#21 Marion: Reise zur inneren Stärke
Shownotes
Marion erzählt von ihrer gewalttätigen Ehe und wie sie sich aus dieser befreien konnte. Dabei berichtet sie von den ersten Anzeichen der Kontrolle bis hin zu den erschütternden Momenten psychischer und physischer Gewalt.
Kontakt mit Marion zur Selbsthilfegruppe und psychologische Beratung: marionhp63@gmail.com
Du möchtest selbst Gast bei uns sein? Dann melde Dich hier: https://vonbohnezubohne.com/sei-unser-gast/
Du möchtest mehr über uns erfahren? Dann schau Dich hier um: https://vonbohnezubohne.com/ueber-uns/
Unser Social Media: Instagram Von Bohne zu Bohne: https://www.instagram.com/vonbohnezubohne/ Instagram Sania: https://www.instagram.com/saniajader/ Instagram Charlotte: https://www.instagram.com/charlottejader/ YouTube Kanal: https://www.youtube.com/@VonBohnezuBohne
Transkript anzeigen
0:00:00Triggerwarnung! Bevor wir beginnen, möchten wir dich auf etwas Wichtiges hinweisen. Uns sind deine Sicherheit und Gefühle wichtig. Wir möchten gewährleisten, dass du dich während des Hörens unseres Podcasts wohlfühlst und keine unerwarteten Auslöser erlebst. In dieser Episode werden wir Themen ansprechen, die für einige Hörende verstörend sein könnten. Zu Beginn der Folge stellen wir das Thema vor. Falls du denkst, dass das genannte Thema für dich persönlich belastend sein könnte, dann möchten wir dich bitten,
0:00:28die Folge direkt zu beenden. Stell dir vor, du kommst in einen Raum, vor dir sitzt ein Mensch und du hast keine Ahnung, wer das ist. Das passiert mir in jeder Folge bei unserem Podcast von Bohne zu Bohne. Mein Name ist Charlotte und ich weiß vorher nichts über unsere Gäste. Kein Name, keine Information, keine Themen. Also werden meine Fragen auch deine Fragen sein. Ich bin Sanja und ich suche die Gäste. Hier achte ich darauf, dass es Menschen mit spannenden Persönlichkeiten und faszinierenden Erlebnissen sind.
0:00:59Und genau die wollen wir mit euch teilen. Bist du bereit, gemeinsam mit Charlotte neue Geschichten kennenzulernen? Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge. Mein Name ist Charlotte. Mein Name ist Tzanya. Mein Name ist Marion und ich möchte euch über meine gewalttätige Ehe berichten.
0:01:21Oh, hi Marion. Sehr, sehr intimes Thema, muss man sagen. Wie geht es dir gerade in dem Moment? Gut? Fühlst du dich gut? Ja, es steigt zwar ein bisschen die Aufregung, aber alles ist gut. Okay, gut. Ich frage nur so, weil ich tatsächlich noch nie Berührungspunkte mit dem Thema hatte und dementsprechend auch erst mal das sacken lassen muss und erst mal verarbeiten muss, was das genau bedeutet. Denn es gibt ja verschiedene Ausführungen dessen, was das bedeuten kann.
0:01:45Wo beginnt da deine Geschichte? Also zunächst einmal glaube ich, erkläre ich dazu, also gewalttätige Ehe heißt nicht immer sofort, dass man im Krankenhaus landet oder dass man blutüberströmt verletzt ist, sondern Gewalt kürzt sich ja in ganz vielen Bereichen aus. Das heißt auch psychische, sexualisierte Gewalt oder körperliche Gewalt. Und ich habe quasi alles erfahren, also von allen drei Kategorien.
0:02:12Ich bin zwar nicht grün und blau geschlagen worden, aber es gab Ohrfeigen, es kam Festhalten, es gab mal irgendwann einen sehr extremen Vorfall und die psychische Gewalt ist fast noch schlimmer. Wie habt ihr euch kennengelernt? Wir haben uns kennengelernt auf einer Feier, auf einer Karnevalsfeier. Da war ich gerade 19. Ich bin relativ schnell schwanger geworden nach einem halben Jahr. Wir kannten uns eigentlich noch gar nicht so lange und haben dann geheiratet, wie
0:02:41das damals so war. Wie alt war dein Ex-Mann zu dem Zeitpunkt? Der ist ein Jahr älter gewesen. Und im Prinzip war das nicht direkt gewollt, schwanger zu werden, aber ihr habt euch gefreut und habt dann geheiratet und die nächsten Schritte eingeleitet? Nein, ganz so war das nicht. Ich hatte eigentlich immer das Bedürfnis, nicht so schnell schwanger zu werden, weil meine Mutter auch sehr früh mich bekommen hat. Ich bin das erste Kind und habe immer gesagt, also vor 25 heirate ich nicht. Das war so meine Vorstellung.
0:03:11Das ist mir einfach passiert, auch aus Unachtsamkeit. Ich habe damals natürlich auch einen Fehler gemacht. Ich hätte darauf bestehen sollen, dass mehr für die Flüchtlinge getan wird. Sagen wir mal so. Auf jeden Fall bin ich schwanger geworden. Ich war da nicht gerade erst am Anfang glücklich mit, sondern habe dann gedacht, das war einfach eine Feststellung.
0:03:42Wie war die Beziehung zu dem Zeitpunkt? Zu dem Zeitpunkt war die Beziehung recht gut. Man ist ja nicht 24-7 zusammen, sondern man trifft sich am Wochenende, man trifft sich abends mal, man wohnt noch nicht zusammen. Es ist ja alles noch ganz locker und zwanglos, wie das so ist mit 20. Konntest du mit 20 schon für dich sagen, das ist der richtige Partner? Oder bist du da reingeschlittert und dann hat es eine zum nächsten geführt?
0:04:12Ich konnte nicht sagen, dass das der richtige Partner ist. Ich hatte vorher 2 Beziehungen. Eins war meine 1. Jugendliebe. Bei dieser Beziehung war es immer am Anfang, schon bevor wir verheiratet waren, dass immer so ein paar Punkte, dann nachher auch in der Hochzeitsvorbereitung,
0:04:29hat sich das auch gezeigt, immer so ein paar Punkte waren, die ich nicht so ganz nachvollziehen konnte. Weil ich gesagt habe, wieso macht er das jetzt? Oder wieso ist das so? So ein Beispiel zum Beispiel, ich habe damals, früher noch geraucht, ich war in einer Tanzgarde
0:04:41und wir hatten irgendwo einen Auftritt, oder es war die Volkstanzgruppe nachher, die ich hatte. Und ich saß da und wir waren sehr aufgeregt, wir hatten Auftritt und dann sagte einer, hier komm willst du eine Zigarette? Und dann, naja komm. Ich hatte eigentlich aufgehört, weil er nicht geraucht hat und dann habe ich doch eine geraucht und in dem Moment kam er rein,
0:05:01wir waren nur befreundet, wir waren noch nicht verheiratet, gar nicht, hat gesehen, dass ich eine Zigarette rauche, ist rausgerannt und war beleidigt. Und ich bin damals direkt hinterher und habe gesagt, ja war jetzt nicht so, war ja jetzt kein Grund, einfach sofort das beziehungsmäßig so dramatisch zu sehen. Das war auch so ein Vorfall, wo ich gedacht habe, irgendwie komisch, war ja jetzt nicht schlimm. Hieß ja nicht, dass ich jetzt sofort wieder angefangen bin.
0:05:29Was hat dich an ihm angezogen? Damals am Anfang war es, dass er einen sehr vernünftigen Eindruck, also einen soliden Eindruck macht. Ich hatte vorher, muss ich dazu sagen, einen Freund, der war Fußballer und war dem Alkohol auch oft zu geneigt. Und das hat mir damals auch nicht gefallen. Und er war da gar nicht so.
0:05:49Er hat keinen Alkohol, dementsprechend so viel getrunken, zumindest nicht, wenn wir los waren. Er war eher zurückhaltend, eher schüchtern und ruhig. Das war, glaube ich, das, was es so ausgemacht hat, weil es halt eben der Gegensatz zu dem anderen war. Hattest du bis dato eine schöne Kindheit? Ich würde heute sagen ja. Ich habe da auch schon oft drüber nachgedacht, weil ich auch Therapien
0:06:12gemacht habe und auch da wird die Kindheit immer mal wieder angesprochen. Aber ich hatte eine liebevolle Kindheit. Wir waren Geschwistern, wie ganz normal. Wir waren vier Geschwister. Man hat auch mal sicherlich mal Streit untereinander gehabt. Das ist aber ganz normal. Auch meine Eltern haben sich sicherlich das ein oder andere Mal gestritten, was für mich aber alles im normalen Rahmen war. Das gehört einfach zu einer Beziehung auch dazu.
0:06:35Es gab auch immer diese Versöhnung hinterher, das war nämlich etwas, was mir nachher sehr aufgefallen ist, dass es die bei uns nie gab. Also diese richtige Versöhnung, selbst wenn der eine mal ein falsches Wort benutzt hätte, dass man dann merkt, oh das war jetzt Fehlerplatz, dafür kann ich mich oder sollte ich mich entschuldigen. Das gab es bei uns nicht, das gab es aber zu Hause auch. Vielleicht war mein Vater eher derjenige, der nachgegeben war als meine Mutter,
0:07:01würde ich auch sagen. Der war immer derjenige, der getröstet hat, wenn ich mal nervös war vor einer Prüfung, war derjenige, der nach oben kam und sagte, es geht alles gut, geht es dir gut, brauchst dich nicht aufregen, das schaffst du schon oder so, der einem auch Mut zugesprochen hat. Also alles in allem kann ich da nicht sagen, dass ich da irgendwas hätte. Wenn man genauer hinguckt und wenn die Psychologen genauer hingucken, dann ist das oft so, die finden sicherlich das eine oder andere. Ja, aber das ist ganz normal. Meine Eltern kommen auch aus der Kriegszeit noch. Die hatten auch die Zeit, meine Mutter war jung,
0:07:32sie war mit 18 Mutterwirt. Das ist auch nicht alles so einfach, aber ich hatte eine Oma mit im Haus, die hat sich auch gekümmert, also die hat dann vielleicht auch den einen Part übernommen. Also man findet überall was, aber ich habe nichts Gravierendes, wo ich sagen kann, da ist enorm was schief gelaufen. Du hast jetzt davon berichtet, dass sie relativ schnell geheiratet habt, von der Feststellung der Schwangerschaft bis zur eigentlichen Hochzeit. Wie lange ist da
0:07:54die Zeit vergangen? Das war November, als ich wusste, dass ich schwanger war und im Januar haben wir standesamtlich geheiratet und im Februar schon kirchlich. Und kirchlich auch nur, weil meine Exfriegereltern quasi das unbedingt wollten. Die waren sehr christlich und da hieß das dann, wir sollten kirchlich heiraten, sie würden das dann auch bezahlen und ich wollte das nicht, weil ich schwanger war, weil ich eigentlich, ich war damals auch jung, auch Party machen wollte auf meiner eigenen Hochzeit.
0:08:24Okay, das heißt also ihr habt dann geheiratet und seid dann auch direkt zusammengezogen? Ja, wir haben sofort eine Wohnung gehabt. Wie ging es dann weiter? Ja, mein Ex-Mann war damals am studieren, der war dann auch häufiger mal nametags da, oder wir hatten auch sonst zwischendurch öfter mal Zeit. Die Anfangszeit war recht gut, man musste sich zusammenfinden. Das war für mich natürlich auch ganz logisch, dass man ja erstmal aufeinander, wenn man ja zusammen wohnt, man muss ja erst mal sich aufeinander
0:08:52einstellen können. Da gab es dann zwar auch die ersten Schwierigkeiten und dann fingen die ersten schwierigeren Schwierigkeiten auch schon an. Das war schon kurze Zeit später, dass ich irgendwann feststellen musste, also muss dazu sagen, damals gab es noch Telefon mit Telefoneinheiten, das wurde abgerechnet und nicht so wie heute. Und ich musste feststellen, dass wir auf einmal irgendwie höhere Telefonrechnungen hatten oder irgendwie was, was ich dann feststellen konnte, dass er wohl wahrscheinlich Telefonsex machte. Ich hatte ihn dann auch mal erwischt, als ich wieder kam und
0:09:22er am Telefonieren war und ich hab gesagt, was war das denn? Ich meine, man hört das ja. Er hat das dann immer so ein bisschen runtergespielt. Ah, er hätte da nur mal angerufen, das wäre auch viel zu teuer oder irgendwie sowas. Und dann hat's nicht lange gedauert, dann habe ich dadurch, dass Geld auf seinem Sparbuch fehlte, was natürlich auch zu drum lag, feststellen dürfen, dass er eine Prostituierte aufgesucht hatte und auch das war gerade, weil wir gerade am Anfang waren, also wir waren ja noch gar nicht so lange zusammen, war das sehr verletzend auch und die Begründung dafür war, ich hatte ja vorher zwei Freunde
0:09:53gehabt und er nicht und er musste ausprobieren, wie es mit jemand anders ist. Das heißt, du warst für ihn die erste Partnerin, die er hatte? Ja, so, also zumindest mit einer, der er intim wurde, so hatte er mir das damals gesagt. War dein Kind da schon auf der Welt? Ja. Da warst du dann mittlerweile 20 wahrscheinlich?
0:10:10Ja, ich habe mit 20 geheiratet, ich bin im November geboren und quasi über die Schwangerschaft 20 geworden. Hattest du mit diesen Dingen vorab schon mal in irgendeiner Art und Weise Kontakt gehabt? Ich kann mir vorstellen, wenn ich jetzt so ein bisschen an mich denke, da war das kein Thema. Da hatte man sich über sowas gar nicht Gedanken gemacht. Deswegen, ich kann mir vorstellen, dass das auch ein einschneidendes Erlebnis für dich war, mental, wenn du das mitbekommst. Dass er jetzt irgendwie solche Frauen aussucht. Ja, natürlich war das das.
0:10:40Das hat auch an meinem... Also aus heutiger Sicht kann ich natürlich vieles anders sagen. Damals war das vielleicht nicht direkt so, dass ich das hätte aussprechen können. Aber das hat natürlich auch an meinen Selbstwert gekratzt, dass ich dann gedacht hab, bin ich nicht genug oder reich ich nicht aus. Weil auch das sehr ausgeprägt war, Sexualität war ihm unheimlich wichtig.
0:11:03Und dass man dann erfährt, dass man das einfach so nebenbei, weil man noch nie eine Freundin hatte, mit der man zusammen war, das war für mich sehr verletzend. Hattest du darüber nachgedacht, ihn da zu verlassen? Nein. Anfangs hatte ich wirklich so, da habe ich mir gedacht, ja okay, irgendwie, man hat viel Verständnis aufgebracht für einige Dinge. Weil man auch einfach, also ich
0:11:27kannte das von mir zu Hause, es gab auch immer mal Schwierigkeiten, aber meine Eltern haben die meines Erachtens immer zusammen gemeistert, egal was war. Und das war für mich auch so, ja gut, vielleicht hat er da ein Problem. Ich wusste auch, dass seine Mutter interveniert hatte, als er mal eine Freundin hatte. Sie hat gesagt, die ist nicht gut für ihn und hat dann bei den Eltern angerufen. Das hat er mir alles so erzählt.
0:11:51Und aus diesem Grunde hat man dann irgendwo gedacht, na ja, vielleicht war das wirklich nur das eine Mal. Aber es hat sich nachher halt eben herausgestellt, dass es dann mehr wurde. Irgendwann gab es dann die erste Ohrfeige wegen einer Lapalie und da habe ich das erste Mal auf dem Sofa geschlafen. Das war auch alles. Also wir haben fünf Jahre in einer Wohnung gewohnt. Daher kann ich das auch so in der Abfolge, das waren die ersten fünf Jahre, kann ich das nachvollziehen. Da war das gewesen und
0:12:16es gab immer mal irgendwelche Vorfälle, aber ich habe ich habe nie darüber nachgedacht, deswegen meine Ehe zu beenden. Aufgrund der Tatsache, dass du verheiratet warst oder aufgrund der Tatsache deines Kindes? Ich glaube beides. Auf der einen Seite war damals noch für mich so verheiratet, man übernimmt Pflichten, man hat auch noch diese klassische Rollenverteilung gehabt. Er war zwar am studieren, aber irgendwann fängt er an zu arbeiten und dann verdient er das Geld,
0:12:45ich bleibe zu Hause. Aufgrund dessen, dass er auch, also für mich war klar, wir sind unterschiedlich aufgewachsen, er kommt aus einem ganz anderen Elternhaus als ich, also können wir ja irgendwie zusammenfinden, also müsste das ja irgendwie möglich sein. Also diese Hoffnung, dass dieser Mensch sich dann ändert oder bessert oder einsieht, dass es anders besser geht oder dass man miteinander reden muss oder so, die ist eigentlich immer da und das ist auch das Gefährliche in dieser, so einer Ehe. Du hast jetzt eben davon berichtet, dass er eine ausgeprägte
0:13:17Sexualität hatte, eben eine Prostituierte aufgesucht hat oder auch Telefonsex genutzt hatte. Ist dir das später noch mal aufgefallen, dass er das gemacht hat, genutzt hat? Das wurde eigentlich später über die ganzen Jahre danach zur Selbstverständlichkeit. Und er hatte aber nach dem ersten Mal zugesichert, dass es eine einmalige Sache sei? Er hatte die Begründung dafür, die ich eben gesagt hatte und dann war das eigentlich für ihn Antakta gelegt. Aber er hat das bis zum Schluss, also ich war ja
0:13:4637 Jahre in dieser Ehe und selbst noch zum Schluss in dem Jahr, wo er dann gegangen ist oder kurz davor, hat er auch die Prostituierten teilweise benutzt, um seinen Kick zu bekommen. So würde ich das sagen. Du hast jetzt davon berichtet, dass relativ schnell die erste Ohrfeige kam. Wann war das? Wann kam die Gewalt? Ja, ziemlich früh sogar schon. Es ging einfach nur darum, dass ich Klamotten auf dem Boden von ihm gelegt hatte, die immer wieder auf dem Stuhl lagen, den ich nutzte, um an der Nähmaschine Sachen zu nähen. Ich habe damals
0:14:22für mich und meine Tochter selber Sachen genäht und ich das ein paar mal bemängelt hatte und weil er einfach nicht darauf reagierte wie das dann so ist. Ich habe das dann auf den Boden geschlossen und gesagt räumen das bitte weg und dadurch kam es dann zu einer Eskalation, dass er dann hinging und schmiss meine Sachen alle auf den Boden die ich gerade ausgezogen hatte. Es war am Abend und ich mir das auch so nicht gefallen lass und dann hat er mir eine geknallt. Aber dann nicht nur so mal eben kurz so sanft oder irgendwie so, so wenn man sagt man rutscht einmal die Hand aus oder so im Effekt, sondern wirklich handfest und da bin ich wortlos aus dem Schlafzimmer gegangen
0:14:59und habe dann auf dem Sofa geschlafen. Es gab dann nachher noch andere Übergriffe, das war eine Hand auf den Rücken verdrehen oder es gab so Sachen beim Rumtoben, das war auch schon vor der Hochzeit einmal ist das auch schon mal vorgekommen, dass er beim Rumtoben bei mir im Zimmer, gab es auch mal eine Ohrfeige. Das war damals habe ich gedacht, ich wäre schuld gewesen, weil ich mich gewehrt habe. Der hatte mich auf dem Boden festgehalten. Ich lag quasi auf dem Boden und er so über mir und hielt mir die Arme fest. Ich konnte mich nicht wehren und
0:15:28war dann auch ziemlich wütend und wollte mich wehren mit aller Kraft und kam aber nicht dagegen an. Und als ich dann frei war, habe ich quasi so eine leichte Ohrfeige gegeben. Die war aber wirklich nur ganz sanft. Ich habe nur so gestriffen, kann ich sagen. Und da gab es volle Kanne eine zurück. So und das hat mich damals schon auch irritiert. Aber dann habe ich gedacht, ja gut, du hast ja auch. Also man sucht dann auch die Schuld bei sich selber. Heute weiß ich aber, das war unangebracht damals. Ich habe da, ich weiß nicht warum, aber ich habe dann nicht so reagiert,
0:16:03wie man hätte reagieren müssen. Haben deine Kinder dir jemals das Gefühl von Schuldzuweisung vermittelt? Ob die mir das vermittelt haben, das kann ich gar nicht genau sagen. Ich weiß, das ist meine älteste Tochter. Also, ich glaube, sie hat mir manchmal innerlich Vorwürfe gemacht, auch für andere Dinge.
0:16:20Das hab ich einfach gespürt, dass das nicht in Ordnung war. Du hattest vorhin gesagt, dass du auch psychische Gewalt erfahren hast und dass diese scheinbar auch schlimmer war. Kannst du uns hier noch ein paar Informationen geben? Ja, also psychische Gewalt, das weiß ich erst heute, dass es psychische Gewalt ist, weil ich, ich habe damals mal gemerkt, dass es nicht in Ordnung so wie man mit der umgeht. Das heißt dann, also man wurde ständig irgendwie abgewertet, alles war falsch.
0:16:52Vielleicht mal so ein ganz einfaches Beispiel. Ich bin ganz lange immer morgens aufgestanden, habe mit ihm gefrühstückt auch und die Kinder fertig gemacht, habe ihm seine Brote gemacht und habe dann die Brote belegt und irgendwann hat er mir gesagt, ich sollte gefälligst zwei Scheiben drauflegen, weil er die Brote auseinanderklappen wollte. Und ich habe gesagt, okay, dann habe ich zwei Scheiben drauf getan.
0:17:13Eine kurze Zeit später habe ich dann auch zwei Scheiben drauf getan und da wurde ich angemeckert, er wollte nicht so dick den Aufschritt da drauf haben, was er sollte, er sollte das vernünftig machen. Mal war das so und ein andermal war das so richtig, also man konnte es da nicht zurecht machen. Ich habe dann auch einfach irgendwann mal gesagt, ja okay, dann mach die selber, habe
0:17:32es dann trotzdem wieder gemacht, aber bin dann auch aus solchen Situationen raus. Dann habe ich auch meinen Kaffee nicht mehr getrunken, sondern habe dann halt eben nicht mehr mit gefrühstückt. Also meine eigene Reaktion. Oder ich habe dann, meine erste Tochter wurde dann mal ein bisschen pummeliger. Also jetzt nicht extrem, aber ein bisschen. Dann wurde gesagt, ich würde falsches Essen kochen. Ich müsste mehr darauf achten, was sie isst und ich wäre dafür verantwortlich, dass sie zunehmen würde. Und ich habe dann einfach gesagt, ich mache da nichts dran.
0:18:03Er ist ja mitverantwortlich, er ist ja auch der Vater. Und es ging aber immer an mich oder auch an meine eigene Person. Vor einigen Jahren hatte ich noch eine ganze Menge weniger Kilos. Und das hat ihm dann auch irgendwann nicht gepasst, dass dann irgendwann mal so am Bauch gepackt wird, das war auch schon mal weniger.
0:18:26weniger oder ich habe dann durch die Schwangerschaften, ich habe drei Kaiserschwitte gehabt und habe dann durch die Schwangerschaften auch so eine Bauchfalte erhalten und die hat mich immer gestört und als ich wieder in so einem Punkt war, wo ich wieder etwas abgenommen hatte, wo ich es geschafft hatte, habe ich gedacht, das hat mich so gestört und bin damit losgegangen. Man hat mir gesagt, da kann man nur eine Bauch-OP machen. Das musste man aber
0:18:50selber bezahlen und das habe ich dann hier zu Hause erzählt. Wir hatten damals auch getrennte Kassen und er, im Nachhinein wusste ich, er hätte das Geld gehabt, ich hatte es allerdings nicht. Ich habe das dann erzählt und die Ärztin hat gesagt, da ist keine Muskulatur mehr und das kann man nur durch eine OP. Das war mir ein Anliegen, mich hat das gestört, mich stört das bis heute.
0:19:10Da hat er zu mir gesagt, wenn du das machen lässt, dann bist du ja wieder richtig was wert auf dem Markt. Ich habe damals nicht mehr gesagt und habe das irgendwann später mal angesprochen und habe gesagt, weißt du eigentlich, was du mir da gesagt hast? Das hat mich belastet. Und dann kriege ich von meinem eigenen Mann sowas gesagt. Und er hat gesagt, ach das weißt du doch, wie ich das gemeint habe. Das habe ich doch nur so dahin gesagt. Also er hat das dann auch wieder als total harmlos dargestellt.
0:19:42Und so ging das in vielen Dingen immer wieder. Oder Beleidigungen. Zum Schluss war das teilweise so, dass er mich... Irgendwann habe ich mal gesagt, das hat so keinen Zweck mehr, wir müssen uns trennen, das geht so nicht mehr. Und dann hat er mir in sehr aggressiver Form gesagt, wenn du dich von mir trennst, dann mache ich dich fertig, ich nehme mein ganzes Geld, ich verklage dich und sieh zu, dass du am Boden landest und dass du nie
0:20:08wieder aufstehst. Und ich hatte Zeit, also die ganze Ehe, ich habe nichts getan, ich habe nichts gemacht, ich bin weder fremdgegangen noch habe ich irgendwie für mich irgendwas gemacht, noch Und dann wischt einem jemand so was vor die Füße. Das war unbegreiflich. Und trotzdem bin ich immer wieder geblieben und habe nicht verstanden, warum. Haben deine Kinder auch unter psychischer Gewalt gelitten?
0:20:38Ich glaube, dass meine Kinder auch psychische Gewalt erlebt haben. Aber wenn ich sie heute fragen würde, würden sie einfach sagen, ja, das weiß ich nicht. nicht oder sie sind ja in dieser ehe auch so groß geworden und haben ja auch ähnlich wie ich man stumpft ja ab mit einigen dingen ja also vielleicht sind oder sagen es war so psychische gewalt aber so sachen kinder so runter zu machen ja oder auch nicht wert zu schätzen das ist wohl passiert dass er nicht wertschätzen konnte was sie getan haben wenn sie nicht so funktioniert haben, wie er sich
0:21:16das vorgestellt hat. Der Druck, der da auf euch ausgeübt wurde psychisch, habt ihr den auch mal dann auf ihn ausgeübt? Ich bestimmt irgendwann, weil eigentlich mit der Zeit und mit den Jahren merkt man ja, hier läuft einiges schief und es ist ja dann noch weiterhin dazu gekommen, dass er irgendwann, dann war ja mal einer im Ausland, dann ist er wiedergekommen, war zwei Jahre hier, hat sich getrennt, er hatte eine neue Frau, Freundin gefunden, alles so sehr kurz, also man kannte sich acht Wochen und dann wurde sofort entschieden, ich ziehe aus,
0:21:50ich trenne mich von euch und ist dann abgehauen und wollte uns auch wirklich nichts Gutes, selbst den Kindern nicht. Also ich habe immer gedacht, er würde in dem Moment, wenn er dann geht, dafür sorgen, dass es den Kindern gut geht. Aber das hatte er gar nicht, dieses Bedürfnis. Und er ist dann irgendwann wiedergekommen. Und als er wiedergekommen ist und ich ihn wieder reingelassen hat unter falschen Voraussetzungen, er hat mich angelogen, er hat trotzdem weiter
0:22:18Verhältnis geführt. Und da haben die Kinder mitgekriegt, wie das hier abging. Selbst die Kinder haben dann irgendwann gesagt, Mama, sei doch froh, dass der weg ist. Und sie fanden das auch nicht gut. Das gab es dann nach fünf Jahren nochmal. Da ist er wieder abgehauen und kam nach zwei Monaten wieder. Und dann haben sie auch gesagt, sie haben das nicht verstanden,
0:22:39warum ich den immer zurückgenommen habe. Das habe ich mich auch gerade gefragt. Warum hast du ihn immer wieder aufgenommen? Das habe ich mich auch immer gefragt. Es war nie ein Empfang mit offenen Armen. Es war sonst immer...
0:22:50Beim ersten Mal hat er mir quasi ein halbes Jahr einen Hof gemacht und hat mir Blumen geschenkt, er ist mit mir auf einmal essen gegangen, er ist mit mir ins Kino gegangen. Das hat er die ganzen Jahre nie gemacht, diese Aufmerksamkeit. Und dann hat man diese Aufmerksamkeit und fühlt sich auch angesprochen in dem Moment. Das ist so, ich sage mal, wie so ein ausgetrockneter Schwamm, der jetzt ganz lange kein Wasser gesehen hat und auf einmal sieht er Wasser und saugt sich total voll.
0:23:15Und dann glaubt man das auch. Und dann nach einem halben Jahr ist er hier wieder eingezogen und dann habe ich gedacht, ja es kann gut werden. Und auf einmal erfährt man oder kommt dahinter, dass er sich weiter trifft. Dass es halt eben nur Schwierigkeiten gab. Und auf dieser Grundlage habe ich dann gesagt, dann gehe, zieh aus. Wollte, dass er wieder raus geht und dann hat er gesagt, ich zieh nicht aus, ich bleib jetzt hier und du kriegst mich hier nicht raus, das musst du mit Polizei oder so, musst du mich hier rausjagen, ich lass mich hier nicht mehr raussetzen. So und unter dieser, also mit dieser Grundlage geht man dann die nächsten Jahre weiter durchs Leben und selbst die Kinder sagen dann, Mama wenn der nicht da ist, ist es hier viel ruhiger, viel lustiger.
0:23:59Doch da hat er dann so gesagt, wenn er so weitermacht, dann dreht er nochmal völlig ab. Also die Kinder haben schon alles mitgekriegt, aber mein Augenmerk lag, glaube ich, auch zu dem Zeitpunkt auf ganz andere Dinge. Diese Problematik, die man da mit sich rumträgt, ich war gerade in der Ausbildung zur Heilpraktikerin und hatte da eigentlich gar keinen Kopf für, dass man da überhaupt weiter geschafft hat. Heute weiß ich nicht, wie ich das geschafft habe, das überhaupt durchzuziehen. Heute weiß ich aber, dass es eine Abhängigkeit ist. Konntest du dich entfalten in den Momenten, in denen er im Ausland war?
0:24:34Weil gerade so ein Jahr ist ja schon recht lang und dann lernt man sich vielleicht auf eine andere Art und Weise selber kennen. Ja, das war sehr spannend. Das habe ich auch mit meiner Therapeutin durchgesprochen und die hatte mir das auch noch mal erklärt, als der erst weg war. Und dann kam so eine Phase, wie du gerade sagtest, von Freiheit. Ich konnte abends mir eine CD anhören und ein Glas Rotwein trinken, was ich sonst nie konnte, weil es musste immer der Fernseher laufen,
0:25:00und hatte so meine Ruhe. Ich konnte dabei lesen oder ich konnte schreiben oder irgendwie was. Und das habe ich dann ganz viel gemacht. Ich hatte auf einmal Freiheit, mit meiner Nachbarin Inline Skates zu fahren. Wir sind jeden Samstag Inline Skate gefahren. Ich habe einen Kuchen gebacken, wir haben nachher Kaffee getrunken mit den Kindern. Das waren ganz andere Freiheiten. Ich hatte meine Arbeit wesentlich besser im Griff als vorher. Ich hatte alles gut durchgeplant, ich war am Wochenende noch fertig und hatte nicht immer noch so viel Stress. Der Druck und der Stress, der von so einem Menschen auf einen übertragen wird, der war einfach weg.
0:25:34zwischen deinen Kindern und deinem Ex-Mann gab. Für wen hast du Partei ergriffen oder wurde dir gesagt, du sollst dich komplett daraus halten? Nee, komplett raushalten nicht. Wenn es Diskussionen gab, also ich würde mal jetzt, ohne jetzt genauer darüber nachzudenken und ins Detail zu gehen,
0:25:53sagen, ich hab mich immer für die Kinder eingesetzt. Also z.B. auch beim Lernen war das so. Würdest du sagen, du bist eine gute Mutter gewesen, wenn du trotzdem erlaubt hast, dass dein Mann deine Kinder so schikaniert, sag ich jetzt mal in Anführungszeichen? Das ist eine sehr, sehr zwiespältige Frage, weil mit meinem Bissen heute, würde ich sagen, ich war so gut, konnte. Und ich glaube, dass ich, wenn ich das, also wenn ich mit anderen rede oder
0:26:29wenn ich mal so mit Freundinnen rede oder wir unterhalten uns darüber, was man so gemacht hat und was man mit den Kindern gemacht hat und wie so das Verhalten war oder auch wie die Kinder mir gegenüber waren, würde ich behaupten wollen, dass ich eine sehr liebevolle Mutter gewesen bin und auch sehr empathisch und habe mich auch gekümmert, aber sicherlich hatte ich auch Phasen und auch Situationen, das weiß ich heute, in denen ich reagiert habe, wie ich eigentlich niemals reagiert hätte, wenn ich nicht selber diese ganze andere Last gehabt
0:27:03habe. Ich weiß, wenn ich dann mal wirklich laut geworden bin oder ungerecht oder so, ich habe mich meines Wissens immer hinterher entschuldigt, wenn irgendwas war, weil ich genau gemerkt habe, das bist nicht du, was da gerade ist. Und auch Dinge, die man manchmal gemacht hat oder die Stränge, die man manchmal mitvermittelt hat, das war nicht ich.
0:27:22Haben deine Eltern oder dein Bruder das mitbekommen? Also meine Eltern und meine Geschwister, die sind eher genau auf das gleiche reingefallen. Nach außen sieht man ja was ganz anderes als das, was man nach innen sieht. Selbst die Dinge, die ich dann im Nachhinein alle erzählt habe, wussten weder meine Mutter noch meine Geschwister. Nicht alles haben die gewusst und es ist auch nicht einfach,
0:28:01das nach außen zu tragen, weil man sich auch in dem Moment dafür schämt, dass man mit so einem Menschen noch zusammen ist. Du hast jetzt gesagt, dass deine Ehe recht lang ging. Wie viele Jahre waren das in der Summe? 37. Wie hast du es so lange ausgehalten? Das weiß ich manchmal selber nicht. Die Frage ist mir schon öfter gestellt worden und mir ist auch schon öfter dazu gesagt worden,
0:28:21wenn ich dann gesagt hätte, ich weiß es selber nicht, dass ich das überhaupt so ausgehalten habe. Es gehört auch immer wieder viel Kampf und viel Resilienz dazu, das immer wieder zu verarbeiten oder wegzudrängen. Und ich sage heute, es wurde einfach alles nur weggedrängt. Man hat einfach immer nur weiter funktioniert. Es gab ja Situationen, wo ich gesagt habe, das kann so nicht weitergehen oder ich will das auch so nicht mehr. Oder auch diese beiden Trennungen, das war keine Versöhnung, wo man sagt, ja, wir versöhnen uns,
0:29:07es ist alles gut, sondern es war immer problematisch. Da gab es die Finanzen, die Probleme machten. Auf einmal wurde alles eingeteilt, dann wurden Sachen nicht gemacht, es gab keinen Urlaub mehr, weil er das Geld zurückbehielt. Die Kinder haben dann gefragt, ja warum fahren wir nicht mehr in Urlaub? Wir sind immer wandern gewesen und Skifahren und auf einmal war fünf Jahre nichts mehr. Und ich habe das immer irgendwie geschützt,
0:29:31dann gesagt, ja klappt gerade nicht oder so. Da war er der Einzige, der dafür gesorgt hat, dass es so kam. Ich habe dann auch einmal irgendwann, als es dann einfach zu viel wurde und ich auch nicht mehr konnte und ich aber stabiler wurde, das war mit meiner Ausbildung, als ich angefangen bin, viel Fortbildung zu machen, bin ich sehr viel außer Haus gewesen. Also auch unter anderen Menschen, unter Kollegen, auch Fortbildungen. Und auch da begegnet einem immer wieder Psychologie und auch diese Zusammenhänge und man schnappt hier was auf und da was auf.
0:30:05Und da ging es mir recht gut. Ich war sehr befestigt in mir selber und habe festgestellt, dass wieder Depressionen anfingen, Panikattacken und ich gedacht habe, irgendwas stimmt hier nicht und ich bin losgegangen. Und da ist es das erste Mal wirklich ans Tageslicht gekommen, dass meine Beziehung das ist, die mich fertig macht. Und da habe ich dann irgendwann nach anderthalb Jahren den Entschluss gefasst zu gehen und
0:30:30eine Trennung einzuleiten. Und das war so schwierig, das war ein ganzes Jahr ein Kampf, mit ihm überhaupt klarzumachen, ich meine das ernst, dass ich jetzt nicht mehr will. Und bitte zieh aus und such dir eine Wohnung. Aber er hat sich nur stur gestellt, es gab nur Ärger, dann gab es wieder Ärger mit Finanzen und ich war dann soweit, meine zweite Tochter, die war noch hier, ich weiß
0:30:54gar nicht, ob sie noch hier wohnte oder ob sie hier im Ort wohnte, auf jeden Fall hat die mich sehr unterstützt, die war auch immer für mich da und dann habe ich nachher, als es soweit war und es wäre zur Trennung gekommen, bin ich zusammengebrochen und konnte nichts mehr. Da hatte ich eine absolute Panikattacke mit sehr wahrscheinlich Entzugserscheinungen oder alles. Ich war zunächst mehr fähig und habe mich dann wieder auf ihn eingelassen. Und danach folgten dann nochmal richtig fünf Jahre, die auch nochmal richtig schlimm waren. In Bezug auf psychische
0:31:24Gewalt. Also da hat er alles gemacht, was er wollte. Und das hat mir meine Tochter mal irgendwann vorgeworfen. Hat gesagt, ich war für dich da, ich habe dich unterstützt, ich habe dir alle Hilfe angeboten und ich kann überhaupt nicht verstehen, warum du da nicht gegangen bist, weil sie haben ja gesehen, Mama ist so nicht glücklich. Sie hat dann damals für sich gesagt, dann muss sie so weitermachen, ich kann ihr nicht
0:31:49mehr helfen und es ist nur schade, dass sie vielleicht irgendwann da steht und sagt, wäre ich nur gegangen und ich hatte so ein Scheißleben. Also das hat sie auch mitbekommen. Würdest du sagen, du hast deinen Ex-Mann zu oft und zu intensiv beschützt? Ja, ich habe viel zu viel Hoffnung gehabt. Ich habe mir halt geglaubt, also der Glaube bei solchen Menschen, es ist in jedem was Gutes und man kann das wecken, dieses Gute und der
0:32:16wird sich irgendwann zum Guten ändern und der wird es irgendwann einsehen, ist der größte Fehler, den man machen kann. Das hält einen viel zu lange in diesen Beziehungen, anstatt die Realität anzuschauen und zu gucken, was wirklich passiert. Was hat es mit deinem Selbstwertgefühl gemacht? Das war gar nicht mehr da. Besonders die letzten fünf Jahre waren für mich ganz schlimm.
0:32:35Ich weiß mittlerweile, dass das ein Burnout war, in den ich reingerutscht bin, weil ich war nachher, ich hab immer gesagt, ich hab nachher das letzte Jahr, bevor der dann selber gegangen ist, war ich innerlich tot. Wie kam es zu dem Knall, dass er gesagt hat, er geht jetzt? Er hatte sich wieder was Neues gesucht. Und das war dann auch final für ihn oder final für dich? Wie war die Situation? Er hatte sich wieder was Neues gesucht,
0:32:57es war das gleiche Muster wie immer. Also das waren immer kurze Kennenlernzeiten, sofort die Entscheidung, ich gehe. Und dann kamen manchmal so Gespräche, da wurde immer gesagt, ja du bist ja immer so zickig und du machst ja auch dieses und so. Es war immer ganz oft auch meine Schuld, dass die Beziehung ja jetzt gerade nicht läuft. Das letzte Mal war, dass da draußen eine Riesenbaustelle war. Wir hatten zusammen dann noch was gearbeitet. Der hatte mir noch mitgeholfen, aber ist dann trotzdem, hat sich direkt entschieden, er geht, ist gegangen, ist direkt dort eingezogen, ohne die Kinder zu
0:33:35kennen und sowas. Also das sind dann immer so ganz verrückte Dinge. Als er dann gegangen ist, war für mich klar, er hatte mich gefragt, er wüsste nicht, wie lange er noch bleiben sollte. Er könnte bis Weihnachten oder Silvester bleiben. Das war Anfang Dezember. Und dann habe ich gesagt, das halte ich nicht noch mal aus.
0:33:49Ich wusste das von den anderen Malen, da war er immer noch eine Zeit lang hier und ich wusste, der geht. Das war für mich ganz, ganz schlimm. Und da habe ich gesagt, so schnell wie möglich. Dann ist er innerhalb von drei Tagen ausgezogen. Ein paar Tage später, ich hatte dann Kontakt mit meinen Kindern, die waren dann hier,
0:34:03die jüngsten, und da habe ich gesagt, ich will nicht mehr, dass ich den wieder zurücknehme. Also ich war mir, ich war vor mir selber nicht sicher sozusagen. Ich habe gesagt, ich hatte Angst vor mir selber, wenn der irgendwann vor der Tür steht und jetzt klappt es doch irgendwie nicht, dass ich die Tür wieder aufmache. Und dann haben wir alles daran getan, dass das nicht passiert. Ich habe mit meinen Kindern zusammen oben das Ehebett zerkloppt, wirklich zerkloppt, mit dem Hammer.
0:34:31Wir haben einen Teil davon verbrannt, das andere ist in den Container gekommen, damit wir ja nie mehr auf die Idee kommen, dass da irgendwie ein Ehebett stehen bleibt. Sie haben mich auch unterstützt, immer wenn irgendwas war. Ich habe mit denen telefoniert. Ich hatte keine Freundin oder Bekannte, wo ich hätte jetzt irgendwie mit reden können. Deswegen waren die Kinder dann in dem Moment da, obwohl sie
0:34:51eigentlich nicht die richtigen Ansprechpartner dann sind. Und ich habe die ganze Zeit daran gearbeitet, dass ich niemals diese Tür aufmache. Es hat zwei Monate gedauert, bis ich dann hingehen konnte und konnte den Kontakt komplett abbrechen. Das war die einzige Möglichkeit, weil heute weiß ich, dass es wie eine Sucht ist. Mal geht es aufwärts, mal geht es abwärts, das ist wie eine Drogensucht, wie eine Spielsucht und dieser Mechanismus hat sich im Körper so verfestigt, dass sobald
0:35:25dann dieses Suchtmittel irgendwie wieder da ist und man glaubt ja wirklich derjenige, der einen so viel Schaden zugefügt hat, der kann einen auch retten und da hilft nur der Kontaktabbruch. Das war die schwerste Zeit, ein halbes Jahr, das möchte ich nicht noch mal erleben. Das war ganz schlimm. Aber ich habe es geschafft. Nach einem halben Jahr wurde es noch besser. Ich habe den Kontakt komplett abgebrochen. Ich kann mich über nichts mehr kontaktieren, außer über einen Anwalt.
0:35:49Und es wurde nach und nach besser. Was bereust du jetzt, wo du auf dein bisheriges Leben zurückblickst? Gibt es etwas, was du bereust? Also ich bereue, dass ich nicht mit meiner ganzen Kraft und mit allem, was ich aufbringen konnte, meine Kinder geschützt habe und hätte mich von diesem Mann viel, viel eher trennen müssen. Dann hätte ich auch denen einiges an Leid erspart und mir selber auch. Worauf bist du stolz?
0:36:17Mittlerweile bin ich stolzer darauf, oder kann ich das wieder sein, dass ich trotz all diesen Widrigkeiten, dass meine Kinder sich trotzdem relativ gut entwickelt haben, dass wir liebe, nette Menschen geworden sind, empathische Menschen. Und dass ich doch anscheinend einiges richtig gemacht habe. Du hast gesagt, dass du Therapie in Anspruch genommen hast. Inwieweit hat das dir geholfen und was machst du heute mit dem Wissen der Therapie? Also ich habe mehrere Therapien in Anspruch genommen,
0:36:52habe negative und positive Erfahrungen damit gemacht, habe aber schon ganz am Anfang, das war ja kurz nach Corona, das war ja auch mit dem Kontakt nicht so einfach, habe ich mich irgendwann erkundigt, ob es so eine Selbsthilfegruppe gibt,
0:37:18weil der Austausch mit anderen wäre vielleicht ganz wichtig. Die gab es damals nicht, aber es gab einen Verein, der das unterstützt, dass man Selbsthilfegruppen gründen kann und habe daraufhin eine Selbsthilfegruppe gegründet. Die besteht jetzt seit fast anderthalb
0:37:17Jahren und es ist erschreckend teilweise zu hören, wie viele Menschen betroffen sind von solchen, ich sag's mal toxischen Beziehungen, die wirklich schwierig sind und Menschen, Frauen mit kleinen Kindern oder selbst Ältere, die schon ewig in irgendwelchen Ehen hängen und das das gleiche Problem haben und einfach auch nicht sehen können. Deswegen dieses, was ich nicht gesehen habe, ich habe da heute wesentlich mehr Verständnis für, weil ich mich selber mal gefragt habe.
0:37:46Und aus diesem Grund habe ich dann auch irgendwann eine Zusatzausbildung zur psychologischen Beraterin gemacht und mit dem Schwerpunkt Narzissmus, muss man sagen. Und auf diesem Feld bin ich jetzt quasi auch unterwegs, dass ich anderen Betroffenen aufgrund dieser Erfahrung und der anderen Erfahrung, die ich sonst noch so geteilt habe, halt eben helfen kann. Weil nur jemand, der das selber durchlebt hat, kann wirklich nachvollziehen, wie es einem da geht. Wie heißt die Selbsthilfegruppe? Das ist eine Selbsthilfegruppe für Opfer
0:38:19oder für Betroffene aus toxischen Beziehungen. Und wie finde ich Kontakt zu dieser Selbsthilfegruppe? Also einmal findet man sie so im Internet, wenn man mal sucht und ansonsten über eine E-Mail-Adresse kann man mich da erreichen. Wie geht es dir heute? Es geht mir wesentlich besser als vor drei Jahren und auch besser als in meiner Ehe zum Teil. Allerdings habe ich noch sehr viel auch mit den Folgen dieser ganzen Jahre zu kämpfen. Was wünschst du dir für deine Zukunft? Dass ich dieses Thema einmal komplett abschließen kann,
0:38:53da es noch nicht ganz abgeschlossen ist. Und ich mir noch ein paar Wünsche, die ich noch habe, die ich immer gerne nochmal machen wollte, erfüllen kann. Was fehlt dir, um das Thema komplett abzuschließen? Ich habe noch zwei Gerichtsverfahren, die noch laufen. Und das muss abgeschlossen werden.
0:39:12Und es muss gesichert sein, dass ich von dem, was ich habe oder was ich bekomme oder dass ich mein Leben auch finanzieren kann. Danke dir, danke dir, dass du deine Geschichte mit uns geteilt hast und anderen Menschen damit auch die Möglichkeit gibst, sich wiederzufinden, vielleicht in deiner Geschichte und so ihren eigenen Weg zu finden. Danke dir und wir wünschen dir alles Liebe und alles Gute.
0:39:35Ich danke euch, dass ihr hier wart und dass ihr mir zugehört habt. Hier noch eine Anmerkung. Wenn du von den besprochenen Themen betroffen bist oder Unterstützung benötigst, bitte zögere nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hole dir Unterstützung bei professionellen Hilfeeinrichtungen oder dir vertrauten Personen. Bis zum nächsten Mal bei Von Bohne zu Bohne.
0:39:54Du willst selbst bei uns dabei sein? Dann melde Dich auf unserer Webseite oder unsere Social Media.
Neuer Kommentar