#28 Dominic: Kintsugi - Narben aus Gold
Shownotes
Heute berichtet Dominic von seiner Geschichte als Heimkind. Dominic wurde in eine Welt voller Herausforderungen hineingeboren. Seine Mutter, jung und überfordert, konnte die Last der Verantwortung nicht tragen. Als er gerade ein oder zwei Jahre alt war, nahm das Jugendamt ihn in Obhut, nachdem seine Mutter drohte, ihn umzubringen, wenn er nicht abgeholt würde. Ein dramatischer Start ins Leben, der den Grundstein für eine ereignisreiche Kindheit legte.
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0:00:00Triggerwarnung! Bevor wir beginnen, möchten wir dich auf etwas Wichtiges hinweisen. Uns sind deine Sicherheit und Gefühle wichtig. Wir möchten gewährleisten, dass du dich während des Hörens unseres Podcasts wohlfühlst und keine unerwarteten Auslöser erlebst. In dieser Episode werden wir Themen ansprechen, die für einige Hörende verstörend sein könnten. Zu Beginn der Folge stellen wir das Thema vor. Falls du denkst, dass das genannte Thema für dich persönlich belastend sein könnte, dann möchten wir
0:00:27dich bitten, die Folge direkt zu beenden. Stell dir vor, du kommst in einen Raum, vor dir sitzt ein Mensch und du hast keine Ahnung, wer das ist. Das passiert mir in jeder Folge bei unserem Podcast von Bohne zu Bohne. Mein Name ist Charlotte und ich weiß vorher nichts über unsere Gäste. Kein Name, keine Information, keine Themen. Also werden meine Fragen auch deine Fragen sein. Ich bin Sanja und ich suche die Gäste.
0:00:53Hier achte ich darauf, dass es Menschen mit spannenden Persönlichkeiten und faszinierenden Erlebnissen sind. Und genau die wollen wir mit euch teilen. Bist du bereit, gemeinsam mit Charlotte neue Geschichten kennenzulernen? Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge. Mein Name ist Charlotte. Mein Name ist Tanja.
0:01:16Und ich bin Dominik Fremhaus. Und ich stelle auch meine Vergangenheit vor mit negativen und positiven Ereignissen. Okay, das ist jetzt sehr breit gefasst. Ja. Wo willst du ungefähr starten? Mit den positiven, mit den negativen Ereignissen?
0:01:32Wo sind wir da? Wir fangen ganz einfach bei der Geburt an. Okay, gut. Dann lass uns da starten, Dominik. Also bei der Geburt bin ich natürlich auf die Welt gekommen. Meine Mutter hat mich in dem Sinne nicht haben wollen, hat mich auch nicht betreuen können, hat die Energie dafür auch nicht gehabt.
0:01:43Sozusagen hat sie mich dann mit, das kann man nicht genau definieren, mit ein oder zwei Jahren das Jugendamt angerufen und gesagt, entweder hol dir das Kind ab oder ich bring es sofort um. So ist meine Lebenskarriere, hat die begonnen. Okay, war sie alleinerziehend? Sie war alleinerziehend. Mein Papa war bei der Geburt nicht dabei. Wir waren derzeit drogenabhängig. Kein Empfinden für ein Kind oder Familie.
0:02:12Wir waren beide getrennt. Es war einfach so. Hat sie geäußert, warum sie überfordert war? Es gibt verschiedene Meinungen vom Jugendamt und von meiner Mutter. Da will ich mich nicht drauf festlegen, das ist jetzt Vergangenheit gewesen. Die ersten zwei Jahre, da kann ich nicht mitreden, da sind die Gedanken vom Kind noch so klein,
0:02:33dass du dich gar nicht daran erinnern kannst. Deswegen kann ich mir gar kein Bild davon machen und möchte mir auch davon kein Bild machen. Ich habe das für mich kurz gefasst, dass meine Mutter einfach zu jung war. Sie war nicht fähig, ein Kind zu erziehen und sie war einfach überfordert, so sehe ich das. Vielleicht nehme ich da meine Mutter auch in Schutz, vielleicht auch nicht, aber so ist für mich die Einstellung, was ich daraus ziehen
0:02:55kann von Jugendamt, Gericht und von meiner Mutter Erzählungen. Wie jung war sie denn? Wenn du jetzt überlegst, da muss sie 18, 19 Jahre alt gewesen sein, wo sie mich bekommen hat. Hatte sie Probleme mit Drogen oder ähnlichem? Soweit ich weiß, meine Mutter nicht. Sie hatte aber richtig Probleme mit der Familie, ist nirgendwo ansässig gewesen, hat überall geschäftlich am Angestelltenbasis
0:03:21Probleme gehabt. Also ihr Leben war schon Chaos, sagen wir es mal so, aber Drogen jetzt nicht. Dafür halt Alkohol, Party viel und mein Vater halt auch Drogen, Alkohol. Das heißt, du bist dann mit ungefähr zwei Jahren von deiner Mama getrennt worden. Ich wurde an der Große See in Bayern und dem Chiemseeort in den Zahn gekommen. Dort war meine erste Aufnahmestelle richtig. Okay, und wie lange warst du dann dort? Laut Gerichtsbriefen, Anwaltsbriefen, Jugendamtsbriefen und Erzählungen von meinen Stiefgroßeltern war ich dort circa ein Jahr.
0:04:00wurde auch relativ schnell eine Pflegefamilie in Welzheim vermittelt an einen Zahnarzt. In wo liegt genau Welzheim? Welzheim ist hier von hier Schorndorf knapp 20 Kilometer nur noch den Berg hoch, wo es gestern geschnitten hat. Okay, das heißt von Bayern nach Baden-Württemberg ist es? Ganz genau. Okay, alles klar. Und wie lange warst du dann bei deiner Pflegefamilie?
0:04:20Die Pflegefamilie, das muss ich ja so sehen, das war ein Zahnarzt und eine Mutter und die Frau, deren Eltern wohnen auch in Welsheim. Das sind meine Stiefgroßeltern, das muss ich auch dazu sagen. Denen ihre Beziehung, auch aus Erzählungen, meine kleinen Erinnerungen, weiß ich, dass ich dort zwei, drei Jahre gelebt habe. Und der Stiefvater, der Zahnarzt, der muss anscheinend dann irgendwie aus Russland immer irgendwelche Frauen geholt haben, die irgendwie bei ihm in der Zahnarztpraxis geholfen haben oder Haus geputzt haben oder sonst irgendwas. Das hat der Mutter damals nicht gefallen oder dem seine Frau, dass die sich getrennt hat und sie hat aber auch gleichzeitig schon irgendeinen anderen Freund
0:05:03in Hamburg kennengelernt und zu dem ist sie dann auch hochgezogen. Mehr weiß ich von der ganzen Geschichte grob nicht viel. Das ist alles viel geheim gehalten, was dort betrifft. Ich weiß nur, dass ich dort in der Pflegefamilie auch aggressiv geworden bin, Wände kaputt geschlagen habe und nicht richtig auf mich aufgepasst worden ist. Die Pflegeoma eher nach mir geguckt hat, weil der Pflegefather und die Pflegemutter zu viel eigene Probleme hatten und dadurch ist es auch dann so entstanden, dass die zwei sich dann
0:05:35irgendwann getrennt haben, vermute ich mal. Aber da wird zu viel geheim gehalten für mich. Du hast gesagt, du bist aggressiv geworden. Was bedeutet das genau? Meine Stiefgroßeltern, die haben dann einen besseren Einblick über mich gehabt, sage ich jetzt mal so im Nachhinein. Die erzählen mir dann so, dass ich halt im Zimmer eingesperrt worden bin, wenn ich was nicht gemacht habe. Oder andersrum, wenn ich das nicht gemacht habe, was die wollten und es hat nicht in die gepasst, wurde ich sofort eingesperrt oder auf den nackten
0:06:04Arsch verschlagen und so muss ich mich dann halt gewährt haben. Okay, das heißt also keine Grundaggression, sondern es ging wirklich eher um Schutz vor der eigenen, vor der Umwelt, der man ausgesetzt war. Genau, genau. Okay, alles klar. Wie lange ging das, also wie lange warst du dann bei der, ich nenne es mal Zahnarztfamilie? Auch aus Erinnerungen, auch aus Gerichtsbriefen, bin ich dort bis zu meinem fünften, sechsten Lebensjahr gewesen und bin direkt nach Hamburg hochgezogen.
0:06:30Oh, also mit fünf und sechs hast du schon den dritten Umzug. Wollte ich gerade sagen, da fängt es ja schon an. Ja, und dann so eine weite Entfernung. Richtig, genau. Krass. Ich kann mich noch daran erinnern, da bin ich vorne im Auto gesessen und hinten waren
0:06:42meine zwei Kaninchen, die ich unbedingt mitnehmen wollte, die sind nach Hamburg hochgefahren. Da war Polizeikontroll, da haben wir noch einen Ärger gekriegt, dass die Kaninchen nicht so richtig eingepackt gewesen sind. Kann mich noch ganz genau dran erinnern, ja, an die Autofahrt. Wer hat dich hochgefahren? Ich bin mit der Stiefmutter direkt nach Hamburg hochgefahren. Und warum hat man dich nach Hamburg gebracht?
0:07:03Weil ich meine, es gibt ja auch andere Hilfsstädte, die eben weiter... Die Pflegemutter hat ja einen neuen Mann kennengelernt irgendwo und der hat in Hamburg gelebt. Und so sind wir nach Hamburg hochgezogen. Ich kann mich noch daran erinnern, die Autofahrt, wie wir mit den zwei Hasen hochgefahren sind und ich kann mich auch noch daran erinnern, wie der neue Stiefvater, der *** weiß da, in Hamburg oben auf der Treppe vor der Haustür gewartet hat, weil wir sind erst zwischen 10 und 11 Uhr abends gekommen. Und er hat uns dann an einem offenen Abend entgegengenommen. Also das war ein sehr schönes Erlebnis für mich noch in der Hinsicht gesehen und wurde auch das sehr offen entgegen genommen.
0:07:41Da habe ich eigentlich damals als Kind gedacht, so ja gut, jetzt vielleicht bin ich jetzt angekommen, eine richtige Familie, weil das im Weltraum nicht funktioniert hat. Und psychologisch konnte ich als Kind sowieso alles nicht einschätzen. Also wenn ich jetzt selber so nachdenke an meine Vergangenheit, denke ich darüber nach, wie waren meine Gedanken, wo ich da hochgekommen bin und ich bin der Meinung, da waren eher positive Gedanken, weil ich auch so empfanggenommen worden bin und weil ich auch noch so positive
0:08:08Erinnerungen habe zur Autofahrt, der Ankunft dort oben. Genau. Okay, dann seid ihr dort angekommen, du warst ungefähr sechs Jahre alt, wie ging es dann weiter? Ich bin ins ganz normale, nicht Kinderheim, wie sagt man noch mal, wo die kleinen Kinder hin, in Hort, Hort bin ich gekommen damals. Da gibt es auch noch schöne Bilder von mir. Ich bin in die Grundschule gekommen, da gibt es auch noch schöne Bilder von mir. Da war alles relativ noch eine schöne heile Familie und so mit acht, neun Jahren hat
0:08:41es angefangen. Der Mann hat eine neue Frau kennengelernt. Sie wurde dann, das kommt dann später, die waren total überfordert mit mir. Er hatte auch Probleme mit seinem Job gehabt, was dann später rausgekommen ist. Das Problem war so, dass ich zum Beispiel meine Wäsche selber zusammenlegen musste. Die wurde mir nicht zusammengelegt. Die wurde ins Zimmer reingeschmissen.
0:09:01Hier, deine frisch gewaschene Wasche. Hier kannst du sie zusammenlegen. Ich wurde direkt nach der Schule zum Lernen gezogen. Ich hatte gar keine Kindheit, keine Freiheit mehr. Wenn ich mit meinem Kumpel unterwegs war, ich hatte immer Richtlinien, wo darf ich längst laufen, was darf ich machen, was darf ich nicht machen. Also das war, man muss sich das vorstellen, mit acht Jahren ein Leben wie
0:09:27im Gefängnis, wo dir genau alles vorgeschrieben wird. Und dadurch hat sich bei mir das so entwickelt, dass ich da sehr eingeengt worden bin und die Aggressivität. Und so bin ich Stück für Stück immer aggressiver geworden, auch in der Schule. Mehr gepöbelt, beleidigt, genau. Okay, und das Verhalten, ich nenne es jetzt mal die Nicht-Entfaltung deiner Persönlichkeit, kam von deiner Stiefmutter und auch von deinem zweiten Stiefvater, richtig? Also ich persönlich sagte ganz ehrlich, dass es die Schuld von allem gewesen ist, auch vom Jugendamt,
0:09:59weil einfach alle mich im Stich gelassen haben. Und im Nachhinein habe ich eher das Gefühl, dass alle Profit davon gezogen haben, dass sie davon Geld bekommen haben und das hat mich vermittelt. So habe ich es im Nachhinein im Eindruck. Dass meine Kindheit so abgelaufen ist auf Kosten anderer Menschen. Also auf Kosten deiner Identität und deiner Entwicklung.
0:10:21Ganz genau. Inwiefern hat sich deine Aggressivität im Verlauf der Zeit denn geäußert? Schwierig zu sagen. Also umso mehr mir vorgeschrieben worden ist, umso mehr ich eingeengt worden bin, umso aggressiver bin ich geworden. Das hat sich ja auch dann so ausgespielt in Anführungsstrichen.
0:10:42Ich konnte mich einem älteren Mann nicht großartig werden, also habe ich es am Möbel ausgelassen oder habe es an der Schule ausgelassen und andere Mitschüler. So kann man das zusammenfassen. Das bedeutet, dass auch dein zweiter Stiefvater dich auch körperlich angegriffen hat? Der hat mich körperlich angegriffen, nackten Arsch verschlagen, mich im Keller eingesperrt, wenn ich nicht lernen wollte und solche Sachen, ja. Hat deine Mutter das auch gemacht?
0:11:05Schwieriges Thema, sage ich jetzt mal, weil ich bin so arg der Meinung, auch aus Erinnerungen, dass die das eher wenig mitbekommen hat, dass sie immer in der Zeit bei der Arbeit gewesen ist. Und wenn ich das im Jugendamt oder meiner Stiefmutter erzählt habe, dann wurde das immer alles klein geredet, weil es keiner wahrhaben wollte, wie das abgelaufen ist. Du hast jetzt gerade davon berichtet,
0:11:25dass es nicht ganz einfach war, deine eigene Identität zu finden. Genau. Wie lange ging das? Also wie lange warst du in Hamburg bei der Familie und wie ging es dann für dich weiter? Also ich bin immer weiter in Hamburg geblieben.
0:11:36Man muss auch dann dazu sagen, dass die Pflegemutter mit zwölf, dreizehn Jahren circa schwer erkrankt ist an Brustkrebs. Das heißt, regelmäßig war Krankenwagen im Haus, regelmäßig waren wir im Krankenhaus. Und immer mehr hat sich das geholfen, umso kränker sie geworden ist. Dadurch hat sich auch sehr viel auf mein persönliches Leben abgespielt oder wieder gespielt. Auf mich wurde weniger konzentriert, weniger gespielt, weniger sich mit mir befasst, weniger... Mir wurde auch gar nicht
0:12:10erklärt im Grunde genommen, was hat die Stiefmutter eigentlich. Ich wurde eigentlich im Grunde genommen aufs glatte Eis geschoben, für mich so gefühlt. Ich wusste gar nicht, warum ist der Krankenwagen jeden Abend da, warum kommt da ein Notarzt, Krankenwagen oder Polizei abends? Und warum dann die ganzen Schmerzen? Und wenn ich nach Hause komme, warum spricht sie nicht mit mir?
0:12:33Warum guckt sie nur ins Buch rein und solche Sachen? Also ich wurde gar nicht aufgeklärt als Kind, was ist eigentlich gerade in der Situation los? Und wenn ich ja in meinem späteren Alter darüber nachdenke, hat das ziemlich viel gefördert dazu, und mental und auch in meiner Entität und auch meiner Zukunft eigentlich ziemlich geschädigt worden bin. Ich wurde damit auch noch mehr depressiver, noch mehr, wie soll man sagen, sie ist krank gewesen, ist im Krankenhaus, ich bin von der Schule
0:13:04gekommen, wollte was zum Essen haben, mach es dir selber. Es wurde immer alles schlimmer, meine Selbstständigkeit wurde mehr gefordert, es wurde weniger nach mir geguckt. Bereits wo sie dann gestorben ist, bin ich von der Schule gekommen. Mir wurde erst mal eine Woche lang gar nichts erzählt, dass sie gestorben ist. Das war der nächste Go. Ich habe das dann erst mitgekriegt, wo dann die Stief-Oma, also die Eltern von der verstorbenen Pflegemutter, nach Hamburg hochgekommen sind und geheult haben und gesagt haben, morgen gehen wir auf Beerdigung und ich so, was für eine Beerdigung? Und da war mir schon klar, wir waren jetzt eine Woche lang nicht im Krankenhaus,
0:13:44dass es eigentlich nur sie sein kann. Und ich glaube, das brauche ich keinem Menschen dadurch erzählen, dass sich durch solche Sachen ein Mensch in gewisser Formen sich entwickelt. Und bei mir hat sich eine Aktivität und Vertrauensmissbruch und weitere Sachen sich durch entfolgt. Das hast du auch gemerkt, ich bin kaum noch in die Schule gegangen, ich habe geschwänzt, ich habe geklaut im Penny, ich habe Sachschäden angerichtet, ich habe einen Schüler damals zum hohen Stein runtergeschmissen, der dann drei Wochen im Krankenhaus war, weil er
0:14:18mit Kopfblut aufgekommen ist. Das habe ich natürlich nicht gewollt, aber so hat sich das alles ausgeprägt. Und da muss man sich vorstellen, die Frau ist gestorben, es hat nicht länger wie ein halbes Jahr gedauert. Ich habe einen Freund kennengelernt, den habe ich aber schon länger kennengelernt, aber wenig immer gesehen, deswegen eher kennengelernt. Er hat aber im gleichen Hof gewohnt.
0:14:42Dadurch ist es dann entstanden, dass sich irgendwann die Eltern getroffen haben und nach ein, zwei Jahren sind die dann zusammengekommen. Und dazu muss ich dann ehrlich sagen, nachdem die Frau mit dem neuen Kind bei uns eingezogen ist, wurde ich noch mehr vernachlässigt. Dem Kind wurde die Wäsche zusammengelegt, ins Zimmer gelegt und bei mir reingeschmissen. Das muss ich mir auch vorstellen.
0:15:07Eine kurze Zwischenfrage. Wie alt warst du, als deine Stiefmutter gestorben ist? Circa 13 Jahre. 13. Wie schnell ist das dann passiert zwischen deinem Stiefvater hat eine neue Partnerin kennengelernt und war... Ja, das war schon richtig. Zwischen 13 und 14 Jahre war es dann passiert. Es war knappe monatliche Geschichte. Okay und warum weißt du heute, warum dein Stiefvater dir nicht davon erzählt hat, dass deine Stiefmutter gestorben ist? Nee, bis heute noch nicht.
0:15:38Mein Stiefvater verheimlicht hat sehr viel von mir. Es gibt ja auch reichlich Erbe, was eigentlich ich erben sollte. Ich war aber noch nicht volljährig und das hat das ja auch in seiner Lage gegriffen. Also er hat mir vieles nicht erzählt. Vieles. Auch im Nachhinein nicht. Im Gegenteil. Alles, was ich jetzt in den Medien und auch im Podcast erzähle,
0:15:59bekomme ich im Nachhinein von ihm Nachrichten, was ich für einen Scheiß ich erzähle. Wurdest du adoptiert von deiner Stiefmutter? Ich wurde adoptiert, ja. Okay, und wurdest du dann auch von ihm adoptiert, von deinem Stiefvater? Adoptiert, nein, Entschuldigung, adoptiert nicht nur als Pflegekind. Adoptiert nicht. Adoptiert heißt ja, dass ich den Namen aufnehme.
0:16:17Das habe ich jetzt erst in einem späteren Alter vor zwei Jahren erst von meiner Pflegeoma gemacht. Das ist nur Pflegefamilie rein gewesen. Ah, okay. Falsch formuliert vielleicht. Okay, das heißt also, du bist nicht von deiner Mutter adaptiert worden? Nein nein es ist nur Pflege Pflege Pflege. Okay alles klar.
0:16:32Also wie vom Jugendamt, was für einen Spezialbegriff gibt es jetzt da nochmal genau, also Pflegekind eigentlich. Pflegeeltern und Pflegekind. Genau so wie ich es die ganze Zeit formuliert habe. Okay alles klar. Okay dann lass uns da nochmal anknüpfen. Dein Stiefvater hat eine neue Partnerin kennengelernt und dann war die in der Konstellation im Prinzip, dass es jetzt deine zweite Stiefmutter war und dein dritter Stiefvater, ne, auch dein zweiter Stiefvater, richtig? Das ist mein zweiter Stiefvater, genau.
0:16:58Genau. Und dann ist jetzt aber noch ein Junge mit dazu gekommen. Ganz genau. Also eine komplette Familie ist entstanden, in Anführungsstrichen. Okay, wie alt war der Stiefbruder? Wenn ich mir richtig in Erinnerung bin, ist der zwei Jahre jünger wie ich. Okay, das heißt also, du warst damals 13 und er ungefähr 11. So, und im Dreh ganz genau.
0:17:16Okay, wie ging es dann weiter? Gut, wir haben zusammengelebt, er mein Stiefvater, was er dann, er hat ja nicht mehr wirklich gearbeitet. Damals ist er seinen Job in den Bach runtergegangen, die Versicherung. Das ist eigentlich so gewesen, wie ich es ja schon vorhin gesagt habe, dass nach mir eigentlich gar nicht geachtet worden ist. Ich habe kein Essen bekommen, ich habe nach meinem Essen selber gucken müssen,
0:17:36meine Wäsche jetzt selber zusammenlegen müssen. Beispiel Sonntagsausflüge. Es war jeden Sonntag, jeden Sonntag. Es war ein Horror für mich. Ich wollte mit meinen Freunden rausgehen spielen und dann hieß es Sonntag früh beim Frühstücken, was Pflicht war. Im Nachhinein finde ich es auch in Ordnung, dass man da zusammen gesessen ist. Da hieß es, ja heute wird das und das gemacht. Wir sind Kinder gewesen. Wir haben teilweise Spaziergänge mitmachen müssen, die wir gar
0:18:07nicht Lust dazu hatten oder Sachen am Museums angucken, die wir keine Lust hatten oder sonstige Sachen. Wir wurden echt in der Hinsicht schon getrimmt, Sachen zu machen, auf die wir gar keine Lust haben. Wir wurden auch gar nicht gefördert in der Hinsicht. Er als Stiefvater hat damals vielleicht gemeint, wenn er jetzt die Stadt Prax abläuft, ein Planetarium, um ihm die Sterne angucken kann, wie heißt das? Planetarium. Planetarium, Entschuldigung, ich kann das wortlich auch sprechen. Hat er gemeint, wir lernen dadurch was, aber wenn wir gar keine Lust haben,
0:18:42lernen wir gar nichts. Das war zum Beispiel dieses Hauptthema und dann ist halt auch dadurch, dass nicht das gemacht worden ist oder uns nicht entgegengekommen ist oder entgegengekommen worden ist, sagen wir es mal so rum, und ich nicht gefördert worden bin, wurde ich dadurch auch noch aggressiver, Lustlosigkeit, die Familie hat sich immer mehr aufgespannt, es ist immer größer, ist sogar so weit gegangen, dass irgendwann die Pflegeoma aus Welsheim, also von der verstorbenen Pflegemutter, regelmäßig nach Hamburg hochgekommen ist, um nach mir zu gucken, weil der Pflegevater das nicht mehr gemacht hat.
0:19:26Sie ist teilweise dann auch monatlich nach oben gekommen, mir die Wäsche zusammenzulegen, Wäsche zu waschen, mir was zum Kochen oder wenn er auf Betriebsreise war, dass sie nach mir guckt, weil dann die Pflegemutter nach mir nicht geguckt hat, weil ich ihr egal war, weil ich ja nicht ihr Kind bin. Und ich bin ja sowieso ein Pflegekind. Was hättest du dir an individueller Förderung gewünscht? Also ich bin ja damals oft zum Jugendamt gegangen und habe denen in meiner Situation geschildert, dass ich im Stich gelassen werde, dass ich vernachlässigt werde, dass ich zu Sachen gezwungen werde, die ich nicht machen möchte und lauter solche Themen.
0:19:58Es wurde nie auf mich eingegangen. Im Gegenteil, das Jugendamt hat immer gesagt, das kann doch nicht sein Dominik, jetzt red doch keinen so einen Blödsinn, jetzt geht doch nach Hause, überleg doch mal, was du gesagt hast. Also da hätte ich vom Staat, vom Jugendamt und auch vom Pflegefahrer viel mehr Vertrauen zu mir gewünscht, viel mehr Ehrlichkeit, gerade so Sachen, wo verheimlicht worden sind, mir gewünscht, Förderung, einfach mehr Zuneigung. Also ich erwarte nicht viel von einem Menschen. Also nach meiner Meinung nach muss ich einen Menschen selber entwickeln, man muss ihm den Weg dazu geben. Aber mir wurde ja nie den Weg dazu gegeben,
0:20:37das im Großen und Ganzen. Also das hat einfach, wo nach meiner Meinung nach ist er der Pflegefahrer, das Jugendamt ist für ihn der Gesetzesgeber in Anführungsstrichen. Aber keiner hat danach geguckt, ob er die Regeln einhält und wie er mich pflegt und da hätte man viel mehr kontrollieren müssen. Und wenn ich jetzt so im Nachhinein, ich habe ja, das geht ja noch viel weiter dann ins Thema, in die Zukunft oder in die Geschichte, habe ich mich ja beim Jugendamt nicht beschwert und nach einer Stellungsnahme mich gefordert.
0:21:09Ich würde gar nicht glauben, was ich vor drei Jahren für eine Nachricht bekommen habe. Da sagt sie, ja, die Mitarbeiter sind nicht mehr da. Man kann sie nicht mehr dafür handlungsfähig machen. Und ich soll mich darauf beruhen, dass es eine Vergangenheit gewesen ist. Da wird sich nicht entschuldigt. Da wird sich nicht auf eigene Fehler eingestanden oder sonst irgendetwas.
0:21:30Und das im Nachhinein. Und wenn ich dann nach dem Brief dort zum Jugendamt hingefahren bin und gefragt habe, was ist denn das für eine Aussage? Leute, ihr habt mich geschädigt in meiner Kindheit. Ich hätte gerne wenigstens eine Entschuldigung dafür oder eine Rechtfertigung dafür. Dann werde ich vom Gebäude verwiesen und bekomme einen Verweis vom Gebäude und werde von der
0:21:50Polizei noch angucken, dass ich das Gebäude nicht mehr lehren darf. Hast du dich den Lehrkräften anvertraut? Das ist auch so ein Thema. Also ich habe damals in der Schule gar nicht aufgepasst und ich habe auch gar kein Interesse an der Schule gehabt, überhaupt nicht. Das ist viel später gekommen. Okay gut, aber eigentlich hätten Lehrkräfte auch das erkennen können, denn auch die sind Pädagogen und die hätten erkennen können, dass du
0:22:12letztendlich eben nicht gefördert wirst. Grunde genommen haben die gar nichts gemacht. Das wurde einfach so hingenommen. Es war damals in Hamburg oben, es ist nicht so jetzt wie hier in Baden-Württemberg, damals hieß es in Hamburg glaub Hauptschule, hier heißt es jetzt glaube ich anders oder auch jetzt, die Hauptschule damals war relativ neu, muss man auch dazu sagen. Junge Lehrer, da waren viele Jugendliche oder junge Kinder, die neben der Strecke waren, da hat nach keinem was geguckt. Also da war ich nicht der Einzelfall.
0:22:45Wie lange warst du dann am Ende bei deiner Pflegefamilie? Also die Pflegemutter ist ja verstorben so mit 13 Jahren ungefähr. Das hat dann nicht mehr lange gedauert. Ich bin dann glaube, weil der Pflegefahrer mit mir auch nicht mehr zurecht gekommen ist, er hat sich dann auch mit der Frau, mit dem Kind, die haben sich dann getrennt, auch relativ schnell. Das ging ja nur ein, zwei Jahre. Ich bin dann in Bad Oldesloe ins Heim gekommen, weil ich ja meinen Stiefvater Schränke und Stühle hinterher geschmissen habe. Daraufhin hat er dann die Polizei gerufen und daraufhin bin ich ins Heim
0:23:22gekommen nach Bad Oldesloe. Dort war ich aber nicht lang, dort war ich ein oder zwei Monate, weil die hatten kein Interesse, mich dort zu behalten. Ich wurde relativ schnell vermittelt. Das bedeutet, an wen haben die vermittelt? Die haben meine Mutter aufgesucht. Das heißt, meine Mutter ist von Rosenheim bis nach Bad Oldesloe hochgefahren, hat mich dort abgeholt und bin mit ihr nach Rosenheim gefahren. Das muss ich mir mal vorstellen.
0:23:46In Bad Oldesloe oben im Heim, muss ich auch noch dazu sagen, das war ein Nonnenheim, also nicht schlimm, um Gottes willen so. Damals als Jugendlicher im Nonnenheim haben wir uns ja alle schlecht geredet, um Gottes willen so. Die haben damals mitgekriegt, dass ich von meinem Stiefvater gemobbt worden bin, dass ich keine Freunde habe und so. Wir haben damals am Tag, das macht mich jetzt nicht aus, 31 Cent Taschengeld
0:24:12bekommen. Wir haben jeden Tag 31 Cent abholen müssen. Das muss man sich mal vorstellen. Was willst du mit 31 Cent am Tag? Das heißt, wir haben die Coke-Milch und irgendein Blödsinn gekauft und den Rest haben wir uns zusammen geklaut. Das heißt, Zigaretten haben wir uns geklaut und die Jugendlichen, die dort waren, im Heim schon, die haben Alkohol getrunken. Und dort bin ich zum ersten Mal mit Alkohol und Drogenverbindung gekommen. Das ist sogar so schlimm gewesen, am einen Abend, dass ich so zugetrönt war,
0:24:39dass ich in den Bach reingeschmissen worden bin und dort fast erfroren, dass mich dort die Rettungskräfte mich rausholen müssen, ohne ich zwei Tage im Krankenhaus gelegen bin. Das muss man auch dazu sagen. Dort war die Anfangsbasis von Drogen und Alkohol. Jetzt musst du mich noch mal kurz abholen. Deine leibliche Mutter hat dich
0:24:55dann mit ungefähr 15 abgeholt, richtig? Circa, genau. Okay, und dann hast du bei ihr direkt gewohnt oder wurdest du dann dort in eine Einrichtung verfrachtet, die in der Nähe von ihr war? Also ich wurde von meinem Pflegefahrter, von der Polizei abgeholt nach Bad Ollesloh. Dort habe ich die schlechten Erfahrungen gemacht mit Drogen, Alkohol das erste Mal.
0:25:11Und dort hat mich meine Mutter abgeholt und nach Rosenheim mit runtergenommen. Okay, krass. Vor allen Dingen, wenn du sagst, du warst nur ungefähr einen Monat da, dann hast du ja ziemlich viel in diesem einen Monat erlebt. Ja. Ach, krass. Okay. Wie war denn das Zusammentreffen zwischen dir und deiner leiblichen Mutter? Das war damals, ich kann mich an den Tag und an das Treffen gar nicht mehr richtig erinnern, wenn ich ehrlich bin.
0:25:35Ich weiß nur, dass sie gekommen ist und mich teilweise gefreut hat, dass ich endlich meine Mutter wiedersehe. Dort war das erste Mittagszeit, Frühstückszeit, und wollte da mein Nutella-Brot haben, das weiß ich noch. Und da hat meine Mutter bis in die Stadt gegangen, Ausflug gemacht, bis ich sie kennengelernt habe. Ich war 15 Jahre alt gewesen, ich war geschädigt von der ganzen Vergangenheit, dort schon. Also ich habe blauen Auge, sage ich jetzt mal, meine Mutter vertraut damals alles, was sie mir erzählt und war dann einfach in dem Moment glücklich. Was hat sie dir dann erzählt?
0:26:18Die heile Welt hat sie mir erzählt. Sie geht arbeiten, ich kann bei ihr heute leben, wir machen eine Zukunft, ich mache meine Schule fertig, Hauptschulabschluss, wenn nicht besser Realschulabschluss. Ich hab ein Kinderzimmer, ich bekomme das und das alles. Also halt wie in normaler Kindheit ich leben kann. So hat sie mir das versprochen und auch erzählt, auch so, dass die Schwester von mir so lebt. Hat sie sich bei dir entschuldigt?
0:26:46Für alles oder für irgendetwas? Für irgendetwas. Nein. Nie bis heute? Nie, nur Vorwürfe. Hat sie erklärt, warum sie das getan hat, was sie getan hat?
0:26:58Ihre Erklärungen, sie hat mir Sachen erklärt, ja, aber ihre Erklärungen laufen sich so rum, dass andere schuld sind, sie für nichts was kann, dass das Jugendamt für alle schuld ist. Wobei ich der Meinung bin, dass sie viel falsch gemacht hat. Das Jugendamt auch viel falsch gemacht hat, dass es auch einen Mitarbeiter dort gab, den Herrn ***, der auch gekündigt worden ist und der nicht mehr auffindbar ist, komischerweise.
0:27:25Der hat vieles verbockt, der hat auch ohne Grund meiner Mutter Kinder weggenommen. Da gebe ich auch recht. Aber im Endeffekt, das Jugendamt muss ja von irgendwas wissen, dass sie erstmal das Kind wegnehmen. Also da muss meine Mutter schuld gewesen sein. Da muss schon viel mehr gewesen sein, bevor ich auf die Welt gekommen bin, bin ich der Meinung. Also da muss schon viel mehr
0:27:44im Magen gewesen sein. Mit dem ersten Treffen mit deiner Mutter, das was sie dir gesagt hat, hat dir das gereicht, um das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zu geben, sodass du auch gerne zu ihr gegangen bist? Deswegen bin ich mitgegangen, ja. Du hast eben gerade noch deine Schwester, die vom gleichen Vater ist und danach sind ja noch mehrere Geschwister dazugekommen von verschiedenen Vätern. Aber mit der habe ich am meisten Kontakt. Die war damals aber schon, wo meine Mutter mich aufgenommen hat, gar nicht mehr bei meiner Mutter, die war beim Papa schon. Da war die kleine Schwester da, die von einem
0:28:30anderen Papa war. Genau. Okay. Auf die musste ich auch regelmäßig aufpassen. Wie war das Gefühl, als du gehört hast, du hast eine leibliche Schwester? Ich habe mich erst gefreut, dass ich Geschwister habe. Und wollte auch meine andere Schwester kennenlernen, die ich seit meiner Geburt, oder seit meiner Kindheit nicht mehr gesehen habe. Also ich habe mich erst gefreut. Und du bist dann mit deiner Mutter mitgefahren. Wie viele Kinder hatten dann am Ende des Tages bei deiner Mama gewohnt?
0:28:58Nur ich und meine ganz kleine Schwester. Okay und warum die mittleren nicht? Die hat beim Papa gelebt. Alle? Es gab ja erst mich, dann Vanessa und die Sarah. Ah okay.
0:29:12Die anderen Kinder sind danach träglich entstanden. Okay, verstehe. Bevor du bei deiner Mutter gewohnt hast, hattest du ja ein paar Drogen kennengelernt. Das hat in Bad Ollesow begonnen, richtig, wie ich erzählt habe. Wie hat sich das danach geäußert, nachdem du bei deiner Mutter eingezogen bist? Gute Frage. Sehr gute Frage.
0:29:34Meine Mutter, sie hat es, glaube ich, nicht öffentlich vor mir gemacht, dass sie Drogen nimmt, aber ich war nicht bescheuert, dass sie Drogen nimmt. Das heißt, schon das Rauchen wurde von ihr toleriert, das heißt, durfte vor ihr Zigaretten rauchen, wo ich nicht mal volljährig war und somit etwas peinliche Geschichte, aber mir hat man dann auch das Alkoholparty abends gemacht. Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, die kleine hat es auch noch mitgekriegt, dass wir gesoffen haben. Ich habe es natürlich als Kind natürlich gefeiert, dass ich Alkohol
0:30:15trinken durfte. Der Abend ging ziemlich lange, als sie mich mit Wodka zugekippt haben. Irgendwann hat die so geschlafen. Ich war so besoffen als Kind, dass ich nackt durch die Wohnung gerannt bin und den Arsch ganz Fuß gepisst habe und solche Sachen und ja, also es war ja ganz übel. Also die haben mich echt schon abgefüllt. 15? Ja. Krass. Kontrolliert, abgefüllt. Hat die Schule das mitbekommen? Wenn ich überhaupt zur Schule gegangen bin. Meine Mutter, die ist ja morgens gerade aufgestanden, um mich zu wecken, um mich in die Schule zu schicken. Da fing es ja schon mal an. Das heißt, ich bin ja zur zweiten oder dritten Stunde gekommen.
0:30:57Und dann war ich sowieso in der Schule ein Außenseiter. Das heißt, ich habe zwei, drei Freunde gehabt in der Schule und das hat mir auch gereicht. Aber ich war kaum in der Schule. Ich war eher in der Stadt unterwegs, klauen oder mit Freunden unterwegs, in der Stadt rumbummeln, was Jugendliche in der Stadt machen, Zigaretten rauchen, Gaudi machen, Spaß machen, missbauen. Hattest du einen bestimmten Freundeskreis? Ich habe einen kleinen Freundeskreis von zwei Freunden gehabt und einer Freundin, ja.
0:31:27Okay. Das Jugendamt, war das da noch mit involviert oder haben sie dann die Sache auf sich beruhen lassen? Klar, das Jugendamt war immer noch involviert da drin. Das heißt, wir waren auch ein, zwei Mal beim Jugendamt, da kann ich mich noch dran erinnern, aber da wurde auch immer gesagt, ich gehe in die Schule und wurde alles schön geredet. Gab es Hauskontrollen ohne Angekündigte? Nicht, dass ich mich daran erinnern könnte. Nicht, dass wenn ich da war. Es war auch so, dass es sauer kam aus dem Essen, also es war nicht so, dass der Kühlschrank voll war
0:31:58oder so, es war minimal an Essen gefüllt hat ist deine mutter zur arbeit gegangen nein aber ist los okay komplett ich habe dann meine meiner stief oma noch ein bisschen kontakt gehabt also ich habe ihre handynummer irgendwie rausbekommen habe jahren zu telefoniert und das hat sich dann so kristallisiert dass ich das war von meiner mutter vielleicht so zwei straßen entfernt gab es eine Pizzeria. Dort bin ich abends hingegangen und habe eine Pizza gegessen und die Pizzeria hat meiner Oma die Rechnung zugeschickt und dann hat sie die Rechnung bezahlt, halb vier von Baden-Württemberg aus. Warum bist du nicht zu
0:32:36deiner Stiefoma gegangen? Hast du das mal hinterfragt? Ich war glücklich damals, ich konnte machen was ich will als Jugendlicher bei meiner Mutter. Bei meiner Stiefoma hätte ich wieder nach Regeln laufen müssen. Die ganze, du musst es dir so vorstellen, bis ich zu meiner Mutter gekommen bin, wurde ich misshandelt in Anführungsstrichen und also Keller eingesperrt, geschlagen und zu Sachen gezwungen, die ich gar nicht machen will oder zu dem Zeitpunkt nicht machen will und dort habe ich kompletten Freiraum gehabt. Das habe ich gefeiert in der Hinsicht. Das heißt,
0:33:10ich habe mich toll gefühlt, dass ich draußen unterwegs sein konnte, abends nach Hause kommen konnte, weil ich will Alkohol trinken, Drogen nehmen, Zigaretten rauchen. Das war für mich in gewisser Maßen ein Paradies, wenn man offen und ehrlich ist. Hat deine Stiefoma versucht, dich zu ihr zu bringen? In der Hinsicht war sie eher, wie soll ich sagen, loyal. Sie hat eher gefragt, wie es mir geht und solche Sachen.
0:33:44Sie hat sich da erst mal zurückgehalten und mir eine Erfahrung machen lassen, glaube ich. Okay, du hast jetzt erzählt, du warst 15, als du so deinen ersten Vollrausch hattest und das war unter in Anfangszeichen Aufsicht deiner Mutter. Ja. Wie ging es denn dann weiter? Ganz witzige Geschichte.
0:33:59Sie ist zum Beispiel mit mir zusammen nach Kroatien gefahren, den Vater vom S***** kennenzulernen. Das war aber nicht ihr Vater, nachdem ich es herausgestellt habe. Der Vater war in Rosenheim. Dort hat sie einen anderen Mann kennengelernt. Ich musste mit der Mutter dann auch in einem Hotelzimmer schlafen.
0:34:17Sie hat in einem Nachbarzimmer mit dem Typ so laut gevögelt, dass ich meiner Schwester die Ohren zuhalten musste und mir die Ohren zuhalten musste, also im Kopfkissen, ich habe ja nur zwei Hände, dass sie sich mitkriegt. So schlimm war das. Dort in Serbien war es, Entschuldigung, in Belgrad.
0:34:36Und dann sind wir nach Nisch gefahren, in die Heimatort von dem Mann. Dort waren wir auch eine Woche, dort wollte sie uns halt auch lassen. Hatten es aber dann zum Glück mit dem Auto wieder zurückgenommen. Und waren wieder in Deutschland. Und dann knappe zwei, drei Wochen später habe ich dann in den Schluss gefasst, so selber irgendwie, hier geht es nicht weiter mit Drogen, Alkohol, keine Schule und etc.
0:35:00Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, ich bin nachts um zwei, ein Uhr oder zwei Uhr nachts bin ich in die Telefonzelle gelaufen, habe meine Stiefoma angerufen. Und der Satz kommt in allen Medien komplett querbeet. Da habe ich zu meiner Stiefel Oma gesagt, wenn du mich jetzt noch lieb hast, dann holst du mich jetzt ab oder nicht.
0:35:20Und danach hat sie einen Hörsturz bekommen, weil sie aufgestanden ist, einen Opa geweckt hat, ins Auto gestiegen ist und nach Rosenheim gefahren ist und mich dort dann abgeholt hat. Und ich bin an dem Abend zur Pizzeria gegangen, weil ich sage, geh da zur Pizzeria, weil ich kenne den Typ ganz gut, weil sie ja immer die Rechnung gezahlt hat und der Mann hat Vertrauen zu ihr gehabt und zu mir.
0:35:41Und bin in die Pizzeria gekocht und hab dann so lange in der Pizzeria nachts gewartet. Der Pizzeriatyp ist so lange auch wach gewesen mit seiner Frau und hat gewartet, bis meine Oma gekommen ist und mich abgeholt hat. Und dann haben wir noch ein, zwei Stunden im Auto geschlafen und sind dann direkt zum Jugendamt gefahren und dann gab es richtig Theater. Und was bedeutet genau Theater gemacht?
0:36:02Als ich zum Jugendamt reinkam, dann hat sie gesagt, das ist alles mal geschehen, was meine Mutter gemacht hat, was es geführt hat bei mir und dass es so nicht weitergeht. Das ging dann auch ganz schnell. Meine Oma ist in der Hinsicht ganz clever, hat auch gute Kontakte. Die hat gleich vom Bild hier Stuttgart den Chef die Visitenkarte vorgehalten, dass sie, wenn sie noch jetzt nicht was macht, geht zur Bild-Zeitung. Und hat der Typ vom Jugendamt noch gesagt, das glaube ich nicht, sie
0:36:33so irgendeinen Scheiß erzählt und sagen, sie wollen die private Adresse haben oder die Geschäftsadresse oder die private Handynummer und solche Sachen haben, wir kennen den auch persönlich. Und daraufhin ist sie dann schweißgebadet ausgebrochen und hat dann für mich ein Heim gesucht. Und fürs Jugendamt war es dann ganz klar, dass ich nach Augsburg komme, zu meiner Schwester ins Kinderheim. Das war dann auch ganz schnell. Ich bin an dem Tag oder am nächsten Tag, glaube ich,
0:36:57ja, an dem gleichen Tag noch, genau, nach Augsburg gekommen. Zu deiner kleineren oder mittleren Schwester? Zu meiner mittleren Schwester, die auch vom gleichen Vater ist. Und dort habe ich dann meine Mutter dann mal richtig kennengelernt. Und die kleine Schwester, die ist bei deiner Mutter geblieben? Die ist bei meiner Mutter geblieben, da hat nichts passiert.
0:37:13Krass. Ja. Das ist schon krass. Also wenn auch das Jugendamt ja davon der Geschichte im Prinzip weiß, das ist schon krass, dass sie da nicht nochmal eingegriffen haben. Wundert mich in dem Sinne eigentlich gar nicht mehr, weil das Jugendamt hat schon hervorgeschrieben, wie kaum was gemacht wird.
0:37:28Wie alt warst du da? 17. Okay. Und dann war es... War ein ganz kurzer Zeitraum alles, ja. Okay, dann warst du in Augsburg. Wie ging es dann weiter?
0:37:38Dort war ich nicht lang, dort war ich ein halbes Jahr in dem Heim. Wurde auch da relativ schnell rausgeschmissen, weil ich in der Schule auffällig geworden bin, ich laut gewesen bin, Schule geschwänzt habe. Eine ganz witzige Geschichte ist, da hat er angeblich meine Schwester vergewaltigt, ist rausgekommen. Dadurch bin ich dann auch ganz schnell. Ich war nicht lange in Ustersbach, so hieß das damals, die kleine Ortschaft in dem Heim. Die hat meine Schwester vergewaltigt, das muss ich mir mal vorstellen.
0:38:10Wie sind Sie denn darauf gekommen? Wie sie darauf gekommen sind, dass meine Schwester ist mit jemandem, also wir haben glaube ich drei, vier Hunde dort gehabt. Das war auch ganz toll, muss ich sagen. Und der Pass hieß da genau. damals ist mit ihr spazieren gegangen mit dem Hund und sie hätte ich bin der Meinung dass jemand anders von dem ganzen Jugendlichen dort was mit ihr hatte und sie das raus haben wollte und sie muss dann an dem Abend wo sie spazieren gegangen ist mit dem Michi erzählt haben dass irgendjemand
0:38:46sie misshandelt und er ist daraufhin natürlich dann zu den Betreuern gegangen und die Betreuer haben eins und eins zusammengezählt. Wir waren in einem Zimmer drin als Geschwister, was eigentlich gar nicht zulässig gewesen wäre. Im Nachhinein, was ich auch herausgefunden habe, haben die gemeint, ich hätte meine Schwester vergewaltigt. Darauf hat meine Schwester dann auch gesagt, dass ich nicht gewesen bin, weil sie unter Druck gesessen ist etc. Man muss aber auch dazu sagen, im Nachhinein wurde das nie
0:39:10irgendwie nachverfolgt, ob das stimmt oder nicht stimmt. Es wurde einfach so hingenommen und ich wurde nach Augsburg geschoben in die geschlossene. Okay, du warst dann in Augsburg und dann hat man dir das dann hat man dir das unterstellt. Wie lange warst du dann in der geschlossenen Anstalt? Drei Monate, nicht lang. Weil die Ärzte konnten bei mir keinen großen Schaden in Anführungsstrichen feststellen.
0:39:32Sie haben mich halt relativ normal hingestellt als Jugendliche mit Problemen, aber ich durfte die Gesch- das war kein Fall für eine Geschlossene, durfte die relativ schnell wieder verlassen. Daraufhin wurde ein neues Jugendheim gesucht und am Rosenheim des Jugendamtes hat mich dann nach Heidenheim gebracht ins Heim, evangelische Jugendheime hieß es damals oder heißt es heute noch. Dort bin ich dann nach Steinheim untergebracht worden. Das waren so zwei Gruppen. Wie ging es dann weiter für dich?
0:40:07Das ist der nächste Witz in der ganzen Geschichte. Ich habe damals in der Geschlossene gesagt, ich möchte jetzt in ein Heim, das hört sich vielleicht ein bisschen doof an, aber ich wusste nicht, wie ich es anders formulieren sollte. Als jugendlicher Kind möchte ich in ein Heim, was lieb ist, wo keine Kriminalität ist. Wo bin ich hingekommen?
0:40:24In ein Heim, wo nur Drogen genommen wird und nur kriminalität ist also ich bin eine gruppe gekommen also beide gruppen waren zu schlimm die andere gruppe war sogar noch schlimmer wo die betreuer die nicht mittags das essen gegeben haben die haben erstmal ihre zigaretten fertig geraucht irgendwann hast du ein essen bekommen die haben nicht nach dir geguckt du bist gekommen gegangen wann du willst weil es die betreuer überhaupt nicht mehr interessiert hat andere
0:40:49gruppe drin drüben wurde sogar öffentlich gekifft und Drogen genommen und gespritzt und Pilze genommen und alles mögliche sogar vor den Betreuern. Schwarzfarben mit dem Bus nach Heidenheim, dass ich in die Stadt kommen konnte. Also das war eine reinste Katastrophe, war das. Aber warum bist du nicht ins betreute Wohnen gekommen, weil du warst ja zu dem Zeitpunkt 17 oder so. Nee, war noch nicht möglich. War damals nicht möglich. Ich hab mir erst ins Heim. Ich war ja dort, das Heim selber hat eine Förderschule gehabt.
0:41:22Das heißt, ich war in einer Klasse dann mit drei, vier Schülern. Dort habe ich dann auch, damit ich sehr schnell integrieren konnte, viel besser gelernt, meine Noten sind relativ besser geworden, muss man auch dazu sagen. Aber ich habe gemacht, was ich will, Drogen genommen und solche Sachen. Und dort wurde ich nach einem halben Jahr auch wieder rausgeschmissen. Also das heißt, die habe ich minderjährig dort auf die Straße gesetzt. Krass.
0:41:43Was hast du für Drogen genommen? Cannabis hauptsächlich. Cannabis und Kokain. Das heißt, die haben dich mit 17 dann auf die Straße gesetzt und was hast du dann gemacht? Im Streukasten drinnen geschlafen. Im Streukasten?
0:41:55Ja. Wie lange? Fast ein halbes Jahr. In welcher, zu welcher Jahreszeit war das? Es war Winter auf Sommer. Krass.
0:42:05Wie hat sich die Kriminalität im Heim auf dein weiteres Leben ausgewirkt? Natürlich negativ, aber ich habe da viel gelernt, wie ich besser klauen konnte und solche Sachen. Also ich habe viel gelernt an der Kriminalität dort, sehr viel gelernt, auch wie ich mit Kriminalität umgehen muss. Natürlich ist es im Nachhinein ein negatives,
0:42:30eigentlich was ich dort gelernt habe. Hast du dich denn einer bestimmten Gruppe zugehörig gefühlt? Ne, wir waren eigentlich alle Einzelgänger. Wir haben uns aber schon zusammengehalten, wir waren aber alle Einzelgänger in Anführungsstrichen. Jeder hat sein Ding gemacht, was er will.
0:42:45Du hast gesagt, du warst dann auf der Straße für ungefähr ein halbes Jahr. Richtig, genau. Auf der Straße habe ich dann mein Essen geklaut beim Penny, meine Sachen geklaut beim Müller, PlayStation-Spiel oder sonst was verkauft, um Geld zu haben. Ja, so war es auf der Straße. Aber ich bin trotzdem regelmäßig Schule gegangen. Okay, und dann warst du mittlerweile schon 18? Am 18. Geburtstag hat mich das Jugendamt Heidenheim dann mich...
0:43:08Sie hätte dann ein betreutes Wohnen bekommen, aber bis ich dann eine Wohnung gefunden habe oder das Jugendamt eine Wohnung gefunden hätte, habe ich erstmal in Heidenheim in einem schwarzen Block leben müssen und dort bin ich dann mit dem einen Jugendlichen in Kontakt gekommen, der aus dem Heim abgehauen ist, wo ich rausgeschmissen worden bin. Das heißt, mein bester Kumpel, hieß der damals, war ich dann in einer, es war das Zimmer, das war so groß wie die Küche hier.
0:43:38Dort haben wir zusammen drinnen geschlafen, zur Überbrückung, bis ich eine Wohnung kriege und er eine Wohnung findet. Man muss auch dazu sagen, in dem Haus hast du dich abends viel nicht reingetraut und morgens gar nicht rausgetraut. Ich kann mich daran erinnern, in dem Haus wollte ich den Fahrstuhl bedienen und dann habe ich den Fahrstuhl aufgemacht und sind mir dort zwei Leichen, die Kopfschuss hatten,
0:44:01mir entgegen gefallen. Also das war ein Massakerhaus, das war auch ein Drogendealerhaus. Das sind zwei riesen Gebäude in Heidenheim, eine Vollziedlung hinten, die gibt es sogar immer noch. Komischerweise wird immer noch nichts stillgelegt und immer noch nichts gemacht. Die Polizei hat sich da nicht rein getraut, Krankenwagen hat sich nicht rein getraut, keiner von der Stadt hat sich da rein getraut. Es war eine reinste Kriminalität dort drin.
0:44:22Was war das genau für ein Gebäude? Für Personen, die keinen Wohnsitz haben oder was? Alles. Leute die keinen Wohnsitz haben und die vom Jobcenter haben sich da rein gesteckt, dass du überhaupt so eine Wohnung hast, Unterkunft hast. Okay. Das war halt so ein Gebäude, was irgendein Fremder vermietet hat, der sich dafür interessiert, wahrscheinlich irgendwo in Dubai sitzt, sag ich jetzt mal in Anführungsstrichen,
0:44:41und dem hat das Gebäude wahrscheinlich schon seit 20 Jahren nicht mehr gesehen oder seit 50 Jahren. Okay. Du warst dann, aber ich krieg's noch nicht so ganz zusammen, du warst auf der Straße mit 17. Genau. Und dann hat dich das Jugendamt tatsächlich in dieses Gebäude gesteckt. Ganz genau.
0:44:57Wie haben die dich gefunden? Ich bin zum Jugendamt gegangen. Okay, nach einem halben Jahr? Und durch Polizei. Und jedes Mal, wenn die Polizei auffällig geworden wäre beim Klau oder sonst was, wenn der minderjährig gewesen wurde, wurde das Jugendamt angeschrieben. Okay, das heißt, du wurdest erwischt auch beim Klauen.
0:45:10Ja, klar, oft. Okay. Ich hatte einen Register von über 99 Anzeigen. Über 99? Ja. Krass.
0:45:18Über 99 habe ich aufgehört zu zählen. Okay. Okay, dann warst du in dieser Einrichtung, nennen wir es mal. Wie lange warst du dort? In dieser Wohnung, in diesem großen Gebäude, dort war ich ein, zwei Monate. Und dort hatte ich auch mal nach der Zeit einen Geburtstag, wo ich damals eine Lebensvergiftung
0:45:35hatte vom Burger King, weiß ich noch ganz genau. Da haben wir Party gemacht, beim Burger King was gegessen, am nächsten Tag bin ich im Krankenhaus gelegen, weil ich eine Lebensmittelvergiftung hatte vom Burger King, kann passieren. Und daraufhin habe ich dann in Heidenheim eine Wohnung bekommen mit einer Betreuerin. Die Betreuerin ist ein oder zweimal die Woche vorbeigekommen, hat mir beigebracht, Müll entsorgen muss, Strom anmelden, Internet anmelden. Ich habe dann auch die Ausbildung angefangen. Sie hat dann kontrolliert, gehe ich jeden Morgen in die Ausbildung.
0:46:08Sie hat eine Ausbildung angerufen, gehe ich in die Schule. Sie ist abends dann vorbeigekommen. Wir haben dann zusammen gekocht. Sie hat mir das Kochen beigebracht in gewisser Maßen. Das war jetzt nicht meine Mutter, aber das war halt eine Betreuerin, die regelmäßig nach mir geguckt hat, dass alles läuft. Umso dazu sagen, sie hat gewusst, dass ich Drogen nehme, hat das aber auch nie
0:46:34irgendwie es toleriert hat, auf gar keinen Fall, aber sie hat es aber auch jetzt nicht irgendwie sie hat es halt hingenommen, weil sie genau gewusst hat, ich gehe in meine Schule, ich mache meine Ausbildung und langsam fängt mein Leben an. Daraufhin hat sie es zwar immer hingenommen, aber gewusst, dass ich Drogen nehme. Warst du immer noch Gras und Koks? Ja.
0:46:57Okay. Die Verbindung, die du zu ihr hattest, war sie, würdest du sagen, war die auch persönlich an der Natur oder war das wirklich rein sachlich bezogen? Also die Sachbe... oder die Bearbeiterin oder Betreuerin, ich habe sie, glaube ich, vor ein paar Jahren noch mal getroffen, 40er einmal wieder treffen. Das war eine sehr nette Frau, weil sie auch einen Hund hatte damals und
0:47:17immer noch einen Hund. Das war eine meiner ersten positiven Personen, die mir geholfen haben in meiner Vergangenheit, seit der Karriere. Mit 17 Jahren, 18 Jahren bin ich auf eine Person gekommen, die mir erst richtig gut getan hat. Wo im Nachhinein aber viele sagen, sie hätte das besser machen, das besser machen können. Aber das finde ich für mich ein dummes Geschäft. Ich habe mich bei ihr wohl gefühlt. Ich habe eine Ausbildung gemacht und solche Sachen. Und sie ist auf Kompromisse eingegangen, hat mit mir Ausflüge gemacht und so.
0:47:48War eine tolle Frau damals. Was hast du für eine Ausbildung gemacht? Maler-Lackierer-Ausbildung. Okay. Und du hast die dann komplett beendet gehabt? Nein, ich war dort in der Ausbildung, habe sie dort abgebrochen, weil ich dort nur Gerüstbau gemacht habe, keine Malerausbildung gemacht habe. Und ich wollte eigentlich eine Veränderung von den Drogen haben. Und dann habe ich gemeint, ich muss zu meinem Papa ziehen, nach Waldkreiburg. Deinem leiblichen Papa?
0:48:12Ja. Daraufhin habe ich dann dort alles gekündigt in Heidenheim, Ausbildung gekündigt. Habe aber gleichzeitig dann schon nebenher in Waldkreiburg nach einer neuen Ausbildungsstelle gesucht. Das heißt, ich bin drei Tage ohne Arbeitsplatz gewesen, oder schon mit Arbeitsplatz, aber Urlaub gehabt, weil ich musste ja dann von Heidenheim dann nach Waldkreiburg runterziehen. Und dann habe ich in Waldkreiburg bei meinem Vater, glaube ich, drei Monate gelebt und dort meine Ausbildung auch weiter gemacht.
0:48:42Und bei meinem Vater hat mich er noch wohler gefühlt, weil bei ihm durfte ich ja dann öffentlich kiffen. Vor ihm und alles. Wie war denn der Kontakt zu deinem Vater? Wie hast du ihn denn gefunden? In dem Moment damals war der total schön. Ich durfte für ihn kiffen, ich durfte machen, was ich will.
0:49:05Ich habe aber meine Ausbildung nur gemacht. Ich bin zur Arbeit gegangen und habe dann auch langsam angefangen, mit Drogen zu dealen. Das hat er auch respektiert. Er hat auch sogar bei mir die Drogen eingekauft, also was für ein schöneres Leben konnte ich haben. Hat er jemals erklärt, warum er oder warum er nicht da war für dich? Muss ich jetzt wirklich lügen, also daran kann ich mich noch ganz kraut dran
0:49:28erinnern. Ich habe es mal angesprochen, das Thema wurde aber nie groß besprochen. Es sagt, meine Mutter wäre schuld gewesen, sie hat den Kontakt zu ihm unterbunden und solche Sachen. Da will ich mich jetzt nicht festlegen, weil wen soll ich da jetzt verurteilen? Also da habe ich jetzt für niemanden eine klare Aussage gekriegt und das Thema ist auch für mich eigentlich abgehakt. Also im Nachhinein habe ich eh mitbekommen, dass mein Papa ein Arschloch ist.
0:49:52Warum würdest du deinen Vater als Arschloch bezeichnen? Weil ich zu viel erlebt habe im Nachhinein mit ihm. Möchtest du davon erzählen? erzähl. Also ich habe bei ihm gelebt, das kommt alles in der ganzen Geschichte, ihr werdet es noch erfahren. Okay, wo geht es dann weiter? Ich habe bei meinem Vater gelebt, habe dann aber auch eine Wohnung gesucht, habe die Wohnung dann auch bezogen. In der
0:50:18Wohnung, jetzt kommen wir aufs Thema, meine ganze Familie ist Haze Angels Mitglied. Meine ganzen Onkels. Das bedeutet ich bin relativ schnell von heute auf morgen in Hells Angels eingetreten und habe für die Drogen verkauft. Am helligen Tag habe ich am Kaufland kiloweise Heroin übergeben, bin mit Millionenbeiträgen die Stadt gelaufen und war non-stop zugedröhnt und habe eigentlich nur noch kiloweise Heroin und solche Sachen verkauft. Auf der Vaterseite war das? Ne, von mir selber. Mein Papa hat bei mir Cannabis eingekauft.
0:50:52Nee, ich meine, du hast gesagt deine komplette Familie ist oder war bei den Hells Angels. Ja. Die Seite deines Vaters? Die Seite von meinem Onkel. Okay, aber schon väterlicherseits? Ja. Okay, alles klar. Du standest dann immer vor dem Kaufland und hast das alles verkauft? Direkt am heiligen Tag am Kaufland, genau, weil das dann nur auf der letzten ist. Krass. Und du hast das selbst dann auch alles konsumiert? Ja.
0:51:15Auch Heroin? Heroin habe ich nicht persönlich gescheut, aber ich habe Heroin auch konsumiert, ja. Okay. Wie hast du es konsumiert? In Form von Spritzen? Also ich habe Heroin mir zweimal gespritzt und eher mehr als Crack geraucht. Okay. Und das aber, beides hat mir nie irgendwie der Rausch großartig gefallen.
0:51:32Das war mir ein zu krasser Rausch und so ein komischer Rausch, dass ich eher auf Kokain, Cannabis, an Vitaminen und solche Sachen hängen geblieben bin und auf spezielle Tickets zum Beispiel oder solche Sachen. Wir haben zum Beispiel dort selber Tickets produziert. Es gab jemanden in Weikrauburg, der hat Tickets produziert. Tickets bedeutet, du legst es auf die Zunge und hast eine Wirkung von irgendwas.
0:51:57Also entweder hast du eine Wirkung wie Cannabis oder Kokainrausch oder Heroin Rausch oder irgendwas anderes und wir haben damals eine neue Droge produziert, Tickets wo du drei Tage Rausch hast und dann aber wirklich stündlich geändert ist. Das heißt, du hast zwei Stunden wie so ein Cannabis Rausch gehabt, dann hast du Blub Blub Rausch gehabt und dann hast du keine Ahnung welche Farben gesehen, Elefanten gesehen, Paranoia ausgeschoben und solche Sachen. Also da waren wir schon skurril. Wie lange hast du das gemacht? Drei Jahre.
0:52:29Das ist schon lang. Das heißt also, bis du 20, 21 warst? Ungefähr. Okay. Was hast du noch alles mitbekommen? Vor mir sind zwei Leute an Heroin gestorben. Live. Kanntest du die?
0:52:42Ja. Ich muss aber dazu sagen, das hat mich überhaupt nicht berührt, dass die gestorben sind, weil es mir nicht klar ist, dass damals, wenn du so weiter spritzt und auch noch so in der Masse spritzt, stirbst du irgendwann. Und wir haben Party gemacht, sind bei ihm angekommen, waren zehn Leute, ein paar sind gegangen und wir waren dann noch zu dritt, das weiß ich noch, er hat sich gerade gespritzt, lacht noch und wir gehen auf den Balkon, kommen wieder rein, nicht mehr am Leben bewusstlos weg.
0:53:10Wir haben versucht, ihn wieder zu übernehmen, Krankenwagen gerufen. Natürlich, während wir den Krankenwagen gerufen haben, sind wir abgehauen, weil in der Zeit auch die Polizei kommt und dann sind wir natürlich haftbar, dass der gestorben ist an Heroin. Und dann wurde natürlich festgestellt, dass diejenigen tot waren. Das habe ich zweimal erlebt. Ich habe Schießereien zwischen Banden und Kriegen habe ich erlebt in Waldkreiburg. Also das heißt, ich bin zwischen zwei gewalttätigen Gruppen hin und her geschmissen worden.
0:53:42Das heißt, ich habe damals in Heidenheim erst gelebt. In Heidenheim regiert Black Jackets. Black Jackets hat damals mitbekommen, dass ich nach Waldkreiburg gezogen bin. In Waldkreiburg regiert Banditos, Face Angels, Drogenumschlagplatz Bayern. Und Black Jackets wollte damals die Region für sich haben und das Geld für sich kassieren. Blackjackets hat mich direkt nie angesprochen.
0:54:10Es lief immer über einen V-Mann, dass ich bei Blackjackets eintreten soll, Heist Angels ausführen soll und so. Genau andersrum von Heist Angels soll ich Blackjackets ausführen. Also ich war im Spießrutenlauf und wurde immer hin und her geschickt dort. Und einmal war es sogar so, dass Blackjack jetzt auf mich einen Schuss freigegeben hat. Und meine ganzen Onkels, ich war dann in der Bar drinnen und dann auf einmal sind sie alle gekommen, haben mich in Autos reingeschmissen,
0:54:41sind dann mit zehn Autos weggefahren, glaube es sind 20, 30 Kilometer, haben mich irgendwo in einen Wald in den Bunker reingesteckt und haben mir dann nur erzählt, du bist jetzt hier in Schutz und was ist hier los und so. Du wirst schon schussfrei gegeben von Blackjackets. Dort bin ich eine Woche lang in einem Bunker gewesen und dann durfte ich erst den Bunker wieder verlassen, weil dann auch die Polizei, weil Krabak das mitbekommen hat und dann Polizei und Banditos und Heys Angels, weil Krabak wieder freigemacht hat von dem Blackjackets und das Problem mit denen geklärt hat, dass ich nicht mehr zum Schuss freigesetzt worden bin und
0:55:17nicht wieder den Bunker verlassen konnte. Solche Sachen habe ich erlebt, weil ich greife mit Drogen Kriminalität. War der Stoff, der am Ende des Tages deine Freunde oder Bekannte dazu gebracht haben, dass sie gestorben sind, war der Stoff von dir? Nein. Okay. Du hast jetzt erzählt... Heroine habe ich nie verkauft. Also nie an Konsumenten verkauft. Ich habe ja auch ihnen eine Masse übergeben, wo jemand anderes es wieder weiterverkauft hat. Das heißt du warst Mittelsmann? Ganz genau. Okay, verstehe. Ich war nur Endabgeber und da wurde ich auch dann damals vor Gericht
0:55:47verurteilt. Ich war nur für Kokain und Cannabis Endabnehmer. Okay, alles klar. Okay, du warst dann in, ich nenne es mal, Schutzhaft von der, von Hells Angels selbst. Richtig, genau. Okay, wie lange warst du da? Du hast gesagt, eine Woche? Ca. eine Woche, ja. Kannst du nicht mehr einschätzen, wenn du drei Tage im Dunkeln bist.
0:56:07Okay. Und wie ging es dann weiter? Daraufhin habe ich dann versucht auszutreten. Das ging natürlich nicht, ich hatte eine Familie drin. Ich muss auch dazu sagen, ich bin ja eh egal, auch mal mit Pocketbikes nachts rumgefahren, wo Polizei mich gejagt hat und solche Sachen.
0:56:27Da haben die mich auch in Schutz genommen. Irgendwann ist es dann so gewesen, dass ich dann in Waldkreiburg, wo ich meine Ausbildung dann gemacht habe, die fast verloren habe, weil der Geschäftsführer uns erwähnt hat, pleite gegangen ist. Das war dann für mich damals die Chance, den Wandel zu machen. Das heißt, ich habe dort meine Schwester auch eine Wohnung gehabt, die habe ich verlassen,
0:56:53habe mich verabschiedet bei ihr. Die mittlere oder die jüngere? Die mittlere. Die jüngere, da hat meine Mutter gelebt in Rosenheim. Ich habe mich verabschiedet bei meinem Vater und habe meine Sachen gepackt und bin von Waldkreiburg dann hierher nach Welsheim gezogen, zu meinen Stiefgroßeltern zurück.
0:57:11Also da war ich dann schon in einem gewissen Alter, wo ich dann gesagt habe und selbstständig war, wo ich gar nicht mehr vorschreiben konnte, wie oder was. Da bin ich dann selber hierher gezogen und da hat mein Papa mich dann auch unterstützt. Der hat dann sein Auto genommen und ich mein Auto und wir sind dann zusammen hierher gefahren. Das heißt du mit einem... Das musst du dir mal vorstellen, ich erzähl grad, ich hab ein Auto, ich hab in meinem Drogenrausch meinen Autoführerschein damals gemacht, gell? In Waldkreiburg.
0:57:35Krass, das ist nicht aufgefallen? Wem? Dass du im Prinzip permanent auf Vollrausch warst, während du deinen Vorschein gemacht hast. Bei der ersten Prüfung, die Fahrprüfung habe ich gleich bestanden, das war nicht das Problem, da war ich auch nüchtern. Bei der ersten Prüfung, schriftlichen Prüfung, bin ich bekifft bekommen, 8 Fehler. mit sechs Fehler, also knapp durchgekommen, also sieben Fehler, also noch durchgefallen.
0:58:02Und beim dritten Mal habe ich dann gedacht, das kann doch wohl nicht wahr sein, bin wieder bekifft hingekommen, bin mit null Fehler bestanden. Und es hat keiner gesehen, dass ich knallrote Augen hatte, nein. Du bist dann mit 21 hierher gezogen? Richtig. Okay, wie ging es dann weiter? Bin hierher gezogen, habe bei meinen Stiefgroßeltern oben die Dachgeschosswohnung bezogen, habe gleichzeitig meine Ausbildung in Rudersberg beim Köln-Götter weitergemacht und meinen kalten Entzug bei meinen Großeltern gemacht. Ganz alleine?
0:58:34Ja. Jetzt haben wir eins übersprungen, was ich jetzt auch vergessen habe, dir zu erzählen. Bevor ich nach Waldkreiburg hierher gezogen bin, habe ich noch einen kalten Entzug gemacht in Wasserburg. Zwei Wochen war ich dort, dort waren nur Drogenabhängige und solche Sachen. Dort habe ich noch einen kalten Entzug gemacht vom Cannabis-Entzug und daraufhin bin ich hier gezogen
0:58:54Okay, und hier hast du dann komplett damit aufgehört von heute auf morgen oder wie war das von heute auf morgen aufgehört Aber ich habe natürlich schlaflose nächte gehabt zitteranfälle aggressionen Okay, man hat viel mitmachen müssen viel Du hast dann die ausbildung als maler und lackierer hier weitergemacht? Ich habe hier beim KÖNNEN ein sehr sehr guter Chef, der jetzt leider in Rente ist, von dem sehe ich gerne mehr
0:59:20hören noch, der hat mich durchgezogen. Ich habe mit Belobigung als Klassenbester eine Ausbildung hier beendet. Schön. Das ist mit der Vergangenheit. Okay, du hast die Ausbildung gemacht und hattest dann also dauerhaft in der Wohnung überhalt deiner Großeltern gewohnt? Im Haus, kannst du sagen. Ich konnte mich frei bewegen bei denen, aber der Dachgeschoss war meine.
0:59:42Okay. Wie ging es dann für dich weiter? Ich habe die Ausbildung fertig gemacht, habe mich darauf total festgesetzt, habe dann auch wirklich hier keine Freunde gehabt, habe nur einen Freund gehabt oder zwei, wo ein *** zum Beispiel das ein weggezogen. Da habe ich noch einen gehabt, der *** war noch drogenabhängig und so,
1:00:00mit legale Drogen irgendwas, Spice, weißt du, Kuckuck, was. Der ist leider vor zwei oder drei Jahren verstorben durch seine Sucht. Ich habe immer damals ihm gesagt, hör bitte auf, ich weiß, wie das abläuft. Er hat sich im Griff gegeben. Seine Mutter hat ihn sogar mit der Jägerweißer Flasche aus der Wohnung rauslocken können. Das waren meine einzigen Freunde hier. Heute habe ich nur noch Geschäftskunden, normale Kunden oder Geschäftspartner oder
1:00:32Mitarbeiter als Freunde. Ein, zwei, drei normale Freunde, die nicht geschäftstätig sind oder so. Aber mein Großeltern, ich sag mal ein, zwei Freunde, mit denen ich auch Sachen unternehme. Also wenn man auf Facebook bei mir zurückguckt, dann siehst du Bilder nur mit mir und beim Skifahren. Also wir zwei waren immer beim Skifahren.
1:00:50Das hat mich auch wieder dazu gebracht, dass ich Skifahren gehe. Wegen ihm fahre ich nonstop Ski. Das ist jetzt deine Geschichte aus deiner weiten Vergangenheit. Was ist denn kürzlich bei dir passiert? Kürzlich kann ich es dir auch nicht mehr sagen. Also ich habe jetzt vor ein paar Jahren den Gehirntumor, wurde ja festgestellt, wenn du darauf hinaus möchtest.
1:01:12Das habe ich sehr stark wieder zurückgeschmissen. Ich habe, wenn man das erst dazu sagen kann, ich habe meinen Großeltern weggezogen, kurz gefasst, oder habe bei meinem Großeltern noch gelebt, habe einen Ausbilder fertig gemacht, habe noch in zwei Firmen gearbeitet. Das hat mir aber nicht so getaugt, weil ich so selbstständig arbeiten möchte, sondern weil ich halt Motivation habe und habe dann auch mit einem Mitarbeiter sehr gutes Geld verdient, sodass ich hier das Haus
1:01:42kaufen konnte und den Aushub selber zahlen konnte. Jetzt muss ich mir halt den Kredit abzahlen. Ich hätte das Haus damals nicht gekriegt als junger Unternehmer. Ich war da schon erfolgreich, bin hier runtergezogen. Das ging dann auch relativ gut. Zeitnah wurde bei mir dann, ich habe oft Kopfschmerzen, sehr oft Kopfschmerzen in der Woche ein bis zwei mal, weil ich nicht arbeiten gehe.
1:02:02Festgestellt wurde dann ein schäbisches Gemünd, schwerer Gehirntumor, nicht operabel, 3 Esthasen. Daraufhin wollte ich dann erst Selbstmord begehen in Sylden, wollte von der Klippe springen, habe das dann nicht gemacht und bin dann zum Arzt zurückgegangen und habe gesagt, was gibt es für Möglichkeiten. Bin in eine Studie reingeraten von Infrarotbestrahlung, was ein russischer Arzt macht, was relativ neu damals war, was jetzt gang und gäbe mittlerweile ist, und war dann einer von 500 Testpersonen.
1:02:37Der Gehirntumor ist aber dann leider nach eineinhalb Jahren circa wiedergekommen. Letztes Jahr ist dann so schlimm geworden, dass die Ärzte dann nur noch den Tod für mich prognostiziert haben. Ich eigentlich mich auch schon fast an den Nagel gehängt habe. Und das kurz gefasste Geschichte ist dann, dass er im September dann in Innsbruck war. Warum in Innsbruck?
1:03:01Weil er durch den Krieg Ukraine durfte. Der russische Arzt hätte ihn nicht einreißen, hätte eine Bombe loslegen können in Tübingen. Er durfte aber in Innsbruck einreisen. Und daraufhin durfte ich dann in Innsbruck mich nochmal behandeln lassen und bin seitdem jetzt endlich zum Glück und hoffe, dass ich es auch bleibe, tumorfrei. Also einen Rückschlag nach dem anderen erlebe ich. Wie geht es dir heute damit, wenn du so über dein Leben nachdenkst?
1:03:26Wenn ich so über mein Leben jetzt nachdenke, ist es positiv und negativ. Ich habe es dir vorhin schon ein bisschen erwähnt, als du meine Hostie betreten hast, habe ich dir erwähnt großen Respekt, was ihr macht. Und habe ich dir erwähnt, dass ich Jugendlichen helfe und damit habe ich gemeint, mich in meiner Freizeit, wenn es Jugendliche wissen, es gibt Jugendliche, die das wissen, die erzählen es unter sich natürlich weiter, gibt es in Schorndorf momentan sind es vier obdachlose Jugendliche, die minderjährig sind und die auch nicht vom Jugendamt betreut
1:04:03werden, auch im Stich gelassen werden vom Staat, die rufen mich regelmäßig an, Dominik, wie, wo, was oder kannst mich dorthin fahren, dies machen und denen helfe ich denen gerne. Also mein Traumjob wäre eigentlich ein Jugendsozialarbeiter, darf ich aber nicht machen, weil ich die pädagogische Ausbildung nicht gemacht habe, was für mich totaler Schwachsinn ist, weil ich habe die pädagogische Ausbildung als Jugendlicher mehr als zehn Jahre und bessere Ausbildung als diese drei Jahre, was Leute machen müssen.
1:04:29Und somit kann ich den vier Jugendlichen sehr gut und so weit es mir möglich ist helfen und dadurch sehe ich das Positive aus meiner Vergangenheit. Also oft habe ich schlaflose Nächte heute noch und denke darüber nach, was ist das eigentlich alles was du hast und bin aber froh was ich jetzt habe. Aber du musst es so sehen, du kannst aus jeder negativen Geschichte auch was Positives rauszunehmen. Jemand anders damit helfen. Ob das jetzt helfen lässt oder nicht, sei mal dahingestellt.
1:05:04Hast du dir mal therapeutisch helfen lassen? Ich war mal in psychologischer Betreuung, muss ich dir ehrlich sagen. abgebrochen, weil das für mich kein... Für mich war die Stunde Gespräch... Wie soll man das formulieren? Zu aufwendig, fand ich. Zeitverschwendung. Und in den psychologischen Gesprächen wurde nie irgendwas mir übertragen, was mir geholfen hat. Also es wird immer über alles Mögliche gesprochen, aber es hat mir nie irgendwie persönlich geholfen.
1:05:39Deswegen habe ich das bleiben lassen. Und ich helfe mir selber, indem ich mir jetzt, also ich sage das auch ganz offen und ehrlich oder euch, seit ich meine ersten Auftritte in Teilhandsverlag hatte, dann SWR, umso mehr Auftritte ich in den öffentlichen Medien habe, umso besser geht es mir. Und warum? Weil ich umso mehr mich aussprechen kann, was gewesen ist.
1:06:01Und umso mehr wird alles öffentlicher und vielleicht was vielleicht meine hoffnung ist wird vielleicht mal daraus irgendeine schöne reportage gemacht von irgendeinem Fernsehsender und vielleicht dadurch mal vielleicht vielleicht kommt dann auch mal die Medien zusammen und sagen wir fahren jetzt nach Kambuk hoch und tun ein kurzes Redestell mit den Kameras und vielleicht entschuldigt er sich dann auch von den Kameras und das ist es
1:06:25eigentlich auf das was ich eigentlich großartig warte das mal weil so macht das nicht das sage ich euch so wird es nie machen wen wenn meinst du da genau also ich hoffe dass die medien sich endlich mal zusammenschließen dass der krank unter zwang oder gesetzt wird und das jugend unter zwang gesetzt wird mit den medien mit den kameras vor dem auge ins büro reinlaufen und erzählen was wurde mit dominic gemacht dass sie sich einfach
1:06:48mal entschuldigen drüber was die falsch gemacht haben drüber. Ich möchte die nicht verurteilen, ich möchte nicht vor Gericht. Ich möchte auch kein Geld haben, ich möchte nur eine Entschuldigung haben. Und ich möchte wissen, wo mein ganzes Erbe hin ist. Das war jetzt dein Stiefvater? Ja.
1:07:05Meinst du nicht, dass eine psychologische Behandlung dir helfen würde, deine ganze Vergangenheit aufzuarbeiten? Ich weiß, du sagtest gerade, dass du das für Zeitverspendung hältst? Ja, du hast es, ich habe das als Zeitverspendung formuliert, aber ich habe dann vielleicht vergessen, oder euch zu erzählen, dass ich in den Gesprächen, die haben mir nicht geholfen. Also alles, was ich jetzt in der Zukunft mache, hilft mir.
1:07:28Also mir geht es relativ gut, also mir geht es nicht schlecht. Ich habe jetzt auch keine negativen Gedanken zur Vergangenheit oder so. Mir geht es gut, ich lebe gut. Ich sehe für mich selber keinen Grund, wo ich jetzt einen Psychologe brauche, weil ich bin der Meinung, und das sagen mir auch immer wieder viele Leute, die mich kennen, ich habe mir gut selber geholfen und meine Einstellung, die ich jetzt habe, ist eigentlich relativ gut.
1:07:52Bist du stolz auf dich? Ja. Woran machst du das fest? Woran ich das fest mache? Guck mal, was ich erreicht habe, wo ich jetzt stehe. Ich habe im Streukasten drin geschlafen, hab jetzt ein Haus.
1:08:08Allein schon dafür bin ich stolz auf mich, dass ich das geschafft habe und nicht noch immer noch im Kinderheim bin oder im Knast bin oder sonst was. Guck mal wie viele Anzeigen ich dir vorhin erzählt habe, was ich hab. Ich war auch einmal im Jugendarrest. Aber ich hab's immer wieder geschafft, ich hab immer mit einem blauen Auge davon gekommen, in Anführungsstrichen. Und ich hab jetzt was gebracht.
1:08:30Und wenn ich jetzt überlege, ob ich jetzt Jugendliche unterstützen oder einen anderen Geschäftsführer unterstützen, der wenig Aufträge hat, ich glaube, ich bin stolz auf mich, was ich erreicht habe. Ich hab ein Kind, ich hab ein Haus, ich hab meine Selbstständigkeit, was ich schon immer mir gewünscht habe. Hier noch eine Anmerkung. Wenn du von den besprochenen Themen betroffen bist oder Unterstützung benötigst,
1:08:57bitte zögere nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hol dir Unterstützung bei professionellen Hilfseinrichtungen oder dir vertrauten Personen. Bis zum nächsten Mal bei Von Bohne zu Bohne. Du willst selbst bei uns dabei sein? Dann melde dich auf unserer Webseite oder unsere Social Media. uns auf WhatsApp oder unsere Social Media.
Transcribed with Cockatoo
Der Pflegevater
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