#25 Andreas Braun: Gemeinschaftlich getragen
Shownotes
Heute erzählt Andreas Braun seine Geschichte: Andreas ist Gründer einer Stiftung, die Menschen mit und ohne Behinderung unterstützt, die durch Unfälle oder ihre Behinderung in soziale Not geraten sind.
Andreas sein Leben nahm im Jahr 2005 eine dramatische Wende ein. Während eines Einsatzes bei der Freiwilligen Feuerwehr, erlitt er einen verheerenden Unfall und wurde von der Brust ab gelähmt. In unserem Gespräch berichtet er, wie er diesen Weg beschritten hat, welche Hürden er überwinden musste und welche Erfolge er und seine Stiftung seither erzielt haben.
Hier geht es zur Webseite der Andreas Braun Stiftung: https://www.andreasbraunstiftung.de/
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0:00:00Stell dir vor, du kommst in einen Raum, vor dir sitzt ein Mensch und du hast keine Ahnung, wer das ist. Das passiert mir in jeder Folge bei unserem Podcast von Bohne zu Bohne. Mein Name ist Charlotte und ich weiß vorher nichts über unsere Gäste. Kein Name, keine Information, keine Themen. Also werden meine Fragen auch deine Fragen sein. Ich bin Sanja und ich suche die Gäste. Hier achte ich darauf, dass es Menschen mit spannenden Persönlichkeiten und faszinierenden Erlebnissen sind. Und genau die wollen wir mit euch teilen.
0:00:32Bist du bereit, gemeinsam mit Charlotte neue Geschichten kennenzulernen? Hallo und willkommen zu einer neuen Folge. Mein Name ist Charlotte. Mein Name ist Sanja. Mein Name ist Andreas Braun. Ich habe eine Stiftung gegründet für Menschen mit und ohne Behinderung, die durch Unfälle oder
0:00:52ihre Behinderung in soziale Not geraten sind. Hallo, freut mich dich kennenzulernen. Jetzt würde mich interessieren, wie kommt man dazu, so eine Stiftung zu gründen und wie ist der Weg dahin? Also das ist eine längere Geschichte im Prinzip. Es fing natürlich damit an, dass ich selber bei einem Unfall in den Rollstuhl gekommen bin, dann erstmals mit diesem Thema überhaupt in Berührung gekommen bin. Also habe vorher auch keine Ahnung gehabt von Menschen mit
0:01:19Behinderung oder sonst was. Wann hattest du deinen Unfall? 2005 bei einem Feuerwehreinsatz. Also ich war damals bei der Freiwilligen Feuerwehr, bin ich im Prinzip heute noch als Mitglied und da hatten wir bei Nacht einen Einsatz und ich bin dann unter Atemschutz die Leiter hoch und bin da beim Umsteigen abgerutscht quasi. Auf Hände und Kopf gefallen und dann haben schlimmste Verletzung war dann aber der Wirbelsäulenbruch auf ungefähr BWK 4,5 Brustwirbelbereich. Das heißt dann eine Lähmung
0:01:48im Prinzip so ab dem Brustwirbelbereich Querschnittlähmung. In welchem Alter warst du da? 5,24. Also schon noch recht früh tatsächlich. Wie war der erste Moment für dich? Also zuerst wacht man auf die Intensivstation auf, da ist alles gar nicht so schlimm. Da ist man gut versorgt mit Schmerzmittel und ein bisschen Stimmungsaufheller oder so. Also richtig realisiert habe ich, was eigentlich los ist, als man dann mit mir auf die Station Q, die heißt so in der BG Unfallklinik in Tübingen, Station für Querschnittklemmen dann gefahren ist, da ist mir dann erst so richtig bewusst
0:02:29geworden, dass es wahrscheinlich schon etwas eher langfristigeres sein wird. Aber das Ganze ist dann auch ein Prozess, wo man dann auch gleich aufgefangen wird auf dieser Station. Und im Prinzip kann man sagen, am Schluss ist es dann doch nicht mehr so schlimm. Man merkt dann, wie routiniert da die Ärzte, die Pflegerinnen sind, und die ja auch gleich sagen, mit der Lähmungsfähigkeit wirst du dein Leben ohne Probleme, ohne Hilfe meistern können.
0:02:58Und das kann man natürlich absolut nicht glauben. Das ist ja klar, ist ja lächerlich, der Stader halbe Korb ist gelähmt. Aber es geht ziemlich viel, ziemlich schnell wieder. Und da muss ich sagen, das sind natürlich solche Stationen wie jetzt in der BG in Tübingen, wo dann so professionelle Menschen mit einem arbeiten natürlich Gold wert. Aber dort liegt natürlich auch die Wurzel, wieso ich dann diese Stiftung gründen wollte.
0:03:32Wie hat deine Familie und dein Freundeskreis darauf reagiert? Gut, es ist natürlich so, dass da vieles gar nicht zu mir vorgedrungen ist. Das wollten die natürlich mich da nicht noch mit irgendwas mehr belasten. Im Nachhinein war es natürlich schon, dass natürlich alle schon auch geschockt waren. Das ist klar. Es war am Anfang auch nicht so ganz klar, ob ich die erste Nacht überlebe. Es war natürlich für alle ein Schock, das ist ganz klar. Aber im Prinzip war es nachher so, dass das dann auch die Stütze war, wo einem dann auch hilft, schnell wieder zurückzukommen ins Leben. Also gerade die Familie, dann eben auch Freunde und dann eben aber auch die Vereine. Bei uns hier
0:04:11im ländlichen Bereich ist man oft in Vereinen. Bei mir ist es der Musikverein und die Feuerwehr. Und so war da dann von Anfang an Unterstützung da. Ich hatte fast jeden Tag Besuch in der Klinik. Welches Instrument spielst du? Tuba. Okay, geht das immer noch ohne weiteres? Ja, gut, wir mussten die Tuba umbauen lassen. Also wir haben eine kleinere gekauft und da haben wir dann das Mundrohr runter setzen lassen und
0:04:34das geht eigentlich ganz gut. Und hört sich das genauso an, obwohl sie kleiner ist? Naja, ne größere hat schon einen schöneren Ton, also einen volleren Ton, aber die ist nicht schlecht. Es ist natürlich schon klar, muss man jetzt gerade im Rollstuhl-Tuba-Spiel. Aber mir hat es Spaß gemacht und dann habe ich es weiter gespielt. Aber ich brauche natürlich immer jemanden, der mir das Ding oftmals hinterher trägt, das ist klar. Aber wir sind ja ein großer Verein und die machen das sehr gerne. Das ist gut. Wie ging es dann für dich weiter, nachdem der erste Schock überwunden war und für
0:05:07dich war klar, du gehst jetzt in Reha und übst und lernst dein neues Leben kennen. Wie war dann der nächste Schritt? Also es war erst mal so, dass ich musste zuerst im Prinzip war der ganze Klinikaufenthalt schon eine Reha, wenn man so möchte. Es ging dann zuerst mal darum klarzukommen mit dem Rollstuhl, klarzukommen bei alltäglichen Dingen und dann aber auch tatsächlich solche Sachen wie Führerschein, also den kriegt man ja nicht weg, aber man muss ein paar Überprüfungsfahrten machen mit einer Handsteuerung. All das ging dann gleich direkt von der Klinik aus und dann musste man sich
0:05:42aber auch Gedanken machen, wie geht es dann weiter beruflich. Und da war es dann so, dass ich schon auf Lehramt studiert hatte, Mathe und Geschichte begonnen hatte, haben die gesagt, ja Lehre kannst du gut machen im Rollstuhl. Und dann war klar, dann werde ich da wahrscheinlich weiter studieren. Und dann ging es einfach noch in die Reha in Schwarzwald. Es war aber eher so, weil da der Hausumbau noch nicht fertig war. Also zu Hause musste ja das ganze Haus umgebaut werden. Das war ein älteres Bauernhaus und das könnt ihr euch ja vorstellen, da sind die Höhen unterschiedlich, der Aufzug brauchte man schon alleine, um reinzukommen und das alles musste
0:06:18natürlich fertig sein, sonst hat es ja keinen Sinn gemacht. Da hat dann auch die Feuerwehr noch geholfen umzubauen, natürlich die ganze Familie, mein Bruder, meine Freunde. Also da ging ziemlich viel, solange ich quasi im Schwarzwald mich ausgeruht habe. Und dann, um auf deine Frage zu kommen, dann musste man wieder schauen, wie kommt man jetzt wieder rein. Und wichtig war es auch da, zuerst wieder im Musikverein zu beginnen, dass man sich daran gewöhnt, wie reagieren den Menschen auf mich, wenn ich im Rollstuhl bin. Und das ging aber alles relativ schnell. Man gewöhnt sich dann daran, dass man angeschaut wird und so.
0:06:51Das ist ja normal. Man läuft ja jetzt nicht jeden Tag einen Rollstuhl fahren irgendwo rum. Und dann eben auch wieder an der Uni. Wobei es ja auch so war, dass ich zwei Semester so gebraucht habe, bis ich dann die Abläufe so drauf hatte, dass ich wieder ernsthaft weitermachen konnte. Hat dich das arg zurückgeworfen im Studium? Ja gut, das waren dann schon, ich glaube, anderthalb, zwei Jahre, klar. Hat schon zurückgeworfen, oder sogar zweieinhalb Jahre, ich kann es gar nicht mehr genau sagen.
0:07:15In Mathe hatte ich die Zwischenprüfung schon in Geschichte, musste es noch machen und dann irgendwann ging es dann auch aufs Examen zu. Also ich habe dann schon, das war dann schon deutlich später klar, bis sie fertig wurde. Hatte das auch einen Einfluss letztendlich auf die Wahl einer Schule, die dich genommen hat als Lehrkraft? Das kann ich ja nicht so genau sagen. Also zuerst hat man ja das Praktikum, macht man ja, da war ich dann schon im Rollstuhl, da war ich dann in Nagel dann im Gymnasium. Das ging soweit gut. Also das ist oft so, dass in den Schulen ist dann ein Gebäude barrierefrei und das
0:07:46andere nicht und oder zwei sind es nicht oder zwei sind es. Mich hat man dann eben so eingesetzt, dass ich im barrierefreien war. Ist an meiner Schule jetzt gerade auch so, aber die wird jetzt dann auch bald umgebaut, dann wird sie komplett barrierefrei sein. Das ist im Prinzip die Logistik, die die Schulleitung machen muss. Und das machen die eigentlich super. Von dem her glaube ich, dass ich an ziemlich viele Gymnasien hätte gehen können. Es gibt auch einige Schüler in Baden-Württemberg, die im Rollstuhl sind.
0:08:14Und da geht es, glaube ich, auch von den Gymnasien her. Also diese körperlichen Einschränkungen, damit kommen die Schulen, glaube ich, ganz gut klar. Das funktioniert. In welchem Alter hast du dann angefangen, die Stiftung zu gründen? Das war im letzten Jahr.
0:08:28Ah, also noch recht jung. Die ist noch recht jung, ja. Und was war da deine Intention dahinter? Damals war ich gerade zurück ins Krankenhaus. Und jetzt ist es ja bei mir so, wenn ich als Feuerwehrmann einen Unfall habe,
0:08:42dann sind wir versichert über eine öffentliche BG-Versicherung, wenn man so möchte. Bei uns heißt es Unfallkasse Baden-Württemberg und die bezahlen alles, was nötig ist und möglich ist, um eben wieder im Alltag teilzunehmen, Rollstühle und so weiter. Und da ist eben der Unterschied zu Kassenpatienten, sage ich jetzt mal, da sind diese Zuschüsse gerade für
0:09:05Umbauten, um die geht es. Wir sprechen nicht von ärztlichen Behandlungen. Also da ist man immer gleich gut behandelt. Das wäre auch gelogen, wenn man sagen würde, da wird jetzt jemand bevorzugt, das stimmt nicht. Aber es geht halt danach um die Versorgung. Ich meine, ihr seht es hier im Haus, ihr seht es auch bei anderen Menschen, was alles umgebaut werden muss, damit es für den Rollstuhlfahrer passt. Und ich bin auch Parablegiger, das heißt, ich kann beide Arme, Hände und so weiter nutzen. Es gibt ja sehr viele Tetrablegiger,
0:09:33die haben sehr viel größere Einschränkungen, da sind die Umbauten dann natürlich noch viel massiver. Und da sind die Gelder von den Kassen definitiv zu gering bemessen. Was glaubst du, woran das liegt? Ja, ich glaube, wenn es ums Geld geht, da ist immer ein Problem. Also das ist mal das Erste. Und dann kann ich euch schwer sagen, ich weiß es gar nicht genau.
0:09:56Ich weiß zum Beispiel, dass Kliniken brauchen eine bestimmte Anzahl auch von Privatpatienten, dass sie wieder gut rauskommen. Ich glaube einfach, dass das bei unserem System so getaktet ist, dass sie wissen, da kommen Privatpatienten, da kommen Kassenpatienten, da kommen BG-Patienten und unterm Strich müssen wir noch irgendwie Gewinn machen. Und die Kassen, die wahrscheinlich immer glatt sind, die sparen halt, wo es geht. Was manchmal gar nicht intelligent ist für den, weil dann kostet der Fall danach viel mehr, wenn man es nicht gleich sauber macht.
0:10:20ja. Wie hast du das denn wahrgenommen? Du hast jetzt gerade schon gesagt, dass dir vieles bezahlt wurde. Wie hast du die Bürokratie dabei empfunden? Gab es bei mir keine. Inwieweit gab es keine? Das ist so, das war ein Feuerwehrunfall. Das heißt, das meinte die Gemeinde bei der Unfallkasse Baden- Württemberg. Bei uns ist ein Mann vor Unglück oder Feuerwehrfrau, wäre ja egal. Und dann kommen die ins Krankenhaus und dann sagen die, wir haben das geprüft, Uniformen überprüft, dann haben sie richtig ausgerüstet, hat das alles gepasst. Ja, das haben wir überprüft und wir bezahlen. Und dann war die Sache für mich
0:11:01im Prinzip erledigt. Klar, dann beim Wohnungsumbau und so weiter, da musste man natürlich mit einem Architekt zusammenarbeiten, das hat alles mein Bruder übernommen, solange ich im Krankenhaus war. Aber so große Bürokratie, dass man Anträge ausfüllen muss, das war da nicht. Die haben entschieden, die haben gesagt, wir lassen das ein Architekt planen, der sich auskennt mit Barrierefreiheit und dann prüfen wir das und dann wird das so bezahlt. Das war eigentlich ganz geschickt.
0:11:28Und wie gesagt, das ist natürlich teuer dann so ein Fall, das ist klar. Und da weiß ich natürlich nicht, da müsste man jetzt den Gesundheitsminister fragen, was wäre, wenn die Kassen tatsächlich hier auch in diesem Umfang bezahlen würden, dann wird wahrscheinlich ein großes finanzielles Loch kommen. Es ist natürlich auch nicht so, dass jetzt die Menschen gar nicht versorgt sind, aber bestimmte Dinge bei bestimmten Behinderungen, da müsste einfach mehr da sein. Und das habe ich eben im Krankenhaus gemerkt.
0:11:59Da waren eben Kassenpatienten bei mir im Zimmer, da war noch mal ein BG-Patient und da muss man schon sagen, dass wir bei der BG da schon besser versorgt waren. Das merkt man ja dann. Wenn ich eine Baubesprechung hatte mit meiner Versicherung, da war es halt das finanzielle Thema. Bei den anderen immer. Bestimmte Dinge, das geht zum Beispiel schon bei Rollstühlen los. Wenn jetzt Rollstühle, da ist es einfach besser, also was heißt besser, das ist ja klar, die müssen einfach individuell angepasst werden. Ein großes Problem für Rollstuhlfahrer ist zum Beispiel Druckstellen, dass man das nicht bekommt.
0:12:33Die Kubitus, ich weiß nicht, ob ihr das schonmal gehört habt, das ist für uns alle im Prinzip... Was ist denn ein Kubitus? Das ist dann so eine Druckstelle, wo dann im schlimmsten Fall sogar aufgeht. Das kann sich danach hinarbeiten. Ja, ich bin jetzt kein Mediziner, aber das ist so, ihr könnt ja mal googeln, das ist ziemlich brutal und das ist so für uns Rollstuhlfahrer immer so eine Horrorvorstellung, sowas zu bekommen, weil wir müssen dann natürlich
0:12:56auf dem Bauch liegen, möglichst lange. In ganz schlimmen Fällen kenne ich das sogar, dass monatelang die auf dem Bauch liegen müssen, bis das wieder verheilt und deshalb will man sowas natürlich verhindern. Das ist dann auch mit den Kissen, das sind Antidekubitus-Kissen, auf denen wir sitzen ja sehr lange am Tag. Und da ist halt immer die Frage, bekomme ich dann bei der Kasse genau mein Angepasstes oder bekomme ich halt eins, das nicht ganz so passt. Das sind oftmals Kleinigkeiten, aber wenn man in diesem Thema drin ist, als Arzt oder als Betroffener, dann weiß man, dass diese Kleinigkeiten sehr viel ausmachen können. Auch beim Hausumbau, für das Bad,
0:13:35damit das Bad dann auch wirklich nachher so ist, dass ich es bis ins Alter auch als Rollstuhlfahrer nutzen kann. Ich kann euch natürlich jetzt keine Summen nennen, also nicht, weil ich das nicht wollte, das wäre überhaupt kein Problem, aber das ist mal beim einen Betroffenen so, beim anderen so. Das kann mal in den fünfstelligen Bereich gehen, wo es einfach so braucht, der bekommt aber trotzdem die gleiche Pauschale wie andere auch. Und da kommen wir dann tatsächlich in den Bereich, wo die Leute eventuell finanziell ruiniert sein können. Hast du bereits oder kennst du Fälle bei Personen, wo das wirklich passiert ist?
0:14:09Ja, also ich kenne Fälle, wo dann sehr viele Tränen geflossen sind im Krankenhaus und ich kenne auch Fälle, wo die Wohnung nicht sauber umgebaut ist, die zum Beispiel nicht alleine raus können aus der Wohnung, weil da einfach das Geld nicht mehr gereicht hat. Ich kenne Fälle, die haben den falschen Lift, wenn man so möchte. Da hat es einem nicht diesen schönen Plattformlift gereicht, auf den man drauf fährt und hoch fährt, sondern ein Lift zum Umsetzen, was dann wieder gefährlich sein kann. Umsetzen ist immer, ab einer bestimmten Lehmungshöhe wird es immer schwieriger. Und wenn ich dann
0:14:43auf so ein kleines Sitzchen umsitzen muss, dann kann da was sein. Ich kenne einen Fall von der Schäbischen Alb, der ist vier Stunden auf so einem Ding festgesessen, weil es dann auf einmal eine Störung gab. Und das sind einfach Dinge, die lassen sich natürlich vermeiden, wenn man das Ganze gleich richtig macht. Aber, das könnt ihr gut erraten, dann wird es halt etwas teurer.
0:15:04Und im Prinzip greift ihr dann unter die Arme oder seid ihr dann schon von Beginn an da und unterstützt? Wie kann ich das verstehen? Wir greifen unter die Arme, wenn man sich bei uns meldet mit seinem Fall. Und wie gesagt, wir stehen jetzt noch am Anfang, haben aber schon schön Spendengelder zusammenbekommen, auch hier aus der Umgebung vor allem.
0:15:22Viele meiner Freunde haben natürlich gespendet, aber auch Firmen hier aus der Umgebung, da wo ich mich jetzt eben besser auskenne. Deshalb habe ich die Stiftung, aber da kommen wir später noch dazu, jetzt erst gründen können. Und dann melden die Menschen sich bei uns und wir müssen entscheiden. Und da wären wir beim Thema Kuratorium. Ich bin ja Vorsitzender vom Landesverband Selbsthilfe körperbehinderter Menschen in Baden-
0:15:44Württemberg. Das ist jetzt wieder etwas anderes. Das ist ein Verband, der sich um Barrierefreiheit kümmert und auch Menschen unterstützen soll durch Beratung mit Behinderung. Aber auch es muss nicht immer nur Behinderung sein, es können auch andere Themen sein. Da haben wir eine Geschäftsstelle in Tübingen und mich und die Geschäftsführerin und auch der Vorstand hat immer gestört, wir können sehr viele Menschen in der Breite helfen, indem wir sagen, wir beraten Kommunen, macht die Halle
0:16:10barrierefrei, macht ein Schwimmbad barrierefrei, machen wir auch ganz gut. Aber was uns immer wieder aufgefallen ist, wenn Einzelpersonen Probleme haben, vor allem finanziell, kann ich mit diesem Verband nicht helfen, weil ich sehr viele öffentliche Gelder dort bekomme, um meine Projekte zu machen. Und diese Individualhilfe, die können wir jetzt mit der Stiftung machen. Und deshalb hat dieser Landesverband und ich zusammen diese Stiftung gegründet. So, und jetzt maltet man sich im Prinzip bei unserer Geschäftsführerin
0:16:42und ich und Sie, wir mussten uns jetzt Gedanken machen, wie kriegen wir das sauber hin, diese Galder zu verteilen, denn das ist ja wieder eine Kunst für sich. Und wir haben dann zum Glück, haben wir als Kuratoriumsmitglied, ich weiß nicht, wisst ihr, was ein Kuratorium ist? Du kannst es gerne für die Hörenden erklären. Kuratorium sind die Menschen, die entscheiden, wohin fließt das Geld, im
0:17:02Prinzip in der Stiftung, genau. Und für das Kuratorium konnten wir den Chefarzt der Station Q, gerade in der BG in Tübingen, gewinnen und unsere ehemalige, Entschuldigung, dass ich es richtig sage, unsere ehemalige parlamentarische Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, die Frau Annette Wiedmann-Mautz, die ist auch
0:17:30hier Wahlkreisabgeordnete und so hatten wir natürlich zwei Menschen, von denen wir wussten, wenn wir mit denen die Fälle prüfen, dann fließt das Geld dahin wo es muss und das war für uns wichtig und so kam es auch in die Satzung.
0:17:38Also die Satzung ist so geregelt, kann man auf der Hove-Page sehen, wir vom Kuratorium können kein Geld für uns selber oder für satzungsfremde Zwecke entnehmen. Und dieses Kuratorium, das ist jetzt im Prinzip die Schnittstelle, wo dann alles zusammenläuft. Wir haben auch noch einen Beirat, haben gesagt, wir brauchen Menschen, die selber betroffen sind, um mit uns gemeinsam zu entscheiden, wo das Geld hingeht. Und in diesem Beirat sind
0:18:05Menschen von Mannheim bis am Bodensee, vom Bodensee bis bis Ulm, Menschen mit Behinderung, die in eigener Sache sowieso schon unseren Landesverband Selbsthilfe Körperbehinderter unterstützen. Wir nennen die Botschaft der Barrierefreiheit. Das ist wieder ein anderes Projekt, können wir heute da noch drüber sprechen. Aber da wollen wir garantieren, dass in ganz Baden-Württemberg langsam aber sicher die
0:18:27gleichen Standards angewendet werden und nicht zum Beispiel am Bodensee anders beraten wird, wie jetzt zum Beispiel in Mannheim. Wenn ihr die finanziellen Mittel jetzt bekommt, wie entscheidet ihr zu welchem Zeitpunkt, wer diese Mittel bekommt? Weil ich nehme an, ihr seid ja nicht zu jeder Zeit gleich liquide. Das zum einen richtig und zum anderen gibt es auch verschiedene Arten von Spenden. Eine Stiftung hat ein Stammkapital, ich weiß nicht, ob ihr euch da auskennt, dieses Stammkapital darf nicht angerührt werden.
0:18:58Der Zinsertrag dieses Stammkapitals soll die Stiftung tragen und um eine Stiftung zu gründen, benötigt man 50.000. Das heißt, wir mussten schon im Vorfeld sehr viele Spenden sammeln, haben das sehr gut hinbekommen und jetzt kann der Spender, Firma, je nachdem, entscheiden, ja, ich gebe dieser Stiftung etwas, ich halte diese Stiftung für sinnvoll, aber ich möchte, dass mein Geld als Zustiftung
0:19:33genommen wird. Das heißt, dann müssen wir das Geld in dieses Stammkapital nehmen. Zweite Möglichkeit, er sagt, ich möchte, dass mein Geld direkt Betroffenen zugutekommt. Das heißt, dann nehmen wir dieses Geld und bearbeiten damit die Fälle, die auftreten.
0:19:39Und die dritte Möglichkeit ist, ich spende euch, entscheidet ihr für was es benützt. Und dann entscheiden wir im Kuratorium, das oder das oder das. Gäbe es auch die Möglichkeit von Sachleistung? Haben wir bisher noch nicht, aber du meinst, dass man es vermitteln könnte?
0:19:55Genau, also im Sinne von, dass es ein Bauunternehmer oder ähnliches ist und sagt, okay, ich spendiere euch im Prinzip drei Umsetzungen von drei Häusern? Das könnten wir durchaus vermitteln. Das hatten wir bis jetzt noch nicht, aber natürlich gerne. Und wie kommt ihr an die Gelder? Du hast jetzt vorhin gesagt, dass sehr viele Freunde dich unterstützt haben. Und wie kommst du sonst an die Gelder? Das ist jetzt so, deshalb macht es auch jetzt langsam mehr Sinn, diese Stiftung
0:20:22ins Leben zu rufen. 2009 war es genau, es waren Kommunalwahlen und dann wurde ich gefragt, könntest du dir vorstellen in den Gemeinderat zu gehen? Ja, sagt man halt mal ja, geht man auf die Liste, dann kam noch ein Kreistag auf mich zu. Gut, ja, also dann hat man sich halt aufgestellt und auf einmal war man gewählt. Im Prinzip läuft es oftmals tatsächlich so. Und dann beginnt man dann mit Kommunalpolitik. Das geht relativ gut,
0:20:49weil man ja hier aufgewachsen ist. Man kommt dann schnell rein in die Themen und was noch ein Vorteil ist, man lernt natürlich unheimlich viele Menschen kennen. Man lernt auch viele Unternehmer kennen, man lernt auch viele Landes- und Bundespolitiker kennen und es macht schon Sinn, wenn man, ja wie soll ich sagen, ich will jetzt nicht arg aufziehen, aber wenn man einfach ein gewisses Netzwerk hat, wo man jetzt sagen kann, okay, ich kann vielleicht zu ihm mal und fragen,
0:21:17hättest du vielleicht noch 1000 Euro übrig bei deiner Firma oder du? Und so war es dann auch. Es lief dann ganz gut, dass ich sowohl von Privatleuten als auch von Firmen Spenden bekam. Meinen 40. Geburtstag haben wir auch statt Geschenke Spenden für die Stiftung genommen. Das hat ein Kumpel jetzt von mir auch gemacht. Da kommt immer schön was zusammen. Benefitskonzert hat das Akkordeonorchester im Nachbarort gemacht. Also kommen immer ganz schöne Summen zusammen, sind immer gleich vierstellig, das tut uns natürlich gut. Und dann haben wir noch vor, dass wir ein Benefitskonzert mit dem
0:21:52Heeresmusikkorps machen. Das würde dann die Feuerwehr hier vor Ort organisieren. Das haben die schon mal gemacht, das war super besucht. Und das sind so jetzt die Maßnahmen bisher. Langfristig hoffen wir natürlich, dass wir vor allem auch mehr Firmenspenden noch bekommen, auch über solche Dinge wie Rotary Club, ich weiß nicht, ob ihr das kennt. Das sind zum Beispiel Unternehmer, die sich zum Sinne sozialer Zwecke einfach, also im Prinzip kann man sagen, die wollen was Gutes tun, was zurückgeben an der Gesellschaft
0:22:23da in so einem Club, wo sie dann Gäste einladen und dann überlegen, geben wir da was oder da. Und die haben uns auch eingeladen, sind uns sehr dankbar und haben uns auch eine schöne Spende gemacht. Also so versuchen wir das. Was tatsächlich nichts bringt, ist jetzt eine Sammel-E-Mail raushauen oder mal einfach sagen, jetzt schreibt mir mal alle Unternehmen an. Das weiß ich von meinem Bruder gut, der arbeitet bei... solche E-Mails und solche Briefe, die kommen gar nie bis in die Etage, wo es Geld geben würde. Das ist mir aber klar. Noch mal, da habe ich auch Verständnis für die Firmen, weil sie einfach,
0:22:59die kriegen am Tag wahrscheinlich 20, 30 solche E-Mails. Und deshalb ist es einfach wichtig, dass man die Menschen kennt und vor allem, dass die Menschen mich kennen und sagen, ja okay, dem kann ich das Geld geben, da weiß ich, der wird schon verantwortungsvoll machen und das ist auch so schon alleine dadurch, dass diese Stiftung über die Caritas läuft. Auch das wieder,
0:23:32es gibt selbstständige Stiftungen und nicht-selbstständige. Wir sind natürlich in dieser Größe, wir sind ja jetzt noch nicht groß, eine nicht-selbstständige Stiftung. Das heißt, wir lassen uns von der Caritas verwalten. Das heißt, die
0:23:59machen uns diesen ganzen Papierkram, die stellen uns Spendenbescheinigungen aus und was da auch wertvoll ist, die schauen auch noch mal drüber vor Ausschüttungen, die kontrollieren auch noch mal mit. Geht das Geld auch satzungsmäßig dahin, wo es hin soll, hat das Kuratorium das auch entschieden und da bin ich ganz dankbar, weil es ist ganz klar, wenn man so einen Aufwand betreibt, dann will man was seriöses, sonst macht es keinen Sinn. Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass du mit deiner Persönlichkeit mehr in die Öffentlichkeit gehst?
0:24:06Weil gerade solche Art von Förderungen funktionieren im besten Fall über Emotionalität und Persönlichkeit. Und wer könnte es besser übermitteln als du? Das stimmt, ja. Das haben wir auch schon überlegt. Aber es ist natürlich so, ja. Aber mein Tag hat auch noch 24 Stunden. Das ist einfach so und wie gesagt also ihr habt einen vollen Leerauftrag, klar man kriegt da ein paar Stunden Erlasse als
0:24:36Schwerbehinderter, dann Kreistag, Vereine, Feuerwehr, also wir wollen das schon noch versuchen, dass man da das ein bisschen breiter streuen können und dass man das einfach auch sieht, dass ich aus der eigenen Lebenserfahrung heraus mir das ein
0:25:02Anliegen war, ganz klar, aber inwiefern ich jetzt das in große Stimmen machen kann, das wird es wahrscheinlich nicht erreichen, aber wenn wir in dem Bereich weitermachen, wie wir jetzt sind, so dass wir immer wieder mal schöne Summen bekommen, dann können wir den Menschen
0:25:06auch helfen. Ich meine, das ist auch klar, wir werden nicht jetzt, also zumindest am Anfang wahrscheinlich erlebe ich es auch nicht mehr, aber eine Stiftung soll ja lange wachsen, die soll ja auch über den Tod hinaus wachsen. Wir werden natürlich
0:25:28nie einen Hausumbau im Bereich von 50 oder 100.000 Euro übernehmen können. Was wir aber können ist einfach in schon auch in einem vierstelligen Bereich helfen, wo es vielleicht auch dann um kleinere Dinge geht, wo dann eben auch schon Geld fehlt. Oder was wir auch und das haben wir gezielt in der Satzung deshalb drin, für uns ist es nicht forderschädlich, wenn man woanders her schon Geld bekommen hat.
0:25:33Das heißt, man kann uns anfragen, auch wenn man jetzt schon von einer anderen Stiftung etwas bekommen hat. Und ich glaube, dann macht es schon gut Sinn, dass wir in diesem Bereich, wo wir sind, durchaus Gutes bewegen können. Wie viele konntet ihr bisher denn schon unterstützen? Hast du da eine Zahl für uns? Na, das tun wir ja, gell?
0:25:51Schlecht vorbereitet, könnte man jetzt sagen, gell? Aber natürlich, ich habe ja auch eine Geschäftsführerin, die das macht. Aber wir konnten sehr viele Menschen dadurch erst mal unterstützen, dass wir sie beraten haben, denn die erste Frage, die wir stellen ist, habt ihr vom Staat schon alles abgeschöpft, was euch zusteht? Und da konnten wir
0:26:18schon sehr vielen helfen, weil wir durch unser Netzwerk mit so vielen Menschen mit Behinderung darauf zurückgreifen können. Na ja, du kannst noch zur Rentenkasse, und du, die Krankenkasse muss das und das noch bezahlen. Wenn das
0:26:46alles vorbei ist und das alles beantragt und bezahlt wurde, dann kommen wir. Und da kann ich es heute genau sagen, ich weiß, dass wir schon ein oder zwei mal im fünftstelligen Bereich und ich glaube mit weniger hat man auch schon geholfen. Aber ja, also viel ist
0:26:50es natürlich noch nicht, das ist klar, wenn die Stiftung jetzt knapp ein Jahr alt ist, aber das wird schon noch mehr. Heute ist zum Beispiel wieder eine Anfrage reingekommen und die bearbeiten wir dann. Aber wie gesagt, wir helfen, das habe ich gemerkt, auch schon dadurch, dass wir den
0:27:14Menschen die Wege eröffnen können, wie sie an mehr Geld erst mal, was ihnen zusteht, kommen. Wie lange dauert in der Regel so eine Bearbeitung eines Falls? Das kommt auch dem Fall an. Manchmal schaffen wir es ziemlich schnell. Dann schickt man ein E-Mail an die Kuratoriumsmitglieder, sagt, ich denke, da ist die Sache klar. Also von Berlin kommt dann manchmal noch, halt, halt, halt, das hast du nicht bedacht und das, das ist dann gut. Aber wenn es jetzt eine glasklare Sache ist, schaffen wir das wahrscheinlich innerhalb von einer oder zwei Wochen.
0:27:25Wenn die Sache nicht so klar ist und wir müssen viel prüfen, dann kann sich das mal zwei Monate ziehen. Das ist dann einfach so. Aber ich habe ja auf dem Flyer, war mir wichtig, dass man draufschreibt, schnelle und unkomplizierte Hilfe. Lassen wir es einfach mal meiner Naivität vom Anfang stehen, so einfach ist es halt nicht. Die Bürokratie geht auch an der Stiftung nicht vorbei. Das tut mir natürlich schon leid, oft für die Leute, aber ich kann natürlich nicht sagen, okay, jetzt zahlen wir halt mal.
0:27:54Und dann gucken wir, haben wir richtig gemacht oder nicht. Ich habe ja auch gegenüber den Spendern eine Verantwortung. Und wenn ich jetzt einfach sage, das ist so ein schlimmer Fall und ja, und nachher kommt raus, naja Leute der hat noch 5000 Euro, kriegt von mir aus, gerade von der Rentenkasse, dann habe ich ja eigentlich Spendegelder zum Fenster raus geworfen und das kann ich natürlich auch nicht machen, klar. Aber wer das dann, nehmen wir mal an, diese
0:28:19diese, also du hast jetzt eben von der Rentenkasse gesprochen und die von diesen 5000 Euro, stehen die dann in der Summe grundsätzlich der Person zur Verfügung oder steht die der Person für eine bestimmte Sachleistung zur Verfügung, die ihr dann sozusagen dafür aufkommt? Normalerweise sind diese Summen immer an Dinge gebunden und das machen wir natürlich von der Stiftung auch. Wenn wir helfen, wir haben schon elektronische Geräte auch gekauft oder solche Dinge, dann wollen wir natürlich
0:28:44nachher auch den Beleg. Aber anders macht es natürlich keinen Sinn. Gerade Rentenversicherung ist normalerweise für so was zuständig wie das Autoumbau. Und klar jetzt gibt es natürlich bei mir ist der Auto-Umbau nicht groß aufwendig. Ich brauche Handsteuerung, vielleicht noch ein, zwei kleinere Umbauten, aber ein Tetraplegiker oder so oder höhere Lebenshöhe, der muss natürlich dieses komplette Auto umbauen. Das geht
0:29:08teilweise so weit, dass die sich ein Van kaufen und nach dem Umbau ist es ja genau doppelt so teuer, wie es davor war. Gibt es denn keine Beratungsinstanzen, an die man sich denn wenden könnte, um erstmal alle ja Möglichkeiten abzuklopfen? Ja, im Prinzip gibt es das schon, aber es gibt so immens viele Sonderfälle, dass es wirklich schwierig ist. Ich meine, die Sozialgerichte sind nicht umsonst mit Arbeit überhäuft, aber das ist ja die Idee, die im neuen Bundesteilhabegesetz ist, dass man quasi diese trägerunabhängige Beratung anbietet
0:29:41mit diesen EUTBs, weiß ich nicht, ob ihr es schon mal gehört habt. Das sollen dann trägerunabhängige Beratungsstellen sein, wo jeder Mensch mit Behinderung hin kann. Aber es ist wie überall auch bei mir beim Landesverband, meine Geschäftsführerin ist super, die macht es tip top, aber es gibt einfach bestimmte Bereiche, wo sie sagen muss, da weiß ich jetzt nicht weiter, da musst du wahrscheinlich zu einem Anwalt oder guckst mal vielleicht
0:30:04beim Landratsamt bei der Beratung oder schaust mal vielleicht bei irgendeinem sozialen Träger, ob die sich da auskennen. Das ist ja einfach so. Das ist sehr komplex, weil ihr kennt die Gesetzbücher, die sind ziemlich dick. Da muss man auch dazu sagen, dass ja dann gerade Personen, die vielleicht der deutschen Sprache nicht besonders mächtig sind, gerade noch mal extremer davon betroffen sind und noch mal ja eine Minderheit sind, die damit
0:30:28sozusagen nochmal mehr ins Abseits geschossen werden. Ja, mit Sicherheit. Also das ist schwierig in dem Bereich, weil wir ja oft schon mit unserem eigenen dann überfordert sind. Da muss ich sagen, haben wir jetzt noch nicht so viel Erfahrung beim Landesverband, aber es wird besser. Wir haben auch schon Menschen mit Migrationshintergrund als Mitglieder. Da ist es oft aber so, dass man auf die Menschen zugehen muss. Die haben oft dann auch Berührungsängste,
0:30:52gerade mit Vereinen und so weiter. Das fällt uns noch etwas schwer, aber wir werden auch da besser. Und dann muss man überlegen, ich vergleiche jetzt einfach mal, wie wenn man einen Gebärdendolmetscher braucht. Das können wir auch besorgen, haben wir auch schon bei Veranstaltungen. Sonst ist es für die Menschen, die nicht mehr gut hören oder sogar taub sind, fast unmöglich, so eine Veranstaltung zu besuchen und in diesem Bereich müsste man dann eben auch überlegen, wie nehmen
0:31:25wir ein Dolmetscher. Also die Menschen mit Behinderung, die ich jetzt kenne mit Migrationshintergrund, würde man jetzt wenn sie hier sitzen würden und nichts sehen würden, nicht merken, weil sie genauso gut Deutsch, wahrscheinlich sogar
0:31:47besser als ich, ich spreche mehr Schwäbisch wie Deutsch, aber die können genauso gut Deutsch. Aber wenn das natürlich der Fall ist, da ist natürlich Beratung schon wichtig. Da muss man natürlich auch sagen, dass die Menschen dann erstmal vielleicht beim Landratsamt tatsächlich besser aufgehoben sind, weil da haben wir mehr Ressourcen mit Dolmetscher und so weiter, wobei die gerade auch etwas an der Grenze
0:32:10sind. Aber in dem Bereich, das stimmt natürlich, da muss ich schon einiges tun. Wieso? Du hast gerade eben davon gesprochen, dass gerade im Landratsamt sie sehr überfordert sind. Woran liegt das? An Personalmangel. Also das ist bei uns auch so, wir haben einfach zu wenig Personal. Wir haben deutlich mehr Stellen ausgeschrieben, als wir besetzen können. Aber das ist ja gerade kein Problem vom Landratsamt, das ist ein Problem von allen Kommunen, von allen Firmen.
0:32:14Das kennt ihr. Also ich glaube, die Behörden würden wesentlich schneller arbeiten, wenn wir die Stellen alle besetzen könnten. Das ist, glaube ich, schnell beantwortet. Wie heißt denn eure Stiftung. Da wurde ich dazu überredet aus dem Grund, wie du es vorhin gesagt hast. Wir müssen etwas deine Geschichte vermarkten, hieß es, dann gibt es vielleicht etwas mehr Spenden. Da haben Sie recht.
0:32:39Okay, und man findet dich ganz normal über Google dann? Genau. Okay, und habt ihr auch Social Media Plattform? Also, wieder schlecht von mir. Der hat uns zum Beispiel auch die Flyer und die ganze Homepage alles umsonst gemacht. Das macht er wirklich super.
0:32:59Und die versuchen das schon über andere Kanäle auch zu posten, gerade auch über den LSK. Aber ich glaube, an extra Auftrittsoweits sind wir noch nicht. Aber es könnte natürlich auch sein, die sind schon soweit, aber ich glaube noch nicht. Ich bin eher für Spenden sammeln zuständig. Meine Verteidigung. Es gibt Vereine wie die Sternenkinder, die sterbenden Kinder einen letzten Wunsch erfüllen
0:33:25können. Macht ihr das auch? Also dass ihr eher so eine, nicht unbedingt eine haptische Sache finanziert, sondern einen letzten Wunsch von einem Menschen, der kurz vorm Sterben ist? Das ist eine sehr schöne Idee. Kann ich jetzt auch noch gar nicht. Tatsächlich, obwohl wir auch Vereine haben, die im Hospizbereich unterwegs
0:33:44sind, finde ich wirklich schön, haben wir uns tatsächlich noch nicht darüber unterhalten. Da müsste ich mal ein Kuratorium ansprechen, was sie davon halten. Also ich könnte mir vorstellen, die Satzung gibt es her. Wir haben die Satzung ja extra etwas breiter gefächert, dass wir sehr viele Menschen helfen können. Wäre es denn auch möglich mit anderen Vereinen zusammenzuarbeiten? Ja.
0:34:05Dass ihr jetzt wieder im Beispiel einem Hospiz die Bewohner dort unterstützt, indem ihr denen quasi helft, wieder zurück nach Hause zu kommen, indem dann halt auch so etwas wie ein Hausbau oder ein neuer Lift entsteht? Ja, die Möglichkeit haben wir. Wie gesagt, das haben wir extra nicht in die Satzung, was viele drin haben. Also, dass, wenn jemand anderer schon hilft, hilft man nicht mehr.
0:34:30Zusammenarbeiten mit Vereinen würde gehen, es würde gemeinsam etwas finanzieren mit anderen Vereinen, mit anderen Stiften, das gibt die Stiftung schon her. Haben wir jetzt gerade einen Fall, wo wir gerade prüfen, wo eine
0:34:59andere Stiftung wahrscheinlich schon einspringt, wo wir dann wahrscheinlich auch einspringen, aber auch hier gilt wieder das Bürokratie-Rädchen. Da dauert dann die Prüfung etwas länger. Wir müssen dann schauen, passen die Förderrichtlinien
0:35:03bei uns auch? Weil man will es ja dann nicht mehr ganz von vorne prüfen. Man vertraut ja der anderen Stiftung auch. Man muss dann aber deren Ersatzung anschauen, ob das dann auch zusammenpasst. Aber grundsätzlich ist das möglich. Wie gesagt,
0:35:30wir müssen natürlich nur überlegen, dass wir uns nicht jetzt selber zu stark jetzt gleich ausdehnen, sonst kommen wir natürlich auch nicht mehr rum. Wo wir tatsächlich nicht helfen, das ist vielleicht auch jetzt nicht so glücklich, aber das geht nicht anders, das sind medizinisch nicht anerkannte Dinge. Also nehmen wir einfach das jetzt, also ich möchte niemandem zu
0:35:32nahe treten, der an diese Dinge glaubt, das ist alles in Ordnung, aber wenn man jetzt zum Beispiel eine Energie von einem Stein ziehen will, oder dass man jetzt durch irgendwelche Meditationsübungen oder so, dann auf einmal wieder laufen kann. Ich will nichts ins Lächerliche ziehen, ich will auch niemandem zu nahe treten, aber wenn da einfach klar ist, medizinisch ist kein Erfolg nachzuweisen, dann bezahlen wir da auch nicht. Das ist einfach, da bin ich auch sehr froh, dass wir ein Chefarzt im
0:36:04Kuratorium haben, denn das würde glaube ich dann auch ausufern, weil das wird ja alles von niemandem bezahlt, weder die Krankenkassen, sonst noch jemand. Aber es gibt ja auch die mentale Gesundheit und die mentale Gesundheit kann ja damit eben gefördert werden. Genau, ja, keine Frage, da wir aber vor und vor allem Hilfsmittel und so weiter bezahlen wollen. Auf der Seite, wenn es jetzt eine mentale Gesundheit ist,
0:36:32da gibt es ja auch anerkannte medizinische Behandlungen für die mentale Gesundheit. Da ist es schon. Und über was man reden kann, ist zum Beispiel, naja, der Mensch konnte zehn Jahre lang nicht mehr in Urlaub, weil er gar kein Geld mehr hatte. Über sowas lasse ich gar nicht mit mir reden,
0:36:49dass man dann sagt, eventuell da habe ich jetzt mit dem Kuratorium auch nicht besprochen, würde die Satzung aber hergeben, müsste man daneben den Einzelfall anschauen, das ist kein Problem, aber ich glaube es mir, ich habe auch viel ausprobiert, als ich frisch im Rollstuhl war, weil man dann auch an jede Hoffnung glaubt und ich habe auch für viele Mischung Geld bezahlt, das muss man einfach aussäen, weil wo dann halt tatsächlich das halt nur ein Kieselstein aus dem Neckar war und nicht einer mit einer riesengroßen Energie.
0:37:19Aber meinst du, dass das mit Absicht dann auch von den einzelnen Unternehmungen so gemacht wird? Nein, da mache ich gar keinen Vorwurf. Ich glaube, die meisten, die so etwas anbieten, sind überzeugt davon, dass das hilft, was sie machen. Aber wenn es halt nicht nachweisbar ist medizinisch, dann ist es halt zweifelhaft. Finanziert ihr auch Medikamente oder Arzneimittel? Haben wir auch noch keinen Fall gehabt, aber würde die Satzung glaube ich auch hergeben, wenn es da in dem Bereich was geben würde. Und wie sieht es dann aus mit
0:37:51Homöopathie? Habe ich mich jetzt auch nicht so näher damit beschäftigt, da gibt es ja auch Anerkanntes und Nicht-Anerkanntes. Da müsste man auch den Einzelfall tatsächlich prüfen. Also da will ich mich jetzt nicht zu weit aus dem Fenster rauslehnen. Also mein Gedanke war eben auf Basis dessen, was du gesagt hast, dass man zuerst alle Anträge abklappern soll, im Prinzip um jegliche Gelder in Anspruch zu nehmen. Dann ist man aber auch schon etwas länger letztendlich in der Situation ausgesetzt und ihr seid gar nicht einer der ersten
0:38:21Anlaufstellen, sondern tatsächlich, wenn man schon länger der Situation aus dem Netz ist. Wir können die erste Anlaufstelle haben sein, dann unterstützen wir und sagen hier, hier, hier, hier, kannst du noch Geld holen? Dann schaut man, was es da gibt. Das kann auch mal schnell gehen, wenn der Fall relativ klar ist und dann lässt man eben sich die finanzielle Situation darstellen und dann sieht man sehr schnell, ja da fehlt noch etwas. Aber da hast du recht, wir sind natürlich oft dann auch, auch bei Menschen, die schon
0:38:49länger in solchen Situationen sind, eine Anlaufstelle, die dann sagen, ja, jetzt sind wir einfach an dem Punkt, jetzt geht es nicht mehr weiter. Und das können manchmal Kleinigkeiten sein, die da dann noch fehlen. Liefert ihr auch mentale Unterstützung? Also, ich weiß nicht, ja, also indem wir natürlich beraten, klar. Und mentale Unterstützung jetzt gezielt von Therapeuten, die gezielt eben bei euch mitwirken,
0:39:09so dass ihr die übermitteln könnt? Ja, also das, wir haben da tatsächlich in der Satzung drin, dass wir auch medizinische Behandlungen und so weiter bezahlen können. Aber da sind wir natürlich in einem Bereich, wo es dann noch teurer wird. Da können wir auch sehr schnell in den fünfstelligen Bereich kommen. Dafür brauche ich noch mehr Spender.
0:39:27Also ich kann natürlich nicht, wenn ich jetzt im Jahr, ich denke mal so, wenn wir 10.000, 15.000 Euro, vielleicht auch 20.000 Euro im Jahr zusammenbekommen, dann kann ich natürlich jeder einen Fall mit 12.000 Euro unterstützen. Dann könnte ich sagen, den Teil kann ich dazugeben. Aber das haben wir in der Satzung drin, ja. Du hattest vorhin das Teilhabegesetz angesprochen. Magst du uns erklären, was genau das ist und was da alles für eure Stiftung relevant ist? Nein, ich werde es euch nicht ganz erklären, keine Sorge,
0:39:57sonst sitzen wir morgen noch da. Es ist im Prinzip, man hat versucht, die Gesetzgebung für Menschen mit Behinderung, wo wir denen geholfen und so weiter, versucht zu reformieren. Ist auch in Teilen sehr gut gelungen, aber in anderen Teilen haben wir einfach eine große Bürokratie aufgebaut. Man ist vielleicht auch an manchen Stellen etwas übers Ziel hinaus geschossen. Also wir merken es halt jetzt in den Landkreisen, dass wir sehr viele Menschen brauchen, die
0:40:23wieder bei uns in diesem sozialen Bereich mitarbeiten, damit man diese Bürokratie bewältigt bekommt. Das ist etwas schade. Ich behaupte mal, man hat es gut gemeint damals, aber man wollte jetzt alles reinpacken. Und jegliche betroffenen Rechte und alles. Und wie gesagt, an manchen Stellen ist es echt gut, aber an manchen Stellen ist es meiner Meinung nach etwas überladen mit Bürokratie. Ich glaube, sonst langweilen wir die Zuhörer auch, wenn wir da zu lange darüber reden. Aber es sind zum Beispiel Kleinigkeiten, wo ich sagen muss, persönliche Assistenzen dürfen Menschen
0:40:56mit Behinderung jetzt selber anstellen und dann die bekommen sie dann Geld dafür und die bezahlen. Kann ich jetzt nicht genau sagen im Detail, wie es funktioniert, aber ich für meinen Teil wäre damit eigentlich schon fast überfordert, dass ich jetzt noch Arbeitgeber bin. Vielleicht hätte man da eine bessere Lösung finden können und so einen Pool, den man macht, der Staat verwaltet es. Und da kann man dann anfordern.
0:41:18Ich weiß es nicht. Sonst so sind es immer mal wieder Details, wo man sagt, da hätte man vielleicht besser nachsteuern können. Man darf natürlich nicht vergessen, dass gerade Pflegepersonal, ja, das gibt es ja nicht so viel. Und wenn man das jetzt eben verteilen sollte über eine staatliche Institution, hätten
0:41:34wir wieder das gleiche Problem. Also, dass es die Leute, die es brauchen, nicht bekommen und dann heißt es, wer bekommt es, wer bekommt es nicht. Genau, muss dringend in Kommunalpolitik, das stimmt, das ist das Problem. Wir haben tatsächlich in allen Bereichen hier Personalmangel. Das betrifft sogar hier die Gemeinde, dass wir Probleme haben bei der Pflege von älteren
0:41:52Menschen in den Kliniken. Ich sehe da so schnell keine Lösung und das hängt natürlich alles mit zusammen, da hast du natürlich vollkommen recht. Ja, auf der anderen Seite sehe ich aber auch deine Problematik, weil wenn ich mehr finanzielle Mittel zur Verfügung habe, kann ich ja nichtsdestotrotz personal abwerben mit höheren Geldern, die ich zahlen kann.
0:42:09Geschweige denn, dass ich ja eine größere Möglichkeit habe, Menschen zu finden, die mich da unterstützen können. Oder gibt es da feste Werte oder Gehaltsspannen, die man einhalten muss? Keine Idee, ob der Euro genau sagt, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du wieder den Krankenhäusern, den Altenheimen und so weiter in Konkurrenz treten kannst mit den Löhnen. Ich gehe davon aus, das sind feste Sätze, die du dann eben bekommst vom
0:42:37Gesetzgeber. Aber wenn du doch Arbeitgeber bist, dann kannst du doch eigenständig entscheiden, wie hoch die Löhne sind. Ja klar, aber wir sprechen ja dann nicht unbedingt von Menschen, die arbeitstätig sind. Wir sprechen teilweise auch von Menschen, die arbeiten in Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Die haben ja nicht mehr Geld als das, was sie haben. Nehmen wir an, die brauchen zwei Stunden Pflege am Tag. Das heißt, du suchst jemand mit zwei Stunden Pflege
0:43:02am Tag und dann bekommst du für diese Zeit einen Diesen-Stunden-Satz und bezahlst damit dann deinen Angestellten. Das ist wohl wahr, aber wenn ich gewisse finanzielle Mittel habe und gar nicht erst in diesen Werkstätten arbeiten muss, dann habe ich durchaus die Möglichkeit Personal anzustellen und dann kann ich natürlich auch höhere Löhne zahlen. Aber dann fällst du normalerweise auch sehr schnell raus aus bestimmte Bundesteilhabeleistungen, wenn du natürlich ein gewisses Vermögen hast.
0:43:27Gehen wir davon aus. Aber wie gesagt, da sind wir schon wieder in einem Bereich, das ist so komplex, dafür haben wir schon wieder eigene Beratungsstellen beim Verband. Was bringt das jetzt euren Zuhörern, wenn ihr jetzt da mit Zahlen umherwartet? Und dann ist ein riesiger Streit in der Community. Die einen finden es richtig geil, das Bundesteilhabegesetz, das ist klar, die sind die finanzielle Seite
0:43:53nicht, und die anderen, wie ich, die sagen, seid ihr noch ganz sauber. Ich behaupte, das kann man hier jetzt nicht machen, aber das ist ja hochpolitisch, ich behaupte, ein Mensch mit Behinderung kommt nachher nicht mehr Geld an als zuvor und damit ist für mich das Ding eigentlich gescheitert. Weil wenn ich sehe, was wir jetzt am Landratsamt mit diesen Geldern, die wir vom Bund kriegen, aufbauen müssen, damit wir das nur verwalten können, da bezweifle ich sogar schon fast,
0:44:15ob ein Mensch mit Behinderung nachher überhaupt gleich viel ankommt wie davor. Das ist schon, also wie gesagt, das war gut gemeint, aber wenn man alles reinpacken will in ein Gesetz, dann ist vielleicht auch ein bisschen viel aber so viel nur am rande was hast du für pläne für deine zukunft also bei der stiftung hoffe ich dass sie wächst und gedeiht wie man das so schön sagt dass wir vielen menschen helfen können und ansonsten steht jetzt die kommunalwahl an im juni das ist jetzt gerade mal etwas wo wir die lichten voll bekommen
0:44:47müssen wo es gerade noch probleme gibt und dann hoffe ich natürlich, dass ich lange gesund bleiben kann, meinen Job ausüben kann. Ich bin sehr gerne Lehrer, macht mir sehr viel Spaß und dann gucken wir, was kommt, oder? Das wünschen wir dir auch. Ab welchem Punkt würdest du sagen, bist du mit deiner Stiftung zufrieden? Das ist eine sehr gute Frage. Also nach oben gibt es da keine Grenzen, das ist ja klar. Also umso viel Zins können wir ertragen. Also sagen wir es so, zufrieden bin ich jetzt schon. Ich finde es ist echt gut eingelaufen. Wir haben sehr viel Unterstützung, aber schön wäre es
0:45:23natürlich, wenn wir, wenn wir, bis ich vielleicht dann irgendwann mal nicht mehr da bin, so ein Fundament gelegt hätten, dass die Stiftung tatsächlich noch sehr lange auch über den Tod der Beteiligten hinaus weiterhin Gutes tun kann. Das ist eigentlich so der Hauptsinn, würde ich mal sagen. Und was ist dafür notwendig, abgesehen von Spendengelder? Eigentlich Spendengelder, klar. Natürlich auch Menschen, die dann weitermachen, die dann irgendwann muss man sagen, so jetzt kann er keinen geraden Satz mehr sagen, jetzt muss er selber aus dem
0:45:58Kuratorium raus. Das ist klar, dass dann natürlich jemand weitermacht, der in diesem Sinne arbeitet. Mache ich mir aber keine großen Sorgen, weil ja dieser Landesverband Selbsthilfe Körperbehinderter auch noch da ist, der immer wieder Menschen, die betroffen sind, quasi neu aufnimmt und irgendwann muss ja von mir auch jemand den Vorstand übernehmen und das wäre dann mit Sicherheit auch eine prädestinierte Persönlichkeit, die dann im Kuratorium nachrückt. Bei den anderen
0:46:24Kuratoriumsmitgliedern könnte ich mir vorstellen, dass sie durch ihre Netzwerke auch adäquate Nachfolger finden und so sollte sich das Ganze schön tragen. Du hast ja erzählt, dass du viel unterwegs bist, dass du viel machst, unter anderem die Stiftung, dann deinen Job als Lehrer, dann bist du aber auch in der Politik tätig. Wenn man dir aber sagt, du sollst dich für eins der dreien entscheiden, welche Tätigkeit würdest du am ehesten ausüben wollen? Lehrer. Lehrer? Ja, ja. Habe mir schon gezielt rausgesucht, den Job. Macht mir Spaß.
0:46:54Was genau macht dir daran Spaß? Das ist einfach ein lebendiger Job. Wenn du morgens ins Schulhaus reinkommst, da schreitst du vor weitem, hallo, Braun und so weiter und dann geht's los und ich habe meine Hausaufgaben. Also es ist einfach ein lebendiger Beruf, es ist nicht jeden Tag was anderes. Man kann es eigentlich erst erahnen, wenn man es selber mal ausprobiert hat. Es ist ja langweilig, obwohl man eigentlich nur zwei Fächer hat, aber es ist keine Stunde wie die andere, selbst wenn sie eindeutig gleich geplant ist.
0:47:25Der Job hat so viel Abwechslung, der Job hat Leben in sich selber und ich glaube auch, dass der Job sinnvoll ist. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir weitergeben, was wir wissen an die Jüngeren. Inwiefern beeinflusst du mit deiner körperlichen Einschränkung deine Schüler und wie reagieren die auf dich? Also es ist ja so, im Prinzip kennt mich ja nach ein paar Wochen auch jeder
0:47:49Fünftklässler, weil das ist halt der Lehrer im Rollstuhl. Es ist dann doch nochmal anders, wenn ich dann vor ihnen das erste Mal stehe, wie sie dann mal in der 8. oder 9. oder so bekommen. Und ich würde mal sagen, da hat man eher so einen kleinen Bonus so drei, vier Wochen lang, wo sie nicht so ganz genau wissen, wo sie dran sind und dann ist es ganz normal wie bei jedem anderen Kollegen auch, behaupte ich einfach
0:48:09mal. Ich kenne meine Kollegen auch, hab bei denen auch schon hospitiert. Wir sind ein sehr gutes Kollegium, das muss man wirklich sagen. Die Schule ist sehr harmonisch, das merkt man auch. Ist eigentlich ein wichtiger Faktor für das, dass es auch Spaß macht, klar, wenn man ein harmonisches Kollegium hat. Und ich würde mal sagen, ja, so drei, vier Wochen kriege ich so eine Art Schonfrist von den Schülern, das glaube ich schon. Und dann ist es wie bei der anderen. Wird halt mal geschwätzt, wird mal unruhig und Hausaufgaben vergessen.
0:48:36Aber im Prinzip kommen wir klar miteinander. Ist die Schule grundsätzlich eine Inklusionsschule? Also die Frage müssen wir eigentlich in Baden-Württemberg jetzt in jeder Schule mit Ja beantworten, weil wir ja schon versuchen, dass die Schüler dahin können, wo sie wollen. Wir haben noch Kinder mit Behinderung, ja, vor allem körperliche Einschränkungen, haben aber auch andere Fälle. Also wieso ich es jetzt am besten sage, das ist natürlich klar, muss man
0:49:02eigentlich aufpassen, als Lehrer ist natürlich auch Datenschutz, die Kinder müssen natürlich geschützt werden, aber wir versuchen schon, die alle zu beschulen, die uns möglich sind. Was oft in der Politik vergessen wird, ich glaube langsam kommt es an, Sonderpädagoge ist halt ein anderer Beruf als jetzt Gymnasialehrer. Ich kenne das, ich habe Einblick in unsere sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren hier im Landkreis.
0:49:27Das ist Wahnsinn, was die Menschen dort leisten, wirklich. Wenn man von außen das sieht wie ich und dann wird einem auch klar, das sind verschiedene Berufe. Ich kann nicht einfach ein Gymnasiallehrer sagen, so jetzt hast du hier diese und diese Behinderungsart, vor allem auch kognitive Einschränkungen. Das muss uns auch jemand erklären, da muss uns jemand helfen und das hoffe ich, dass das noch besser wird, dass eben auch
0:49:53Sonderpädagogen dann an Gymnasien eingesetzt werden. Es ist ja schon so, es wird ja schon so versucht, aber in welchem Umfang das schon funktioniert, kann ich euch jetzt auch noch nicht genau sagen. Hattest du schon mal Ausgrenzungserfahren oder Mobbing erfahren? Wegen dem Rollstuhl? Nein, eigentlich nicht. Also das muss man ehrlich sagen. Ich erfahre eigentlich eher immer, dass die Menschen hilfsbereit sind.
0:50:14Wenn ich meinen Rollstuhleinbau im Auto faschiere, der vorbeiläuft und mich sieht, fragt, dann bedanke ich mich und sage, ich komme klar. Ich wüsste jetzt nicht, dass ich jetzt mal direkt wegen Rollstuhl... Das sind dann eher so Sachen, aber da kannst du jetzt sagen, du wirst diskriminiert. Du kommst halt in eine Wirtschaft oder du kommst in einen Betrieb oder irgendwo hin, wo du jetzt hin möchtest und dann kommst du halt nicht rein.
0:50:37Aber das sind die Menschen, das ist denen ja dann selber peinlich. Und dann helfen die und versuchen das wieder gut zu machen, entschuldigen sich hundertmal. Aber das ist ja klar, die können ja da jetzt auch nicht so viel. Ich habe eigentlich die Erfahrung gemacht, dass bei uns ist eigentlich selten vorkommt vorsätzlich, sondern das sind dann eher Dinge, wo sie sagen, oh da hab ich jetzt dran gedacht, tut mir leid. Muss ich ehrlich sagen, habe ich jetzt so direkt noch nie erlebt. Was würdest du Menschen empfehlen, die jetzt frisch im Krankenhaus erwachen und sie bekommen
0:51:07die Diagnose, dass sie vielleicht tetraplegisch sind? Was würdest du den Menschen empfehlen? Ich würde auch mal dem Arzt sagen, er soll die große Spritze ranhängen, weil da sind gute Sachen drin, da geht es einem erstmal besser. Das würde ich ihm sagen. Aber ansonsten würde ich ihm sagen, was soll ich sagen? Ich würde ihm sagen, verlasse dich jetzt auf die Menschen,
0:51:31in deren Hände du jetzt liegst, in der Klinik. Die wissen, was zu tun ist und die bekommen es so weit hin, dass das Leben trotzdem wieder lebenswert ist. Und welche Ratschläge würdest du Angehörigen geben oder Freunden? Macht es so wie bei mir. Steht bei demjenigen, haltet ihn, lasst ihn nicht alleine und bittet ihn in eures Soziales nicht sein, so wie es bei mir auch gemacht wurde. Meine ganze Familie, alle, Bruder, Schwägerin, Mutter, Vater damals noch, meine Kumpels, das hatten wir, klar, ein paar, die sind einem noch näher, die waren natürlich ständig da, das war auch
0:52:11schön. Und dann natürlich ist es auch schön, wenn man in einem Verein ist, da kann man dann zum Beispiel bei meinem Geburtstag, kann man dann in einem Musikverein ins Krankenhaus und hat gespielt, das ist ja schön. Und sowas hilft auch, das ist oftmals noch mehr wert, wie die großen Spritzen. Danke dir, danke dir, dass du deine Geschichte mit uns geteilt hast. Danke, dass du als Gast hier warst und wir wünschen dir alles, alles Liebe und alles Gute für dich, deine Familie und deine Gesundheit und natürlich die Stiftung. Vielen Dank, das wünsche ich euch natürlich auch. Schön, dass ihr nach Baden-Württemberg gekommen seid.
0:52:44Gerne. Du wirst selbst bei uns dabei sein? Dann melde dich auf unserer Website oder unserer Social Media. bei uns dabei sein, dann melde dich auf unserer Website oder unseren Social Media.
Transcribed with Cockatoo
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