#12 Jonas Weller: Jenseits der Ziellinie

Shownotes

Diese Woche haben wir Jonas zu Gast, einen mehrmaligen Ironman finisher. Vom Segeln über Rudern bis hin zum Triathlon – Jonas hat alles durchlebt und nimmt uns mit auf eine Reise durch sein sportliches Leben.


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0: 00:00Stell dir vor, du kommst in einen Raum, vor dir sitzt ein Mensch und du hast keine Ahnung, wer das ist. Das passiert mir in jeder Folge bei unserem Podcast von Bohne zu Bohne. Mein Name ist Charlotte und ich weiß vorher nichts über unsere Gäste. Kein Name, keine Information, keine Themen. Also werden meine Fragen auch deine Fragen sein. Ich bin Sanja und ich suche die Gäste. Hier achte ich darauf, dass es Menschen mit spannenden Persönlichkeiten und faszinierenden Erlebnissen sind. Und genau die wollen wir mit euch teilen. Bist du bereit, gemeinsam mit Charlotte neue Geschichten kennenzulernen? Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge.

0: 00:37Mein Name ist Charlotte. Mein Name ist Sanja. Und ich bin Jonas, ein ehemaliger Album-Endfinisher. Oh, sehr coole Geschichte. Da bin ich ja sehr, sehr gespannt. Das habe ich nicht erwartet, als ich dich gesehen habe. Schön, dass du heute in unserem Podcast bist. Wo fängt deine Geschichte an? Würdest du sagen, du hast schon früh angefangen, Sport zu machen? Ja, auf jeden Fall. Also in meiner Jugend. Ich bin hier in Razeburg auch groß geworden,

0: 01:07habe ich alles Mögliche gemacht. Also Klassisches Fußball gespielt. Ich habe glaube ich auch mal Judo gemacht. Bei der DLRG bin ich geschwommen, aber habe eigentlich schon mein ganzes Leben gesegelt. Ich glaube, eine Woche nach meiner Geburt lag ich das erste Mal auf dem Segelboot hier auf dem See und habe das dann auch wirklich bis ich 13 war gemacht. Ich habe dann mit 9 auch mit Rudern angefangen und musste mich dann mit 13 tatsächlich zwischen Rudern und Segeln entscheiden. Schwere Entscheidung. Ja, war tatsächlich eine schwere Entscheidung, aber da sind mehrere Faktoren dann mit

0: 01:41reingespielt. Nach meinem Studium, bis dahin habe ich dann gerudert, habe ich dann mit Triathlon sozusagen angefangen, um weiterhin fit zu bleiben. Das war das Ursprungsziel. Okay, also du wolltest grundsätzlich nur fit bleiben, aber hast trotzdem natürlich irgendeine Art von Erfüllung im Sport gefunden, nehme ich an. Genau, auf jeden Fall. Also man lernt halt eigentlich fast täglich noch Neues über seinen Körper. Und weil ich vorher ja eigentlich schon 15 Jahre Leistungssport gemacht habe, denkt man halt, okay, da kommt jetzt nicht mehr so viel. Aber es ist doch so, dass dadurch, dass es drei andere Disziplinen natürlich sind und man nochmal mit anderen Trainern

0: 02:16zusammenarbeitet und Triathlon an sich nochmal ein ganzes Stück wissenschaftlicher ist als Rudern, ja lernt man halt wahnsinnig viel und das bringt einfach sehr viel Spaß. Wieso Triathlon? Was hat dich dazu bewegt? Weiß ich gar nicht so genau. Als Ruderer sind wir natürlich auch schon immer viel gelaufen und auch Rad gefahren vor allen Dingen. Und dann wurde ich auch mal von Triathleten hier aus Ratzeburg während des Wintertrainings angesprochen, ob ich da nicht mal zum Schwimmen kommen möchte. Weil im Winter ist das schon eher öde, das Rudertraining teilweise, weil man halt sehr viel auf dem Ruderergometer drin sitzt und Krafttraining macht. Das heißt, jeder mögliche Ausgleichsport ist eigentlich, haben gerne gesehen.

0: 02:57Und ja, dann bin ich da mal mit zum Schwimmen gekommen und habe dann auch in der Sommerpause oft mal ein oder zwei kürzere Triathlons gemacht, schon während meiner Ruderzeit. Und von daher ist seitdem dann eigentlich auch der Traum oder das Ziel entstanden, danach der Rudakarriere halt einmal so ein Ironman zu machen. Und du hast es dann direkt professionalisiert oder hast du erst mal geguckt, mal gucken, wie weit mich das bringt? Ne, ne, also ich habe eigentlich schon seit jeher immer Schule und Sport und dann Uni und Sport und dann jetzt Arbeit und Sport verbunden, weil mir das beides auch irgendwie wichtig ist. Also der Zweiklang macht es dann sozusagen.

0: 03:37Und nur das eine oder das andere, das würde, glaube ich, nicht ganz funktionieren. Das wäre für mich nicht das Richtige. Von daher habe ich das irgendwie immer im Zusammenspiel gemacht. Kannst du mir einen groben Ablauf von deinem Tag geben als Schüler, wenn du sagst, dass du schon neben der Schule viel Spielsport gemacht hast? Da gab es verschiedene Phasen. Also so im Extremsten war es wirklich so, dass ich dann vor der Schule schon mal eine Stunde laufen war oder so.

0: 04:07Also dann steht man ja um sechs oder so auf, um dann eine Stunde laufen zu gehen und dann um acht Uhr in der Schule zu sein. Dann wäre ich dann halt nachmittags nochmal zum Sport gegangen und abends würde man sich irgendwie noch dehnen oder sowas. Und klar, Hausaufgaben musste man auch noch machen, wobei man die natürlich auch oft noch am nächsten Tag in der Schule gemacht hat. Aber ja, das war so in einer Zeit, wo ich wirklich eigentlich auch zu viel trainiert habe, kann ich jetzt quasi im Nachhinein sagen. Und ansonsten sollte man als Schüler, das glaube ich, noch nicht allzu sehr übertreiben. Das ist jetzt auch so ein Learning, was ich für mich

0: 04:43gefunden habe, dass man halt das immer stetig aufbauen sollte. Das heißt, ich habe eigentlich mit 15 und 16 schon viel zu viel gemacht und hatte dann halt für zwei Jahre so ein Plateau. Und ja, das war eigentlich schon viel zu viel. Und eigentlich reicht da einmal am Tag auf jeden Fall. Wie weit hat sich deine Tagesstruktur verändert zum Studium dann? Das Studium war dann auf jeden Fall vom Training her nochmal deutlich intensiver, weil da waren zwei Einheiten auch Pflicht pro Tag unter der Woche und eigentlich auch am Wochenende. Das heißt, wir sind um 5.30 Uhr eigentlich immer aufgestanden oder sogar 5. Dann je nachdem, ob es Sommer oder Winter war, sind wir im Sommer dann zum See gefahren worden mit dem Bus und wir haben dann da anderthalb Stunden gerudert, sind dann wieder zurückgefahren worden,

0: 05:31haben alle zusammen gefrühstückt und dann ging ab 9 Uhr eigentlich die Vorlesung los. Also wir haben eigentlich unsere Vorlesung so gelegt, dass wir keine 8 Uhr Vorlesung hatten, sondern erst ab 9. Und dann gab es halt nachmittags um 15 oder 16 Uhr dann die zweite Einheit. Und das war eigentlich dann jeden Tag das Gleiche. Hat dein Studium was mit Sport zu tun? Nee. Ich wollte ursprünglich, also ich habe in Amerika studiert und als ich noch hier war, habe ich immer so zwischen Lärm und Wirtschaftspsychologie hin und her geschwankt. Als ich dann nach Amerika gegangen bin, hat sich das mit dem Lehramt natürlich erledigt. Wirtschaftspsychologie gab es in dem Sinne nicht. Darum habe ich tatsächlich recht klassisch dort dann BWL und VWL gemacht. Aber in Amerika kann man ja so Nebenfächer meiner machen. Da habe ich noch

0: 06:19eine Psychologie gemacht, um das wenigstens ein bisschen in die Richtung zu bringen. Und war das an der Sportuniversität oder wie war das? Ne, in Amerika ist aber gefühlt jede Uni fast eine Sportuniversität, weil die einfach noch mal deutlich verrückter sind, was das angeht. Es gibt verschiedene Level sozusagen oder Niveaus, also das nennt sich dann Division 1, 2 oder 3 und je nachdem, wie intensiv das dann gehandhabt wird oder wie erfolgreich die Teams dann auch sind, werden sie in diese Divisions oder die Unis in die Divisions eingeteilt. Und ja, aber ansonsten an sich gibt es immer einen großen Anteil an sportverrückten Studenten dort. Hast du ein Stipendium oder ähnliches bekommen?

0: 07:00Genau, ich bin da über ein Stipendium hingekommen, sonst hätte man sich das auch nicht leisten können. Also eigentlich als Ausländer kann man sich das sonst nicht leisten. Hast du da proaktiv dich darum gekümmert oder sind die auf dich zugekommen? Ne, in anderen Sportarten kommen die sogar proaktiv auf einen zu, aber im Rudern muss man schon wenigstens mal eine E-Mail dahin schreiben. Aber dann war es tatsächlich auch bei der Uni, wo ich jetzt gelandet bin, recht leicht, muss ich sagen. Ich habe mich auch noch bei Elite-Unis beworben, aber da musste man dann einen Englisch-Test machen und mein Englisch war echt

0: 07:34schlecht in der Schulzeit. Von daher hat das nicht ganz so gut geklappt. Wobei für Sportler das Niveau schon runtergesetzt wird. Aber ja, das war auch in Ordnung für mich. Also ich hatte trotzdem echt eine wahnsinnige Zeit da. Und ich bereue da jetzt nichts im Nachhinein. Wo warst du? In Erie am Eriesee. Das ist zwischen Cleveland, Buffalo und Pittsburgh.

0: 07:57Und du warst da drei Jahre oder wie lange? Vier Jahre. Vier Jahre. Okay. Warum direkt die USA? Weil wenn du sagst, deine Englischkenntnisse waren nicht so gut, dann um sie zu verbessern? Genau, und weil dieses Modell würde ich sagen auch fast einzigartig in den USA ist. Also ich habe meinen Master dann in London gemacht, weil mir die USA dann irgendwann ein bisschen zu weit weg war von der Familie. Ich wollte dann aber einfach diese Erfahrung

0: 08:20auch machen. Und wie gesagt, in England ist es ähnlich, aber trotzdem nicht ganz so optimiert wie in den USA. Also wie gesagt, wir wurden zum Training gefahren. Die ganzen Trainings außer der See war alles eigentlich direkt auf dem Campus. Also ich hatte keinen Fußweg, der länger als fünf Minuten war. Nicht zu den Vorlesungen, nicht in die Kapitalie. Also ich musste vier Jahre lang nicht kochen. Wir wurden komplett voll verpflegt und nicht zum Trainingszentrum. Von daher waren das halt die perfekten Bedingungen, um beides zu machen, auf einem sehr hohen Niveau. Und zusätzlich sogar noch so Sachen wie ein Praktikum oder im Schülerparlament zu sein. Man konnte halt wahnsinnig viel gleichzeitig machen. Und war das in London dann auch so, dass du das so ausleben konntest in Sport?

0: 09:10Ne, in London war es wirklich dann schon wieder sehr recht selbstständig. Uns wurde eine Wohnung oder ein Zimmer in einer Mehrfamilienwohnung direkt neben dem Ruderverein zur Verfügung gestellt. Aber die Uni war mit der Tube bestimmt 40 bis 45 Minuten weit weg oder man fährt halbe Stunde bis 40 Minuten mit dem Rad. Und selbst da hat man schon gemerkt, was das für einen Unterschied macht. Diese Stunde pendeln oder anderthalb Stunden pendeln, die fehlt einem dann natürlich irgendwie am Tag. Da mussten wir uns auch selber verpflegen. Das ist jetzt ja kein Drama, es war eher, dass es vorher ein Privileg war, aber auch Sachen wie einkaufen gehen oder sonst was, das gehört dann natürlich auch alles dazu und kostet halt wahnsinnig viel Zeit. Von daher war das in London schon deutlich

0: 10:00schwieriger bzw. ich musste auch wirklich lernen nein zu sagen zu Sachen oder einfach meine Zeit besser einzuteilen, weil in Amerika konnte man gefühlt zu einem Jahr sagen. Also es gab wirklich kaum Sachen, wo man Abstriche machen musste. Klar wir konnten jetzt nicht irgendwie wie andere Leute jeden Tag in irgendwelche Bars gehen oder so, weil schlafen muss man ja doch irgendwie, aber ansonsten konnte man halt wahnsinnig viele Sachen gleichzeitig machen. War der Erfolg von euch an irgendwelche Bedingungen geknüpft? Also sei es, dass ihr Medaillen einholen musstet oder ähnliches, um am Ende des Tages studieren zu dürfen?

0: 10:39Ne, das war tatsächlich aus meiner Sicht sogar fast ein bisschen zu locker. Man musste halt Ergebnisse vorweisen, um da hinzukommen. Aber es hat sich auch im Nachhinein herausgestellt, dass aus manchen Ländern die Angaben nie so richtig stimmten, weil da eventuell Absprachen mit den Nationaltrainern waren. Das waren dann aber auch eventuell Länder, wo die Chance nach Amerika zu kommen, lebensverändernd war. Für mich war das ja wirklich nur ein Zusatz, aber uns geht es ja auch hier wahnsinnig gut. Von daher kann man das irgendwie auch nachvollziehen, rein menschlich, aber die haben halt nie diese Leistung erreicht in vier Jahren,

0: 11:17mit der sie angeblich dahin gekommen sind. Aber trotzdem wurden die dann quasi mitgezogen. Also man wurde da jetzt nicht rausgeschmissen. Wir hatten ein oder zwei Fälle, aber da war das dann eher einfach Verhaltensfehler, anstatt dass es sportlich war. Wie ging es dann weiter? Also nach dem Studium war dann klar, du möchtest weiterhin das ganze getriebene Sport weiter machen. Wie war das? Weil gerade mit der Arbeit ist das ja nochmal ein Stich, wo du sagst, das ist ja schwierig, oder? Genau, ja, auf jeden Fall. Wie gesagt, zuerst habe ich das auch nur gemacht, um irgendwie ein bisschen aktiv zu bleiben. Man sollte ja nie von irgendwie komplett oder jede Woche fast 15 Stunden Sport auf null gehen. Das ist einfach nicht gesund. Das heißt,

0: 11:59ich wollte auf jeden Fall noch was nebenbei machen. Im ersten Jahr lief das auch wirklich nur nebenbei. Also ich habe so viel gemacht, wie es Spaß gebracht hat bzw. irgendwie reingepasst hat. Da bin ich dann auch noch nach Hamburg gependelt jeden Tag. Das heißt, das hat natürlich auch noch Zeit gekostet. Aber nach neun Monaten bin ich nach Bad Oldesflur gewechselt. Das ist so circa eine halbe Stunde von hier. Dann habe ich mir auch noch einen Trainer geholt, weil ich gemerkt habe, das Wissen, was ich vom Rudern habe, das reicht irgendwie nicht aus, um das mit dem Triathlon vernünftig hinzubekommen. Weil dadurch, dass es drei Disziplinen sind, ist das deutlich komplexer.

0: 12:39Ja, dann, sobald ich dann den Trainer hatte, ist es mit den Stunden immer mehr geworden. Aber klar, das spielt sich dann natürlich auch ein. Meine Freundin unterstützt mich auch sehr. Und ja, sobald man dann irgendwie seinen Rhythmus gefunden hat, dann weiß man auch, wo vielleicht noch Potenzial ist und wo man noch Zeit rausziehen kann. Welche drei Sportarten sind es dann? Schwimmen, Radfahren und Laufen. Das ist eigentlich gar nichts direkt mehr mit Rudern, wenn man es mal ganz genau nimmt. Nee, auf der anderen Seite hilft Rudern eigentlich bei allen drei Disziplinen trotzdem, weil man als Ruderer, jetzt wird es ein bisschen detailliert, aber man hat eine sehr hohe Sauerstoffaufnahme

0: 13:23und das hilft einem eigentlich bei jedem Sport. Rudern ist auch, was Laktatbildungsraten, also es ist ja diese Milchsäure im Blut, ist eigentlich die Sportart, wo du die höchsten Werte erreichst, weil du halt auch deinen ganzen Körper benutzt. Das heißt, allgemein bringst du eine recht hohe Leidensfähigkeit mit. Ja, weil Milchsäure bedeutet halt eigentlich Schmerzen. Und wenn du viel Milchsäure aushalten kannst, bedeutet das halt, kommst du mit diesen Schmerzen halt mental irgendwie gut klar.

0: 13:52Und beim Schwimmen hilft natürlich auch so ein bisschen das Verständnis mit dem Wasser, wie das funktioniert. Von daher kann man eigentlich überall was rausziehen. Es gibt auch viele Ruderer, die zu Radfahrern geworden sind oder es gibt auch einen Ruderer, der ist ein sehr, sehr erfolgreicher Profi-Triathlet geworden, fährt aber gleichzeitig auch noch professionell bei der World Tour beim Radfahren mit. Also da gibt es schon recht viel Austausch sozusagen zwischen den Sportarten. Wie sieht denn heute ein Tagesablauf von dir aus? Also ich habe tatsächlich bis Anfang des Jahres in der Nachtschicht gearbeitet. Da sah ja nochmal ganz anders aus. Jetzt fange ich meistens so mit der Pause der Nachtschicht an, die hört, beziehungsweise mit dem Ende der Pause, die hört so um 5.30 Uhr auf. Das heißt,

0: 14:41ich fange so um Viertel nach fünf an zu arbeiten und ich stehe dementsprechend um halb fünf auf. Davor Training ist halt schwierig. Das heißt, ich trainiere dann aber zweimal nach der Arbeit. Dadurch, dass ich früh anfange, komme ich natürlich auch recht früh raus. Und ja, von daher wäre das eigentlich mein normaler Tagesablauf, dass ich halt früh aufstehe, um zu arbeiten und dann nachmittags und abends zweimal trainiere. Also ich weiß ja, dass wir hier draußen einen großen See haben. Das ist aber schon sehr, sehr kalt im Winter. Trainierst du trotzdem dann im Wasser? Nee, im Wasser im Winter nicht. Wir haben ja auch ein Schwimmbad hier.

0: 15:17Also das ist auch sehr praktisch und auch warum ich mich hier so wohl fühle, ist, dass hier ähnlich wie damals in Amerika, um diesen Sport durchzuführen, aber selbst wenn ich hier rudern würde, alles recht nah beisammen ist. Also ich brauche jetzt mit dem Fahrrad irgendwie fünf Minuten zum Schwimmbad. Wenn du in einer großen Stadt wohnst, dann brauchst du wahrscheinlich schon immer eine halbe Stunde oder sonst was. Und ja, das macht dann halt doch tatsächlich einen echt großen Unterschied, wenn man diese Stunde am Tag wieder sparen kann.

0: 15:45Welche Einheiten trainierst du am liebsten von allen drei Disziplinen? Das kommt auch immer drauf an. Also es kommt zum Beispiel auch immer das Wetter drauf an. Und keine Ahnung, man hat auch oft dann, irgendwas tut dann immer doch mal weh. Und klar, wenn die Schulter weh tut, dann schwimmst du jetzt nicht gerade unbedingt so gerne. Aber am Schwimmen ist das Interessante, das konnte ich halt am wenigsten oder würde ich auch immer noch sagen, ist meine schlechteste Disziplin. Aber da bringt es halt wahnsinnig Spaß, weil es sehr, sehr technisch ist.

0: 16:16Da kann man sich sehr auf sich selber konzentrieren. Und ja, das hat man halt heutzutage nicht mehr so häufig, dass man wirklich nur mit sich selber beschäftigt ist. Ich meine, unter Wasser, du hörst ja auch keine Musik oder so. Viele Leute denken wahrscheinlich, das ist sehr, sehr langweilig, weil du halt immer nur den Beckenboden anguckst. Aber für mich ist es, also man nimmt doch sehr, sehr viel wahr. Wie man seine Hand hält, wie man seinen Arm durchs Wasser bewegt, wie man seinen Oberkörper gleichzeitig dreht. Also da passieren so viele Sachen gleichzeitig und man schafft es eigentlich gar nicht, das alles gleichzeitig zu verarbeiten. Aber diese Konzentration auf den

0: 16:52eigenen Körper ist, finde ich, sehr, sehr interessant und bringt mir sehr, sehr viel Spaß. Auf der anderen Seite, wenn man mit einer Gruppe, mit drei, vier Leuten im Sommer hier über die Rapsfelder fährt, ist das natürlich auch nicht schlecht. Von daher hat das alles seine Vor- und Nachteile. Wenn man natürlich im Dunkeln, jetzt im Winter, letzte Woche bei irgendwie 10 Zentimeter Schnee und minus 5 Grad hier noch um die Häuser läuft, ist das jetzt natürlich nicht so das Allerschönste, was man sich vorstellen kann. Aber man ist trotzdem stolz auf sich, wenn man es dann geschafft hat und gemacht hat. Was würdest du denn sagen, wie ist gerade die Vorbereitungszeit? Wann beginnt so die heiße Phase in der Vorbereitung? Ich glaube, das kommt auch immer darauf an, was für ein Fitnesslevel man natürlich schon hat. Also ich habe immer so zwei, drei Wochen Saisonpause und dann geht es

0: 17:42eigentlich schon wieder weiter jetzt beim Triathlon. Von daher habe ich so ein bisschen das Gefühl für mich selber, dass ich gar nicht viel brauche, um ein Ironman einfach nur finishen zu können. Aber die Ziele haben sich ein bisschen verändert, sodass ich jetzt halt auch Ergebnis- oder Zeitziele habe. Und da sagt man eigentlich schon, dass man fast 36 Wochen braucht, um sich vorzubereiten. Ich meine, mein nächster ist jetzt Ende April und eigentlich müsste ich jetzt wahrscheinlich auch schon wieder Vollgas geben, aber ich habe auch für mich gesagt, in der Vorweihnachtszeit macht das recht wenig Sinn und auch zwischen den Feiertagen kommt man nicht zu dem, was man eigentlich möchte.

0: 18:20Und ich kenne das auch von mir selber, wenn ich mir das vornehme und es dann nicht umsetzen kann aufgrund von familiären Aktivitäten, dann nagt das an einem. Man ist einfach nicht zufrieden, weil man sich das, was man vorgenommen hat, nicht umsetzen kann und man ist immer hin und her gerissen zwischen Familie und Sport. Von daher ist es dann einfach leichter zu sagen, ich schraube jetzt erstmal die Erwartungen herunter und dann ab Januar gibt man wieder Vollgas. Wie bereitest du dich mental auf deine Wettkämpfe oder auf irgendwelche Turniere vor? Das ist, glaube ich, auch ein großer Vorteil vom Rudern bzw. von meiner jahrelangen sportlichen Karriere, dass ich mental eigentlich gar nicht mehr so viel machen muss. Ich weiß, dass sehr,

0: 19:04sehr viele Leute damit Probleme haben oder auch nervös werden. Aber für mich ist es eigentlich so, dass ich sportlich schon alles erreicht habe, was ich mir vorgenommen habe. Das heißt, alles, was ich jetzt mache, ist Zusatz. Von daher ist der Druck eigentlich weg. Man freut sich einfach auf das, was da kommt. Weil so ein Ironman, die Gefühlslage, die man durchlebt, gerade während des Marathons am Ende, die ist sehr, sehr einzigartig. Ich habe zumindest noch nichts anderes erlebt. Und von daher, dieses Gefühl reicht mir irgendwie schon, wenn man dann wirklich wieder so sehr im Moment ist. Und danach auch der Stolz, es geschafft zu haben, ist halt schon einmalig, würde ich sagen. Also zumindest für mich bisher einmalig. Ich habe noch nichts Vergleichbares gefunden. Und das reicht für mich eigentlich als Motivation.

0: 19:58Und ich brauche es sowieso, dass ich mich jeden Tag bewege, weil ich das jetzt schon seit 20 Jahren mache. Von daher fällt es mir jetzt nicht schwer, auch wenn es regnet oder sonst was, draußen laufen zu gehen, weil ich mache es halt schon seit 20 Jahren. Also ich bin jetzt noch nicht mehr 30, das heißt zwei Drittel meines Lebens mache ich das schon. Ich kann es mir eigentlich auch nicht anders vorstellen. Bei mir ist das wirklich eine Routine und diese Probleme, die wahrscheinlich die Allgemeinheit ja hat, dass es sich schwerfällt aufzuraffen, die habe ich so zumindest für eine Einheit auf keinen Fall. Wenn es dann die zweite oder dritte wird und man unter

0: 20:35der Woche nicht viel geschlafen hat, dann ist das Sofa natürlich schon eine attraktive Option. Aber ja, man gewöhnt sich irgendwie. Also wie gesagt, für mich ist es eher eine Routine, als dass ich das noch mental sehr anstrengend ist. Was mental tatsächlich eher anstrengend ist, ist halt dieses Hin- und Hergerissen sein zwischen Verpflichtungen, die man auf der Arbeit hat, Verpflichtungen, die man familiär hat, Ziele, die man sich persönlich im Sport gesetzt hat. Das ist eher das, was für mich mental schwer ist, das alles unter einen Hut zu bringen und auch irgendwie für sich selber zu rechtfertigen. Weil klar, man möchte ja niemanden enttäuschen.

0: 21:11Und das ist, würde ich sagen, eher so das Schwierige für mich persönlich in diesem Umfeld. Trackst du deine Gesundheitswerte? Achtest du da drauf? Ja, also das ist halt das Interessante am Triathlon. Es gibt so viele Gadgets oder kleine Tools, wo du mit alles mögliche tracken kannst. Also ich war auch auf Hawaii zum Ironman und da ist es ja zum Beispiel sehr, sehr heiß. Da habe ich dann vorher einen, so ähnlich wie ein Pulsgurt, aber da ist dann noch so ein extra Clip drin, wo du deine Körperkerntemperatur mitmessen kannst. Also Körpertemperatur, Puls, aus dem Herzschlag kann man ja auch noch mehrere verschiedene andere

0: 21:52Werte errechnen oder die errechnet meine Uhr selber. Also ich vertraue trotzdem noch sehr viel auf mein Gefühl. Aber es ist schon interessant. Also auch allein beim Laufen kann man halt auch auf die Schrittfrequenz, auf die Schrittlänge achten. Das sind halt alles Sachen, wo jetzt ein normaler Läufer wahrscheinlich nicht darauf achten würde. Aber es ist halt Interessant, was ich ganz am Anfang meinte, das alles zu lernen, wie das zusammenspielt, wie sich das eine verändert, wie sich das andere verändert, ob das jetzt wirklich besser oder schlechter ist. Das weiß man ja meistens nicht, wenn man dann daran arbeitet, weil es auch sehr persönlich

0: 22:40ist. Aber es ist einfach interessant, diese ganzen Daten erstmal zu sammeln und was man dann damit macht, ist jedem selber überlassen. Arbeitest du heute noch mit einem Trainer zusammen, wenn du dich vorbereitet? Genau, ja. Das ist auch deutlich leichter, wenn man sich gar nicht die Gedanken darüber machen muss, was man trainieren muss, ob das jetzt richtig oder falsch ist, weil das ist auch mental wäre das für mich viel zu belasten, wenn man die ganze Zeit daran zweifelt, mache ich jetzt heute das Richtige, mache ich das in der richtigen Intensität, mache ich das in der richtigen Länge

0: 23:12oder ich habe jetzt heute nur eine Stunde Zeit. Es gibt aber drei Sportarten und ich könnte vier verschiedene Intensitäten oder Methodiken anwenden für jede Sportart. Also für diese eine Stunde habe ich so viele Auswahlmöglichkeiten. Was ist jetzt die beste Option? Und das sage ich dann lieber, das soll jemand anderes entscheiden, der da auch noch mehr Ahnung hat als ich, als dass ich mir da den ganzen Zeit den Kopf drüber zerbreche. Weil klar, man muss auch irgendwie seine Energie natürlich managen. Ich habe nur so viel Energie und ich muss arbeiten, ich muss trainieren. Und ja, ich möchte natürlich dann, wenn ich zu Hause bin, auch nicht nur tot auf dem Sofa liegen, sondern auch noch irgendwie was mit der Familie machen. Wie hast du dich vor deinem ersten Ironman gefühlt, als du dort an der Startposition standest – ich kenne mich damit tatsächlich eher weniger aus –

0: 24:05wie funktioniert das? Du wirst aufgerufen, in deine Position gerufen und dann? Also der erste war in Hamburg, aber da sind halt tausende von Leuten, also ich glaube 2.000, 3.000 Leute. Alle werden dann sozusagen zum Start gerufen. Klar, man wartet vorher da. Das Interessante war, dass es bei mir tatsächlich auch auf einmal Klick gemacht hat. Dann war es nur noch pure Vorfreude, weil man natürlich sehr viel Zeit da rein investiert hat. Jetzt bin ich in der Lage, es auch zu zeigen, die ganze Arbeit, die ich reingesteckt habe. Plus, man fühlt sich eigentlich körperlich nie so gut im Training, wie man sich vor dem Wettkampf fühlt. Weil beim Training ist es ja immer so, dass man einen Trainingsreiz setzen will und man

0: 24:54versucht irgendwie immer einen oben drauf zu setzen. Vor dem Wettkampf ist es aber so, dass du den Körper versuchst in die bestmögliche körperliche Verfassung zu bringen. Und beim Training versuchst du immer eigentlich die schlechtmöglichste Verfassung zu erreichen und die möglichst nachhaltig durchzuziehen. Von daher fühlt man sich natürlich eigentlich sehr, sehr gut. Und sobald diese Vorfreude dann da war, habe ich mich einfach wirklich nur auf den Tag gefreut.

0: 25:20Es waren auch sehr viele Freunde und Bekannte dabei und es war gutes Wetter vorausgesagt. Von daher war da nur noch Vorfreude. Am Tag vorher muss man immer schon sein Rad und seine Sachen abgeben. Also man bekommt für jeden Wechsel zwischen den Disziplinen eine Tasche, die muss man packen. Da war ich schon sehr, sehr nervös, weil man natürlich am Tag selber, wenn dann was von deiner Tüte fehlt, dann bist du aufgeschmissen. Also du solltest deine Laufschuhe nicht vergessen, du solltest deine Fahrradschuhe nicht vergessen, dein Helm nicht vergessen. Klar, selbst bei der Verpflegung, wenn du für 8,5 Stunden oder 9 Stunden Sport machst und du verpflegst dich halt während du Sport machst, da musst du auch auf jeden Fall genug mitnehmen. Das muss alles

0: 26:05passen. Und da war ich schon sehr nervös. Und ich denke, die meisten sind auch noch nervös, wenn es dann zum Start geht. Aber bei mir hat es da wirklich Klick gemacht und die Vorfreude ist gekommen. Und dieses Gefühl versuche ich auch aktiv bei jedem weiteren Wettkampf anzusteuern, weil ich das früher beim Rudern schon gemerkt habe, wenn ich zu verkrampft an die Sache rangehe oder dann im Wettkampf irgendwie immer noch mal was Besonderes machen will, dann geht das meist in die Hose. Das heißt, wenn man das schafft, irgendwie locker zu werden und mit Vorfreude daran zu gehen, dann ist das deutlich besser. Was würdest du sagen, was war die größte Herausforderung währenddessen beim ersten Mal

0: 26:48für dich? Ja, ich habe mich sehr gut vorbereitet und ich hatte ja auch einen Trainer, aber was mir nicht so richtig bewusst war, ist wie wichtig Salz ist für die Flüssigkeitaufnahme. Und ich hatte auch, also man nimmt so Gels zu sich, die halt sehr, sehr konzentrierte Kohlenhydrate haben. Und ich war auch davon ausgegangen, dass da Salz drin ist, habe es warum auch immer, aber nicht wirklich überprüft. Und auf der zweiten Hälfte vom Marathon ist mir dann wohl das Salz langsam ausgegangen und ich war wahnsinnig dehydriert. Also ich habe zwar super viel getrunken, aber wenn dein Körper kein Salz hat, nimmt er das nicht auf. Das waren dann noch lange anderthalb Stunden, die ich da durchbringen musste. Ich weiß nicht, wer das Gefühl schon mal hatte, man verliert so ein bisschen das Bewusstsein gefühlt.

0: 27:40Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, ich falle vorne über. Ich musste aber noch anderthalb Stunden laufen. Das war dann das Schwerste an dem ersten Ironman, weil ich das mit der Verpflegung einfach nicht richtig hinbekommen habe. Würdest du sagen, du hast dich durch deine Erfolge oder durch den ersten Ironman verändert? Also nicht als Person, das auf keinen Fall. Klar nimmt man aus jedem Wettkampf was mit. Also jetzt zum Beispiel das mit dem Salz ist mir seitdem nicht nochmal passiert.

0: 28:12Da weiß ich jetzt worauf ich achten muss. Aber klar, sobald man das dann das erste Mal geschafft hat, wird man sicherer bei den nächsten Malen. Also jetzt, wenn mich jemand fragt, ob ich morgen einen Ironman finischen könnte, würde ich sagen, ja, das bekomme ich hin. Einfach aufgrund von dem erreichten Ziel. Wenn mich das jemand vor drei Jahren gefragt hätte, hätte ich nicht sagen können, ob ich das überhaupt jemals schaffe. Von daher, das verändert sich natürlich schon. Und das ist auch das Besondere für mich jetzt halt immer noch am Sport, wie weit man den Körper wirklich bringen kann, wenn man kontinuierlich an ihm arbeitet.

0: 28:53Vor drei Jahren hätte ich es niemals gedacht oder war ich mir unsicher, ob ich überhaupt einen Ironman schaffe. Jetzt bin ich mir ziemlich sicher, dass ich es schaffen kann. Man wundert sich auch immer, man muss ja 3,8 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und dann Marathon laufen. Und wenn ich vor drei Jahren 180 Kilometer Radfahren gegangen wäre, dann wäre ich danach direkt aufs Sofa gefallen. Wenn ich jetzt loslaufe im Ironman, denke ich mir immer so, das ist viel zu einfach. Warum ist das so einfach? Und das ist halt ein wirklich sehr, sehr besonderes Gefühl, wenn man weiß, wo man herkommt und wie weit man seinen Körper dann quasi gebracht hat. Hast du das Ziel, noch deine Zahlen

0: 29:33zu optimieren und zu verbessern? Ja, auf jeden Fall. Ich würde nicht sagen, das Hauptziel, aber das ist das Ziel, worauf man hinarbeitet. Mein Hauptziel ist es eigentlich, weiterhin zu lernen und vor allen Dingen auch Wettkämpfe in neuen Umgebungen zu machen, in anderen Ländern zu machen, weil das natürlich auch sehr schön ist, einfach Erfahrungen zu sammeln. Aber die Motivation, besser zu werden, ist eigentlich immer da. Das ist auch mein Charakter. Von daher, das ist das, woran man jeden Tag arbeitet. Weil das natürlich auch, wie ich eben schon sagte, das ist halt dieses Interessante, wenn man zurückblickt und denkt, okay, vor zwei Jahren hätte ich das für unmöglich gehalten und jetzt weiß ich, dass ich das morgen einfach so machen könnte. Zum Beispiel, das ist das

0: 30:20irgendwie, was mich antreibt. Wo waren die anderen Ironman? Genau, also in Hamburg war der erste. Da habe ich mich dann für Hawaii qualifiziert. Da waren wir letztes Jahr im Oktober. Dann habe ich dieses Jahr im Juni in Rot. Es war kein Ironman, es war eine Langdistanz, weil Ironman an sich ist nur ein Unternehmen, die Langdistanz-Triathlons veranstalten. Das ist so ein bisschen wie Tempo-Taschentücher oder so. Also der Gendarm ist sozusagen Programm Und genau das heißt, den habe ich in rot gemacht. Der ist Challenge-Rot. Und dann habe ich jetzt im September noch einen in Italien gemacht. Und muss man sich dann für bestimmte qualifizieren?

0: 30:59Also dass man gar nicht an bestimmten Teilnehmenden darf? Also auf Hawaii ist das die Weltmeisterschaft. Da muss man sich qualifizieren. Und dann gibt es auch noch von quasi einem halben Ironman, davon gibt es auch Weltmeisterschaften, dafür muss man sich auch qualifizieren. Aber ansonsten kann man eigentlich sich an allen einfach anmelden. Inwiefern hat sich deine Endzeit zwischen den Ironmans verändert? Tatsächlich gar nicht. Das ist natürlich auch dann was, was einen motiviert oder woran man noch arbeiten muss. Das Ding war in Hamburg, das war halt mein erster und da ist es bis auf das mit dem Seils wirklich sehr, sehr gut gelaufen. Also das war auch für alle, die sich länger mit Ironman oder mit Triathlon auskannten, schon echt eine Überraschungsleistung. Einfach, dass das beim

0: 31:48ersten Mal alles schon fast perfekt gelaufen ist. Und beim zweiten Mal dann auf Hawaii ist es eigentlich klar, dass man langsamer ist, weil es einfach 30 Grad oder über 30 Grad und super hohe Luftfeuchtigkeit ist. Das heißt, man kann einfach nicht die Leistung bringen. Das heißt, man kann auch nicht jetzt wirklich immer nur die Zeiten vergleichen. In Rot zum Beispiel, da habe ich mich drei Wochen vorher schon verletzt. Ich wollte es aber nicht einsehen und habe dann halt trotzdem mitgemacht und ist auch durchgezogen. Aber ich bin eigentlich die zweite Marathonhälfte eher so auf einem Bein gehumpelt. Und klar, dann ist man auch langsamer. In Italien war ich dann wieder so schnell wie in Hamburg. Beziehungsweise ein paar Sekunden schneller, aber das ist bei 8,5 Stunden nicht so entscheidend.

0: 32:36Aber da fehlte mir natürlich auch die Laufkilometer, weil ich den ganzen Sommer fast nicht gelaufen bin. Dann kann man natürlich die Zeit nicht erreichen. Aber im Endeffekt kommt es nicht immer nur auf die Zielzeit an, weil wenn du jetzt in den Alpen einen Triathlon machst, dann bist du natürlich auch deutlich langsamer, als wenn du in Hamburg am Deich lang fährst. Es gibt auch noch andere Werte, die man messen kann. Beim Radfahren benutzen wir Wattwerte und die kann man eigentlich egal über welche Strecke größtenteils vergleichen. Beim Schwimmen ist es auch schwer zu vergleichen. Es gibt teilweise Veranstaltungen, da schwimmst du einfach in einem Fluss mit dem Strom. Da bist du halt gefühlt doppelt so schnell. Aber man muss es einfach

0: 33:22einschätzen für sich selber, ob jetzt die Leistung besser oder schlechter war. Und mein Ziel ist aber auf jeden Fall trotzdem noch mal schneller als 8,5 Stunden zu sein. Inwieweit prüfst du die Gegebenheiten an dem jeweiligen Ort vorher? Also die richtigen Profis, die reisen halt echt schon so zwei Wochen vorher an. Das ist für mich einfach nicht möglich, weil ich nicht so viel Urlaub habe. Aber man kann sich das auf Karten oder so schon mal angucken. Da kann man auch sich die Höhenprofile angucken. Man guckt sich natürlich an, wie warm es dort ist, weil je nachdem wie warm es ist, muss man auch verschiedene Mengen von Salz zu sich nehmen. Oder man guckt sich natürlich auch an wie warm das Wasser ist, weil das auch irgendwie entscheidend ist. Vielleicht kann man sich auch schon mal darauf vorbereiten, wenn ich

0: 34:08weiß, dass da nur 14 Grad im Wasser sind, dann würde ich hier wahrscheinlich auch vielleicht schon mal Ende April oder Anfang Mai in den See gehen, um einfach um den Körper dran zu gewöhnen. Wenn ich weiß, da sind 22 Grad, dann muss ich mir das hier nicht antun bei 14 Grad in den See zu Von daher, das guckt man sich auf jeden Fall schon an, so wie man es halt kann. Und dann versuche ich eigentlich immer so eine Woche bis drei, vier Tage vorher da zu sein, um nur noch mal so ein Gefühl für die Strecken zu bekommen. Auf Hawaii waren wir tatsächlich eine Woche vorher, wobei da braucht man eigentlich schon fast zwei Wochen,

0: 34:43um sich einfach an die klimatischen Bedingungen zu gewöhnen. Aber eine Woche ist natürlich immer noch besser als zwei, drei Tage. Was würdest du sagen, wie viele Stunden in der Woche nimmt der Sport bei dir an? Ich kann das tatsächlich sehr genau sagen, weil wir das natürlich alles genau tracken und aufschreiben. Also da gibt es auch Apps, die das alles dokumentieren. Ich habe quasi von Januar bis Juni, also bis ich mich verletzt habe, 20 Stunden die Woche im Durchschnitt bin ich so wieder bei 15 ungefähr wahrscheinlich im Schnitt. Also seit Anfang November oder Mitte Oktober. Und im Sommer war es immer sehr unregelmäßig aufgrund der Verletzungen. Da musste man halt so viel machen wie man konnte. Und das nagt natürlich auch an einen. Ich hatte

0: 35:32dann nicht mehr ganz so viel Lust auf jede Einheit, wie ich jetzt wieder habe, wo der Körper top fit ist. Ja, aber das sind ungefähr so die Stunden, die man macht. Natürlich hat man manche Wochen, wo man mehr macht und manche Wochen, wo man weniger macht, aber das sind ungefähr so die Stundendurchschnitte. Es gibt mit Sicherheit auch einige Risiken, die du eingehst. Welche sind das? Naja, beim Triathlon an sich ist natürlich immer gefährlich. Und eigentlich alle anderen Risikos sind eigentlich selbst gesteuert. Das mit der Verletzung jetzt zum Beispiel, das war auch mein Fehler.

0: 36:17Also klar, das Risiko habe ich, aber wenn ich einfach vernünftiger gewesen wäre, dann wäre es nicht so ausgeartet. Von daher so hoch ist das Risiko so hoch jetzt nicht. Natürlich man muss auch, also Triathlon ist tatsächlich sehr sehr teuer. Das heißt man hat jetzt irgendwie ein finanzielles Risiko vielleicht, aber jetzt wenn es nur um den Körper geht, dann geht es eigentlich. Ja aber sowas wie, dass die Knie belastet werden, dass dein Herz zusätzlich nochmal belastet wird, das sind ja alles Faktoren die dazukommen.

0: 36:48Genau das stimmt. Also Laufen an sich ist tatsächlich oft gar nicht so gesund, wie viele immer sagen. Ich habe auch so leichte O-Beine, das heißt, eventuell in ein paar Jahren wird sich das bei mir auch bemerkbar machen. Aber man kann dann natürlich gegensteuern, wenn man das mit Krafttraining oder Kräftigung unterstützt, dann sollte das schon alles funktionieren. Und wir machen tatsächlich auch, oder ich mache, habe eigentlich jedes Jahr eine Sportuntersuchung gemacht, wo wir eine Ruhe-EKG und BelastungseKG machen, einfach um diese Risiken ein bisschen zu minimieren.

0: 37:22Wie alt ist dein biologisches Alter? Kennst du das? Ich glaube, laut meiner Uhr so 22 oder 23. Gibt es gerade irgendwelche Wettkämpfe, auf die du dich aktuell vorbereitest? Letztes Wochenende war ja hier in Radsburg der Adventslauf. Sehr gute Veranstaltung, müsst ihr nächstes Jahr unbedingt teilnehmen. Da habe ich mich in Maßen drauf vorbereitet. Ich habe jetzt erst seit einem Monat wieder mit dem Training voll angefangen. Aber das war so das erste Highlight. Dann gibt es noch im Januar hier vom Ruderclub in Radsburg einen kleinen Lauf. Den nimmt man einfach so mit,

0: 37:59aber da freue ich mich auch schon drauf. Dann Ende Januar ein Schwimmwettkampf in Kiel. Aber das sind alles Wett- oder Veranstaltungen, um den Winter ein bisschen aufzuhellen und kleinere Ziele zu haben. Und dann das erste richtige ist ein Marathon in Sevilla im Februar. Und der nächste Ironman ist dann in Südafrika Ende April. Hast du eine Art von Förderer oder Sponsor? Ja, ich habe tatsächlich Unterstützer, ohne die das auch gar nicht funktionieren würde. Klar, wenn ich jetzt schon 20 Jahre arbeiten würde und mir irgendwie was angespart hätte, dann kann man auch Hawaii reisen oder sich Fahrräder einfach mal kaufen. Aber als ich mit dem Triathlon angefangen habe, habe ich ein Jahr gearbeitet.

0: 38:49Da sind die Ersparnisse noch recht dürftig. Von daher hätte das mit Hawaii zum Beispiel gar nicht funktioniert, ohne dass ich Unterstützer bekommen hätte. Zum Beispiel ein Fahrradladen aus Scharbeut, Fahrradhesse, die haben mir ein Fahrrad zur Verfügung gestellt. Oder Radfahrklamotten bekomme ich von Q365. Ohne die wäre das gar nicht möglich, jetzt für jemanden in meinem Alter das zu machen. Und das, obwohl ich nur Amateurathlet bin. Ich arbeite ja noch nebenbei, aber Triathlon ist halt so ein bisschen das aktive Golfen eigentlich, weil so ein Rad kostet halt schon mit kompletter Ausstattung irgendwie so 10.000 Euro oder so. Zumindest in den Bereichen, wo ich mitfahre. Es gibt natürlich auch günstigere. Von daher aber ohne die Unterstützer wäre es nicht möglich. Auch hier lokal kann ich in einem Fitnessstudio, dem BodyMate,

0: 39:47kann ich trainieren. Ich bekomme Verpflegung von IncoSpore und Primal Greens. Das ist einer von deren Produkten. Ohne all diese Sachen wären das alles Zusatzkosten, die ich hätte und irgendwie tragen müsste. Das macht schon einen großen Unterschied. Gehst du da proaktiv auf die Unternehmen zu? Ja, das ist tatsächlich nichts, was ich wirklich gerne mache. Aber es gehört irgendwie dazu, wenn man es machen möchte. Es ist wirklich schon Klinkenputzen. Der Erfolgsquote ist auch nicht wirklich hoch, aber wenn man dann jemanden findet, ist man halt umso dankbarer.

0: 40:30Hast du einen Social Media Account, den du betreust? Ja, aber auch nicht so, wie ich es eigentlich machen müsste. Also es gibt wirklich Triathleten, die machen das richtig gut. Die haben vielleicht sogar irgendwie einen Fotografen oder so, einen Bekannten, der das macht. Und die bekommen dann halt auch tausende von Followers dafür. Also es funktioniert, aber ich habe da einfach keine Zeit für jetzt. Ich finde es auch schwierig, immer daran zu denken und dann in jedem Moment auch Fotos zu machen. Ich bin dann doch jemand, der den Moment lieber einfach genießt, anstatt immer nur darüber zu auf meinem Social Media Kanal posten möchte. Da könnte ich auf jeden Fall einen deutlich

0: 41:17besseren Job machen. Das würde auch besser für mich sein. Man bekommt dadurch tatsächlich noch deutlich mehr Unterstützer oder größere Unterstützer. Aber momentan funktioniert das einfach gar nicht. Ich wüsste nicht, wo ich das zeitlich noch unterbringen soll. Möchtest du dein Instagram Account sagen? Ja, das ist Jonnyflix. Ich glaube, der wird auch noch erwähnt oder verlinkt. Was würdest du anderen Menschen oder Jugendlichen empfehlen, wenn die jetzt sagen, Mensch, ich bin richtig motiviert, ich habe hier ein Stipendium, ich könnte jetzt arbeiten gehen, ich könnte aber studieren gehen oder aber ich investiere wirklich meine Zeit in nur Sport,

0: 41:58in einen Extremsport. Was würdest du den Menschen oder den Jugendlichen, den Kindern vielleicht sogar empfehlen? Also aus meiner Perspektive und jetzt auch rückblickend gesagt, es war der Weg, den ich gewählt habe, für mich auf jeden Fall halt der richtige und das würde ich auch allen empfehlen, weil ich halt diese Balance immer so wichtig finde, weil wenn man, sagen wir jetzt mal, du verletzt dich und hast nur Sport gemacht, dann hast du halt gar nichts mehr, aber wenn du jetzt nur Arbeit hast und dein Sport aufgegeben hast und das bei der Arbeit irgendwie nicht so läuft, wie du dir das vorgestellt hast oder du bekommst nicht den Job, den du immer mal machen wolltest, dann hast du halt auch nichts, was dich irgendwie

0: 42:38auffängt. Und wenn es bei mir jetzt mal beim Sport schlecht läuft, dann läuft es vielleicht bei der Arbeit gerade richtig gut. Oder wenn es beim Sport und bei der Arbeit schlecht läuft, dann habe ich immer noch eine tolle Familie, die mich auffangen kann. Aber wie gesagt, wenn man dann halt nur eine Sache macht oder sich so zu sehr darauf verkrampft und diese Sache dann nicht gut läuft, dann macht das natürlich mental auch was mit einem. Und ich persönlich würde sagen, dass man glücklicher ist, wenn man verschiedene Standbeine hat, auf denen man stehen kann und auch einfach natürlich stabiler

0: 43:10irgendwie ist. War es schwierig, einen Job zu finden, also deinen Hauptjob zu finden? Weil man könnte ja auch sagen, du gehst ein hohes Risiko ein und ein Arbeitgeber ist nicht gewillt, das in Kauf zu nehmen. Ja, man erwähnt das nicht. Gut, dass du hier sitzt. Nein, als ich den Job gefunden habe, war es ja jetzt auch nicht so, dass ich so hohe Ambitionen hatte. Das hat sich eher dann während des Arbeitens wieder entwickelt und das funktioniert aber auch echt gut. Also man schafft sich natürlich auch Vertrauen, wenn man bei der Arbeit gewisse Leistungen bringt. Dann schafft man sich auch Vertrauen und dadurch ja auch irgendwie gewisse Freiräume.

0: 43:50Ich glaube, was man halt nicht machen darf, ist sich irgendwo zu bewerben und zu sagen, hey, ich bin einer der besten Amateur-Triathleten der Welt und ich brauche jede Woche 20 Stunden Zeit, um den Sport zu machen. Wenn man direkt Anforderungen stellt, dann funktioniert das wahrscheinlich nicht so gut. Ich glaube, man sollte halt immer erstmal selber Leistung erbringen und seinen Teil zum Team dazu beitragen. Und dann passiert das von ganz alleine, dass man da auch die nötige Unterstützung bekommt. Ja, und so war es bei mir auch. Was wünschst du dir für die Zukunft?

0: 44:20Mehr Zeit. Wie willst du das? Wie gesagt, ich würde gerne noch deutlich mehr Sachen machen. Jetzt nicht unbedingt mehr trainieren oder mehr arbeiten, aber es sind halt so Kleinigkeiten, die dann immer hängen bleiben, wie Auto waschen oder Waschmaschine referieren. Das nagt so ein bisschen an einem, wenn man immer diese To-Do-Liste hinter einem herzieht. Von daher, mehr Zeit wäre klasse, wird natürlich nicht funktionieren. Von daher, was wünsche ich mir für die Zukunft ist eigentlich, dass ich das jetzt mit dem Triathlon noch ein, zwei Jahre eigentlich zum Optimum durchziehen kann.

0: 45:03Aber dann freue ich mich auch darauf, eine Familie zu gründen und mir dafür Zeit zu nehmen. Weil das wäre vielleicht auch etwas, was ich anderen Leuten empfehlen würde, wäre, man sollte dann nicht versuchen zu viele Sachen gleichzeitig zu machen, weil wenn ich jetzt wirklich noch Kinder hätte und gleichzeitig Triathlon machen würde und arbeiten, das würde mich innerlich zerreißen. Also das könnte ich nicht. Das heißt, ich möchte mir jetzt die Zeit nehmen, das mit dem Triathlon zu machen und dann möchte ich das auf jeden Fall sehr stark herunterschrauben, mit weniger Ambition und mich dann halt darauf

0: 45:35konzentrieren zu können. Und vielleicht, wenn die Kinder keine Lust mehr auf mich haben, dann würde ich mich vielleicht damit auseinandersetzen, wie ich anderen Jugendlichen den Sport beibringen kann oder so. Aber gleichzeitig möchte ich nicht schon nächstes Jahr damit anfangen, weil ich dann immer hin und her gerissen wäre zwischen den Sachen. Danke dir, dass du deine Geschichte mit uns geteilt hast. Sehr gerne. Danke Jonas und ich wünsche dir alles, alles Liebe und viel Erfolg für deine nächsten Wettkämpfe. Dankeschön. Du willst selbst bei uns dabei sein? Dann melde dich auf unserer Website oder unserer Social Media.

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