst. In dieser Episode werden wir Themen ansprechen, die für einige Hörende verstörend sein könnten. Zu Beginn der Folge stellen wir das Thema vor. Falls du denkst, dass das genannte Thema für dich persönlich belastend sein könnte, dann möchten wir dich bitten, die Folge direkt zu beenden. Stell dir vor, du kommst in einen Raum, vor dir sitzt ein Mensch und du hast keine Ahnung,
0:00:35wer das ist. Das passiert mir in jeder Folge bei unserem Podcast von Bohne zu Bohne. Mein Name ist Charlotte und ich weiß vorher nichts über unsere Gäste. Kein Name, keine Information, keine Themen. Also werden meine Fragen auch deine Fragen sein. Ich bin Sanja und ich suche die Gäste. Hier achte ich darauf, dass es Menschen mit spannenden Persönlichkeiten und faszinierenden Erlebnissen sind. Und genau die wollen wir mit euch teilen.
0:01:01Bist du bereit, gemeinsam mit Charlotte neue Geschichten kennenzulernen? Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge. Mein Name ist Charlotte. Mein Name ist Sanja und mein Name ist Christine und ich erzähle heute von meiner Nahtoderfahrung und wie sie mein Leben verändert hat. Oh je, da habe ich Gänsehaut bekommen. Okay, sehr, sehr spannend. Wo fangen wir denn da
0:01:28an? Was willst du sagen? Wo fängt deine Geschichte da an? Meine Geschichte fängt vor 20 Jahren an. Im Juli 2004, da war ich hochschwanger und es war zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin. Und eigentlich habe ich so darauf gewartet, dass mein Kind auf die Welt kommt. Und da es meine erste Schwangerschaft war, hatte ich nicht so viel Ahnung, was da wohl so auf mich zukommen würde. Und im Juli war das, war es dann so, dass ich morgens aufgewacht bin an diesem Tag und ich habe gemerkt, irgendwas ist heute ein bisschen anders und ich habe dann auch die
0:02:14Idee gehabt, ah vielleicht, man weiß es ja nicht, zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin ist ja heute der Tag der Tage und weil es mir wirklich nicht so gut ging und ein bisschen schwindelig war, habe ich dann meine Verabredung, die ich hatte, damals habe ich noch in Berlin gewohnt, habe ich abgesagt. Und ich hatte das Telefon noch in der Hand und habe plötzlich gemerkt und gesehen, dass Unmengen Blut aus mir rausfließen. Und zwar nicht nur so ein bisschen, sondern wirklich Unmengen von Blut. Ist die
0:02:45Schwangerschaft vorher ohne Probleme verlaufen? Ja. Und da gab es auch keine Anzeichen, dass etwas hätte passieren können? Nein. Verrückt. Okay und dann hast du die Unmengen Blut gesehen. Wie ging es dir? Ich habe die Unmengen Blut gesehen und ich wusste in dem Moment auch sofort, wenn jetzt niemand kommt und mir hilft, dann sterbe ich jetzt. Es war mir sofort klar, dass das der Tag meines Todes sein wird, wenn ich jetzt nicht irgendwie Hilfe bekomme. Also mir war sofort im Bewusstsein, okay, das ist jetzt richtig, richtig lebensbedrohlich, was hier passiert. Und ich habe dann, ich hatte das
0:03:23Telefon ja noch in der Hand, habe dann die Feuerwehr angerufen, den Notarzt und auch meinen Ex-Mann. Und als ich das gemacht hatte, da habe ich dann gemerkt, wie mich eine mega Todesangst überkommt, dass ich wirklich so ins Zittern gekommen bin, ins Zähne klappern. Und ich habe wirklich gemerkt, das fühlt sich echt an, als ob ich an einer hohen Klippe stehe und der Boden unter mir röckelt. Und wie lange hat es im Endeffekt gedauert, dieses ganze Gefühl? Kannst du das beschreiben? Nee, weil ich habe da überhaupt kein Zeitgefühl mehr gehabt, weil ich so mit meinen existenziellen
0:04:09Ängsten beschäftigt war, mit dieser Todesangst, die da sich über mich... Also es war tatsächlich so, dass ich das Gefühl hatte, ich sterbe jetzt und etwas in mir wollte das auch nicht. Also ich habe irgendwie gemerkt, ich will mit aller Kraft mich dagegen stemmen. Und es war auch ganz verrückt, weil es gab etwas in mir, was wie, wie soll ich sagen, dieses ganze Geschehen negiert hat, in dem Sinne von, sowas passiert nur im Film oder sowas passiert nur anderen, aber sowas passiert auf gar keinen Fall mir. Und ich war
0:04:48da einfach in einer Situation, wo ich überhaupt nicht mehr an Zeit oder so gedacht habe. Was ich sagen kann, ist, es ging alles sehr schnell, weil sonst wäre ich nicht mehr hier. Inwieweit hast du in dem Moment auch an das Kind gedacht? War das überhaupt möglich, darüber nachzudenken? Nicht so richtig, tatsächlich. Es ist auch sehr spannend für mich im Nachhinein gewesen, dass ich da nicht mehr an meinen Sohn gedacht habe.
0:05:21Du hast gesagt, du hast dann die Polizei, nee, vorher hast du gesagt, Krankenwagen informiert und deinen Ex-Mann. Wie ging es dann weiter? Hast du dich hingesetzt, hast du die Tür geöffnet, damit jemand reinkam? Was hast du gemacht? Also es war so, dass ich mich überhaupt nicht hinsetzen konnte, sondern ich musste mich hinlegen, weil ich so starke Blutungen hatte, sitzen ging überhaupt nicht. Ich habe halt gewartet und die Feuerwehr kommt mit so einem Notfall einfach sehr schnell innerhalb von Minuten.
0:05:52Da musste ich nochmal aufstehen und musste die Tür aufmachen und dabei habe ich aber auch nochmal das Ausmaß gesehen. Also eigentlich habe ich meinem eigenen Verbluten wirklich buchstäblich zugeschaut. Aber weiß man was genau passiert ist, warum du so stark geblutet hast? Bei mir hat sich die Plazenta vorzeitig gelöst. Also die Plazenta, die ist zu dem Zeitpunkt der Schwangerschaft ungefähr so groß wie eine kleine Pizza und über die Plazenta werden ja Mutter und Kind versorgt. Da besteht ja der Austausch mit den Blutkreisläufen.
0:06:31Und wenn sich die Plazenta vorzeitig ablöst, dann wird mit jedem Herzschlag, mit dem das Mutterblut eigentlich zum Kind gepumpt wird, dann schließt das Blut quasi raus und das Kind ist nicht mehr versorgt. Und warum es eine Plazentaablösung gibt, das weiß man nicht. Also man weiß nicht, ob die Mutter, der Mutterkörper es auslöst oder ob der Kindkörper es auslöst. Es ist ja quasi wie ein gemeinsames Organ. Okay, und du hast dann im Prinzip das ganze Blut gesehen, aber warst du denn noch in der Lage dazu aufzustehen?
0:07:10Weil ich kann mir vorstellen, dass dein Kreislauf ja unfassbar im Keller gewesen sein muss. Also ich wusste halt, ich muss aufstehen. Ja, ich wusste, ich muss aufstehen. Wenn ich nicht aufstehe, werde ich sterben. Das wusste ich. Weil ich war ja alleine, es war niemand da. Ich hatte zwar meinen Mann angerufen, aber ich hatte keine Ahnung, wann der kommt. Ich hatte ihm auch gesagt, was passiert ist, aber ich wusste ja nicht, wie lange er durch Berlin damals braucht. Also ich wusste, ich muss aufstehen und ich muss es schaffen und
0:07:42das habe ich auch geschafft. Genau. Und dann im Prinzip hast du die Tür aufgemacht. Wie ging es dann weiter? Ja, also ich habe die Tür aufgemacht und ich meine die Rettungssanitäter und der Notarzt, die sind ja irre schnell. Die haben natürlich alle möglichen Maßnahmen ergriffen. Was aber vielleicht viel spannender war, wie es weiterging, war, was in mir passiert ist. Weil es war dann so, dass ich gemerkt habe, dass ich mich erst mal
0:08:14mit aller Macht dagegen stelle, gegen das, was da passiert. Und ich hatte wie das Gefühl, dass da etwas über mich hinweg rollt, was ich bis dahin noch nie gespürt hatte. Ich habe bis dahin ein Leben geführt, wo ich dachte, ach, wenn ich nur alles im Griff habe und immer alles gut mache und alles unter Kontrolle habe, dann läuft es schon. Und plötzlich war ich in eine Situation geraten, wo ich überhaupt nichts mehr in der Hand hatte. Ich habe plötzlich gemerkt, okay, jetzt passiert hier gerade was, das kann ich nicht mehr kontrollieren. Das geht über das, was ich bis dahin in meinem Leben erlebt hatte, weit hinaus.
0:09:01Mich hatte irgendwie wie eine unglaubliche Kraft erfasst, die über, sag ich mal, über das Alltägliche und über das Menschliche hinausging. Das heißt aber, du warst dann nicht mehr bei Bewusstsein? Doch, doch, ich war bei Bewusstsein. Und ich habe das alles mitgekriegt. Wie kannst du das beschreiben? War das mehr ein Gefühl oder war das etwas,
0:09:20was, also war das eine Energie, eine Kraft oder wie kann ich das verstehen? Ja, also es war eine Energie, eine Kraft. Also ich kann das mit Gefühlen beschreiben, die Angst, die ich hatte, diese Todesangst. Auch etwas war eine Angst, die viel größer war wie alles, was ich bis dahin kennengelernt hatte. Eine Angst, die über alles hinausging, die ganz andere Dimensionen hatte und gleichzeitig mit so einer ganz starken Energie, dass etwas über mich hinwegrollt, über das ich keine Macht mehr habe. Etwas, das einfach viel größer und viel mächtiger ist als ich.
0:10:00Beruhte die Angst darauf oder tatsächlich, dass jetzt alles vorbei ist? Das weiß ich nicht, die war einfach da. Also vielleicht ist es wichtig zu sagen, ich konnte in dem Moment überhaupt nicht mehr darüber nachdenken, was ich da jetzt, warum ich das jetzt so fühle oder in welchem Zusammenhang es ist, sondern es war einfach alles da. Also ich war einfach in eine komplett lebensbedrohliche Situation geraten. Okay, du hast dieses Gefühl gespürt und warst du dann noch aufnahmefähig seitens den Erstversorgern?
0:10:35Wenig, ich war nämlich mit ganz anderen Sachen beschäftigt. Ich habe dann nämlich irgendwann gemerkt, dass diese Kraft oder diese Macht, das was da über mich hinweg rollt, so groß und stark ist, dass ich dem nichts mehr entgegensetzen kann. Ich habe bis dahin immer gedacht, ich habe alles im Griff und wenn ich mich nur genug anstrenge, dann klappt es schon und dann kriege ich alles hin. Und ich war plötzlich in der Situation, wo ich gemerkt habe, nee, ich kriege es
0:11:05einfach nicht mehr hin. Ich habe diese Situation selbst nicht mehr im Griff. Es war so, als wie wenn ich irgendwie merke, ich habe nicht mehr alles in der Hand. Und dann gab es einen Moment, wo ich tatsächlich gemerkt habe, okay, ich lasse jetzt los. Ich kriege das hier nicht mehr geregelt. Ich sage jetzt einfach ja zu dem, was kommt. Und du siehst ja schon, meine Hände gehen so hoch und es ist tatsächlich auch für mich eine Bewegung, die dazu gehört,
0:11:42nämlich dieses Gefühl, okay, ja, ich ergebe mich. Ich lasse jetzt los, egal was kommt und egal, ob ich jetzt weiterlebe, egal ob ich sterbe. Es war wirklich ein Gefühl innerlich, ich ergebe mich dem Leben und ich ergebe mich dem Tod. Wie hat sich deine Angst oder dieses Gefühl überrollt zu werden, wie hat sich das verändert, nachdem du dich ergeben hast? Ja, nachdem ich mich ergeben habe, war das ganz spannend, weil da ist was passiert, mit dem ich niemals gerechnet hätte.
0:12:19Das erste was passiert ist, war, dass mein Bewusstsein oder mein Sein oder mein Geist oder meine Seele, wie man auch immer dazu sagen möchte, jeder Mensch hat ja vielleicht ein anderes Wort dafür, ich will das gar nicht festlegen, ist wie über mich hinaus geschossen. Ich war plötzlich nicht mehr in diesem Körper, sondern ich war außerhalb des Körpers und ich war überall. Es war so, als würde ich den ganzen Raum ausfüllen und ich sah meinen Körper da liegen, die Sanitäter, meinen Mann sah ich durch die Wand. Ich konnte durch die Wand plötzlich sehen, im Nebenraum telefonieren
0:12:59und die Angst hat sich in dem Moment in den Frieden gewandelt. Die Angst war komplett verschwunden und ich war plötzlich mit einem unglaublichen Frieden verbunden und es war auch so was da wie, ah, ist das alles gut. Und was das Überraschende für mich war, war auch, dass ich plötzlich gemerkt habe, ja, was ist das? Es war deutlich, ich bin nicht mehr in diesem Körper, ich bin in dem ganzen Raum und wenn ich jetzt von ich spreche, spreche ich nicht mehr von diesem Körper.
0:13:35In dem Moment ist eben was passiert, dass ich gemerkt habe, ich bin anscheinend gar nicht dieser Körper, weil ich bin ja da, ich höre was, ich sehe was, ich rieche was und gleichzeitig bin ich aber nicht da drin, den sehe ich da ja liegen. Aha, ich bin anscheinend gar nicht diese 1,67 mal 40 hier, sondern irgendwas anderes. Du hast beschrieben, du warst so etwas wie schwebend über dem Raum und auch über die Wände hinweg. Dann hast du ja das Treiben gesehen und da wird ja große Hektik gewesen sein,
0:14:20sowohl bei deinem Mann als auch in der Situation, um sein Leben zu retten. Aber trotzdem hast du diese Ruhe verspürt, in dem Sinne von alles ist okay. Richtig. Hast du in diesem Moment auch reflektieren können, was da unten gerade passiert? Nein, ich habe einfach nur das von außen gesehen und habe gedacht, aha, okay, es ist ja unglaublich, ich bin nicht dieser Körper. Also ich war sehr viel mehr mit der Situation, in die ich gekommen bin, beschäftigt, als dass ich jetzt irgendwie das reflektiert hätte. Hattest du einen Übergabeprozess? Also wie bist du von unten nach oben gekommen?
0:14:59Ich bin, vielleicht ist das noch wichtig, ich bin nicht von unten nach oben gekommen, weil oft in Nahtoderfahrungen werden oft so beschrieben, man hängt dann in einer Ecke und schaut von oben, sondern ich hatte eher das Gefühl, ich bin aus dem Körper raus und ich war in dem ganzen Raum. Es war so, als ob ich den ganzen Raum wahrnehme, als ob ich überall bin. Aber hast du dieses Rausgehen gespürt? Ne, es war ganz plötzlich.
0:15:26Also wie schnippartig warst du da? Ja, wie schnippartig. Mit diesem, dass ich gesagt habe, ja, und ich ergebe mich, ich lasse jetzt los, ich ergebe mich dem Leben, dem Tod, ich kann einfach nicht mehr, mit dem plötzlich, wusch, war das da. Wie ging es dann weiter? Wie lange hast du das Gesamtareal, nenne ich es mal, wahrnehmen können? Das weiß ich nicht, das kann ich dir nicht sagen, weil ich hatte ja keine Uhr dabei. Ging das tatsächlich dann auch weiter Richtung
0:15:57Krankenhaus oder war das Ort nicht begrenzt? Okay, nein, nein, nein, also es ging dann, also meine Erfahrung außerhalb des Körpers ging dann noch weiter. Und ich konnte quasi jetzt, ab jetzt erzähle ich wie so ein Parallelfilm. Also ich konnte quasi jetzt parallel wahrnehmen, was man sich ja vorstellen kann, was passiert ist. Ganz schnell irgendwie in den Krankenwagen mit Blaulicht ins Krankenhaus, Notoperationen, auch ich kann mich eben auch erinnern oder habe auch gesehen wie mein Ankommen im Krankenhaus eine unglaubliche Hektik verursacht hat. Also wie quasi so ein Notalarm geschrillt hat und alle zusammen gerannt sind und ich
0:16:39habe auch gehört wie eine Krankenschwester gerufen hat, oh Gott die Frau verblutet und ich habe vom Kind keine Herztöne und ich war im Frieden damit. Du konntest das sehen? Hören. Nur hören? Hören und sehen. Ich konnte immer hören und sehen.
0:16:56Okay. Das konnte ich alles mitkriegen. Und gleichzeitig... Soll ich das noch weiter erzählen? Sehr sehr gerne. Oder hast du eine Frage?
0:17:06Ich denke immer, versuche immer mitzudenken. Aber du darfst gerne. Nee, frag. Also ich versuche mir vorzustellen, wenn du sagst, du bist räumlich nicht daran gebunden gewesen und konntest ja durch die Wände durchschauen und dieser Prozess, um in den Krankenwagen zu kommen,
0:17:23wo, also und vielleicht denke ich da gerade zu mathematisch, aber wo warst du? Also wo war der Winkel, um die Situation wahrzunehmen? Keine Ahnung. Ich kann es dir nur so erzählen, wie ich es wahrgenommen habe. Ich war ja da drin, ich war ja nicht draußen und habe das analysiert. Ich habe es einfach so erfahren. Ok, konntest du das spüren, was dir widerfahren ist? Also das Autofahren, das Berühren, war das möglich? Nee, das habe ich nicht wahrgenommen. Ich habe nur gesehen, was mit meinem Körper passiert, aber ich habe nicht
0:17:55gespürt, also ich habe den Körper nicht gespürt. Ok, du bist dann im Krankenhaus angekommen und dann hieß es, oh Gott, die Frau verblutet uns. Wie ging es dann weiter? Also ich erzähle dir mal, wie es mir innerlich weiterging, weil die Geschichte außen kann sich ja fast jeder vorstellen, weil da gab es eine Notoperation. Hast du die auch wahrgenommen und gesehen? Die? Nein, weil da war ich schon, da gab es dann in mir, also ich habe sie nicht so deutlich wahrgenommen und gesehen. Ich habe schon sie wie so im Hintergrund wahrgenommen und gesehen,
0:18:30weil mein inneres Erleben ist in eine ganz andere Richtung gegangen. In meinem inneren Erleben war es dann so, dass es mich wie in so eine Richtung von so einer Enge zieht. Und die war so golden-orange und die bewegte sich so wie so ein ganz langsamer Strudel. Also nichts, was jetzt so schnell war, sondern so ein ganz langsamer Strudel. Und es zog mich in diese Richtung und habe mich da auch wie so mitnehmen lassen. Dann habe ich gemerkt, dass am Ende dieses Strudels was ganz ganz Lichtes ist, was wunderschönes helles Lichtes.
0:19:33Wenn ich jetzt sagen würde Licht, ist es eigentlich viel zu wenig. Und alles, was ich da eh zu erzähle, ist so, so als ob es keine Worte gibt in unserem Alltag dafür. Also ich kann dir immer nur sagen, es ist so ungefähr wie, also es ist so ungefähr wie ein ganz helles, strahlendes, warmes Licht. Und ich habe dann auch gemerkt, dass ich zu diesem Licht hin möchte. Und deswegen war ich gar nicht so böse, dass es mich da so gezogen hat. Und ich wollte also zu diesem Licht hin. Und dieses Licht, es war ganz wunderbar hell.
0:20:16Und je näher ich kam, habe ich gemerkt, dass es wie so eine Geborgenheit und ganz viel Liebe ausströmt und dass ich dann so eine Sehnsucht bekommen habe, in dieses Licht hinein zu schmelzen. Ich kam auch immer näher und näher und bin dann in dieses Licht hineingeschmolzen. Das war das Allerschönste, was ich bis dahin in meinem ganzen Leben erlebt habe. Kannst du die Schönheit, die dahinter gesteckt hat, näher beschreiben? Es war was von einer ganz tiefen Geborgenheit, einem, sag ich mal, wie Zuhause ankommen, was ganz Warmes, Wohliges und so wie ein Gefühl, da gehöre ich hin.
0:21:09Bedingungen kennt und mit einem unglaublich tiefen Frieden. Und es hatte auch so eine Qualität von Wahrhaftigkeit, also ob alles, was da ist, ganz wahr ist, ob es nichts mehr gibt, was irgendwie so im Verborgenen ist, so vielleicht. Konntest du alle irdischen Gedanken, nenne ich es mal, die man da so haben könnte, konntest du die wahrnehmen? Im Sinne von was passiert mit meinem Baby, was passiert mit meinem Mann? Nein, diese ganzen irdischen Gedanken, die man sich so vorstellen kann, die waren überhaupt
0:21:44nicht da. Die waren einfach überhaupt nicht da. Das heißt, du warst so komplett im Moment der Wahrnehmung deiner Gefühle und dessen, was sie beinhaltet haben. Ganz genau. Also ich war eigentlich komplett in der Wahrnehmung dessen und was da so passiert und so. Also ein menschliches Denken, das
0:22:06so in Sorge ist, das war völlig weg. Und jegliche Angst war ja sowieso schon verschwunden mit diesem in den Frieden kommen, als ich aus dem Körper raus bin. Genau, es war so ein ganz tiefes Gefühl von alles ist gut und alles ist richtig so wie es ist. Hast du dir darüber Gedanken machen können, zurück in dein Leben zu kommen, in deinen Körper? Das hat mich überhaupt nicht interessiert, da war ich so weit von weg. Also es gab überhaupt keinen Grund und kein Bedürfnis, wieder zurückzugehen. Also das, was man aus vielleicht,
0:22:45sag ich mal, in diesem Körper steckend und im Alltagsbewusstsein als mein Leben und mein Körper bezeichnet, es war weg. Es war nicht mein Körper. Ich war so ich, wie ich da war. Hattest du einmal das Gefühl, dass du dein altes Leben bedauert hast? Auch nicht. Ich glaube in diesem Moment, in dieser Verschmelzung mit dem Licht war im Sinne des alltäglichen Denkens, was man so denken würde, das war komplett verschwunden. Also dieses darüber nachdenken, wie etwas ist, das war ganz weg. Wie ging es dann weiter? Wie hast du die Situation wahrgenommen?
0:23:31Also es war dann so, dass ich da am liebsten bleiben wollte und da auch nicht mehr weg wollte. Und wie ich dann zurückgekommen bin oder ob es so einen Moment gab, wo irgendjemand gesagt hat, es ist noch nicht so weit und du gehst jetzt zurück oder so, das weiß ich tatsächlich nicht. Also so etwas in der Art habe ich nicht erlebt. Was ich erlebt habe, war, dass ich wie so einen Lebensrückblick, einen kurzen oder kleinen, bekommen habe.
0:24:08Und es war ein Lebensrückblick nicht, dass ich das komplette Leben gesehen hätte, sondern ich habe die Situationen gesehen, in denen ich Menschen wehgetan habe, in denen ich andere verletzt habe, in denen ich vielleicht durch Unabsichtlichkeit auch andere verletzt habe. Also es war jetzt nichts Großes. Ich bin jetzt auch nicht der Mensch, der andere groß absichtlich verletzt. Es waren diese vielen Kleinigkeiten im Leben, wo man mal vielleicht falsch guckt, was Blödes sagt, was doof kommentiert, jemanden bewertet.
0:24:44Das habe ich alles gesehen und es hat auch mein weiteres Leben ganz nachdrücklich beeinflusst. Das bedeutet, du hast dich selbst gesehen, wie du diese Dinge gesagt und getan hast und nicht wie die anderen darauf reagiert haben. Genau, ich habe gesehen, wie ich diese Dinge gesagt und getan habe und ich habe gesehen, was es beim anderen macht. Also nicht wie der darauf reagiert, sondern was es tatsächlich in ihm macht. Den Schmerz, die Traurigkeit, die Verletzung. Wie konntest du das sehen?
0:25:19Das habe ich einfach gespürt. Gespürt, okay. Oder ich habe, ja, wenn du mich jetzt so fragst, das ist eine spannende Frage, so genau habe ich das noch gar nie beantwortet. Ich habe es gespürt, gefühlt und ich habe tatsächlich auch deutlicher die Reaktionen des anderen gesehen. Also nicht jetzt im Sinne, also im Sinne sowas wie ein Zusammenzucken oder traurige Augen oder ein Kopf der sich senkt. Also so ganz viele Kleinigkeiten. Das heißt die Wahrnehmung war geschärft,
0:25:55also deine persönliche Wahrnehmung war geschärft auf die Emotionen. Auf die Emotionen, aber auch auf diese sichtbaren Kleinigkeiten, wie jemand aussieht, wenn er verletzt ist, wenn er traurig ist, wenn er gerade so leicht beschämt wurde. Und wo hat das angefangen? Also würdest du sagen, das hat schon, waren auch Bilder dabei von deiner Kindheit? Ja, das hat ganz früh angefangen. Und das ging dann über eine zeitliche Abfolge? Ja, es ging über eine zeitliche Abfolge.
0:26:24Okay und wahrscheinlich, wieder eine Frage, die wurde schwierig, aber wenn du das so in Worte fassen müsstest, in Bildern oder in Anzahl an Bildern oder in Zeitablauf, was würdest du behaupten? Keine Ahnung. Ich hatte keine Uhr dabei. Weiß ich wirklich nicht. Okay, aber würdest du sagen, du hattest bis dato jedes Alter einmal bedient, was du bis dato hattest? Also ob ich jedes Bild gesehen habe? Also wenn du sagst, einmal frühe Kindheit, dann Schulalter, Teenager.
0:27:01Ja, ja, auf jeden Fall. Das auf jeden Fall. Also auf jeden Fall. Das ging auch ganz schnell. Das ging so. Ich hatte auch das Gefühl, ich war da in einem Raum, wo es keine Zeit gibt.
0:27:16Auch keine Zeit, wo dieses Raum-Zeit-Gefüge, das wir so im Alltag haben, völlig aufgehoben war. Das heißt, vielleicht sage ich deswegen auch immer, keine Ahnung, ich hatte keine Uhr dabei, es gab nicht dieses Raum- und Zeit-Gefühl, sondern es war einfach.
0:27:35Ich habe es gesehen. Ich habe diese Bilder gesehen, ich durfte diese Situationen sehen. War das für dich wie so eine Art Bewertung, Beurteilung deiner Person? Nee, es war eher so etwas, wo ich dankbar war, dass ich es sehen durfte. Es war nicht so, dass mich da jemand bewertet hätte und sagt, schau mal hin, das hast du alles falsch gemacht oder so. Nee, es war eher so, wenn ich jetzt auch eine tolle Frage, die habe ich auch noch so nicht beantwortet.
0:28:04Ja, es war eher so, aha, ich darf das sehen, ich darf das sehen und ich darf da irgendwie, ich darf das nochmal wahrnehmen, damit ich irgendwie damit anders umgehen kann. Irgendwie so vielleicht, wenn ich das jetzt so in Worte fassen würde. Hast du dich dafür geschämt? Konntest du sowas fühlen wie scham? Nein, es war eher so, dass ich so was gefühlt habe, ja aha so war das, okay, so funktioniert das, irgendwie so was in der Art, so funktioniert es also, so gehen wir miteinander um. Also es war mehr so eine Erkenntnis draus ziehen.
0:28:54Und du hattest das vorher mit sehr viel Wärme und Herzlichkeit, beschreibe ich es jetzt mal, beschrieben. Hast du diese Situation auch so wahrgenommen? Diese Wärme und die Herzlichkeit und dieses Licht, wie du es beschrieben hast, hast du das auch in diesem Moment gespürt? Habe ich das auch in dem Moment gespürt. Ich konnte auch auf diese Situation voller Liebe schauen und einfach sehen,
0:29:18aha, ja, so war es. Nachdem du das gesehen hast, wie ging es da weiter? Da ging es dann so weiter, dass ich, also wie ich vorher schon sagte, ich weiß nicht genau, wie ich umgekehrt bin oder wie ich wieder in meinem Körper gelandet bin. In jedem Fall, das nächste, was ich erinnere, ist, dass ich aufgewacht bin im Krankenhaus auf der Intensivstation mit 1000 Schläuchen und mir ging es nicht sehr gut. Und das allererste, was ich gedacht habe, war, wie bin ich jetzt hier wieder reingekommen? Und ich habe gedacht, so, nee, der erste Gedanke war tatsächlich, wie komme ich hier wieder
0:29:57raus? Ich wollte überhaupt nicht in dem Körper sein, der fühlte sich total kalt an und eng und ich hatte einfach das Gefühl, der ist überhaupt nicht passend für mich. Ich wollte einfach wieder raus. Wer war der erste Mensch, den du gesehen hast danach? Der Arzt, der die Notoperation gemacht hat.
0:30:19Wie war das Gefühl? Das weiß ich jetzt gar nicht genau, wenn du mich das so fragst. Ich war irgendwie da noch beschäftigt mit, oh Gott, was mache ich jetzt, wie bin ich jetzt hier wieder reingekommen, das darf doch nicht wahr sein, jetzt stecke ich wieder hier drin. Und ich weiß noch, dass er dann gesagt hat, ich könnte ihr Leben retten, aber das Leben von ihrem Sohn nicht. Und irgendwie das hat mich dann plötzlich so rausgeholt aus dieser anderen Erfahrung.
0:30:54Das hat mich wie so ein bisschen wieder in dieses, ich sag mal, in diese duale Körper, materielle Körpererfahrung gebracht. Ich wusste es ja schon, ich hatte es ja auch gehört. Und es war dann doch noch mal was anderes. Wie du wusstest das schon, das verstehe ich noch nicht. Ich habe ja vorher erzählt, dass die Krankenschwester, dass ich gehört habe, wie die Krankenschwester
0:31:18bei meiner Ankunft in die Klinik gerufen hat, ich habe keine Herztöne mehr vom Kind. Okay, und damit war aber für dich auch, weil man hätte ja auch meinen können, weil ich habe auch schon Geburten miterlebt und dort konnte man kurzzeitig keine Herztöne hören. Hat aber nicht bedeutet, dass das Kind am Ende des Tages nicht gelebt hat, aber du hattest sofort das Gefühl oder dir war damit klar, okay, das Kind hat es nicht geschafft. Für mich war das klar, ja.
0:31:39Wie ging es dir oder hast du einen Unterschied ausmachen können zwischen dem Moment als du es von ich nenne es mal von außerhalb deines Körpers wahrgenommen hast und von dem Moment als du innerhalb deines Körpers warst? Ja, da gab es einen deutlichen Unterschied. Inwieweit? Als ich außerhalb des Körpers war, war das tatsächlich so, dass ich mit allem im Frieden war und dass alles gut war, dass es wie so ein Gefühl war, es gehört eh alles zusammen. Also das ist wie, außerhalb des Körpers hatte ich das Gefühl,
0:32:11das ist so wie ein Fluss, die Dinge sind im Fluss und auch der Tod gehört dazu. Und als ich wieder im Körper war und es so realisiert habe, da kamen ganz viele Gefühle, die vorher nicht da waren. Und ich glaube auch, dass die, das ist jetzt aber auch gerade was mir neu ist beim Beantworten der Frage, dass die damit zu tun haben, dass diese Gedankentätigkeit wieder da war. Ja, so ganz viele Gedanken waren dann da. Vorher hast du mich ja so nach Gedanken gefragt, die waren ja weg.
0:32:51Und da waren diese Gedanken wieder da. Und die natürlich mit, oh Gott, und wie schlimm, und oh Gott, was mache ich denn jetzt? Genau. Konntest du in deinem Kopf direkt zusammenbekommen, dass dein Kind vielleicht genau das Gleiche mit dir parallel erleben konnte? Das konnte ich in dem Moment noch nicht.
0:33:14Das war dann erst später. Dann war der Arzt im Prinzip da. Du hast das alles erfahren und hast dann auch diese weltlichen Emotionen und Gedanken wieder wahrnehmen können. Wie ging es dann weiter? Hast du dann zeitnah deinen Mann wieder gesehen? Das sind Dinge, über die ich nicht sprechen möchte und nicht kann, weil ich da mit meinem Mann drüber eine Vereinbarung habe. Okay, alles klar. Ja, weil der möchte da so ein bisschen rausgehalten sein.
0:33:40Okay, dann lass mich was anderes fragen. Wurde dir jemand zur Segelnsorge an die Seite gestellt? Ah ja, gute Frage. Ich hatte da eine ganz tolle Hebamme, die irgendwie sofort gecheckt hat, was da los ist auch so ein bisschen über den Tellerrand hinausdenken konnte. Und die hat es wirklich total gut gemacht. Was ich aber vielleicht gleichzeitig sagen muss oder an der Stelle sagen will, ist, dass
0:34:14auch wenn ich wieder in meinem Körper war und mit anderen menschlichen Emotionen und Regungen und dem, was wir aus dem Alltag kennen, in Kontakt war, hatte ich die Verbindung zu dem Frieden und der Liebe nicht verloren. Das war auch noch da. Inwieweit hat die sich bemerkbar gemacht? Dass eben alles so ganz ruhig und still war. Das war wirklich ein großes menschliches Drama, das da passiert ist. Und ich habe auch sehr viel, war auch sehr traurig. Ja, es war sehr traurig, weil natürlich auch alle um mich herum geweint haben,
0:34:53die ganze Familie. Und gleichzeitig gab es in mir etwas, wo ich das Gefühl hatte, ich bin immer noch verbunden mit diesem unglaublichen Gefühl von Getragensein, von Geborgenheit und Frieden. Und manchmal bin ich sogar ein bisschen im Bett gelegen und habe dann da so vor
0:35:13mich hin gelächelt und ich habe irgendwie gemerkt, dass ich durch das Schlimme davon auch getragen bin und habe mich aber auch nicht so richtig getraut. Ich muss aufpassen, wenn die es im Krankenhaus mitkriegen, die denken nachher, oh Gott, was ist mit der los? Ja, genau, es war so beides da. Hast du deiner Familie von deiner Nahtoderfahrung erzählen können? Nein, konnte ich nicht. Warum? Nicht in dem Moment. Na, es ist ja eine sehr schwierige schwierige Situation, wenn alle trauern, mein Mann trauert und dann denen zu sagen,
0:36:05in dem Moment, wo so was so trauriges passiert ist, wo ihr euren Sohn, euren Enkelsohn, euren Neffen verloren habt, da habe ich das Allerschönste erlebt, was mir je im Leben begegnet ist. Es ist ja total schwer, das zu jemandem zu sagen. Und die anderen werden es wahrscheinlich auch nicht glauben und auch nicht hören wollen. Du hast gesagt, die anderen haben in dem Moment getrauert. Du hast nicht gesagt, wir haben getrauert. Doch, ich habe schon auch getrauert, aber ich habe halt einfach auch, ich habe so zwei Schienen gehabt. Ich glaube, die anderen Menschen
0:36:42um mich herum hatten einfach einen anderen Blick als ich. Würdest du sagen, du konntest schneller deinen Frieden damit finden, wenn du ihn gefunden hast? Das kann ich so nicht sagen. Also ich hatte auch nur, ich würde sagen, ich hatte eine ganz normale Trauerphase von so anderthalb, zwei Jahren. Also das würde ich jetzt nicht sagen. Ich glaube, ich habe auf jeden Fall meinen Frieden damit gefunden und die Nahtoderfahrung hat mich dabei sehr unterstützt. Und ich glaube auch, dass ich durch diese Erfahrung ganz viele neue, veränderte Blicke auf das Leben und auf die Welt und auf die Menschen und auf das Dasein habe. Mein Leben hat sich dadurch sehr verändert, ist in eine ganz neue Richtung gegangen.
0:37:34Und ich bin auch um diese Trauer trotzdem nicht herumgekommen. Hast du da alle klassischen Stufen der Trauer? Ja, habe ich. Ich habe das alles durcherlebt, genau. Und ich glaube, ich habe es gut durchgelebt, weil ich das Gefühl habe bis heute, dass meine Nahtoderfahrung mich an einen Punkt gebracht hat, wo ich einfach sehr viel mehr
0:37:58fühlen kann. Sehr viel mehr fühlen und spüren und mich auch Gefühlen überlassen. Also mich nicht gegen die Trauer zu stemmen, sondern mich der Trauer auch zu ergeben, so wie ich mich auch dem Leben und dem Tod ergeben habe. Also diese Erfahrung, ich ergebe mich, ich gebe mich hin, ich sage ja, die hat mein weiteres Leben total geprägt.
0:38:23Würdest du sagen, dass diese Prägung und die Veränderung direkt Hand in Hand ging mit dem Ereignis oder hat es auch ein bisschen gedauert? Das hat total gedauert. Das war nicht so. Also das ging nicht Hand in Hand. Es war tatsächlich ein Prozess, der begonnen hat und der bis heute auch noch nach 20 Jahren anhält. hast du deinen Weg gefunden, das auch emotional und geistig zu verarbeiten? Weil ich kann mir vorstellen, dass ich nenn es mal der autonome Verbraucher, damit nun eben nicht die Berührungspunkte hat. Und dann stelle ich mir die Frage,
0:39:00wie geht man da auf die Suche nach einer Antwort oder ist man da auf der Suche nach einer Antwort? Ja, das ist eine total super Frage, weil das habe ich mich auch gefragt. Also ich habe mich tatsächlich dann nach dieser Erfahrung, nach dieser Erfahrung waren einfach dann, also ich meine ich war noch eine Weile im Krankenhaus, ich musste mich schon erst erholen, nach so viel Blutverlust muss man sich wirklich erholen, aber es waren tatsächlich Fragen. Ich habe mich gefragt, wer bin ich, wo war ich denn da, wer bin ich, wenn ich nicht dieser Körper bin, was ist Wahrheit und was ist Wirklichkeit?
0:39:41Und die allerwichtigste Frage war für mich eigentlich, gibt es auf dieser Welt irgendjemanden, mit dem ich da vernünftig drüber reden kann, der es vielleicht nicht gleich abtut oder gar nicht hören will? Weil ich hatte bis kurz, nachdem ich diese Erfahrung gemacht habe, nachdem ich fast gestorben bin und auch mein Kind ja gestorben ist, habe ich echt die Erfahrung machen müssen, dass sich viele Leute abwenden, weil es denen einfach zu viel Tod war.
0:40:12Mit so viel Tod möchten die Menschen nicht unbedingt was zu tun haben, haben sich tatsächlich auch viele Freunde verabschiedet, denen das einfach zu viel war. Und ich habe mich natürlich gefragt, mit wem kann ich da überhaupt sprechen. Und vor allem habe ich auch gemerkt, dass ich mit dieser Erfahrung nicht einfach an meinem alten Leben anknüpfen kann. Und es waren ganz schwierige Prozesse, weil mein Umfeld es so ein bisschen erwartet hat. Ach, dir geht es doch jetzt besser. Jetzt ist doch alles wieder gut. Jetzt kannst du ja wieder die Alte.
0:40:53Was hat sich verändert in dir? Hm, das muss ich mal überlegen, wie ich das alles, wie ich das erzähle. Was hat sich verändert in mir? Ich glaube, mein ganzer Blick auf die Welt hat sich verändert, auf das Leben. Ich würde sagen, ich bin sehr, sehr viel offener, mein Herz ist sehr viel offener. Ich habe das Gefühl, ich kann fast auf alles in der Welt mit Liebe schauen. Und was sich wirklich sehr verändert hat, ist,
0:41:23dass ich, also es war am Anfang so, dass ich nur gespürt habe, dass ich gemerkt habe, dass so ein Urteil aufgehört hat. Ich habe vorher wie viele Menschen auch so sehr geurteilt, ganz schnell, ah ja, was hat die denn an und komisch und das muss man so machen und jenes muss man so machen und wer sich so und so verhält ist falsch und so. Und das habe ich sehr schnell gemerkt, dass das komplett weg ist, dass ich irgendwie so aus ganz anderen Augen auf die Welt und die Menschen schaue.
0:41:56Und das durfte ich dann auch nochmal überprüfen, weil es hat sich auch aus dieser Nahtoderfahrung dann so ergeben, dass ich habe dann später eine Ausbildung gemacht als Sterbe- und Trauerbegleiterin und dann auch als Heilpraktikerin für Psychotherapie, weil ich gemerkt habe, ich möchte eigentlich was ganz anderes machen. Ich will eigentlich gerne Menschen begleiten. Darf ich dich fragen, was du vorher gemacht hast? Ja, ich habe vorher an der Berliner Kunstuniversität im Hochschulmanagement gearbeitet und habe
0:42:30da ein Team geleitet und habe mich da um das ganze Drittmittelmanagement gekümmert. Habe ich auch sehr sehr gerne gemacht, war mir total wichtig, habe ich viele Jahrzehnte gemacht und trotzdem habe ich gemerkt und das vielleicht auch als Antwort auf deine Frage und es war wirklich ein Prozess, nein, mein Leben geht eigentlich in eine andere Richtung. Eigentlich will ich was ganz anderes. Und daraus hat sich dann auch ergeben, dass ich für zehn Jahre im Gefängnis mit einem Freund,
0:43:00mit einem Kollegen und Freund zusammen eine Achtsamkeitsgruppe geleitet habe. Und da durfte ich das dann nochmal wirklich überprüfen und habe gemerkt, tatsächlich, es stimmt, es gibt keine Bewertung mehr, weil ich die Menschen, die mir da begegnet sind, die jetzt alle auch viele Jahre im Gefängnis waren, wo ich gemerkt habe, ich kann die einfach so nehmen, mit allem sehen, wie sie sind. Das war für mich eine ganz wichtige Erfahrung, wo ich quasi so etwas, was sich verändert hat, noch mal wie überprüfen konnte, zu
0:43:34merken, ja, ich kann wirklich auch mit Liebe auf die Menschen schauen, die im Gefängnis sind, die vielleicht auch wirklich Schlimmes getan haben, die Verantwortung übernehmen für das, was sie getan haben. Also mit Liebe auf die schauen heißt nicht, dass ich das irgendwie gut heiße, sondern es heißt, dass ich sie nicht sofort verurteile und ablehne. Hat sich der Sinn des Lebens für dich verändert seitdem? Ja, also wenn es einen Sinn gibt, was wir ja nicht wissen,
0:44:07hat er sich bestimmt verändert. Also für mich war das so, dass ich es kam ziemlich schnell, dass ich das Gefühl hatte, es war jetzt eine große Zumutung, die ich da erlebt habe. Also das Leben hat mir richtig was zugemutet und ich hatte schnell das Gefühl, da liegt ein großes Geschenk drin. Ich hatte das Gefühl, ich habe irgendwas geschenkt bekommen und es ist gut, wenn ich irgendwie schaffe es auszupacken. Ich hatte das Gefühl, ich habe so ein Riesending mit so einer roten Schleife und wo muss ich jetzt ziehen? Und was
0:44:43sich bei mir da auf jeden Fall verändert hat, war, dass mein, oder ist, das weiß ich nicht, aber ich merke einfach, dass mir im Leben andere Dinge wichtiger geworden sind. Und ich glaube, was die größte Veränderung wirklich ist, ist für mich, dass ich keine Angst mehr habe vor dem Leben. Das ist der allergrößte Gewinn. Vor dem Leben oder vor dem Tod? Vor dem Tod auch, aber vor dem Leben, das finde ich noch viel besser. Hattest du denn vorher Angst vor dem Leben?
0:45:15Ich glaube, ich hatte Angst vor dem Leben. Angst vor dem Leben hat man ja nicht, wenn man nur zu Hause sitzt. Angst vor dem Leben hat man ja, wenn man so versucht, alles möglichst unter Kontrolle zu haben, alles sicher zu haben, möglichst nichts zu wagen oder zu riskieren, sondern eher zu denken, ich bleibe so in meinem kleinen,
0:45:35überschaubaren Bereich und da würde ich sagen, da war ich auf jeden Fall. Also ich hatte Angst vor dem Leben und ich begegne vielen Menschen, die Angst haben vor dem Leben und das finde ich total schön, dass die Angst vor dem Leben weg ist. Also dass ich einfach das mache und tue und meine Potenziale lebe und die Risiken gar nicht mehr so groß bedenke. Inwiefern hat sich der Begriff Heimat oder das Gefühl von zu Hause sein verändert? Das ist auch eine gute Frage. Ich glaube, es gibt zweierlei Heimat für
0:46:11mich. Eine Heimat in mir, wo ich in mir zu Hause bin und einmal der Ort, an dem ich lebe oder an dem ich geboren bin. Das hat für mich, es gibt, als ich in Berlin gelebt habe, hat sich das heimatlich angefühlt. Hier, gegenüber von der Donau, bin ich geboren. Das hat natürlich auch ein Gefühl von Heimat und das Heimat in meinem Inneren, das ist so was wie in meinem eigenen Inneren, in meinem Herzen zu Hause sein. Also Heimat hat so verschiedene Ebenen bekommen für mich. Lebst du die auch im Alltag? Ja, die lebe ich im Alltag. Hast
0:46:55du die Erwartung, dass das, was du erfahren hast, du noch mehr erfahren wirst? Das ist auch eine gute Frage. Ich weiß es nicht. Tatsächlich, ich kann mir vorstellen, dass es im Sterben so ist, dass wir so über den Körper hinausgehen. Und ob ich das genauso erlebe, weiß ich nicht, weil ich glaube, das gehört auch mit dazu, zu dem, was sich verändert hat. Ich habe gar nicht mehr so viel Erwartungen, sondern ich bin einfach ziemlich neugierig, wie es dann sein wird. Also ich begegnete dem Tod mit Neugier und bin offen und denke mir,
0:47:34Was ich mir gut vorstellen kann, ist, dass der Tod oder das Sterben etwas mit Frieden zu tun hat und mit Liebe. Und ich habe ja dann auch eine Ausbildung als Sterbe- und Trauerbegleiterin gemacht und habe viele Menschen schon in den Tod begleitet. Und da gibt es natürlich Unterschiedliches. Die einen tun sich schwer und die anderen tun sich leicht.
0:47:59leicht und selbst bei denen, die sich vielleicht schwer tun, habe ich irgendwann diesen Moment des Friedens erlebt. Also so bin ich überzeugt, dass das Sterben mit Frieden zu tun hat. Es ist also ein etwas Friedliches sein wird, unabhängig davon was wir im Außen sehen. Also ich habe ja im Inneren was ganz Friedliches erlebt und was mit sehr viel Liebe und sehr viel Frieden und so verbunden war und ich glaube, was man von außen gesehen hat, das hätte niemand so eingeschätzt. Also das Drama von außen, von der
0:48:33Außenperspektive hat sich in meinem Inneren nicht wieder gespiegelt. Spürst du noch so etwas wie Sehnsucht nach dem, was du gespürt und gefühlt hast? Auch eine total super Frage, weil tatsächlich am Anfang hatte ich eine totale Sehnsucht dahin zurückzugehen. Also ich hatte wirklich, und es ist auch ein Dilemma glaube ich, dass Menschen haben, die Nahtoderfahrungen erlebt haben. Ich begleite ja schon seit vielen, seit jetzt fast zwölf Jahren in meiner Praxis auch Menschen, die solche Erfahrungen
0:49:05gemacht haben. Einfach aus dem Grund, weil ich gemerkt habe, mir hätte es echt total gut getan, wenn ich jemanden getroffen hätte, der sich wirklich gut damit ausgekannt hätte. Ich hatte dann zwar wirklich gute Unterstützung und Begleitung, aber habe mich dann entschieden, in diese Richtung, meinen Beruf in diese Richtung zu verändern. Und ich erlebe aber viele Menschen, die Nahtoderfahrungen haben, die eben genau in diesem Dilemma stecken, eine Sehnsucht zu haben, wieder in diese Erfahrung zurückzuwollen und gleichzeitig so eine Erwartung des Umfeldes, wieder die Alte zu werden und in das alte
0:49:42Leben zurückzugehen. Und ich hatte diese Sehnsucht tatsächlich. Und du hast ja vorher schon gefragt, was da alles so für Fragen auftauchen können. Und tatsächlich hatte ich ja die Frage, okay, wer kann mich denn dabei unterstützen? Und ich habe tatsächlich mich auf den Weg gemacht, zu gucken, wo war ich da und wo bin ich dahin und was war das für eine Reise und
0:50:08auch schon mit der Frage, wie kann sich diese Sehnsucht wieder erfüllen und bin dann darauf gekommen auf meiner jahrelangen Reise auch dadurch, dass ich in Berlin einen Weisheitslehrer kennengelernt habe, der auch Psychotherapeut ist und dadurch habe ich auch so viel von unserem Innenleben kennengelernt, von unserem Inneren Erleben. Ich habe viel die christlichen Mystiker gelesen, aber auch mystische Bücher von den Sophies und aus den östlichen Weisheiten.
0:50:36Und alle beschreiben ja, dass es etwas gibt oder eine Reise gibt, die in unser Inneres führt und die uns mit uns selbst noch mehr in Kontakt bringt. Ja, und über die vielen Jahre dann auch von Meditation und spiritueller Arbeit und Verarbeiten dieser Erfahrung und Integrieren dieser Erfahrung bin ich irgendwann wirklich darauf gekommen, dass diese Reise, die ich da gemacht habe, nichts damit zu tun hat,
0:51:12dass ich irgendwie, sagen wir mal, aus dem Körper raus bin, irgendwohin, da war es schön, dann bin ich von da wieder zurückgekommen, da war es kalt, weil es ist ja so ähnlich, was unser Kopf auch so draus macht. Ich steige ins Auto, fahre nach Italien, es ist super schön warm und dann fahre ich wieder nach Deutschland, regnet wieder und es ist kalt, dann habe ich ja so eine Raumzeitbewegung gemacht und mein Kopf hat lange aus dieser Reise auch so eine
0:51:41Raumzeitbewegung gemacht. Und dann haben wir noch die Idee vom Himmel, wo ja alle sagen, im Himmel ist es schöner als auf der Erde. Und irgendwann bin ich drauf gekommen, dass es keine Reise war, eine Reise irgendwo anders hin, an einen anderen Ort oder in ein Jenseits, sondern für mich ist es eine Reise, die ich da gemacht habe, die so ganz tief in mein Inneres gegangen ist. Tatsächlich, wie wenn ich da, ich sage immer, es war eine Reise in mein Herz. Da, wo ich quasi wie so einen inneren Kern habe, der unverwüstlich ist, der voller Liebe ist.
0:52:18Und ich glaube ja, dass wenn wir in den Tod gehen, dass wir da auch so wie so einem ganz tief inneren Kern in uns begegnen, mit dem wir im Alltag keinen Kontakt haben. Auf Basis was du erlebt hast, glaubst du an ein Leben nach dem Tod? Dazu kann ich irgendwie echt schwer was sagen, weil ich bin ja nicht tot gewesen. Also ich war nicht tot, ich bin ja wieder da. Und ich weiß nicht, weil Leben nach dem Tod hört sich immer so ein bisschen so an, als gäbe es nach dem Tod etwas, was dann genau sich so lebt, wie wir hier leben.
0:52:54Und ich glaube schon, dass es wie so eine Existenz der Seele gibt, also eine Seele, die weitergeht, die weiterlebt, weil ich habe ja erlebt, dass da etwas gab, was weitergeht, was weiterlebt. Aber wie das genau sein wird, das weiß ich auch nicht. Da will ich mich auch überraschen lassen. Und ich fände es auch super gut, wenn es da gar keine Antwort drauf gibt, auf diese Frage des Leben nach dem Tod. Weil ich finde immer gut, wenn es noch Geheimnisse gibt. In dieser Welt, wo wir alles erforschen, wo wir glauben, wir können durch alles hindurchschauen,
0:53:22finde ich auch toll, wenn es noch Geheimnisse und Mysterien gibt, wo wir neugierig bleiben dürfen, was dann kommen mag. Bist du dankbar für das, was du erfahren hast? Ja, sehr. Woran machst du das fest? Es ist für mich das größte Geschenk meines Lebens, das ich bekommen habe. Und ich bin meinem kleinen Sohn unendlich dankbar,
0:53:54dass er mich irgendwie auf diesen Weg geführt hat. Und ich möchte irgendwie keinen Moment der letzten 20 Jahre missen, auch wenn es viele herausfordernde Momente gab, auch viele Momente, wo ich erst mal mit allem klarkommen musste. Ich habe heute einfach das Gefühl, ich bin genau da, wo ich eigentlich sein möchte. Ich bin total happy mit meinem Leben. Und selbst, dass mein Mann oder mein damaliger Mann und ich nicht mehr zusammen sind, was auch ein Moment von schwerer Zeit war,
0:54:29bin ich heute ihm auch sehr dankbar für, dass wir so getrennte Wege gegangen sind, weil sonst wäre ich auch heute nicht wieder hier nach Ulm an die Donau zurückgekommen. Also ich kann eigentlich von mir aus nur sagen, dass ich ja oder dass ich irgendwie den Gewinn, ja, also dass ich den Gewinn aus all den Zumutungen heute sehen kann und all die Geschenke, die in mein Leben gekommen sind. Und ich bin sehr dankbar dafür. Hat sich das angefühlt wie eine zweite Chance?
0:55:03Ja, also wenn du mich jetzt so fragst, ja, eine zweite Chance, irgendwie auch nochmal ganz neu auf das Leben schauen und auch nochmal ganz neue Werte zu entwickeln. Und ja, vielleicht auch wissend, ich kann, werde nicht alles bekommen, was ich will. Und ich werde vielleicht auch Dinge wiederhergeben müssen. Und gleichzeitig steckt in allem irgendwie eine Menge Potenzial, so für mich selbst, für meine eigene Entwicklung, wo die Reise dann tatsächlich auch weitergeht, mal schauen. Wie denkst du heute über die Art und Weise, wie du dein Leben vor deiner Nahtoderfahrung geführt hast? Ach, ich bin einfach froh, dass es
0:55:49sich geändert hat. Also ich will da auch nicht darüber urteilen. Damals habe ich so gelebt, da wusste ich es nicht anders und ich bin einfach total dankbar, dass es irgendwie wie so... Ich sehe es immer so einen Impuls von meinem Sohn, der heißt übrigens Frederik, von dem Impuls von Frederik, der gesagt hat, nee Mama, da geht es nicht lang andere Richtung. Und es war das Beste, was er tun konnte. Und ich meine, manche Menschen sind halt nicht so lange da.
0:56:23Aber jeder gibt so seinen Impuls in diesem Leben. Und ich bin mit dem, was ich heute mache und tue, einfach wirklich total glücklich. Ich habe auch das Gefühl, es hat sich alles in so eine gute Richtung gefügt. Und wie ich vorher sagte, dieses Gefühl, ich habe einfach keine Angst vor dem Leben, das ist einfach ganz wunderbar. Was wünschst du dir? Hast du noch Ziele für das jüdische Leben?
0:56:53Eigentlich nicht. Also ich habe kein Ziel, sondern ich lebe eigentlich jeden Tag so, als ob es der letzte sein könnte, weil ich selber die Erfahrung gemacht habe, der Tod kann so schnell kommen. Und es wird auch keiner vorher anrufen und sagen, du übrigens, mach dich bereit oder so, sondern es kann tatsächlich von jeder Sekunde auf die andere passieren. Ich habe einfach die Erfahrung gemacht, wie schnell man sterben kann. Und von daher versuche ich jeden Tag einfach so zu leben, als wenn es der letzte wäre. Und auch jeden Tag irgendwie so die Dinge zu sehen, die Schönheit der Welt und dankbar zu sein für das, was da ist. Ich habe auch morgens ein Gebet, das ich gerne spreche,
0:57:42seither. Das heißt, mögen die Dinge so geschehen, dass sie der Wahrheit dienen und der Liebe. Also, dass ich nicht schon urteile, was gut oder schlecht ist, sondern dass einfach die Dinge, manchmal denken wir, was ist schlimm, aber dann kommt was Gutes bei raus, wissen wir nicht. Was würdest du den Menschen raten, die Angst vor dem Tod haben? Was ich dir raten würde? Ich würde ihnen raten, sich mal die Frage zu stellen,
0:58:09wie möchte ich leben und wie möchte ich sterben? Und was hindert mich eigentlich da dran? Sehr schöner Impuls, sehr inspirierende Geschichte. Danke dir, danke dir für deine wirklich sehr, sehr beeindruckende und inspirierende Geschichte. Ja, sehr gerne, danke für eure tollen Fragen. Danke für deine Zeit und wir wünschen dir alles, alles Liebe und alles Gute für deine Leben. Dankeschön.
0:58:32Ja, für euch auch und für eure Arbeit. Hier noch eine Anmerkung. Wenn du von den besprochenen Themen betroffen bist oder Unterstützung benötigst, bitte zögere nicht Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hol dir Unterstützung bei professionellen Hilfseinrichtungen oder dir vertrauten Personen. Bis zum nächsten Mal bei Von Bohne zu Bohne. Du willst selbst bei uns dabei sein? Dann melde dich auf unserer Website oder unserer
0:59:03Social Media.
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