#23 Volker: Mehr als eine Mahlzeit
Shownotes
Unser Gast Volker erzählt von seinen 35 Jahren Engagement für die Ärmsten unserer Gesellschaft. Seine Reise begann vor über drei Jahrzehnten und führt uns durch die Höhen und Tiefen seines Lebens und seiner Arbeit.
Volker wuchs in einer Gaststätte auf, wo seine Mutter bereits den Wohnungslosen in der Küche half. Schon früh wurde er mit der Not der Menschen konfrontiert, die kein Dach über dem Kopf haben. Doch wie kam es, dass er diesen Weg einschlug?
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0:00:00Stell dir vor, du kommst in einen Raum, vor dir sitzt ein Mensch und du hast keine Ahnung, wer das ist. Das passiert mir in jeder Folge bei unserem Podcast von Bohne zu Bohne. Mein Name ist Charlotte und ich weiß vorher nichts über unsere Gäste. Kein Name, keine Information, keine Themen. Also werden meine Fragen auch deine Fragen sein. Ich bin Sanja und ich suche die Gäste. Hier achte ich darauf, dass es Menschen mit spannenden Persönlichkeiten und faszinierenden Erlebnissen sind. Und genau die wollen wir mit euch teilen.
0:00:32Bist du bereit, gemeinsam mit Charlotte neue Geschichten kennenzulernen? Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge. Mein Name ist Charlotte. Mein Name ist Sanja. Mein Name ist Volker und ich arbeite seit 35 Jahren für die Wohnungslosen Menschen. Hi!
0:00:45Hi! Ich arbeite seit 35 Jahren für die Wohnungslosen Menschen. Hi! Spannende Geschichte. Freut mich, dass du heute hier bist, Volker. Ja, gerne. Wo fängt deine Geschichte an? Wo fängt sie an? Ja, ich würde mal sagen, wie bin ich überhaupt zu den Wohnungslosen gekommen, würde ich sagen.
0:01:00Fangen wir mal so an. Also im Prinzip sage ich mal, ich bin in der Gaststätt groß geworden. Meine Mutter hat schon quasi vor 40 Jahren hier bei den Wohnungslosen gearbeitet, auch in der Küche. Und dann, wie gesagt, haben sie sich selbstständig gemacht. Und dann hat sie hier den Job gekündigt.
0:01:19Ja, und dann war im Prinzip, war ich in der Ausbildung als Koch. So, hier stand quasi kein Küchenleiter mehr zur Verfügung. Ja, mein Kollege hat dann quasi die Küche geführt. So, aber da hat sich auch keiner großartig beworben oder war nichts Brauchbares dabei. Und da meine Kollegin mich quasi von Kindern kannte, schon durch meine Mutter und halt auch die elterliche Betrieb, hat sie dann gesagt, wie sieht es denn aus, wann ist der fertig mit der Prüfung?
0:01:50Dann kann er anfangen hier. So, ja, da war ich ja erstmal, okay, klar, warum nicht, ist ja gut. Was natürlich verlockend ist hier, diese geregelte Arbeitszeit, die man hat. Man hat keinen Schichtdienst oder Teildienst, wie das ja oft im Hotel ist und so weiter. Und das war natürlich schon verlockend. So haben wir aber eigentlich, okay, ich habe meine Mutter hier besucht und so weiter,
0:02:08aber nicht so die Welt oder die Ahnung von Wohnungslosen so gemacht. Man kannte halt die Menschen, das war es aber auch dann. Naja, wie gesagt, dann hatte ich ein Vorstellungsgespräch, hatte zwar noch immer keine Prüfung, aber der damalige Chef hat gesagt, das ist kein Thema, wenn du durchfällst, dann kommst du halt, machst du halt am Abend, ja, hier nochmal die Prüfung.
0:02:26Ja, und so bin ich dann quasi zu den Wohnungslosen. Wie alt warst du da? 20. Oh, das ist noch sehr, sehr jung. Ja, ja. Und wie war das für dich die erste Zeit?
0:02:35Die erste Zeit war schon ein bisschen, ja, sag ich mal, anstrengend, weil ich war zu dem Zeitpunkt hier der Jüngste im ganzen Haus von den Mitarbeitern. So, und klar, dann ist man so das Küken, oder was kann der? Da wird natürlich auch getestet, was hat er drauf, wie ist das Sinn. Und dankbar, ich sag mal, Kollegen damals in der Küche, die mich von vornherein direkt akzeptiert hatten, hatte ich natürlich Glück, dass die Mannschaft hinter mir stand. Und so konnte ich quasi auch langsam alt werden in dem Beruf. So ging das halt.
0:03:06Ich meine, der eine oder andere Vertreter hat sich dann noch ein bisschen, ist dann noch angeeckt, wenn er dann reinkam und hat gesagt, kannst du mal meinen Küchenchef holen? Er steht vor Ihnen. Dann sagt er, oh, Entschuldigung, das wollte ich jetzt nicht. Aber wie gesagt, es ist halt, okay, mit 20 Jahren schon Küchenleiter zu sein, das ist schon eine Ausforderung.
0:03:24Das glaube ich. Aber inwieweit hat sich das unterschieden, der Arbeitsalltag aus der Ausbildung im Prinzip zu dem, was du danach direkt gemacht hast? Ja, ich habe ja im Prinzip im Hotel gearbeitet, also gelernt. Hotel und jetzt Großküche oder jetzt überhaupt hier, sag ich mal, Hausmannskost, wird ja da in dem Sinne nur verfeinert.
0:03:46Und natürlich ist das auch diese Mengen, die man hier kocht, die habe ich ja gar nicht so, das hat man ja nicht im Gefühl gehabt. Ich meine, ich hatte ja bis dato auch einen vorgesetzt, der hat gesagt, mal zehn Kilo Kartoffeln kochen wir, oder drei Kilo Reis, und dann hast du die gekocht. So jetzt musste ich ja entscheiden, was kocht man oder wie kriegt man hier zu der Zeit damals 240 Leute satt. Was muss ich da für Mengen haben. Und da war ich zum Glück, dass ich da den Kollegen hatte, der mir einmal unter die Arme geholfen hat. Der sagt, das ist zu wenig und wir brauchen noch mehr so und so und wir müssen das noch so. Ich meine, ich wusste ja, wie ich kochen muss.
0:04:19Aber die Mengen halt. Das war immer jeden Tag eine neue Herausforderung für mich. Die Leute, die hier wohnen, sind alles Männer. Und Männer haben natürlich auch einen gesunden Appetit. Die sind ja, sag ich mal, nicht irgendwie alt oder in einem Altenheim. Das sind ja gestandene Männer. Die möchten natürlich auch was auf dem Teller haben.
0:04:39Das war natürlich anfangs für mich schon ein bisschen schwer. Haben dich die Kollegen direkt als Küchenchefs akzeptiert? Ja, von vornherein. Das muss ich sagen, auch wenn ich so jung war. Aber das hat halt, wie soll ich sagen, ich hab denen auch gezeigt, ich bin einer von denen. Ich bin jetzt hier nicht, der den Chef raushängen lässt.
0:04:57Gemeinsam kriegen wir das hin. Weil ich war ja ein Großteil auch von denen abhängig. Weil ich sag, die hätten mich ja auch von dem ersten Tag auflaufen lassen können. Scheißegal, der kriegt es ja auf die Mütze, nicht wir. Wenn der sagt, das reicht an Gemüse oder das reicht an Soße, dann ist es so. Der wird schon sehen, dass es nicht reicht.
0:05:15Dementsprechend hatte ich natürlich Glück. Und wie gesagt, Sie haben mein Können gesehen, was ich in der Ausbildung kannte. Also ich musste die jetzt nicht fragen, wie muss ich jetzt einen Braten braten oder eine Soße machen oder so. Das konnte ich, aber halt dieses ganze Drumherum, das war natürlich schon was, womit die Erfahrung fehlte. Was haben deine Kollegen gelernt? Also meine Kollegen, die sind eigentlich im Prinzip, sage ich mal, ehemalige Bewohner. Ja, also die sind auch mal hier gestrandet. Ja, und
0:05:48dann ist halt die Möglichkeit, wie gesagt, wenn Personal gegangen ist oder verrentet ist oder dies oder jenes, dann der eine oder andere, klar man hat ja mit den Leuten hier Kontakt, so, dann geht's los. Ja, wie sieht's aus? Brauchst du nicht jemanden zum Spülen? Brauchst du nicht jemanden zum Kartoffel schälen oder so, diese Fragen halt. Okay, wir haben ja alle, die bei mir in der Küche sind, haben ein festes Arbeitsverhältnis, sind sozialversichert, bezahlen Rente, kriegen
0:06:12irgendwann sogar kirchliche Zusatzrente. Also ich habe hier keine Eurojobber oder was wie sich, das sind alles feste Mitarbeiter. Und wie gesagt, wenn eine Planstelle frei ist, dann habe ich natürlich gesagt, okay, wir können es gern versuchen. Ich meine, man kann keine Wunde erwarten. Klar, die sind ja nicht aus dem Beruf. Aber wenn jemand lernfreudig ist und zuarbeiten möchte oder mal mit dem Messer,
0:06:34hat man vielleicht mal einen Konditor dabei oder einen Bäcker oder einen Metzger oder so, dann denkt man, okay, der hat ja schon mal Grundvoraussetzungen. Den Rest kannst du ihm vielleicht beibringen. Weil dadurch, dass wir viel frisch kochen, ist auch viel zu schneiden, zu tun, zu machen. Und da brauchen wir natürlich dann auch Manpower. Okay, das heißt aber, die übernehmen eher die Rolle des Beikochers?
0:06:54Ja, richtig, Küchentilfe, Beikoch und so weiter und so fort. Okay. Weil das Glück hatte ich leider noch nicht, dass wir einen Koch genannt haben. Das war leider noch nicht der Fall. Aber wie gesagt, dadurch haben natürlich auch viele wieder Fuß gefasst. So, es kommt geregeltes Einkommen.
0:07:09Wir hatten früher ein Personalhaus, wo die dann auch eine Wohnung haben, die dann hier quasi aus dem Gebäude raus eine Wohnung beziehen konnten und wieder selbstständig am Leben teilnehmen. So und das war natürlich immer für uns ein Erfolg. Wir haben sogar, sage ich mal, ich hatte einen von der Straße, der hat sich nachher selbstständig gemacht. Also der hat erst bei mir gearbeitet, dann Wohnung, dann ja und irgendwann sagt der Chef, ich höre auf, ich mache eine ISD-Lauf. Okay, alles klar.
0:07:35Wie lange in der Regel arbeiten dann deine ehemaligen oder die ehemaligen Mitbewohner tendenziell? Bei mir? Jetzt jahremäßig. Meistens bis zur Rente. Aber du hast ja eben gesagt, es gibt ja auch welche, die dann gehen. Ja, klar, man steckt ja nicht in die Leute drin. Aber grundsätzlich, sage ich mal, rausgeschmissen haben wir noch keinen, jetzt in dem Sinne. Wie gesagt, der längste, den wir haben, der ist jetzt über 40 Jahre, der mich quasi damals eingearbeitet hat.
0:08:01So, der wird auch noch die letzten Jahre bis zur Rente gehen. Aber wie gesagt, wir haben die meisten, die bei mir sind. Und wenn sie jetzt nicht, wie gesagt, selbstständig sich machen wollen oder irgendwas anderes passiert ist oder was weiß ich, oder wo die Liebe hinfällt, keine Ahnung. Aber ansonsten muss ich sagen, sind die mir alle treu. Die sind alle langjährig bei mir beschäftigt. Welchen Herausforderungen bist du gestellt als Teamleiter, um entsprechend das Team zu fordern und zu fördern? Weil ich kann mir
0:08:29vorstellen, dass sie natürlich alle unterschiedliche Stärken und Schwächen mitbringen und auch nicht einen einfachen Weg hatten. Ne, das ist richtig, aber ich versuche immer, diese Stärken und Schwächen, die kann man ja, sag ich mal, auskristallisieren. Und natürlich, wenn jemand irgendwo schwach ist, dann setze ich natürlich nicht ein, wo er zu schwach ist. Also ich nehme schon die Stärken von jedem Einzelnen. Jeder hat so sein Ding, was er am besten kann und die nutze ich natürlich für mich. Und der Rest ist dann, dafür hat der andere vielleicht da die Stärke, der andere hat die Stärke.
0:08:58So kriege ich das, also sage ich mal, im Team sind wir dann gemeinsam stark. Wenn man es so nimmt, ja. Das ist das. So ein Fördern, ja okay, natürlich mit der Zeit, mit dem Laufe. Oder wenn jemand wirklich was lernen will, so dann gebe ich ihm auch den Job. Ich stell mich dann daneben, dann gucke ich zu und dann so ein paar, drei, vier, fünf Mal, dann lasse ich ihn mal alleine, dann gehe ich mal ein bisschen spazieren, sodass er jetzt nicht immer eine Kontrolle bei sich hat oder jemand sagt, ja der Chef ist noch in der Nähe. Ne, dann gehe ich einfach.
0:09:28So, und so kristallisiert sich der eine oder andere, dann quasi sag ich mal vom Bäcker bis zum Beikoch schon so ungefähr. Wo man sich auch nachher darauf verlassen kann, weil du weißt, der kann das, der hat es gemacht. Weil es ist ja so, wir haben alle zehn Wochen im Prinzip das gleiche Gericht. Und dann ist das fünfmal im Jahr und irgendwann sagst du, okay, jetzt bist du mal dran. Mach mal. Es gibt halt Sachen, okay, ich würde jetzt nicht sagen, der kann jetzt einfach Gemüse so, so, da alles basteln, da halte ich schon irgendwo meinen Finger drauf, ich stehe ja gerade dafür. Aber dass man sagt, okay, den kannst du morgens gut anbraten lassen, gar kein Thema, da brauchst du dich schon nicht mehr drum kümmern.
0:10:03Das läuft, obwohl der vielleicht vorher Autoschlosser war oder so. Das ist auch kein Thema. Ja, ist so. Ich meine, die haben ja, viele sind ja auch mal, haben alleine gewohnt und haben irgendwas gebraten, getan, gemacht oder so. Ist es halt bei uns nur ein großer Stil. Musst ein bisschen mehr machen.
0:10:19Welche Fähigkeit ist von dir am meisten gefordert im Arbeitsalltag? Was würdest du sagen? Ja, aber das Problem ist einfach, oder was für mich jeden Tag die Herausforderung ist, wir haben hier zwar ein Haus, wo wir 84 Bewohner haben, wir haben eine Einrichtung in der Kaiserstraße, also sage ich mal, wir haben 120 bestellte Essen. Frühstück, Mittag, Abend. Dann bieten wir ein Essen in der City-Station, also hier draußen im Nachbargebäude an,
0:10:46für die Leute von draußen, die quasi, sage ich jetzt mal, in Armut leben. So, die können für einen Euro 10 essen. Und die Herausforderung ist, es meldet sich keiner an. Also ich muss jeden Tag ungefähr abwägen, wie viel kochst du? Was machst du jetzt? Heute 150 essen allein draußen, da hat sich keiner angemeldet. Es ist am rechnen. Es ist allerdings warm. allerdings fahren. So, was für ein Datum haben wir? Am 16. Haben die noch Knöpfe? Haben die nicht mehr?
0:11:18Anfang des Monats ist es natürlich, möchten die auch mal eine Pizza essen, wenn es Bürgergeld kommt? Oder mal bei McDonalds oder so, was ich also verstehen kann. Aber da weiß ich auch Bescheid, die haben Geld gekriegt, so da kannst du schon mal ein bisschen so ein paar Prozent... Weil ich kann ja nicht jeden Tag sagen, ich produziere 300 Essen und habe dann 30, 40 übrig. Das wäre schlecht. Was mach ich damit? So hast du natürlich auch Fälle, wo du sagst, oder wo man sich verkalkuliert hat, wo man gedacht hat, okay, heute haben wir bestimmt so 140, dann stehen plötzlich 170 da. So, und da muss man relativ zügig improvisieren.
0:11:52Und das ist so jeden Tag meine Herausforderung, weil ich möchte hier keinen wegschicken, der nichts gegessen hat. Also wenn er bezahlt hat, dann soll er auch irgendwie was zu essen kriegen. Ich meine, da kann es dann halt mal passieren, dass es nicht unbedingt noch Schnitzel gibt, kurz vor eins, wenn das Essen vorbei ist, dann kriegt er halt zwei Bratwürstchen und dann ist er aber auch satt. So fertig. Aber das ist halt so jeden Tag eine Herausforderung. Nicht zu viel zu produzieren, aber im Endeffekt doch hinzukriegen, dass alle satt werden.
0:12:19Du machst das jetzt ja schon ein paar Tage. Richtig. Wenn du jetzt mal so drüber nachdenkst, du bist im Prinzip die Datei, die weiß, heute muss ich ein bisschen mehr, heute muss ich ein bisschen weniger kochen, erfasst die auch die Daten, sodass ihr rein theoretisch auch anhand dessen das ermitteln könntet? Nein, das kannst du nicht. Das ist das Kuriose.
0:12:38Du kannst nicht einfach sagen, man hat natürlich Gerichte, die man kennt, wo man weiß, die Leute stehen da drauf. Wenn du jetzt ein Rindergulasch machst oder wir machen hier selbst Frikadellen oder so, da weist du, da rennen die dir die Bude ein. Da ist auch egal, ob das der zweite Monat ist oder der 20. So, aber dann hast du auch andere Gerichte, wo du weißt, jetzt sag ich mal, wie eingelegte Heringe, so Freitags oder so, das ist nicht jedermanns Sache.
0:13:02Da kannst du im Prinzip schon direkt sagen, okay, da kommen 30 Mann nicht unbedingt, die müssen da nicht haben. Aber letztendlich kannst du trotzdem falsch liegen. Du hast wirklich, dass du nicht jetzt sagen kannst, du hast ein gericht da hast du 130 da machen wir auch wieder 130 so alles tagesabhängig ich entscheide es wirklich morgens wenn ich zur arbeit komme wie viel portionen wir machen ja klar habe ich im vorfeld bestellt aber ich habe zum glück ein riesen tiefkühler da wo ich sagen kann okay da
0:13:29kann man auch noch sachen liegen lassen oder wir sind auch schon dass wir gesagt haben okay 25 stück ein frieren von den 40 schnitzel das war gefroren und dann dann was halt noch mal die fahne an der bretze ja noch nach was es braucht. Aber das ist halt so. Das ist aber wie gesagt, das ist das, was auch ein bisschen Spaß macht. Ja, das glaube ich. Die Gerichte, die du kochst, unterscheiden die sich von der herkömmlichen Hausmannskost, die man von Mutti bekommt? Oder würdest du sagen, es ist das Gleiche?
0:13:55Nee, eigentlich nicht. Also sind schon wirklich, also jetzt Hausmannskost, klar hat man jetzt, ich versuche dann auch mal so eine China Pfanne zu machen oder sowas, was man so draußen essen kann mit Hähnchen und dann Bockgemüse und so weiter. Das versuche ich auch. Da muss man halt gucken. Ich habe auch schon mal Maultaschen angeboten, die sind gar nicht angekommen.
0:14:15Okay, dann hast du einen Flop. Dann weißt du Bescheid, dann streichst du einfach. Dann hat sich natürlich die Generation auch verändert. Früher, wie ich hier angefangen hatte, da hatten wir relativ viele ältere Menschen. Da konnte es auch mal ein richtiges Eisbein mit Schwarte und alles auf den Tisch tun. Heute haben wir eine andere Generation, fettfrei. Da gehe ich dann hin, dann gibt es so Mini-Eisbein, die sind komplett
0:14:38ohne Schwarte, dann hat man nur das schiere Muskelfleisch, dann biete ich die an. Die werden dann auch angenommen. Das ist halt dann nicht so fettig und dieses Bauchfleisch oder so, das braucht man hier nicht machen. Die Zeiten haben sich geändert. Das ist einfach so, wo du sagst, das ist nicht mehr die Generation, die dieses fette Essen braucht. Aber ansonsten gucke ich natürlich schon, dass es nährstoffreich ist, natürlich auch einen gewissen Fettanteil hat, weil gerade die Leute jetzt von draußen sind viele, dass es die einzige Mahlzeit am Tag ist, die sich zu sich führen.
0:15:09Und da soll natürlich dann auch nicht, sag ich jetzt mal, Bums drin sein, dass es auch nahrhaft ist und auch lange anhält. Ich meine, wenn man selber Nudeln isst, hat man eine Stunde schon wieder Hunger. Also muss der Rest dann ein bisschen kräftiger sein, der dabei ist. Bietet ihr mehrere Gerichte pro Tag an? Nein, wir haben nur ein Gericht hier.
0:15:26Okay. Das heißt also, wenn ich Vegetarierin wäre oder ähnliches, dann muss man gucken, wie es passt. Ja, das ist einfach auch zu wenig im Moment. Wir haben da nur Vereinzelte, wo ich dann sage, okay, dann kann man aber mit dem Sozialdienst arbeiten und sagen, so pass auf, das sind zwei, drei, der Speiseplan ist ja da, das kann ich essen, hin und her, und dann aber das andere nicht. Und dann sind die sogar bereit, etwas Geld auszuzahlen, dass sie sich dann irgendwo draußen
0:15:53sich selbst, weil wir haben ja auch Küchen hier oben, die können sich zur Not auch immer was selbst machen oder basteln oder sowas. Weil das ist nicht so, wie jetzt, wir haben gesagt, drei Frühstück, Mittag, Abend. Also hauptsächlich sind wir nur fürs Mittagessen zuständig hier. Also das ist das, was gekocht wird. So Frühstück und Abendbrot müssen die im Prinzip kommen, die sich selbst abholen.
0:16:14Aber auch dann Aufschnittdosen, Brot, Brötchen, die kriegen hier Butter und Marmelade und so weiter. Und das haben die dann oben auf den Etagen, wo die sich dann selbst im Prinzip, die haben Kühlschränke da, die haben eine kleine Küche da, wo die sich selbst verpflegen können. Weil wie gesagt, es sind ja nur, sag ich mal, gestrandete Menschen. Sie haben ja keine Behinderungen, nichts. Wenn ich mal draußen wohne, muss ich mal auch mein Butterbrot selbst machen. Das ist halt der Vorteil.
0:16:39Wie hoch ist der Altersdurchschnitt der Bewohner? Der Altersdurchschnitt? Das ist natürlich jetzt schwierig zu sagen. Also wir haben eigentlich, Durchschnitt kann ich mal nicht schlecht sagen. Also ich denke schon, dass so 40, 45 wäre der Durchschnitt. Wir haben junge, wir haben auch relativ alte hier. Also den Durchschnitt würde ich da mal annehmen. Okay und die Personen, die von außerhalb kommen, sind das auch nur Männer oder ist das tatsächlich drin gemischt?
0:17:04Ne, das ist gemischt. Das sind Frauen und Männer. Und würdest du sagen, dass trotzdem mehr Männer kommen als Frauen? Eigentlich schon, ja. Woran liegt das? Was meinst du? Ja okay, weil wir sind hier ein reines Männerheim. Dann hat man hier die Männer, dann sind draußen viele Männer.
0:17:20Die eine oder andere Frau hat wahrscheinlich auch ein bisschen Angst oder was weiß ich. Könnte ich mir jetzt vorstellen. Vielleicht ist es auch das Schamgefühl, dass man in einer Schlange steht für Essen und... Ja okay, das geht aber mit der Zeit, das gewöhnen. Wer wirklich an meinen Mahlzeiten teilnehmen möchte. Wir haben auch viele, ich sage immer so, die Tupperdosen-Fraktion, die sind als erstes da, da gehen sie rein, dann wird die
0:17:45Tupperdose vollgemacht und dann gehen die. Die möchten halt nicht sich hier aufhalten. Und die haben wir auch ein Großteil. Also innerhalb, sage ich mal, in der ersten Viertelstunde haben wir schon 25 Essen, die einfach nur durch die Dosen voll gemacht werden, dann gehen die Menschen. Die möchten sich halt auch nicht hier unbedingt aufhalten. Die möchten gerne mal ein Essen haben. Es ist günstig, es macht satt, aber halt nicht unbedingt mit dem Klientel, was hier so sich bewegt, mit den anderen was zu tun haben.
0:18:14Das, wo du jetzt ansprichst von Scham, das könnte so sein. Es gibt auch ältere Menschen hier, die dann eher zurückhaltend sind und was für sich. Deswegen. Volker, du hast jetzt schon viel über die Bewohner hier gesprochen. Magst du mir ein bisschen erklären, was das hier für ein Männerheim ist? Wer kommt hierher?
0:18:32Wie ist so der Tagesablauf? Kannst du mir davon ein kleines Bild geben? Ja, also wie gesagt, man hat, klar, draußen durch die City-Stationen hat man natürlich schon mal den ersten Kontakt hier zum Haus. Draußen in der City-Station oder in der FBS, den Sozialarbeiter. Also die meisten, die ja hier hinkommen, haben auch irgendwo schon Probleme. So, haben vielleicht noch eine Wohnung, die sind jenes.
0:18:55Jetzt geht natürlich der nächste Schritt, jetzt haben die vielleicht durch irgendwelche Gründe, verlieren die ihre Wohnung. So sind in dem Sinne auf der Straße. Möchten aber jetzt nicht unbedingt unter einer Brücke oder dieses und jenes schlafen, also kommen die natürlich hier ins Haus, haben von dem einen oder anderen gehört, oder wussten ja schon, die sind auch. So, wir haben hier eine Notübernachtung, da kommt man natürlich als, wenn ein Bett frei ist, kommt man für ein kurzes Zeitfenster da rein. Man kommt ja meistens abends an. Späten Nachmittag, abends.
0:19:22Dann ist keine Sozialarbeiter mehr da. Der Pföffner gibt ihnen da ein Bett, hinten her, da kann er erstmal schlafen. Am nächsten Morgen kommen die Sozialarbeiter, dann wird gefragt, neue Aufnahme, wer ist das? Hinten her, so. Und dann werden die Leute ins Büro bestellt und dann wird natürlich geguckt, was kann man mit diesen Menschen jetzt anfangen, was hat er für ein Problem, was ist los. Und wenn natürlich die Sachen möglich sind
0:19:44oder Plätze hier im Haus frei sind, werden die natürlich auch direkt hier weiter vermittelt, dass die Notübernachtung in dem Sinne für nächste Menschen wieder frei steht. Und dann werden die auf die Etagen vermittelt, wo auch wieder Sozialarbeiter sind, die dann dafür sorgen, dass es halt weiter mit den Menschen geht. Eventuell einen neuen Job suchen, eine neue Wohnung organisieren oder was weiß ich. Alles relativ immer zügig, sodass sie nicht so lange Absprung vom realen Leben hat.
0:20:11Das versucht man natürlich, klar. Was ist denn die Durchschnittsdauer, wie lange hier ein Bewohner unterkommt? Das kommt immer darauf an, wie seine Situation ist. Da bin ich auch im Prinzip ein bisschen überfragt, was ich jetzt sagen könnte. Das ist jetzt drei Monate. Natürlich, es gibt viele, die möchten, schämen sich auch, dass sie hier gelandet sind. Und natürlich auch so schnell wie möglich weg.
0:20:32Aber wie gesagt, was da jetzt die Durchschnittsdauer oder was, das kann ich auch gar nicht. Das ist auch zu weit, sag ich mal, von meiner Küche entfernt, dass ich da Einblicke habe oder was weiß ich. Man sieht die Menschen so und irgendwann sieht man sie nicht mehr. Und dann fragt man, wo ist der? Ja, der ist doch schon lange ausgezogen. Ja, okay, dann freut man sich. Okay, da hat der Fuß gefasst wieder. Alles gut. Aber das ist einfach so. Aber da kann ich jetzt nichts zu sagen.
0:20:56Das ist mehr im Sozialarbeiterbereich, die da Statisten führen. Wie sieht denn das am Wochenende und an Feiertagen bei dir aus? Wir haben rund um die Uhr. 365 Tage gibt es Essen bei mir. Und wie machst du das? Du hast ja auch frei. Nee, nee, wir haben zum Glück auch bei uns eine Fünf-Tage-Woche. Aber dann Wochenende und so weiter. Also die Feiertage sind bei uns keine Feiertage.
0:21:16Da wird durchgearbeitet. Der Dienstag hat Dienst und wer feiert, hat Glück. Dann ist das so. Und die Wochenende werden im Prinzip aufgeteilt, dass jeder so seine zwei Wochenende im Monat hat. Und der Rest muss dann halt arbeiten.
0:21:30Aber wie gesagt, die Feiertage oder wie jetzt Weihnachten, ich kann keine drei Tage nach Hause schicken. Wir haben Heiligabend, den ersten, zweiten Weihnachtstag. Da muss die Küche auch laufen. Gerade Heiligabend, da haben wir über 400 Essen. Da muss ich alle haben.
0:21:43Aber toi, toi, toi, wir haben ja wie gesagt Mittags geben wir das Essen aus. Und spätestens um halb sechs, sechs sitzt jeder zu Hause. Und da kann man immer noch Heiligabend feiern. Also ist alles kein Problem. Wie gesagt, vom Hotel oder so kennt man sich auch nicht anders. Da arbeitet man ja auch diese Wochenenden.
0:22:02Deswegen ist das halt so. Ich würde gerne noch mal zurück zu den Bewohnern gehen. Du hattest gesagt, dass die teilweise rausgeflogen sind, ihre Wohnung verloren haben. Gibt es denn auch Leute, die irgendwelche Erkrankungen haben, wie Suchterkrankungen? Natürlich. Die haben wir auch. Richtig, richtig.
0:22:20Natürlich. Suchterkrankungen, dann gibt es natürlich auch spezielle, wie soll ich das jetzt sagen, die haben Haftstrafen abgesessen, die kommen raus, Tasche volle Kohle, aber keine Bleibe. Dann liegen die auch erst einmal auf der Straße und dann kommen die natürlich auch zu uns. Solche Menschen hat man, wie gesagt, Suchterkrankungen, klar.
0:22:40Aber wenn die Leute offen und ehrlich reden, dann kann man denen auch offen und ehrlich helfen. Das ist kein Problem, wenn jemand eine Suchterkrankung hat. Musst du da was beachten bei der Ernährung? Gerade wenn es darum geht, dass du Alkohol verwendest? Ich muss nichts beachten, nur man weiß halt, durch die Suchterkrankung haben die ein geschwächtes Immunsystem.
0:23:01So ist es ja ganz normal. Jeder Mensch, der erkrankt ist, hat irgendein geschwächtes Immunsystem. Dadurch versuchen wir natürlich, so frisch wie möglich zu kochen. Das sind alle Vitaminen, Nährstoffe. Bei uns gibt es auch relativ oft Salat und so weiter, dass die halt eine gesunde Ernährung kriegen und damit die auch quasi mit ihrer Sucht weiterleben können,
0:23:21sage ich jetzt mal. Aber zum Beispiel Alkohol beim Kochen, das verwendest du da nicht? Nein, nein, das gieße ich gar nicht. Das gibt es auch gar nicht im Haus. Dass ich einmal mit Rotwein abläuche oder so, das klappt leider nicht. Nein, das muss auch nicht sein, das ist ja auch nicht schlimm, man kriegt auch so Geschmack
0:23:36hin. Hast du denn persönliche Erfahrungen mit Suchterkrankten? Ja sicher, klar, aber wie gesagt, ich habe sogar welche bei mir in der Küche tätig gehabt, ja, aber die waren im Prinzip dann ein Methadonprogramm, so und dann kriegt man in dem Sinne ja seine Ersatzdroge und der war 100 Prozent arbeitsfähig, ja, das ist gar kein Thema. Also mir soll keiner jetzt erzählen, ja ich bin jetzt Mutter Drogen und ich kann nicht mehr arbeiten. Ja so, es ist eine Ersatzdroge, die einen beruhigt, der Suchtdruck ist weg, ja und
0:24:08dadurch können wir auch ganz normal arbeiten. So, man muss halt die Zeiten einhalten, wenn die quasi Dosis nehmen müssen. Entweder haben sie sich eingeschossen, dass sie abends nehmen können oder Großteil ist halt immer morgens dann, ja aber das ist alles eine kurze Sache. Dann machen sie das halt in der Mittagspause. Dann sind die fit, fertig. Hast du selber Erfahrungen mit übermäßigem Alkoholkonsum?
0:24:33Übermäßigen Alkoholkonsum nicht, aber ich habe halt mal selbst erlebt, wie schnell das gehen kann, dass man auf der Straße liegen kann. Heißt du, du warst selbst eine Zeit lang obdachlos? Ne, ich war nicht obdachlos, aber ich hatte eine Scheidung hinter mir. Ich hatte noch ein Gebäude, das quasi gerade gebaut war und das verkauft werden musste und so weiter. Ja, und dann fliegen ja viele Gedanken und weiß ja nicht, wie es weitergehen soll.
0:24:58Und dann ist natürlich klar, ein Bierchen zwei, drei, vier, und dann werden das jeden Tag vier, fünf, sechs. Und irgendwann hat dann die Mutter gesagt, wenn du so weitermachst, dann bist du alles los. Und da hab ich dann gesagt, okay, recht hat's ja. Aber das war, sag ich mal, ein kurzes Zeitfenster, weil dann hatte ich eine neue Wohnung, so da konnte man ein Kapitel aus, ne, beiseite tun und dann ging es auch wieder. Das war jetzt kein Thema. Aber ich habe, wie gesagt, dadurch habe ich halt erfahren, wie schnell es gehen kann. Dass einen so Situationen aus der Bahn werfen, wo ich dann immer sage, mir soll keiner sagen, das ist jetzt nur die
0:25:31Unterschicht, die Drogen nimmt oder Alkoholiker oder was für sich, das kann einem ganz normalen Menschen passieren. Ja so und da kann der auch in der Oberschicht sein. Ja also ich habe schon wie gesagt von meinem Kollegen da, der in dem Methadonprogramm war, wenn du siehst, was da für Autos abends angefahren kommen, die ihr Methadon abholen, da denkst du, die kommen mit Anzug, Krawatte, ja ein Fünfer BMW und dann holen die ihr ein Schlückchen ab. Ja, wo du auch denkst, das kann nicht sein oder? So einer. Ja. Aber das ist ja gerade in der, ich sag mal, Milieu häufig normal in Anfangszeiten, weil die müssen ja dem Druck standhalten und müssen sehr viel arbeiten.
0:26:08Mittlerweile wird es ja normal. Du hast ja sehr viele Schicksalsschläge schon mitbekommen. Was würdest du sagen, hat dich am meisten berührt in den letzten Jahren? Ja, da ist es aber eigentlich so, wo ich sagen muss, da habe ich eigentlich weniger so die ganzen Geschichten, von denen, die ich höre. Also man hört die und wenn man vielleicht ins Gespräch kommt, ja so das und jenes. Aber man kennt die ja nicht vom Vorfeld.
0:26:34Was haben die jetzt gemacht? Die kommen hier hin und erzählen vielleicht der eine oder andere, die Frau hat mich verlassen, ich hab einen Job verloren oder so. Ja, dann ist das so. Also die erzählen mir jetzt nicht die Geschichten wie jetzt ein Sozialarbeiter, der halt ja wissen muss, wo muss er anpacken oder wo muss er ihm helfen oder die so ähnlich. Das ist halt schon... Klar, was mich eigentlich schon mal getroffen hat, wenn du dann jemand aus deinem eigenen Dorf hier plötzlich siehst.
0:27:00Das ist dann schon mal so ein Schicksal, wo du denkst, die schämen sich dann auch. Wo ich dann gesagt habe, brauchst du dich nicht schämen, kannst ruhig runterkommen. Ich gehe da nicht mit hausieren, Job ist Job. Und wenn ich hier durch das Tor fahre, dann ist für mich Feierabend. Es gibt ja immer im Beruf etwas, was man besonders mag und etwas, was man nicht so besonders mag. Was würdest du sagen, ist es bei dir?
0:27:21Was ich nicht mag, ist leider, dass es keinen Nachwuchs mehr in unserem Job gibt. Dass keiner eigentlich mal jetzt kocht oder dies, jenes lernen will. Das ist das, was ich traurig finde, weil wir haben jetzt auch mal Stelle ausgeschrieben und dann bewirbt sich da keiner. Wo ich denke, Mensch, du warst früher froh, gerade jetzt nach Corona, wo ja viele Hotels und alles zu hatten, wo du denkst, da muss doch ein Anlauf kommen. Du hast geregelte Arbeitszeiten hier.
0:27:43Wir haben Zusatzversorgungsgasse. Du verdienst kein schlechtes Geld hier. Da kützt keiner, da meldet sich keiner. Wo du denkst, will denn keiner mehr arbeiten oder was? Wie gesagt, fünf Tage Woche haben wir hier. Viele Altenheime haben sechs Tage Woche.
0:27:58So denkst du, keine Ahnung, verstehe ich nicht. Aber ansonsten so. Bildet ihr aus? Nein. Aus welchem Grund? Das kann ich nicht sagen, weil zu meiner Zeit, anfangs wie ich hier angefangen hatte, hatte
0:28:12der frühere Chef mich gefragt, ob ich Interesse hätte Meister zu machen und dann auch auszubilden, weil ich gesagt habe, das wird der Verband auch übernehmen. Klar, da muss ich natürlich auch ausbilden, dann kann ich auch verstehen, alles klar. Nur das Problem ist immer, ich habe es selbst erlebt, in der Berufsschulklasse damals welche, die haben in der Raststätte gearbeitet, da lernt man ja auch nichts großartig und dann wurden die in Hotels vermittelt, um dann quasi diesen Schliff vom Hotel dann auch für die Prüfung zu kriegen.
0:28:37Und da habe ich immer Sachen, die auch zu mir gesetzt werden, da hast du im Hotel, da hast du deinen Lehrling, also die Geselle, Lehrling und du bist dann auch der Lehrling vom Lehrling, so ungefähr, beigebracht kriegst du eh nichts. Und da habe ich gesagt, bei mir ist es ja nicht anders. Ich kann denen zwar hier das Kochen beibringen, aber ich kann denen nicht in die freie Wirtschaft, in die Hotelgastronomie.
0:28:56Das ist ein ganz anderes Kochen, was die machen. Das ist à la minute. Man muss reagieren, schnell Sachen im Kopf haben. Da hab ich gedacht, bevor ich dann auch jemanden quasi dann als sechstes Rad am Wagen so ungefähr, dann krieg ich da nichts beigebracht und fällst dann die Nacht durch die Prüfung. Da hab ich gesagt, nee, dann mach ich das lieber nicht und dann ist das so. Es gibt genug Hotels, wo sie
0:29:17gut lernen können in dem Sinne. Deswegen haben wir nicht ausgebildet hier. Würdest du sagen, außer der Arbeitszeit unterscheidet sich das noch in der Hotellerie, im Arbeitswesen, dass du einfach sagst, man merkt das schon gravierende Unterschiede? Ja, das ist sicher. Inwieweit? Ja, wir kochen ein Gericht und du kannst das halt organisieren. So ein Hotel, da stehst du ja, da hast du alle Kartengeschäfte, weißt du nicht, kommen 9 bis 5 Mann oder kommen 50.
0:29:45Und du hast nicht 5 Mann Personal, dann mehr, was 50 sind. Und da musst du halt, dieser Stress, der im Hotelgewerbe ist, also in der Hotelküche, den haben wir hier nicht. Also besser gesagt, versuche ich natürlich zu vermeiden. Auch Kollegen gegenüber. Das ist halt mehr Planungsmuster haben und dieses jetzt organisieren.
0:30:05Aber wie gesagt nach 35 Jahren läuft das auch ff. Ich meine, wie gesagt, ich versuche auch so wenig Stress wie möglich mehr zu machen. Es gibt Küchenleiter, die bestellen für Montagmorgen die Ware und wollen dann mittags gekocht haben. So was würde ich schon mal gar nicht machen. Bei mir ist die Ware bis Dienstag da.
0:30:23Wenn der Motor ausfällt, der Lkw, ich kriege erst Dienstag die Ware, die habe ich auch noch da. Wofür soll ich mir selbst Stress machen? Und so versuche ich natürlich auch den Jungs so wenig wie möglich Stress zu machen. Man kann viel vorbereiten, viel organisieren. Und das alles halt im Hotel nicht.
0:30:37Da kommst du heute, hast du nur Tagesgeschäft, dann hast du morgen noch drei Extraessen, dann dieses und jenes. Das ist schon, man sagt nicht umsonst, wenn man mal eingibt, die durchschnittliche lebenserwartung von dem küchenleiter im hotel ist bei 57 so das kommt nicht ohne grund wie finanziert ihr euch wenn du sagst dass ihr gerne regional und frisch kocht finanziert ja wir haben ja ein budget wofür wir also für die bewohner kochen können so und dann
0:31:06wie gesagt, dadurch, dass wir auch noch ein großes Gebäude sind, 300 Essen sind, sind wir auch noch in einer Einkaufsgemeinschaft drin. Also das heißt, da tritt man im Prinzip bei einem Großhändler mit, wie sie sagen jetzt mal, Bettenzahlen. Ja, wir haben 120, dann hast du ein Krankenhaus, dann hast du dieses, jenes und so weiter so und wenn man das jetzt mal als für den normalen sterblichen sehen so wir haben die frühstücksbutter ja die gibt es im krankenhaus die gibt es bei mir die gibt es im altenheim die gewissen kindergarten vielleicht über
0:31:46tisch über so wenn ich dann natürlich zu einem großhändler gehe und sage so pass mal auf ich habe hier 20.000 betten ja und für diese 20.000 betten brauche ich jeden morgen zweimal zehn gramm butter ja das sind im jahr so und so viel 1000 tonnen oder 100 tonnen ja ich möchte mal einen Preis haben. Machen wir mal einen. Die nehme ich ja definitiv ab. Da brauchst du keine Sorgen machen. Und dann kommen natürlich auch die Großhändler dir entgegen, weil die wissen ja, die wird gekauft bei mir.
0:32:17Die geht weg. Der wird mich jetzt nicht verlassen, sondern die 20.000 mal zwei Stückchen Butter jeden Tag, die sind mir sicher. Dementsprechend kriegt man natürlich auch sehr gute Preise. Geschenke kriegt man auch nichts und die Inflation ist bei uns auch da, auch die 30 Prozent, das ist gar kein Thema, aber man hat natürlich immer noch sehr gute Konditionen. Und wenn die dann halt nah sind und dies und jenes, dann hat man weniger Fahrtkosten, dann klappt das schon. Dementsprechend können wir auch noch immer schöne große Portionen auf den Teller tun. Probierst du in regelmäßigen abständen neue gerichte aus solche solche sachen klar aber wie
0:32:56gesagt das muss man dann immer gucken wie kommen die anderen sind verwerfe ich auch ziemlich schnell wieder wenn es überhaupt nicht ankommt das einfach weil ich sag mal so schön auf platte hat der buch nicht kennt das ist einfach hier ist das so ja wenn die leute das nicht kennen, dann brauchst du auch nicht... Ich meine, wie gesagt, so eine China-Asia-Fan oder so, da waren ja alle schon mal beim Chinesen oder Schnellimbiss oder die so jenes, wo du sagst, okay, Hähnchen kennen sie, Gemüse kennen sie, Nudeln kennen sie, fertig, kannst du mal basteln und sowas.
0:33:26Aber dass ich jetzt hier irgendwie mit Früchten komme, die noch keiner gelesen oder gehört hat, dann brauchst du auch gar nicht anzufangen. Bevor ich dann... Dass sie gucken und sie schmeißen dann irgendwann weg, dann sage ich schon mal, das muss nicht sein. Dann nehme ich lieber das, was die Leute kennen. Und dann ist das einfach so. Werden die Mitarbeitenden denn hier mit verpflegt?
0:33:46Ja, können die. Natürlich. Jeder kann hier durch ein Obelus, also mal zwar im Personal verpflegt, können die an dem Mittagessen teilnehmen. Das ist ganz, ob das Sozialarbeit ist, Küchenpersonal, Reinigungskräfte, egal wer. Wer Essen möchte, kann bei mir jeden Tag essen. Ich habe noch eine Frage. Welche Bedeutung haben Spenden für dich als Küchenchef? Ja, also wie gesagt, die Spenden halt durch diesen, ich meine, das kann sich jeder ausrechnen, für einen Eurozehn kann ich auch nicht kochen. Also sind die Spenden, die wir hier fürs Haus kriegen, speziell auch für den Mahlzeitendienst, sehr wichtig. Weil wir möchten natürlich,
0:34:24wie gesagt, keinen nach Hause schicken. Dass sie sagen, okay, wir haben jetzt nur 120 Portionen, mehr Geld haben wir nicht. Die letzten 30 schicke ich jetzt hungrig nach Hause, weil letztendlich erwarten die das satt werden. Dementsprechend sind natürlich Spenden für unser Haus ganz wichtig. Weil dadurch können wir halt diese Lücke, die entsteht, bis zu dem Obolus, den wir brauchen,
0:34:46für den hohen Verpflegungssatz, die müssen wir irgendwo füllen. Dafür sind Spenden sehr wichtig. Wie unterscheidet sich der Job von dem, was deine Mutter gemacht hat, zu dem, was du jetzt machst? Also meine Mutter war damals, da war wie gesagt, da war das, man muss das immer, vor 40 Jahren war das hier noch ein Kinderheim gewesen. Ja, also was heißt Kinderheim? Was von den Wohnungslosen übernommen worden ist. Also im Krieg war das hier ein Kinderheim gewesen und nachher sind die Wohnungslosen hier eingezogen.
0:35:14Und marode war auch das Gebäude. Und dementsprechend alt war auch die Küche unten. Das war alles nicht so vom Hygienestandard her. Und da hier quasi ausschließlich nur Männer gearbeitet haben, hatten die halt damals quasi für eine Altersstelle eine Frau gesucht. Weil eine Frau sieht halt irgendwie direkt besser als ein Mann.
0:35:35So gut haben wir es gesagt. Und dadurch ist meine Mutter hier hingekommen. Und die hat im Prinzip aber nicht gekocht, getan und gemacht, sondern die hat eher so dafür gesorgt, dass die Sachen nicht ablaufen oder dass dann, wie gesagt, auch ordentlich sauber gemacht wird und hin und her. Zu den Zeitungen war das schon alles. Wie gesagt, dann ist umgebaut worden und dann ist die Küche auch verlagert worden und so weiter, neu gebaut worden, die Küche.
0:35:58Und dann war auch ein ganz anderes Arbeiten. Aber damals, das war schon eine Herausforderung. Da war dann kein Kühlaus, dann hatten wir so Kühltruhe, da war alles improvisiert in dem Sinne. Weil wie gesagt, es verstand alles auch noch in jungen Füßen, die ganze Wohnungslosenhilfe und so weiter und so fort. Da musste man halt mehr improvisieren. Wenn du die Möglichkeit hättest, in einem Sterne-Restaurant zu arbeiten, würdest du dort arbeiten oder würdest du hierbleiben?
0:36:27Ich würde hierbleiben. Warum? Weil ehrliche Resublikum wie hier kann man nirgendwo haben. Ja, das Problem ist immer, ja ich sag immer so, wenn man irgendwo essen geht und man ist unzufrieden, der Kellner kommt an den Tisch, was sagt er? Und alles zufrieden? Man sagt ihm nicht, nee. Oder man hat irgendwie ein verbranntes Stitzel oder was weiß ich, wo du sagst, hey, da ist Pech, schwarz, geh mal in die Küche. So, dann reklamiert man sofort. Aber wenn nachher die Frage gestellt wird, dann sagen wir einfach,
0:36:52ne, alles noch, alles klar. So, dann geht er und dann sagen wir sofort, das letzte Mal, dass wir hier waren, so ungefähr. So läuft es doch. Man geht einfach nicht mehr hin und fertig. Aber man will ja nicht dann mit dem jetzt eine Diskussion anfangen. Warum, weshalb oder was weiß ich. Hier die Leute, die kommen, die erwarten von mir, dass das Essen schmeckt. So, wenn es nicht schmeckt, die knallen dir das direkt vom Kopf. Die haben nichts zu verlieren.
0:37:16Und das finde ich einfach immer das Schöne. Sie sind ehrlich. Dass man nicht jeden Geschmack trifft, ist ganz klar. Oder der eine sagt, was ist das denn hier, Rinderleber? Okay, ist nicht jedermanns Sache. Aber es gibt Leute, die mögen es halt. Also schreib es doch mal auf. Und das ist das, was mir einfach das ausmacht, was ich in 5 Sterne...
0:37:36Ich meine, wie gesagt, ich habe damals im Rhein-Utter-Dresden gelernt, da kam auch so ein Helmut Kohl zum Spargel-Essen, der hat mich gar nicht gesehen, dass ich da, warte, wie siehst du, 500 Kilo Spargel mit anderen geschält habe für den, nur damit es sich im Bauch wurde. Wo ich gesagt habe, das bringt mir nichts. Jeweils jeden Tag, blöd gesagt, ich mache was Gutes, die Menschen sind satt, die gehen
0:38:00nach Hause, fertig. Ich sage immer so, ich bin der Frank Zander für jeden Tag, nicht nur einmal im Jahr. Ja, ist so. Ich meine, der macht einmal im Jahr sein Gänsehessen, da macht der Riesen... Was ich sehr schön finde, was ich auch wirklich lobe, dass überhaupt jemand sowas macht. Ich glaube, dass viele engagieren dabei, aber bei mir, ich mache das jeden Tag. Der Frank Zander. Was würdest du Menschen empfehlen, die jetzt tatsächlich wohnungslos werden und die Hilfe benötigen? Ich würde dem raten, sich einfach helfen zu lassen. Einfach die Chance ergreifen, an diese Stellen
0:38:35gehen, die da sind und sich helfen lassen. Weil viele haben einfach die Scham zu erzählen, warum. Es ist interessiert kein Sozialarbeiter, wie er dahin gekommen ist. Es ist aber wichtig, oder auch selbst mal zu sagen man muss ja nicht direkt die Wohnung verlieren ja aber es geht ja manchmal schon vorher los dass man nicht bezahlt hat man weiß das ja okay ich bin im Mietrückstand der Strom ist mir schon abgestellt ja und das sind die Situationen wo man eigentlich schon
0:39:05kommen sollte ja und sagen hier pass mal auf ich habe scheiße gebaut ja ich habe Miete nicht bezahlt und Strom haben sie mir schon abgeklemmt. Was mache ich jetzt, damit ich die Wohnung nicht verliere? Weil wenn die Wohnung weg ist, dann ist sie erst mal weg. Und das ist immer das Problem. Dann kommt noch ein Rattenschwanz mit Zwangsräumung, dies und jenes, was alles noch Kosten mehr verursacht. Und das ist einfach, ja wie soll ich sagen, es ist menschlich, es kann passieren. Man muss sich aber nicht schämen. Man soll einfach an die Stellen gehen und sagen,
0:39:35so, pass auf, das ist meine Situation, könnt ihr mir helfen? Wie gesagt, dafür haben wir auch die Sozialarbeit draußen, ja, dass die Leute da hinkommen. Die müssen nicht hier im Haus erst wohnen, damit ihnen geholfen wird. Man kann draußen vor der City mit den Leuten quatschen, dann kriegt man einen Termin oder dann redet man. Und da kann man vielleicht noch die Wohnung erhalten bevor. Weil, sage ich mal, unsere Sozialarbeiter, die haben schon andere Connections, ja, und die können auch schon ganz anders agieren. Die kennen die Menschen, die kennen Mietervereine, die kennen das, die
0:40:04kennen alles mögliche, wo die auch dann sagen können, okay komm, schildere mir deine Sachen so, gib mir Erlaubnis und dann kümmere ich mich. Oder mach nicht, na klar, wir werden nicht die Miete zahlen, auf gar keinen Fall. Oder dass wir kein Stromgeld bezahlen. Aber die Wege dahin, die werden geebnet oder leichter gemacht. Und man ist immer, ich sage immer so, man hat doch dann einen am Rücken, der Ahnung hat, der auch weiß, wie man ein Formular ausfüllen muss.
0:40:29Und deswegen, das sage ich einfach zu den Menschen, nimm die Hilfe, ist da, die wird gestellt und du nutzt sie auch. Und das ist dieser Schritt halt, der ist immer das Schlimme. Und deswegen versuchen wir natürlich auch hier über den Mahlzeitendienst, natürlich die Leute auch hier, dass die gewisse Art Scheu verloren geht. Das sagen, okay, hier werde ich akzeptiert, hier kriege ich ein Essen, hier wird mir geholfen. Fertig. Gibt es auch eine Vermittlung zu Schuldnerberatern?
0:40:57Natürlich. Alles machen die hier. Gar kein Thema. Was wünschst du dir für deine berufliche Zukunft? Für meine berufliche Zukunft? Wünsche ich mir nur, dass ich gesund bleibe, dass ich die restlichen Jahre noch bis zur Rente hier gesund und munter verbringen kann. Und vielleicht noch ein bisschen Nachwuchs in der Küche nehme ich an. Ja klar, Nachwuchs muss ja kommen. Ja richtig, richtig. Also das Personal wie gesagt, wie erhalten bleibt, was da ist. Und zum Glück jetzt mittlerweile habe ich das geändert. Jetzt
0:41:30bin ich nicht mehr der Jüngste, jetzt sind wir schon die Dinosaurier. Damals waren wir wie gesagt die Klücken, jetzt haben wir die alle übersprungen. Jetzt kommen immer nur noch Jungs nach. Das wünsche ich mir, dass wir das alles bis zur Rente noch hinkriegen. Und was wünschst du dir für deine private Zukunft? Für meine private Zukunft? Da wünsche ich mir eigentlich nur gesunde Interesse.
0:41:56Wenn man gesund bleibt, dann kann man alles erreichen im Leben. Das wünschen wir dir auch. Danke dir, dass du deine Geschichte mit uns geteilt hast. Wir danken und wünschen dir und deiner Familie alles Gute für eure Zukunft. Jawohl, das wünsche ich euch auch. Hier noch eine Anmerkung, wenn du von den besprochenen Themen betroffen bist oder Unterstützung benötigst, bitte zögere nicht Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hole dir Unterstützung bei
0:42:23professionellen Hilfeeinrichtung oder dir vertrauten Person. Bis zum nächsten Mal bei Von Bohne zu Bohne. Du willst selbst bei uns dabei sein? Dann melde dich auf unserer Website oder unserer Social Media.
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