#20 von Bohne zu Bohne: Reflexion
Shownotes
Nach weiteren neun fesselnden Interviews lassen Charlotte und Sania die vergangenen Gespräche Revue passieren und enthüllen, was sie wirklich bewegt hat. Welche Fragen blieben unbeantwortet? Welche Geschichten haben sie am meisten berührt? Erfahre, was hinter den Kulissen ihres Podcasts passiert und entdecke die weiteren Wünsche und Träume der beiden Hosts für kommende Folgen.
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0: 00:00Stell dir vor, du kommst in einen Raum, vor dir sitzt ein Mensch und du hast keine Ahnung, wer das ist. Das passiert mir in jeder Folge bei unserem Podcast von Bohne zu Bohne. Mein Name ist Charlotte und ich weiß vorher nichts über unsere Gäste. Kein Name, keine Information, keine Themen. Also werden meine Fragen auch deine Fragen sein. Ich bin Sanja und ich suche die Gäste. Hier achte ich darauf, dass es Menschen mit spannenden Persönlichkeiten und faszinierenden Erlebnissen sind. Und genau die wollen wir mit euch teilen. Bist du bereit, gemeinsam mit Charlotte neue Geschichten kennenzulernen? Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge.
0: 00:37Mein Name ist Charlotte. Mein Name ist Sanja. Und ich würde gern heute mit dir über unsere Gäste sprechen. Sehr gerne. Du meinst wahrscheinlich die letzten zehn Gäste? Richtig. Fangen wir bei Sophie Jones an. Ja, Sophie. Das Witzige war, ich kannte Sophie, hatte ich auch in der Folge gesagt. Lag also einfach daran, dass ich mir tatsächlich schon häufiger Dokumentationen angeschaut hatte zu dem Thema Zeugen Jehovas bzw. Ausstieg der Zeugen Jehovas. Und da hatte ich unter anderem sie auch gesehen in einer Dokumentation und fand sie sehr spannend als Persönlichkeit,
0: 01:17weil sie doch recht früh ausgestiegen ist und weil sie sich ihren eigenen Weg hart erkämpft hat und auf den Weg in die Öffentlichkeit gesucht hat, was ja auch bei den Zeugen Jehovas nicht immer ganz leicht ist, wenn man den Weg in die Öffentlichkeit geht, da es da auch durchaus rechtliche Maßnahmen geben kann, unter anderem zumindest das, was mir mal erzählt wurde oder was ich eben mitbekommen habe. Dementsprechend fand ich es sehr spannend, dass sie sich dahingehend getraut hat, sich in die Öffentlichkeit zu stellen und das auch noch in Form eines Buchs zu verarbeiten. Hattest du das Buch gelesen?
0: 01:49Nein, das Buch hatte ich nicht gelesen. Ich wusste nur vom Buch. Ich hatte sie mal bei einer Lesung gehört, sodass ich auch Inhalte des Buches kannte, aber ich selbst habe das Buch nicht gelesen. Und was hat das mit dir gemacht? Du hast ja schon die Doku geschaut, du hattest auch schon über andere Menschen gehört oder von anderen Menschen gehört, die ausgestiegen sind. Was hat das mit dir
0: 02:23gemacht, das jetzt einmal so von erster Hand, so von Person zu Person mitzubekommen? Also ich würde sagen, am spannendsten fand ich tatsächlich den Austausch per se. Einfach, weil wenn man so ein bisschen drüber nachdenkt, man kennt viele verschiedene Punkte. Aber ich persönlich kann es immer viel besser greifen, wenn ich ein Gesicht dazu habe. Also wir alle kennen die Zeugen Jehovas und wir alle haben irgendwie schon mal davon was gehört. Und ich kenne auch Menschen oder im Laufe meines Lebens habe ich Menschen kennengelernt,
0: 02:44die eben entsprechend bei den Zeugen Jehovas waren, aber die nie offensichtlich darüber gesprochen hatten, aber bei denen ich wusste, dass sie dort letztendlich sind. Und dementsprechend war das immer für mich so ein Raum, wo ich wusste, ich würde mich gerne mal austauschen, aber hatte nie die Möglichkeit dazu. Was mich jetzt noch gerne interessieren würde, wäre, das von einem Menschen zu hören, der noch Aktivzeugen Jehova ist, um da auch einen Unterschied vielleicht rauszuhören in der Wahrnehmung und wie man die Situation letztendlich erlebt hat. Das bedeutet nicht, dass ich jemanden aus Sophies ehemaligen Leben kennenlernen möchte.
0: 03:20Das nicht, das meine ich gar nicht, sondern tatsächlich, wer ein aktiv praktizierender Zeugen Jehova ist. Und dementsprechend, ja, das würde mich noch interessieren, wie da so ein Leben, so ein Alltag aussieht. Okay, spannend. Was mir tatsächlich am meisten gefallen hat, war, dass du in den Film gegangen bist und dich wie ein kleines Kind gefreut hast, als du Sophie gesehen hast und meintest, oh, ich kenne dich. Ja, tatsächlich. Normalerweise reagiere ich auch gar nicht so. Also ich reagiere natürlich offen und herzlich, aber es war noch mal was anderes, weil ich das Gefühl hatte, sie wirklich zu kennen. Dadurch hatten wir, würde ich behaupten, direkt eine Verbindung.
0: 03:56Und ich finde auch, dass man das merkt in der Folge, dass da eine gewisse Verbindung bestand und dass das sehr offen und herzlich war. Sie ist aber auch ein sehr offener und herzlicher Mensch. Dementsprechend war das natürlich dann nochmal leichter. Aber ich hatte schon das Gefühl, dadurch sie besser zu kennen, das tatsächlich. Aber es stimmt, du hast recht. Die Grundchemie war wirklich, als wäre sie eine unserer Freundinnen. Wir haben uns direkt quasi so gesehen und wirklich, wir hätten, glaube ich, noch Stunden weiter reden können. Wir haben ja auch danach, nach der Aufnahme, ich glaube noch eineinhalb Stunden oder so gesprochen.
0: 04:36Und hatten ja auch Nummern ausgetauscht und hatten uns danach noch ausgetauscht und so. Dementsprechend, ja, sehr, sehr sympathische Frau. Ja, die fand ich auch schon direkt zu Beginn, als ich noch das Vorgespräch mit ihr hatte, was ich ja telefonisch hatte. Unglaublich sympathische Frau. Direkt offen, direkt herzlich. Quasi genauso wie in der Aufnahme. Okay, dann würde ich gerne über Jonas Weller sprechen. Ja, also ich saß im Nebenraum. Ich durfte ja, ähnlich wie bei Sophie, musste ich im Nebenraum warten, bis du komplett fertig mit allem warst. Weil normalerweise sind wir, kommen wir zusammen beim Gast an. In dem Fall, in beiden Fällen, war es eben nicht so,
0: 05:16sondern wir waren in der Location vor Ort und der Gast kam dazu. Und dementsprechend musste ich mich in Anführungszeichen verstecken. Und dann hatte ich nur seine Stimme gehört. Also ich wusste damals schon mal, okay, es handelt sich hierbei um einen Mann und das hat sich nach einem recht jungen Mann angehört. Und hatte mir dann die Frage gestellt, der hört sich ein bisschen arg jung an. Ist der schon 18? Darf er hier überhaupt sein? Hat sich herausgestellt, als ich dann ihm gegenüber stand und Hallo gesagt habe. Er sieht dann doch schon aus, als wäre er volljährig. Dementsprechend war das dann gar nicht mehr so der Punkt, sondern ich habe mir vielmehr die Frage gestellt, was könnte denn jetzt kommen?
0: 05:55Also ich fand es sehr, ich würde nicht sagen amüsant, ich fand es sehr schön, dass wir uns über so ein in Anführungszeichen seichtes Thema unterhalten haben, dass ich einfach die Möglichkeit hatte, mal etwas mehr Positivität reinbringen zu können und dass wir uns über etwas Motivierendes unterhalten haben. Mit Positivität meinst du kein Thema, was so drückend ist und wo man aufpassen muss, wie man reagiert oder wie kann ich das verstehen? Das meint es gar nicht, sondern jeder Mensch hat seine Daseinsberechtigung für seine Gefühle und dementsprechend möchte ich das auch gar nicht irgendwie anzweifeln oder so, sondern mir geht es da viel mehr darum, wie kann ich auch mehr, also weniger Ernsthaftigkeit und mehr Freude ins Gespräch bringen.
0: 06:43Und wir hatten in der Vergangenheit einige Gespräche, die natürlich, das auch, wo es durchaus notwendig war, dass wir einen gewissen Abstand und eine gewisse Professionalität dort in den Raum gestellt haben und das in den Fokus gesetzt haben. Und dort hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, etwas seichter im Gedankengang an die Thematik rangehen zu können. Also, dass ich weniger mich heranfühlen musste, sondern einfach frei von der Leber sprechen konnte. Weil ansonsten bin ich gerade bei Themen, die eben nicht ganz leicht sind, versuche ich mit Bedacht, Stück für Stück mich da rein zu arbeiten und immer tiefer in die Materie zu gehen. Und hier hatte ich das Gefühl, ich kann einfach meinen Kopf laufen lassen und jede Frage so, wie sie kommt, stellen zu können. Und das war mal ganz angenehm, dass das einfach so geflossen ist.
0: 07:34Wie hat dir die Thematik sehr, sehr gut. Ich habe im Privatleben auch sehr viel schon mit Sport zu tun gehabt und dementsprechend mich auch schon mit einigen Dingen auseinandergesetzt. Und dementsprechend fand ich es auch sehr interessant. Und ich glaube, dass er als Motivator für viele Menschen gelten kann, wenn man sich vielleicht schwer tut, damit anzufangen oder wenn man vorher gar nicht darüber nachgedacht hat, vielleicht auch ein Sportstipendium in Anspruch zu nehmen oder ähnliches. Ich zum Beispiel für meinen Teil wollte immer sehr viel, also ich wollte auf ein Sportinternat gehen so und hätte dann, aber konnte es tatsächlich einfach nicht und hätte zum Beispiel dann
0: 08:16für mich im Nachhinein, nachdem oder als wir dann mit Jonas gesprochen hatten, dachte ich mir dann, hm, stimmt, hätte ich auch machen können. Hätte ich mir auch ein Stipendium suchen können. Aber so weit hatte ich gar nicht gedacht. Und dementsprechend dachte ich, für die Personen, die wirklich Interesse daran haben, auch nach der Schule weiterhin mit dem Thema Fokus Sport weitermachen zu können, ist es tatsächlich eine schöne Abwechslung, um beidem gerecht zu werden. Schön. Freut mich, dass ich dir da ein Gefallen tun konnte. Im Nachgang von den Podcastaufnahmen, oder nach der Veröffentlichung der Podcastaufnahmen,
0: 08:48Wende ich mich in der Regel immer an regionale Medien und sage einfach oder berichte darüber, dass eine besondere Persönlichkeit im jeweiligen Ort, in der jeweiligen Stadt letztendlich an unserem Podcast teilgenommen hat und wir uns freuen würden, wenn die Person eben eine gewisse Sichtbarkeit innerhalb der lokalen Presse bekäme. Und je nachdem, wenn die Leute natürlich anonym sind, passiert das natürlich nicht. In diesem Fall haben wir es bei Jonas auch gemacht. Und das Schöne war, dass ich wirklich innerhalb eines Tages, nicht mal eines Tages, ich hatte das, keine Ahnung, sonntagsabends abgeschickt und montags, ich glaube 12 Uhr oder so, war der Artikel dann schon öffentlich und Jonas wurde porträtiert und wurde dann nochmal gezeigt und
0: 09:31wurde ein bisschen mehr über ihn berichtet. Das fand ich sehr schön, dass das so schnell geklappt hat. Und ich weiß gar nicht, hatte er dir darauf geantwortet? Ja, der hat sich sehr gefreut. Sehr schön, okay. Dann machen wir weiter mit Christine. Ja, Christine war oder ist eine sehr spannende Frau. Warum? Weil sie eine sehr starke Willenskraft mitgebracht hat.
0: 09:55Nicht nur in der Folge, sondern auch grundsätzlich mitbringt. Ich fand sie sehr beeindruckend, was sie sich für Ziele im Leben gesteckt hat und welchen Herausforderungen sie gestellt war und wie sie sie gemeistert hat. Eine sehr, sehr inspirierende Frau und eine sehr, sehr inspirierende Geschichte, bei der ich wirklich mir dachte, wow, krass. Das war wirklich spannend, sich mit ihr zu unterhalten. Und wir hatten auch davor sehr viel gesprochen. Und wir waren, also die Situation war sehr harmonisch und wir waren sehr auf einer Wellenlänge. Und ich muss sagen, dass sie wirklich nach, also sie mich nachhaltig wirklich sehr stark beeindruckt hat, was für einen starken Willen sie mitgebracht hat und wie sie alle Herausforderungen in ihrem Leben
0: 10:35gemeistert hat, da kann ich mir einiges von abgucken. Das fand ich sehr inspirierend. Was meinst du, den Kampf will ihr abgucken? Den Willen mitzubringen, egal was kommt, egal welches Hindernis im Weg steht, dass man trotzdem die Dinge, die man sich in den Kopf gesetzt hat, einfach macht und gar nicht hinterfragt, sondern einfach machen, weil es wird schon funktionieren, es wird schon klappen. Die Frage ist nicht ob, sondern wie. Stimmt, da hat sie, finde ich, ein sehr, sehr gutes Vorbild gegeben. Die hat ja auch ganz viel noch hinter der Kamera erzählt, was sie alles gemacht hat, wo sie überall war. Super, super spannende Person. Das stimmt schon. Das stimmt schon. Sehr, sehr, sehr, sehr coole Frau. Was ich bewundert habe an ihr war oder ist,
0: 11:23dass sie fünffache Mutter ist und das trotz dieser Einschränkung. Ich meine, alle Menschen, die eine Schwangerschaft oder alle Frauen, die eine Schwangerschaft durchlebt haben, wissen, wie anstrengend das sein kann. Und dass sie das schafft mit einem Mann oder eben einem Ex-Partner, der dann in einem anderen Land, in einem anderen Kontinent wohnt, dass sie es dann schafft, dort ein Kind groß zu ziehen. Natürlich mit Hilfe, Haushaltshilfe hatte sie ja bekommen, meine ich mich zu erinnern. Die Mutter hatte sehr oft geholfen, aber trotzdem hatte sie ja eine eigene Wohnung und ein eigenes Kind. Und später dann mit einem Ehemann weitere vier Kinder. Das ist anstrengend. Und sie hat das hingekriegt.
0: 12:08Ich finde nicht nur die Tatsache der Anzahl der Kinder sehr spannend, sondern auch das Alter, in dem sie das Kind bekommen hat. Das heißt, sie hat mit 20 sich dazu entschieden, ein Kind zu bekommen und hat mit 21 dieses Kind bekommen. Das ist schon mal krass, denn es ist mit 19 ihr passiert. Ein Jahr später hat sie sich den Entschluss gefasst, ich mach das jetzt. Und mit 21 hat sie letztendlich das Ganze in die Tat umgesetzt. Wenn ich überlege, wie war ich drauf mit 21,
0: 12:34da wäre das für mich noch lange kein Thema gewesen. Man muss natürlich sagen, andere Umstände. Also man kann die zwei Leben nicht miteinander vergleichen. Aber nichtsdestotrotz, dann mit 21 alleine zu leben und das dann so zu meistern, das finde ich schon sehr, sehr erstaunlich. Bewundernswert. Ja. Okay, dann können wir gerne weitermachen mit Elli.
0: 12:57Eine für mich sehr, sehr sympathische Person, was aber daran liegt, dass wir unglaublich schöne Vorgespräche hatten. Wie wirkte Elli auf dich? Sehr, sehr sympathisch, sehr am Boden geblieben, sehr besonnen in ihrer Art und Weise. Und sie hat mir Raum gegeben und sie hat mir auch zu verstehen gegeben, dass ich auch die Fragen, die offensichtlich einem unter den Fingernägel brennen, unter den
0: 13:37Fingernägel brennen, aber etwas provokant sein könnten, trotzdem stellen darf. Und ich fand es auch schön, dass sie im Nachgang noch mal gesagt hat, ich finde es sehr gut, dass ihr auch die Seite beleuchtet habt. Ich finde es sehr gut, dass ihr das versucht, beide Seiten zu bedienen. Dementsprechend fand ich, das hat sie es mir sehr leicht gemacht, eben auch an gewisse Grenzen gehen zu können.
0: 13:52Sie hatten sogar extra zwei Hunde. Waren es zwei Hunde? Ja, ein Hund und zwei Katzen. Genau. Da ich Allergikerin bin, waren sie so nett und haben es extra für mich nochmal sauber gemacht, sodass ich ohne Probleme in der Wohnung sein konnte. Das fand ich sehr nett und sehr aufmerksam. Das ist nicht selbstverständlich und ich habe glaube ich auch gar nicht so viel, ich habe ein bisschen was gemerkt, aber gar nicht so viel und das ist ein gutes
0: 14:14Zeichen dafür, dass sie wirklich sich viel Mühe gegeben haben, damit auch ich mich wohl fühle in ihren vier Wänden. Dementsprechend fand ich das sehr, sehr aufmerksam und wir hatten danach auch noch lange gesprochen und es war ein sehr herzliches Gespräch und sehr nahbar. Das muss ich sagen, sehr sehr sympathische Frau. Ja, worüber wir beide aber noch geredet hatten, war ja, Elli meinte ja, dass sie ihre Stimme noch sehr tief, als sehr tief empfand. Ich meine mich daran zu erinnern, dass das nicht unsere Sichtweise war, dass wir gesagt haben... Ne, das war nicht so, sondern wir hatten beide gesagt, dass sie eine sehr, sehr schöne Stimme hat. Genau.
0: 14:53Sie hat eine sehr schöne Stimmfarbe und einen sehr schönen Klang hinter der Stimme. Und dass sie ihre Stimme etwas dunkel findet, aber dass sie in der Regel auch dunkle Stimmen mag. Das hat sie ja noch in der Aufnahme erzählt. Genau, ja. Aber ich fand auch ihre Stimme sehr, sehr angenehm. Auch später, als wir sie nochmal nachgehört haben, die Folge. Sehr, sehr schöne Stimmfarbe, die Spaß gemacht hat zuzuhören. Das stimmt tatsächlich. Und ich muss auch sagen, ich finde das Thema einfach super spannend, weil ich das Gefühl habe, und das ist jetzt eine einseitige Betrachtung,
0: 15:24aber ich habe mich in der Vergangenheit sehr viel mit dem Thema Transgender auseinandergesetzt und bin erst relativ spät auf D-Trans gestoßen, vergleichsweise. Es gab wenig Medieninhalte, die ich mir anschauen konnte in einem Videoformat, die sich mit der Thematik auseinandergesetzt haben. Wenn man es natürlich gegoogelt hat, dann hat man noch mal mehr was gefunden. Und wenn man dann im amerikanischen Raum war, hat man noch mal mehr gefunden. Aber letztendlich im deutschen Raum gab es zu diesem Zeitpunkt eine Dokumentation, zwei. Und danach bin ich auf amerikanisch umgestiegen, weil es tatsächlich dort mehr gab.
0: 16:06Und das fand ich sehr, sehr spannend, dass wir eine Bewegung, zumindest für mein Empfinden, haben hatten, in dem eben die Stimmen immer lauter wurden für Transgender-Persönlichkeiten, aber es war kaum Raum oder es ist kaum Raum für Detrans-Menschen da. Und das fand ich sehr, sehr spannend und habe mich gefragt, woran das liegen könnte. Und dementsprechend bin ich auch vor einigen Folgen auf die Thematik bei Stella eingegangen, die im Transgender ist.
0: 16:47Und auch da war für mein Gefühl, für mein Empfinden etwas wenig Raum da, um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen zu können in unserer gemeinsamen Situation. Und dementsprechend fand ich es nochmal schön, dass wir einen Raum gefunden haben mit Elli, wo wir gezielt über die Thematik sprechen konnten, weil ich glaube, dass es tendenziell mehr Menschen gibt, die davon betroffen sind, aber die sich in Anführungszeichen vielleicht schämen oder gar nicht das so laut mitteilen wollen,
0: 17:04weil sie das Gefühl haben, unsere Fragen bezüglich D-Trans zu stellen. Ich meine, dass sie ja auch noch gesagt hatte, dass D-Trans eine sehr, sehr kleine Gruppe ist. Umso schöner fand ich auch das Interview mit Elli und ich muss ehrlich sagen, es war zu Beginn tatsächlich auch ziemlich schwierig, jemanden zu finden, bei dem man eben so einen offenen Raum hatte, wo man so offene Fragen und, wie du auch gesagt hast, provokantere Fragen stellen kann. Und da war ich sehr glücklich, dass der Instagram-Kanal,
0: 17:52posttrance heißt er, glaube ich, dass die mich an Elli weitergeleitet haben. Da war ich sehr, sehr, sehr dankbar für, denn ich weiß ja, dass dich das Thema sehr interessiert. Und ja, Werder war da sehr dankbar drüber. Dann würde ich gerne einmal zum nächsten Gast kommen, und zwar Noah. Ja, man muss sagen, Noah kam rein und war direkt am Leuchten und hat direkt gesagt, ich gebe immer meine Hand in der Regel und stelle mich vor und er hat gesagt so, hi Charlotte, darf ich dich direkt umarmen? Und dann dachte ich schon, oh, sehr herzlich, sehr offensichtlich, natürlich.
0: 18:33Dementsprechend war da keine Barriere oder ähnliches. Ich hatte auch kein Unbehagen, das Gefühl von Unbehagen bei ihm gespürt oder Nervosität, weil häufig haben wir auch den Fall, dass Gäste auch einfach nervös sind und das Gefühl hatte ich bei ihm tatsächlich gar nicht. Und dementsprechend hat es mir sehr, sehr leicht gemacht, auf lustige Art und Weise mit ihm anzubundeln und eine Wellenlänge zu finden. Was diesmal etwas anders war in der Vorbereitung, ich musste auf dem Balkon warten, bis ihr fertig wart mit eurem Vorgespräch, weil das Setting tatsächlich schon aufgebaut war. Und ich habe natürlich nicht zugehört. Ich hatte Kopfhörer im Ohr und hatte Musik gehört und stand draußen und habe so ein bisschen darüber nachgedacht,
0: 19:17was könnte das Thema sein, um was könnte es gleich gehen und habe das so tatsächlich nicht wirklich zusammenbekommen, was das Thema sein könnte. Was mir aufgefallen ist, er hatte einen tiefen Ausschnitt, das ist mir aufgefallen, und hat mich aber nicht durchblicken lassen, um was es jetzt gehen könnte, sondern ich dachte einfach, ein Mann, der sehr auf sein Äußeres achtet. Hat man gemerkt. Aber ansonsten konnte ich nichts identifizieren oder nichts hatte verraten, in welche Richtung es ging. Letztendlich als er es gesagt hat, dachte ich mir, ah cool, habe ich mir auch nicht gedacht, dass ich tatsächlich mal mit einem Professional Escort zusammen mich setzen darf und
0: 20:00sprechen darf. Dementsprechend auch eine sehr, sehr spannende Geschichte dahinter. Man muss auch dazu sagen, ich weiß gar nicht, ob ich das in der Folge selber gesagt habe, aber du warst diejenige, die sich einen Professional Escort männlich oder weiblich gewünscht hat. Und ich war da auch wieder so, was willst du dir denn fragen? Und ich habe tatsächlich auch Noah im Vorgespräch gesagt, du keine Ahnung, Charlotte hat sich dich gewünscht, dein Thema gewünscht, die wird 1000 Fragen haben, mir fallen jetzt so 10 ein und die habe ich dann eben gestellt. Aber irgendwie waren es ja dann doch mehr als 1000. Du hast ja gar nicht aufgehört zu fragen. Ja, ich hätte noch viel mehr Fragen stellen können und ich hätte noch viel
0: 20:52mehr mich mit ihm dazu austauschen können. Aber würdest du sagen, dir hat die Zeit gereicht? Ja, was heißt denn die Zeit? Also die Zeit reicht in der Regel nie mit den Gästen aus, sind wir mal ehrlich. Also in der Regel können wir immer noch weiter mit den Gästen darüber sprechen und in der Regel ist es ja auch
0: 21:25so, dass wir mit den Gästen dann auch noch weiter sprechen. Das heißt also in der Regel, wenn die Kamera aus ist oder das Mikrofon aus ist, dann stelle ich immer noch Fragen und wir reden immer noch über die Thematik. Das heißt also, die Folgen könnten natürlich noch viel länger sein, aber irgendwann muss man auch mal Schluss machen und dann ist es auch gut. Aber dementsprechend, wir haben schon mehr Raum eingenommen in der Folge, als wir normal tun. Und ich habe schon gemerkt, nach 45 Minuten, oh Mann, wir müssen jetzt,
0: 21:34ich will noch viel mehr Fragen stellen, es wird langsam echt eng. Aber so ist das. Manchmal bekommen Themen mehr Raum und manchmal bekommen Themen etwas weniger Raum. Ich fand das Thema super spannend, super interessant. Aber ich hatte das Gefühl, im Nachgang habe ich mich mit ein, zwei Leuten darüber unterhalten. Weil im Freundeskreis, Bekanntenkreis, in der Familie wird man natürlich gefragt, welche Aufnahme war es heute und wie war das? Und das Verrückte ist, dass ich tatsächlich, so das, was ich mitbekommen habe, andere Fragen gestellt habe, als die jeweiligen Personen gestellt hätten. Inwiefern? Die klassischste Frage war wirklich, ja, wie viel verdient so ein Escort?
0: 22:15Und dann habe ich gesagt, das ist doch überhaupt nicht relevant. Darum geht es ja am Ende des Tages auch gar nicht. Also meines Erachtens nach geht es nicht darum, wie viel verdient jemand. Ich kann auch einen Banker fragen, wie viel verdienst du? Aber danach bin ich auch nicht schlauer. Also erstens kannst du das googeln, zweitens gibt es wie bei allem alle Preisklassen. Also warum sollte ich ihn jetzt fragen, wie viel er verdient? Und das Erstaunliche war, das war von Beginner meine Meinung und das hatte ich auch in der Folge zu ihm gesagt, als er mir schon die Frage in Anführungszeichen unterstellen
0: 22:43wollte und ich ihm gesagt habe, nee, das interessiert mich ehrlicherweise gar nicht. Und gleichzeitig habe ich das von mehreren Leuten gehört, die diese Frage gestellt haben. Und dann dachte ich mir, warum ist diese Frage so relevant? Warum brennt... Erscheinbar ist es ein Punkt für viele Leute, hatte ich zumindest das Gefühl, in meinem Freundes- und Bekanntenkreis und in der Familie, der mich aber wirklich überhaupt nicht tangiert hatte, genauso...
0: 23:07Also mir ging es mehr um das Zwischenmenschliche, weil das für mein Empfinden im Fokus stand. Und dementsprechend habe ich da auch den Fokus für mich draufgelegt gehabt. Fand es aber auch einfach spannend, mal andere Einblicke zu hören. Oder andere Fragen zu hören, die andere tatsächlich spannend finden. Und dementsprechend dachte ich, dass ich eigentlich auch relativ die breiten Fragen abdecke. Aber war in diesem Fall zumindest nicht so. Aber warum hat dich die Thematik so interessiert? Das ist eine gute Frage. Ich würde sagen, weil ich auch mich dazu
0: 23:43schon sehr viel damit beschäftigt habe. Willst du mir was erzählen? Ne, also ich habe mich sehr viel damit beschäftigt, aber immer im Bezug auf, also mehr im Fokus von Frauen. Ich glaube, ich habe mich mit den Männern eher in, keine Ahnung, wenn es jetzt in Stunden rechnen ist eine Stunde, zwei Stunden, damit man beschäftigt. Aber ansonsten lag der Fokus immer auf Frauen und es wird an der einen oder anderen Stelle so dargestellt, als sei das aus freiem Willen passiert. In erster Instanz mag das vielleicht so scheinen, aber wenn man dahinter schaut, was den Frauen widerfahren ist in der Vergangenheit, oder dass sie dazu gezwungen wurden, dass die Pässe weggenommen werden oder dass sie letztendlich Schulden damit abarbeiten
0: 24:32müssen, weil sie dadurch nach Europa gekommen sind und die unter den schlimmsten Bedingungen wohnen, möchte ich der Thematik einfach mehr Grundsichtbarkeit schaffen und ich möchte, dass das Ganze mehr Gehör findet und ich bin nicht in der Politik tätig und ich bringe nicht die Kompetenzen mit, die es braucht, um solche Themen stärker zu bespielen oder dagegen anzutreten. Aber das, was ich kann, ist Raum jemandem zu
0: 25:12bieten oder sich einfach Raum für eine Thematik zu bieten, damit man sich grundsätzlich mit so etwas auseinandersetzt, damit jedem ein gewisses Bewusstsein für die Thematik geschaffen wird. Und dementsprechend wollte ich mich mit der Thematik auseinandersetzen und damit auch Raum für dieses Thema schaffen.
0: 25:20Aber gleichzeitig auch zeigen, wie unterschiedlich die Sichtweisen auf die Thematik sein können. Und wir haben jetzt eine eher andere Seite der Thematik kennengelernt, was ich auch sehr spannend fand, weil ich mich, wie gesagt, eher weniger mit der männlichen Form dessen auseinandergesetzt habe. Wenn du jetzt aber diese Sichtweise eines Professional Escorts gehört hast, du aber eine ganz andere aus deiner Recherche, aus den Dokumentationen mitbekommen hast, was du gerade schon berichtet hast, mit den Frauen, die unterdrückt werden, die dazu gezwungen werden, wie denkst du jetzt
0: 25:55über die Thematik? Schwierig zu beurteilen, aus dem einfachsten Grund. Es ist zum einen nochmal ein Unterschied, ob du in der Vergangenheit selbst schlimme Situationen erlebt hast und damit etwas verarbeiten möchtest oder da irgendwie in den Strudel reingeraten bist, weil du zu jung warst, um wirklich zu verstehen, was du tatst. Und das, Noah macht das aus freien Stücken, zumindest so wie er es formuliert hat, macht er das aus freien Stücken. Und Noah macht es in Anfangzeichen in Teilzeit. Das heißt, er macht es als Nebenerwerb und er macht es eben nicht, um damit seine Miete zu bezahlen und seine Rechnungen zu begleichen, sondern er bringt eine andere Intention mit. Und das war für mich eine neue Sichtweise.
0: 26:49Würdest du dir noch eine weibliche Professional Escort Dame wünschen? Ja, tatsächlich ja. Und ich würde auch nochmal unterscheiden zwischen klassischem Sugarbabe und einer Escort Dame. Und würde auch nochmal unterscheiden zwischen, ist die Person hier groß geworden und hat sie das aus freien Stücken mit Mitte 20 gemacht und ohne schwierigen Familienverhältnissen oder ähnlichem oder ist sie migriert und wurde mehr oder
0: 27:38weniger dazu gezwungen das zu tun, um letztendlich ihre Familie zu ernähren. Also da gibt es nochmal unterschiedliche Bereiche, unterschiedliche Sphären. Deshalb würde ich nicht sagen, dass damit das Thema abgehakt ist, weil es einfach zu unterschiedliche Sichtweisen darauf gibt. Dann kommen wir zu unserem nächsten Gast.
0: 27:54Das war Amelie erneut. Stimmt. Jetzt würde mich mal interessieren, wie hast du dich gefühlt, als wir zum zweiten Mal Amelie entgegengetreten sind? Du kennst sie ja schon. Was hast du da gedacht? Ich muss sagen, das zweite Mal war für mich härter. Das zweite Mal war für mich wirklich härter, das Gespräch grundsätzlich, weil ich das Gefühl hatte, dass sie den Raum genutzt hat, um etwas für sich abzuhaken. Und natürlich, ich habe einen gewissen Hintergrundwissen,
0: 28:22aber ich bin nicht in der Lage, um Schmerz zu heilen. Das kann man erst recht nicht in Form eines Podcasts oder Ähnlichem. Das funktioniert nicht. Das ist auch nicht unser Anspruch und das ist auch nicht die Idee dahinter. Ich glaube allerdings, dass Amelie das für sich genutzt hat, unter anderem, um Dinge abzuhaken und zu sagen, ich lasse das jetzt hinter mir. Und dass das ihre Strategie der Bewältigung war. Das war für mich eine komplett neue Situation. Das hatten wir noch nie vorher. Ich glaube, was wir dazu auch sagen können, ist, dass das erste Interview von Amelie gar nicht so viel zeitlichen Abstand zum zweiten Interview hatte.
0: 29:04Und ich sehe das wie du. Ich hatte den Eindruck, dass sie das gebraucht hat, dieses zweite Interview, ihre Geschichte weiter zu erzählen. Ich kann mir auch gut vorstellen, zumindest wirkte es so in den Gesprächen, die ich im Nachgang mit ihr geführt habe, dass das noch mal mehr Anstoß gegeben hat, weiter an sich und an ihrer Therapie zu arbeiten. Zumindest hatte ich so den Eindruck. Was mir aufgefallen ist, sie hatte das von sich aus angeboten. Also das war nichts, was sie gesagt haben, sondern sie hatte gesagt
0: 29:40nach dem ersten Gespräch, das hat mir richtig gut getan. So, ich möchte das jetzt noch mal machen für ein weiteres Gespräch. Und dann dachte ich, okay, machen wir das zweite Mal. Und das zweite Mal war auch, das kann man so sagen, das war relativ wirr. Zumindest für mein Empfinden war es sehr wirr, um zu verstehen worauf sie hinaus wollte und was ihr Punkt war. Und wir hatten auch sehr viele Unterbrechungen, also sie hatte sehr viele Pausen gemacht und dementsprechend hatte man gemerkt, dass da noch sehr viel Schmerz ist, dessen sie sich vielleicht gar nicht so stark bewusst war in dem Moment und was aber für sie dadurch noch mal klarer wurde, dass sie da noch
0: 30:21einiges zu verarbeiten hat. Deshalb war es uns auch wichtig, dass wir diese Folge nicht zeitnah bringen, sondern das ist jetzt schon mehrere Monate her, dass wir die Folge aufgezeichnet haben. Also wirklich mehrere Monate her. Und wir sie jetzt erst ausstrahlen, damit das wieder mit einem gewissen Abstand für sie und in ihrem Einverständnis so publiziert wird. Dann hätte ich noch Oliver Brünner. Ich muss sagen, Oliver, ich musste, also ich habe die Folge natürlich dann später noch mal gehört und ich habe mich einfach selbst permanent grinsen hören, weil ich das Gefühl hatte, er strahlt so viel positive Energie aus und so viel Herzlichkeit
0: 31:08und die Geschichten, die er erzählt hat, die er in seiner Lausbubphase so erlebt hat. Er hat nur angefangen, die Geschichte zu erzählen und ich wusste, wie sie enden wird und musste schon lachen, bevor er sie erzählt hat, weil das einfach sehr, sehr herzlich war und ich mir so richtig vorstellen konnte, wie er ein Lausbub war. Deswegen ein sehr, sehr herzlicher Mensch, sehr, sehr offen und kommunikativ. Ich hatte wirklich das Gefühl, ich höre ihm einfach super gerne zu. Also er hat wirklich den richtigen Job für sich gefunden, muss man wirklich sagen. Und wir waren zu viert in einem Raum. Und trotzdem, wir waren nur zu viert, und trotzdem hat er den Raum vollkommen erhält und war vollkommen da, kommunikativ.
0: 31:59Und man hatte wirklich das Gefühl, ich kann diesem Mann einfach zuhören und da sein. Und das Gespräch, ich glaube, einer meiner ersten Sätze war dann auch, ich hätte noch viel länger mit dir sprechen können. Das hat super viel Spaß gemacht, mit dir zu sprechen. Hatte auch im Nachhinein noch mal Kontakt zu ihm gesucht, weil ich ihn einfach super, super spannend als Menschen fand und ich das Gefühl viel lernen zu können und mir dachte, wow, wenn das dein Mentor wäre, sehr sehr spannend. Eine sehr inspirierende Persönlichkeit. Ich fand, dass er so frech gegrinst hat und da wusstest du schon, da kommt eine Pointe und da ist wieder ein Witz drin. Was ich zu Oliver noch sagen kann, ist, dass ich bei ihm tatsächlich gar kein Vorgespräch hatte und tatsächlich
0: 32:54auch ziemliche Schwierigkeiten hatte, ihn als Gast zu bekommen. Das lag einfach daran, dass ich ihn mehrfach anschreiben musste und mehrfach auch den Kontakt gesucht habe und ich tatsächlich über einen Mitarbeiter, nenne ich es einfach mal, dass ich über den Mitarbeiter den Kontakt zu Oliver bekommen habe, aber bis zu dem Zeitpunkt, als er in die Tür von der Location reinkam,
0: 33:19hatte ich tatsächlich nicht ein Wort mit ihm gewechselt. Was ungewöhnlich ist, weil normalerweise – hast du wie viel Zeit verbringst du mit den Gästen voll? Normalerweise schreiben wir, dann machen wir einen Telefontermin aus, wo wir teilweise 30 Minuten teilweise, aber auch zwei Stunden miteinander reden, wo wir dann die ganzen Rahmenbedingungen vom Interview abklären, wann es stattfindet, wie lange es dauert, was der Gast alles bereit ist anzusprechen, was auf gar keinen Fall angesprochen werden soll. Dann je nachdem, wie aufregend oder aufgeregt die Gäste sind, telefoniere ich länger oder kürzer mit denen, welche Ängste sie haben,
0: 33:57ob sie Vorerfahrungen haben im Interview, in Interviews oder in anderen Podcasts. Und natürlich, dass du auch die Geschichte grundsätzlich erst mal erfährst. Richtig. Vor allem das. Ja, wie gesagt, teilweise 30 Minuten, teilweise aber auch zwei Stunden. Und die Zeit hatte ich bei Oliver nicht. Das lag daran, dass er tatsächlich so beschäftigt war, dass er immer ausgebucht war. Und er hatte auch, ich meine, im Nachgang, in unserem Nachgespräch, uns erzählt, dass er in der laufenden oder in der kommenden
0: 34:29Woche sieben Interviews in sieben Tagen geführt hat, wo er in anderen Podcasts war, wo er noch in Zeitungen, Zeitschriften. Unglaublich, unglaublich schön entsprechend, dass er denn doch zu uns gekommen ist. Ich glaube, das, was ich am meisten in dem Interview mit Oliver mitgenommen habe, ist der Satz Unheilbarkeit ist eine Meinung. Das fand ich so inspirierend und das benutze ich tatsächlich auch bei mir im Job. Und das hat so in meinem Körper tatsächlich auch so nachgeheilt. Das ist ein Satz, den vergesse ich nicht mehr so schnell. Aber gut, dann hätten wir noch einen Gast und zwar Dan Becker. Auch ein Gast, der auf deinen Wunsch hin bei uns ist.
0: 35:23Du hattest mir ein paar Namen, wie immer oder wie schon oft, einfach zugeworfen und die versuchte ich dann zu erreichen. Ja, hab ich erstmal die Geschäfts-WhatsApp erreicht, dann wurde ich auf die Geschäftszeiten verwiesen. Ich weiß noch, dass du zu mir gesagt hast, also es war in Berlin der Dreh, und ich weiß noch, dass du zu mir gesagt hattest, schau nicht nach rechts und links, versuch nirgendwo hinzugucken. Das tue ich, damit du nicht schon vorher weißt, worum es geht. Und dann sage ich auch ganz gerne, es ist eine Art traxenähnliche Umgebung, egal ob es das ist oder nicht, damit du einfach immer noch komplett frei, ohne irgendein Wissen in die Location reingehst. Haben wir auch in diesem Fall gehabt. Ich habe nur auf meine Schuhe geguckt, ganz brav.
0: 36:27Und dann ging die Tür auf und dann durfte ich natürlich in ein Gesicht schauen. Und dann war es Dan. Und dann habe ich die Hand geschüttelt und dann mache ich die Tür zu. Ich so, hey, ich kenne dich. Ich so, hallo Dan, ich kenne dich. Natürlich kenne ich dich. Ich wohne in Berlin. Das ist sehr offensichtlich. Und dementsprechend ist das Thema, also man die ein oder andere Person, die eben auch in Berlin wohnt, kennt letztendlich das, was er tut und das, was er macht. Und grundsätzlich war ich mit der Thematik schon betraut oder vertraut und wollte mich mit ihm darüber unterhalten, weil ich das Gefühl hatte,
0: 37:05das, was ich von ihm kannte und das, was ich von ihm wusste, war sehr auf Unternehmen getrimmt, also sehr faktisch, also sehr faktenbasiert und sehr, ich nenne es mal böse emotionslos. Und ich wollte den Menschen dahinter besser kennenlernen und was die Ambitionen dahinter waren. Und ja, man kann das auch so offen sagen, ich habe schon immer nachgebohrt. Wenn ich nicht das bekommen habe, was ich wollte, habe ich immer wieder nachgebohrt und wurde auch strenger in meiner Art und Weise, wie ich es kommuniziert habe. Er hat dann auch zu mir so viel gesagt wie, ja, ich merke schon, also das nur, ich kann nur so viel sagen, wie ich sagen darf. So, und das tue ich hier und ich weiß, dass es nicht immer ganz befriedigend für dich ist, du es zu dir mehr erhoffst, aber ich kann leider nur das sagen, was ich sagen kann. Und das ist eben genau das. Und deshalb meine ich auch zu glauben, dass man, also ich für meinen Teil habe zumindest gemerkt,
0: 38:05dass ich impulsiver wurde und lauter wurde. Provokanter. Ich weiß nicht, ob es provokant ist. Ich würde nicht mal sagen, ich bin provokanter geworden. Ich würde eher sagen, ich bin mit losgelösterer Zunge rangegangen. Ja, so kann man es auch bezeichnen. Und ich habe auch immer noch super viele Fragezeichen. Es gibt immer noch viele Dinge, die für mich nicht beantwortet wurden, weil er, wie gesagt, schon nicht immer alles so sagen konnte. Was ich aber auch sagen kann, ist, dass ich das Geschäftsmodell nicht gut finde.
0: 38:42Ich finde die Art und Weise, was die Intention dahinter ist, ehrlich gesagt, und persönlich auch nicht gut. Und dementsprechend wollte ich auch mehr auf diesen persönlichen Faktor kommen, der Moral, der Idee, die dahinter steckt. Und egal wie ich geboren habe, ich habe für mich keine schlüssige Antwort bekommen, wieso er das tut. Also es war ja so viel wie die Aussage, ich habe etwas erlebt und ich möchte, dass alle Menschen das erleben.
0: 39:15Und ich möchte, dass es für alle frei zugänglich ist, weil es ist legal. Aber da fehlt mir der wirkliche Kern des Lebens. Warum mache ich das? Was ist mein Ziel dahinter? Mir fehlt der persönliche Purpose, der hinter so einer Situation steckt. Und das hat mich einfach ein bisschen schäumen lassen. Und dann auch noch, als er gesagt hat, er möchte es internationalisieren, da dachte ich mir, jetzt ist aber alles vorbei. Da dachte ich mir so, hör mal, da verlierst du jegliche Art von Kontrolle und Grenzen. Das kann doch jetzt nicht dein Ernst sein. Da hatten wir sehr unterschiedliche Ansichten und sehr unterschiedliche Vorgehensweisen, wie man
0: 39:58über so etwas denken kann. Ja, ich für meinen Teil sehe keinen wirklichen Mehrwert dahinter. Ich für meinen Teil sehe sehr viele Risiken und problematische Situationen, die dahinter stecken, worüber ich der Meinung bin, dass sich zu wenig Gedanken gemacht wird und dass wir hier in einer sehr luxuriösen Situation sind und man sich für schon sehr luxuriöse Menschen noch etwas Luxuriöseres, Legales überlegt. Wir sind aber an einem Punkt in der Gesellschaft, in der ich der Meinung bin, dass wir einen Mehrwert bieten sollten und Raum geben sollten für Menschen, die es
0: 40:38nicht immer leicht haben. Und sich dann für Menschen einzusetzen, denen es grundsätzlich schon sehr, sehr gut geht, und da noch die legalen Grenzen auszutesten, damit es ihnen noch besser geht, das geht nicht mit meinen Moralvorstellungen einher. Und ich merke schon, dass du den Menschen dahinter gut genug kennengelernt hast? Nein. Ich habe auch ziemlich klar, meine ich, dir danach im Auto gesagt zu haben,
0: 41:02dass ich das Gefühl habe, keinen Meter persönlich greifen zu können. Ich hatte nicht das Gefühl, also du bekommst danach immer so ein Gefühl für einen Menschen und du kannst danach diesen Menschen besser greifen. Normalerweise hast du das Gefühl, nach jedem Interview. Ja, sorry, genau. Nach jedem Interview habe ich das Gefühl, ich kann den Menschen besser greifen, ich kann besser verstehen, wie er tickt und was seine Ambitionen sind, whatever. Es ist nicht so, dass ich sage, ich kann Menschen gut lesen oder was auch immer. Sondern du hast einfach nach einem Gespräch, und in der Regel geht das länger als zwei Stunden, was wir da tun, du kannst irgendwas rauslesen. Und das konnte ich bei ihm gar nicht.
0: 41:40Und das konnte ich aus dem, was ich von ihm vorher wusste, auch nicht. Und das hat es für mich noch viel schwieriger gemacht, ihn persönlich als Menschen nahbar zu greifen und das, was er ist und das, was er tut, zu greifen. Und da habe ich keinen persönlichen Nenner dazu gefunden. Okay, wenn du jetzt schon merkst, dass du etwas impulsiver wirst, würde ich dir gerne eine Frage stellen. Du sagst, dass du nach den Interviews immer den Eindruck hast, die Menschen besser kennenzulernen. Da würde mich natürlich brennend
0: 42:14interessieren, wie sieht das bei Rudi Sabo aus? Eine Person, die im Gefängnis war, aufgrund von versuchten Totschlag, mehreren Raubüberfällen bewaffnet, wo deine erste Reaktion war einfach zu lachen und du hast nicht aufgehört. Was war da los? Ganz einfach, als Rudi uns die Tür aufgemacht hat und wir können sagen, es war ja offensichtlich, sie war in der Schweiz, wir kennen uns in der Schweiz nicht aus. Das heißt also, wir sind erstmal rumgeirrt, wo ist der richtige Eingang und haben geschaut. Und dann ist Rudi uns entgegengekommen auf der Straße und hat gesagt, komm hier rüber. Und dann dachte ich mir, ach, netter älterer Herr. So und hat uns auch so herzlich empfangen und hat dann mit uns erstmal herzlich über alles gesprochen.
0: 43:06Er hat mir auch den Koffer abgenommen mit dem ganzen Equipment und ich dachte mir, hör mal, ich trage ihn gerne, du bist ein paar Jahre älter als ich, aber so gentlemanlike wie er ist, hat er den Koffer dann auch die zwei Etagen hoch getragen. Und er hatte uns ja vorab schon zum Raclette-Essen eingeladen. Das hast du mir gesagt. Er hatte uns scheinbar zum Raclette-Essen eingeladen.
0: 43:44Also für danach. Ja, dementsprechend bin ich nicht von dieser Thematik ausgegangen, da bin ich ganz ehrlich. Er hatte uns ja vorher noch erzählt, ich weiß gar nicht mehr in welchem Kontext es war, aber dass er, ich glaube, von seinen Enkelkindern auch als Weihnachtsmann bezeichnet wird. Ja. Und das trifft es eigentlich ganz gut äußerlich gesehen. Und dementsprechend bin ich mit einem gewissen, ja, ich war natürlich in gewisser Art und Weise
0: 43:57voreingenommen, aber im Hinblick dessen, was jetzt eben ein älterer Herr sein könnte oder was man eben als älterer Herr gemacht haben könnte. Was hast du denn vermutet? Ich habe keine Ahnung. Ich konnte es nicht sagen. Ich konnte wirklich nicht sagen, um was es gehen würde. Ich hätte aber ehrlicherweise eher gedacht, dass es in Richtung Handwerk oder ähnliches geht. Und da bin ich sehr stigmatisierend rangegangen, ehrlicherweise so im Nachgang, wenn man mal so drüber nachdenkt. Aber ich dachte, es geht irgendwie in die Richtung. Und dementsprechend war ich etwas schockiert, als er dann eben genau das gesagt hat. Und dann musste ich lachen, weil ich mir dachte, das hätte ich dir nun wirklich nicht zugetraut. Ich hätte dir, wenn du mir auf der Straße
0: 44:41begegnet wärst, hätte ich dir jetzt kurz mal mein Eigentum übergeben, damit du mir hilfst. Oder damit ich dir helfen kann, hätte ich das durchaus gemacht und hätte das natürlich nicht wahrgenommen, dass er letztendlich so etwas getan hat. Und dementsprechend war meine Reaktion oder beruhte meine Reaktion darauf. Es war so ein erschrockenes Lachen, hatte ich den Eindruck. Ich kenne dich ja jetzt etwas länger. Und es war schon herzlich, aber es wurde immer so ungläubiger, so, what, wo bin ich? Und dann habe ich auch deinen Blick gesehen, tatsächlich, während du gelacht hast. Das ist meine erste Reaktion, wenn der Gast etwas sagt, dann gucke ich immer dich an, weil mir deine Reaktion sehr gefällt oder weil ich deine Reaktion auch gerne abschätzen möchte. Und ich glaube, es gab keinen einzigen Gast, bei dem deine Reaktion
0: 45:35mich auch so sehr befriedigt hat, weil es geht ja auch darum, dass du nichts weißt. Und du bist, glaube ich, von deinem Glauben abgefallen, als Rudi das gesagt hat. Soweit würde ich ehrlich gesagt nicht gehen, würde aber sagen, dass ich überrascht war. Offensichtlich. Okay, dann noch einmal gerne zurück zu meiner Frage. Du hast Rudi etwas besser kennengelernt, bevor du wusstest, was er getan hat in seiner Vergangenheit. Und nachdem du wusstest, was er in seiner Vergangenheit getan hat und was er heute tut, wie hat sich deine Meinung geändert? Oder inwiefern hast du ihn besser kennengelernt?
0: 46:17Also ich muss sagen, dass ich, als er es erzählt hat, erst mal, es hat einen Moment gedauert, bis ich verstanden habe, wirklich, was er getan hat. Es ist nicht direkt angekommen. Und so richtig Klick hat er es gemacht, als er davon erzählt hat, und das ist mir auch bis heute sehr stark im Kopf geblieben, als er davon berichtet hatte, dass er das fünfjährige Kind genommen hat und eine Waffe an den Kopf gehalten hat. Das ist mir bis heute sehr, sehr stark in Erinnerung geblieben, weil mir Kinder in dem Alter auch sehr bekannt sind und ich mir dann dachte, das geht gar nicht, das ist wirklich ein ekelhaftes Verhalten.
0: 46:55Und ich ihn auch dann unterbrochen habe und ich ihn auch einfach gefragt habe, also was hast du dir dabei gedacht? Und er meinte, man denkt nicht, man macht nur. Und ich fand es eine sehr Einfach weil er so konträr ist zwischen dem, was er wohl mal war und dem, was er heute ausstrahlt. Und das zeigt, wie diffus ein Mensch sein kann, wenn es ihm nicht gut geht. Und deswegen fand ich es auch krass, als er gesagt hat, dass alles innerhalb eines halben Jahres passiert. Und es zeigt, wenn es einem Menschen gesundheitlich nicht gut geht und lange etwas unverarbeitet ist, was das mit einem Menschen machen kann und wie man Situationen wahrnehmen kann und was das bewirken kann, wie ein Mensch am Ende des Tages wird. Ich versuche in der Regel schon auf die Vergangenheit
0: 47:56einzugehen, um zu verstehen, warum sind wir an diesem Punkt, warum reden wir gerade über diesen Punkt, über den wir reden. Und er hat es von sich aus gemacht, um klar und verständlich mitzuteilen, es hat einen Grund, warum ich so gehandelt habe. Und dieser Grund ist valide in dem Sinne, dass man sagt, da ist sehr viel Schmerz und sehr viel Unverarbeitetes und er hat auch sehr viel Leid erfahren, ist aber meines Erachtens nach keine Rechtfertigung dessen, einem Menschen so etwas anzutun. Das ist mir aber erst durch Reflektionen nach der Folge wirklich bewusst geworden, dass ich ehrlicherweise, und das muss ich mir selbst eingestehen, zu positiv ihm gegenüber war. Das finde ich, dass ich im Nachhinein zu positiv ihm gegenüber war. Und wahrscheinlich sind das Punkte, die ihm bewusst sind, und die hat er auch deutlich gemacht, dass er das bereut. Aber eine Situation zu bereuen und so
0: 48:55viel verbrannte Erde dabei zu hinterlassen, rechtfertigt nicht, dass man sich jetzt ehrlicherweise so gebessert hat. Das ist meine persönliche Meinung. Er als Mensch, ich fand ihn sehr beeindruckend und ich fand auch, als wir fertig waren mit dem Gespräch oder als die Kamera aus war, habe ich mir gedacht, wow ist er ein sympathischer Mensch. Und das fand ich dann noch mal schwieriger, weil ich dann sehr lange darüber nachdenken musste, wie kann ein so sympathischer Mensch so etwas Schlimmes machen und auch nachhaltig das Leben von Menschen so beeinflussen. Das fand ich wirklich sehr, sehr krass. Und ich finde, er ist ein sehr, sehr lieber Mensch gewesen, so wie er uns sich gezeigt hat.
0: 49:45Und ich glaube, dass er alles dafür tut, um das gut zu machen, was er getan hat. Aber ich finde, für mein Empfinden, so wie ich reagiert habe auf die komplette Situation, habe ich zu wenig für mich im Nachgang deutlich gemacht, dass er in seinen, in Anführungszeichen, schlimmen Jahren oder das schlimme Jahr, es war ja nur ein halbes Jahr, in dem er nur, in Anfangszeichen, über das gemacht hat,
0: 50:07dass das sehr viel eingenommen hat und dass das sehr viel bestimmt hat und dass ich da nicht deutlich und klar genug signalisiert habe, dass das etwas ist, womit ich nicht einverstanden bin. Ich kann dir sagen, dass ich im Vorgespräch, habe ich natürlich auch mit ihm geführt, hatte ich ähnliche Gedanken. Ich war mir auch unsicher, wie ich mich ihm gegenüber verhalten werde und inwiefern meine Reaktion auf ihn, auf dich Einfluss nimmt. So eine Geschichte oder zu wissen, dass der Mann, der mir jetzt so gegenübersteht, einem Kind eine Waffe an die Schläfe gehalten hat und das auch einfach so auch im Telefonat erzählt hat, das macht etwas mit mir. Natürlich, offensichtlich, hoffentlich. Ich habe aber in Vorbereitung zu dem Interview auch seine
0: 51:02Biografie gelesen und in seiner Biografie beschreibt er auch deutlich ausführlicher, wie er zu seinen eigenen Taten gestanden hat und auch wie seine Gedanken während der Tat war. Also nicht nur bei dieser Geiselnahme, sondern auch bei anderen Überfällen, die er in dem Buch beschrieben hat. Und weil ich dieses Buch gelesen habe, kann ich ihn besser verstehen. Und ich glaube, aus dem Grund ist er mir trotzdem immer noch sympathisch. Er ist mir auch sympathisch. Nein, nein, aber sympathisch und aus dem Grund verurteile ich ihn auch nicht. Nicht mehr.
0: 51:52Ich verurteile ihn nicht als Menschen. Ich verurteile seine Tat. Und die kann er nicht rückgängig machen. Das verurteile ich. Und ich verurteile, dass egal wie schlecht es einem Menschen geht, es gibt keinem das Recht, über das Leben eines anderen Menschen zu entscheiden. Und diese Entscheidung hat er gefällt. Diese Entscheidung hat er getätigt, indem er so gehandelt hat, wie er gehandelt hat.
0: 52:19Und offensichtlich hat er damit das Leben von anderen nachhaltig beeinflusst, zu etwas Negativerem. Es ist nicht so, dass ich negativ aus diesem Gespräch raus bin. Ganz im Gegenteil. Ich bin positiv aus diesem Gespräch raus und ich empfand ihn als sehr herzlichen und liebevollen Menschen. Und ich hatte nicht eine Sekunde Angst oder so. Ich hatte nicht eine Sekunde darüber nachgedacht, ob das unsicher für uns wäre oder so was. Das überhaupt nicht. nur erschreckend, wie sympathisch er mir doch war. Aber nicht in dem Moment, sondern erst später,
0: 52:55als ich wirklich reflektiert habe und verstanden habe, was er getan hat. Weil selbst wenn man mir das sagt, dann nehme ich das erstmal hin und danach verarbeite ich das und danach kann ich besser verstehen, wie die Dinge zusammenhängen. Und da muss ich sagen, da reicht auch der Rahmen Rahmen unseres Podcasts nicht aus, um die Gefühlslage, die du beschreibst, die er eben wiedergegeben hat, dem gerecht zu werden. Das heißt, auch da muss man natürlich sagen, dass ich in dem Fall ein sehr einseitiges Bild habe von dem, was ich eben erfahren habe, weil ich es in Anführungszeichen nur durch das Gespräch erfahren habe, was wir geführt haben. Und da ist natürlich nicht so der Rahmen da,
0: 53:32wie in deinem Fall, was für ihn Reue bedeutet und wie er die ausgelebt hat. Natürlich hat er sich geändert. Ich meine, ansonsten würde er nicht das machen, was er heute tut und ansonsten würde auch er nicht so offen darüber sprechen, was er getan hat und auch gleichzeitig anderen zu übermitteln und anderen mitzugeben, dass sie aufhören sollen mit so einem Scheiß. Das heißt also, er ist ja gewillt, das anders zu machen und er macht es anders. Aber nichtsdestotrotz habe ich und ich glaube, das hat auch sehr viel mit mir einfach als Person zu tun, häufig das Gefühl, nicht richtig zu reagieren.
0: 54:08Oder dass ich, ich hatte im Nachhinein, sagen wir es mal so, ich hatte im Nachhinein das Gefühl, nicht immer so reagiert zu haben, wie ich es gerne getan hätte im Nachhinein. Wie hättest du gerne reagiert? Ich hätte gerne deutlicher gemacht, wie schlimm ich sein Verhalten fand in den Situationen. Ich habe es versucht, daran anzuknüpfen, aber ich habe es nicht so erzählt, wie ich es gerne hätte. Weil er dir zu sympathisch war? Nein, sondern einfach weil mir der Rahmen gefehlt hat, um zu reflektieren und zu verstehen, was er getan hat. Und wirklich das zu fühlen, in Anführungszeichen.
0: 54:42Ich kann es nicht fühlen, aber mich in so einer Situation gedanklich wiederzufinden und dann zu verarbeiten und zu verstehen, was für ein Schmerz die Menschen durchgemacht haben, das kann ich nicht innerhalb weniger Minuten. Aber kannst du auch nachvollziehen, dass er selber Schmerz durchlebt hat, nachdem er diese Tat getan oder vollbracht hat? Er hat
0: 55:28sehr, wie gesagt, er hat sehr viel über Reue gesprochen, aber auch was Vergebung bedeutet. Und er hat ja auch im Interview erwähnt, dass er aktiv den Kontakt zu den Opfern gesucht hat, weil er diese Vergebung auch erwünscht hat. Er hat sie nicht, wie hieß das im Buch, er ging nicht davon aus, dass man ihm vergibt, aber er wollte darum bitten. Also er hat die Vergebung nicht eingefordert. Er wollte sich entschuldigen, weil er es bereut hat. Er hat es zutiefst bereut. Und er ist auch nicht zu diesem Treffen gegangen mit den Opfern mit der Intention oder mit dem Gedanken, ja, die werden mir alle vergeben. Auf gar keinen Fall. Aber dass er diese Opfer
0: 55:53getroffen hat, hat sehr viel mit ihm gemacht. Und ich glaube, deswegen verurteile ich ihn weniger für die Taten, die grausam sind, um Gottes willen, keine Frage. Aber ich verurteile ihn weniger dafür, weil ich weiß, weil ich mir einbilde zu wissen, was er in seinem Weg der Vergebung und Erreue mitgenommen hat und wie er selber daran auch wachsen konnte. Du hattest dir ja in unserer letzten Reflexionsfolge gewünscht, jemanden kennenzulernen, der tatsächlich eine Straftat begonnen hat. Du hast deinen Wunsch erfüllt, offensichtlich. Jetzt würde mich natürlich interessieren, was wünschst du dir für die nächsten Folgen? Welche Menschen möchtest du kennenlernen?
0: 56:43Was für Themen soll ich dir servieren? Ja, ich hätte mich wahrscheinlich auf diese Frage vorbereiten können, was ich nicht getan habe. Aber ich würde weg von dem Gedanken gehen, ein spezielles Thema zu nennen, aus dem einfachsten Grund. Das, was wir tun, ist aus mehreren Punkten oder aus mehreren Gesichtspunkten super spannend und gibt mir super viel Kraft und Energie. Und einer davon ist, wir alle bewegen uns in einer Welt, in der wir nur noch das konsumieren, was wir für richtig empfinden und was uns interessiert. Das heißt, wir haben ein sehr einseitiges Bild dessen, was in der Gesellschaft passiert und dessen, wie Menschen leben und was sie tun. Und wenn
0: 57:28mich Dinge nicht tangieren, setze ich mich mit denen auch nicht auseinander. Dann beschäftige ich mich nicht damit. Und ich bin ein sehr wissbegieriger Mensch und habe immer großes Interesse daran, neue Dinge zu lernen, neue Sichtweisen zu verstehen oder auch denen komplett gegenzustimmen. Und ich habe das Gefühl, dass wir das eben so gesellschaftlich weniger haben. Und deshalb finde ich es sehr, sehr spannend, unser
0: 58:08Konzept aus dem einfachsten Grund, du zwingst nicht nur mich, sondern auch die Hörenden, sich aktiv mit den Themen auseinanderzusetzen, weil sie gerade in dem Moment davon erfahren und dementsprechend auch neue Sichtweisen, neue Ideen, neue Entwicklungen, whatever, kennenlernen und dementsprechend wünsche ich mir für die
0: 58:26Zukunft, dass ich dir noch mehr interessante Perspektiven, interessante Menschen, neue Erfahrungen und wen auch immer ich finde, vorbeibringe. Ich glaube, ich kann für alle Hörenden noch nicht sprechen. Ich bin bzw. wir sind gespannt. Ich hoffe, dürft ihr sein. Dann bis zum nächsten Mal. Bis zum nächsten Mal. Hier noch eine Anmerkung. Wenn du von den besprochenen Themen betroffen bist oder Unterstützung benötigst, bitte zögere nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hole dir Unterstützung bei professionellen Hilfeeinrichtungen oder dir vertrauten Personen.
0: 59:01Bis zum nächsten Mal. Bye. Von Bohne zu Bohne. Du wirst selbst bei uns dabei sein? Dann melde dich auf unserer Website oder unserer Social Media. Selbst bei uns dabei sein? Dann mail sich auf unserer Website oder unserer Social Media.
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