Der ehemals Schwerbehinderte, der heute Millionen begeistert #16 Oliver Brünner

Shownotes

Die unglaublich inspirierende Transformation von Oliver Brünner ist unser heutiges Thema. Mit der Nabelschnur um den Hals geboren, brauchte er fast 20 Minuten, um seinen ersten Atemzug zu nehmen. Darauß folgte die Diagnose: spastische Tetraparese mit Tetraplegie. Lange bestimmte diese Diagnose seine Kundheit und Jugend bis er den Entschluss fasste: "Eine Diagnose ist nur eine Meinung". Erlebe die bewegende Geschichte von einem Leben, das gegen alle Erwartungen geprägt ist von Mut, Entschlossenheit und Triumph.

Hier gehts zu Oliver Brünners Accounts: Instagram: https://www.instagram.com/oliver_bruenner/ Website: https://www.oliverbruenner.com


Du möchtest selbst Gast bei uns sein? Dann melde Dich hier: https://vonbohnezubohne.com/sei-unser-gast/

Du möchtest mehr über uns erfahren? Dann schau Dich hier um: https://vonbohnezubohne.com/ueber-uns/

Unser Social Media: Instagram Von Bohne zu Bohne: https://www.instagram.com/vonbohnezubohne/ Instagram Sania: https://www.instagram.com/saniajader/ Instagram Charlotte: https://www.instagram.com/charlottejader/ YouTube Kanal: https://www.youtube.com/@VonBohnezuBohne

Transkript anzeigen

0:00:00Stell dir vor, du kommst in einen Raum, vor dir sitzt ein Mensch und du hast keine Ahnung, wer das ist. Das passiert mir in jeder Folge bei unserem Podcast von Bohne zu Bohne. Mein Name ist Charlotte und ich weiß vorher nichts über unsere Gäste. Kein Name, keine Information, keine Themen. Also werden meine Fragen auch deine Fragen sein. Ich bin Sanja und ich suche die Gäste. Hier achte ich darauf, dass es Menschen mit spannenden Persönlichkeiten und faszinierenden Erlebnissen sind. Und genau die wollen wir mit euch teilen.

0:00:31Bist du bereit, gemeinsam mit Charlotte neue Geschichten kennenzulernen? Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge. Mein Name ist Charlotte. Mein Name ist Tanja. Mein Name ist Oliver Brunner und ich war mal Schwerstbehinderter. Oh, hi Oliver. Schön, dass du heute hier bist.

0:00:56Ich bin auf deine Geschichte sehr gespannt. Wo beginnt deine Geschichte? Tja, 1962. Da bist du geboren? Da bin ich geboren, ja. Eigentlich sollte das alles ganz gesund aussehen. Es gab also überhaupt gar keine Anzeichen auf irgendeine Behinderung. Denn es ist, wie viele Leute glauben, keine Krankheit, sondern es war ein Unfall.

0:01:23Die Nabelschnur im Hals während der Entbindung. 1962 hatten wir lange nicht die Medizintechnik von heute. nicht gemerkt, dass sie etwas anderes hätten tun müssen, als sie dann getan haben. Sie haben nämlich noch an mir rumgezogen und damit die Nagelschnur erst noch mal richtig festgezogen und laut Berichten 15 Minuten akuter Sauerstoffmangel, was am Anfang gar nicht erst erkannt wurde.

0:01:55Man hat nur gemerkt, da ist was schiefgegangen. Nach rund zwei Jahren hat man das erst so richtig bemerkt. Weil Sitzen, ich bin immer wieder umgefallen, Stehen gar nicht, Laufen überhaupt gar nicht, die Hände gar nicht benutzbar. Und naja, was man so mit zwei Jahren spricht, da sprach der Oliver auch nicht.

0:02:21Und dann ging das los mit den Kliniken. Also Universitätsklinik Göttingen fing es an. Eine Zwischenfrage. Ist es deinen Eltern zuerst aufgefallen oder ist es den Ärzten in den U-Untersuchungen aufgefallen? Das kann ich heute gar nicht mehr sagen. Gab es damals schon U-Untersuchungen? Gute Frage.

0:02:43Zumindest sicherlich oberflächlich. Die Reflexe sollen wohl da gewesen sein. Diese berühmten Abkahlzahlen waren alle da. Weil es betraf ja nur den motorischen Körper. Und das Rumzappeln, was ein Baby macht, habe ich auch gemacht. Das ist ja in dem Augenblick noch alles sehr unkontrolliert und dadurch haben wir es alle nicht gemerkt.

0:03:20Es kam dann erst auf als Laufen, Krabbeln, Stehen, alles das, alles anfangen sollte und es passierte nichts. Okay, du hattest eben berichtet, dass es dann losging mit den Kliniken. Was bedeutete das? In allererster Linie mal Heimweh, weil man wird ja rausgerissen, von der Mutter weg, von den Verwandten weg, in eine kalte Klinikumgebung. Und dann jagt eine Klinik die andere, weil man ja nicht damals den Begriff noch nicht hatte. Der sich dann rauskristallisierte über drei, vier Krankenhausaufenthalte über Wochen, spastische Tetraparese in Vollausprägung

0:04:09mit Gesichtslähmung. Das war so die Diagnose am Ende der Tage. Dementsprechend, Diagnosen sind Gefängnisse, wissen wir alle, wenn man daran glaubt, dann bleibt man drin. Und so habe ich dann meine Kindheit auch verbracht. Gut behütet, allerdings muss ich auch heute noch immer noch meiner Mutter ganz großen Respekt zollen, weil die hat gekämpft wie ein Löwe, dass ich nicht in einem behinderten Kindergarten oder in eine Behindertenschule gekommen bin, sondern ich bin zwar Low-Level Hauptschule, unterste Kategorie, mit 4 Minus habe ich gerade noch den Hauptschulabschluss

0:05:02bestanden. Das lag aber nicht daran, dass ich das hätte nicht gekonnt, sondern mir hat ständig die die Arbeiten abzuschließen. Und den Lehrern ist das jedes Mal Wasser auf ihre Mühlen gewesen. Der Oliver schafft es nicht. Eigentlich gehört er auf eine Behinderten Schule. Und damit haben die das auch gefeiert, dass ich schlechte Noten habe, damit sie sich selber rechtfertigen konnten. Das war damals einfach so. Und so habe ich dann in Rechtschreibung eine 6 auf ein Zeugnis gehabt.

0:05:42Nicht, weil ich nicht rechtschreiben konnte, ich schreibe heute Bücher. Also ich habe die Grammatik schon verstanden. Nur, mitten im Diktat haben dann die letzten 10 Sätze gefehlt. Und die wurden ja nicht als nicht bewertet, sondern als Fehler bewertet. Einfach, weil man das wollte. Und so ist dann dieser schlechteste Hauptschulabschluss der Schule zustande gekommen und mein letzter Klassenlehrer hat gesagt, du brauchst einen

0:06:15Abschluss und hat mir dann noch eine 4 minus im Mathe C Kurs gegeben, damit ich diesen Hauptschulabschluss noch kriege, weil der war Voraussetzung, um eine Ausbildung machen zu dürfen. Und das hat er erkannt und hat dann im Grunde genommen alle Augen, die man so haben kann, zugedrückt, damit ich diesen Zettel kriege. Hast du Geschwister, Oliver? Ja, ich habe zwei jüngere Schwestern. Und wie ist die Beziehung zu deinen Schwestern? Während der Kindheit normal, wie man das so zwischen Schwestern und Brüdern kennt. Und als der Oliver sich dann aber aufgemacht hat, doch noch erfolgreich zu werden,

0:07:10sprich ich habe meinen Bürokaufmann dann mit 1,0 abgeschlossen vor der IHK. Also ganz offiziell keine Sonderlocken, sondern richtig echt hier in Hannover. Und meine Geschwister alle schlechter waren in den Abschlüssen. Da hat man es dann freundlich ausgedrückt, habe ich nur eine Eins bekommen, weil ich behindert bin. Also man hat dann die Leistung gedreht in Mitleid und so weiter, nur damit man selber nicht schlechter dasteht. Das ist tatsächlich passiert und passiert auch bis heute. Das heißt also deine Geschwister haben deine Leistung relativiert.

0:07:56Genau, ganz klar. Vor allem um nicht selber kleiner dazustehen. Das ist typisches Grundverhalten. Man macht ja andere schlecht, nicht weil sie schlecht sind, sondern damit man selber besser aussieht. Alte Regel. Ja. Hatte deine damalige Situation Einfluss auf eure Beziehung in der Kindheit?

0:08:18Also ich vermute, und du kannst mich da berichtigen, aber ich vermute, dass du in gewisser Art und Weise ja mehr Aufmerksamkeit von deinen Eltern bekommen hast, weil du ja mehr durch Klinikenaufenthalten durch musstest oder ähnliches. Gab es da einen Einfluss drauf? Also aus der heutigen Sicht gab es die verstärkte Aufmerksamkeit nur von meiner

0:08:37Oma. Meine Eltern waren beide berufstätig. Ich habe insofern eine normale Kindheit, was so Fürsorge angeht, also ich hatte keine Helikoptereltern, sondern ich bin so mitgelaufen. Es gab keine besondere Aufmerksamkeit. Wenn ich mir die Knie abgeschrammt habe und das kam fast täglich vor, dann war das so. Oliver, du sagst schon, dass du körperlich behindert warst. Wie kann ich mir das vorstellen, inwiefern hat sich die Behinderung bei dir geäußert? Also man braucht einfach mal ins Internet bei Google spastische Tetraparese eingeben,

0:09:24dann sieht man sofort worum es geht. Und es ist tatsächlich diese X-Bein-Stellung, dass die Knie zusammenstehen, man wippt beim Gehen. Die Hände waren ganz nach innen gebogen. Das ist heute weg. Das geht heute. Die waren hier unten. Die rechte baut sich langsam auf.

0:09:49Die war auch hier unten. Auf älteren Bildern, sogar auf meiner Homepage, sieht man das noch, hatte ich hier ein Überbein. Das ist inzwischen weg. Und wenn man genau hinguckt, sieht man die Speichen. Das ist schon wegtrainiert.

0:10:03Meine Sprache hat regelmäßig Passanten dazu aufgefordert, die Polizei zu rufen, weil ich ins Auto gestiegen bin und die haben geglaubt, ich sei betrunken. Das ist real passiert. Das war so meine Erfahrungswelt, ja. Genau. Laufende sehr schwer, sehr langsam, greifen so gut wie gar nicht. Das Zittern hat dafür gesorgt, dass jede Tasse mit Kaffee oder jeder Suppenteller garantiert auf dem Boden landete. Und wenn ich am Tisch angekommen war, war die Tasse oder der Teller

0:10:45meistens leer. Ist so. Und heute gehe ich mit vollen Tassen durchs Haus, transportiere Suppenteller von Küchenteile bis Esszimmertisch, ohne dass da was daneben geht, das klappt. Okay, Ali, du sagtest gerade, du hast deinen Hauptschulabschluss gemacht, hast aber auch angedeutet, dass du deine Ausbildung zum Bürokaufmann, wenn ich mich richtig erinnere, mit 1,0 abgeschlitten hast. Magst du einmal die Zeit dazwischen beschreiben und vor allem, was ist danach passiert?

0:11:18Denn ich weiß ja, dass da noch einiges kommt. Ja, also 1978, da war ich 16, da hat man mich, also meines in diesem Fall das Arbeitsamt und meine Eltern aus, heute würde ich sagen, Hilflosigkeit, mich in das Andersstift Hannover, Beemerode, Wüffelrode, gesteckt hier in der Stadt. Ich wollte eigentlich Chemielaborant werden, durfte es aber nicht, wegen der Berufsgenossenschaft. Es stand ein großer Anteil Unfallgefahr und so weiter und haben gesagt, da wird er nicht versichert etc. So, was nun? Sesselpupsen war für mich überhaupt gar nicht drin.

0:12:05Das war meine damalige Sprache. Also wusste auch das aller Stift nicht mit mir anzufangen. Dann haben die mich in eine sogenannte Berufsfindung gesteckt. Heißt, vier Wochen Tüschlerei, gucken, ob ich Möbel bauen kann und so ein Kram. Danach vier Wochen Näherei, ob ich Klamotten zusammennähen könnte, dann gab es die technische Zeichnung und und und. Also jede Berufsgruppe Elektriker bis am Ende nur noch Büro überblieb, weil nichts wirklich ging. Ja, also doch Sessel, Pupser. Ich war aber damals schon ein extremer Rebell. Ich habe mir so gut wie nichts gefallen lassen.

0:12:56Und wenn mir ein Pädagoge, Pädagogin gesagt hat, lass alles, dann habe ich es erst recht gemacht. Einfach, das war Oliver, Rebell Nummer eins. habe ich auch viel Spaß gemacht. Was mir dann sehr zum Nachteil gereicht wurde, und zwar eine Anekdote, die so ausschlaggebend war, in der Tischlerei.

0:13:25Da gab es einen kleinen, also 1,50 m großen Tischlermeister, der immer frech war. Irgendwie war er immer frech. Und dann hat Oliver sich gedacht, ach weißt du, organisierst du dir drei, vier kräftige Kerle und Freitag gegen 16 Uhr, Feierabendzeit, haben wir den oben auf den höchsten Schrank gehievt und haben ihn dann sitzen lassen. Bis dann irgendwann mal dieser berühmte Wachdienst ihn entdeckt hat. Tja, so einen 2,50 m Schrank, da springt man ja auch einmal nicht runter.

0:14:09Ja, das haben die da runter geholt. Wer war das? Oliver. Ich? Ne, das waren noch die anderen vier. Ja, aber du bist der Ansteckter. Das hat mir dann Berufsunfähigkeit eingebracht. Die haben mich als nicht ausbildungsfähig eingestuft. Wegen dieser Spaßattacken. Und dann durfte ich ein Jahr lang Berufsförderungsjahr machen.

0:14:39Nur Beschäftigungstherapie. Nur Beschäftigungstherapie. Und inzwischen bin ich mit dem Herrn Rosshaar wieder grün. Wir haben ihn in Hamburg vor einiger Zeit getroffen, tatsächlich per Zufall. Beim Eisenbahnmuseum stand der plötzlich vor der Eingangstür. Ich denke, den kennst du doch, 30 Jahre her. Da sagte Oliver, mit dir habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen.

0:15:19Warum? Weil ich ihn in meinem Buch zerfetzt habe. Ich habe ihn auseinandergebaut, weil er ein unfähiger Pädagoge war. Dann gab es einen Intelligenztest. Heute würde man das MPU nennen, was man so macht, wenn man den Führerschein durch Alkoholismus verliert oder so. Den habe ich machen dürfen. Und da ist dann, weil ich gar nicht wusste, was die von mir wollen, kam dann raus, Intelligenz ausreichend für Bürogehilfe, ohne mir attestiert. Und dann haben sie gleich noch so Reaktionstests gemacht für spätere Führerscheine und das, was

0:16:19da so ist. Da war so ein Gerät mit Lampen, so 20 Lampen und zu jeder Lampe war eine Taste. Und dann musste man, wenn die Lampe leuchtet, die dazugehörige Taste so schnell wie möglich drücken. Der Versuchsleiter macht es einmal vor. Ich habe mir natürlich mit ausreichender Intelligenz für Bürogehilfe die Reihenfolge gemerkt. Und dann sagt er, können wir anfangen? Dann sag ich, ja, können wir. Okay, Lampe leuchtet, ich tippe.

0:16:54Ich tippe, Lampe leuchtet. Dann sagt er, du musst warten, bis die Lampe leuchtet. Dann sag ich, wer testet hier eigentlich wen? Das war so diese typische Oliver. Immer so ein Schalt im Nacken. Ich hab den dann bestanden, durfte auch meinen Führerschein machen, den ich bis heute habe.

0:17:16Mit vielen Punkten, immer abwechselnd, auf und ab. Gerade heute auch wieder auf dem Weg hierher ein bisschen geldlos geworden, weil zwei hübsche Polizisten der Meinung waren, die müssten mich mal anhalten. Aber okay. So, und dann habe ich den Bürohilfenprüfung auch mit 1,0 im Mündlich und im Schriftlichen. Ich weiß noch, wie heute die Ausbilderin im Gemeinschaftskunde-Prüfungsteil.

0:17:53Ich hatte nach zehn Minuten abgegeben, hatte aber 90 Minuten Zeit. Und dann sagte sie, Oliver, du fällst doch durch. Du bist gerade angefangen und bist schon durch. Sag ich, ja, was ist los? Und dann war 100 Prozent, also alles richtig. Es waren multiple joys, ich konnte das.

0:18:14Zack, zack, zack, zack, tschüss. Und alle waren erschroffiert, dass ich da so locker durchgezogen bin. Dann haben wir den Antrag gestellt zum Bürokaufmann, der wurde genehmigt wegen der Note. Zwischendurch wollte man mich immer mal rausschweißen wegen meiner Rebellion, aber wegen der guten Noten hat das Arbeitsamt gesagt, nein, der bleibt drin und geht bis zum Punkt, wo die Ausbildung enden könnte. Ich habe Bürokaufungen gemacht, auch gemacht und auch mit 1,0 gestanden.

0:19:01Ich habe sogar eine lobende Anerkennung bekommen als Bester im Jahrgang von Hannover. Also nicht nur von dem Haus, sondern ganz Hannover 1984. Beste Note, mündlich und schriftlich und dann war es Zeit auszubrechen. Dann haben wir ein bisschen Mist gemacht. Es gab dann Abmahnungen und die Abmahnungen, die drei, die dritte war dann mein Entlassungsgutachten. Dann bin ich da raus, 1984 im Sommer.

0:19:32Ja, dann stehst du da, was jetzt? Kein Job, nichts. Also in deinem ersten Satz sagtest du, dass du mal schwerbehindert warst. Ja. Wie kann ich diese Vergangenheitsform interpretieren? Wie hast du es geschafft von einer Schwerbehinderung, oder die eben, loszuwerden? Naja, es geht nicht über... falsch, es geht sicherlich schon. Es gibt heute Operationen, es gibt Therapien, es gibt Medikamente, Therapien etc.

0:20:10Alles da. Aber ich bin der ganz, ganz festen Überzeugung, dass es meine Aufgabe ist, das Ding aufzulösen und nicht die Aufgabe meiner Ärzte. Und so werde ich auch heute noch gefragt, warum lässt du dich nicht operieren, geht ja, die Sehnen verlängern, die Spastik und so weiter, es gibt heute genügend Möglichkeiten und ich bleibe dabei. Es ist meine Lebensaufgabe, die Materie zu besiegen und das tue ich und das tue ich in erster Linie durch Meditation. Das heißt, ich träume, wie ich es auf der Bühne gesagt habe, ich träume mich gesund, ich träume mich im Halbmarathon laufen und ich habe ihn gelaufen, ich bin gefinisht und ich war nicht der Letzte. Ich träume mich auf den Bühnen und ich bin auf den Bühnen. Also die mentale Kraft ist ein starker Muskel.

0:21:18Diesen Muskelbewusstsein, den kann man trainieren, den kann jeder trainieren. Natürlich hat das Universum eine Resonanzzeit. Es braucht einen Augenblick, aber dann kommen die Ergebnisse tatsächlich zurück. Und so habe ich das gemacht. Also natürlich braucht die Materie Muskeln, um den Organismus zu bewegen, sprich Sportstudio, klar.

0:21:49Ich glaube, ich habe den Satz geprägt, ich fahre mit dem Auto zum Laufband, weil ich mich faul habe. Ich treibe Sport. Und gehe ins Sportscenter, habe da meinen Parcours und mache genau das, was eigentlich nicht sein soll. So ist es auch damals in Hannover hier vom inzwischen Professor Dr.

0:22:18Gabel, der ist hier in Hannover an der MAH, Professor für Orthopädie. Und dem habe ich das zu verdanken, weil die wollten mich eigentlich im Sportcenter nicht reinlassen. Ganz kurz für mich, wie alt warst du da? 84, dann war ich 22. Die wollten mich nicht reinlassen, da war die Behinderung ja wesentlich schlimmer. Da waren die X-Beine noch da, die Hände konnte ich gar nicht benutzen, also greifen eher kaum. Und bin aber in das Center rein, am Kröpcke übrigens, und da haben die dann

0:22:57aber gesagt, nein, das ist nicht möglich, aber wir haben einen Orthopäden im Haus und wenn der sagt ja, dann darfst du. Und so ist es gekommen. Der Professor Dr. Gerber hat mich gesehen und hat gesagt, Oliver, die herrschende Lehrmeinung sagt, Spastiker dürfen kein Krafttraining machen, weil es die Muskelkontraktion noch verstärkt. Aber, sagt er, und dafür ist er Professor, sagt er, man kann ja mal was ausprobieren. Und das haben wir dann gemacht.

0:23:35Dann sagte er, du gehst nur mit einem Trainer in die Geräte, nie alleine. Ich gebe dir sechs Wochen kostenloses Krafttraining und das war Gold, richtig. Und da habe ich dann angefangen zu trainieren. Ja, es ging. Ich habe mal eine Frage. Du hast gesagt, du stehst jetzt auf Bühnen und im Prinzip, wenn man es jetzt umdreht, hat deine Willenskraft dich dazu geführt oder dahin gebracht, wo du jetzt bist. Und diese Willenskraft transportierst du auf Bühnen. Was bedeutet das genau? Ja, also in Köln auf der Greta-Bühne mit 16.000 Leuten,

0:24:14habe ich den, glaube ich, wichtigsten Satz gesagt, der mir übrigens heute in Restaurants entgegengebracht wird, wenn man mich findet. Unheilbarkeit ist doch nur eine Meinung. Und wenn man sich daran hält, hat man natürlich verloren. Und wenn ich dann, egal wo ich bin, entdeckt würde im Restaurant von irgendwelchen Teilnehmern des Festivals, eins habe ich mir gemerkt. Unheilbarkeit ist nur eine Meinung. Wunderbar. Und das ist es, ich motiviere Menschen aus ihren Gefängnissen auszubrechen und diese Gefängnisse sind

0:25:03Gedankengefängnisse, die ihnen irgendwann mal installiert worden sind. Entweder als Glaubenssatz oder als Verbot. Meine Eltern, eure Eltern vielleicht auch, kommen alle aus Preußen, Lohr, sind von Eltern erzogen worden. Das tut man nicht, das darf man nicht. Was sollen die Leute sagen und so ein Unsinn? Und das löse ich auf, auf den Bühnen. Und wer buchen möchte im Nachgang mit einen Tagesworkshops, das Anti-Blockier-System, To-Go, was ich auf der Bühne immer wieder zeige. Das habe ich natürlich als Workshop, wo wir dann viel tiefer reingehen, mehr

0:25:49machen. Ich komme gerade aus München, gestern hatte ich da einen Workshop. Das ist das, was ich auf den Bühnen mache, den Menschen Klarheit zu geben, dass es doch ihr Leben ist, dass sie gestalten und leben sollten und nicht das Leben und die Meinung anderer Leute. Würdest du sagen, rückblickend auf deine Kindheit und Jugend und auf dein junges Erwachsenenleben, hast du das auch so gelebt oder hast du dir diesen Satz, unheilbar ist eine Meinung, erst antrainieren müssen?

0:26:28Naja, also bis zum 20. Lebensjahr war ich der Ferngesteuerte. Wie alle Menschen habe ich das geglaubt, was man mir gesagt hat. Das geht nicht, da gibt es keine Heilung. Spastiker sind ja offiziell bis heute unheilbar. Das kann man ja googeln. Eine spastische Lähmung ist nicht auflösbar. Man kann, wie vorhin gesagt, ein bisschen die Sehnen dehnen und mit Medikamenten

0:27:00den Muskeltumus runterdrücken, sprich betäuben. Ja, aber das ist ja keine Heilung, das ist ja nur Symptomvertuschung. Und letzten Endes, wenn man daran glaubt, das habe ich auch, weil meine gesamte Umgebung mir das jeden Tag eingeredet hat, dann braucht es eine rote Linie, die von der Gesellschaft überlaufen wird. Schmerzpunkt. Der war bei mir überschritten im Anastift. Da habe ich gesehen, hier bleibst du bis zum Ende deiner Tage in dieser, ob in dem gleichen Haus oder woanders wäre dann egal gewesen,

0:27:50aber in diesem Level. Und damals gab es ja noch kein Internet, da gab es Zeitungen. Und wenn dann ein zicker Porsche zu sehen war, oder hübsche Mädels, oder tolle Urlaubsreisen, dann träumt ein 16-, 18-Jähriger davon ja auch. Für die in Anführungsstrichen Normalen waren diese Träume erreichbar für uns im aller stift eher nicht wenn man gesagt hat ich fahre meinen porsche dann wurde sofort realitätsfremdheit attestiert oder ich war ganz dreist ich habe gesagt wenn ich mal heirate wird meine frau nicht

0:28:46Das hat mir tatsächlich das Prädikat realitätsfremd eingebracht. Und man wollte mir tatsächlich Berührungsmedikamente einwerfen. Zum Glück habe ich vorher den Film Einer flog übers Popoxnest gesehen. Und da geht es ja genau darum. Und da wird ja gezeigt, wie man sich gegen Tabletten wehrt, indem man so tut, als wenn man sie unbedingt haben will.

0:29:18Dann kontrolliert nämlich keiner mehr, ob du sie wirklich nimmst. Und genau so habe ich das auch gemacht. Also in den Mund gesteckt, aber nicht runtergeflogen. Und den nächsten Augenblick, zack, raus. Ja, so. Aber es ist real so passiert. Ich habe mal eine Frage. Du hast es für dich schon gemerkt,

0:29:42jetzt ändere ich was. Wie hast du das nach außen getragen? Ich stelle mir das unfassbar schwer vor, wenn alle um dich herum sagen, du bist realitätsfremd, das was du machst kann nicht funktionieren. Wann war der Punkt, wo du gesagt hast, ich mache jetzt einfach, mir ist das egal? Ja, ich bin zu meiner Oma gefahren und die hat gesagt, du bist Fischbüro-Kaufmann und Achtung damals war das so die Meinung heute wäre das vielleicht ein bisschen bedenklich aber damals hat man gesagt Arbeiter tragen

0:30:11keine Jeans. Meine Oma kam aus diesem Dunstkreis gut gekleidete Leute, Kleider machen Leute, diesen Brüten das kennen wir alle und da hat sie gesagt Oliver du du trägst ab jetzt Anzüge. Klar, hat mir einen Anzug gekauft und schicke Schuhe und Krawatte, weiße Pikobello. Ich komme am Montag in die Ausbildung und da hat es bei mir geknallt. Da ist der Kippschalter umgelegt worden. Ich hätte erwartet, dass die mich motivieren und sagen, so geht man ins Büro. Nein, oh Herr Generaldirektor, müssen wir uns jetzt vor

0:30:53Ihnen auf die Füße fallen lassen? Das heißt, sie haben mich noch veräppelt, die Ausbilder. Dafür, dass du dich schick gekleidet hast? Genau, wenn das meine Mildauszubildenden gemacht hätten, naja, ist so. Aber dass die Leute, die eigentlich dafür verantwortlich sind, dass die Schutzbefohlenen ihren Weg gehen können, die haben noch einen draufgehauen. Wie läufst du denn hier rum? Generaldirektor oder wie? So, und da habe ich gemerkt, hier bist du ganz falsch, hier bist du ganz falsch. Und da fing es an bei mir.

0:31:33Da bist du nur noch im Anzug rumgelaufen. Einmal das. Ich habe das auch dann tatsächlich gemerkt in hannover gab es dann noch damals erdmann den gibt es schon lange nicht mehr erdmann erkennt man war damals die werbung ich bin einmal mit jeans rein und schlauer t-shirt also ich die tröpfe nehmen zu den herrn ausstattet und dann bin ich mit anzug hat plötzlich ein fahrstuhl ich denke wow es geht Kleiner war die Leute.

0:32:02Ja, so real erlebt. Und da hab ich gesagt, dann machst du es immer so. Und hab tatsächlich während der ganzen Ausbildung, auch später in der fortführenden Schulung, immer Top-Line getragen. Ja, genau.

0:32:18Und dann war für dich der Moment so klar, okay, hier bin ich an der vollkommen falschen Adresse. Wie ging es dann weiter? Bist du dir dann treu geblieben? Hast du gesagt, ich halte das hier erst mal aus? Oder hast du dann für dich den Stecker gezogen

0:32:31und hast dich der Situation entzogen? Also, ich bin zwar verrückt, aber ich bin nicht wahnsinnig. Und zwar habe ich natürlich meine Ausbildung zu Ende gemacht. Und bin dann raus durch eine Abmahnung. Ein bisschen missgebaut. Tschüs.

0:32:48Dann zu meiner Oma und bin so, hey, wieso bist du denn da raus? Du warst doch gut versorgt, ja, sag ich, aber das ist auch ein Friedhof. Also, es ist nur noch eine Frage, wenn der Deckel zugemacht wird. Und dann hat sie mir ein bisschen unter die Arme geholfen. Wir haben eine kleine Wohnung gefunden in Hannover, ein Zimmer unter dem Dach mit Duschen und Kochen, richtig ganz klein, aber sehr gemütlich. Und dann bin ich ins Sportscenter wieder gegangen und

0:33:19da saß an der berühmten Milkshake Bar, die es ja in solchen Centern immer gibt, ein Herr und sagte, Oliver, du fällst auf. Du redest mit den Hanteln, das macht hier keiner. Ja, sie müssen doch das tun, was ich will. Was machst du? Ich bin gerade arbeitslos, aber ich habe einen Bürokaufmann, 1,0 Bestand. Bring mal deine Zeugnisse mit abends, sagt er.

0:33:50Nächsten Abend mitgebracht. Guckt sich das an, sagt er, wow, cool. IHK-Stempel, also alles offiziell. Und er sagt dann, Originalsatz, ich habe einen Sohn, der ist so faul, den trifft der Blitz beim Scheißen. Kannst du dem helfen? Der soll dann Wirtschaftsabitur machen und der braucht Unterricht in BWL, Buchhaltung und so.

0:34:22Alles Komma Null, das kriegen wir locker hin. Er hat mich dann gebucht, fünf Tage die Woche, jede Woche. Und hat gesagt, ich gebe dir 2000 Mark, das war damals viel Geld. Dann konnte ich meine Wohnung selber bezahlen, das Sportzenter selber bezahlen. Und dann bin ich zu der gleichen Schule, die es heute hier noch gibt, Dr. Buhmann Schule, hier in der Prinzenstraße, und

0:34:54hat gesagt, kann ich hier meinen Realschulabschluss nachmachen? Da dachte ich auch, klar, wo kommt es denn her? Da habe ich hier einen Stift, ja wir haben ein Stipendium für Sozialbedürftige, wir könnten dir die Hälfte des Schulgeldes stipendieren und die andere Hälfte zahlt selbst. Also gemacht, getan. Da habe ich quasi morgens meine eigene Schule und nachmittags den Knaben in sein Abitur

0:35:25gerissen bei der ältesten Schüler und habe dann meinen Realsche Abschluss mit 2,0 bestanden. Dadurch war das dieser erweiterte Sec 1 und der hatte die Berechtigung zum Abitur. Da habe ich mein Abitur gemacht, mein Wirtschaftsabitur und da ich den Kaufmann schon hatte, hat man mir die 11. Klasse geschenkt. Kannst gleich in die 12. einsteigen und die Lehrer haben es ja, die kannten mich ja schon von der Realschule und sagten, Mensch, springen in Mathe, das ist ein Brett. Integralrechnung, Algebra, das wird schwer. Wir bieten dir an, in den Sommerferien machen wir mit dir einen Cresskurs. Haben die Lehrer freiwillig mir in

0:36:15den Ferien Algebra und Integralrechnung 11. Klasse quasi aufgeholt, so dass ich dann einsteigen konnte. Ich habe das Abitur bestanden, auch recht gut, und bin dann nach Lüneburg an die Fachhochschule Wirtschaftsinformatik zu studieren. Da habe ich gedacht, ein bisschen mehr Geld könntest du auch gebrauchen, weil das war ja mit dem anderen Jungen dann ausgelaufen, der hat dann Abitur gemacht und so weiter. Da habe ich mich bei der Volkshochschule in Lüneburg beworben als Trainer für IT, EDV Grundlagen. Gleich beim ersten Gespräch, nein auf keinen Fall Herr Brunner, diese Behinderung können wir unseren Teilnehmern nicht zumuten,

0:37:07das wird hier nichts. Kannst du mir sagen wann das war? Das war 1986. Waren da deine deine Ausprägungen noch sehr prägnant? Konnte man die noch sehr stark wahrnehmen? Wesentlich stärker, meine Knie immer noch zusammengeschlagen beim Laufen, natürlich. Mein Kopf hat immer manchmal noch so gedreht. Es war noch ein großer Anteil Spastik da, was sich tatsächlich erst mit dem 40. Lebensjahr stark verändert hat. Aber damals war das so, die wollten mich nicht. Die wollten nicht, dass ein behinderter Trainer

0:37:48in einer Fristenschule arbeitete. Aber ich sage heute auf meinen Bühnen ganz klar, das Glück folgt dem Mutigen. Und dann brauchte das vielleicht drei Wochen. Freitagnachmittag, 16 Uhr, weiß ich noch wie heute. Telefon klingelt, Volkshochschule dran.

0:38:08Herr Brunner, uns ist ein Trainer ausgefallen, können Sie einsprechen? Und ich sag, ja, natürlich, kein Thema. Und dann habe ich das wohl so gut gemacht, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am dauerfolgenden Montag bei der VHS den Antrag gestellt haben, ich möchte doch den Kurs zu Ende machen. Sie wollten also nicht den anderen ursprünglichen Trainer, sie wollten bei mir bleiben. Das hat sich sehr schnell herumgesprochen und nach einem guten Semester bin ich im darauffolgenden Jahr der am meisten gebuchte Trainer und durfte für die Volkshochschule am Semesterbeginn

0:39:01das Semesterprogramm öffentlich moderieren. Da wurden dann die ganze Stadt eingeladen, und dann, welche Kurse machen wir, und ich war der Moderator, ich war der auf der Bühne. Da habe ich dann schon gemerkt, das kannst du ganz gut. Und meine Kurse waren alle ausgebucht. Es wurden viele nachgelegt.

0:39:24Und da saß dann auch meine spätere Frau drin. Wie oft stehst du auf den Bühnen? Da müssen wir eins davor geben, ich bin ja seit 35 Jahren SAP-Berater und Trainer rund um die Welt. Bilde selber Trainer aus. Und jetzt ist seit 2021 die Speaking-Szene dazugekommen. am 29.07. bin ich auf einem neuen Planeten gelandet.

0:40:02Es ging sofort los. Eine Woche später hatte ich die erste Anfrage. Wir haben hier noch einen Workshop, würden Sie noch dazukommen? So ging das los. Und dann reihte sich das aneinander bis inzwischen Zürich, da war ich vorletztes Wochenende, genau, war ich in Zürich, dann jetzt hier auf den Rednernächten vor kurzem und viele andere kleinere Aufträge für Unternehmen. Nächstes Jahr bin ich bei Bodo Schäfer.

0:40:41Der hat mich gleich nach der Speech angerufen und hat gesagt, Oliver, du bist mein Mann, du wirst hierher. Das machen wir auch im April nächsten Jahres. Und dann häufen sich wirklich täglich die Anfragen. Ich glaube, ich kann es hier sagen. Ich habe 6500 Nachrichten nach meinem Greater-Auftritt bekommen.

0:41:04Darunter waren ganz, ganz viele Speech-Anfragen. Und was ich weiß, weil ich mache die Buchung nicht selber, das wäre aussichtslos. Ich weiß heute, dass der Januar, Februar vollständig ausgebucht ist und es gibt heute schon an Verträge sogar bis November 24. Also das hat sich vom Investment her für die Speaker-Ausbildung Ausbildung absolut gelohnt. Das kann ich nur jedem sagen, der das vielleicht auch mal machen möchte. Und ja, ich kriege jeden Tag Anfragen. Habt ihr noch Zeit, könnt ihr noch. Kommende Woche habe

0:41:55ich sechs Podcasts am Stück. Es geht gleich morgen damit da los mit Dr. Frederik Hümelke und dann ist diese Woche noch Tobias Beck mit auf der Liste und einige andere. Wo hast du die Speaker-Ausbildung gemacht? Bei Greta. Es war ganz kurios. 2021 waren wir im Ahrtal. Da war ja diese schwere Flutkatastrophe und wir standen noch bis zu den Knöcheln im Schlamm. Ich krieg das Telefon, Katrin Müller von Greta. Oliver, wir hätten dich gerne auf der Bühne in Köln.

0:42:43Sag ich, gib mir mal vier Tage, ich muss ja aus dem Katastrophengebiet mal wieder raus. Da melde ich mich. Dann haben wir uns länger unterhalten. Dann sagt sie, du hast ein Thema. Es gibt ganz wenige Speaker, die ein Thema haben. Die allermeisten Speaker suchen sich ein Thema und versuchen es dann mit ihrer Art zu interpretieren. Du bist das Thema. Rede nicht über SAP, rede über Oliver Brünner. Das habe ich dann gemacht. Und dann wurde aber auch klar, ich bin Trainer, das heißt Wissensverkäufer. Und ein Wissensverkäufer hat auf der Bühne nichts zu suchen. Da wird Gänsehautproduzent gefragt. Und das musste ich erst mal lernen. Anfänglich waren meine ersten Speeches grottenschlecht, weil ich halt Wissen verkaufen wollte.

0:43:44Ich bin viel, viel zu tief ins Detail rein, habe teilweise Fachbegriffe benutzt, wo ich später gesagt habe, das wüsste ich ja nicht mal zu schreiben. Also was ist das überhaupt? ein sehr guter Coach, der hat nach drei Minuten meiner Speech gesagt, stopp, stopp, stopp, Oliver, du langweiliges Milch, wenn ich jetzt buh schreien könnte, würde ich das hier machen und würde weglaufen, lass es. Er hat mir innerhalb von fünf Minuten meine erste Speech zerrissen,

0:44:18nichts. Neustart. Ganz Neustart. Nicht mal ansatzweise. Und dann bin ich Zug um Zug reingecoacht worden durch ganz gute professionelle Coaches bei Rater. Und wenn ich das hier sagen darf, die Sabine Sänger ist eigentlich die Coachin, die mir am meisten Drive gegeben hat, die Jingzi, unsere Endgegnerin, wie sie im Greater Doctus heißt. Sie nimmt die Speech ab, bevor du auf die Bühne darfst. Und die haben mir dann auch immer noch sehr geholfen, natürlich. Denn es ist ja ein komplett neues Genre. Wenn du Trainer warst und jetzt Gänsehaut produzieren, das ist anders. Dann habe ich viele Freunde in meiner Umgebung, eine sitzt heute auch hier,

0:45:24die das ertragen musste, meine Speeches. Unsere Fische im Teich, die kennen die Speech gehalten, da hatten wir 5000 Bäume, alle Zuschauer. So haben wir das wirklich gemacht. Und dann bin ich auf die Nebenbühne 2021, 300 Leute waren vielleicht da, und da war ich der einzige und erste bei Greater überhaupt, der eine Zugabe eingesammelt hat. Das war noch nie. Und in dem Augenblick ist der Alexander Müller wohl reingekommen

0:46:09in den Vortrag und hat diese Energie in dem Raum mitbekommen. Und sagt, was geht denn hier ab? Wer ist denn der Oliver? Der kannte mich nicht, obwohl ich sein Kunde war, kannte er mich nicht, weil da sind ja jedes Jahr ein paar hundert Speaker, die ausgebildet werden. Und dann gab ein Wort das andere, nächstes Jahr wieder, Nebenbühne, 2023 Nebenbühne. Und dann habe ich gefragt, was muss ich tun, um auf die Hauptbühne zu kommen? Habe ich die Katrin Fischer gefragt. Und dann sagt sie, ich frage mal Alex. Und Alex sagt, eine gute Speech haben, weil wir haben gerade einen Slot frei, da ist einer krank geworden vor Tobi Beck.

0:46:58Wow. Das war vielleicht gefühlte fünf Wochen vorher. Ich meine, die Speech war eigentlich für eine Nebenbühne gedacht. Alexander hat sich die angehört und hat gesagt, nee Oliver, damit kommst du zwar auf die Bühne, aber nicht wieder runter. Die machen dich platt. Oh, Jingzi. Jingzi hat Termine abgesagt, damit sie Zeit für mich hat. Sabine Sänger hat Termine verschoben, damit ich rein konnte. Und dann haben wir Rotz und Wasser zusammen geheult,

0:47:35bis wir eine Speech hatten, wo jeder Atemzug, jede Mimik, jeder Schritt vor und zurück, jede Handgeste auf das kommere Auge getaktet wurde. So perfekt. Und dann habe ich gesagt, mir fehlt noch was. Ich brauche die Gänsehaut, damit ich sie weitergeben kann. Und dann habe ich mich daran erinnert, dass solche Superstars wie Celine Dion und wie sie alle heißen, damit sie Emotionen in die Lieder reinbringen, emotionalisieren die

0:48:20sich durch eigene Musikstücke, die sie so richtig anfixen. Ich habe das dann gesucht und habe Parisien Walkaway von Gary Moore mit seinem mega Gitarrenstück mir auf die Ohren gegeben, also im Backstage, hinter der Lanzes Arena und habe dann zehn Minuten vor meinem Auftritt mich emotionalisiert. Ich hatte Tränen in den Augen von dieser Gitarre. Die Leute um mich rum haben alle gesagt, er braucht Hilfe. Die haben dann Anna angesprochen, braucht er Hilfe? Sagt sie, nein, nein, der bereitet sich nur vor. Ja, und da hat Oliver Gohl, du bist dran, Kopfhörer in die Ecke geschossen, los, raus. Und dann hatte ich genau diese emotionale Stimmung in mir, diesen biochemischen Cocktail, damit ich das auch performen konnte. Also ich

0:49:20bin da schon als brennende Fackel auf die Bühne rausgelaufen und das haben mir die Leute dann auch bestätigt. Ja, sie sagten, du bist auf die Bühne gelaufen, als du gerade vom Marathon kommst, so voller Energie. Ja, das habe ich dann gemacht. Sehr schön. Sehr schöne Geschichte. Auch spannend. Ich würde noch gerne wissen, wie bist du denn überhaupt dazu gekommen? Wie hast du dich dazu entschieden, am Ende des Tages eben genau diese Spiecherausbildung zu machen?

0:49:50Ja, ich habe schon lange immer wieder Leute sind auf mich zugekommen, die haben gesagt, Oliver, du musst diese Geschichte veröffentlichen. Du gehörst nicht in die SAP-Ausbildung. Das kannst du zwar und das machst du auch richtig gut, la la la, aber das ist nicht deine Lebensaufgabe. Deine Lebensaufgabe ist Motivation, die Leute aus ihren Löchern zu holen.

0:50:20Und das habe ich mich viele Jahre nicht getraut. Einige haben mir auch gesagt, solange du nicht gesund bist, kannst du nicht andere gesund machen. Aus einer typischen Blockadesetzung. Wenn man dran glaubt, ist das so. Und das wurde immer mehr und dann passierte aber etwas, was heute aktuell ist. Ich habe den Eindruck, dass die weisungspflichtigen Arbeitnehmer. Heute mehr und mehr, entschuldige das Wort, aber es ist meine persönliche Empfindung, mehr und mehr versklavt werden.

0:50:59Sie dürfen immer weniger, sie müssen sogar heute schon mit der Stechkarte zur Toilette und so weiter und da möchte ich einfach nicht mehr mitmachen. Die Arbeitswelt dreht sich so massiv gegen den Menschen gegenwärtig, dass ich einfach nicht mehr Teil sein will. Deshalb bin ich in den Change Bereich, ins Upper Management, um das dagegen zu steuern. Das mache ich auch bis heute. Und jetzt beginne ich langsam meine Popularität, die durch das Speaking entsteht, dafür zu nutzen, Manager in andere Bewusstseine, in andere Mindset zu drehen durch Verständnis, Erklärung,

0:51:54warum man das besser nicht tun sollte, was er da gerade macht. Würdest du sagen, bestimmte Branchen sind davon mehr betroffen als andere? Also in jedem Falle sind es mal die Werke. Also Fahrzeugbau, Maschinenbau, Produktion. Produktion im Allgemeinen, wo Robotik viel unterwegs ist. Da merkt man schon, dass der Mensch zum Homo economicus umerzogen werden soll und ich glaube das ist auch der große fehler der uns gerade

0:52:31massiv auf die füße fällt ich habe gerade erst letzten letzten workshop gesagt ein krankes unternehmen macht seine mitarbeiter krank da gerade passiert. Wir schreien, dass die Menschen Burnout und Depressionen bekommen und keiner schaut hin, dass es vielleicht die Geschäftsführung ist, die das verursacht. Und dann werden die Betroffenen therapiert, aber keiner sieht, Verursacher zu therapieren wären, indem

0:53:15sie mal ein gesundes Management lernen. Das haben die nämlich alle nicht gelernt, keiner von denen. Sie glauben, Rotstift und Zahlenwerk sind Führungsinstrumente und das sind sie ganz gewiss nicht. Und darum erleben wir das draußen und das ist heute mein Job und speaking kann ich ganz offensichtlich und deshalb

0:53:46beginne ich das jetzt für die Menschen zu nutzen, damit sich in dieser Welt wirklich mal was für die Menschen dreht. Das ist ein echtes Anliegen. Was macht für dich denn Modern Leadership aus? Leadership ist für mich nicht mehr das Durchsetzen eigener Ziele, sondern das Erreichen einer gemeinschaftlichen Wohlstandsgesellschaft. Ein Manager kann gerne eine Million Euro im Jahr verdienen oder auch 5 oder 12 oder 50. Darum geht es mir gar nicht.

0:54:22es nicht verdienen, weil er clever ist, sondern er müsste es verdienen, wenn die gesamte Unternehmung gesund ist. Und man sieht ja heute, so viele Manager haben vor 10 Jahren ihre Gehälter bekommen und erst heute krachen die Unternehmen schallend auf den Boden, weil vor 10 Jahren zu deren Zeit gröbste Fehler gemacht wurden, die nur damals noch nicht sichtbar waren. Man braucht sich nur die Automobilindustrie angucken. Und dafür arbeite ich heute, dafür schliehe ich, habe neben den Studios eben sehr viele

0:55:07konzeptionelle Arbeiten und in diesen Konzepten steht der Mensch immer bei mir, immer im Mittelpunkt. Die Software kann ich drumherum bauen, die Hardware kann ich drumherum bauen, aber ich kann nicht den Menschen um die Hardware bauen. Das geht nicht. Das haben wir versucht und den Anstieg der Depressionen und Burnouts, das sind genau die Ergebnisse. Danke dir. Sehr, sehr spannend, Oliver. Vielen, vielen lieben Dank für den Dienst an deiner Arbeit und dass du heute deine Geschichte mit uns geteilt hast. Dankeschön, gerne. Danke, dass du da warst.

0:55:41Ich wünsche dir alles, alles Gute für deine Zukunft, für dich, deine Familie, deine Unternehmungen und für dein Sein. Dankeschön. Danke dir. Hier noch eine Anmerkung. Wenn du von den besprochenen Themen betroffen bist oder Unterstützung benötigst, bitte zögere nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hole dir Unterstützung bei professionellen Hilfeeinrichtungen oder dir vertrauten Personen. Bis zum nächsten Mal bei Von Bohne zu Bohne. Du wirst selbst bei uns dabei sein? Dann melde dich auf unserer Website oder unserer Social Media.

Transcribed with Cockatoo

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.